Ai – Kein Magier, nur ein Spiegel

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Lhass
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Ai – Kein Magier, nur ein Spiegel

Beitrag von Lhass »

Hallo zusammen,
 
Ich möchte ein paar Missverständnisse über KI aus dem Weg räumen.
 
Zuerst einmal: KI denkt nicht. Sie versteht auch nichts. Sie ist ein Werkzeug. Ein sehr fortschrittliches, ja, aber am Ende trotzdem nur ein Werkzeug.
Wie ein Spiegel – sie gibt zurück, was man ihr gibt.
 
Wenn du Leidenschaft und Energie in dein Rollenspiel steckst, dann sehe ich das. Ich spüre es. Die Qualität deines Spiels fällt auf. Jeder Stil, jede Nuance, die im RP verwendet wird, ist erkennbar.
Auch schlechte Angewohnheiten, fehlende Mühe oder unterschwellige Feindseligkeit bleiben nicht verborgen. Natürlich ist KI nicht perfekt. Kleine Fehler passieren.
Aber wenn man ein bisschen aufmerksam bleibt und sich konzentriert, funktioniert die Szene – und die Absicht wird klar.
 
Jetzt gibt es noch etwas, das ich ansprechen möchte.Es ist nichts, das ich nur hier beobachtet habe. Es passiert in jeder RP-Community, sobald sie älter wird.

Unbehagen. Dieses seltsame Gefühl, wenn man seine Komfortzone verlässt. Viele versuchen, es zu vermeiden. Aber das ist ein Fehler – denn genau in diesen Momenten lernt man etwas Neues.
Dort beginnt Entdeckung. Dort passiert Entwicklung.

Wer versucht, Unbehagen komplett zu umgehen, läuft meist später trotzdem gegen die Wand.
Ich persönlich hätte viele großartige Rollenspielerfahrungen hier verpasst, wenn ich nicht bereit gewesen wäre, ein gewisses Maß an Unbehagen auszuhalten.
 
Ich hätte auch nie etwas entdeckt, das ich an der deutschen RP-Kultur wirklich schätze. Ihr nehmt euch Zeit. Ihr arbeitet Schritt für Schritt.
Ihr glaubt daran, dass es reicht, wenn es jeden Tag ein bisschen besser wird. Und ganz ehrlich: Das ist eine sehr gesunde Einstellung.

Aber selbst damit kann man Unbehagen nicht ewig entkommen. Nicht mal mit Stil oder noch so durchgeplanter Organisation.
Wer es versucht, landet irgendwann wie der Grinch – allein in seiner Box, umgeben von zu vielen Regeln oder ertrinkend in den eigenen Emotionen.
Früher oder später merkt man, dass man sich selbst das Leben schwer macht.
 
Danke fürs Lesen – und danke, dass ihr den RP-Geist am Leben haltet.
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Krimhald Hrovitnir
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Re: Ai – Kein Magier, nur ein Spiegel

Beitrag von Krimhald Hrovitnir »

Grüß dich,

mir stellt sich die Frage, wie du vom Thema KI auf Vermeidungsstrategie kommst. Der Übergang wird nicht wirklich klar. Oder wurde dein Text mittels KI erstellt? Dann wird der Stil für mich klar.

Generell - danke fürs posten - für mich zumindest ist der letzte Teil sehr nachdenkenswert. Und den ersten Teil sehe ich auch so. 
Das, was wir als künstliche Intelligenz verkauft bekommen, ist eher ein nach "logischen Vorgaben" Zusammenfügen, quasi das wiedergeben bereits erstellten Gerichts. Keine wirkliche Denkleistung dabei, nichts mit Schöpfungsprozess oder Out of the Box thinking. Machen wir Menschen ja auch sehr gern und bisher noch logisch schlüssiger. Nun kommt dazu, dass der Mensch gern Masse statt Klasse möchte und eben auch nicht immer die Skills/Zeit hat, Dinge zu fabrizieren. Sprich ein Bild zu malen, als es in einen 1 stündigen Promptwahn zu kreieren, ist viel aufwendiger und führt meist zu einen weniger befriedigenden Ergebnis. Leider führt dies aber auch zu einer größeren Beliebigkeit+ Skills werden gar nicht erst erworben + der kreative Schaffensprozess an sich ganz anders durchlebt. Früher als ich noch gemalt habe, konnte ich mich wunderbar mit meinen Charakter auseinander setzen - von.... das wird geil werden, bis.... boar jetzt hab ichs versaut, ich ärger mich---- ich hab keinen Bock mehr.... ich zerknülle es.... ne ich hab zuviel Aufwand reingesteckt.... ich rette es.... ich mach was anderes drauß.... mit Abstand betrachtet, gefällt es mir dann doch. Diese kreative Auseinandersetzung findet nicht mehr statt. Und das schlägt für mich dann die Brücke zum eigenen Unbehagen. Wir begegnen uns immer wieder selbst. Wenn ich immer wieder Konflikte im Leben habe mit anderen Menschen, dann liegt es nicht daran, dass die anderen Menschen scheiße sind, oder mein Umwelt. Dann liegt es daran, dass ich keine Copyng Mechanism habe Konflikte vernünftig zu lösen und immer davon renne. Und wenn ich aus meiner Bubble nicht rauskomme und Angst habe, ist es wohl das selbe Problem. Da ist Rollenspiel aber ein tolles Ding, hier kann ich das dann lernen, ohne Konsequenzen der realen Welt, oder minimal.... wenn ich mich zumindest an die Regeln halte, die vorher gesetzt sind- sprich, fair bleibe, nicht cheate, RP konform handle. Ist aber auch sehr aufwendig. 

Gerade ziehe ich das Alleinsein einfach vor und DNW ist mir zu aufwendig. Zuviel Energie reingesteckt, die mir gerade sinnlos erscheint und gerade keine Motivation neue Kunst zum Erblühen zu bringen. Vielleicht kommt sie mal wieder. Hoffentlich findet mich das Drama anderer dann erstmal nicht. Das ist nämlich eigentlich das, was mir hier Unbehagen bereitet - das in Konflikte gezogen werden, die ich gar nicht haben will.

Kommt behütet durch den Tag!







 
Jordh bidhak vardhæ ek er
Austir ok ek er sanindi
Ek er fridhr ok ek er sjaulfraudhr
Sun ar tirs or reid ar reid ar birk
Or tir ar non
Ar tir or birk ar reid ar reid
Or tir ar sun
 
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Mizrae
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Re: Ai – Kein Magier, nur ein Spiegel

Beitrag von Mizrae »

Im Fall von Lhass, der sein Tool für die Übersetzung nutzt, sehe ich in der Tat ein sinnvolles Potential. -Leider- ist das ganze noch nicht so ausgereift. Bei uns kommt immer noch häufig Gibberish an. 
Im Stil von: "Tomate spricht gerne Hühnerstall, Fahrrad liest roter Purzelbaum". 
Auch habe ich die Vermutung, dass es "Stille Post"-Prozesse gibt, die dafür sorgen, dass Inhalte einer Konversation sich immer weiter entfremden. Also: Man redet an aneinander vorbei und im schlimmsten Fall macht man ein Missverständnis zum RP-Bestandteil. Dann wird etwas losgetreten, was eine Situation sehr awkward macht. Dann gibt es wieder Aussagen, die missverstanden werden und es entartet immer mehr. 

Wenn aber ganz klare Sätze gesprochen werden, funktioniert es tatsächlich. Bei Emotes wirds häufiger merkwürdig. 

Ansonsten kann ich es nachvollziehen, dass wenn in schöpferischen Prozessen KI involviert ist, es "seelenlos" wird. Ich kann da Zeichner/Maler sehr verstehen, dass es frustriert. Auch ich nutze gerne KI um Fantasie, die vorher nur im Kopf existiert hat zu visualisieren. 

Im Fall von geschriebenen, erzeugtem (nicht übersetzten!) Text von dem UO ja lebt, bin ich sehr kritisch. Weil wenn wir da die KI übernehmen lassen, wird alles einfach "unaufrichtiger". Ich vergebe z.B. sehr häufig die Aufgaben an Priesterinnen Ingame, eigene Gebete zu kreieren. 
Wird mir das dann Ingame vorgetragen, bin ich dann direkt in so einem "Ist das selbstgeschrieben? Ist das KI?"-Analysemodus und kann am Ende die Arbeit, die sich ein Spieler vielleicht wirklich gemacht hat gar nicht richtig würdigen. 
Ich kann so was auch nicht unbedingt gut. Meist inspiriere ich mich an Songtexten oder ähnlichem und dichte das um. Ob das besser ist? Ka =). 

Schwierig. 
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Lhass
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Re: Ai – Kein Magier, nur ein Spiegel

Beitrag von Lhass »

 
 Nun, ich möchte nicht streiten, aber ich ermutige jeden, der starke Meinungen über KI hat, sie einfach zu nutzen und sich eine eigene Meinung zu bilden, anstatt sich auf Emotionen oder die Mehrheit zu verlassen. In meinem Fall bin ich wahrscheinlich der schlechteste Typ von Nutzer dafür: Ich versuche, sie nur zum Übersetzen zu verwenden, ohne etwas zu ändern oder hinzuzufügen. Aber ich schreibe mit viel kreativem Ausdruck, was die KI manchmal verwirrt. Außerdem bin ich legasthenisch, und meine Grammatik ist nicht die beste. Selbst nach jahrzehntelanger Nutzung und Übung bleibt es eine Herausforderung. 
 
Danach bearbeite ich den Text ins Deutsche, und das ist der längste Schritt. Ich verbringe normalerweise zwei bis drei Stunden mit jedem Text, je nach Länge und ob ich Teile wiederverwende, die ich zuvor ausgeschnitten habe. Kreativität kann durch ein neues Werkzeug nicht gestoppt werden. Kreativität kann überall sein, wenn man in der richtigen Stimmung dafür ist. Ich liebe es sogar mehr, meine Forenbeiträge zu schreiben, als das Spiel buchstäblich zu spielen XD. Aber das Spiel liefert die Inspiration :).
 
Und was Miz sagte: Wenn das wahr wäre, könnte ich nicht den Überblick über alles behalten, mir nicht jedes Detail merken und nicht alles, was passiert, überblicken. Viele Spieler spielen gern mit mir, weil ich keine Details vergesse – ich behalte alles im Blick und reagiere auf ihr Rollenspiel. Ich spüre, wenn ein Spieler sich unwohl fühlt, und passe mich entsprechend an. Ich habe so viele ''Konfliktszenen'' gespielt, dass ich den Überblick verloren habe. Ich habe bisher nur eine Verwarnung erhalten. Wenn ich merke, dass du nicht darauf stehst, werde ich nichts erzwingen.

Ich neige dazu, ein wenig ''frech'' gegenüber Spielern zu sein, die andere in schlechte Konflikte zwingen. Ihnen fehlt die Nuance; es geht nicht darum, ''im Spiel“ zu agieren. Ihre Meta-Signale sind offensichtlich, die Kohärenz bricht, und das ''Opfer“ bekommt keinerlei Perspektive. Es ist schmerzhaft zu sehen – ich kann nicht anders, als mich in die Lage des Opfers zu versetzen, und es lässt mir die Zähne knirschen. Eine Szene ist nicht nur ein Satz oder ein einzelner Austausch – es ist eine ganze, facettenreiche Geschichte. Bei genügend Aufmerksamkeit werden Fehler leicht bemerkt. Man möchte auch zumindest teilweise die Perspektive des Opfers einbeziehen. Das ist besonders wichtig, wenn man einen bösen Charakter spielt.

Übrigens lese ich den deutschen Text; ich verlasse mich nicht ausschließlich auf die Übersetzung.
 
Ich würde sagen, dass die Hälfte der Leute, die meinen Stil nicht mögen, hauptsächlich auf Gewohnheiten reagiert, die ich aus der französischen Rollenspielszene übernommen habe, wo wir besonders kritisch gegenüber allem sind, was meta wirkt oder schlechte Gewohnheiten fördert, die der Szene langfristig schaden können. Ja… es ist leicht, nicht zu 100 % ''in Character“ zu sein, aber die Erfahrung lehrt einen, Dinge herauszufiltern, wenn man merkt, dass sie von Discord oder Meta getrieben werden. Ich bin nicht perfekt, aber ich gebe mein Bestes.
 
Aber ich garantiere: Viele Menschen nutzen das Tool mit perfekter Grammatik und einem gewöhnlicheren Schreibstil – und diese Leute fallen überhaupt nicht auf. Und was das Schreiben mit KI betrifft: Solange man kreativ bleibt, ist es ein großartiges Werkzeug. Man liefert etwa 95 % des ursprünglichen Textes, und die KI korrigiert die Grammatik. Sie hilft, sehr schnell zu schreiben, ohne sich zu sehr auf Korrekturen konzentrieren zu müssen. Die gewonnene Zeit kann man dann in die Verbesserung des Textes investieren. Kein ''guter“ Text entsteht auf Anhieb; man muss viel bearbeiten, um etwas wirklich Anständiges zu erreichen.

Wie ich sagte, gibt die KI zurück, was man ihr gibt. Wenn man ihr Mist gibt, wird sie Mist zurückgeben.
 
Einen schönen Tag noch.
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