Zurück zu den Wurzeln

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Celegion Hatholdir
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Zurück zu den Wurzeln

Beitrag von Celegion Hatholdir »

Wenn ich mich so zurück erinnere, ist es noch gar nicht so lang her, dass ich meinen ersten Fuß auf diesen Boden gesetzt habe, und doch fühlt es sich schon jetzt an als sei ich schon eine lange Zeit hier.
Ivren'mir...ein mir neuer, und dennoch schon so ans Herz gewachsener Ort.

Auf der Suche nach der Wiege meiner Geburt brach ich von Rhúnen Gaearfalas auf, ein Ort der weit über das Meer hinaus im Westen lag. Nicht sonderlich groß, doch der Ruf der hiesigen Akademie der magischen Künste war weithin bekannt. Entgegen den wohl an mich gestellten Erwartungen, ebenfalls in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten, erwies sich mein Geschick im Umgang mit einer Klinge jedoch als deutlich höher, als in der Anwendung von Magie. So wurde für mich entschieden dass ich in die Obhut der örtlichen Garde überstellt werden würde, um dort eine Ausbildung zu erfahren, die zu meinen Veranlagungen passte.

Ich habe Vieles aus dieser sehr lehrreichen Zeit mitgenommen. Der militärische Drill hat mich zu dem gemacht was ich heute bin. Wie der Schmied ein heißes Stück Eisen, dass er mit jedem Hieb seines Hammers weiter bis zur Vollendung seiner angestrebten Form führt, so formten mich diese Jahre der Ausbildung.
Diese vergleichslose Disziplin, wie man sie nicht ansatzweise unter einem der anderen bekannten Völker finden würde. Diese Bewegungen wie aus einem Guss. Jede Bewegung mutete beinahe an wie ein Tanz, bei dem jeder einzelne mit seiner Waffe, und den anderen an seiner Seite zu einer Einheit verschmolz. Niemand tanzte aus der Reihe. Die Erinnerungen an damals waren zum Greifen nahe...


....


Alles war ruhig...

"CENIN GYTH!", wurde die Ankunft des Feindes verkündet.

Alles war ruhig...

"ORTHO I MEIGOL! TANGADO I CHUI!", und gleich einer Melodie erklang das Geräusch von einhundert Klingen, die im gleichen Augenblick gezogen wurden, während die hintersten zwei Reihen die Pfeile anlegten.

"TANGADO HAID!". Jeder hielt seine Position.

Wieder war alles ruhig...

Die einzelne Gestalt vor unseren Reihen, senkte den Arm mit erhobenem Schwert nach vorn...

"LEITHO I PHILINN!!", und der Himmel verdunkelte sich unter einem Meer aus Pfeilen...

Noch einmal erklang es...

"TANGADO I CHUI! ... LEITHO I PHILINN!". Wieder surrten die vielen Pfeile über unsere Köpfe hinweg.

"HÛL!", ertönte schließlich der Befehl zum Vorrücken.
Im Gleichschritt setzte sich die Erste, die Zweite...und dann auch die restlichen Reihen in Bewegung. Das Gefühl in einem solchen Verbund zu marschieren, der Klang von gleichzeitig auftretenden Füßen, der wie ein Gewittergrollen in den Ohren des Feindes klingen muss, lässt mir noch heute die Haare im Nacken stehen, in freudiger Erwartung auf den Kampf Seite an Seite mit meinen Kameraden.

"NORO NAN GOTH!", und wie eine Welle preschten wir vor, unserem Feind entgegen. Einige Augenblicke später, sollten wir gegen die erste Reihe des Feindes prallen.


Im Begriff dem Feind meine Klinge in den Leib zu bohren bekam ich von hinten einen Stoß, als die zweite Reihe förmlich in unseren Rücken stolperte getrieben und geschoben von allen Weiteren, und uns so taumelnd dem Feind vor die Füße fallen ließ.
Da lagen sie...Zweihundert elegant anmutende Maethyrn, in einem chaotischen Haufen, kreuz und quer in und übereinander vor den Füßen der ersten Reihe des Feindes, der aus sorgsam aufgestapelten Strohballen bestand.

Der Kommandant vergrub bei diesem Anblick beinahe schon verzweifelt das Gesicht in seiner Hand und schüttelte nur ungläubig den Kopf.

Somit endete wieder ein Tag in den Jahren meiner Ausbildung...
Es war nicht der erste, und nicht der letzte der wohl ähnlich Enden würde, und doch wurden wir mit der Zeit besser und eingespielter. Niemand kann behaupten dass ein Meister je vom Himmel gefallen ist. Alles ist ein stetiger Prozess des Lernens, und legte man ein gewisses Maß an Ehrgeiz und Zielstrebigkeit an den Tag, würde man auch schon bald die Früchte seiner harten Arbeit ernten können.


....


Mit dem Ende meiner Ausbildung hatte ich gerade die Volljährigkeit erreicht und war im Stande von nun an für mich allein zu entscheiden wie ich meinen Weg gehen würde, und auch wo. In gewisser Weise wurde mir aber auch jetzt, durch einen tragischen Umstand, diese erste eigene Entscheidung in gewisser Weise genommen.
Auf dem Sterbebett sagte meine Mutter mir: "Geh und finde deinen Weg, kehre zurück in deine Heimat weit im Osten, wo du geboren wurdest. In....".
Wo ich geboren wurde? Ich war bislang davon ausgegangen, dass Rhúnen Gaearfalas, der Ort meiner Geburt gewesen sei. Es gab auch nie etwas dass mich daran hätte zweifeln lassen sollen oder können. Mit diesen Worten hauchte sie ihr Leben aus, und blieb mir dabei ein Einziges, ein Letztes schuldig. Sie erlag den Verletzungen, die sie während eines Überfalls auf ihrer letzten Exkursion erlitten hatte. Sie war als ungefährlich eingestuft und war lediglich dazu gedacht, einen Gegenstand im Auftrag der Akademie der magischen Künste zu bergen. Eine Fehleinschätzungen die einigen das Leben kosten sollte. Nun zählte auch sie dazu.

Dies war der Augenblick, als ich beschloss ihrem letzten Wunsch folge zu leisten, auch um herauszufinden woher ich nun wirklich stamme.
Ich bestieg das Schiff am Hafen, mit nur dem Nötigsten und mit gelichtetem Anker legte ich schließlich zu meiner großen Reise ab. Eine Reise zur Wiege meiner Geburt.

"Zurück zu den Wurzeln also...", sagte ich zu mir selbst, und blickte erwartungsvoll in die Ferne dem Horizont entgegen.
Zuletzt geändert von Celegion Hatholdir am 01 Mär 2023, 16:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Celegion Hatholdir
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Re: Zurück zu den Wurzeln

Beitrag von Celegion Hatholdir »

Die Zeit seit meiner Ankunft auf Ivren’mir verlief bislang sehr ereignisreich, womit ich kaum gerechnet hätte. Letztlich aber kann ich sagen, dass ich froh und zufrieden bin mit dem, wie sich die Dinge für mich entwickeln.
Als Fremder kam ich auf dieser Insel an, welche nicht das angestrebte Ziel meiner großen Reise war, sich aber mit der Zeit die ich hier verbringe zunehmend nach etwas wie…Zuhause anfühlt.
Die Freundlichkeit mit der ich empfangen wurde, trotz der erst kürzlichen sehr tragischen Ereignisse um diese kleine Insel - bei dem es niemand hätte übelnehmen können, wäre man als Fremder abgewiesen worden - überraschte mich wirklich sehr.

Ich kam mit fast nichts, und mit einem Mal hatte von jetzt auf gleich mehr als ich überhaupt brauchte. Der Mut nach Geschehnissen solch einer Tragweite wieder aufzustehen, ist wahrlich bemerkenswert, und ihm gehört mein tiefster Respekt.
Mit der Zeit lernte ich nicht nur die einfachen Bewohner dieser Insel kennen, sondern ebenfalls Mitglieder des Fürstenhauses, dem die kürzliche Vergangenheit einen Weg zugedacht hat, den sie sich vorher sicher nicht hätten ausmalen können.
Das Schicksal lässt sich nicht vorherbestimmen, aber es ist an uns es anzunehmen und das Bestmögliche daraus zu machen.

Es folgen zahlreiche Gespräche über viele Stunden. Geschichten wurden erzählt, und nach und nach wurde mir so die wahre Tragweite und das tiefe Leid bewusst dem sich mein Volk an diesem Ort ausgesetzt sah.
Viele Häuser verwaist, das Heer auf nur noch ein paar wenige dezimiert, so viele Tote…
Trotzdem keimte in den Verbliebenen die Hoffnung auf eine bessere Zeit. Die Hoffnung auf den Sieg und Rückeroberung ihrer Heimat, die schließlich unter größter Anstrengung Seite an Seite mit zahlreichen Verbündeten gelingen sollte, auch wenn dieser mit einem hohen Preis bezahlt wurde…

Der Wiederaufbau der Stadt hatte bereits begonnen, und einige Wehranlagen waren bereits wiederinstandgesetzt worden, als mein Schiff im Hafen anlegte.
Selbst jetzt, einige Zeit später, sind fleißige Handwerker immer noch dabei die ausgemachten Schwachstellen auszumerzen, und gemeinsam mit allen anderen Ivren’mir wieder zu dem zu machen was es einst war.
Eine sichere Zuflucht für unser Volk.

Die Art und Weise des Zusammenhalts, diese Unbeugsamkeit, dieses bewahren der Hoffnung allen Widrigkeiten zum Trotz hat mich tief berührt, und mich schließlich dazu bewegt zu bleiben.
Auch ich möchte ein Teil dieser Gemeinschaft sein, die füreinander da ist, füreinander einsteht, die ihr Leben dem Schutz des Volkes widmen. Ich will ein Teil Ivren’mirs sein.

So fand ich schließlich meinen Weg in das Fürstenhaus Northor, welches mich seit meiner Ankunft stets nach Kräften unterstützt hat, und deren Ansichten und Ziele sich deutlich mit den Meinen decken. Haus Northor hat mir von den ersten Tagen an tatkräftig unterstützt, und im Gegenzug möchte ich für ihre Hilfe ebenso etwas zurückgeben. Gleichwohl dem Rest des Volkes, dass mich seit meinem ersten Schritt auf dieser Insel mit offenen Armen empfangen, und dafür gesorgt hat, dass Ivren’mir sich für mich wie „Heimat“ anfühlt.

Seit meinem Aufbruch von Rhúnen Gaearfalas habe ich zwar nicht die Wurzeln meiner Herkunft gefunden, doch aber einen Ort, der für mich in Zukunft einen gleichen Stellenwert in meinem Leben einnehmen würde…
 
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Celegion Hatholdir
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Re: Zurück zu den Wurzeln

Beitrag von Celegion Hatholdir »

Man wächst mit seinen Aufgaben…

So war es früher, und so ist es heute, und so wird es wohl auch zu jeder Zeit in der Zukunft sein.

Es war mir eine Ehre und Freude zugleich, als mir nach meinem Beitritt, das Hauszeichen übergeben wurde. Gleichwohl kamen damit aber auch neue Aufgaben auf mich zu, die auch höhere Anforderungen bedeuteten, die es für mich zu erfüllen galt.
Der Schutz des Volkes, des Hauses…

Nun…all dies gelingt mir wohl nur, wenn ich auch weiterhin hart an mir arbeite. So wie bisher eigentlich immer. 

Wann immer es meine Zeit und meine täglichen Aufgaben zuließ, sei es nun der Rundgang über die Insel und das Einholen der Berichte unserer Meldeboten - welche die einzelnen Strandabschnitte in alle Himmelsrichtungen wachsam Ausschau hielten – oder meine Einteilung zur Wache an den Toren des Fürstensitzes, nutzte ich diese um meinen Umgang mit der Klinge und dem Schild weiter zu verbessern.  Das Leben ist ein stetiger Prozess des Lernens, der erst mit dem eigenen Ableben ein Ende finden würde. So wurde es mir in jungen Jahren beigebracht, und mit zunehmendem Alter, wurde mir der Wahrheitsgehalt dieser Aussage zunehmend deutlicher bewusst. 

„Es wird immer irgendwo irgendjemanden geben, der Besser sein wird als du. Das Einzige, dass du tun kannst, ist durch beständiges Training, und nicht nachlassendem Ehrgeiz, die Kluft zwischen deinen und seinen Fähigkeiten, bis zu eurem Aufeinandertreffen so klein wie möglich werden zu lassen.“

Wie recht er hatte…und dies betraf nicht nur den Kampf. Nein. Es galt ebenso für alle anderen Lagen des Lebens. Mein Ehrgeiz war zugegeben schon immer hoch, die mir gestellten Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. So auch jetzt. Ich trainierte beständig an verschiedenen Orten, mit verschiedenen Gegnern. Nach verrichtetem Dienst traf ich mich mit den anderen Wachen des Hauses, und wir trainierten den Kampf Mann gegen Mann, und zuweilen auch zwei gegen einen.
An anderen Tagen zog es mich in den nahen Wald, der östlich hinter dem Berg an das Anwesen meines Hauses grenzte, in dem sich heimtückische Harpyien in großer Menge eingenistet hatten. Leise und hinterhältig stürzen sie sich von den Baumwipfeln auf ihre unaufmerksamen Opfer herab. Die Unachtsamen, oder jene die ihre eigenen Fähigkeiten nicht einzuschätzen wissen, fallen ihnen gerne zum Opfer. Nicht selten stößt man zwischen den dicht an dicht stehenden Bäumen auf den ein oder anderen Recken, dem sein Abenteuer an diesem Ort ein jähes Ende fand. Ein deutliches Zeichen, nie in seiner Wachsamkeit nachzulassen, und jederzeit mit einem heimtückischen Angriff auf den ungeschützten Rücken zu rechnen. 

An wiederum anderen Tagen zieht es mich weiter in den Süden. Oger. Grobschlächtig, langsam und doch mit großer Kraft gesegnet, dass man es nicht darauf anlegen sollte von einem Hieb ihrer bloßen Hände getroffen zu werden. Ohne großen Aufwand lassen sie bei einem unglücklichen Treffer Knochen brechen, oder wenn es den Kopf erwischt, einen so zurichten, dass gebrochene Knochen die wohl geringste Sorge des Getroffenen sind. Nicht selten endet ein solcher unerfreulicher Zusammenprall von Faust und Gesicht tödlich. 

„Halte deinen Schild stets fest umschlossen. Lass ihn dir nie entreißen!“ 

Wie wahr, wie wahr…und wie wichtig an einem Ort wie diesem. Mit dem Schild gelang es mir die kraftvollen Hiebe zur Linken oder zur Rechten abzulenken, was mir daraufhin für einen kurzen Augenblick die Möglichkeit eröffnete meine Klinge in die ungeschützte, verletzliche Stelle unter seinem Arm zu stoßen und mit etwas Glück die Sehnen zu durchtrennen. Ihre Haut ist dick und nicht immer gelingt so ein Streich auf Anhieb. So dauerten die Kämpfe oft ihre Zeit, während man immer auf der Hut sein musste, nicht die Aufmerksamkeit von weiteren auf sich zu ziehen. Dies hätte sonst wohl auch für mich einen tödlichen Ausgang haben können.

So verstrichen die Tage, die Wochen…und es setzte zunehmend eine gewisse Routine ein.
Ich begann meine Gegner immer besser zu verstehen, arbeitete neue Taktiken für den Kampf aus, wie ich ihnen besser Herr werden konnte. Ich lernte ihre Schwächen für mich auszunutzen und gleichzeitig meine Stärken noch besser einzubringen, um die eigenen Schwächen im Kampf besser ausgleichen zu können. Ein Umstand, der wohl auch dem Herdir Riardon, der mich, verständlicherweise beständig aufmerksam beobachtete nicht entging.
An einem Abend kamen mein Fürst und der Herdir auf mich zu. Der Auftrag war simpel. Das Haus strebt beständige Kontrollen und Regulierungen der Gefahren im Umland an, und so auch dieses Mal. An der Seite Riardons, galt es den Tarcil vor jedem Schaden zu bewahren, während er uns mittels seiner Magie im Kampf unterstützte. Auch war die Rede davon, dass möglicherweise die Zahl der Drachen in den eisigen Bergen gestiegen sein soll.

Drachen…bisher stand ich noch nie einem solchen Ungetüm in einem Kampf gegenüber, und ohne jeden Zweifel einer der mir wahrlich alles und noch mehr darüber hinaus abverlangen würde.

Trotz eines gewissen Unbehagens, dass ich in meiner Magengegend verspürte, nahm ich diese Aufgabe an. Nicht dass ich wirklich eine Wahl gehabt hätte, ist es doch meine Aufgabe und meine Pflicht, und trotzdem war es weniger das, als der ehrliche Wunsch sowohl dem Herdir als auch meinem Tarcil im Kampf beizustehen und zu unterstützen sodass wir alle unbeschadet wieder nach Ivren’mir zurückkehren würden.
 
Das Ergebnis der ersten Teile des Gebirges waren weitgehend als…erwartbar zu verbuchen. Die großen Kreaturen hier, die sich uns in den Weg stellten glichen aus anatomischem Gesichtspunkt weitgehend den Ogern in den Bergen, die ich beinahe täglich bekämpfte. Zudem hatten sie wenig Chancen. Ich dankte meiner strikten militärischen Ausbildung, in diesem Fall allen voran jenem Teil der sich mit Kampftaktiken befasste, denn es kam mir nun an dieser Stelle sehr zugute. Während Riardon sich den Gegnern von vorne näherte, nutzte ich ihre Ablenkung um mich unbeachtet in ihren Rücken zu stehlen. So konnten wir unsere Feinde in die Zange nehmen, was ihre drohende Niederlage nahezu schon besiegelte. Anstrengender hingegen verliefen die Kämpfe gegen jene die der Magie mächtig waren. Nur wenig kann in solch einem Fall ein Schild wie der meine, oder der Riardons ausrichten. Wirksamer ist es hier, Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen. So schützten uns die Zauber unseres Tarcils gegen die magischen Angriffe unserer Widersacher. 

Mit vereinten Kräften rangen wir nieder, was nicht rechtzeitig vor dem Finalen Schlag die Flucht ergriff.

Dort standen wir, inmitten der eisigen Umgebung. Links und rechts zu unseren Seiten ragte der Fels hoch hinauf, sodass man manchen Gipfel kaum noch erkennen konnte. Nur wenig Vegetation gab es hier. Lediglich vereinzelt trotzten Bäume der klirrenden Kälte, die an Orten wie diesem wohl niemals nachlassen würde. Eine kurze Pause, nachdem der letzte Kampf uns einiges abgefordert hatte. Auch der Tarcil nutzte die Gunst des Augenblicks, in sich zu gehen, und seine Kräfte zu mobilisieren, während der Herdir und ich wachsam die Umgebung im Auge behielten. Riardon sicherte in die eine, ich in die andere Richtung ab. Obwohl wir die Pause gut zur Vorbereitung auf die vor uns liegenden Kämpfe genutzt hatten, konnte uns nichts auf das vorbereiten, was da kommen sollte…
 
Mit unseren Schilden fest im Griff, die Waffen jederzeit bereit zum Angriff erhoben, folgte uns Amathlan in einigem - so dachten wir - sicheren Abstand.



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Dann ging alles Schlag auf Schlag…


No tiriel!“, schrie Riardon. Im Gleichen Augenblick ertönte das Ohrenbetäubende Kreischen der riesigen geflügelten Kreatur, die vor uns wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
Ich wollte reagieren, doch war es bereits zu spät. Meine Glieder versagten mir den Gehorsam. Meine Augen weiteten sich bei dem Anblick der sich mir bot. Eisblau, riesig…ein Maul mit dem es zwei der ihren mit Leichtigkeit verschlingen könnte. Wie gläserne Kristalle stachen die Augen hervor. Hasserfüllt und keinen Zweifel daran lassend, dass er ihre Anwesenheit weder dulden, noch ihren Rückzug erlauben würde.
Mit offenem Mund stand ich da, unfähig mich zu bewegen, und wie aus der Ferne hörte ich mich zu mir selbst sagen:

Beriu ven Feanoron! Leih uns deine Stärke…
Beriu ven Gwaewon! Leih uns dein Geschick…
Beriu ven Arda! Leih uns deine Weisheit, um diesen Feind zu bezwingen…lass es nicht hier enden!!!

Der Drache baute sich vor ihnen zu voller Größe auf, bereit für den Angriff. Mit einem Satz stieß er sich ab, und ich dachte dieser Augenblick wäre unser letzter. Doch waren sein Ziel nicht wir…

LAW!“, kam es vom Herdir und mir wie aus einem Mund.

Der Drache hatte es auf den Fürsten abgesehen…das durfte nicht geschehen!

Drego! Tarcil! DREGO!!!“, kam es von Riardon, und wies seinen Fürsten an sich in Sicherheit zu bringen.

Mit aller Macht versuchten wir uns gegen die Lähmung zu stemmen die uns beide gleichermaßen befallen hatte. Doch wir schafften es nicht, bis uns der glückliche Zufall…

Oder waren es doch die Drei?

…zu Hilfe kam.

Als der Drache über uns hinweg schoss, traf er mit einer Bewegung eines Schwanzes einen im Weg stehenden Baum, der unter einem lauten hölzernen Knacken auseinanderbrach. Durch die Wucht schleuderte es dabei einen Teil des Stammes in unsere Richtung. Ich wusste nicht was ein besseres Ende war. Von einem Eisdrachen gefressen, oder von einem herumfliegenden Baum erschlagen zu werden? Im Nachgang kann ich sagen, der Baum war in diesem Moment das deutlich bessere. Mit einer Wucht die uns die Luft aus den Lungen presste prallte das Holz gegen unsere Leiber, und warf uns rücklings zu Boden. Wir keuchten, husteten und unsere Brust fühlte sich an als würde eine Horde Oger darauf Trommel spielen. Ungeachtet aller Schmerzen die unsere Körper erfüllten, mussten wir zurück auf die Beine. Der Aufprall scheint den Lähmungszauber gelöst zu haben. Wir waren wieder im Spiel.
Der Tarcil hatte sich wie von Riardon befohlen in Sicherheit gebracht, und verbarg sich mit Hilfe eines Zaubers vor den Augen der mordlüsternen Kreatur. Stattdessen zogen die von ihm beschworenen Waldhirten seine Aufmerksamkeit auf sich, und stellten sich ihm tapfer und wehrhaft in den Weg.  Ein so leichtes Spiel wie mit dem Baum zuvor, hatte er bei ihnen zweifelsohne nicht. Die knorrigen Finger, griffen nach den Flügeln, versuchten ihm seines Vorteils zu berauben, durch den er sich spielend leicht hätte außer Reichweite unserer Waffen bringen können. Der Drache wehrte sich. Er schnappte, er hieb mit seinem Schwanz nach den mit Leben erfüllten Bäumen, doch ihre Rinde war stark. Stärker als ich es selbst vermutet hätte, das muss ich zugeben. Er biss sich darin fest, und trotzdem lockerten sie nicht ihren Griff um seine Flügel.

Am Boden gefangen…das war unsere Chance…

Der Herdir und ich sahen uns an. Ein einfaches Nicken reichte. Wir wussten beide was zu tun war. Wir hoben unsere Waffen, die Schilde fest im Griff…dann stürmten wir los.

Es war ein harter Kampf, der uns alles abverlangte. Drachen waren hochintelligente Wesen, das machte es um so schwerer ihn zu bezwingen. Unser Glück war wohl, dass er noch jung…und dementsprechend ungestüm war. Dies war unser Vorteil, und diesen nutzten wir aus.
Er hatte uns unterschätzt, uns für leichte Beute gehalten. Für ein Spielzeug, dass er zu seiner eigenen Belustigung vor sich hertreiben konnte.
Er hatte seine Rechnung schlicht…ohne die unbeugsame Entschlossenheit und das Kampfgeschick eines Elfen gemacht…
...oder auch zwei...oder drei...
...und zwei Baumhirten
...und der treuen Seele Nebelschwinge


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Erst jetzt ließ das Adrenalin in meinem Körper nach, und erinnerte mich nur allzu deutlich an die ungeheuren Schmerzen, die unaufhörlich von Kopf bis zu den Fußspitzen durch ihn hindurch jagten. So sank ich auf die Knie, stützte mich auf meinen Schild, und versucht nach Kräften mich zumindest in dieser Position zu halten, und nicht einfach vornüber zu kippen…
Unser Fürst, der uns aus seinem Versteck heraus beständig mit seinen Zaubern zur Seite stand, trat an mich heran. Er legte mir die Hand auf die Schulter, und kurz darauf spürte ich eine ungemeine Wärme von ihr ausgehen, welche nach und nach meine Schmerzen betäubte. Durch seine Hilfe imstande mich wiederaufzurichten, beschlossen wir den Rückweg nach Ivren’mir anzutreten.

Für heute…sollte es genug sein.

 
Zuletzt geändert von Celegion Hatholdir am 01 Mär 2023, 14:34, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Zurück zu den Wurzeln

Beitrag von Celegion Hatholdir »

Die letzten Tage waren allesamt nicht ohne, der gestrige schon gar nicht.

Die Schmerzen waren mir noch immer nicht vollständig aus den Gliedern gewichen, und dennoch raffte ich mich wie jeden Morgen schon früh aus dem Bett. Ich genieße es immer wieder aufs Neue, den Sonnenaufgang am Strand Ivren'mirs zu beobachten, dem Klang der rauschenden Wellen zu lauschen und mir den kühlen salzig riechenden Wind ins Gesicht blasen zu lassen.
Nachdem ich mein allmorgendliches Ritual für beendet erklärt hatte, machte ich mich auf zu meinem ersten Rundgang. Ich lief die Strandabschnitte ab, und holte die Berichte der einzelnen Meldeposten ein.

"Alles ruhig. Keine besonderen Vorkommnisse.", lautete ihre Antwort.

Eine Meldung wie man sie nach den kürzlich vergangenen Zeiten gerne zu hören bekommt. Es war wichtig, dass endlich wieder etwas Ruhe einkehrte, und die Bewohner endlich so etwas wie "Normalität" erleben durften.
Mit der letzten Meldung im Gepäck, machte ich mich auf zu Cullen. Der Bankier, war einer der ersten die ich hier auf Ivren'mir näher kennenlernte. Ich kam und komme immer noch recht oft hierher, und kann mir irgendwie denken dass er schon das ein oder andere so richtig Mal genervt von mir war. Mir fünfmal innerhalb nicht mal zehn Minuten meine Banktruhe aus dem Hinterzimmer heran zu schleppen, nur um sie dann doch wieder hinter zu tragen. Nun...er schien das zu brauchen.
Für mich wäre das nichts, da bin ich ganz ehrlich.

"Le suilon Cullen, mellon nîn!", begrüßte ich ihn, und ließ ich...zum ersten Mal an diesem Tag, meine Truhe heran tragen, um mein Rüstwerk an mich zu nehmen. Genaugenommen hatte ich vor, in die südlichen Berge zu gehen, um das dortige Treiben der Trolle im Auge zu behalten, und um gegebenenfalls regulierend auf ihren Bestand Einfluss zu nehmen. Schließlich war ich schon eine Zeit lang nicht mehr dort gewesen.
Es sollte allerdings ein klein wenig anders kommen.

Cullen erzählte mir, dass der Herdir ihm eine Nachricht für mich hinterlassen hatte. So weit, so gewohnt...
Als er jedoch sagte, dass der Tarcil ebenfalls an dem Treffen teilnehmen würde war ich etwas überrascht. Nun gut, meine Neugier war geweckt. Was war geschehen, dass selbst der Tarcil dem Gespräch beiwohnen würde?
Ich werde es wohl erfahren.

Zuvor jedoch, an die südlichen Grenzberge...Troll-Kontrolle...

Ich kehrte rechtzeitig zurück, um mich meines Rüstzeugs zu entledigen, mich zu waschen und vorzeigefähig herzurichten, ehe ich zum Treffen mit Tarcil Amathlan und Herdir Riardon aufbrach. Wie immer, ein paar Minuten vor der ausgemachten Zeit. Militärische Pünktlichkeit...liegt mir wohl im Blut.

So fand ich mich auf dem Platz vor unserem Reisemagus ein, und wartete geduldig, doch zugegeben nicht ohne ein gewisses Maß an Neugier, dass der Tarcil dicht gefolgt vom Herdir die Straße entlang auf mich zumarschiert kamen. Ich nahm eine kerzengerade Haltung ein, ein Arm fest an meiner Seite, die andere zum Salut gehoben.
Der Tarcil nickte dezent, während der Herdir nach einem zufriedenen Nicken, meinen Salut auf gleiche Weise erwiderte.

"Mae govannen, Maethor Celegion", sprach der Tarcil nach einem kurzen Augenblick des Schweigens, wozu ich ihm sacht den Kopf entgegen neigte, ehe dann Herdir Riardon das Wort ergriff.

"Maethor...", setzte er an, und ich begann mit aller Aufmerksamkeit seinen Worten zu lauschen.


"Ihr habt Euch am gestrigen Tag wieder einmal bewährt, wie bereits einige Male seit eurer Ankunft auf Ivren'mir, und dem Hause Northor alle Ehre gemacht.", fuhr Riardon fort, woraufhin ich lediglich leise, doch hörbar entgegnete: "Ich tue mein Möglichstes".

Der Herdir nahm meine Worte zur Kenntnis, fuhr jedoch in seinen Ausführungen fort.

"Aus diesem Grund...und mit dem Einverständniss unseres Tarcils...", er sah dabei kurz zu diesem herüber, der seinerseits die Worte mit einem dezenten Nicken absegnete.
"Kraft meines Amtes, als Oberbefehlshaber der Verteidigungstruppen Ivren'mirs...und Verwalter der Waffen- und Rüstkammer, überreiche ich Euch hiermit eine Rüstung der ihr euch offenkundig und würdig erwiesen habt.".
Noch während er die Worte sprach, reichte er mir eine glänzend polierte Truhe an, dich ich jedoch anstandsgemäß erst entgegen nahm, nachdem er zu Ende gesprochen hatte und ich diesen mit einem zackigen Salut begegnete. Ich hatte das Gefühl dass meine Brust anschwillt, nicht jedoch auch unangebrachtem Stolz, sondern vielmehr aus Freude darüber, dass meine beständige und akribische Arbeit Anklang fand, und es mir bestätigte dass ich mich auf dem richtigen Weg befand.

"Davon abgesehen...", erhob der Herdir zu meiner Überraschung erneut. Er war wohl noch nicht fertig...

"...habt ihr bei der gestrigen Jagd und im Kampf mit dem Drachen taktisches Geschick bewiesen, habt Schwachstellen sowohl in der Verteidigung, als auch im Angriff erkannt und angemessen sowie vorbildlich darauf reagiert."

Riardon machte eine kurze Pause, und holte sich erneut das Einverständnis des Tarcils ein, der erneut mit einem dezenten Nicken seine Zustimmung gab.

"Somit biete ich euch in Absprache mit unserem Fürsten, so ihr Euch der Aufgabe gewachsen fühlt, wovon ich...wie auch der Tarcil überzeugt sind, den Posten meines zweiten Unteroffiziers an.", vernahm ich seine Worte und ich gebe zu...damit hatte ich ganz und gar nicht gerechnet. Mir fehlten tatsächlich erstmals die Worte, und so entschied ich mich aus ermangelung an Alternativen ernut zu salutieren, und dazu meinen entschlossensten Blick aufzulegen, den zu zeigen ich in diesem Moment im Stande war.

"Es ist eine große Ehre und ich werde alles mir mögliche dafür tun, den Anforderungen und meiner neuen Aufgabe gerecht zu werden. Sowohl dem Volke, als auch dem Hause Northor gegenüber!", kam es mir dann doch noch über die Lippen.


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Der Herdir nickte sichtlich zufrieden, ob meiner Reaktion, und legte mir kameradschaftlich die Hand auf die Schulter.

"Es lastet einhergehend mit dieser Stellung auch eine große Verantwortung auf Euren Schultern Maethor. Dies schließt auch einigen Pergamentkram ein, gleichermaßen seid ihr von nun an während meiner Abwesenheit, erster Ansprechparter in allen militärischen Belangen."

Voller Respekt neigte ich, mein Verständnis zum Ausdruck bringend, mein Haupt. Ich hatte bei diesem Treffen ja mit vielen gerechnet...doch sicher nicht mit solch einer Tragweite für mich und meinen weiteren Weg.

Dann salutierte der Herdir vor mir, und ich tat es ihm gleich.

"Meine Gratulation Celegion. Ich werde eure Beförderung unverzüglich unter den Maethyrn bekanntgeben. Sie sind allesamt hervoragend ausgebildete Soldaten, und werden euren Befehlen folge leisten. Mit eurer neuen Stellung geht allerdings noch eine zweite, sehr wichtige Aufgabe einher. Der Schutz des Fürstenpaares. Als Herth seid ihr unmittelbar der Fürstengarde zugehöhrig und somit auch nur ihm oder der Bess en Tarcil unterstellt. Somit tragt ihr stets große Verantwortung und seid ein Beispiel der Diziplin und Willenskraft eines hochelfischen Soldaten. Hiermit seid ihr also zum neuen Herth en noss ernannt, Celegion Hatholdir.", fügte der Herdir an.

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"So lange ich stehe, soll mein Schild eine für jede Bedrohung unüberwindbare Barriere sein die unserem Volke, dem Hause Northor, unserem Tarcil und der Bess en Tarcil schaden wollen!", erwiderte ich entschlossen.

Riardon und ich sahen uns an, und wie einstudiert salutierten wir im selben Augenblick.


Tarcil Amathlan der das Ganze stillschweigend, und mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtet hatte ergriff nun seinerseits das Wort.

"So es Eure neuen Aufgabengebiete zulassen, werdet Ihr mich demnach künftig auch zu Treffen der Allianz des Lichts begleiten und dort Eure militärische Einschätzung abgeben, sollte diese gefragt sein. Dadurch seid Ihr gleichzeitig vor Ort als Leibwächter meiner Person, und auch als militärischer Ratgeber aus Sicht der Edhil. Sicherlich wird Euch der Herdir en othrim noch viel Wissenswertes dazu mit auf den Weg geben. Von mir wiederum könnt Ihr Kenntnis erlangen über die Hauptpersonen der Allianz, und die bisherigen Errungenschaften sowohl unseres Hauses, als auch der Verbündeten."

"Mae, wie ihr wünscht mein Tarcil.", kam es mir über die Lippen, ehe der Blick nochmals zu Riardon schweifte.

"Gut, damit wäre dann fürs Erste alles geklärt. Maethor, ihr dürft wegtreten!", sprach Riardon dann in meine Richtung, nur um mit Blick zu Amathlan anzufügen: "Mein Tarcil, ich muss noch etwas mit Euch besprechen.".

Ein abschließender Salut, und ein dezentes Nicken des Tarcils erklärte somit für mich das Treffen für beendet. Ich machte zwei Schritte zurück, ehe ich mich herum wandte und mich langsam entfernte.


Puhh...wer hätte das gedacht??

Meinen Gedanken über das soeben geschehene nachhängend, machte ich mich auf den Weg zur Bank, um Cullen einmal mehr mit meiner Bitte auf den Keks zu gehen, mir meine Banktruhe hervor zutragen. Ihn zu bitten, sie doch gleich vorn stehen zu lassen, habe ich mich bisher noch nicht getraut.


So markierte der heutige Tag wohl einen weiteren wichtigen Schritt auf meinem Weg, für den ich mich entschieden habe...
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