"Willst du wohl hierbleiben!" Der Botenjunge wurde am Arm gehalten, während er die Nachricht las. Die Falten um seine Augen, welche man immer sah, wenn er grinste, waren deutlich zu erkennen. Dies war das einzige Anzeichen, an dem man, wegen seiner Maske, erkennen konnte, dass er lächelte.
"Schau an. Es gibt noch Höflichkeit und Anstand in den Reihen der Wächter!", murmelte er zu sich selber. Den Botenjungen drückte er derweil auf einen Stuhl an seinem Tisch. Die Wirtsfrau war rasch herbeigerufen und der Junge erst einmal mit Speis und Trank versorgt. Dann nahm er sich einen Zettel und einen Kohlestift zur Hand und verfasste rasch ein Antwortschreiben.
Seid gegrüßt, werte Lady von Schwarzenfels.
Bedankt seid ihr dafür, dass ich nun weiss woran ich bin. Das Tor ist in seinen Einzelteilen fertiggestellt. Die Teile noch eine gewisse Zeit bei mir zu behalten, sollte keine Schwierigkeit darstellen.
Ein Tor aus Holz soll es indessen also erst einmal werden. Doch wie ihr sagt, ist das Mauerwerk nicht in einem tadellosen Zustand. Da stellt sich mir die Frage, was ein Holztor für einen Schutz bieten soll, wenn es doch reicht, dass ein Troll gegen das Mauerwerk pustet, um es zum Einsturz zu bringen?
Das Holztor würde dann stehen und die Angreifer würden einfach durch ein Loch in der Mauer huschen, um die Stadt zu überfallen.
Wenn ihr es natürlich wünscht, will ich euch rasch ein metallbeschlagenes Holztor herrichten. Welches ihr öffnen und schließen könnt, wie es euch beliebt.
Doch solltet ihr euch fragen, ob es der Mühe wert ist. Die Frage aus welchem Holz solltet ihr mit der Frage, wie lange das Tor dort verweilen soll, beantworten. Ich würde bei einer kurzen Verweildauer Eiche und bei einem längeren Zeitraum Palisander als Material vorschlagen. Bei dem Holz wäre es fein, wenn es eure Mannen heranschaffen könnten. Ich selbst halte mich nicht mehr viel in Wäldern auf. Zu viele Spitzohren, wenn ihr versteht, was ich meine.
Lasst mich also als bald wissen, was ihr für die Stadt als Schutz angedacht habt. Ich will es euch dann zügig fertigen.
Hochachtungsvoll, euer stets ergebener Diener
Meister Dulgat Boromix
Nach Fertigstellung wird der Brief noch einmal überflogen und als er zufrieden war, kurz genickt. Dann wird der Brief gefaltet und mit Wachs versiegelt.
Er schaut kurz zu dem Jungen und freut sich bei dem Anblick, was er alles verdrücken kann. Dann legt er ihm die Hand auf den Arm und spricht zu ihm:
"Bursche, sobald du aufgegessen und getrunken hast, nimm dieses Schreiben und bringe es so rasch, dich deine kleinen Beine zu tragen vermögen, zurück zu der Frau, welche dir den Brief für mich überreichte. Lauft direkt zu ihr. Doch erst iss nur und bestell, was auch immer dir beliebt. Ich will es gerne bezahlen. Und dies hier ist für dich. Mach damit, was immer du möchtest."
Mit diesen Worten reichte er dem Burschen 10 Groschen, welche der Junge mit großen Augen zu sich nahm und dann herzhaft in eine Gänsekeule biß. Zufrieden nickend steht der alte Duerga auf und geht direkt zu der Schanmaid, um ihr einige Groschen in die Hand zu drücken und ihr anzuweisen, dass sie dem Jungen bringen solle, was immer er wollte und dass er dafür aufkommen würde.