Wie alles in der neuen Heimat, war auch das Gebäude in der namenlosen Stadt, dass die Magierinnen des Bundes auserkoren hatten, um künftig die geplante Magieakademie zu beherbergen, in einem reichlich desolaten Zustand. Unkraut und Grasbüschel sprossen zwischen gesprungenen Bodenfliesen hervor, Efeu hatte sich seinen Weg ins Hausinnere gebahnt, die Luft roch, trotz, dass die Türen während ihres Besuchs weit offenstanden und für Durchzug gesorgt war, modrig und Rinnsale von Tropfwasser hatten im Laufe der Zeit abstrakte Muster auf die ein oder andere Wand gezeichnet. Alles andere als einladend und insgesamt ließ allein die Beengtheit des „Häuschens“ den „Prunk“ der einstigen Akademie schon vermissen- doch man nimmt, was man bekommen kann, nicht wahr?
Die drei Damen beschlossen daher, nachdem man allerlei Ideen vorgetragen hatte, die Entscheidung, ob man auf der vorhandenen Substanz aufbauen konnte oder besser alles dem Erdboden gleich machen sollte, dem Experten ihrer aller Wahl – Meister Dulgat – zu überlassen.
Xa’Velle hatte sich gleich dazu bereit erklärt, den Kontakt zu Dulgat aufzunehmen und um seine Expertise zu bitten, noch ehe die Frage, wer diese Aufgabe übernehmen würde, ganz ausgesprochen war. Sie vermisste freilich all ihre ehemaligen Brüder und Schwestern, doch Dulgat war ihr schon immer einer der liebsten gewesen. Wäre doch da nur nicht die lästige Scharade, zu der sie gezwungen war..
Seufzend griff sie zu Schreibfeder und Tinte, glättete das Pergament und brachte einige Zeilen, die den Zwerg geraume Zeit später hoffentlich erreichen würden, zu Papier.
Mein lieber Meister Boromix,
ich hoffe, meine Zeilen erreichen Euch bei bestem Wohlbefinden!
Es ist schon einige Tage her, dass sich unsere Wege kreuzten – sehr zu meinem Bedauern, wie ich wohl anmerken möchte –
doch auch heute schreibe ich Euch nicht nur, um mich nach Eurer Gesundheit zu erkundigen, sondern auch,
um mich mit einem Anliegen an Euch zu wenden:
Der Bund der Magier beabsichtigt, inmitten der bislang noch namenlosen Stadt, eine Magieakademie zu etablieren.
Ein passendes Gebäude wurde bereits auserkoren, allerdings möchten wir Euch um Eure Expertise bitten:
Auf uns als Laien wirken alle Hinterlassenschaften der einstigen Bevölkerung optisch eher wie Ruinen,
aus diesem Grunde würden wir durch Euch gern prüfen lassen,
ob das Mauerwerk noch nutzbar oder ob ein Neuaufbau in diesem Fall vonnöten ist.
Falls Ihr unserer Bitte nachkommen und das Gebäude einmal einer Prüfung unterziehen möchtet, teilt mir gern einen Termin mit.
Und vielleicht findet Ihr im Anschluss daran noch die Zeit auf einen Humpen Bier und eine schmackhafte Mahlzeit zu bleiben? Es würde mich sehr freuen!
Mit den herzlichsten Grüßen aus der noch namenlosen Stadt und im Auftrag der Damen Katherine Sawyer & Cecilia Tzyntares
Xa‘Velle Belin
PostSkriptum: Ich werde einige Tage nicht in der Stadt verweilen, um meine Heilkräutervorräte aufzufüllen,
die ich zur Salbenherstellung benötige. Wundert Euch also nicht,
sollte ich auf ein etwaiges Antwortschreiben von Euch nicht umgehend reagieren.