Ein elfisches Schreiben für Davind Benheim

[Munar Areu]

Das folgende Schreiben wird in einer verzierten Ledermappe sowohl an den Sitz des Bundes, so wie in Nebelhafen bei der Bank für Davind hinterlegt, mit dem Vermerk “Persönlich”

Caladlorn am 19. Lothron des Jahres 1 nach neuer Zeitrechnung

Le suilon, werter Herr Davind Benheim,

ein Mitglied Eures Bundes, mit dem Namen Aanatus, hat sich gegenüber dem hohen Volk der Elfen gewaltsam versündigt. Jenes tat er in voller Montur Eurer Gruppierung, weswegen wir Euch als dessen Anführer in der Verantwortung sehen.

Als eine neutrale Gruppierung, liegen die Erwartungshaltungen an Euch, dass sich Eure Mitglieder aus den Konflikten jener Insel heraushalten und keine eigenen Konflikte mit den bestehenden Fraktionen heraufbeschwören. Alles andere würde den Status der ‘Neutralität’ ad absurdum führen.

Neben der mehrfachen Verbrüderung mit den Jüngern Suroms, hat jenes Mitglied Eurer Gemeinschaft am 18. diesen Monats, meiner Gattin nach einem von ihm initiierten provokanten Gespräch in den Rücken geschossen und sie zu Fall gebracht. Nicht dass diese gewaltsame Tat genug wäre, legte er noch Hand an sie an, um sie nach Wertgegenständen zu durchsuchen.

Eine Tat, die für uns aus dem elfischen Fürstenhaus Areu nicht hinnehmbar ist. Jener Abschaum ist somit ab dem heutigen Tage für Vogelfrei erklärt.

Um den Status Eurer Gemeinschaft zu bewerten, werdet Ihr Zeitnah um ein Gespräch gebeten, um das zukünftige Verhältnis zwischen Nothrim Areu und dem Bund der Handwerker zu klären.

Gen suila,

Munar Areu, Tarcil en Nothrim Areu

Ennui tirn i elen, enniath vi dagor a manadh

[Davind]

Nachdem er in der Bank den ersten Brief von Gerwin überreicht bekam, ging er zurück ins Gildenhaus und dort fand er dann den zweiten Brief. Er öffnete beide, überflog die Zeilen, ließ dann den einen Brief offen liegen, sichtbar für alle Mitglieder. Mit dem anderen, gleichen Wortlauts ging er nach oben und las ihn sich einige Male durch. Beim ersten Durchlesen stockte er bei dem Satz mit dem .... hat sich vergangen ..... Aanatus hat sich an einer Frau vergangen und dann noch an einer Elfin ..... er schüttelte den Kopf und erst dann las er weiter.

Schließlich legte er den Brief auf den Tisch und verfasste eine Antwort, er wußte Aanatus würde an dem Tag später ins Gildenhaus kommen, deshalb würde er den Terminvorschlag dem Tarcil schon mitteilen.

Er suchte Pergament, Tinte und Feder zusammen und fing an die Nachricht zu schreiben. Anschließend ritter nach Nebehalfen und übergab sie einem Boten, dem er dann ein paar Groschen dafür in die Hand drückte.

 

[Aanatus]

Eine Nachricht erreicht Munar.


Elf, der nicht zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden vermag,

mein ehemaliger Gildenmeister berichtete mir von Eurem Schreiben und es war wenig überraschend, dass ein Individuum, welches die elementaren Prinzipien der Logik nicht versteht - ich will Euch an dieser Stelle nicht mit einfachsten Erklärungen zu Kausalketten überfordern - auch weitere Denkfehler begeht: Wer seid Ihr denn, mich als vogelfrei erklären zu können? Dafür müsstet Ihr ein Lehensherr sein, also Ländereien als die Euren bezeichnen: de jure und de facto.  Von solch Ländereien hörte ich allerdings bisher nichts.

Nun denn, ich übersetze nun mal Euren kläglichen Versuch, das Wort Vogelfreiheit zu verwenden: Ihr wollt mir also - eines Strauchdiebs gleich - nachstellen, mich erneut angreifen, so eben, wie all dies im Drachenhort seinen Anfang  nahm: Durch Eure Klinge und die Feuerzauber Eures Weibes auf einem Euch fremden Gebiet.

Diese Herausforderung nehme ich liebend gerne an! Und da Ihr in Eurer Nachricht vom "Fürstenhaus" Areu sprecht, bevor Ihr mich als "vogelfrei erklärt", so betrifft diese Sache jeden Eurer Sippe! Jedoch mitnichten irgendwelche anderen Hochelfen - auch wenn Ihr auch hier in Eurem Briefchen mit einfältigsten Generalisierungen einen Bogen von Eurem Häuschen zu allen Hochelfen schlagen wollt. Nein, nein - so viel sei gewiss, den stinkigen Atem eines Areu-Lügenmauls werde ich von den anderen, ehrenhaften Hochelfen, welche mir keinen Schaden zufügten, durchaus unterscheiden können!

Aber zurück zum Eigentlichen: Wie Ihr mir, so ich Euch!   Und ja, die Betonung liegt auf "ich und "mir": Ein Singular, damit ihr nicht schon wieder etwas verwechselt, Elf! Um meine einstigen Gildenfreunde vor den Untiefen Eures wirren Geistes zu schützen, habe ich den Handwerkerbund verlassen, um mich voll und ganz auf die Edukation der Unbelehrbaren zu konzentrieren. Und als Paradebeispiel dieser Toren werde ich mich mit größtmöglicher Hingabe Euch und Euren Hausmitgliedern widmen.

Ich gebe Euch also einen Ratschlag: Seid zu jeder Zeit gut gerüstet, schaut immer über Eure Schulter - irgendwann werden Eure Hochelfenohren das Zischen meiner Pfeile hören oder das Aufblitzen meiner Klinge sehen. Kein Ort außerhalb Caladlorns wird für die Mitglieder Eures besitzlosen "Fürstenhauses" sicher sein, bis eine Entschuldigung für Eure Verleumdungen, für Eure sinnbefreiten Erklärungsversuche von Neutralität und für Euren Angriff auf mich ausgesprochen wurde und bei mir eingetroffen ist. Und wer weiß, ob ich das nächste Mal so freundlich wie zu Eurem Weib bin und den nächsten gezüchtigten Areu genauso sorgenvoll die Wunden pflege, um ihn anschließend sachte vom Boden aufzuheben?! Wer weiß auch schon, ob ich nicht doch noch irgendwann einmal zum Materialismus finde und tatsächlich - wie Ihr Lügenmaul es geschrieben habt - nach Wertsachen beim nächsten niedergestreckten Areu zu suchen beginne?! Ursache und Wirkung...

Das hier war Eure erste - und einfachste - Lektion.
Wie viele davon noch folgen werden, bestimmt der Ankunftszeitpunkt Eurer Entschuldigung.

Gez. Aanatus






 

[Munar Areu]

Caladlorn am 22. Lothron des Jahres 1 nach neuer Zeitrechnung

Mae govannen, werter Herr Davind Benheim,

das sich jener Aanatus der Verbrüderung mit Surom mehrfach schuldig gemacht hat, ist keine Unterstellung, es ist eine erwiesene Tatsache. Aus dem Grund, dass eines Eurer Mitglieder einen hinterhältigen Angriff auf meine Gattin ausgeführt hat, halte ich den von Euch gewählten Ort für nicht den richtigen.

Der oberste Bewahrer, Livius Quintus, hat mir den Vorschlag unterbreitet, dass wir für das Treffen die Museumsbibliothek in Solgard dafür verwenden können. Da jener Aanatus einen Reichsbann in Solgard 'genießt', wäre seine Präsenz dort vermutlich eher ungünstig. Jedoch können wir uns dort gerne zu der von Euch genannten Uhrzeit treffen.

Gen suila,

Munar Areu, Tarcil en Nothrim Areu

Ennui tirn i elen, enniath vi dagor a manadh

[Davind]

Als der Bote ihm die Nachricht in die Hände drückt, bittet er ihn doch einen Moment zu warten. Schnell öffnete er das Schreiben, las es und bat den Boten mündlich eine Nachricht zu übergeben.

Werter Munar Areu, Tarcil en Nothrim Areu,

ich werde zu dem angegebenen Zeitpunkt versuchen da zu sein, es könnte sein, dass ich mich vielleicht um ein paar Augenblicke verspäte, da ich
vorher noch ein Handelsgespräch bis kurz vor dem achten Glockenschlag am Abend geplant hatte. Selbstverständlich versuche ich alles in meiner
Macht stehende, pünktlich zu sein.

Es grüßt

Davind Benheim