[Mini-Quest: Abgeschlossen] Auf Schritt und Tritt

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Falynidil
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[Mini-Quest: Abgeschlossen] Auf Schritt und Tritt

Beitrag von Falynidil »

Vor einigen Wochen.

Aus dem Verborgenen heraus schaute Falynidil auf den Innenhof der Festung. Dort unten stand Chalithra umringt von drei Dunkelelfen. Seit ihrer Ankunft war der Oberin aufgefallen, dass diese Zofe sich darauf verstand Bündnisse zu schmieden, um ihr eigenes Vorankommen abzusichern. Ob sie dem Magier und dem Attentäter fleischliche Gefälligkeiten zukommen ließ, um diese gefügig zu machen, entzog sich der Kenntnis der Ilharess. Denkbar wäre es aber sicherlich. Sie wäre nicht die erste Ilythiiri, die fehlende Durchsetzungskraft derartig zu kompensieren wusste. Nichtsdestotrotz wäre es geradezu fahrlässig gewesen dieser Zofe einfach freies Geleit zu geben. Für Mizrae war dies offenbar nicht beachtenswert, doch die Oberin wusste es besser. Dieser Keim einer Koalition, der sich dort unten im Inneren des Hauses gebildet hatte, bot sowohl Versprechen als auch Bedrohung für die arrivierten Mächte im Haus. Falynidil zog den Kopf wieder zurück in die sichere Deckung und biss sich gedankenverloren auf die Unterlippe. Sie würde ein paar Vorkehrungen treffen müssen, um Chalithra’Xune besser im Auge zu behalten und kontrollieren zu können. Das „wie“ war bisher noch ungeklärt. Zu gegebener Zeit würde sie sich etwas überlegen…
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Falynidil
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Re: Auf Schritt und Tritt

Beitrag von Falynidil »

Es hatte Falynidil einiges an Mühe gekostet, die alt-dunkelelfeschen Runen und Schriftzeichen in die gegenwärtige Dunkelelfensprache zu übersetzen. Das herausgerissene Pergament, welches ihr zuletzt bei der Plünderung des Drachenhortes in die Hände gespielt wurde, war eine harte Nuss. Falynidil war sich sicher, dass Lloth oder zumindest eine ihrer Zofen - möglicherweise Dhautlara - ihre Finger diesbezüglich im Spiel gehabt hatte.

Zur Übersetzung hatte sie sich Überlieferungen aus den Zeiten der Festigung aus der Bibliothek bringen lassen und unbekannte Schriftsymbole ihrer Semantik nach recherchiert, verglichen und letztendlich identifiziert und gedeutet. Der Zugriff auf Quiloes Wissen, kombiniert mit ihren eigenen Kenntnissen war dabei von erheblichem Wert. Sie allein hätte Wochen für die Übersetzung des Pergaments benötigt, da das Alltagsgeschäft einer Oberin natürlich keine vollständige Zuwendung zuließ. Es stellte sich aber trotz akkurater Übersetzung immer mehr heraus, dass das Pergament, von jemandem oder etwas, in Teilen zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Es kostete sie daher weitere Ressourcen die Ritualbeschreibung zu vervollständigen. Dabei konnte die Ilharess natürlich nicht ausschließen, dass sie in Teilen anders geartete Lösungen fand, als die Originalfassung dies intendiert hatte.  Nichtsdestotrotz gelang es ihr sukzessive die fehlenden Elemente zu vervollständigen. Die Schatzkammer Filifars bot dahingehend ein reichhaltiges Arsenal an Artefakten und Materialien, mit magischen Ursprung. Nur eines fehlte: der grüne Angolquarz, dem eine zentrale Rolle bei dem bevorstehenden Schöpfung zukommen würde.

Ein paar Tage später war es ironischerweise Chalithra'Xune selbst, die der Oberin in die Hände lief, um dieser bei der Recherche zu assistieren. Falynidil kannte den Ort des grünen Angolquarzes bereits und wusste aus früheren Experimenten mit kleineren Teilsplittern um dessen magische Beschaffenheit. Da sie diese Splitter jedoch zum damaligen Zeitpunkt gekauft und nicht etwa selbst vom Ursprungsort beschafft hatte, wollte sie zunächst versuchen die Abbaumethode durch eigene Recherche zu erfahren. Zu ihrem Amusement war es wieder Chalithra'Xune, die ihr die Suche in der Akademie der Magier ersparte und sie direkt zum Museum der Bewahrer führte. Niemand war dort zugegen gewesen, weswegen sie sich selbst suchen mussten, wonach es ihnen dürstete. Es dauerte eine Weile, ehe die Bücherregale von den beiden Priesterinnen durchforstet waren. Als sie dann jedoch den Folianten, der den Titel „Kristallomantie“ trug, ausfindig gemacht hatten, wusste die Oberin rasch wo sie zu suchen hatte. Sie hatte dieses Buch schon einmal in den Händen gehalten, als es damals noch in der Magieakademie auslag. Sie trug das Buch zu einem nahestehenden Sekretär und blätterte gemeinsam mit Chalithra zu der gesuchten Seite über den grünen Quarz. Hier bestätigte sich die Aussage der Jungpriesterin, denn der Quarz war tatsächlich auf konventionelle Weise abbaubar. Wenig später war eine schlagkräftige Expeditionsgruppe zusammengestellt und man machte sich auf den Weg auf die Oberfläche, in den Norden des Kontinents. Es wäre besser Dinge besser sofort zu erledigen, als sie unnötig auf die lange Bank zu schieben, befand Falynidil…
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Groukh
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Re: Auf Schritt und Tritt

Beitrag von Groukh »

Was ist Wahrheit,
was ein Traum.
Die Unterschiede sind weit,
doch unterscheiden kann man sie kaum.

Ist es nur Halluzination,
oder doch Realität?

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Falynidil
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Re: [Mini-Quest: Läuft]Auf Schritt und Tritt

Beitrag von Falynidil »

Just in dem Moment, als ihr die großzügigen Splitter des grünen Angolquarzes überreicht wurden, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wie hatte sie dieses Potenzial übersehen können? Ein Fauxpas, den sie besser für sich behalten würde- aber besser spät als nie. Einen Sklavenring aufwendig zu erschaffen und ihn für eine Untergebene zu verschwenden, dazu würde es nicht kommen. Absolut nicht. Das Potenzial eines solchen Artefaktes war weitreichender. Balthasar, Davion… sie waren interessante Ziele, derer sich die Ilharess aneignen könnte und mit dem man die Oberfläche in ein katastrophales Chaos stürzen könnte. Aber wäre das Artefakt nicht auch für diese Rivvin verschwendet? Sie musste größer denken, doch ihr Sinn für die Realität holte sie ein, ehe sie dazu kam.
Was wäre wenn der Beschreibung wichtige Elemente fehlten oder nicht rekonstruierbar wären? Als Erzpriesterin wusste sie, welche Konsequenzen leichtfertig entfesselte Magie haben konnte, die dieses Machtniveau aufwies. Ein Versuch musste her und vielleicht war Chalithra’Xune zumindest geeignet genug, um als Versuchskaninchen herzuhalten. 
Nach einer Woche hatte sie ihre Planungen abgeschlossen. Sie hatte das Herstellungsritual in Teilen grundlegend modifiziert und die furiose Wirkung des Sklavenrings derartig abgeschwächt, dass dieser solch einen Namen nicht länger verdiente. Nichtsdestotrotz würde Falynidil anhand des Spionageamuletts, welche sie stattdessen herstellen würde, grundlegende magische Eigenschaften und Strukturen erproben, die auch für den Sklavenring immanent waren. 
 
Nach und nach hatte sie sich persönlich die nötigen Rohstoffe in ihrer Kammer zurechtgelegt und dabei penibel darauf geachtet, dass sie niemand beim Zusammentragen beobachtete. Auf einer separaten Pergamentrolle hatte sie ihre Überlegungen dokumentiert und fortan als Leitfaden verwendet.
Von Meister- und Sklavenringen
Herstellung und Verzauberung 

Knochen eines hohen Liches
Gefunden in den der Eiswüste durch Mizrae, dient als Energieträger und bietet ein moderates und unerschöpfliches magisches Potenzial. Gut formbar zur künstlerischen Gestaltung des Schmuckstückes. Leicht. In Einzelteile zersägt bietet der Knochen Material für 3-4 Schmuck-Rohlinge.

10 Barren Adamantit, 2 Blutstein, 2 Silber 
Notizen: Äußere Legierung um den Ring-Korpus, auf dem die dunkelelfischen Runensymbole, die den Zauber beschreiben, eingraviert sind. Adamantit durch Faerzresskontamination sinnvoll-  Verarbeitung der Barren analog zu Kontrollhalsbändern für Reitechsen. Silber dient zum Schutz des Meisters (wird nicht beiSklavenringen oder dem Ausspäh-Amulett verwendet), während Blutstein für die Verbindung zum Organismus des Trägers hilfreich ist.

Splitter des grünen Angolquarz
Während der Meisterring drei grüne Angolquarzsplitter aufweist, sind die Sklavenringe mit einem dieser Splitter besetzt. Sie dienen zur Verstärkung der Qual des Opfers bei Missachtung der Befehle und zur Kontrolle / Kommunikation. Qual und Kontrolle wird im Rahmen des Spionageamulettes nicht magisch forciert.

Sonstiges:
Blut oder Haarsträhne des späteren Trägers 
Dieses wird während des Herstellungsprozesses der Metalllegierung eingeschmolzen und dient zu Verbindung mit dem Träger.

Verzauberung
Reagenzien für den Meisterring

  1. Alraune (Stärkefokus des Zaubers) 
  2. Schwarze Perle (Energiefokus) 
  3. Knoblauch (Schutz des Trägers vor Umkehrung der Wirkung von Meister- und Sklavenring) 
  4. Spinnenseide einer Ap’za Iodtyna (besonders starke Geistbindung zum Sklaven und Kanal zur Ausführung der Befehle des Meisters).  
  5. Molchauge (Verstärkung der Illusionszauber und Bindung bzw. Zwang zur Umsetzung der Befehle) 
Reagenzien für den Sklavenring 
  1. Alraune (Stärkefokus des Zaubers) 
  2. Schwarze Perle (Energiefokus) 
  3. Nachtschatten (Bestrafung bei Ungehorsam: Tod, Schmerz & Illusion) 
  4. Spinnenseide einer Ap’za Iodtyna (besonders starke Geistbindung zum Sklaven und Kanal zur Ausführung der Befehle des Meisters
  5. Molchauge (Verstärkung der Illusionszauber und Bindung bzw. Zwang zur Umsetzung der Befehle) 
Zauberformel für das Ritual des Meisterrings: 
Beldro Izznarg Faer Sreen Dwe’org, also „Erschaffe eine große magische Falle durch Illusionen“ ist der Ritualzauber für den Meisterring. Auch hier dienen die Silben „Beldro“, „Izznarg“ und „Faer“ der Kanalisierung von magischer Energie, die dann durch die Silben „Sreen“ und „Dwe‘org“ die Form einer illusorischen Falle annehmen. Durch die schützende Charakteristik des Knoblauchs wird in diesem Zauber jedoch deutlich gemacht, dass die Falle sich nicht auf den Ringträger, sondern die Träger der Sklavenringe bezieht. Sie sind durch die Verbindung der Ringe miteinander durch den Träger des Sklavenrings versklavt. Die Verbindung rührt von dem Knochen eines hohen Lichs her, aus dem alle Ringe/Schmuckstücke geschaffen sind. Die Spinnenseide dient letztlich der Geistbindung zu den Trägern der Sklavenringe und wirkt unmittelbar mit der Silbe „Sreen“. „Dwe‘org“ letztlich wirkt im Zusammenhang mit dem Reagenz Molchauge und begünstigt die Illusionen, die die Sklaven gefügig machen. 
 
Zauberformel für das Ritual eines Sklavenrings: 
Beldro Izznarg Faer Elgg Gre’as’anto Atteruce: bedeutet „Verursache eine große magische Aufhebung der Freiheit einer Kreatur“. Dabei wirken Alraune und schwarze Perle unmittelbar mit den Silben „Beldro“, „Izznarg“ und „Faer“ und lenken die magische Energie in Bahnen, die mit den Worten „Elgg“, „Sreen“ und „Atteruce“ ausgestaltet werden. „Elgg“ und „Sreen“ wirken dabei gemeinsam und erwirken die Sklaverei der Kreatur (Silbe „Atteruce“), die den Sklavenring trägt und die ihrer Freiheit (freier Willen) beraubt wird. Molchaugen und Nachtschatten sorgen schließlich für die illusorischen Effekte, die durch den grünen Angolsplitter noch weiter verstärkt werden und letztendlich Teil der Kontrollmagie sind. 
 
Zauberformel für modifizierten Sklavenring bzw. eines Ausspäh-Amuletts ohne Kontrolle: 
Beldro Inlul Faer Elgg Gre’as’anto Atteruce: bedeutet „Verursache eine kleine magische Aufhebung der Freiheit einer Kreatur“. Dabei wirken Alraune und schwarze Perle unmittelbar mit den Silben „Beldro“, „Inlul“ und „Faer“ und lenken die magische Energie in Bahnen, die mit den Worten „Elgg“, „Sreen“ und „Atteruce“ ausgestaltet werden. „Elgg“ und „Sreen“ wirken dabei gemeinsam und erwirken die Einschränkung der Freiheit der Kreatur (Silbe „Atteruce“), die das Objekt trägt und die ihrer Freiheit (im Sinne von Freiheit sich ungesehen auf der Welt zu bewegen) beraubt wird. Molchaugen und Nachtschatten entfallen bei dieser Version und stattdessen wird Spinnenseide verwendet. Spinnenseide ist für das Anzapfen des Geistes des Zielobjekts notwendig. Spinnenseide ermöglicht infolgedessen, dass der/die Träger des Meisterrings flüchtig durch die Augen der Zielperson blicken kann, ohne dass diese es bemerkt.

Falynidil Filifar
 
 
Für die Herstellung selbst zitierte die Ilharess den kürzlich „von den Toten auferstandenen“ Tas’Rhadul in ihre Kammer und instruierte ihn, natürlich unter diversen Geheimhaltungsauflagen, bei der Herstellung des Artefaktes. So ein Artefakt war nicht allein zu herzustellen. Zu viele ineinandergreifende Schritte mussten bedacht und parallel ausgeführt werden. Tas’Rhadul war diesbezüglich ein geeigneter Kandidat: Er besaß keine Macht mehr in diesem Haus und würde sich erst wieder hocharbeiten müssen, um seinen alten Ansprüchen wieder gerecht zu werden. Auf diesem Weg konnte er eine zornige Oberin nicht gebrauchen. Die Haarsträhne Chalithra’Xunes hatte sie sich erst kürzlich bei einem Besuch in deren Kammer beschafft, wodurch alles fein säuberlich beieinander war. Sie nutzte einen Moment, in dem Tas’Rhadul ihr den Rücken zugewandt hatte, um die Haarsträhne hinzuzufügen. Selbst in diesem offenbar sicheren Szenario wollte sie nicht ihr komplettes Wissen mit einer zweiten Seele teilen. Nach Abschluss des Herstellungsrituals wurde Tas’Rhadul ins Orkfort geschickt. Er sollte die Nacht über fern bleiben und bei neugierigen Fragen erwiedern, dass die Ilharess ihn sich in dieser Nacht genommen hatte- die Geheimhaltung galt als oberstes Gebot. 
 
Sie wog das gefertige Amulett in ihren Hände und nickte zufrieden. Es war ein Meisterstück und überaus dekorativ, sodass es optisch sogar dem Videnn ulu Lloth Konkurrenz machte. Nun galt es den finalen Schritt vorzubereiten und Chalithra’Xune dieses Kleinod unbemerkt unterzujubeln. Und die Illusionistin wusste auch schon wie…
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Chalithra'Xune
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Re: [Mini-Quest: Läuft]Auf Schritt und Tritt

Beitrag von Chalithra'Xune »

„Dein Opfer wurde akzeptiert.“
  
Wie eine disharmonische, verzerrte Stimme drangen die Schwingungen von der absonderlichen Gestalt, der Yochlol, Lloths Zofe, bis tief in das Innere der anwesenden Dunkelelfen im Tempel.
Die junge Dunkelelfe bestritt den letzten Schritt auf ihrem Weg. Sie sollte sich, seitdem sie in Sold'Orbb ankam, immer wieder unter Beweis stellen, ihre Nützlichkeit aufweisen. Es dauerte nicht lange und die tüchtige Elfe erlernte die verschiedensten Dinge, welche ihr in späterer Zeit sicherlich nützlich sein würden. Die auferlegten Prüfungen wurden absolviert.
Nun kniete Chalithra'Xune in ihrer weiten Robe, welche sie stets in ihrer Zofenzeit, an ihrem Leib trug. Ihr eigen erschaffenes Symbol für ihren Stand in der Hierarchie, vielleicht auch um sich immer wieder ins Gewissen zu rufen, welche Prüfungen noch auf sie warten werden und sie sich zumindest in Ansatz im Zaume zu halten sollte.
  
  
Einige der Ilythiiri jedoch durften das ausschweifende Temperament der jungen Priesteranwärterin nicht nur erblicken, sondern zu ihrem leidtragen auch selber erfahren und spüren.
Der Wanre Faern zum Beispiel war schlicht zu aufdringlich, zumindest in den Augen der Zofe. Eigentlich wollte er nur an seine Truhe greifen, musste dabei die Hand an der Dunkelelfe vorbeiführen und straff nur hauch zart den feinen Stoff ihrer Gewänder. Doch endete dies damit, dass dieser vor ihr kniete, den Arm verdreht und nur noch schmerzverzerrte Töne von sich gab.
Aber wenigstens traute sich dieser etwas, seine dreisten Worte im Anschluss und bei weiteren Begebenheiten unterstreichen dies nur. Er scheint einen starken eigenen Willen zu besitzen, doch verrieten stets seine Blicke die Schwäche, welche in ihm wohnte – der Trieb. Sein Begehren war eindeutig. Sollte er jedoch weiter auf diesem Weg schreiten, seinen eigenen Willen durch heimtückisches Umgarnen zu erreichen und dadurch sein gänzliches Potential als Magier ausschöpfen können, könnten sie vielleicht irgendwann gar auf Augenhöhe stehen. Wenn auch die vielleicht baldige Priesterin sich immer auf die Zehenspitzen im Namen des Glauben stellen konnte und ihn somit erneut übertrumpft. Im Bewusstsein dessen, das er vielleicht eines Tages mehr als nur nützlich sein konnte, gewährte ihm die Dunkelelfe zumindest einen Teil seines Ur-inneren Triebes zu erfüllen. Wenn auch nur durch gewisse Nähe und das erlauben seines Blickes auf prekäre Stellen des Körpers. Wenn auch die Dunkelelfe sich selber dabei erwischte, wie sie selber an mehr dachte. Aber diese Belohnung sollte er sich wirklich erarbeiten und gewisse Erfolge aufweisen.
  
Andere Männchen durften auf nicht soviel nachhaltige Zurückhaltung hoffen. Ob ein flapsiger Umgangston, ohne Titelbekundung, Unfähigkeit im Kampf, oder ein Wort zu viel an der falschen Stelle, es wurde gnadenlos abgestraft. Selbst eine der Sargtlin, eigentlich 'treue' Wegbegleiterin, durfte in manchen Situationen bemerken:
'Diese Elfe sollte man mit Vorsicht genießen.'
  
Ihre Handlungen wurden gar durch einige der Priesterinnen noch bestärkt. Sie solle die Männchen treiben, die Peitsche stets griffbereit halten. Diese Nachlässigkeit, der Priesteranwärterin so freie Hand zu lassen, sollte eine von ihnen irgendwann spüren...
  
  
Doch nun verharrte sie in der unterwürfigen Haltung vor der Botin ihrer Göttin. Die filigrane Erscheinung war vom Blut überströmt, die Gewänder durchtränkt. Noch immer hielt sie den Ritualdolch mit festen Griff in der Hand. Vor ihr lag, in seiner eigenen Blutlache, der schlaffe Körper des Vhaeraunanhängers. Die Zofe Lloths schien zufrieden, ihre Aufmerksamkeit verblieb anscheinend auf Chalithra'xune, welche auch den letzten Schritt auf ihrem Weg zu Yathrin absolvierte. Die junge Elfe hoffte noch weitere Dinge zu vernehmen, ihre Herkunft war immer noch ein Mysterium, doch sollte dies für den Augenblick alles sein, die Yochlol verschwand.
  
Bild 
  
Abseits der neu gewonnen Macht und Stellung, beschäftigte sich die Dunkelelfe immer wieder mit dieser Begegnung. Die Schicksalsweberin schien gewollt zu haben, das sie hier strandete. War dies doch der Ort, an dem alles was Vergangenheit war, vergessen ist. Doch im Inneren war der Drang immer noch Vorhanden, zu erfahren, was in ihrer Heimat passiert ist und das Mysterium ihrer Herkunft gänzlich aufzudecken. Nur durch den Tatendrang wurde dies aber zurück gestellt. Ein erstes Opfer ihrer hinterhältigen Machenschaften wurde auserkoren, mehr durch Zufall ergab sich diese Gelegenheit und ein Mensch spielte eine große Rolle in diesem 'Spiel'. Auch wenn der Plan stellenweise Lücken aufwies und das Resultat immer noch nicht zur Gänze entfaltet wurde, hoffte sie darauf das ihre Göttin die Gunst gewährte, um weitere Einblicke zu erhalten.
  
  
Es war die Mutter Oberin selber, welche sie auf ihre Weihe ansprach und ein verheißungsvolles Serum parat hielt, um in die tieferen Ebenen der Meditation einzutauchen und erneute Kontaktaufnahme mit der Zofe ihrer Göttin aufzunehmen. In dieser blinden Neugierde der jungen Priesterin benötigte die erfahrene Erzpriesterin nicht wirklich viel Überzeugungsarbeit. Nach einem kurzen Gespräch und verheißungsvollen Versprechungen über die Wirkungsweisen des Serums willigte die junge Priesterin ein. Es wurde ihr gar ein privates Zimmer mitten in Sold'Orbb zur Verfügung gestellt, um komplett ungestört zu verbleiben. Es bedurfte nur ein spezielles Wort in der Gastronomie und der Dunkelelfe wurde der Schlüssel zum vermeintlich sicheren Zimmer überreicht.
In diesem Zimmer herrschte bereits eine spirituelle Umgebung, Ritualkerzen tauchten diesen Ort in eine dämmrige, von Dunst durchzogene Kammer. Anscheinend wurde dieser Ort des öfteren für diese Zwecke benutzt. Chalithra'Xune benötigte nicht lange, um sich vorzubereiten, ehe das Serum schon in den Hals sickerte.
Die Atmosphäre um sie herum wurde immer erdrückender. Alles um sie herum schien auf sie zuzufließen. Leises Kratzen kündigte eine Schar von kleinen Spinnen an, welche sich ebenso kontinuierlich weiter auf sie zubewegten. Die Sinne wurden immer stumpfer, sie dämmerte langsam in sich zusammen. Der Oberkörper schwankte seicht hin und her. Sämtliche Fähigkeiten schwemmen davon, sie glitt ab in die Bewusstlosigkeit. Das leise Klacken am Türschloss, Aufschieben der Tür und die leisen, hinterhältigen Worte vernahm sie schon nicht mehr.
  
  
Sie war mit einem Schlag hellwach, doch die Umgebung hat sich gewandelt. Ein Korridor tat sich vor ihren Augen auf, am Ende hockte eine Gestalt, welche leise flehende Worte von sich gab. Im Hintergrund konnte man ein waberndes Geräusch vernehmen, als würde dort irgendetwas in den Schatten lauern und ständig seine Erscheinung verändert. Die Stimme, welche sich nach kurze Zeit direkt an ihr Ohr legte, fühlte sich hart und verachtend an. Chalithra'Xune zuckte gar erschrocken hoch, als sie die Yochlol ganz in ihrer Nähe vernahm. Ihre Erscheinung hätte ästhetischer nicht sein können. Kein einziger Makel war an dieser Dunkelelfe sichtbar, perfekt und erbarmungslos im Blick. „Spar die die Luft für den Pfad, der vor dir liegt.. erreichst du sein Ende.. werden wir sehen, ob du meiner Botschaft würdig bist. Deine Schwäche... ich kann sie riechen.“
  
Schatten hüllten diese perfekte Dunkelelfe ein, nur noch diese flehende Gestalt vor der verschlossenen Tür blieb zurück. Es war eine weitere Priesterin, vor ihr eine Blutlache. Sie flehte um Einlass, das Opfer dafür wurde erbracht, doch weiterhin würde ihr der Zutritt verwehrt. Als sie die näher kommende Chalithra'Xune bemerkte, versuchte diese die junge Priesterin zu beschwören, sie solle ihr helfen. Gemeinsam werden sie den Eintritt erlangen. 'Wozu?' Dachte sich die Dunkelelfe nur, sie wird keinem unwürdigen Wesen helfen. Wenn sie es nicht alleine schafft, hat sie es auch nicht verdient den weiteren Weg zu beschreiten. Neben der hockenden Elfe lag der Ritualdolch, mit dem sie anscheinend das Opfer bereitet hatte. Dies war viel eher Objekt der Begierde für Chalithra'xune. Gerade als sie diesen ergreifen wollte, riss die Flehende ihre Hand ebenso darüber. Die beiden Elfen starrten sich an, beide wussten anscheinend was nun passieren würde. Im tiefen Neid, der anderen kein Stück zu gönnen entbrannte das Handgemenge, aus dem nur eine Leben hervortreten würde. Diese hockende Priesterin zögerte keinen Moment und schlug mit der freien Hand nach dem Kopf, diese wiederum stieg mit ihrem Stiefel auf den Unterarm der Knienden, um den Griff am Dolch zu lösen. Das furienhafte umher schlagen, um die Oberhand zu erhalten dauerte nur einige Augenblicke, der schlichte Vorteil aus der stehenden Position wurde ausgenutzt und diese schwache Gestalt zu Boden gedrückt, der Dolch immer noch fest umklammert von beiden Frauen, drang jedoch immer weiter in in die Richtung der Hauptschlagader der Knienden. Selbst der würgende Griff an der eigenen Kehle, wodurch sie beinah sämtliche Sinne verloren hat, konnte den Druck auf den Dolch nicht aufhalten. Als die Dolchspitze das Fleisch durchstoßen hat, entweicht nur noch erstickte Schmerzenslaute und der letzte Lebenshauch den Lippen dieser schwachen Gestalt. „Stiiirrb!“ Brachte Chalithra'xune unter lautem Knurren hervor, während der Leib ihrer Kontrahentin schließlich erschlaffte. Das Blut ergoss sich in der Ritualschale und die zuvor verschlossene Tür klappte unter leisem Scharren auf. Ungewöhnliche Stärke bemerkte sie, als hätte dieser Kampf gar nicht wirklich stattgefunden. Das Kleid erneut versunken im Blut, erhob sich die junge Priesterin und durchschritt die Pforte, ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen.
  
Weitere Prüfungen folgten nach dieser Tür. Alles wirkte so realistisch, nie hätte sie geglaubt, dass dies nicht die Wirklichkeit ist. Dieser Irrgarten aus Spinnenweben, die Stimme der Yochlol, oder auch die Ebenbilder der Priesterinnen aus dem Haus Filifar schienen deutlich vor ihren Augen.
Sie durchschritt die Prüfungen, anscheinend erfolgreich, denn die Zofe Lloths kam mit einem Präsent wieder aus dem Schatten geglitten, welches um den Hals der jungen Priesterin gelegt wurde. Es passierte viel zu viel in dieser unwirklichen Umgebung, die Frage, welche Chalithra'xune in ihrem Inneren innewohnte, wurde wieder nicht gestellt. Zu spät, erneut.
  
  
Die Umgebung versank im dunklen matt und zumindest gefühlt direkt danach befand sie sich wieder in diesem einsamen Zimmer. Wie lange sie weggetreten war, konnte sie selber nicht einschätzen. Doch ihre Reise schien auch die Wirklichkeit zu beeinflussen, als sie ihre Sinne wieder gesammelt hatte, konnte sie dieses Schimmern im Augenwinkel wahrnehmen. Es war die Kette aus ihrem Traum, sie hing direkt neben ihr. Ein Zeichen Lloth's, zumindest dachte die junge Priesterin dies. Zwar noch geschwächt von der Reise ins Innere, doch zielstrebig wurde nach dieser gegriffen und ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden, das etwas damit vielleicht nicht in Ordnung sein könnte, wurde sie um den Hals gelegt.
 
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