Ein Briefchen für Aidan Dunn

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Luinil Ahton
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Ein Briefchen für Aidan Dunn

Beitrag von Luinil Ahton »

Schlüssel waren eine tolle Sache. Hatte man sie mal, waren sie sehr zuverlässig und öffneten die zugehörigen Türen ohne unnötige Fragen zu stellen. Selbst mitten in der Nacht. Noch eine tollere Sache war, dass sie sich gerade zu ungesehen Bewegen konnte, wenn nur Sterne den Himmel beleuchteten und sie sich entsprechend Mühe gab. Vielleicht bildete sie sich das zwar nur ein. Doch da weder die sich öffnende Tür zu Sloans Haus, noch das kurze Schattenspiel irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zog, ging sie davon aus, tatsächlich ungesehen zu sein. Oder es waren einfach alle Bewohner am Schlafen.

So würde Aidan, vielleicht aber auch Sloan, oder gar Melisandra, im Obergeschoss eine alte, dreckige Bratpfanne vorfinden. Mit dazugehörigem Kochlöffel, umrahmt von einigen Pilzen und Knoblauchzehen, würde die Aufmerksamkeit dann aber wohl auf ein zerknülltes Pergament fallen. Auffällig wird hier das krakelige, unstete Schriftbild der Autorin sein:
Aidan,

Ein etwa vier Käse hoher Blondschopf erzählte mir, dass du gerne zweierlei langohrige Nager in die Pfanne hauen möchtest. Das Blondschöpfchen war darüber sehr erbost und ich noch mehr. Nicht nur, aber auch, weil ich eines der beiden Langöhrchen mit löchrigen Stiefeln im Schnee aufgestöbert habe, was ein sehr mühevolles Unterfangen war. Ich kenne dich zwar nicht, da du aber offenbar Sloans "Kussfreund" bist, bist du entweder nicht sonderlich Dumm oder Sloan mangelt es an der Fähigkeit, Schufte als solche zu erkennen. Zumindest jedoch bist du dreist.

Wie dem auch sei. Sollten Langöhrchen in Bratpfannen oder über dem Feuer landen, will ich gleiches mit gleichem vergelten. Vielleicht nur deine Leber oder deine Haare, aber sollte ich genug Hunger haben wird es womöglich auch eine Hand oder ein Bein. So du also die Dummheit begehen willst, habe ich dir das nötigste dafür besorgt und du kannst dir ein entsprechendes Mahl zubereiten. Leider mag ich selbst keinerlei Gewürze oder sonstige unnötigen Beilagen, du wirst also vielleicht noch etwas nachbessern müssen. Ebenso fehlt ein Messerchen um den oder die Hasen zu zerteilen, das behalte ich bei mir, weil ich nur eines habe und es dann noch für dich bräuchte.

Luinil.
And the strangeness from beyond the stars is not as the strangeness of earth.
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Aidan Dunn
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Re: Ein Briefchen für Aidan Dunn

Beitrag von Aidan Dunn »

Es wären sicher nicht die ersten Hasen gewesen, denen ich das Fell über die Ohren gezogen hätte, um sie mit ein paar einfachen Gewürzen in die Pfanne zu hauen. In meinem vorherigen Leben sollte ich Jäger werden, wie mein Vater, meine beiden Brüder, doch ich hatte dem Dasein als Waidmann nichts abgewinnen können, was jedoch nicht hieß, dass ich nicht in der Lage war, ein Tier zu erlegen und auszunehmen.
Im Grunde genommen machte ich mir gar nicht viel aus Hasenbraten, aus Fleisch im allgemeinen, und ich konnte mich an die Äußerungen gegenüber Melisandra gar nicht erinnern. Manchmal war mein Leiden Fluch und Segen zugleich. In diesem Falle brachte es wohl eher Unheil mit sich und ein paar Worte zogen nun schon so weite Kreise, dass mir Unbekannte sich genötigt sahen, ominöse Drohungen zu senden. Niemand wusste besser als ich, was am Ende solch' einer Spirale eventuell auf sich warten ließ: der Verlust eines Auges und des allgemeinen Geisteszustandes. Eigentlich sollte ich es dabei beruhen lassen.
Eigentlich.

Luinil,

natürlich ist mir durchaus bewusst, dass es bei Eurem Ärger nicht unbedingt vorrangig um die Hasen geht, sondern um den zerschütterten Zustand des kleinen Mädchens. Ihr wollt sie schützen, was Euch ehrt. Dennoch stiessen mir Eure Zeilen und Tun recht übel auf, weswegen ich mich nun doch dazu entschlossen habe, eine kleine Antwortnote zu verfassen.
Was ich ganz und gar nicht zu schätzen weiß, ist, dass Ihr meine hochverehrte Verlobte, welche dem Kind Obdach und Schutz bietet, mit in diese Angelegenheit zieht, indem Ihr ihr zum einen den gesunden Menschenverstand aberkennt, zum anderen rücksichtslos in ihr Haus eindringt. Ich werde ihr raten, zu überprüfen, wer Zugang zu ihrem Eigentum besitzt, denn Ratten kann sie in den eigenen vier Wänden ganz und gar nicht leiden.
Was in Eurer Rage vielleicht untergangen ist - oder ihr hattet zu viel zu tun, mit Bratpfannen herumzuschleichen - ist, das der "vier Käse hohe Blondschopf" und meine Wenigkeit sich bereits wieder vertragen haben.
Im übrigen hatte das Kind mehr Mut als Ihr und hat die Angelegenheit von Angesicht zu Angesicht geklärt und mir direkt ins Gesicht gesagt, dass ich "doof und gemein" (oder war es "gemein und doof"?) bin.
Falls Ihr also in Zukunft ein Anliegen habt, was der Klärung bedarf oder Ihr ein deftiges Mahl gebraten haben möchtet, dann kommt doch direkt zu mir. Ich pendle in Silberburg zwischen dem Heim meiner Verlobten, welches Ihr zumindest im Rahmen Eurer nächtlichen Wanderungen kennen gelernt habt, der Schneiderei und der Taverne hin und her. Und für kommende Gespräche habe ich Euch noch ein paar passende Bezeichungen heraus gesucht, die Ihr mir dann an den Kopf werfen könnt: Halunke, Taugenichts, Unhold, Lump, Strolch, krummer Hund.

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