Es war erst einige Tage her, dass sie mit Melisandra einen Ausflug zur Magieakademie unternommen hatte. Das Kind war von Neugierde geprägt und um die bekannten Gassen Silberburgs zu verlassen, musste sie bei Luinil nicht sonderlich viel Überzeugungsarbeit leisten. Neben den verschiedenen sonderbaren Händlern, dem Aussenbereich und der Bibliothek, machten sie auch einen kleinen Abstecher zum Luftschiff Balthasars. Luinil hatte es selbst noch nie betreten, so kam das Kind – und eigentlich auch Luinil – kaum aus dem Staunen heraus.
Nach einer Diskussion über Nah- oder Fernschaurohre wurden dann für einen anderen Abend, den heutigen, verhängnisvolle Worte gesprochen: “Und es sieht langweilig aus. Hier ist ja gar keine Farbe. Aber wir können das ja anmalen, oder?”
Wenige Tage später, Luinil kam gerade vom Frösche sammeln, traf sie Melisandra in der Silberburger Bank an. Den Ausflug vor einigen Tagen hatte sie irgendwo in ihren Hirnwindungen platziert und eigentlich bereits wieder vergessen. Während andere anwesende Damen und Herren sich offenbar auf eine Jagd vorbereiteten, kam das Thema des Malens wieder auf. Äusserst ausführlich wurde besprochen, dass Balthasars Luftschiff bei der Magieakademie bemalt werden sollte. Eigentlich waren sich Melisandra und Luinil sofort einig, eine wunderbare Art, den Abend zu verbringen. Luinil warf zwar noch ein, dass sie gar nicht wusste, ob der Sturmrufer denn eigentlich Hasen mochte, aber es gab nur einen Weg, dies herauszufinden.
Detailliert wurde der Plan ausgearbeitet, man musste noch Farbe und Pinsel bei den Händlern besorgen und... viel mehr brauchten die beiden eigentlich nicht. Die umstehenden Herrschaften schienen sich an den Plänen der beiden nicht zu stören. Zwar ereilte Luinil ein altbekanntes Bedenken: “Vielleicht ist das jetzt nicht so eine gute Idee...?” aber wozu waren Bedenken denn da, wenn nicht, um sie im nächsten Moment wegzuwischen.
Schnell waren die notwendigen Utensilien besorgt und man machte sich auf zur Akademie. Bei all dem Spektakel an einer magischen Institution fielen einige Farbbottiche und Pinsel nicht sonderlich auf. Vielleicht hatte ja irgendwo ein Handwerker zu tun? Schnell gingen sie dann jedoch ans Werk:

Zu doch recht später Stunde, die Suppe wartete wohl schon zuhause, machte man sich dann auf den Weg zurück nach Silberburg. Der ein oder andere Schüler der Akademie würde den beiden verwundert nachblicken. Das Mädchen und auch die Illusionistin hatten ganze Arbeit geleistet, die ein oder andere Hand, Füsse und auch Kleider waren von bunten Farbklecksen bedeckt und gaben Aufschluss über die Art ihrer Abendunterhaltung. Nicht zuletzt auch war das Werk - wer auch immer es finden würde - mit den Handabdrücken der beiden beherzten Künstlerinnen verziert.