Seite 1 von 1

Ein Brief an Cataleya

Verfasst: 25 Dez 2025, 11:44
von Tonya Darez
Eine Nachricht wird durch einen Boten nach Surom gebracht. Der Bote stammt aus Nebelhafen, und kann keine Angaben zum Auftraggeber machen.
Es gibt nur blanken Siegelwachs um den Inhalt zu schützen, aber kein Erkennbares Siegel ist vorhanden.
Der Brief wird zu Händen Cataleyas Abgegeben.

  


 
 
Ich grüße dich Cataleya, Wächterin
 
 
Ich habe eine Zeit lang geglaubt, das ich dies nicht mehr tun würde, einen Brief schreiben, wo doch alle Worte scheinbar keinen Fruchtbaren Boden treffen, aber ich will es ein letztes Mal versuchen, dieses Mal bei dir.
 
Ich hörte von einem Treffen, welches du mit Radesvald hattest, sei es Zufall oder nicht, sei dahin gestellt.
Deine Forderungen sind abstrus, das muss ich dir nicht sagen, selbst eine verblendete Wächterin wie du sollte wissen das wir uns genau so wenig beweisen müssen wie ihr.
 
Es ist eine Zeit her, da ich die Hand ausstreckte und einen Versuch wagte, das die klingen des Glaubens ruhen, solange die Ophidianer unsere Zukunft bedrohen.
 
Denn, in einem musst du mir zustimmen, tote Menschen sind keine guten Gläubigen.
In diesem Sinne haben wir ein gemeinsames Ziel, auch wenn es dir genauso wenig schmeckt wie mir.
Leider kam nach meinem Angebot ein Hinterhalt und eine vergiftete Oase, also habe ich mir eigentlich geschworen, nicht mehr auf einen Suromer zuzugehen, um erst mal die Bedrohung zu vernichten.
 
Der Glaubenskrieg kann hinterher weiter ausgetragen werden, denn dazu müssen wir leben.
Denk dran, ich warte noch immer auf dich in Solgard, um das Urteil zu Verstrecken.
 
Was also gedenkst du zu tun?
Dumm als Blinde folgen und weiter machen wie bisher, oder wirst du es schaffen, über deinen eigenen Tellerrand zu schauen, um der Wahrheit ins Gesicht zu sehen?
Schieb deine Selbstverliebtheit nach hinten und handel wie jemand, der einer Führungsposition würdig ist.
 
 
Tonya Darez
 

  

Re: Ein Brief an Cataleya

Verfasst: 25 Dez 2025, 14:16
von Cataleya
==================Der Bote==================

2025-12-25_1.png

Der Bote fand sie auf der Straße gerade auf dem Weg in den Tempel zu Surom.
Als ein ihr unbekannter Mann einfach gekleidet aber sauber den Weg kreuzte. Er hielt den Blick gesenkt, beide Hände sichtbar vor dem Körper.
"Kommandantin Rho’en?" fragte er vorsichtig.
Sie blieb stehen musterte ihn von oben bis unten. "Wer will das wissen?"
Er schluckte. "Mir wurde aufgetragen, euch dieses Schreiben zu überbringen." Er hob ein Pergament.
Cataleya streckte die Hand aus, nahm den Brief und ließ den Boten genau dort stehen.
Ihr Blick flog zunächst über die Zeilen, dann wurde er langsamer, Tonya.
Sie las zu Ende, faltete das Pergament sauber zusammen, zu sauber für den Zorn, der in ihren Augen lag.
Als sie wieder aufsah, war der Bote noch immer dort, verlegen kurz vor dem Aufbruch.
"Wer hat dir das in die Hand gedrückt?" fragte sie ruhig.
"Eine Frau in Nebelhafen. Ich… ich kenne ihren Namen nicht. Mir wurde nur gesagt, es sei eilig."
Mehr musste er nicht sagen. In ihrem Kopf war der Weg des Briefes bereits klar.
Tonya, Nebelhafen, fremde Finger, fremde Zungen. Es reichte.
Sie trat einen Schritt näher so dicht, dass er seinen Rücken unwillkürlich gegen den kalten Stein der Mauer,
des Torbogens gen Tempel, drückte. Ihre Hand fuhr zu der Klinge an ihrer Seite, eine Bewegung, schnell, präzise, ohne Zögern.
"Dann ist dein Auftrag erfüllt," sagte sie leise. "Und du hast nichts mehr zu erzählen."
Ein einziger, gezielter Stoß, ein abgehacktes Einatmen, dann sank der Mann in sich zusammen, als seien ihm plötzlich die Fäden durchschnitten worden.
Zwei Wachen, die den Blick kannten, traten wie zufällig näher, packten den Körper und zogen ihn wortlos davon, dorthin wo Dinge verschwanden.
Cataleya wischte die Klinge mit einer ruhigen, beinahe gelangweilten Geste an einem Fetzen ab, steckte sie ein und wandte sich ab, als sei nichts geschehen.


==================An Tonya==================

2025-12-25_2.png

In ihrer Schreibstube herrschte halbdunkles Licht, nur eine Kerze brannte niedrig, der Docht tief eingebrannt.
Sie legte Tonyas Schreiben vor sich, las noch einmal einzelne Sätze. Dann schob sie das Pergament beiseite, griff nach einem frischen Pergament.
Die Antwort floss ihr vergleichsweise leicht von der Hand.
Sie schrieb hart ohne Bettelei um Verständnis.
Die Ophidianer, der Glaubenskrieg, das Urteil, das Tonya sich einbildete, fällen zu dürfen alles fand seinen Platz zwischen den Zeilen.
Als sie fertig war, las sie den Text einmal leise, nickte kaum merklich und versiegelte das Schreiben, mit dem Zeichen der Totenwacht.
Sie ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und rief: "Bote ins Schreibzimmer."
Ein junger Mann aus Surom, den sie nur flüchtig kannte, erschien im Rahmen, die Kleidung schlicht, aber ordentlich.
"Du reist nach Nebelhafen," sagte Cataleya ohne Umschweife und reichte ihm das versiegelte Schreiben.
"Du hinterlegst dieses Pergament dort, wo Nachrichten für Tonya Darez sicher ankommen.
Kein Gerede, kein Handeln darüber. Du gibst es ab, drehst dich um, kommst zurück.
Wenn dich jemand fragt, sagst du, es sei ein Auftrag für einen privaten Handel gewesen."
Der Bote schluckte, nickte. "Jawohl, Templerin."
"Und noch etwas," fügte sie leise hinzu. "Der Weg dorthin und zurück ist wichtiger als die Person, der du es gibst.
Kein Heldentum. Kein Misstrauen wecken. Du bist niemand. Bleib es."
Er senkte kurz den Blick, steckte das Schreiben sorgsam weg und verließ die Stube mit schnellen, aber unauffälligen Schritten.



Bild


An Tonya 2025-12-25.png

Versteckt:Versteckten Text anzeigen

Tag 25 im zwölften Mond des ersten Jahr

Tonya Darez, deine Zeilen haben mich erreicht.
Dass du sie ausgerechnet an mich richtest, wundert mich weniger, als du vielleicht hoffst. Zuerst eines zur Ordnung der Dinge,
Ich bin keine Säule mehr, noch bin ich Glaubensoberhaupt, wie du sehr wohl weißt.
Ich bin Kommandantin der Schwarzen Garde und Templerin im Dienst des Namenlosen.
Mehr als genug, um über Krieg sprechen zu können und über Feinde.
Du wirfst mir vor, blind zu folgen und verblendet zu sein, während du gleichzeitig eingestehst,
dass wir in einem Punkt derselben Wahrheit dienen. Doch las es mich dir korrigieren.
Tote Menschen sind keine guten Gläubigen für IHN, für den Herrn sehr wohl.
Dass du uns ein letztes Mal anschreibst, ist rührend aber unnötig dramatisch.
Wir brauchen uns einander nichts zu beweisen.
Die Wahrheit des Namenlosen steht nicht zur Verhandlung.
Was die Ophidianer angeht. Ich erkenne die Bedrohung. Schon lange und du, die der Güldenen Schlange folgt ebenso lang wie ich.
Surom hat den Luxus nicht, sich Wegsehen leisten zu können, während Fremde ihre Flotten rüsten und ihren Heldenmut in Briefe gießen.
Wir werden gegen die Schlangen handeln gleich wohl ob jene sich hinter verblendetem Licht verbergen oder fremde Ausgeburten sind.
Du forderst, die Klingen des Glaubens ruhen zu lassen bis die Gefahr vorüber ist.
Ich nenne es beim richtigen Namen.
Du willst, dass wir unseren ewig währenden Krieg unterbrechen, damit du deinen Krieg einfacher führen kannst.
Ein Waffenstillstand um deinetwillen ist nicht in meinem Interesse. Ein Gegner weniger am Horizont macht deine Züge nicht reiner.

Was ich bereit bin zuzugestehen, ist folgendes, und nicht mehr;
Surom wird die Ophidianer bekämpfen, wo es unserem Reich und unserem Glauben dient.
Wenn eure Klingen sich zufällig in dieselbe Richtung senken, werden wir euch nicht aus Prinzip in den Rücken fallen,
solange ihr nicht versucht uns eure Banner oder euer Licht aufzuzwingen.
Steht ihr im Weg wird Surom euch niedertrampeln und die euren auf dem selben Schlachtfeld verenden lassen.
Kein weißes Fahnen Theater!

Du erinnerst mich daran, dass du in Solgard auf mich wartest, um das Urteil zu vollstrecken.
Bewahre dir diese Hoffnung, wenn sie dich tröstet.
Ich habe meinen eigenen Begriff von Urteil und ich sehe keinen Grund, mich freiwillig in die Hände einer Gerichtsbarkeit zu begeben,
die ich nicht anerkenne. So du dich danach sehnst erneut zu erfahren, welch Geschenk er dar brachte,
so suche mich in Surom auf. Du fragst, was ich zu tun gedenke.
Ich werde tun, was dem Namenlosen und Surom dient. Ich werde dafür sorgen, dass meine Leute leben,
um zu glauben, zu kämpfen und zu sterben, wann es IHM gefällt, nicht dir.
Und ich werde sehr genau hinschauen wo fremde Angebote aufhören Kalkül zu sein, und anfangen, Gift zu werden.
Wenn du glaubst, das sei Selbstverliebtheit, dann nenn es so. Ich nenne es Konsequent.

Im Dienst des Reiches,
Unter den Augen des Namenlosen und seiner Vier,
In Treue unter dem Zeichen Liliths, Templerin Cataleya Rho’en
==================An die Säulen==================

Als die Tür wieder ins Schloss fiel, nahm Cataleya Tonyas Originalbrief erneut auf.
Einen Moment lang betrachtete sie das Pergament, dann zog sie eine neue Mappe heran die,
in der sie alles sammelte, was die Feinde ihres Glaubens und ihres Reiches freiwillig von sich preisgaben.
Mit wenigen, sachlichen Zeilen setzte sie ein Begleitschreiben auf:
"An die ehrwürdigen Säulen des Reiches beiliegend ein Schreiben Tonya Darez, in dem sie ihre Haltung zu Surom,
den Ophidianern und meinem Wirken darlegt. Zur Kenntnisnahme und weiteren Bewertung."
Sie legte Tonya Brief dahinter, schloss die Mappe und versiegelte sie mit dem offiziellen Zeichen der Garnison.
Dann trat sie erneut an die Tür und winkte eine verlässliche Wache heran.
"Dies geht an die Säulen," sagte sie ruhig. "Persönliche Übergabe oder in die Hände einer Stimme.
Du holst eine Bestätigung des Empfangs ein und bringst sie mir zurück."
"Wird ausgeführt, Kommandantin," erhielt sie zur Antwort.
Erst als er gegangen war, setzte sie sich wieder, ließ kurz den Kopf gegen die Lehne des Stuhls sinken und schloss die Augen.
Die Kerze flackerte, warf ihren Schatten an die Wand.

==============================================

Re: Ein Brief an Cataleya

Verfasst: 25 Dez 2025, 16:27
von Tonya Darez
Als sie das Antwortschreiben erhielt, las sie es aufmerksam.
Und noch ein weiteres Mal, ehe sie Kopfschüttelnd seufzte.
"Sie hat es nicht verstanden", murmelte sie und legte eine Kopie ihres Briefes und das Antwortschreiben von Cataleya ins Rathaus für die anderen Ratsmitglieder.

Eine kleine persönliche Bemerkung für Radesvald:

"Wir machen weiter"