.... von einem Boten mit dem Wappen Suroms übergeben...
An die Mitglieder des Nexus,
aufgrund von ungeklärten Vorfällen auf dem Gebiet des Reiches bei denen ein Bürger zu Schaden kam,
wird die Zusage von Lizenzen für Eure Gemeinschaft bis zur Klärung ausgesetzt.
Im Raum steht ein Delikt des Hohen Rechts, Angriff auf einen Bürger des Großreiches, gegen das Mitglied Nyssa,
ihres Zeichens Hohe Maga der Elementarmagie, welches gemäß der Gesetze des Großreiches Surom durch die Säulen
des Reiches gemeinsam beschlossen werden muss, sollte es zu einer Anklage kommen.
Der Hohen Maga wird Gelegenheit gegeben zu den Vorfällen Stellung zu nehmen.
Die Antwort des Nexus wird nicht lange auf sich warten lassen. Ein Bote wird ein versiegeltes Schreiben für die Reichsverwalterin überbringen. Wenn das Pergament entsiegelt und ausgerollt wird, wird man eine, auf das Pergament geklebte, Notiz vorfinden. Auf dem Pergament, dessen Abschrift für die Mitglieder des Nexus verwahrt wird, steht folgendes geschrieben:
An die Reichsverwalterin Suroms,
die Anschuldigungen gegen Nyssa, Hohe Maga der Elementarmagie und angesehenes Mitglied des Nexus, entbehren jeglicher Substanz und sind nicht mehr als das Aufbäumen eines gekränkten Bürgers, der sich durch seine eigene Respektlosigkeit in eine missliche Lage brachte. Nyssa hat in aller Weisheit eine Maßregelung vorgenommen, wofür der Ankläger eher dankbar sein sollte – die Sache hätte für ihn weitaus unangenehmer enden können.
Es besteht keinerlei Anlass, dass sich der Nexus weiter zu diesem Vorfall äußert. Die Vorwürfe sind bedeutungslos, und es wäre angemessen, die unbegründete Aussetzung der Lizenzen umgehend zurückzunehmen, um einem peinlichen Reputations- und Vertrauensverlust für das Großreich Surom entgegenzuwirken.
Nicht zuletzt wenn ehemalige und aktive Mitglieder einer Gruppe in Surom hofiert werden, deren Maestra noch vor nicht all zu langer Zeit im Licht des Herrn in Silberburg getraut wurde - während der Wohnort einer der Unsrigen für scheinheilige Empörung sorgt.
Eine formelle Entschuldigung des Anklägers, dessen unreifes Verhalten diese unnötige Angelegenheit ausgelöst hat und sowohl Eure als auch unsere Zeit geraubt hat, würden wir begrüßen.
gez.
Tyladriel
Auf der angeklebten, schlichten Notiz wird noch folgendes zu lesen sein:
Wenn du in der Öffentlichkeit tanzen willst, nimmst du mir jeglichen Grund unsere kleine Romanze verborgen zu halten und die Deinen nicht zu einem Teil unserer Liebesgeschichte zu machen.
Die Tore des momentanen Unterschlupfs lagen vor ihm - Mor'dan glitt lautlos durch die Schatten, als wären sie bloß eine Verlängerung seines Körpers. Die Nacht war still und die Sterne hingen wie kalte, stumme Zeugen über ihm. Doch er hatte längst gelernt, dass die wahren Augen nicht von oben, sondern aus der Dunkelheit selbst starrten. Sein Blick fiel auf einen unscheinbaren Brief, der sorgsam an der Steinsäule des Eingangs befestigt war. Ein kurzes Zucken seines Mundwinkels ließ erahnen, dass ein süffisantes Lächeln seine Lippen zierte. Er griff nach dem Brief, öffnete diesen in einem einzigen, fließenden Zug und überflog ihn mit einem geübten Blick.
"Interessant" murmelte er, mehr zu sich selbst als zu irgendjemand anderem. Doch in Wahrheit war er nicht allein. Eine Gestalt, eine Frau, verborgen in tiefen Schatten, stand nur wenige Schritte entfernt. "Tyladriel und Nyssa werden sich darum kümmern" fügte er leise hinzu, das Schmunzeln immer noch auf seinen Lippen. "Solch eine... Kleinigkeit." Seine Stimme war ruhig, fast amüsiert, als hätte ihn der Inhalt des Briefes keineswegs überrascht. Die Gestalt in den Schatten trat einen Schritt näher, doch ihre Züge blieben verhüllt, nur das leise Rascheln des Umhangs verriet ihre Anwesenheit. "Wie immer, sind wir einen Schritt voraus, Mor'dan," flüsterte sie mit lieblicher und bekannter Stimme - es war Juliane, seine Wegbegleiterin und die nächste Stimme des Equilibriums.
"Zwei Schritte, wenn man genau hinsieht" korrigierte er sanft und ließ den Brief achtlos zu Boden gleiten. "Tyladriel ist ein begabter Stratege und Nyssas Magie und Fähigkeiten... unbestritten. Meine Aufgabe ist es die kleinen, feinen Fäden, zu entdecken – die wahre Macht, die in den unbemerkten Bewegungen liegt und die Wahrheit zu erkunden."
Juliane von Quant nickte kaum merklich. "Und du? Du wirst eingreifen, wenn nötig?"
Mit einem schiefen Lächeln und sarkastischem Unterton erwiderte er:
"Es überrascht mich nicht, dass sich wieder einmal das Schattenspiel der Politik vor unseren Augen entfaltet. Die Anschuldigungen gegen Nyssa, Hohe Maga der Elementarmagie, wirken wie ein unbedachter Zug auf dem Schachbrett eines gekränkten Egos. Doch in solchen Angelegenheiten liegt der wahre Wert nicht in der offenen Konfrontation, sondern in dem, was zwischen den Zeilen bleibt. Die Aussetzung der Lizenzen auf dieser Basis wirkt wie eine überhastete Entscheidung – vielleicht eine Reflexhandlung, geboren aus dem Wunsch, die Kontrolle zu bewahren. Ich kann jedoch versichern, dass Nexus nicht daran interessiert ist, Konflikte zu eskalieren. Unsere Geduld und unser Weitblick sind bekannt und wir erkennen einen Sturm, lange bevor er am Horizont auftaucht."
Mit einem überlegenen Grinsen und durchdringendem Blick musterte er Juliane eine Weile lang:
"Nyssa handelte nicht nur im Einklang mit ihrer Position und Weisheit, sondern auch im Interesse des Großreiches selbst. Der Vorfall, so trivial er erscheinen mag, hätte sich zu einer weitaus größeren Herausforderung entwickeln können, hätte sie nicht eingegriffen. Vielleicht ist es an der Zeit, den Wert eines solch klaren Geistes zu schätzen, anstatt ihm Steine in den Weg zu legen. Wir könnten uns auf ein unnötiges Tauziehen einlassen. Das Großreich Surom und Nexus teilen viele gemeinsame Interessen und es wäre bedauerlich diese Verbindung unnötig zu belasten."
"Ich erwarte daher eine umgehende Aufhebung der Lizenzeinschränkungen und eine sorgfältige Überprüfung der Vorwürfe, bevor weitere vorschnelle Entscheidungen getroffen werden. Wie gesagt – im Schatten werden oft die weisesten Entscheidungen getroffen und das Großreich könnte daran erinnert werden, dass es die Dunkelheit ist, die den Sternen ihre Strahlkraft verleiht. Aktuell sehe ich keinen Grund Einzugreifen, sollte der Zeitpunkt kommen, werde ich jedoch nicht zögern."
Plötzlich hatte Mor'dan zu murmeln begonnen und ein sanftes Raunen war in der Luft zu vernehmen. Juliane nickte lediglich verstehend. Langsam bildete sich um ihn ein Strudel aus leuchtenden Funkeln, die wie kleine, tanzende Sterne durch die Dunkelheit strahlten. Diese Lichtfunken verwoben sich in einem hypnotisierenden Tanz, der die Nacht erhellte. Langsam bildete sich ein Strudel reiner Energie.
„Es ist Zeit, lass uns gehen“, flüsterte er und mit jeder Silbe schien er mehr in das Schimmern des Strudels einzutauchen und kurz darauf waren die beiden Gestalten verschwunden.