Die Vorbereitungen waren etwas mühsam gewesen, die Zeit dafür recht kurz gehalten. Es würde einiges improvisiert werden müssen.
Sie hatte es rechtzeitig geschafft, einen funktionierenden Hochofen samt Abzug in diese Höhle einzubauen, um ihr geplantes Vorhaben umsetzten zu können und nicht alle am Rauch und den Dämpfen der Esse zu ersticken.
Magier waren manchmal einfach zu putzig. Wir wollen eine Glocke gießen.. haben aber keine Ahnung, was man dafür braucht, wie aufwendig das ist und welche Maßnahmen dafür getroffen werden müssen. Man musste sie einfach gern haben und am Besten in ihrer hohen Welt leben und glauben lassen, dass sie von allem und jedem Ahnung hatten. Das machte andere Dinge einfacher und ersparte gelegentliche Diskussionen. Glücklicherweise hatte sie noch eine Glockenform gehabt. War wohl mal ein Auftrag gewesen, der sich nicht verwirklicht hatte. Ansonsten lag genug Kohle bereit, Bronze und Arbeitswerkzeug ebenso.
Man fand sich also in der kleinen Höhle ein, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es sollten drei Glocken gegossen werden, die danach noch einen Zauber auferlegt bekämen.
Immerhin wurde deutlich zu verstehen gegeben, dass die Fachleute für das Gießen der Glocke Roman und Mayla waren und sich die anwesenden Magier auf Hilfestellungen verständigten.
Die Anwesenden Druiden bekamen die Aufgabe, den Sand mittels ihrer Magie in und um die Glockenform zu verfestigen, damit man später die heiße Bronze eingießen konnte.
Für den ersten Teil der Arbeiten zeichnete Roman und sie selbst verantwortlich.
Die Esse wurde mit Kohle bestückt und ordentlich Luft über den Blasebalg zugeführt. Die Flammen schlugen hoch.
Als sich Roman und sie selbst einig waren, dass die Esse heiß genug war, wurde die Bronze zugegeben und verflüssigt.
Immer wieder wurden die Kohlen hin und her geschoben, um die Temperatur möglichst konstant zu halten.
Die Bronze blubberte in der Esse und wurde dann langsam und kontrolliert in die vorgefertigte Glockenform eingegossen.
Da sie nicht Wochen warten wollten, bis das heiße Metall in der Form allmählich abgekühlt war, übernahm Sion mit seinen besonderen Fähigkeiten diesen Vorgang.
Die Höhle füllte sich mit Dampf, die einem jedem Dampfbad alle Ehre bereitet hätte.
Als sich die Dampfschwaden wieder lichteten und alle wieder Luft bekamen, nahm man vorsichtig die gehärteten Sandformen der Glocke ab, um die neue Bronzeglocke freizulegen.
Mit einem wuchtigen Hammerschlag ließ sie dann die Glocke erklingen, um zu überprüfen, ob der Guss und das magische Abkühlen der Glocke keinen Schaden zugefügt hatte.
Der volle Klang hielt sich eine Weile in der Höhle und wurde von den Wänden reflektiert. Zufrieden konnten alle feststellen, dass der erste Schritt erfolgreich getan war. Nun ging es an die weiteren Details.
Roman übernahm das gravieren der Glocke selbst. Die magischen Zeichen wurden von Xapoa aufgebracht und er arbeitete sie geschickt mit seinem Werkzeug heraus, kleine Bronzespähne auf dem Boden verteilend.
Sie selbst übernahm das Schleifen der Quarze, die sie von Sion bekommen hatte. Es sollte eine symmetrische Form sein, damit später die Zauber anhaften blieben, erklärte er. Die sinnigste Form für einen Quarz als Glockenklöppel war eine runde Kugel. Also schliff sie drei Quarze rund, bis sie einander glichen, wie ein Ei dem anderen.
Die Quarze wurden mit einem Holzschlägel im inneren der Glocke befestigt, womit der Glockenklöppel ebenso fertig gestellt war.
Für das weitere Vorgehen wurde die Höhle verlassen und in ein Refugium gewechselt, an dem alles für die Verzauberung der Glocke bereit gestellt war. Also waren die Magier mitnichten untätig gewesen und sie hatte ihnen insgeheim unrecht getan. Man sollte öfter von falschen Vorurteilen abrücken, vermerkte sie sich.
Da es bei der Verzauberung der Glocke für sie nichts zu tun gab, hielten sich Roman und Mayla im Hintergrund. Sion erklärte, wie der Zauber funktionieren sollte.
Danach ging er sich noch in weitere Details, mit denen sie jedoch wenig anfangen konnte. Mahribar und Xapoa hatten wohl aufgrund ihrer magischen Ausrichtung die Hauptarbeit zu tragen und Sion sowie Livius verpackten das ganze dann.. irgendwie.
Es wäre wohl doch bisweilen nötig, die Vorlesungen an der Magierakademie zu besuchen, auch wenn sie selbst so magische wie ein Stein war. Die Theorie zu verstehen konnte sicher nicht schaden.
Dann wurde der Zauber gesprochen und es schien offensichtlich, dass das weben der magischen Strukturen den Anwesenden einiges an Können, Kraft und Willensleistung abverlangte. Als die letzten Worte verklungen waren, blickten alle erschöpft drein.
Offenbar war der Zauber geglückt und Mahribar sprach aus, was sie alle leicht gequält dachten
In den kommenden Tagen traf man sich also erneut und wiederholte das ganze Schauspiel noch zwei weitere Male.
Als alles vollbracht war, hatten sie drei Glocken geschaffen. Von Meisterhand gegossen und graviert. Von Meisterhand verzaubert und vollendet. Magisch oder nicht, Hand in Hand für das gleiche Ziel.