[Quest:Abgeschlossen] Wasserelementare außer Rand und Band

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Xa'Velle Belin
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[Quest:Abgeschlossen] Wasserelementare außer Rand und Band

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Schon eine ganze Weile hatte sie mit argwöhnischem Blick das Treiben am See – ihrem See! – beobachtet. Mit dem plötzlichen Auftauchen der Elementare hatte sie sich immens in ihrer Ruhe gestört gefühlt und die neuen „Nachbarn“, die viel zu oft schon ihr Habitat verlassen und sich ihr dreisterweise auf wenige Ellen Entfernung angenähert hatten, in ihre Schranken verwiesen. Zweifelsohne war es keine Neugier oder gutmütige Absicht gewesen, die sie angetrieben hatten, nein, sie hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass es Angriffsverhalten war. Alles Gezeter seitens Nimue hatte nichts genutzt, um sie zu verscheuchen.
Irgendwann hatte sie entschieden, dass es vergebliche Liebesmüh sei und war dazu übergegangen, wann immer sie dem See zu nah kam und die Elementare übergriffig wurden, sich in die Sicherheit des kleinen Häuschens zu retten und schlicht abzuwarten, bis sie sich von allein wieder zurückzogen und sie ihrer Wege oder der Arbeit weiter ungestört nachgehen konnte.

 
verschwinde.png


* * *

Doch an diesem Abend, als sie nach einem ausgedehnten Nachmittagsschläfchen die Beine vom Sofa hob und im Vorraum etwas Obst aus der Schale nahm, beschlich sie ein ungutes Gefühl beim Blick aus dem Fenster, als bisher unvertraute Geräusche an ihr Ohr drangen. Direkt am Uferrand, an welchem sie des Öfteren ein Glas Wein zu trinken pflegte, hatten sich Elementare versammelt. Ungewöhnlich! Schnell fasste sie den Entschluss zu ergründen, was sie so nah an ihr Häuschen getrieben haben könnte. Auf leisen Sohlen bewegte sie sich durchs Unterholz und beschrieb einen Bogen um das Ufer herum. Als sie den Schutz der Bäume verließ, um einen besseren Blick auf das Ufer zu erhaschen, fuhren zwei der Elementare jedoch auch schon herum und ließen Wasserzauber auf sie herniederprasseln. Instinktiv fuhren die Hände in die Hosentaschen, erfühlten die darin befindlichen kläglichen Reagenzienreste und einen Augenblick später fand sie sich inmitten des Kistenraumes der Schwarzen Feste wieder. Das, in dem charakteristischen Rot des Magierbundes eingefärbte Mieder klebte am Oberkörper der Frau, die Haare ungeordnet und strähnig nass, der Blick gehetzt, rundete das Bild der Attacke der Elementare ab, als sich zu ihren Füßen bereits eine beachtliche Wasserlache bildete.

Khalia und Radjan, die sich mit Balthasar im Gespräch befanden, verstummten und wurden Zeuge von Nimues, recht aufgebracht, vorgetragenem Bericht über das kürzlich Erlebte.
Wenig später, nachdem Nimue mit trockenen Gewändern versorgt war und man sich mit diversen Schutzzaubern gewappnet hatte, brachen drei Streiter des Bundes zu der Hütte im Wald auf, um gemeinsam dort nach dem Rechten zu sehen. Just vor der Türe angekommen, konnte man auch schon wieder die Elementare, die rastlos am Ufer entlang rasten, ausmachen.
Angriffslustig stürmten sie heran und beschworen zur Unterstützung viele weitere Gefährten, die die Magier auf Trab hielten und welche sich einer wahren Wasserschlacht ausgesetzt sahen.
Doch schnell hatte man die Gegner mittels Steinwällen zurückgedrängt und konnte sich am Ufer genauer umsehen.

 
Screenshot_2.png

„War das schon immer hier? Besorgniserregend. Sowas habe ich noch nie zuvor gesehen.“
„Nein, für gewöhnlich sitze ich dort und trinke meinen Wein. Gestern war es noch nicht dort, das wäre mir aufgefallen. Die Elementare siedeln eigentlich am gegenüberliegenden Ufer.“
„Das sieht jedenfalls beunruhigend aus. Beinahe als würde es kochen.“ Der Nekromant legte sich bäuchlings ins Gras, tippte den Finger hastig ins Wasser und gab ein „Hmpf“ von sich. „Nicht warm.“
„Welch‘ seltsames Blubbern. Ob es von magischer Natur ist?“
Scheinbar über Nacht hatte sich in Ufernähe eine Art Geysirwelle gebildet, von der laute, blubbernde Geräusche ausgingen. Als die magischen Mauern im Begriff waren sich aufzulösen, verlegte man das Gespräch ins Innere des Häuschens.
„Nun, Nimue. Die Elementare waren schon immer hier?“
„Nein, ich lebe nun schon einige Jahre hier am See. Die Elementare tauchten erst vor gut einem Jahreslauf hier auf.“
„Also konntest du mehr oder minder gut mit ihnen leben, bis heute?“
„Wie man es nimmt. Sie waren mir von Anfang an ein Dorn im Auge- vorbei war es mit den Bädern in der Abendsonne. Auch wenn mich dieser Umstand nicht sonderlich erfreute- wäre es nur dabei geblieben, hätte ich mich damit arrangieren können.. doch sie gingen auch dazu über mich anzugreifen, wenn ich Holz für den Kamin schlug und mich dem Ufer nicht einmal näherte.“
„Doch heute sind sie in ihrem Verhalten anders, sowie eine neue Welle auf dem See?“
„Ja, ganz recht. Dass sie sich so nah an die Hütte heran wagen hat mich stutzig gemacht und die Geräusche haben mich schließlich vor die Türe gelockt. Ich wollte dem auf den Grund gehen.“
„Mh. Hast du irgendwelche Hinweise? Ansatzpunkte, eine Idee, irgendwas?“
„Ich hatte in der Vergangenheit bereits mit einigen Elementaristen gesprochen – Vincent, Ronbor und auch bereits einmal kurz mit Balthasar vor längerer Zeit – wie er auch vorhin schon sagte, zumeist liegt dem wohl eine Anomalie zugrunde, doch um ehrlich zu sein, ich weiß über derlei Dinge, die Elemente im Speziellen, bedauerlicherweise viel zu wenig.“
„Das könnte wirklich ein Problem sein, wir werden uns wohl elementartheoretischen Aspekten widmen müssen.“
Khalia nickte einige Male verstehend, während Nimue Getränke ausgeschenkt und inzwischen wieder Platz genommen hatte. Das filigrane Glas wurde an die Lippen herangeführt und einen Augenblick lang durchgeschnauft.
„Mh. Balthasar?“
„Wäre ein gewisser Elementarist nun nicht damit beschäftigt, bereitwilligst Licht ins Dunkel, die Magokratie betreffend, zu bringen..“ Nuschelnd verlor sich der Rest der Worte im Weinglas, als ein weiterer Schluck getrunken wurde.
Ein leiser Seufzer und ein knappes Nicken Khalias quittierte Nimues Worte.
„Vermutlich ist er aber die beste Quelle für diese Angelegenheit.“
Radjan, der eine Weile skeptisch aus dem Fenster geblickt hatte, beteiligte sich nun wieder am Gespräch.
„Ob das Wissen über die Magokratie wohl eine höhere Dringlichkeit besitzt, als das da draußen? Ich mag es anzweifeln. Aber sein Wort deutete ja an, dass wir uns dem wohl morgen in Gänze widmen wollen.“
„Natürlich. Wenn mein Zuhause am morgigen Tage noch existiert!“ Aufgebracht warf sie die Hände mit einer dramatischen Geste in die Luft und ließ den Kopf in den Nacken fallen.
„Schlafen solltest du jedenfalls in der Festung. Auch wenn ich deiner Wohnstätte natürlich nur das Beste wünsche.“
Khalia lenkte wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Wir sind uns einig, dass wir hier ein magisches Problem haben?“
Ein kurzer Blick wurde mit Radjan getauscht, ehe Nimue Khalias Vermutung bestätigte. „Ja, das würde ich durchaus als solches deklarieren. Die Frage ist also folgende: Was hat die Elementare an den See gebracht- und vor allem, was hat diese.. Geysirwelle förmlich über Nacht entstehen lassen? Am Anfang bin ich unermüdlich um den See herum patrouilliert und habe jedes Wasserelementar vernichtet – aber recht schnell begriffen, dass kaum einen Augenblick später ein neues an die Stelle seines Vorgängers nachrückt. Schließlich habe ich es aufgegeben und bin ihnen, so gut es eben ging, aus dem Weg gegangen – doch dies ist nun offenbar nicht mehr möglich, wo sie beinahe vor meiner Haustüre wachen.“
„Also müsste die Quelle versiegen, um das Problem zu lösen.“
„Nur bekämpfen scheint nicht zu reichen.“
„Ist diese hier oder irgendwo am Flusslauf?“
„Aber meinen See und mein Zuhause aufzugeben ist keine Option!“ Entschieden wurde an dieser Stelle der dunkelblonde Schopf geschüttelt, ein trotziger Blick schlug den Beiden entgegen.

 
Screenshot_3.png

„Das stand nie zur Debatte Nimue, wir werden es lösen. Die Frage ist, ob die Quelle am Ort der Geysirwelle ist, oder ob sie woanders aufzufinden ist. Vom Gefühl her sollte zuerst das Augenscheinliche untersucht werden.“
„Ein Bach führt hier vorbei. Er entspringt am Dorf der Barbaren und mündet in den Binnensee soweit ich weiß. Hmm, dann sollten wir morgen nach der Versammlung vor Ort nachsehen – wenn ein Teil sich darum kümmert, die Elementare in Schach zu halten, könnten wir versuchen, die Quelle ausfindig zu machen. Mit einer Handvoll weiterer Magier sollte dies doch gewiss zu realisieren sein.“
„Vermutlich ist dies der beste Weg.“
Mit einem Seufzer erhob sich die Illusionistin, stützte die Hände auf den Kommoden ab und blickte missmutig aus dem Fenster.
„Für heute habt ihr gewonnen.. Ich werde einige Dinge einpacken und erst einmal in der Schwarzen Festung nächtigen, bis sich geklärt hat, was hier vor sich geht.“
„Wir würden dich so oder so mitnehmen, unabhängig von deinem Wunsch.“
Grinsend wandte sie sich den Gefährten zu und hob die rechte Augenbraue. „‘Ist ja schon gut. Ich beuge mich. Aber wir sollten aufbrechen, sie machen mich unruhig.“
Schnell fanden einige Habseligkeiten ihren Weg in ihre Tasche, eine zweite wurde hervor geholt und ein Wolfswelpe für die Dauer der Reise hineingesetzt.


In der wunderbaren Sicherheit der Festung angekommen wurde noch ein wenig darüber philosophiert, welche Gründe es für das Auftauchen der Elementare geben könnte. Könnte die Nähe zum alten Kloster, das bereits des Öfteren Schauplatz unheimlicher Phänomene gewesen war, etwas damit zu tun haben? Oder möglicherweise die Dämonenportale, die sich derzeit in Silberburg und vor Ansilon öffneten? Ein Schauer überlief sie, als Khalia etwas gänzlich anderes zur Sprache brachte.
„Ich glaube an keine Zufälle meine Liebe, es gibt vermutlich einen Grund für diese Wesen an genau diesem Ort. Entweder sind sie da, weil der Ort etwas Besonderes an sich verbirgt oder aber..“
„Oder aber..?“
„Interesse an dem Bewohner der Umgebung. Jede Eventualität muss ausgeschlossen werden.“
„Du willst damit andeuten, dass sie meinetwegen aufgetaucht sein könnten?“
Ein leises Geräusch gab sie von sich und deutliches Unbehagen konnte man von ihren Gesichtszügen ablesen, ehe der Blick gen Radjan strich und sie mit trotzigem Blick und in die Hüfte gestemmter Hand fragte:“ Was, denkst du, ist der Grund?“
„Zunächst einmal brauchen wir einen klaren Kopf. Den haben wir aber. Grundsätzlich stimme ich Khalia zu. Wir müssen alles prüfen, um alles ausschließen zu können. Sollten diese Biester deinethalber da sein, finden wir es heraus. Und wir werden verhindern, dass sie dir irgendetwas anhaben. Sollten sie nicht deinethalber da sein, umso besser. Ehrlicherweise weiß ich nicht, aus welcher Motivation heraus ein Wasserelementar handelt. Bei einem Troll sehe ich das vielleicht noch ein. Aber bei einem Elementar? Keine Ahnung.“
„Es wäre nicht das erste Mal, das mir jemand nach dem Leben trachtet. Man wollte mir damals weis machen, dass es ein Paladin war. Aber die Art und Weise, die Worte, derer man sich bediente, das passte alles nicht so recht zusammen. Ich habe nie einen Beweis für meinen Verdacht erbringen können, aber seitdem bin ich auf der Hut.“
„Das solltest du auch bleiben. Nun ich werde mich zurückziehen und nochmal die wenigen Informationen überdenken. Ich würde spontan vermuten, dass es im nächsten Schritt Sinn machen würde, die Geysirwelle zu analysieren und mit ihr den Ursprung des Geysirs selbst. Doch gönne den Gedanken etwas Ruhe.“
„Ich teile deine Meinung diesbezüglich. Ziehen wir uns erst einmal zurück. Etwas Ruhe wird uns guttun, ich habe diese grässlichen Geräusche noch immer im Ohr. Doch will ich nicht versäumen euch zu danken – dafür, dass ihr meine Worte ernst genommen und mit mir gegangen seid.“
„Selbstredend.“
„Auf uns kannst du dich immer verlassen.“

Und dann war auch noch zur Komplettisierung ihres Glückes Davion erschienen, der die Verabschiedung des Grüppchens mitbekommen hatte und sich auf Nimues Leichenbittermiene hin erkundigte, ob etwas vorgefallen sei.
„Es hat sich etwas Beunruhigendes zugetragen. Ich weiß nicht recht, ob ich es dir gegenüber jemals erwähnt habe, aber seit gut einem Jahreslauf werde ich an meinem See von Wasserelementaren terrorisiert. Über Nacht tauchten sie auf und sämtliche Bemühungen meinerseits, sie zum Verschwinden zu animieren, brachten keinen Erfolg.“
„Nun hast du meine Neugierde doch geweckt. Balthasar weiß davon?“
Bei der Erwähnung des Magiers verengten sich die Augen ein klein wenig. Sie nickte und bejahte die Frage.
Davion, dem das Verengen der Augen nicht entgangen war, fragte überrascht nach.
„Alles in Ordnung zwischen euch?“
Mit gewisser Dramatik in der Stimme antwortete sie. „Oh, doch, natürlich. Während diese Wasserelementare nun rast- und ruheloser als jemals zuvor sind und sich ein Wasserwirbel aus dem Nichts heraus gebildet hat, diese Kreaturen mich und mein Heim angreifen, hält Balthasar den Bellamy-Gören einen Vortrag über die Magokratie – wie könnte da zwischen uns etwas nicht in Ordnung sein?“
Das fröhliche Lachen Davions hatte zur Folge, das Nimues Augen sich nun weiter schlitzten.
„Aahahaha.. Der Gute weiß sicher noch nicht mal was er da getan – oder nicht getan hat. Verzeih.“
Mehrfach winkte er ab. „Ach Nimue, Nimue, Nimue.“
„Spar dir dein „Ach Nimue, Nimue, Nimue..“ Die Angesprochene murrte ungehalten.
Eine Flasche Drachenblut – ihr bevorzugter Wein, eine aufmerksame Geste, um das erhitzte Gemüt abzukühlen – wurde ihr gereicht und noch eine Weile versucht, der Dunkelblonden ins Gewissen zu reden, doch letztlich stieg sie die Stufen zu ihrem Turmzimmer mit der Erkenntnis empor, dass der Magier dem Freund lediglich zur Hilfe geeilt war, indem er versuchte, ihr klar zu machen, das man Wissen vermittelte, um die Hallen mit weiteren Streitern zu füllen und damit entschuldigte, dass man die Bellamy Geschwister ihr vorgezogen hatte.
Was hatte sie auch erwartet, war das zu fassen?
Sie lag noch eine Weile wach und betrachtete den Wolfswelpen, den sie mit in die Festung genommen und der sich zu einem Knäuel zu ihren Füßen zusammengerollt hatte, der Kopf voller schwerer Gedanken. Was würde der morgige Tag für Erkenntnisse mit sich bringen?
Zuletzt geändert von Xa'Velle Belin am 14 Apr 2021, 06:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [Quest] Wasserelementare außer Rand und Band

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Der darauffolgende Tag hatte keine Erkenntnisse gebracht. Nicht weil man sich nicht bemüht hatte, sondern weil sie sich schlicht an ihr Wort – sich nicht auf eigene Faust der Sache anzunehmen – gehalten hatte. Den ganzen lieben langen Tag hatte sie in der Schwarzen Festung verbracht, buchstäblich den Reagenzienpflänzchen beim Wachsen zugesehen und mit dem sichtlich verärgerten, kleinen Wolf, dem die aufgezwungene Freiheitsberaubung und Beengtheit des Turmzimmers ganz und gar nicht gefiel, gespielt.
Nachdem man sich dann endlich am Abend zum Gildentreffen eingefunden und die neuen Anwärter in den Reihen des Bundes willkommen geheißen hatte, war es allerdings zu spät gewesen, um noch gemeinsam zum See aufzubrechen. Die Gemüter waren erhitzt, besonders Nimues, die trotz der Tatsache, dass Davion die Misere um den Angriff auf ihr Heim und sie selbst als höchste Priorität deklariert hatte, einlenkte und so gleichgültig wie sie es zu sagen vermochte, erklärt, dass es gewiss auch um einen weiteren Tag verschoben werden könne, da am Tag darauf der Nekromantieunterricht, für den Radjan unverständlicherweise so sehr Feuer und Flamme war, stattfinden würde.
 
Wenngleich sie es sich nicht anmerken lassen wollte, dass sie verstimmt war.. einem aufmerksamen Betrachter wäre es jedoch gewiss nicht entgangen.. denn nicht die Nähe Balthasars zu suchen und stattdessen züchtig, die Hände im Schoß gefaltet, neben ihm zu sitzen, kostete sie offensichtlich ein hohes Maß an Willenskraft und ließ sie den Großteil des Abends über griesgrämig dreinschauen. Zu allem Überfluss wurde noch reichlich Salz in die Wunde gestreut, indem er verlauten ließ, dass er ihr Dilemma ganz vergessen hatte. Bei den Alten! Keinen Augenblick länger als nötig, würde sie es in den Mauern der Schwarzen Festung aushalten können. Direkt als Davion das Ende der Versammlung verkündete, sprang sie auf die Füße und hielt schnurstracks auf den Turm zu. Flugs wurde ihre Habe und der kleine Wolf eingesammelt und kaum ein Blinzeln später war sie – endlich – wieder Zuhause und konnte ihrer schlechten Laune ungezügelt freien Lauf lassen.

 
An der Situation um den See hatte sich, bedauerlicherweise, auch nichts geändert. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sich ohne jemandes Zutun alles wieder normalisiert hätte.
Lächelnd tätschelte sie dem kleinen Wolf, der bereits wild strampelte und ihres Griffs zu entkommen versuchte, als er die vertrauten Gerüche des Häuschens witterte, das flauschige Köpfchen und setzte ihn behutsam auf den Holzdielen ab. Unbeschwert tollte dieser, augenscheinlich glücklich darüber, endlich wieder von der imaginären Leine gelassen zu werden, durch den Wohnraum und stolperte über seine, für den kleinen Körper viel zu groß anmutenden, Pfötchen.
Mit einem Seufzer riss sie sich von diesem Anblick los und ging zurück in den Vorraum. Ein unangenehmes Geräusch wurde verursacht, als sie den Holzstuhl unsanft über den Boden dicht an die Kommoden vorm Fenster heran schob, die Füße auf die Sitzflächen hob und mit zornrotem Blick die vermaledeiten Elementare im Auge behielt.

 
Nachtwache.png

Irgendwann in den frühen Morgenstunden musste sie wohl in den Schlaf hinüber- und vom Stuhl hinabgeglitten sein, denn als sie, von einem vorwitzigen Sonnenstrahl gekitzelt, erwachte, erblickte sie eines der Stuhlbeine direkt vor ihrer Nase.
Stöhnend fand ihre Hand in den unteren Rücken, als die verkrümmte Haltung, die sie während des Schlafes ungewollt eingenommen hatte, unter leisem Protest der Wirbelsäule begradigt wurde. Skotos amüsierte sich prächtig.
<<Der Gutriechende hat Besseres zu tun, als sich um dich und deine Belanglosigkeiten zu kümmern, dein Rücken schmerzt, weil du trotzig bist, nicht in der Festung bleiben wolltest und irgendwann in der Nacht vor Erschöpfung vom Stuhl gefallen bist – wenn du jetzt noch feststellst, dass der kleine Flauschige das Beinchen an dir gehoben hat, würde ich mich totlachen,
Epi'lhechthike.>>   
<<Du würdest mir damit einen großen Gefallen tun. Sogar ein nasses Hosenbein würde ich dafür in Kauf nehmen. Erspar mir weitere Ergüsse deinerseits, ich habe viel zu tun.>>
Kaum, dass sie die Worte ausgesprochen hatte, zog sie sich langsam an der Kommode hoch und warf einen vorsichtigen Blick aus dem Fenster. Verflixt und zugenäht, sie waren noch immer da!
<<Genau wie iii-hiiich.>> Flötete ihr die schrill klingende Gedankenstimme des Drachen entgegen.
Ein lauter Zungenschnalzer, in den sie all ihren Unmut hineinzulegen versuchte, folgte, bevor sie sich zur Gänze aufrichtete und dazu überging, geschäftig ihre Tasche zu packen. Proviant, Verbände, Tränke..

Zuerst würde sie im Bach ein schnelles Bad nehmen, dann in der Schwarzen Festung vorbeischauen und herausfinden, was Khalia und Radjan so trieben. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich um die Aufzucht und Pflege der Reagenzien zu kümmern, das würde einen Großteil des Nachmittages in Anspruch nehmen. Gegen Abend, wenn die übrigen Bundmitglieder aller Wahrscheinlichkeit nach dem Vortrag der Magistra in der Akademie lauschen würden, könnte sie sich davonstehlen, ihre Abwesenheit würde vermutlich nicht einmal bemerkt werden. Sie könnte in aller Ruhe vom Barbarendorf den Bach entlang zum Binnensee spazieren und schauen, ob sich dort Auffälligkeiten finden ließen.


Doch so weit sollte es gar nicht erst kommen..
 
* * *
 
Nachdem die Arbeit in der Festung erledigt war und die verschiedensten Kräuter zu Bündeln zusammengefasst und zum Trocknen aufgehängt, zu feinem Pulver zermahlen oder zu Pasten verrührt worden waren, kehrte sie zu ihrem Haus zurück. Aus einem Impuls heraus beschloss sie, doch zuerst noch eine ausgedehnte Runde um den See herum zu gehen und beschwor zu ihrem Schutz drei kleine Spektraldrachen an ihre Seite. Die Drachen spürten die Anwesenheit der Elementare und breiteten die gewaltigen Schwingen aus, bereit, jederzeit loszustürmen und sich auf die feindlich gesinnten Kreaturen zu stürzen, doch Nimue hielt sie vorerst im Zaum. Erst als sie sich dem sandigen Ufer näherten und eine Handvoll Elementare gleichzeitig auf sie zustürzten, gab sie den Befehl zum Angriff. Sie selbst blieb an der Wasserkante stehen und beharkte die Elementare von dort aus mit ihren Angriffszaubern und wich den Attacken so gut es ging aus. Als eine der Wassersalven gefährlich nahe an ihr vorbeizischte, ließ sie sich zur Seite kippen und stützte sich mit der Hand im Sand ab. Dabei streifte der Blick etwas in einigen Schritt Entfernung. Was war das? Es sah aus wie ein Pergament oder dergleichen?

Mit einem Ächzen richtete sie sich wieder auf und überbrückte die Distanz mit leichtfüßigem Schritt – ein kurzer Blick zu den massigen Drachen, die unerbittlich mit den immer wieder nachrückenden Elementaren kämpften. Tatsächlich, dort lag eine durchnässte Seite. Ein Blick zur rechten, dann zur linken Seite – doch von einem Buch keine Spur. Seltsam. Wie mochte sie wohl hierhin gelangt sein?
 
Durchnaesste Pergamentseite.png

Mit spitzen Fingern wurde die Seite aufgehoben und das darauf Geschriebene versucht zu entziffern. Rasch rief sie die Drachen zu sich und bahnte sich den Weg zurück zum Haus, was unter allerlei Getöse von statten ging, denn die Drachen nahmen nur wenig Rücksicht auf kleinere Äste und Buschwerk. Sie machte sich nicht die Mühe, die Drachen auf ihre Ebene zu entlassen, sie würden ohnehin nach einer Weile entschwinden, so lange würden sie als Wächter vor der Türe dienen, während sie sich dem Studium der Buchseite in aller Ruhe widmen konnte, ohne dem Geschehen vor dem Hause allzu große Aufmerksamkeit angedeihen lassen zu müssen.

Der runde Tisch wurde von ablenkendem Beiwerk befreit und das durchnässte Pergament mittig darauf ausgebreitet. Auf den Zehenspitzen vor und zurückwippend, stand sie eine Weile vor dem Tisch, der Zeigefinger der rechten Hand blieb auf der Unterlippe aufgelegt. Hatte dieser, vermutliche Tagebucheintrag, etwas mit den Geschehnissen um den See herum zu tun? Ein flaues Gefühl in der Magengegend regte sich.. 
 
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Re: [Quest] Wasserelementare außer Rand und Band

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Ein kleines Grüppchen, bestehend aus Bundmagiern, Anhängern des Namenlosen und gildenlosen Freiwilligen, hatte sich wenige Tage nach der Entdeckung des seltsamen Strudels vor dem Häuschen Nimues eingefunden, um gemeinsam zu versuchen, der Ursache dessen auf den Grund zu gehen.

Wie erwartet, wurden sie von einem wütenden Haufen Wasserelementaren in Empfang genommen, doch die Kampfkraft der Streiter war der der Elementare haushoch überlegen, sodass man zügig in Richtung des sandigen Uferabschnittes voranschreiten konnte. Dort angekommen stand man weiteren Elementaren gegenüber. Nachdem auch diese vernichtet waren und die Abenteurer sich dem Wasser näherten, entstieg einem wilden Wirbel ein weiterer Schwarm Elementare.
„Obacht!“
„Oha..“
„Eine weitere Welle!“
Erbittert kämpfte die Gruppe und zerschlug die sich erhebenden Wassermassen, bis der Strudel nach einer Weile schließlich wieder versiegte. Letzte Wellen schwappten ans Ufer und für den Augenblick kehrte erst einmal trügerische Ruhe ein.


„Es scheint, als hätte sich der ganze See erheben wollen.“ Der oberste Bundmagier stand am Ufer und blickte über den See.
„Ja, so wirkt es tatsächlich.“
Nimue war indes, ein Stück Abstand zwischen ihnen wahrend, ebenfalls an die Wasserkante herangetreten und folgte seinem Beispiel.
„Mir war übrigens so, als hätte ich etwas helles auf den Ästen weiter südlich im Wasser gesehen. Vielleicht ein Stück Stoff. Vielleicht Dreck. Vielleicht mehr.“, warf die Priesterin Marleen ein.


„Hmmm, dann gehen wir lieber gemeinsam vor. Im Wasser haben es die Elementare noch einfacher. Bis dort vorn kann man noch laufen. Schwimmen würde ich hier auf jeden Fall vermeiden.“
Zwei Augen schauten plötzlich aus der Wasseroberfläche, die offensichtlich zu einer riesigen Kröte gehörten. Es wirkte fast so, als würden sie das Geschehen beobachten. Kaum hatte sie Davions Wasserlanze getroffen, begann das Wasser wieder intensiver zu sprudeln und spuckte einen regelrechten Haufen Riesenkröten aus.
„Obacht, da kommen noch viele mehr!“
Weitere Kröten erhoben sich aus dem Wasser und auch eine Vielzahl Wasserelementare entstiegen dem sprudelnden Wirbel. Die Flut an Angreifern riss nicht ab, sogar einige Tiefseeschlangen drangen an die Wasseroberfläche und griffen die Gruppe nun an.
„Was lebt alles in diesem Loch?“ Wunderte sich die Priesterin und Nimue schrie „Raus aus dem Wasser!“
Nachdem auch das letzte Wasserelementar mit einem lauten, platschenden Geräusch vernichtet wurde, versiegte auch der Strudel wieder.
„Vielleicht gehen wir etwas sorgsamer vor..“ wandte Davion ein.
„Sorgsamer? Oder nicht alle ins Wasser.“
„Ich denke, ich sehe was die Priesterin meinte. Aber ich glaube mit etwas Magie kommen wir da vom Ufer besser ans Ziel. Gehen wir ein Stück zurück.“
Man lief ein Stück zurück und erkannte schon bald an einem Haufen Treibholz etwas, was Marleen ins Auge gefallen war.
„Kannst du es erkennen?“
„Noch eine Seite?“
Nimue streckte die Hand in Richtung des Treibholzes aus und bediente sich des Telekinesezaubers.
„Ort Por Ylem!“
Ein wenig forsch, wenn man bedachte, dass die Buchseite durchnässt war, ein Glück – in trockenem Zustand hätte dieses Vorhaben schiefgehen können, denn sie hing ein klein wenig fest – recht schwerfällig bewegte sich die Buchseite dann aber doch noch auf sie zu.
„Ich habe bereits eine Seite gefunden, ich werde sie ins Haus zum Trocknen bringen.“

Die Seite, die durch das Wasser vollgesogen wie ein Schwamm und in diesem Zustand äußerst brüchig war, wurde mit aller gebotenen Vorsicht ins Innere des Häuschens getragen und auf dem Tisch abgelegt. Die Tinte war, wie auch bei dem ersten Fundstück nur schwer zu entziffern, einige Buchstaben gänzlich unleserlich. Khalia hatte sie begleitet und ihr die Türe geöffnet, beide Frauen kehrten dann jedoch gleich wieder zur Gruppe zurück, als weiterer Kampfeslärm von draußen erklang.

Aus den Tiefen des Sees waren weitere Tiefseeschlangen entstiegen, wieder waren Elementare nachgerückt, die mit unverminderter Angriffslust auf die Abenteurer zustürmten. Aufgrund der Bäume und dem leicht abschüssigen Ufer verteilte sich der Kampf etwas, doch schlussendlich fand man, als alle Kreaturen niedergestreckt waren und das Blubbern verklang, wieder zusammen. Selbst die Strömung im Osten hatte inzwischen abgenommen und Ruhe war eingekehrt.

„Nimue! Schwing dich hierher!“ Khalia wandte sich mit ernster Miene an sie und die Angesprochene zog instinktiv den Kopf ein und tat wie ihr geheißen. „Du schläfst wieder in der Festung. Wir nehmen das Papier nachher mit.“
Sahrvaro sprach das Offensichtliche aus. „Es beruhigt sich.“
„Meine Güte. Ist nun Ruhe? Meine Hoffnung war, dass wenn wir genug ihrer Macht zerstreuen, sie sich nicht wieder erneut aufladen kann und wir Ruhe haben.“
„Unterziehen wir es einem letzten Test. Priesterin?“
„Hum?“
„Lassen wir ein paar geflügelte Dämonen das Wasser aufpeitschen? Vielleicht versteckt sich ja noch etwas..?“
„Ach.. War da nicht vorhin noch so ein Strudel? Was sagt ihr dazu, Magier, es ist euer See?“
„Wenn dieser nicht versiegt ist, ist unsere Arbeit noch nicht erledigt.“
„An meinem Haus..“
„Bestimmt nicht unsere letzte gemeinsame Schlacht.“
„Ich denke da werden noch einige folgen.“
„Sehen wir lieber noch einmal nach. Aber vom Ufer aus.“

Der Tross setzte sich in Bewegung und umrundete den See, um an der Seite des Häuschens, an dem der erste Strudel aufgetaucht war, nachzusehen.
Dort angekommen, stellte man jedoch fest, dass auch dieser inzwischen versiegt war.
„Khalia, schau! Die Welle ist verschwunden!“ Euphorisch dabei klingend, wohl eine Möglichkeit witternd, doch im eigenen Zuhause nächtigen zu können, wird die Angesprochene Magierin angeblickt.
„Man möge mir verzeihen, doch die Freude teile ich erst mit dir, wenn es auch so bleibt.“
„Wann hat das aufgehört? Nachdem ihr die Seite herausgefischt habt?“
„Nein, da sprudelte es noch.“
Mit einigen Worten der Macht beschwor Davion eine Kugel aus purem Eis und warf sie dann wie einen Gesteinsbrocken in den See – doch auch daraufhin passierte nichts.
„Davion, deine Meinung, in einem Satz zu der ganzen Sache. War es das?“
„Am Zustrom ist auch nichts los.“
„Ich traue dem Ganzen nicht so recht. Wir verstehen noch immer die Ursache nicht. Es ist wahrlich ärgerlich, das Balthasar nicht zugegen ist.“
„Gut, dann sind wir mindestens schon zwei.“
„Ich hoffe das ist nicht die Ruhe vor dem Sturm.“
„Die Ursache ist noch immer ungeklärt.“
„Vielleicht steht sie auf dem Pergament?“
„Die Pergamente- nicht wahr?“
Ein tiefer Seufzer löste sich aus Nimues Kehle.
„Gehen wir uns die Pergamente ansehen.“
Mit einer einladenden Geste wurde die Türe aufgezogen und ins Innere des Häuschens gedeutet.
„Hereinspaziert.“
Während ein kleiner Teil der Gruppe vor der Türe wartete und sich unterhielt - genauer gesagt, Marleen und Cecilia tuschelten, die Zwei besprachen gewiss keine Nettigkeiten - besahen sich die anderen die Pergamente, die man auf dem Tisch ausgebreitet hatte.


 
Erste Tagebuchseite.png

* * *
Zweite Tagebuchseite.png
 
* * *
„Pergamentorum El..taris? Aber das liest sich ja wie.. naja..“
„Sind sie überhaupt zu entziffern in diesem Zustand?“
„Teilweise.“
„Es macht auf mich den Eindruck, als wären es.. nunja.. Tagebucheinträge.“
„Pergamentorum El…taris Elementaris? Ein Hinweis auf ein Buch vielleicht? Ich kann nicht behaupten, davon gehört zu haben.“
„Mhm, ja. Elementaris. Von solch einem Buch habe ich auch noch nie gehört- aber das muss nichts bedeuten.“
„Nebelhexe. Ich fürchte das bringt uns ersteinmal nicht weiter. Mit etwas Glück haben wir die Kraftquelle, welche die Elementare erschuf, erschöpft. Wir müssten den See schon trockenlegen, um dem Ganzen endgültig – und wortwörtlich – auf den Grund zu gehen.“
„Es würde mich doch sehr wundern, wenn die Elementare nun wirklich langfristig vernichtet wären. Ich war schließlich nicht untätig und habe unzählige von ihnen beseitigt.“
„Ja, das macht mir auch Sorge, aber waren sie je in solcher Zahl und Kraft vor Ort?“
„In solcher Zahl schon- und auch ebenso angriffslustig. Allerdings gab es diese Strudel nicht. Und auch keine Riesenkröten und Tiefseeschlangen.“
„Ich fürchte, heute kommen wir hier nicht weiter. Aufbruch.“
„Nun gut, dann werde ich den See einfach im Auge behalten und hoffen, dass der Spuk nun vorüber ist.“
* * *

Besprechung1.png
Vor der Hütte verabschiedete man sich voneinander und dankte den Helfern für ihre tatkräftige Unterstützung. Zunächst galt es in der Bibliothek und in der Magieakademie nach Hinweisen auf ein Buch oder eine Pergamentsammlung Ausschau zu halten und in der näheren Umgebung nach weiteren Buchseiten zu suchen. 

Für den Augenblick war es still um den See herum geworden, doch auf Drängen Khalias hin wurde auch an diesem Abend eine Tasche mit ihrer Habe gepackt und zur Schwarzen Festung aufgebrochen. Ob man am See wieder sicher war, würden die nächsten Tage zeigen.. 
..Magic, madness, heaven, sin.. don't say I didn't say, I didn't warn ya..
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Re: [Quest] Wasserelementare außer Rand und Band

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Die Ruhe, die am Moosbachsee eingekehrt war, hätte eigentlich ein Grund zur Freude sein können, doch tatsächlich hatte sie die ganze Zeit über ein sonderbares Gefühl beschlichen. Es war einfach zu still gewesen. Die üblichen Geräusche, die dem Wald Leben einhauchten, waren schlicht ausgeblieben. Weder der Gesang der unzähligen Vögel in den frühen Morgenstunden, die den neuen Tag begrüßten, noch das Keckern der jungen Füchse, die sich im vorwitzigen Spiel zu weit von ihrem Bau entfernt hatten und auch nicht der inzwischen so vertraute Ruf des Käuzchens, das jeden Abend eine ausgiebige Runde um den See herum zu drehen pflegte, drangen an ihre Ohren.

Aus diesem Grunde war sie auch auf der Hut gewesen - doch nachdem nun zwei Wochenläufe verstrichen waren und nichts passierte, hatte sie angenommen, dass sich alles weitestgehend wieder normalisiert hatte - bis auf die Geräusche - aber die Gefahr vorüber war. 
Doch weit gefehlt. Als an diesem Abend das Blubbern und Rauschen wieder zu vernehmen war, gab es kein Halten mehr. Ohne darüber nachzudenken, lief sie aus dem Haus und näherte sich langsam dem Ufer: Wohin das Auge auch blickte- Wasserelementare, riesige Tiefseeschlangen mit weit aufgerissenen Mäulern und merkwürdig anmutende, riesige Pflanzen mit umherschlingernden Rankenarmen.

 
NeuerlicheGeräusche.png


Während sie bereits den Rückzug antrat, musste sie eine der Kreaturen doch noch erwischt haben, denn erst nachdem sie die Türe hinter sich zugezogen und schon eine Weile im Vorraum verschnauft hatte, wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen und sie drohte zu Boden zu stürzen. 

Ein weiteres Mal war sie unendlich dankbar dafür, dass der Heiler damals aus den Fängen der Dunkelelfen entlassen wurde und seinen Dienst in Ansilon wieder angetreten hatte. Wenngleich er Nimue auch nach all der Zeit noch nicht glauben wollte, dass sie sich für seine Befreiung stark gemacht hatte, hatte er ihr jedoch ohne zu zögern oder Vorhaltungen zu machen ein weiteres Mal seine jahrelange Erfahrung angedeihen lassen, sodass sie schon kurze Zeit später das Gebäude verlassen konnte. 

Um sich von dem kräftezehrenden Erlebnis noch einige Momente zu erholen, hatte sie den Pavillon angesteuert und sich prompt in Gesellschaft Vincents wiedergefunden. Doch noch ehe man einander richtig begrüßt hatte, war noch ein weiterer Mann hinzugestoßen, der eine Nachricht für sie bei sich trug. Der Brief wirkte ramponiert, die Kanten abgewetzt.
Er verkündete, dass er bereits in die entlegendsten Winkel der Neuen Welt geschickt wurde auf der Suche nach ihr und tatsächlich tat er ihr ein wenig leid, hatte er doch so viele Schritte hinter sich gebracht, nur um beim Brechen des Siegels Zeuge davon zu werden, dass die Worte, die auf dem Papier niedergeschrieben wurden, inzwischen unleserlich geworden waren. 
Wie er -Sa'Deas war der Name des fremdländisch wirkenden Mannes- von ihr sprach hatte ihr allerdings geschmeichelt - er hatte sie als die "vorhergesagte Verkünderin der Abenddämmerung" und "den wiedergeborenen Abendstern der Neuen Welt" bezeichnet. Was es damit wohl auf sich hatte? 

Nachdem Sa'Deas und eine Dame namens Alira Cavey, die sich kurz nach dem Erscheinen Sa'Deas ebenfalls dazu gesellte, verabschiedet hatten, unterhielten sich Vincent und Nimue noch geraume Zeit. Wie auch beim ersten Aufeinandertreffen vor einigen Tagen, war die Beziehung der Beiden, die ein so jähes Ende gefunden hatte, auch an diesem Abend wieder zum Gesprächsthema geworden, doch auch die Problematik um den See mit den daraus emporsteigenden Geschöpfen wurde in aller Ausführlichkeit besprochen.

Als Nimue bemerkte, wie sehr sich Vincent grämte und erst jetzt in aller Deutlichkeit zu begreifen schien, wie sehr er darunter litt, sie verloren zu haben, erhob sie sich und verabschiedete sich von ihm, um zur Schwarzen Festung zu reisen und dort -wieder einmal- ihr Nachtlager aufzuschlagen. Gut sichtbar für die Bundmagier, die in den kommenden Stunden das Gebäude betreten würden, wurde ein Schreiben auf dem Tisch im Kistenraum platziert. 
Assu Alwanidalu. 

Es betrübt mich, diese Zeilen zu schreiben, doch haben sich die Befürchtungen bewahrheitet: Die Bedrohung am See ist nicht abgewendet.
Es scheint, als wäre dies nur die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm gewesen. Sowohl die Wasserelementare, als auch Tiefseeschlangen und einige merkwürdige Pflanzenwesen scheinen aus den Tiefen des Sees emporgestiegen zu sein. Das Sprudeln und Rauschen hat mich ans Ufer gelockt, ich habe jedoch nur einen kurzen Blick darauf erhaschen können, bevor sie mich angriffen. Inzwischen muss ich befürchten, dass die Wände des Hauses sie nicht länger abhalten und ziehe es vor, in der Festung zu nächtigen.

Ich wäre äußerst dankbar dafür, wenn man sich erneut zusammenschließen und sich diesem Problem annehmen könnte, um vielleicht  
bei einer weiteren Erkundung neue Hinweise, Ideen oder im bestmöglichsten Falle sogar eine endgültige Lösung für das Problem zu finden.


Verzweifelte Grüße
Nimue   

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Davion Sviftflame
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Re: [Quest] Wasserelementare außer Rand und Band

Beitrag von Davion Sviftflame »

Noch am selben Tag würde Davion den Bund der Magier zusammenrufen um sich dieser Gefahr ein für alle Mal anzunehmen.
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Xa'Velle Belin
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Re: [Quest] Wasserelementare außer Rand und Band

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Ein Bote wird mit einer Nachricht für den Priester Sahrvaro im Gepäck nach Nalveroth entsandt. 
Es wirkt, als wären die darauf befindlichen Zeilen in Eile verfasst, die Nachricht dementsprechend kurz gehalten. 
Magus Victus, Priester. 

Sofern es Eure Zeit erlaubt, würde ich Euch gern ein weiteres Mal um Euer Mitwirken bitten. 
Es blieb eine Zeitlang ruhig am See, doch inzwischen sind - wie aus dem Nichts - weitere Geschöpfe der Tiefe des Sees entstiegen. 
In den Abendstunden werden wir uns der Problematik erneut zuwenden, es wäre gut, Euch unterstützend im Rücken zu wissen. 

Beste Grüße
Nimue von Thar

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Re: [Quest] Wasserelementare außer Rand und Band

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Als Nimue sich am Abend in der Schwarzen Festung manifestierte, hatte es nicht lang gedauert, bis auch Luca und Kellnoz sich eingefunden hatten. Davion und Balthasar hatten sich bereits am großen Tisch um das Lavabecken versammelt. Nachdem sie von den jüngsten Ereignissen berichtet und mitgeteilt hatte, dass sie auch den Priester Sahrvaro um Mithilfe gebeten hatte, öffnete der Meistermagier ein Portal, um nachzusehen, ob man dem Hilfegesuch nachkommen würde.
Um den Brunnen in der Wüstenstadt, der in der Vergangenheit immer als Versammlungsort gedient hatte, hatte sich bereits eine Handvoll Mitstreiter geschart. Nach einer kurzen Erklärung und der Warnung, dass die Geschöpfe, die dem See entstiegen, nun offenbar gefährlicher und angriffslustiger als zuvor waren, war man zu Nimues Heim weitergereist.

 
Gruppenbild.png

Der Geruch, der ihnen an diesem Abend vom See her entgegenschlug, war neu: Es roch sumpfig, ein sehr deutlich wahr zu vernehmender Hauch von Tod und Verwesung lag in der Luft. Der erste Strudel, der sich nah am Uferrand an Nimues Behausung befand und in Augenschein genommen wurde, barg eine weitere, noch unbekannte Gefahr: Neben den bereits bekannten Wasserelementaren und grotesken Wasserschlangen mit weit aufgerissenen Mäulern, hatten sich unter die Angreifer giftige Pflanzenwesen gemischt.
Während man an der Böschung stand und auf die Wasseroberfläche hinabblickte, schoben sich Ranken aus dem Wasser, offenbar Balthasars Füße ins Visier nehmend, um diese zu umschlingen und ihn in die Tiefe ziehen zu wollen. Der perplexe Magier, der sich möglicherweise mit einem verspäteten „Rel Por“ selbst aus der Bredouille hätte befreien können, kam erst gar nicht dazu, als ihm schon Kellnoz, mit einer eilig auf die Ranken geworfenen Eislanze, und Luca und Dari’Var, mit gezogenen Waffen, zur Hilfe eilten und die Ranke von ihrem Vorhaben abließ. Noch einmal Glück gehabt!

Davions Vorschlag, demselben Vorgehen wie auch beim letzten Mal zu folgen, nämlich sich im Uhrzeigersinn um den See herum durchzuschlagen und sich aller, sich in den Weg stellenden Wesen zu entledigen, wurde Folge geleistet, um genügend Freiraum für das weitere Vorgehen zu erwirken.

Immer wieder formten sich Elementare aus dem brodelnden Wasser und auch weitere Seeschlangen und Pflanzenwesen strömten ohne Unterlass auf die Abenteurer ein. Nachdem auch am nördlicheren Teil des Sees vorerst wieder Ruhe eingekehrt war und man einen Augenblick Zeit gehabt hatte zu verschnaufen, rief Davion schließlich dazu auf, weiterzugehen.
„Gehen wir weiter – um der Sache wortwörtlich auf den Grund zu gehen, müssen wir, denke ich, den Zufluss absperren. Das heißt für mich, dass ein einfaches Vernichten der Wesen keine ausreichende Maßnahme darstellt."
Kellnoz, der beim letzten Versuch, Herr über die Lage zu werden, nicht zugegen war, erkundigte sich:
„Wie habt ihr die Elemente das letzte Mal vertrieben?“
„Mit Gewalt.“
„Einfach solange vernichtet, bis der Quell ihrer Kraft verbraucht schien.“
„Ahha verstehe. Pure Feuerkraft, sozusagen.“

Während der kurzen Unterhaltung hatte Nimue den Blick über die Wasseroberfläche gleiten lassen, wohl nach weiteren Anzeichen für Gefahr Ausschau haltend und so war ihr die Trübung des Wassers nicht entgangen- und auch etwas, das an einem Gewirr aus Treibholz trieb, hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie zwängte sich mit einem leisen „Mhm“ an Davion vorbei. Auch Balthasar, der das trübe Wasser betrachtete schien es entdeckt zu haben.
„Täuschen mich meine Augen.. oder schwimmt dort ein Stück Pergament im Geäst mit?“
„Ein Pergament? Tatsache.. eine weitere Tagebuchseite vielleicht?“
Kaum das Davion die Pergamentseite in den Fokus genommen hatte, reichten auch schon weitere Ranken aus dem Wasser – Im Begriff sich sowohl die Füße des Magiers, als auch das Pergament selbst, zu schnappen.

Und auch in diesem Augenblick waren sogleich einige Helfer zur Stelle, um die heimtückische Attacke des Pflanzenwesens zu vereiteln. Rasch, fast so, als hätte man einem Tier auf die Pfoten geschlagen, zogen sich die Ranken zurück. Und doch ließ Davion es sich nicht nehmen, das Ufer in Brand zu setzen.
„Jämmerliches Gekreuch!“
Das Pergament jedoch tauchte an anderer Stelle wieder auf und ein magisches Tauziehen entbrannte, als Balthasar mittels Telekinese versuchte dessen habhaft zu werden.
Die Buchseite bewegte sich langsam aufs Ufer zu, doch wölbte es sich stark und Balthasar musste etwas mehr Macht und Mana aufbringen als gewöhnlich.
„Das war.. seltsam. Wisst ihr wie sich das anfühlte? Als hätten wir hier einen Gegenspieler.“
„Einen Gegenspieler?“
„Vielleicht ein mächtiges Elementar.. was seine ganze Kraft hier aus dem See zieht? Oder ein altes magisches Artefakt was hier begraben ist inmitten des Sees?“
„Ja, wäre alles möglich.“
„Wir werden der Sache.. auf den Grund gehen.“
Luca, Lucien, Sahrvaro, Dari’Var, Anna und Cecilia hatten etwas Abstand gehalten und den Magiern war, wenn auch nur ein flüchtiger Moment vergönnt, um das Pergament zu betrachten, bevor die nächste Angreiferwelle über sie hereinbrach.
Als der Priester sich dem Ufer näherte, löste er offenbar etwas aus, denn wieder kam Unruhe in die Gruppe und Rufe wurden laut.
„Was hier auf der Tagebuchseite steht, liest sich wie aus einer weiblichen Hand geschrieben.“
„Vorsicht, es geht wieder los!“
„Es gibt zwei weitere solcher Einträge.“
„Könnt ihr die Worte mit dem neuen Pergament hier verbinden für eine größere Bedeutung? Hier schreibt sie im Grunde nur über Fortschritte der.. M..agie.. Magie Kräuter bewässern.. Und von einem Treffen. Ein Treffen mit jemand anderem.“
„Balthasar?“
„Möglicherweise ist die Rede von einem Buch- oder einer Pergamentsammlung – etwas, das vermutlich als Pergamentorum Elementaris bezeichnet wird. Aber wir fanden keinerlei Hinweise darauf, um was es dich dabei tatsächlich handeln könnte.“
„Wir werden uns hier schwer tun wenn wir dem Wasser selbst nicht Herr werden. Meinst du, du kannst mit der Erdmagie den Zugang zum Gewässer versperren?“
Ein kurzer Blick gen Davion folgte, bevor Balthasar nickte und zusätzlich anmerkte. „Es wäre gut, wenn mir dabei noch ein paar von uns unterstützend zur Hand gingen.. damit der Damm von einer längeren Dauer sein kann.“
„Ich kann mit dem Sternensplitter sicher das Wasser recht einfach zurückdrängen – aber nur wenn es nicht unendlich nachkommt. Gut. SAMMELT EUCH!“
Davions Aufruf wurde gefolgt, Schutzzauber erneuert und Nimue nutzte die Zeit, um eine Frage zu stellen: „Könntest du die Seite trocknen? Der Transport wäre um einiges leichter, wenn sie nicht nass und so fragil wäre?“
Balthasar kam ihrer Bitte sogleich nach, ein klein wenig Luft- und Feuermagie wurde miteinander verbunden und auf die Pergamentseite einwirken lassen – so feinfühlig dosiert, dass die Feuchtigkeit, die das Pergament durchzogen hatte, als feiner Dampf aufstieg. Einmal mehr von seinen Fähigkeiten beeindruckt, nickte sie begeistert und schob, als Balthasar sein Werk vollendet hatte, behutsam die Finger unter das Pergament, um es vorsichtig zusammen zu rollen und letztendlich in ihrer Tasche zu verstauen.

Als alle Streiter wieder zusammengefunden hatten, erhob Davion die Stimme.
„Gut, ich will noch einmal den konkreten Plan erklären: Balthasar übernimmt hierbei die Führung – da er mit Hilfe der Erdmagie eine solche Dämmung am effektivsten erreichen kann. Aber wir werden unsere Kraft in sein Ritual geben, um der Magie längeren Bestand zu verleihen. Die Kämpfer müssen uns während des Wirkens beschützen- sollten weitere Wesen aus dem Wasser emporsteigen, müssten wir das Ritual unterbrechen, um uns zu verteidigen. Gut?“
Die Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Balthasar, der das Ritual den Magiern ausführlicher erläuterte.
„Ich habe für den Zweck einen spezifischen Zauber der Erdmagie gewählt, etwas zu verstärken, in dem wir über eine übliche Steinwand hinaus gehen. Die Worte der Macht, auf welche wir uns dafür einstimmen werden, wären In Vas Sanct Ylem. Am besten wäre es.. das auch zwei Magier von der anderen Seite aus wirkten.“
„Dann gehe ich hinüber. Ich brauche noch einen Kämpfer an meiner Seite.“
„Sollen Luca und ich dich begleiten?“ Bot sich Kellnoz an und auch Lucien folgte dem Grüppchen auf die andere Uferseite.
„Ich hoffe ihr habt alle hinreichend Ginseng dabei, da der Zauber die Erdmagie unterstützt, werden wir davon hier etwas mehr einsetzen. Nimue und Cecilia, kommt herbei und bringt euch im Wirken des Zaubers mit ein. Die Worte der Macht habe ich auch ja übermittelt.. Geht noch einmal in die Meditation über und stimmt euch auf den Zauber ein.“

Inzwischen war auch Wenzel, der in der Festung den Brief auf dem Tische gefunden hatte, inmitten der anderen Abenteurer auf der anderen Uferseite erschienen. Eine kurze Einweisung, wie das Ritual von statten gehen sollte, folgte, dann stimmten sich die Magier auf das Ritual ein. Es wurde still am See, nur in der Ferne war noch das Blubbern zu hören.
„Schärft eure Sinne für die Magie.“ Während die Krieger wachsam den Blick schweifen ließen und die Umgebung im Auge behielten, schlossen sich die Lider der Magier, um ihre Meditation in die Tiefe gehen zu lassen.
Doch just in dem Moment, als die Magie die Atmosphäre rund um den See zu erfüllen begann, intensivierte sich das Blubbern auch schon wieder Unheilverkündend. Wasserelementare formten sich zu ihren Füßen und griffen an.
„Vorsicht!“ Rief der Wächter und schwang den Hammer. Gerade den unerfahreneren Magiern fiel es in dieser Situation etwas schwerer, die Konzentration beizubehalten.

Ungeachtet dessen, was um die Gruppe herum passierte, konzentrierte Balthasar sich darauf, die gesammelte Energie und magische Kraft der umstehenden Magier in sein Wirken mit hineinzuorchestrieren, ehe er dann laut und deutlich die Worte der Macht intonierte.
„In Vas Sanct Ylem.“
Auch Cecilia und Nimue begannen nun, die Augen auf das Ziel gerichtet, die Gedanken gesammelt, die Worte der Macht intensiviert gesprochen, unterstützend zu wirken.
„In Vas Sanct Ylem.“ Ertönte es wie aus einem Munde.
Wenzel hatte offenbar den Fokus darauf verlegt, arkane Energien zu sammeln und diese an den Ritualwirker weiterzugeben, wiederholte nun aber ebenfalls die Zauberformel. „In Vas Sanct Ylem.“
Während Balthasar, höchst konzentriert wirkend, den Zauber wob, begann das Wasser wieder zu brodeln – jedoch nicht, um weitere Elementare und Getier anzukündigen, sondern weil die Erdmagie das Flussbett zu verändern begann. Balthasar verband die Magie mit dem Bodenreich und ließ die gesammelte Energie der teilnehmenden Magier mit einfließen. Als sich eine imposante Mauer aus Gestein aus dem Wasser erhoben hatte und den See vom Flussbett abtrennte, schloss er den Zauber ab. Er musterte die Mauer und meinte dann. „Für ewig wird sie nicht halten, aber ein paar Stunden haben wir damit gewonnen.“

 
Steinwall.png

„Sieht gut aus. Wir treffen uns am Westufer! Gute Arbeit.“ Rief Davion nun hinüber. Der erste Teil war also geschafft. Man kämpfte sich den Weg zurück und traf als man sich am sandigen Uferabschnitt sammelte auch auf die Priesterin Marleen.
Kellnoz sprach aus, was wohl alle inzwischen dachten: „Ich nehme an, du hast eine Idee Davion.. wie man dem Problem nun auf den Grund geht?“
„Nun, während Balthasar mir zweifelsohne überlegen ist, was die Elementarmagie der Erde angeht.. habe ich was das Wasser angeht, doch immer noch ein Ass im Ärmel. Wir sollten uns fürs Erste Alle durch Elementarmagie vor dem Wasser schützen. Die Wasserkugel sollte dafür dienlich sein.“
Noch während Davion sprach, begannen die Elementaristen unter den Magiern bereits damit, die Streiter mit den entsprechenden Zaubern zu wappnen.
„Dann werde ich das Ritual anleiten, das Wasser aus der Mitte des Sees zu vertreiben. Der Sternensplitter wird die Quelle der Kraft sein um die Magie aufrecht zu erhalten. Dann werden wir sehen, ob wir es mit einem Wesen, einem machtvollen Artefakt oder etwas sonstwie Unbekanntem zutun haben.“ Davion vergewisserte sich mit einem Blick zu Nimue, ob es Einwände gebe, doch diese verneinte die Frage. „Keinerlei Einwände von meiner Seite aus.“
„Gut. Für die Magier unter uns gilt dasselbe wie beim Ritual von Balthasar eben. Unser Ziel ist es das Wasser im Grunde zu zwei hohen Wänden aufzutürmen. Diese Wände werden gehalten – und geben uns Einblick auf das Verborgene, ohne das wir Nimues Heim gleich mit einer Flutwelle zerschmettern. Mit etwas Glück können wir bei Erfolg den See wieder in seinen jetztigen, wenngleich hoffentlich befriedeten, Zustand zurückführen. An Flam Por Sanct Grav sollen die Worte der Macht für dieses Vorhaben sein.“
Als die mögliche Flutwelle erwähnt wurde, wurde die Dunkelblonde, trotz dass sie ihren Gefährten und ihren Fähigkeiten vertraute, wohl doch etwas bleich und wiederholte die Worte „Mit etwas Glück..“ und nickte ergeben.
„Für die Kämpfer gilt das Gleiche wie eben. Sicherlich wird kein Wesen im See freudig auf unseren Eingriff reagieren, aber davon haben wir uns ja noch nie abhalten lassen. Sodenn – stärkt und rüstet euch!“

Die Worte des Magiers waren kaum verklungen, als auch schon das übliche Gewirr aus Stimmen, die die verschiedensten Schutzzauber intonierten, einsetzte, während die Kämpfer Stellung bezogen.
In die Meditation versunken, bereiteten sich die Magier ein weiteres Mal an diesem Abend auf die hoffentlich letzte, bevorstehende Aufgabe an diesem Abend vor.
Eine blaue Kugel, in der sich ein steter Wirbel sturmgepeitschten Wassers erblicken ließ, wurde aus Davions Kotte hervorgezogen. Er hob den saphirnen Sternensplitter und bediente sich seiner Kraft – die übrigen Streiter spürten mit einem Mal die daraus fließende Magie, die sich in zwei parallel verlaufenden Linien stoßartig durch den See zogen. Offenbar war es nicht nötig, die Worte der Macht zu sprechen, die Magie schien dem Splitter zu entstammen und dem Willen Davions zu folgen.
„Konzentriert euch!“
Geweckt von der Magie, reagierte der See wie bereits einige Male zuvor; aus dem finsteren Gewässer stiegen modrig duftende Kreaturen empor, die direkt auf die „Störenfriede“ zuhielten.
Als Davion schließlich seine eigene Magie in den Zauber hineinwob und ein Teil seiner Reagenzien schon zu Asche wurden, schlängelten sich wässrige Tentakeln aus der Kugel hervor, umspielten den Magier und flossen in das Gewässer.
An den Gesichtern der Magier ringsherum konnte man höchste Konzentration und Anspannung ablesen, als erneut Energie gesammelt wurde um nunmehr Davions Wirken zu unterstützen.
Auf Davions Ausruf der Zauberformel „AN FLAM POR SANCT GRAV!“ stimmten die Magi reihum energisch mit ein. Und tatsächlich, es bildeten sich Wellen, links und rechts sammelte sich das Wasser zum Ufer hin, der Wasserstand in der Mitte des Sees sank stetig bis das Sprudeln schließlich versiegte und gab den Blick auf etwas gänzlich unerwartetes frei: Im Matsch liegend, befand sich, in rostige Ketten gewickelt, eine Leiche.

 
Vreska.png

Nimue blinzelte einige Male, bis sich die Sicht wieder schärfte – ungläubig betrachtete sie die in Ketten Liegende.
Ausrufe des Erstaunens wurden um sie herum laut. „Bei der Magokratie! Was zum..?!“
„Eine Leiche im See.. wie interessant.“
Doch plötzlich begannen die Ketten zu rasseln. Die Leiche richtete sich auf, einige der Ketten rutschten dabei zu Boden und befreiten die Hände der offensichtlich Untoten.
Eine Untote, in ihrem See! Nicht zu fassen. Nur mühsam konnte sie die aufsteigende Wut kontrollieren, die von ihr Besitz ergreifen wollte.. es war ohnehin sehr oft ein Tanz auf Messers Schneide, sich inmitten von Vampiren, Halbdämonen und Nekromanten zu bewegen.. aber diese.. diese zählte nicht zu ihren Verbündeten, hier würde sie sich nicht zurückhalten müssen, ging von ihr doch eine Bedrohung aus!
Balthasar ergriff als Erster das Wort. „Ich spreche mal aus, was alle hier denken: Wer oder was seid ihr eigentlich?“
„Seid ihr hier, um mich weiter zu quälen?“ Die Stimme der Untoten erklang echo-artig, ohne jeden Hauch Menschlichkeit.  
Mehr des modrig faulen Geruchs drang an die Nasen der Abenteurer – und damit nicht genug, rund um die Leiche im Schlamm, wimmelten es nur so von Tausenden von Würmern.
„Das scheint mir als könne es Quell des ganzen Ärgers sein.“
„Wie gerne würde ich dieses Gewürm in Flammen aufgehen lassen.“

 
Gewuerm.png

„Bwah.“ Sie konnte sich eines angewidert klingenden Ausrufes nicht erwehren, als der Blick über die Ketten schlenkerte und somit auch die unzähligen Würmer und den Rest der schaurigen Kulisse zur Gänze erfasst hatte. Ein Schütteln folgte.
„Mit der Absicht jemanden zu quälen, sind wir nicht hier. Eher um diese Anomalien im See zu untersuchen.“
„Sollte es dieselbe sein, habe ich mir die Schriftstellerin der Pergamente doch anders vorgestellt.“
„Ärger? Ihr Menschen habt den Ärger doch selbst zu verantworten.“ Zorn schwang in der Stimme der schauerlichen Gestalt mit.
„Wieso seid ihr auf dem Grund des Sees?“
„Was hat das zu bedeuten? Wer hat euch diese Ketten angelegt?“
„Weil ihr mich versenkt habt!“ Als die Stimme der Untoten lauter wurde, begann das verbleibende Wasser rund um den Leichnam zu brodeln.
„Ihr und eure Angst. Ihr alle seid gleich. Doch habt ihr mir ein Geschenk gegeben- eines der Erkenntnis. Das Leben ist eine Krankheit.“
„Mhm, ihr scheint recht überzeugt von den Worten, die ihr sprecht. Dabei stellt ihr es schon ein wenig perspektivlos, um nicht zu sagen.. verzweifelt dar.“
Die Hexe konzentrierte sich nun eine Weile auf Davion – den Kopf in dessen Richtung gewandt, starrten die leeren Augenhöhlen zu ihm.
„Ihr scheint mir eine Person mit großer magischer Macht zu sein.“
„Ich wollte doch nur.. ein normales Leben..“ Jammernd setzte sich die Untote in den Schlamm, dabei rasselten die rostigen Ketten bei jeder Bewegung.
„Wir haben euch aus eurem vorzeitigen..“ Die Stimme gerät wohl ob der folgenden Worte ins Stocken, zweifelnd ob diese wohl passend sind, ehe er fortfährt. „Grabe befreit. Sicher könnten wir viel voneinander lernen! Oder Rache üben an jenen, die es wagten ein magisches Wesen wie euch in Ketten schlagen zu wollen.“
„Ein normales Leben.. mit schönen Kleidern und einem Liebsten an der Seite..“ Auf gewisse Art und Weise Verständnis aufbringend für die Wünsche der.. ehemaligen Frau.., blieben ihre Mundwinkel jedoch noch immer verzogen.
„Mein Wirken endet hier nicht – mein Wirken während dem Leben endete hier. Mein Wirken beginnt erst in diesem Moment..! Zu früh. Doch meine Mächte reichen für euch alle.“
Von dem Geräusch rasselnder Ketten begleitet erhob sich die Sumpfhexe wieder.
Wenzel wagte einen weiteren Versuch. „Wir sind nicht eure Feinde. Wir sind es, die jenen, die die Magie beherrschen, Schutz bieten.“
„Schwachsinn.“ Nun wurde rasch in die alte Sprache gewechselt und sich ausgetauscht.
„Sie scheint uns.. nicht gewogen.“
„Ich fürchte auch.“
„Alles andere als gewogen.“
„Bedauerlich.“
„Wir sollten sie nun für immer und ewig ihrem Grab übergeben.“
Die verbliebene Hälfte des Armes wurde emporgehoben, woraufhin der Schlamm um die Untote zu sprudeln begann und sich wie eine zweite Haut um diese legte.
Nimue hob nun ihrerseits ihre Hände empor, offenbar willens ihre Drachen an ihre Seite zu rufen, wohl insgeheim hoffend, dass die Hexe eine falsche Entscheidung traf, doch ein Wort der Warnung sprach sie dennoch aus.
„Das.. solltet ihr sein lassen.“
Skotos verfiel in einen triumphierenden Singsang, als auf das Wirken der Hexe weitere Kreaturen erschienen. <<Zerfetz den stinkenden Kadaver und verteil die Knochen im Matsch! Blut wird sie keines mehr haben, das vergossen werden kann, eh?>>
„Verdammt.. Rüstet euch!“
Vier kleine Elementarkugeln umkreisten Balthasar, der Priester sprach seine Gebete, Anna spannte einen Pfeil auf die Sehne des Bogens.. und dann griff die Hexe selbst an. Erbarmungslos wurden die Kreaturen niedergestreckt und auch der Lich zerfiel schließlich zu Schlamm. Übrig blieb allein das Amulett, welches gerade im Begriff war im morastigen Untergrund zu versinken. Rasch watete Nimue durch den Schlick, um das Amulett an sich zu nehmen – doch.. es liess sich nicht aufheben. Stattdessen formte sich eine schlammige Hand aus dem Boden und manifestierte sich wieder zu einem Lich.
„Oh nein. Nein nein nein.“
„Nimue!“ Davion stiess eine Warnung aus, sie eröffnete sogleich den Angriff und stolperte einige Schritte zurück. Ein weiteres Mal hatte man sich gegen weitere Kreaturen, die der Lich zur Hilfe rief, gleichzeitig zur Wehr zu setzen.
Dass dieses Ding nicht tot zu kriegen war, musste etwas mit dem Amulett, dass die Hexe getragen hatte, zu tun haben, dachte sie, während sie auf den Geist einer dieser verfluchten Kreaturen abzielte.

„Ich fürchte.. wir müssen dieses.. Ding.. zerstören.“ Rief sie zu den anderen hinüber. Wenzel, der sich inzwischen zu ihr gesellt hatte, deutete auf das Amulett und rief sogleich „Por Ort Grav“. Ein lauter Knall ertönte, als der Blitz‘ Wenzels sich auf das Phylakterium entladen hatte, doch wurde es nicht zerstört. Ein zweites Mal erhob sich die Kreatur aus dem Schlamm und man unternahm, als das Phylakterium in greifbarer Nähe lag, einen weiteren Versuch.
„Etwas Gewalt wäre von Nöten!“

Phylakterium.png

Wie aufs Stichwort trat Dari’Var heran und holte mit seinem Hammer aus. Ein weiterer Knall ertönte! Wohl von Wenzels Blitz bereits in Mitleidenschaft gezogen, hatte die Schlagkraft Dari’Vars Waffe dem verfluchten Schmuckstück den Rest gegeben – in tausend Teile zersplitterte das Phylakterium, doch.. ein weiteres Mal erhob sich die Kreatur.
„NEEEEEEEEEIIIIN!“
Ohne Umschweife tauchten wieder eine Vielzahl Tiefseeschlangen, giftiger Wasserpflanzen und Elementare auf, um dem Willen der Hexe zu folgen und ihnen den Garaus zu machen, der Kampf tobte noch eine Weile, doch letztendlich herrschte Stille.. einzig die rostigen Ketten und ein Skelett verblieben im Schlamm.

„Ist sie jetzt auch wirklich tot?“ Mit skeptischem Blick beäugte sie das Skelett und wartete fast darauf, dass sich der Kadaver wieder erheben würde.
„DAS WASSER NUN VERLASSEN!“
Davion nutzte den letzten Rest seiner Kraft, um den Zauber langsam abklingen zu lassen und tatsächlich, schaffte er es, die Wände aus Wasser ohne Sintflut wieder herabzulassen.
Balthasar wirkte fast ein wenig zerknirscht, als er sich äußerte.
„Ich war viel neugieriger als sie, muss ich feststellen. Schade, ein derlei Wesen direkt vernichten zu müssen.“
Ein wenig ärgerte sie, dass sie nun nie erfahren würde, was genau sich zugetragen hatte, dort am See.. doch schade fand sie es nicht, dass sie die widernatürliche Kreatur vernichten mussten.
„Es ist doch immer wieder ein Ärgernis, dass wir vernichten müssen statt nutzen zu können. Aber ich fürchte, die ‚Dame‘ hätte nicht mal auf MaKador gehört.“
„Vielleicht hätte er einen Unterschied ausgemacht, doch wir hatten ihn nicht hier. So ist es auch zu keinem alternativen Ende gekommen. Aber wie gesagt.. ich teile deinen Wehmut.“
„Das erklärt aber natürlich, warum das Vernichten der Elementare dem Spuk kein Ende setzen konnte. Ein Lich kann diese Magie natürlich über die Zeit immer wieder aufbauen.“
Bedächtig nickte sie Davion zu. „Allerdings. Ich sah mich schon ein wenig in meiner Ehre gekränkt.“

Erschöpft aber sichtlich zufrieden über den Ausgang, bedankte Nimue sich noch bei allen Beteiligten für ihre Hilfe, bevor die Reihen sich lichteten und die Streiter den Heimweg antraten.
Nachdem sie auch den jungen Kundigen mit einer Reiserune ausgestattet und auf den Weg geschickt hatte, nahm sie eine Flasche ihres liebsten Weines aus dem Regal und ließ sich – in gebührendem Abstand zum Ufer – am See nieder. Der Korken hüpfte fast ohne ihr Zutun aus der Flasche und ein großzügiger Schluck wurde sich gegönnt. Endlich. Nach all dieser Zeit hatte sie ihren – ja, IHREN – See endlich für sich allein. Und jetzt, dachte sie bei sich und grinste, war sie wirklich die –einzige– Lady vom See.  
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