Eine Nachricht für Amathlan

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Lin'aewen
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Eine Nachricht für Amathlan

Beitrag von Lin'aewen »

Hîr nîn Tarcil Amathan Northor, cuio annan!

Dank Eurer großzügigen Aufnahme geht es meinem Volk auf Yvren‘mir, eines der letzten noch verteidigten Refugien, gut. Es mangelt an nichts, Eure aufmerksamen Wachen bieten Kleidung, Nahrung und andere Hilfsgüter an und wir sind auf Freundlichkeit, Herzlichkeit und Freundschaft gestoßen. Hannon le.

Und doch bin ich beunruhigt, denn noch nicht alle Gwedeir und Gwethil sind sicher auf Yvren’mir angekommen. Tatsächlich standen etliche vor den Toren am Hafen und wurden nicht eingelassen. Ich habe bisher gehofft und gewartet, dass sie noch Einlass finden würden, denn in unserem Gespräch fielen zwei Namen, welche Ihr persönlich hättet sprechen wollen, bevor sie Einlass hätten finden sollen. Diese Namen sind nicht unter den Schutzsuchenden gewesen.  

Die auf Einlass Wartenden hatten sich einige Tage zuvor noch in der Zusammenkunft versammelt, als Ariel, eine Gwathel in ihrer Tiergestalt, verletzt und kaum der Sprache mächtig, zu uns stieß. Sie war in vergangenen Jahren auf Yvren’mir frei ein- und ausgegangen, fand sich nun aber vor verschlossenem Tor.  

Auch unsere Gwethil Achar und Tarnan wurden am Tor abgewiesen sowie unsere Gwathel Aevh. Ich habe mich einige Male mit ihnen vorne am Hafen und anderen Orten getroffen und um Geduld gebeten, doch nun sind sie weitergewandert, da sie nicht länger abgeschnitten bleiben konnten von der Versorgung und dem Schutz, welche unsere Handwerker und Wachen bieten, die für sie nun unerreichbar auf Yvren’mir verweilen.

Besonders in Sorge bin ich um Thala’faer. Sie wurde ebenfalls nicht eingelassen und ist seit einige Tagen nicht mehr auffindbar.

Tarcil Northor, dies ist doch bestimmt ein Missverständnis? Falls ich aber Eure Bedingungen bei unserem Gespräch falsch verstanden haben sollte, so lasst es mich bitte möglichst schnell wissen, denn die Zeit ist knapp.

Ich selbst kann nicht mehr länger dauerhaft den Schutz und den Frieden auf Yvren’mir für mich in Anspruch nehmen, solange Angehörige meines Volkes versprengt auf dem sterbenden Kontinent sind. Ich werde mich die kommenden Tage auf die Suche nach Thala’faer begeben und den anderen beistehen. Ich werde weiterhin auch auf Yvren’mir sein und nach einer Antwort von euch Ausschau halten. Sollte ich Eure Bedingungen missverstanden haben, so gilt nach wie vor, dass ich Sorge habe, dass mein Volk sich spaltet und dass es, möglicherweise auf verschiedene Schiffe verteilt, nicht mehr zueinander findet, denn wer weiß, wohin der Wind uns weht.

Lîn’aewen, Ithril zu Gwainamdir, der verlorenen Hoffnung
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Varrak Lathos/Zssurtek/Riardon Talavir
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Re: Eine Nachricht für Amathlan

Beitrag von Varrak Lathos/Zssurtek/Riardon Talavir »

Als das Dokument, wie übliche, in der genau festegelgten Prozedur auf seinem Schreibtisch landet, liest es Riardon aufmerksam. Dan schiebt er einen noch nicht bearbeiteten Stapel Pergamente beiseite, greift nach Waffengurt und Helm. Er würde diese Nachricht persönlicht übermitteln. Entweder war es tatsächlich ein Mißverständniss oder sein Fürst hatte gute Gründe. Einerlei, Befehl war Befehl und die Maethryn der Edhil stellten diese nicht in Frage. Zudem würde er sich selbst ein Bild der Lage machen, wie jeden Tag und am Hafen nach dem Rechten sehen.
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Amathlan
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Re: Eine Nachricht für Amathlan

Beitrag von Amathlan »

Nach der mündlichen Übermittlung der Nachricht durch Riardon, nimmt der Hochelfenfürst ein Pergament zur Hand, welches dann nach dem Schreiben beim Bankier Cullen für die Waldelfe Lin'aewen hinterlegt wird.
 
Mae govannen, Lin'aewen.

In diesen Tagen habe ich - sicherlich für Dich nachvollziehbarerweise - sehr viel zu tun und zu bedenken.
Nicht nur muss ich Sorge tragen für mein eigenes Volk, dessen Schutz sich das Fürstenhaus verpflichtet hat, und für das wir stetig und auch zukünftig verantwortlich tätig sind, auch müssen diverse Einzelpersonen und Kleingruppen mit Informationen versorgt und betreut werden, sowie die Geflüchteten der Zwerge Bar'Gorls, der Nordleute aus Grimlas Hain, und den uns bekannten Lindhel aus Gwainamdir, die nun auf Ivren'mir leben, und denen wir im Vertrauen Zuflucht gewährten auf deren Anfrage.

So ist oftmals Trost zu spenden, Hilfe zu geben, Heilkunde wirken zu lassen, und allen trotz der schrecklichen Eindrücke und Erlebnisse Hoffnung und Mut zuzusprechen, abgesehen von der Erfüllung der Grundbedürfnisse wie Speisen und Getränke, sowie sichere Schlafplätze und dergleichen zur Verfügung zu stellen.
Hinzu kommen Planungen bezüglich unserer Abreise, die wiederum koordiniert werden müssen mit den Verbündeten des Fürstenhauses. Auch hierfür trage ich meist die alleinige Sorge.

Daher wiederhole ich nur ungern etwas Wichtiges, was bereits eingehend in einem ausführlichen Gespräch dargelegt wurde, werde es jedoch ausnahmsweise tun:


Bei unserem Treffen teilte ich Dir mit, dass sich jeder, der sich ins Inselinnere begeben möchte, und in der Folge mit uns reisen will, selber um ein Treffen mit mir, oder einem anderen Angehörigen des Fürstenhauses Northor kümmern muss. Denn: Wir lassen niemanden an Bord, den wir a) nicht kennen, oder den wir b) als eine Gefährdung des Wohles unserer Mitreisenden einschätzen.

Im Gesprächsverlauf wurde uns mitgeteilt, dass weder Thalafaer, noch der Elf namens Achar, Interesse daran hegten, das Elfenschiff auch nur zu betreten. Im letzteren Fall gab es (ebenfalls beim Treffen deutlich angesprochen) schon lange vor Deiner Rückkehr nach Gwainamdir eine Bedrohung gegen Nell'as, die eine Freundin des Fürstenhauses ist. Selbstverständlich werden wir eine solche Person auch weiterhin nicht an Bord lassen, die schon im Vorfeld für Angst sorgt.
Ein Elf namens Aevh ist weder mir, noch sonst jemandem aus dem Fürstenhaus bekannt, und auch von dieser Person erfolgte keinerlei Kontaktaufnahme mit uns.

Ariel erhielt schon vor vielen Mondläufen die Erlaubnis, auf Ivren'mir Erze schürfen zu dürfen. Seither habe weder ich, noch die Wachen sie jemals wiedergesehen.
Der Lindhel Tarnan hat sich mir und Freunden des Hauses dagegen freundlich und höflich vorgestellt, und erhielt daher auch die Erlaubnis, das Inselinnere zu betreten, und mit uns zu reisen. Dementsprechend hält er sich keineswegs am Hafen oder am Anleger auf, im Gegenteil wurde er bereits beim Schürfen in der Mine Ivren'mirs gesichtet von unseren Wachen.

Du siehst also, wie es auf einfache Weise möglich wäre für jeden und jede, der selbst mit uns Kontakt aufnimmt und sich zu benehmen weiß.

Zur Spaltung der Waldelfen Gwainamdirs will ich nur soviel sagen, als dass diese schon lange vor Deiner Rückkehr von verschiedensten Kräften betrieben wurde, was Dir sowohl Luni, als auch Xasanth und Nell'as, sowie in Teilen auch Ivy, sicher schildern können, wenn sie sich dafür die Zeit nehmen möchten.

Das Fürstenhaus trägt nach wie vor und auch künftig zuallererst die Verantwortung für das Wohl der Edhil, und für Ivren'mir. Demzufolge ebenfalls für den Ablauf einer möglichst sicheren Reise in andere Gefilde. Wir werden keinerlei Gefährdung von Edhil oder unserer anderer Mitreisenden durch nicht-vertrauenswürdige Personen zulassen.


An í estel,
í calad,
a an í cuil!


Amathlan Northor
Tarcil en noss
Amath an í edhil en Ivren'mir

~~~


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Lin'aewen
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Re: Eine Nachricht für Amathlan

Beitrag von Lin'aewen »

Einige Tage darauf erhält Muin das Schreiben zusammen mit einem an sie adressierten Brief:
 
Liebe Muin,

du wolltest mehr über Gesprächsführung lernen. Nun- hier bietet sich eine Gelegenheit.

Ist dir aufgefallen, wie ausführlich Amathlan in den ersten beiden Absätzen darstellt, wie außerordentlich beschäftigt er ist? Er rechtfertigt sich. Er hat sich durch mein Schreiben angegriffen gefühlt, weil es ihn dastehen lässt als das, was er ist: Ein kalter Stein.

Da ihm das aber nicht gut zu Gesicht steht, zählt er auf, welche wichtigen und edlen Taten er vollbringt. Dass er derweil Lindhel schäbig vor dem Tor stehen lässt, nur weil er sie noch nie gesehen hat, darauf geht er gar nicht ein. 

Sämtliche meiner Punkte werden abgewiesen und die Tatsachen teilweise verdreht. Man darf sich fragen: Glaubt er wirklich, was er schreibt oder geht es ihm hier um das Verbergen seines kalten Gesichtes?

Die Not unseres Volkes spielt in seinem Schreiben keine Rolle, nur seine Motive. Und woraus bestehen diese Motive? Nach außen hin hat er uns im Gespräch die „Sorge vor Unruhestiftern“ genannt und im Brief schreibt er, es gehe um Nell’as Schutz. Schutz vor Thala’faer, die schon „im Vorfeld“ für Angst sorge. Dass das nicht die wahren Motive sein können, liegt ja auf der Hand.

Aber welche Motive sind es dann? Schauen wir doch einmal genauer hin. Da wäre einmal der Briefwechsel mit Eowiralind. Hier fände sich verletzter Stolz gepaart mit Unversöhnlichkeit als Motiv. Das ist aber lediglich eine Vermutung, wenn auch eine naheliegende.

Weiterhin wäre da das Motiv der Machtsicherung durch Herabstufen des Gegenübers. Was dieses Motiv angeht, so werden wir in dem Schreiben reichlich fündig. Schau her:

Amathlan dutzt mich. Ich habe es erst beim 2. Lesen bemerkt, du auch? Er verzichtet auf eine höfliche Anrede und verwendet das vertraulichere Du - mit einem Großbuchstaben, sonst hätte ich es vielleicht übersehen und das weiß er. Nur geht es hier nicht um Vertraulichkeit; In einem hierarchischen System soll es die eigene Person erhöhen und das Gegenüber verunsichern. Es ermöglicht mir aber, ohne selbst unhöflich zu sein, nicht weiter auf sein Schreiben zu antworten.

Im Gegensatz zum Du benutzt er häufig das Pronomen „uns“ und stellt damit klar, dass er viele auf seiner Seite habe und stark sei. Und natürlich unterschreibt er auch mit all seinen Titeln, um sich noch stärker von der einfachen Waldelfe abzuheben, die ihn da belästigt.

Besonders aufschlussreich ist der vorletzte Absatz: „Die siehst also, wie es auf einfache Weise möglich wäre für jeden und jede, der selbst mit uns Kontakt aufnimmt und sich zu benehmen weiß.“

Auch hier wieder schön anschaulich das Gegensatzpaar „Du – uns“. Der Ausdruck „sich zu benehmen wissen“ impliziert, dass Lindhel sich nicht immer zu benehmen wissen, wie unerzogene Kinder. Wer jedoch artig ist, darf rein. Schau in diesem Zusammenhang auch einmal, wie er über Tarnan schreibt, dieser habe sich „freundlich und höflich vorgestellt“.  Du warst selbst dabei, als das geschah, ich muss dir nicht erzählen, wie wenig höflich und freundlich Amathlan selbst sich verhalten hat. 

Schlussendlich richte dein Augenmerk einmal auf den sachlichen Inhalt des Absatzes: selbst Kontakt aufnehmen. Ich frage dich: Wie denn noch? In dem Moment, wo einer der unseren vor dem Tor steht, ist das eine Kontaktaufnahme. Wie kommt dieser Mann dazu zu verlangen, dass ein Flüchtiger aus der Sala dort erst einmal stehen bleiben soll, bis einer des Hauses Northor Zeit erübrigen kann? Abgeschnitten von allem und allen und dem Liche ausgesetzt? Amathlan könnte doch viel einfacher seine „Begutachtung“ auf der Insel selbst durchführen. Er könnte jeden von uns dort beobachten lassen und hätte dort die beste Gelegenheit, Gespräche zu führen. Warum also lässt er Angehörige unseres Volkes vor der Tür stehen? Die Antwort darauf findet sich wieder in seinem vermutlichen Motiv: Machtsicherung durch Herabstufen des Gegenübers. 

Was zu der Frage führt, wie wir uns verhalten sollten. Ich empfehle, ihn wenn möglich ins Leere laufen zu lassen. Zwar ist er eine Person von Macht, aber eben auch nur eine Person. Mir ist niemand sonst von so ausgesuchter Kälte (oder ist es Unversöhnlichkeit, übertragen auf unser Volk?) unter den Edhel begegnet, ganz im Gegenteil! Wir sollten trotzdem alle auf das kleine Schiff gehen, um des Friedens willen. 

Problematisch könnte es allerdings mit Thala’faer werden. Er schreibt ja, sie sei eine Bedrohung für Nell’as und er wolle sie nicht an Bord haben. Selbstverständlich ist Thala keine ernsthafte Bedrohung für Nell’as oder sonst irgendeinen anderen Oberflächenelfen, schon gar nicht auf dem Schiff (und natürlich lassen wir niemanden, auch Thala nicht, zurück). Im Gespräch aber hörte sich das ganz anders an, weißt du noch? Über Thala‘faer hatte er gesagt- ich weiß es noch genau, so sehr kann ich mich doch nicht irren?- er kenne sie bisher als eine ruhige Person, die recht zuverlässig erschiene. Du hast es doch auch gehört. Das hat er doch gesagt, oder? Denn falls ja, bestünde ja vielleicht doch noch Hoffnung auf ein bisschen Wärme in dieser kalten Person.

Und noch etwas lernen wir aus alle dem:  Wichtige Besprechungen künftig nur mit Anwesenheit eines Schreibers, damit man sich später auf das Wort berufen kann.

So, und nachdem wir den Brief nun eingehend betrachtet haben, noch ein abschließendes Wort: 

Wir dürfen bei aller Offensichtlichkeit nicht vergessen, dass sich nach nur einem Treffen und einem Briefwechsel kein abschließendes Urteil über jemanden fällen lässt. Dieser Mann wird auch seine guten Seiten haben, schließlich hat er Luni zur Frau gewonnen, er liebt die Natur und er ist wirklich ein schöner Mann (Ich könnte ihn immer zu anschauen, du nicht auch?)

Lîn

Das Schreiben von Amathlan bleibt unbeantwortet.

 
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