Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Rollenspielforum für Fraktionsübergreifende Korrespondenz.
Noa Feldspan
Beiträge: 82
Registriert: 16 Aug 2022, 20:48
Has thanked: 27 times
Been thanked: 71 times

Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Noa Feldspan »

Selbstgefällig konnte Jina, die leitende Postangestellte Silberburgs, ihre Arme verschränken und auf den kleinen, kränklich anmutenden Kunden hinabsehen. "Sieh an, der Herr Feldspan mal wieder. Und so kleinlaut, so haben wir sie gern, nicht wahr Hadrian?"  Noa Feldspan, Chronist der Truchsess und an und für sich eine Figur, welche dem gepflegten Diskurs nicht abgeneigt war, druckste auf der Stelle herum. Seine Finger zogen zittrig einen fein-säuberlichen Umschlag hervor und platzierte diesen auf der Theke vor sich. "Wollen wir doch mal sehen, was wir hier haben." Jina zog ihre Lesebrille hervor und genüßlich ließ sie sich Zeit mit dem Lesen. Ein heiteres Schnauben war von Hadrian zu hören. "Soso. An die werte druidische Heilkundige Shira'niryn nahe Silberburg. Ja, da muss Euch ein Fehler passiert sein. Da steht gar nicht 'Shari vom Altvolk im Waldhain'. Wie können wir uns das bloß erklären, Herr Feldspan?" Scham trieb ihm eine heftige Röte ins Gesicht. Wie ein Schuljunge vor der Rektorin, schob er die Hände in die gegenüberliegenden Ärmel seiner grausigen Reiserobe. "Ja, also wenn ich dumme Nuss nicht eine dumme Nuss wäre: Habe ich Euch nicht gesagt, dass es bei den Waldelfen keine Shari gibt? Hadrian, hab ich das nicht gesagt?" Zustimmendes Raunen. "Sagt bloß, Ihr habt Euch geirrt, Herr Feldspan! Das wäre ja unerhört, der Herr erbarme sich unser!", spottete sie seiner. Sie selbst hatte die Güte die Rechte nach oben gekehrt auf die Thresenkante zu legen. Wieder legte Noa einen Goldbetrag darin ab, dass der Brief seine Adresse finden sollte.
 
Der Herr ist der Hirte eines Königreichs,
Was sagt das über die Pracht seiner Herde?
Silberburg, der 30. Achtmond in seiner Herrlichkeit

Sehr geehrte Shira'niryn,

Im Namen des Herrn getauft als Noa Feldspan, ersuche ich Euch als Heilkundige nach langem Leidensweg und aufgrund höchster Empfehlungen und Anraten ihrer Truchsess, der Edlen Fenria von Vildaban. Mein körperliches Leiden entflammt als Reaktion auf das Wirken arkaner Effekte auf meine Person und zuweilen auch in meiner Umgebung und äußert sich in einer Manigfaltigkeit an Konsequenzen. So diente ich als das Subjekt diverser Studien in hoch und weniger hoch anerkannten Institutionen, doch konnte mir keine Tinktur oder Droge, noch eine andere Therapie helfen. Wenn auch ich nicht zu hoffen wage, - Der Herr bedeutet mir Hoffnung. - dass Ihr meinen Leidensdruck mildern könnt, so bin ich es dem Verlangen der Edlen und dem Königreich schuldig beweisen zu lassen, dass von mir keine Seuche noch sonstwelcher Schaden ausgeht.
Daher ersuche ich Euch in höchstem Respekt um ein Vorsprechen und eine Untersuchung meiner Person.

Bitte lasst mir Eure Antwort im Bankhaus Silberburgs oder bei den Wachposten der Stadt mit einem Hinweis auf die von Euch gewählte Stunde und Örtlichkeit.
Ich will mit den mir gegebenen Mitteln alles tun, Euch euer Werk zu erleichtern.

Ergebensten Dank
Noa Feldspan
Chronist der Truchsess
 
Wo des Herrn Priester predigen, soll keine Seele verloren sein, soll keine Träne sinnlos fließen, soll jede Saat aufgehen.
Hebt eure Herzen zum Herrn, frohlocket die ihr ihm dienen dürft.

 
Benutzeravatar
Shira'niryn
Beiträge: 414
Registriert: 20 Apr 2019, 10:43
Has thanked: 32 times
Been thanked: 53 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Shira'niryn »

Vermutlich würde die Nachricht letztendlich beim Bewahrerhaus am Rande von Silberburg landen, vielleicht weil man den Hort des Kristalldrachen nicht kannte, vielleicht weil es einfach der kürzere Weg wäre. So oder so, letztendlich würde die Nachricht in den Postkasten der Bewahrer gestopft werden, wo sie erst einmal den Tag über verweilt. Erst am nächsten Tag würde das Stück Pergament in die Hände von Shira'niryn finden. Nicht weil sie sich dafür interessierte, nein... Papierkram war etwas schrecklich menschliches, sondern weil sie voller Genugtuung Livius den leidigen Haufen an Papierkram präsentieren wollte. Als jener ihr mit einem süffisanten Grinsen offenbarte, dass eines der Schreiben für sie wäre, verging ihr das selbstzufriedene Lächeln so rasch, wie es gekommen war. Grummelnd schnappte sie sich den an sie adressierten Brief und verkrümelte sich damit aus seinem Sichtfeld. Eine stumme Strafe für den Obersten Hütern nun nicht zu erfahren, warum man Shira'niryn persönlich anschreiben würde.

Die Stirn in Falten gelegt, wanderte das intensive Augenpaar über die geschriebenen Zeilen von Noa und ein kleines Schnaufen drängte sich schließlich über ihre Lippen. Sie erinnerte sich an den kränklichen Kerl, der allein am Analysezauber Golgas zu vergehen drohte. Es wäre gelogen, würde sie behaupten, das hätte nicht in irgendeiner Art und Weise ihre Neugierde geschürt, doch an diesem Abend gab es Wichtigeres zu erledigen als sich um das Leben eines kleines Menschlein zu kümmern. Nun aber..  würde sie ein wenig Zeit dafür finden. Vielleicht offenbarte er ihr etwas, was sie bisher noch nicht gesehen hatte und immerhin hatte sie eine Möglichkeit hinter den Schleier der Welt zu schauen, ohne jene Magie zu wirken, die dem Kerl offenbar Schmerzen zufügte. 

Sie zog einen ihrer alten Niederschriften heran und studierte kurz die Art und Weise sie man noch einmal einen formellen Brief aufzusetzen hatte, ehe sie schlicht das Grundgerüst übernahm. Menschen waren so kompliziert. 

Wissen und Weisheit, 

die Nachricht hat mich erreicht und meine Neugierde geweckt. 
So es wie der Wunsch der Truchess ist, möchte ich mir ein genaueres Bild von dem machen, 
was dich offenbar quält. Sei unbesorgt, dass ich hierfür keine Magie verwenden muss.
Nicht zwingend.
Ich sehe hinter den Schleier, der die Wahrheit für viele Menschen verdeckt
und vielleicht verbirgt sich dahinter der Grund für dein Leid.

Ich kann dir anbieten mich am dritten Tag des neuen Mondes
zur achten Abendstunde nach dem Mittagsläuten
im Haus der Bewahrer, am Rande von Silberburg, zu besuchen.

Du brauchst nichts mitzubringen, außer deine Fähigkeit zu kommunizieren
und deine Erinnerungen preiszugeben. 

gez.

Shira'niryn
Wachendes Auge der Bewahrer
Kristallforscherin
Erzdruidin 


Bild



[OOC: Samstag, 03.09.2022 - 20 Uhr Bewahrerhaus]
 
»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
Noa Feldspan
Beiträge: 82
Registriert: 16 Aug 2022, 20:48
Has thanked: 27 times
Been thanked: 71 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Noa Feldspan »

Noa fing mit einer schweren, leicht ins Bläuliche reichenden Tinte an. Die frisch erstandenen Pigmentstäube verflüssigte er im Reinstwasser, ehe er sie wohlbedacht farblich abstimmte und der Tinte zusetzte. Mehrere Strichübungen kosteten ihn Stunden, bis er das richtige Verhältnis aus Farbwirkung, Dicke und Ebenmäßigkeit wusste. Die eiserne Feder wurde herangezogen und mit einem Tuch gesäubert. Das dauerte nicht lange, denn Noa hielt sein Schreibwerkzeug stets reinlich. Dabei stand er am Fenster zum Kronburghof gewandt, alleine schon um des guten Lichtes wegen. Wieviel würde eine Schreibfeder aus Mithril kosten, wieviel eine aus Blutstein? Er machte sich einen Knoten ins Tuch, stets eine Metallfeder in seinem Packen zu haben, so dass er Meister Dagolar eine schenken mochte. Es gab eben schlicht Dinge, in denen die Menschenhand Besseres schuf, als sie die Natur selbst je vollbringen könnte. Er wandte sich wieder dem Schreibpult entgegen und blickte überprüfend auf seine Vorbereitung: Der Werkplatz sauber, die Feder und die Tinte parat, das Falt- und das Zeichenlineal zu jeder Flanke. Noa zögerte noch eine halbe Sekunde, ob er wohl Siegelwachs anwärmen sollte - aber es handelte sich um einen innerörtlichen Brief, selbst überreicht. Irgendwo muss auch mal Schluss sein mit den Feinheiten.
 
Im Bund mit dem Herrn,
vergeht kein Tag ohne Sieg.
Silberburg, der 7. Tag des 7. Monats im Jahr 76 nach Betreten der Welt.

Sehr geehrte Meisterin Shira'niryn,

Bezüglich meines Gesundheitszustands, habe ich mich vor etwa einem Mond in Eure getreuen Hände gegeben. Meine Dienstherrin, die Edle Fenria Vildaban von Silberburg, erwartet geduldig das Eure Urteil über meine Gefährlichkeit für Ihr Volk, als auch ich ob möglicher Heilungsoptionen.
Wie ich es damals recht verstand, wolltet Ihr Euch mit den Euren Kollegen beratschlagen was Euch gerne zugestanden sei. So bitte ich, nach nun doch einer Weile, um einen neuerlichen Termin zur Konsultation und fortschreitender Untersuchung.

In Demut vor dem Herrn und Demut vor Eurem Vermögen
Noa Feldspan
Chronist der Truchsess
 
Der Herr geduldet sich den Armen, geduldet sich den Eitlen, geduldet sich den Schwachen und geduldet sich den Tollkühnen,
wo doch jeder Mensch seine Tugenden hat, sieht der Herr das vollendete Ganze wenn wir nur vorneinander lernen.
Benutzeravatar
Shira'niryn
Beiträge: 414
Registriert: 20 Apr 2019, 10:43
Has thanked: 32 times
Been thanked: 53 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Shira'niryn »

Ein paar Tage würde es wieder dauern, bis die Botschaft letztendlich auch zwischen die Klauen Shira'niryns findet und jene starrte die geschriebenen Zeilen Noas im ersten Moment ein wenig verwirrt an, bis sie zwischen all dem Wirrwarr und der Trauer der letzten Wochen die passenden Erinnerungsstücke gefunden hatte. Stimmt. Da war ja was. Etwas, was mit dem Angriff auf Ivren'mir und dem Tod des jahrhundertealten Freundes verloren gegangen ist. Ein missmutiges Schmatzen und mit wenigen Silben rief sie den kleinen Faelug an ihre Seite.

»Bringst du Golga die Botschaft, das ich ihn dringend sprechen muss?«

Funkelchen war, kaum war er in dieser Ebene gelandet, damit beschäftigt seinen eigenen Schwanz zu jagen und es dauerte daher ein paar Augenblicke, bis sein Fokus sich auf Shira'niryn gelegt hatte.

»Dem Jungchen der eigentlich ein Opa ist?«

Ein verräterisches Zucken ging durch die Mundwinkel der Druidin und mit einem kleinen Räuspern neigte sie den Kopf.

»Genau der, sag ihm, das es dringend ist.«

Und kaum hatte sie die Worte gesprochen, sah sie auch schon den Faelug wie er davon flog und wild flatternd seinen Weg nach Nordhain suchte. Für Noa würde sie diesmal eine mehr schlichte und knappe Nachricht verfassen und jene per Bote an ihn übermitteln lassen.

 
Wissen und Weisheit, 

ich habe dich nicht vergessen und doch hat meine Aufmerksamkeit den letzten Wochen auf etwas anderes gelegen. Wissend um die Dringlichkeit die für dich und Fenria bestimmt dahinter steckt, werde ich mich in den kommenden Tagen jedoch erneut bei dir melden.

gez.

Shira'niryn
Wachendes Auge der Bewahrer
Kristallforscherin
Erzdruidin 

Bild


 
»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
Benutzeravatar
Shira'niryn
Beiträge: 414
Registriert: 20 Apr 2019, 10:43
Has thanked: 32 times
Been thanked: 53 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Shira'niryn »

Und schon wird wieder eine Nachricht seinen Weg zu Noa finden, versiegelt mit dem Wappen der Gemeinschaft der Bewahrer.
 
Wissen und Weisheit, 

nach Rücksprache mit den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft können wir dir anbieten, dass wir uns am ersten Tag des neuen Mondlaufes treffen. Wir könnten dir den Zeitraum von der dritten bis zur sechsten Stunde nach dem Mittagsläuten anbieten. Treffen wäre in der Taverne zu Silberburg.

Sollte der Zeitpunkt nicht möglich sein, können wir dir erst im Verlauf des nächsten Wochenlaufes etwas anbieten.

gez.

Shira'niryn
Wachendes Auge der Bewahrer
Kristallforscherin
Erzdruidin 

Bild

[OCC: Samstag, 01.10.2022 - 15-18 Uhr]

 
»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
Noa Feldspan
Beiträge: 82
Registriert: 16 Aug 2022, 20:48
Has thanked: 27 times
Been thanked: 71 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Noa Feldspan »

Der Bote wird an der Kronburg fündig werden, wo eine Wache die Nachricht für den Chronisten verwahrt. Er schlägt diese auf, sorgsam das Wappen brechend ohne zuviel Schaden an den beiden Hälften zu bewahren. Selbst dafür hat er ein Werkzeug, einen flachen Kamm welcher die Sollbruchstelle präpariert. Noch in der Nacht, bei kläglichem Kerzenlicht wird der Inhalt aufgenommen. Noa harrte und überprüfte den Schutz der hölzernen Fensterladen. Dann den Sitz der isolierenden Fensterscheibe, welche er zusätzlich mit so einigen groben Lederlappen verhangen hatte. Es wurde ihm doch schon empfindlich zu kalt des Nächtens auf der Burg. Winterberg! Er würde sich zu Tode frieren. Mit Handschuhen machte es ihm wenig aus das Glasfässchen direkt über der offenen Kerzenflamme zu erhitzen, ehe er die vorgewärmte Tinte zu Papier brachte. Es fällt auf, dass er keine spezielle Tinte bemüht und der Brief wird erst in aller Frühe bei den Bewahrern abgegeben, adressiert an Shira.
 
Der Herr liebt den Tag, der Herr liebt die Nacht,
weiß er doch um seine treuen Begleiter.
Silberburg, [*Eine unleserliche Datierung.*]

Geehrtes Auge der Bewahrer, hochgelobte Forscherin Shira'niryn,

Seid zuerst im Herzen des Herrn gelobt und gehoben, dass Ihr mir antwortet.
Um langer Phrasen vorzugreifen, bedanke ich mich ebenso für das Terminangebot, sehe mich jedoch gezwungen es auszuschlagen.
So wurde ich herangezogen zur neuerlichen Auflage der Stadtgesetze beizutragen und wählte just den genannten Termin um mich mit der Bäckereieninnung zu treffen.
Natürlich ist mir die Gnade Eures Termins bewusst, doch werden die Bewahrer nicht minder verstehen, dass die Traditionen des Handwerks Fundament menschlicher Zivilisation darstellen.

Mit Bedauern muss ich Euren Wink auf den kommenden Wochenlauf annehmen. Lasst mir nur eine Note da, welcher Termin den Euren zugute kommt.
Seid bedankt und gelobet beim Herrn
Noa Feldspan
Chronist der Truchsess
 
Wo des Herrn Priester predigen, soll keine Seele verloren sein, soll keine Träne sinnlos fließen, soll jede Saat aufgehen.
Hebt eure Herzen zum Herrn, frohlocket die ihr ihm dienen dürft.

 
Benutzeravatar
Shira'niryn
Beiträge: 414
Registriert: 20 Apr 2019, 10:43
Has thanked: 32 times
Been thanked: 53 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Shira'niryn »

Nachdem wenige Tage vergangen sind, wird erneut ein Brieflein für Noa einflattern.
 
Wissen und Weisheit, 

natürlich sind Pflichten nicht zu vernachlässigen und immerhin befinden wir uns auch in keiner Gefahrensituation, die ein schnelles Handeln erfordern würde. Ein jeder von uns versteht daher, dass du die Zeit nicht erübrigen konntest.

Nach Rücksprache könnten wir dir nun den morgigen Tag, den vierten des Mondlaufes, zur 21. Stunde des Tages anbieten.
Treffpunkt wäre die Taverne zu Silberburg.

gez.

Shira'niryn
Wachendes Auge der Bewahrer
Kristallforscherin
Erzdruidin 

Bild


 
»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
Noa Feldspan
Beiträge: 82
Registriert: 16 Aug 2022, 20:48
Has thanked: 27 times
Been thanked: 71 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Noa Feldspan »

Noa war gerade dabei einen für Jahrhunderte schwellenden Konflikt zur rechten Bezeichnung von üblichem Kleingebäck zu erkunden, wobei königliche Register es mal als Brötchen, mal als Semmel bezeichneten. Die hiesige Bäckereiinnung führte es als Weck, was durchaus legitim auf neuere Dokumente der Krone zurückzuführen war. Schrippe dagegen, da war sich der Chronist sicher, konnte nur der verdorbenen Zunge des schwarzen Altvolks entstammen. Es klopfte an der Tür, als die solide Berta diese mit dem Ellbogen auch schon aufdrückte. Trotz der ankeimenden Kälte, war sie von Schweiß gezeichnet - innerlich ermahnte sich Noa, dass Frauen lediglich transpirieren - was wohl die zwei schweren, vollen Wassereimer zu ihren Füßen erklärten. "Post für den Chronisten!", plärrte sie schräg und schnippste den Umschlag gekonnt quer durch den Raum auf seinen Schreibtisch. Die Kerze wackelte zwar bedrohlich, doch das Kunststück ließ Noa atemlos zurück.
Die Response auf Shira'niryns Schreiben folgte:

 
So die Sonne am Himmel steht, so der Mond und die Sterne über uns wandeln,
der Herr steht stramm, stark und gütig am Bug der Zeit und leuchtet uns die Zukunft.
Silberburg, der 9. Tag des 8. Monats im Jahre 76, Zeiten des Herrn

Geehrtes Auge der Bewahrer, hochgelobte Forscherin Shira'niryn,

Seid Ihr und Eure Mitstreiter zuerst bedankt für Eure Geduld.
Pflichten und Dienste geben unseren Leben Struktur und Halt, wandeln Trübsinn in Klarheit und geben dem Rad des Wandels seine Richtung.

Gerne kehre ich mit Euch und den Euren in der Silberburger Taverne ein. Für Eure Kumpanen soll es Speis und Trunk geben, so wenn Ihr etwas als Nährstoff bedürft oder wünscht, bitte ich Euch dies mir mitzuteilen.

Dem Herrn treuer Untertan
Noa Feldspan
Chronist der Truchsess
 
Der hohe Priester der Stadt Metpha nahm das Brot und teilte es, reichte es seinen Priestern, welche es nahmen und teilten.
So pflanzte sich des Herren Segen bis zum Jüngsten und bis zum Geringsten in der Gemeinde, alle wurden sie satt.
Noa Feldspan
Beiträge: 82
Registriert: 16 Aug 2022, 20:48
Has thanked: 27 times
Been thanked: 71 times

Ein Brief geht an die Bewahrer

Beitrag von Noa Feldspan »

Nach einem doch durchaus wechselhaften Tag findet sich Noa an seinem Schreibtisch wieder. Er zieht einen funkelnden Märchenband heran, der durch einige bunte Lesezeichen verziert ist. Größer könnte der Kontrast nicht zur anderen Seite des Blatts sein, wo sich ein verstaubter Foliant als Auflistung der Steuereinnahmen der Krone vergangener Jahrzehnte herausstellt. Schwer mit Wissen bestückt, macht er sich an den Schrieb, welcher später am Abend bei den Bewahrern eintrudeln wird.

Das goldene Schwert des Herrn wird niedergehen auf die Formlosen,
die Namenlosen, die Unbenannten und sie verbannen zum Wohle der Schöpfung.
Silberburg, der 27. Achtmond 76 des Herrn.

An die Bewahrer des Wissens,
Zuhänden Meister Shira'niryn oder
Meister Golga von Assuan

Sehr geehrte Meister,

Wie erbeten ist diesem Schrieb eine Abschrift des Lehrmärchens vom eisernen Schloss sowie eine kurze Verschriftlichung des Werdegangs von Gut Ungnade aus dem Gedächtnis von Noa Feldspan:

Vom eisernen Schloss

(Lehrmärchen auf den Herbstinseln, überliefert in mehreren Varianten.)

Es war einmal im herrlichten Königreich ein Bauer aus langer Linie. Groß und reich war sein Erbe, doch kleingeistig und gierig war er selbst.

Jahr für Jahr kamen die Tagelöhner, um die saftigen Früchte und die goldenen Ähren des Guts einzusammeln. Da dachte sich der Bauer: „Wieso zahle ich diesen Lumpen einen vollen Tag? Sitzen sie nicht die halbe Zeit im Schatten meiner Bäume? Zerbrechen sie mir nicht meine Eier?“ Darum ließ er wieder und wieder die Erntehelfer schuften, nur um sie am Ende eines anstrengenden Tages um ihren gerechten Lohn zu bringen. Drei Jahre lang hielt er es so und seine Geldbörse wurde schwerer und sein Herz hart wie Stein. War das Volk des Königs doch genügsam und geduldig, fürchtete der Bauer sie, denn er wähnte sie genauso gierig wie er es selbst war. Darum nahm er sein Geld und ging in den Wald und hinter einem dunklen Felsen traf er einen Zwergenmann. „Zwerg! Nimm diese Taler und bau mir ein Schloss in die Tür, dass kein Lump bei mir des Nachtens einbricht.“ Der Zwerg, denn gierig ist ihre Natur, nahm das Gold und verschwand hinter einem Baum. Als der Bauer zurückkehrte, fand er ein schweres, eisernes Schloss in seiner Tür, welches kein noch so geschickter Mensch je brechen könnte und der Bauer wähnte sich sicher.

Jahr für Jahr kamen die Dorfbewohner und füllten ihre Speisekammern mit der reichen Ernte des Guts. Da dachte sich der Bauer: „Wieso verkaufe ich meine Vorräte so billig an dieses Pack? Es gibt ja weit und breit niemanden, der so viele durchfüttern kann wie ich!“ Darum erhöhte er die Preise und verkaufte dem Müller verschimmelte Ähren und dem Kelterer verwurmte Äpfel. Drei Jahre hielt er so und seine Geldbörse wurde schwerer und sein Herz kalt wie Eis. War das Volk des Königs doch genügsam und geduldig, fürchtete der Bauern sie, denn er wähnte sie genauso gierig wie er es selbst war. Wieder ging er in den Wald und hinter einem schwarzen Felsen traf er eine Zwergenfrau. „Zwerg! Nimm diese Taler und bau mir eine Pforte aus Metall, dass keine Meute voll Wut sie mir einrennen kann.“ Der Zwerg, denn gierig ist ihre Natur, nahm das Gold und verschwand hinter einem Busch. Als der Bauer zurückkehrte, fand er eine massige, eiserne Tür mit einem schweren, eisernen Schloss, welche keine noch so große Meute je einrennen könnte und der Bauer wähnte sich sicher.

Jahr für Jahr kamen des Königs Männer, um das Gut zu bemessen und die gerechte Steuer einzutreiben. Da dachte sich der Bauer: „Was hat der König je für mich getan? Die Düsterelfen gibt es doch nur im Märchen und die Barbaren leben Wochenritte entfernt.“ Darum log der Bauer um die wahre Größe seines Hofs und redete seine Ernte winzig klein. Drei Jahre lang hielt er es so und seine Geldbörse wurde schwerer und sein Herz klein wie eine Erbse, dass er es nicht mehr schlagen hören konnte. War der König doch genügsam und geduldig, fürchtete der Bauer dessen Urteil, denn er wähnte ihn genauso gierig wie er es selbst war. Darum nahm er sein Geld und ging in den Wald und hinter einem Felsen aus purer Dunkelheit fand er das Zwergenpaar. „Zwerge! Nehmt diese Taler und baut mir eine Festung aus Nieten und Stahl, dass keine Armee sie bezwingen kann.“ Die Zwerge, denn gierig ist ihre Natur, nahmen das Gold und verschwanden hinter etwas Moos. Doch selbst Zwerge wussten, dass der Bauer seine rechte Seele verspielt hatte, und so gaben sie einen Teil des Geldes einem Dämon, um den Wunsch des Bauern zu erfüllen. Als der Bauer zurückkehrte, fand er große, beschlagene Mauern und vergitterte Fenster, eine massige, eiserne Pforte mit einem schweren, eisernen Schloss, welche keine noch so mächtige Armee je einnehmen konnte und der Bauer wähnte sich sicher.

So kam im Zehnten Jahr der König selbst vorbei, denn die Tagelöhner jammerten, die Dorfbewohner klagten und noch dazu war der Gutsherr die Steuern säumig. Alle Finger zeigten auf das enorme Bollwerk des Gutsherrn, aus dem sich der kleingeistige und gierige Mann nicht mehr heraus traute. Der König pochte einmal und es blieb still. Er pochte zum zweiten Mal und wieder blieb es still. Er pochte ein drittes Mal und der Bauer plärrte von den Zinnen herab, dass sich der König davon zu machen habe. Die Tagelöhner rieten dem König, die Festung zu stürmen. Die Dorfbewohner rieten dem König, die Festung zu belagern. Die Soldaten rieten dem König, sie in Brand zu setzen. Drei Stunden lang erwog der König die gerechte Strafe, ehe er einen Schmied bestellte. Der Bauer lachte von seiner hohen Aussicht, dass keine noch so starke menschliche Hand das Schloss je brechen könne. Doch zu seinem Schreck trieb eben jener Schmied auf des Königs Weisung einen langen, eisernen Bolzen in das schwere, eiserne Schloss, dass es nie mehr geöffnet werden soll. Hier wurde dem Bauern mit einem kalten Schauer gewahr, dass jedes Fenster vergittert und die Mauern zu hoch waren. Er bot den Tagelöhnern einen Teil seines Landes an, so sie ihn befreien, doch der König verteilte den ganzen Hof an die Geprellten. Er bot den Dorfbewohnern einen Gutteil seiner Lager an, doch der König ließ stattdessen ein Fest ausrufen. Letztlich bot er dem König seine ewige Treue und Ehrfurcht an. Da erwiderte der König: „Bauer, der du Tag für Tag deine Mitmenschen betrogen hast! Wie soll ich dir vertrauen, wenn du dich hinter Eisen und Stahl verstecken musst. Du hast deine Seele gegen Gold getauscht, so bist du selbst das größte Opfer deines Betrugs.“ Dann ritt der König und seine Mannen davon, die Dorfbewohner wanderten zurück zu ihren Häusern und die Tagelöhner widmeten sich ihrer Arbeit. Bis an sein Lebensende war der Bauer allein mit seinem Geld und dem Dämon, den er sich ins Haus holte.
 

Bezüglich des Guts Ungnade

In königlichen Archiven findet das Gut Ungnade zuerst in einer Karte von 56 v.B.d.W. eine Erwähnung, in Niederschriften des Steuereinkommens wurde es noch 60 v.B.d.W. als Gut Radolf geführt. Die genaue Gründung des Guts ist nicht überliefert, in Namensvarianten taucht es zuerst circa 100 v.B.d.W. in den Unterlagen der Krone auf.
Nach mir persönlich angereichten Überlieferungen wurde die namensgebende Familie Radolf, vermutlich kurz vor 56 v.B.d.W., durch einen entsandten Kronritter enteignet. Dazu findet sich kein Eintrag am Hof, vermutlich aufgrund der Insignifikanz eines solchen Ereignisses. Grundlage für den Ritterspruch waren Berichte über misshandelte Mägde und Unterschlagung des königlichen Zehnt. Das Gut wurde umbenannt, bis die neuen Eigentümer die Steuerschuld in Gänze abgetragen hatten. Die naheliegende Siedlung, Radolfesdorp, nahm freiwillig den Namen Siedlung Ungnade an, um sich von der Familie Radolf frei zu erklären. Die anschließenden Jahre waren durch Missernten und Viehseuchen gezeichnet, welche zu Besitzwechseln führten. Diese Verkettung misslicher Umstände fand ein Ende als der örtliche Priester Gregor Feldspan der Ältere, den Hof für den örtlichen Orden beanspruchte. Eine Generation später, zirka 30 v.B.d.W also vor etwa 100 Jahren, ging der Hof aus steuerlichen Gründen in die Hände von Paladina Silke Feldspan die Ältere über, seitdem sich das Gut in Familienbesitz befindet. Obwohl die Steuerlast durch die Familie Feldspan getilgt wurde, sah es die Paladina als ein angemessenes Zeichen der Demut den Namen Gut Ungnade beizubehalten.
Es findet sich für mich kein Zusammenhang zwischen dem Märchen vom eisernen Schloss und dem Gut Ungnade. Zum einen findet sich auf der Herbstinsel keine Zwerge, noch Dämonen, zum Anderen ist kein Besuch eines Königs überliefert. Letztlich findet sich auf den Herbstinseln keine Ruine, noch Befestigung, die durch einen überbürdenden Nutzen von Eisen und Stahl auffällt.


Für weitere Rückfragen stehe ich selbstredend zur Verfügung.
Mit besten Empfehlungen
Noa Feldspan
Chronist der Truchsess von Silberburg
Benutzeravatar
Shira'niryn
Beiträge: 414
Registriert: 20 Apr 2019, 10:43
Has thanked: 32 times
Been thanked: 53 times

Re: Ein Brief wird Shira'niryn zugestellt

Beitrag von Shira'niryn »

Wieder einmal wird ein Schreiben seinen Weg zu Noa finden - diesmal übermittelt von einem kleinen und recht bunten Wesen, welches wie eine komische Mischung aus einer Libelle und einem Sumpfdrachen erscheint. Recht quirlig in seiner Natur und wohl mit einer knappen Aufmerksamkeitsspanne belegt, wird der kleine Faelug das Schreiben vor Noas Füße werfen und sogleich wieder verschwinden. Sollte etwas flatterndes zum Zeitpunkt in der Nähe sein, wie ein Schmetterling oder ein Vogel, wird der Faelug diesem munter nachjagen.
 
Wissen und Weisheit,

erst einmal möchte ich dir, im Namen der Bewahrer, unseren Dank für die Übermittlung des Märchens und deiner Einschätzung dazu aussprechen.

Des Weiteren würde sich der Schlüsselhüter, Golga von Assuan, gerne deinen Geist einmal genauer ansehen und sollte dort nicht zu finden sein,
wie auch schon auf astraler Ebene nicht wirklich etwas aussagekräftiges zu sehen war, so scheinen wir guter Dinge der Truchsess ausrichten zu können,
dass von dir keinerlei Gefahr ausgeht.

Dafür würden wir dich am vierten Tag dieser Woche, dem 20. Tag des Mondes, gerne in das Museum der Bewahrer einladen.
Angedacht ist die 20. Stunde und einen halben Stundenlauf des Tages .

gez.

Shira'niryn
Wachendes Auge der Bewahrer
Kristallforscherin
Erzdruidin 


Bild

[OOC: Donnerstag, 20.10.2022 um 20:30 Uhr]

 
»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
Antworten