Eine Nachricht für Fel Maris

[Livius Quintus]

Im Hafner-Viertel würde im Laufe des Abends eine Nachricht, adressiert an Fel Maris, zurückgelegt werden. Die Nachricht ist knapp gehalten, die Letter allerdings deutet auf ein sauberen Schriftzug hin, als habe man sich Mühe gegeben.

Wissen und Weisheit, Fel

Bedauerlicherweise warst du bei der Einweihungsfeier der Bewahrer nicht zugegen, obwohl ich hoffte, dich als Gast begrüssen zu dürfen. Es ist länger her, dass wir uns sprachen und ob des vergangenen Aufeinandertreffens wage ich zu glauben, du könntest dich absichtlich vor mir verstecken.
Als meine Schülerin möchte ich allerdings wissen, wie es um dich als Person und deinen Fortschritten steht, darum lass mir ein Schreiben zukommen, in dem du mich über besagtes aufklärst.

Fürderhin möchte ich aufgrund gewisser Entwicklungen, respektive Wünsche durch deine Freunde, ein Gespräch mit dir im Beisammensein von Ba’thal führen. Es gibt einige Dinge zu klären. Doch sorge dich nicht, das Gespräch soll mehr formaler Natur sein, als alles andere.
Lass mich wissen, ob und wenn ja, wann du in den kommenden Tagesläufen Zeit hättest, dich mit uns zu treffen.

In baldiger Erwartung einer Rückmeldung

Livius

[Fel Maris]

Einen Tag lang hatte das Schreiben gelegen - nicht unbeachtet und auch nicht vergessen, aber doch an den Rand geschoben, zur Seite gedrängt durch den Anschein hektischer Aktivität. Daran war dieser Tage nichts ungewöhnliches, aber die Verbissenheit mit der Fel sich in ihre selbstgewählten Pflichten stürzte, erweckte dennoch mehr und mehr den Eindruck einer Manie, unter der Laune, Duldsamkeit und Umgang gleichermaßen litten.

Übung, Dokumentation, Korrektur, Übung, Dokumentation, Korrektur: Allein die nicht zu vernachlässigbaren Kosten für Papier verhinderten, dass das Zelt zu einem regelrechten Nest aus Notizen verkam, deren ursprüngliche Ordnung mit der Zeit ein wundersames Eigenleben angenommen hatten.

Selbst jene zwielichtigen Mitbewohner am Hafen bekamen kaum mehr zu hören, als schnappende Silben, herausgepresst mal in furiosem Grimm, mal in resigniertem Betteln:

Az Miken!
By Pemak!
Xac Eiv!
Za Roji!

Die einzige Konstante darin schien die bleibende Frustration der Halbelfe mit der Welt, dem Wetter, Nebelhafen im Allgemeinen und sich selbst im Besonderen.

Schliesslich, so wie manche Dinge mit der Zeit eben an Würde und Wichtigkeit gewannen, kehrte die Aufmerksamkeit zum Schreiben zurück, das all die Ausfälle weitgehend schadlos überstanden hatte.

Zur Mittagsstunde würde schliesslich eine Antwort bei der Bank von Solgard hinterlegt werden, geschrieben auf mühsam geglätteten Papier, die Kanten nur halbwegs sauber mit einem Messer geschnitten.

Wissen und Weisheit Herr Quintus,

Es ist sehr freundlich von Euch Erkundigungen einzuholen, was mich und meine Fortschritte betrifft. 

Letztere bestehen in erster Linie aus wachsendem Zweifel, was Methoden und Herangehensweise an mein aktuelles Projekt angeht. Eine weisere Person würde vermutlich die Konsequenz ziehen und im Scheitern einen Erfolg finden: Letztlich ist die Fruchtlosigkeit des gesamten Unterfangens ja eine der vorausgesagten Möglichkeiten. Ich arbeite noch daran mein Wunschdenken dahingehend an die Realität anzupassen und den Fehlschlag nicht nur zu akzeptieren, sondern zu umarmen.

Leider habe ich allerdings mit Umarmungen keine sehr guten Erfahrungen gemacht - Ihr versteht vielleicht meine diesbezügliche Zurückhaltung.

Was das Treffen mit dem Orchaldor, Ba'thal, dem Würdevollen angeht: Falls die angedeutete formale Natur des Gesprächs auf ein Duell hinweist, bitte ich mich zu entschuldigen. 

Sofern es tatsächlich nur um ein Gespräch gehen, kann ich mir gern jederzeit - zum Beispiel am kommenden Mittwoch Abend - Zeit nehmen.

Lasst es mich wissen, ob formale Kleidung, Waffen und Rüstzeug notwendig sind.

Mit ergebenen Grüsse
Fel Maris
 

[Livius Quintus]

Fel würde im Laufe des frühen Abends eine Bestätigung des Termines erhalten, mit dem Verweis, das formelle Kleidung genüge und sie keine Angst vor einem Duell haben müsse.