Die Vision
Eisiger Wind kratzte über ihre Haut wo er feinste Zeichen seines Wirkens, in Form der blau schimmernden Kristalle zurück ließ. An ihrer filigran geschmiedeten goldenen Wehr entlang hingen kleine Zapfen aus dem selben Eis herab. Doch das störte sie nicht. Hier an der Küste hatte Sie sie gesehen und schon in wenigen Augenblicken würde ihre Vision wahr werden und die Jägerinnen der Dunkelheit würden anlanden. Sie kannte den Ausgang der Geschichte schon jetzt. Egal wie oft sie Nyame um eine Chance oder um eine Änderung in der Prophezeiung gebeten hatte, es hatte nichts bewirkt. So stand sie nun hier mit den letzten Einhundert Aeritane'i an jenem Strand wo der Feind aus den Schatten sich zeigen würde.
Durch den Nebel walzten sie hervor und schoben sich voran, Schiffe aus schwarzem Holz, getragen von eisigem Wind, der ihre Schatten gewobenen Segel blähte. Ohne Gnade brachen sie Welle um Welle bis sie knirschend in den Sand hinein glitten und stoppten. Über die flache Reeling hinweg sprangen die Polemosa tou skotadi. Kriegerinnen der Finsternis, einer Welt ohne Licht verschworen. Willige Dienerinnen Nazras. Krachend schlugen Speere auf Schilde, klirrend verbissen sich die Säbel ineinander. Die Schlacht hatte begonnen und Theraleiya wob die heiligen Winde von Leben und Kampf.
Auf dem Gipfel des Kampfes enthüllten die finsteren Amazonen ihre letzte Waffe, eine blaue Sonne von Eis, welche ihre Magie gegen in einem mächtigen Fanal der herab sinkenden Scheibe Nyames entgegen spie. Vom Hügel aus musste Theraleiya mit ansehen, wie die Quelle ihrer Macht, nach und nach schwächer wurde. Eingefangen in einem Panzer aus Eis. Sie zog ihren Lichtspeicher aus der Tasche, ein Amulett in Form der Sonne. Viel Zeit blieb ihr nicht, sie musste Handeln. Ein Gebet intonierend wob sie eine geistige Brücke zwischen dem Hauptdeck des Flaggschiffes und sich selbst nur um sich einen Lid schlag später, dort wieder zu finden - umringt von Schatten, welche sie packten und zu Boden zerrten. Ketten aus Schatten und Eis schlangen sich um den Leib der großen Blondine und klirrend, in den Ketten, fiel sie auf die gefrorenen Holzplanken.
Ihr letzter Blick galt einer sehr jungen Amazone die nebelhaft auf der Anhöhe stand, wo eben grade noch sie selbst ihre Gebete geformt hatte. Sie war deutlich kleiner als Theraleiya, auf ihren Zügen sah man die Sorge, man konnte die Zweifel grade zu lesen.
„Sei stark, du musst diesen Kampf gewinnen.“ Der Blick der zierlichen Aeritane fiel auf die Ezara Ierea, und kaum hörbar konnte man ihr stummes Flehen sehen. Ihr flehen nach einem Ausweg, die Frage warum sie hier war und letzten Endes WO sie war.
„Wir brauchen deine Hilfe.. SIE braucht deine Hilfe.“ Der letzte Blick Theraleiyas galt der Sonne hoch am Himmel. Ein erkalteter Stern, aus grade zu lieblichem Blau. Ihr Lichtspeicher erlosch, die kindlich anmutende Schwester auf dem Hügel war fort. Die letzten Worte Theraleiyas verklangen im Dampf ihres Atems.
„Hilf uns, und wenn es ein Dutzend Generationen braucht bis du geboren wirst.“
[Quest] Schwarze Segel [Status laufend]
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