Magus Victus Golga,
ich benötige für ein zeitkritische arkane Fragestellung Eure Expertise.
Bitte lasst mich wissen, ob und wenn ja wann Ihr etwas Zeit erübrigen könntet.
Wenn Euch der Weg nach Nalveroth zu heikel ist, können wir uns auch an einem anderen Ort treffen.
Shandra – die gute Seele des Clans – kam gerade von den letzten Besorgungen zurück zum Anwesen. Schon von der Ferne aus konnte sie eine Gestalt ausmachen, welche vor den Toren stehend, an der Wand lehnte. Der Mann machte einen ruhigen Eindruck und als Shandra näher kam, erkannte sie auch an seiner Kleidung, dass es sich um einen Boten handelte. Und als die Dienstmagd den Abstand verkürzte, zeigte sich in ihrem Blickfeld auch das angebundene Pferd des Reiters.
Ein Lächeln zeichnete sich ab als sie näher zum Wartenden kam.
„Guten Tag werter Fremder, kann ich Euch helfen?“
„In der Tat, ich habe hier ein Schreiben, welches an den Herren von Assuan gerichtet ist, Ihr seid doch die Dienstmagd?“
„Ja, die bin ich. Ich hoffe ihr musstet nicht lange warten, ich war noch einige offenstehende Aufgaben erledigen. Wollt ihr etwas zu trinken?“
„Nein, schon gut - danke, ich warte noch nicht so lange und ich muss auch schon gleich wieder zurück. Aber hier…“
Er überreichte dann auch schon Shandra das versiegelte und an Golga adressierte Schreiben. Shandra im Gegenzug reichte dem Boten dennoch ein paar Münzen – auch wenn sie wusste, dass der Mann im Vorhinein schon bezahlt wurde. Aber es ist einfach eine wertschätzende Geste der Familie.
Die beiden verabschiedeten sich noch und jeder ging seinem Tagwerk weiter nach.
Es vergingen zwei Tage, ehe Golga wieder zuhause war. Dies schien in den letzten Tagen oft der Fall zu sein, denn der Magier war oft in irgendwelchen Sachen verstrickt, die einfach ihre Zeit benötigten.
Ein kurzer prüfender Blick. Analysierende Magie wurde gewirkt. Danach brach Golga das Siegel.
„Mh“ war lediglich, was man vor ihm hörte, als er die Zeilen im Stehen überflog. Er senkte die Hand, mit welchem er das Schriftstück hielt, und mit der Freien rieb er sich den Nacken.
Ein leise hallender, über die Ebenen schallender durch Magie getränkter Ruf, entwich über seine Lippen. Die mystische Kraft trug seine Worte bis in die Ebene seiner Vertrauten. Und sie folgte seinem Ruf.
„Meister, du hast mich gerufen, wie schön wieder bei dir zu sein“ Für viele mag die Stimme der Teufelin lasziv und verführerisch klingen. Doch dies war nicht von der Gehörnten gewollt, und Golga hörte diesen Unterton auch nicht.
„Gehe und suche die Sorsha von Schwarzenfels auf. Sag ihr, dass ich gewillt bin sie zu treffen. Du kennst sie ja und kannst selber abschätzend wo du sie antreffen wirst“
„Ja und Ja Meister. Wie Ihr wünscht“
„Ich werde die nächsten Tage in der Magieakademie anzutreffen sein. Sie soll sich selber den Tag aussuchen. Die Uhrzeit… ab der 20ten Abendstunde..“
„Sehr wohl Meister“ .. Tahxxilis vergeudete keine weitere Zeit mehr. Sie ging durch die Türe ins Freie. Im nächsten Augenblick breitete sie auch schon ihre Schwingen aus und hob sich in den dämmernden Abendhimmel.
Der Flug nach Nalveroth war ihr nicht unbekannt und so erreichte sie ihr Ziel relativ zügig. Dort angekommen zog sie im Schutze einiger Wolken und dem anbrechenden Nachthimmel ihre Bahnen über die Stadt. Die Zeit verstrich, die Teufelin blieb geduldig.
Dies sollte auch belohnt werden, denn sie machte dann die Magierin aus. Sorsha war stets in Begleitung eines Mannes – Wohl ein Leibwächter, dachte sich die Teufelin. Tahxxilis wartete ab und als sich dann ihre Möglichkeit offenbarte, nutzte sie diese das kleine Zeitfenster. Denn viel Zeit blieb ihr dann auch nicht mehr übrig um den Auftrag zu erfüllen.
Aus einer Seitengasse heraus würde dann Sorsha die warmen und lusttrunkenen Worte der Teufelin vernehmen können…
„Der Meister von Assuan wäre gewillt dich in den nächsten Tagen zur 20ten Abendstunde in der Magieakademie zu treffen“
Würde Sorsha die Worte vernehmen, und in die dunkle Gasse blicken, so würde sie den aufleuchtenden Augen der Teufelin begegnen. Und beim nächsten Herzschlag wäre die Gestalt der Teufelin verschwunden. Lediglich den Geruch von Schwefel hätte Sorsha noch ausmachen können.