I - Von Drow und alten Gewohnheiten
Die Ereignisse hatten sich in den vergangenen Tagen überschlagen. So viele Geschehnisse in einer so kurzen Zeitspanne.
Tatsächlich war sie wie so oft in der Taverne als sich das Ereignis um die berüchtigte Wettermaschine zugetragen hatte.
Die Erschütterung, welche für die Zerstörung der besagten Maschine verantwortlich war, spürte sie sogar noch in der Taverne. Nicht aber etwa durch Hitze oder Druckwelle – nein. Es war ein unnatürliches Vibrieren, ein Erzittern des astralen Gefüges. Die Energien, die sie von dort bezog, war für den Augenblick einiger Herzschläge nicht mehr erreichbar. Zurück blieb das Zittern und Vibrieren, als hätte das Ereignis die Sphäre selbst verängstigt.
Durch verschiedene Gespräche hatte sie natürlich auch mitbekommen, dass die Wettermaschine eine besondere Rolle spielen sollte. Deswegen war sie einige Abende zuvor mit Mor’dan dort gewesen, um mehr Informationen über dieses Objekt in Erfahrungen bringen zu können.
Deswegen war es wohl der erste Ort, den sie aufsuchte. Sie hatte sich eine Rune ab besagten Ort markiert – um schnell diese gewaltige Distanz mittels ihrer arkanen Kräfte hinter sich bringen zu können.
Sie verwendete die Rune, sprach den Zauber leise und materialisierte sich in der Luft. Sie war auf dieses Geschehen nicht vorbereitet und erst jetzt leuchtete ihr ein, wie dumm es war diese Rune zu verwenden. Sie viel zweieinhalb Meter in die Tiefe, auf ihren Hintern. Sofort schmerzten die Knochen – sie war jedoch nicht verletzt.
Es war das erste Mal, dass sie den enormen Krater sah. Er befand sich genau an dem Ort, an welchem bis vor wenigen Tagen noch die Wettermaschine stand. Staub und Ruß bedeckten die Luft um sie herum und erschwerten ihre Sicht. Diese unbekannte Einöde war eindeutig das Resultat einer gewaltigen Explosion.
Sie war wohl nicht die Einzige, die an diesem Ort nach Antworten suchte. Auch andere hatten die Erschütterung der astralen Sphäre mitbekommen hier war zweifelsohne der Ausgangsort.
Gespräche wurden geführt. Mutmaßungen und Anmaßungen aufgestellt – ohne jedoch einen Blick hinter die Fassade blicken zu können, die die Wahrheit verbarg.
Teana inspizierte vielen Knochen, die die scheinbare Explosion unversehrt überstanden hatten.
Sie waren nicht menschlichen Ursprungs – so viel war sicher. Als sie sich umsah, erkannte sie auch keine menschlichen Knochen. Diese hatten der Explosion wohl nichts entgegenzusetzen gehabt und waren wohl gerade im Moment ein Teil der Luft die sie einatmete.
Unweigerlich musste sie sich an die Lehren von Mortanius zurückerinnern und fragte sich ob sie mithilfe der Überbleibsel eine der Seelen aus den Aether hätte zurückholen können, um mehr über die Situation in Erfahrung bringen zu können. Zwiegespalten starrte sie die Überbleibsel der fremden Wesen an. Ihr Interesse für die sterblichen Überreste blieben nicht unbemerkt.
So kam es dazu das Mizrae Filifar – eine Drow und gleichzeitig die Mutter Oberin des Hauses Filifar – auf Teana aufmerksam wurde.
Die beiden sprachen miteinander – auf wundersam friedfertige Art. Teana Begriff bereits nach wenigen Minuten, dass die Mutter Oberin nicht aus Anstand so freundlich war. Natürlich gab es die ein oder andere Herabwertende Floskel. Doch es gab schon Menschen die Teana schlimmer behandelt hatten.
Mizrae durfte in Erfahrung bringen das Teanas um das Wissen über die Nekromantie verfügte. Genau hier sollte Teana zum Einsatz kommen. Es gab diejenigen unter den Drow, die dieses Wissen nicht ihr Eigen nennen durfte und Teana sollte es ihnen vermitteln. Mizrae bat einen Handel an. Ungerührt davon war es die eigene Stimme in ihrem Kopf die sie immer wieder dazu aufforderte es zu tun.
Und doch war da dieser Zwiespalt. Sie spürte am eigenen Leib zu was die Nekromantie fähig gewesen war, und hatte es auch immer und immer wieder bei Mortanius – ihrem Lehrmeister - und seinen Machenschaften gesehen.
Und doch war sie davon überzeugt, dass das allgemeine Feindbild, das über den Nekromanten herrschte, ein falsches war. Es waren die arkanen Wege das Leben zu verderben und die Toten zu erwecken – ja. Doch genau so gab es eben auch durch die Nekromantie Wege um die Toten zu zerstören.
Am gleichen Abend noch entschloss sie sich dafür, die Drow zu unterrichten. Viel zu lange schon hatte sie ihre Erfahrungen – sowohl die positiven als auch die negativen – für sich behalten. Sie würde in mehreren Lesungen halten und sich dabei nicht zurückhalten.
Der Keller der Taverne des Niemandslands würde als Lesesaal dienen.
Noch als sie in ihr Wohnhaus in Ansilon zurückgekehrt war, suchte sie ihre alten Schriften zusammen, verfasste selbst welche – nach langer Zeit.
Es würden Vorträge in den Schatten der Taverne stattfinden. Keine öffentlichen Veranstaltungen. Nur diejenigen sollten ein Teil davon sein, die selbst darauf kamen, was sich in den Schatten der Taverne auftun würde.