Ankunft: Die neue Welt

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Aanatus
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Wo sind die Goblins? Auf der Suche nach Spuren

Beitrag von Aanatus »

Scheinbar hatte der Goblin ziemlich vielen Leuten von seinem Schatz erzählt, immerhin standen sich schon zwei Gruppen mehr oder minder mit Messer zwischen den Zähnen gegenüber.  Surom und Solgard hatten sich mal wieder gefunden. Aanatus, Joseph und Kharlan umritten die Szene vor dem Fledermausturm und positionierten sich nahe dem Eingang, denn der Goblin hatte ja Aanatus zugeflüstert, dass der Schatz unter dem Turm sei. So warteten sie die Gespräche ab und als Surom dann die Fraktion des Lichtes "davongebeten" hatte, konnte es losgehen: Der Goblin sperrte das Gittertor zum Keller auf und die Gruppe stapfte hinunter ins Dunkle. Schon nach wenigen Treppen abwärts begann es in Aanatus Unterarm zu kribbeln. Ein inzwischen gewohntes Gefühl, welches in den Nuancen seiner Ausprägung manchmal erkenntnisreich war: Dämonen also, dachte er sich, ohne von etwaigen Kreaturen noch überhaupt etwas gesehen, gehört oder gerochen zu haben. Das folgte alsbald, als der erste Warnruf durch die Gänge hallte und ja, es waren Dämonen! Und ganz schön starke noch dazu.
Unter der Führung des Goblins kämpfte sich die Gruppe durch die Gewölbe. Schatzkiste für Schatzkiste wurde von den Suromern geplündert. Aanatus schaut sich währenddessen in den leergeräumten Gängen um und versuchte sich ein Bild des Gangnetzwerkes zu machen. Ein paar Skizzen hier, ein paar Skizzen da...untertags zu kartographieren, nicht seine Lieblingsaufgabe.

Irgendwann stand die größte Herausforderung vor ihnen. Ein Balron. Aus welchen Gründen auch immer blieben die Suromer zurück und ließen die, die nicht in ihrem Reich lebten, vorerst alleine gegen das Ungetüm kämpfen. Die Söldner, die zwei Handwerksbündler, Rou und Khaldran mühten sich ab - doch das Vieh schien eine starke Lebensregeneration zu haben, zumindest erschien es so, als würde jeder Schuss, jeder Hieb und jeder Zauber nur zu einer Heilung als Ausgleich des genommenen Schadens führen... Zum Glück hatten sich die Suromer an dem Spektakel sattgesehen und griffen ein: Nach einem langen, gemeinsamen Kampf lag der Balron nun am Boden. Endlich.
Sogleich ging es dann um den versprochenen Schatz und als den Suromern vom Goblin nur ein kleines Kristallfragmentstückchen präsentiert wurde, eskalierte die Lage schnell: Aanatus sah nur noch einen wegrennenden Goblin, hinterher die ganze Meute. "Oje, das wird nicht gut für den Kleinen ausgehen", murmelte er. Und seine Vermutung bestätigte sich bald. Etwas unwillig blickte Aanatus zur Seite und meinte zu Kharlan, dass er gerne mit dem Goblin darüber gesprochen hätte, woher er denn kam. Aer zumindest seine Leiche würde er gerne begutachten....doch als die beiden nachsahen, war auch diese Weg. "In Luft aufgelöst oder weggezerrt", meinte der Elementarmagier und Aanatus nickt knapp. Aanatus würde nachher nach Spuren des Goblins suchen, denn diese Spezies war eigentlich der einzige Grund gewesen, weshalb er sich dem Abenteuer angeschlossen hatte.

Bevor er sich alleine auf die Suche machte, sah er nochmal zurück zu Joseph und dem Rest. Diese teilten noch die Schätze und Golga, naja, der machte wildes Zeug mit dem toten Balron. Aanatus beobachtete neugierig, wie dessen Arm abgehackt und verpackt wurde. Spannend, spannend, dachte sich der Nebelhafner. Vielleicht wusste Golga mehr über die Lebensregeneration dieses Ungetüms? Er würde nachfragen, doch nun stand die Suche nach Goblinspuren an.
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Aanatus
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Kurz mal bei Freunden

Beitrag von Aanatus »

Aanatus folgte der Einladung Gryffs. Endlich mal bisschen was anzupacken. Freudig belud er die Packtaschen seines Pferdes mit allerlei Werkzeug und nahm auch noch ein Packpferd mit Materialien mit: Zum Abdichten von Holzplanken, so wie er es bei der Überfahrt gelernt hatte, zum Reparieren von Mastwerk, bis hin zur Alchemieausrüstung, um notfalls Dichtmittel oder ähnliches herzustellen. Da klapperte es ganz schön in den Packtaschen.

Problemlos querte er Surom und auf dem Weg zum Hauptplatz kam ihm schon Gryff entgegen. Nach einer freudigen Begrüßung ging es aus der Stadt zum Sandstrand, wo das Schiff vor sich hin dümpelte.
Ach herrje...sah nicht so gut aus.
Die Leute sammelten sich.

Schiffsreparatur.jpg

Gryff hielt eine brennende Rede und die meisten schienen zu lauschen. Oder sich zu überlegen, wann das erste Monster des Schiffs den Redner vom Fass schoss. Aanatus schmunzelte und blickte durch die illustre Runde, grüßte mal hierhin, mal dorthin. Man spürte die Vorfreude auf Taten, sei es nun, um das Schiff von seinen Besatzern zu befreien oder - weshalb Aanatus gekommen war - das Segelschiff wieder flott zu kriegen. Doch wie es losging, so war es für ihn auch schon wieder vorbei.

Als der Bundmagier von seinem Pferd zu Aanatus hinabsah und ihn ziemlich schnell an die Forderungen Balthasars erinnerte, wusste Aanatus, dass sein Arbeitstag hier beendet war. Zu schade. Schon wieder kein aktiver Mitbau an einem Schiff. Und das, nachdem er schon den Bau des Drachenschiffs nur in der Theorie begleitet hatte...Aber es machte keinen Sinn, seinen Ärger zu zeigen, auch wenn er den Bundmagier kurz auf die Sinnlosigkeit dieser Kollektivbestrafung des Handwerkerbundes, die noch dazu auf wackliger Beweislage stand und Aanatus Erachtens mindestens hundertfach verjährt war, hinwies. So vernahm er noch von der Seite eine verständnisloses Murmeln eines Dunkelelfen, sich scheinbar wundernd, wieso der Rivvil nicht seine Arbeit hier abschuften sollte. Aanatus verkniff sich ein Schmunzeln und verabschiedete sich höflich: "Auf Bald, auf eine versöhnlichere Zukunft."  

Damit reiste er ab. Er war dennoch zufrieden. Der Abend war zwar kurz gewesen, aber er hatte Informationen erbracht. Das Einzige, was ihn sorgte, war - in Erinnerung an den Pallisadenbau -  die Frage, wie katastrophal der Abend aus handwerklicher Sicht gelaufen war. Wäre schade um das Prunkstück. Er würde die Tage mal nachfragen. Mit einem Schmunzeln ritt er los.
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Aanatus
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Ein Bogner auf Abwegen und Seltsames im Schlangenhain

Beitrag von Aanatus »

Aanatus stapfte unwillig in seinem Zimmer in der Falkenrast auf und ab. Untätigkeit konnte ihn verrückt machen. Nur einem dummen Menschen sei langweilig, hatte sein Meister besonders in Aanatus‘  Jugend öfters gemeint.  Aktuell jedoch dem Dummsein zu entrinnen, verlangte Kreativität und neue Aufgaben: Er ließ somit das  Bauen von Bögen fürs Erste sein. Seit er mit der ersten Welle an Ankömmlingen die neue Insel erreicht hatte, war er diesem Thema verschrieben gewesen. Er bereiste die ganze Insel auf der Suche nach den BognermeisterInnen der alten Welt. Besonders Mayla prägte die Anfänge seines eigenen Stils: Schnörkellosigkeit, bis zu dessen Erreichen jedoch unzählbare Handgriffe meisterlich präzise getätigt wurden.

Spätestens bei den ersten großen Schlachten der Neuen Welt, Expeditionen und Jagden, lernte Aanatus auch die Praxis des Waffengangs mit Pfeil oder Bolzen kennen: Neben dem eigenen Erlernen dieser Fertigkeiten, sei es beritten oder zu Fuß, standen jeher die Beobachtung der anderen in seinem Interesse:  Ob das nun die Orks mit ihren Armbrüsten, Hochelfen, sehr selten durfte er sogar Waldelfen  „in Aktion sehen“, Amazonen, Dunkelelfen mit ihren zumeist Kurzbögen oder ‚einfach nur‘ begabte Menschen waren-  er lernte von ihnen, den Stärken und Schwächen, die naturbedingt jeder besaß. Aanatus selbst natürlich aus, weshalb die Verminderung der eigenen Fehler auch immer Priorität hatte: Experimentelle Fehlschläge, er erinnerte sich hinsichtlich des Bogenbaus schmunzelnd an seine misslungenen Versuche, eine dritte Ledersorte ohne Wirkungsverlust zu integrieren. Vergeblich. Aber lehrreich, denn Grenzen zu erkennen, ist im Leben nie unwichtig.  Über all die Fehler, die er auf dem Weg zum Meisterschützen tilgen musste, wollte er gar nicht nachdenken. Aber am Ende lohnten sich die Mühen, die Reisen, die zerschnittenen Finger, die unzähligen Kämpfe, das Fluchen, wenn wieder mal ein Bogenkorpus zerbarst. Denn die Kundinnen und Kunden kamen, was natürlich Groschen brachte, aber noch viel wichtiger: Neue Eindrücke. Jedes Volk der Insel – mit Ausnahme der Waldelfen, welche „nur“ ab und an einen Bogen zur Reparatur gebracht hatten -  hatte in irgendeiner Waffenkammer einen Bogen oder eine Armbrust von ihm aufbewahrt. Und Aanatus selbst lernte von den speziellen Wünschen: Da waren die kleine Bögen für die Dunkelelfen, welche nicht nur in den schmalen Gängen der Unterwelt Beweglichkeit bevorzugten. Oder die riesigen Kriegsarmbrüste der Orks, deren Gewicht er oft auf der Werkbank als gigantisch wahrnahm, wenngleich er jedes Mal von den zufriedenen Orkkunden zu sehen bekam, wie sie das unsagbar schwere Ding wie ein Kinderspielzeug hochhoben. Ein Reiterbogen für eine Hochelfin in fast weißer Elfenbeinfarbe – handlich, leicht und mit straff gespannter Sehne. Geschweige denn die Anzahl an Bögen und Armbrüste, die Nebelhafner erstanden haben. Allein Janu besaß vermutlich so viele Bögen von ihm, um eine wehrhafte Gruppe an Mietklingen auszurüsten. Aber auch in Solgard und Surom, zumindest wusste er noch genau, dass er Arvo und der Familie Bellamy mit Bögen ausstattete, wie auch die Amazonen, waren anspruchsvolle und interessante Kundinnen gewesen. Aanatus nahm viel Lehrreiches davon mit und irgendwann konnte er nirgendwo auf der gesamten Insel einen Bogen finden, der besser als seine eigenen Meisterwerke war. Wenn andere Bögen überhaupt das Niveau seiner Werkstücke erreichten, was ohnehin selten war. Der Umstand fühlte sich lange Zeit wunderbar an, doch irgendwann sank die Motivation. Keine Konkurrenz ist oft nicht gerade dienlich. Der Bogenbau war fürs Erste gestrichen. Sein Projekt mit den nicht tödlichen Pfeilen würde er im Frühjahr, weiterführen – wenn die Kräuter langsam aus dem Boden schießen und man neue Mixturen versuchen können würde.

Jetzt im Moment. Jetzt brauchte er etwas Handfestes. Kein Tüfteln an der Werkbank, kein Mischen von Tränken – auch kein Malen, wenngleich der Winter schon einige gute Motive hergegeben hatte und auch sein Portraitauftrag für Katherine noch nicht vollendet war. Aber auch das Malen war nun keine Option. Nach all den Tagen wollte er raus. Und – so musste er zugeben – irgendjemandem so richtig die Fresse polieren, das wollte er auch. Kein Bogen. Keine Stich- oder Hiebwaffe. Einfach mit der Faust bisschen keilen. Dampf ablassen. Er ritt aus Nebelhafen raus, ohne Ziel. Und da der Friedhof der nächstbeste Ort war, stieg er dort ab, begutachtete das wunderschöne Pferd, neben dem er seinen Hengst Ajax stellte, und ging in die Katakomben.

Dort prügelte sich Aanatus grimmig durch die Gänge – ohne Schild, Waffe oder Bogen. Bis er an einer Ecke auf Seskel stieß, welcher ihn besorgte musterte und hilfsbereit fragte, ob Aanatus seine Waffen verloren hätte. Er antwortete, dass das gewollt sei, da er jemanden verprügeln wolle. Nachdem daraufhin Seskel antwortete, Hauptsache – Aanatus verprügle nicht ihn, schmunzelte dieser und sie sprachen noch ein paar Sätze, bevor sie sich verabschiedeten und Aanatus noch ein paar Ecken weiter durch Zombie und Skelettscharen prügelte.

Es wurde ihm bald zu dumm: Ja, er war etwas weniger frustriert, doch die Probleme, die ihn derzeit sorgten, heilten ein paar jämmerliche Knochenmännchen, zusammengefaltet mit bloßen Fäusten, auch nicht.  So entschloss er sich, Proviant aus Nebelhafen zu holen, Wulf vom Stallmeister mitzunehmen und einen längeren Ausflug zu machen. Bald schon ritt er mit seinem Hund an der Seite aus Nebelhafen raus, streifte durch den Schlangenhain, begutachtete den Pass bis zur Suromer Grenze, wendete und ritt zurück in den Schlangenhain – um dort etwas Seltsamem gewahr zu werden


Späher.jpg


Er beobachtete die Gestalten, hielt sich dabei fern und versuchte sich einen Reim aus all dem zu machen. Ein Pentagramm muss ja nicht immer „böse“ sein, erklärte ihm Ruweena mal. Kann man hoffen, dachte er sich in diesem Moment, das rote Zeichen und die Gestalten noch einen Zeitraum schweigend aus der Ferne beobachtend. Er würde zumindest im Gildenhaus Nachricht hinterlegen, was er eben zu Gesicht bekam. Er ließ eine Brieftaube aufsteigen, er selbst ritt jedoch unbestimmten Ziels weiter.
 

 
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Aanatus
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Truppen, Pferde, Inhaftierte

Beitrag von Aanatus »

Noch keine Nachricht von Surom und Janu. Dazu seltsame Gestalten im Umland von Nebelhafen, daneben noch die Kontrollgänge im Forst, um Kahlschläger abzuschrecken. Es gab viel zu tun. Erst wollte er aber mit Gwendolyn und seinen Lieblingspferden in die Schneelandschaft reiten, um den Tieren unter der Anleitung der Druidin ein Gefühl für diese harte, karge Landschaft zu geben. Sie daran zu gewöhnen. Was bei dem einen Pferd schneller als beim anderen funktionierte. Am Ende rannte die bunte Herde jedoch ohne Angst durch den recht hohen Schnee und tobte sich aus. Aanatus dankte Gwendolyn für ihre Mühen. Jetzt würde er ein Dutzend Pferde auftrocknen und versorgen müssen. Und danach: Danach würde er sein Gildenzeichen ablegen, sich rüsten und den ganzen seltsamen Machenschaften rund um Nebelhafen nachgehen. Eines der Pferde, das sich bereits an den Schnee gewöhnt hat, würde dafür dienlich sein.
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Aanatus
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Belagerung

Beitrag von Aanatus »

Früher, als viele dachten, geschah der Angriff auf Nebelhafen.  Es kam Aanatus vor, als sei er eben erst am Posten des Hinterhalts eingetroffen, den Rou für einen kleinen Teil der Nordwacht, die eben nicht an der Brücke stationiert war, ausgesucht hatte. Er hatte den Posten am weitesten in Richtung Schlangenhain ausgewählt, weil er trotz der bekannten Truppenbewegungen auf der Gegenseite, dem Nordland, dachte, dass die fremden Truppen mit einer Finte von dort ankommen würden. Als dann jedoch der Ruf "Wir werden angegriffen!" zu hören war, befand er sich gegenteilig viel zu weit weg vom Geschehen, denn die Feindesarmee war durch den nördlichen Pass gekommen und hatte schon Position an der Brücke bezogen. Doch als dann aus dem Schlangenhain die verbündeten Solgarder auftauchten, konnten er, Rou und die anderen äußeren Wachposten dem Trupp der Solgarder folgen und aufschließen. Man positionierte sich bei der Esse vor der Mine. Spannung lag schneidend in der Luft und das Unvermeidliche begann schnell. Ein Kampf entbrannte und vorerst schien es, als wäre man überlegen, denn diejenigen, die die Stellung vor den Toren Nebelhafens hielten, schlugen sich tapfer und der Trupp außerhalb kämpfte sich von der Mine zum Reiseportal und dann zur Brücke in Richtung Hafen. Doch dann wendete sich das Blatt und irgendwann sah man sich eingesperrt und belagert in Nebelhafen. Die versammelten Magi ließen zwar ein Portal in Nebelhafen manifestieren, welches scheinbar direkt nach Surom führte, jedoch war ansonsten der einzige freie Weg hin zum Hafen. Dann erfuhr Aanatus auch noch, dass scheinbar Elnora in einem Anfall von seltenem Zwangsoptimismus alleine die Verhandlungen mit dem Anführer der Feinde suchte und - für Aanatus nicht sonderlich überraschend - gefangengenommen wurde. In großer Sorge wollte er zum Tor, um Nachsicht zu halten, und der Kommandant gab ihm den Befehl mit auf den Weg, dort niemanden zum Stadttor zu lassen. Eine Greifenwache und Aanatus kümmerten sich darum - keine angenehme Aufgabe, wenn man ab und an die Wortfetzen des Gesprächs seiner gefangenen Kameradin immer wieder auf der andren Seite vernehmen konnte. 
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Aanatus
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Der unsichtbare Schweigemeister

Beitrag von Aanatus »

Aanatus kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus, als er den salbungsvoll formulierten Aushang des Bürgermeisters las. Er war sich sicher, dass der unsichtbare Schweigemeister Torres nicht in der Lage war, seine Aufgabe so zu erfüllen, dass es zum Wohle der Nebelhafnerinnen und Nebelhafner war. Wer hatte den denn gewählt? Wurde er überhaupt gewählt? Wenn ja: Wen ritt denn da der Teufel, diese personifizierte Inkompetenz in eine Führungsposition zu hieven? Oder war er gar anfangs noch ein ansprechender Bürgermeister gewesen, wovon man allerdings seit Ankunft auf die Insel nichts bemerken konnte, und erst im Laufe der Zeit zu dem geworden, was man am heutigen Tage entweder belächelnd oder beweinen konnte. Aanatus entschloss sich, dieser Fragestellung keine weiteren Gedanken mehr zu widmen – dieser Kampf gegen Windmühlen war nicht zu gewinnen. Alleine schon, wenn er im Zuge eines Gedankenprotokolls sich vor Augen führte, wie oft der Bürgermeister in wichtigen Situationen nicht anwesend gewesen war. Bürgerinnensprechtag: Nicht anwesend.  Belagerung der Stadt: Nicht anwesend. Über die Vorbereitungen zur Sicherung der Stadtgrenze wollte er gar nicht mehr nachdenken: Tagtäglich war er seit dem Bürgersprechtag in Nebelhafen ein- und ausgeritten. Es war ja bekannt, dass Aanatus – speziell nach seinem „Unfall“ mit dem Dämon in der Solgarder Kanalisation – noch mehr auf magisches Reisen verzichtete als schon zuvor. Tagtäglich also führte ihn sein Weg an der lächerlichen Holzpalisade, über den unzureichend gesicherten Vorplatz des Stalles hin zur überhaupt nicht gesicherten Brücke. Tagtäglich konnte er beobachten, dass absolut niemand auf seine Bitte (mitsamt der Planungsvorschläge) reagiert hatte, die Befestigung – unter Mithilfe des Handwerkerbundes und anderer Freiwilliger – zu erweitern.  Schon spannend, dass man just zwei Tage vor der Belagerung, also viel zu spät, ein paar Steine und ein kleines Baugerüst dort hingekarrt hatte. Musste in der Nacht passiert gewesen sein – viel war zumindest nicht passiert. Aber ein Baugerüst macht keine Befestigung und keine Befestigung führt zu Problemen. Und die hatte man schlussendlich: Schnell hatten die Feindtruppen die Holzpalisade zerstört gehabt und waren teils tief in die Stadt Nebelhafen vorgedrungen. Aber ja: Immerhin hatte man ein bisschen Plunder hinter der Holzpalisade übereinandergestapelt, um damit etwas zu bewirken. Funktionierte ja  richtig gut. Nämlich gar nicht. Immerhin wurde niemand von dieser Pseudobarrikade erschlagen, die mit den seltsam übereinandergestapelten Tischen mitsamt Tischdecken eigentlich mehr nach einem verlassenen Festbankett aussah. Ein Wunder auch, dass die Feindestruppen nicht einfach einen Hagel an Brandpfeilen dorthin geschossen hatten – das wäre dann ein Inferno für die zwischendrinnstehenden Verteidigungstruppen geworden. Glück im Unglück. Doch es gab dennoch Tote und Verwundete. Und jeder Tropfen Blut war zu verantworten. Erneut musste er den Kopf schütteln, als im bewusst wurde, dass von all den Orten genau Nebelhafen für eine Invasion ausgesucht worden war. Hätte ich auch gemacht, wenn ich das größte Opfer der Insel auszuwählen gehabt hätte,  dachte er sich, warum auch eine organisierte, akzeptabel geführte und gut verteidigte Stadt angreifen?! Gibt ja Nebelhafen stattdessen, mit seinem Schweigekanzler. Aanatus wartete das Dunkel der Nacht ab und verkleidete sich zusätzlich, denn er war sich sicher, dass  das Ego des Schweigemeisters besser geschützt würde als das Leben der Nebelhafnerinnen und Nebelhafner, er musste also „vorsichtig“ seinen Plan umsetzen:  Ein Kohlestift, ein schneller Schriftzug, und bald schon las man am Morgen danach unter vielen seiner Aushänge die simple Aufforderung  - „Rücktritt!“
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Aanatus
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Erfreuliche Entwicklungen

Beitrag von Aanatus »

Auf Regen folgt Sonnenschein, dachte sich Aanatus und lächelte zufrieden. Die Entwicklungen der letzten Tage, rund um Nebelhafen, waren äußerst erfreulich gewesen. Endlich gab es wieder etwas anzupacken, noch dazu wurde mit der Brückenbefestigung eine Sache in Angriff genommen, die er seit der Befreiung der Stadt Nebelhafen nach der Ankunft auf der neuen Insel immer wieder durchdacht und auch mit verschiedenen Leuten besprochen hatte.
Da Davind kurzfristig ausgefallen war, bat Elnora ihn, den Befestigungsbau an der Brücke zu koordinieren, während die andere Gruppe den magischen Reisepunkt an anderer Stelle neu aufzubauen begann. Aanatus ging mit seinem Bautrupp, in dem sich neben gildenlosen Nebelhafnerinnen wie immer Mitglieder der Handwerkerzunft und des Handwerkerbundes befanden, an die Arbeit. Erst ließ er sich den Bauplan vom Steinmetz überreichen. Im Lesen solcher Skizzen war er sehr vertraut, weshalb er schon bald ein Bild des Bauwerkes in seinem Kopf hatte. Die schwierigere Aufgabe war es, dieses Bild seinem Bautrupp zu vermitteln. Viel zu schnell gab er  jedoch die ersten Anweisungen und als er in den teilweise etwas überforderten Gesichtern erkannte, dass er schlecht angeleitet hatte, begann er, der Reihe nach - Person für Person - Aufgaben zu verteilen. Einige machten ihr Ding auch ohne seine Anweisungen - und auch bei ihnen schien jeder Handgriff zu sitzen. Als dann auch noch ein großes Aufgebot an Nordmannen auftauchte, die neben dem Baumriesen wohl das meiste Baumaterial von A nach B schleppten, ging der Bau zügig voran. Der leichte Rundbogen, den Aanatus mit schauriger Vorfreude "erwartete", war am Ende auch gut gebaut. Das bewies die "Feuertaufe", bei der der Magus Ephraem einen Flammenwand unter dem Durchgang zauberte, damit das Stützgerüst abfackelte und dem noch feuchten Mörtel "Wärme spendete".   Das Bauwerk hielt stand! Die Gruppe konnte stolz auf sich sein: Jeder einzelne hatte dazu beigetragen, die Stadt nicht nur stark zu sichern, sondern auch - so dachte es sich Aanatus - ein wahres Prunkstück nebst all der Wehrhaftigkeit zu erbauen. Als dann auch noch von Radesvald berichtet wurde, dass ebenso der Magiereisepunkt aufgebaut wurde, zumindest im physischen Sinn, wurde der Arbeitstag mit einem Gang in die Falkenrast beendet. Zwischen ein paar lockeren Gesprächen erfuhr Aanatus dabei, dass die Nordwacht ein Treffen plane. So zumindest Jothar Rashka, der ihn bat, die Nebelhafner Beteiligten darüber zu informieren.
Höchst erfreulich auch dies.
Und als Draufgabe Tags darauf auch noch die Vorladung der Bundmagier durch die Greifen. Auch wenn Aanatus weniger die gelisteten Punkte als die Suromer Handelsdekrete interessierte, die seiner Ansicht nach immer noch jeden Neutralen, auch die Greifen, im Handel einschränkten. Aber alles der Reihe nach. 
Das noch zu übertreffen, mit einem gelungenen Gildentreffen, welches in vielen Punkte die Richtung des Handwerkerbundes für dieses Jahr beeinflussen würde, war ja fast schon kitschig. Doch der Abend des Tages brachte auch damit den nächsten erfreulichen Höhepunkt: Viele Dinge wurden besprochen und Aanatus hatte schon wieder das eine oder andere neue Projekt im Kopf. Beginnen würde er vermutlich damit, seinen Beitrag am Gildengebäude zu leisten. Die Baupläne lagen vor, waren durchdacht. Selbst das am Gildengebäude angrenzende Umland wurde schon "mitbedacht". Aanatus konnte daraus eine gute Mischung und Funktionalität und Repräsentativität erkennen. Auch an die Wehrhaftigkeit, die Ansprüche an Handels- und Handwerkstätigkeit wurde gedacht. Und dass trotz all dem Raum für einen Treffpunkt von Leuten gegeben sein muss. In der Haut des Planers mochte man nicht stecken, schmunzelte Aanatus, der nur in Teilbereichen der Planung mitwirkte und sich aus der Gesamtkoordination raushielt.
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Aanatus
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Gildengebäude

Beitrag von Aanatus »

Langsam aber sicher begann aus einem Bauplan ein Gebäudekomplex zu werden. Gemeinsam hatte der Bund der Handwerker all seine Kompetenzen gebündelt, um das Gildengebäude und Gildengelände, welches im Seebachtal gelegen ist, entstehen zu lassen. So große handwerkliche Expertise fand man auf der Insel nirgendwo so konzentriert und das brachte viele unterschiedliche Vorschläge: Da gab es diejenigen, die vorwiegend mit Erz und Stein arbeiteten, andere waren Meister in der Holzbearbeitung. Zum Glück gab es auch Glaser, Feinschmiede und auch immer jemanden, der das große Ganze im Blick behielt. Es galt ja nicht nur die Materialien zu wählen, sondern neben Form auch die Funktion des Gildengebäudes den Bedürfnissen des Handwerkerbundes und den Vor- und Nachteilen der Lage anzupassen. Aber auch das wurde in Eintracht und aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert: Man wollte einen repräsentativen Ort für Handwerk und Handel schaffen und dafür die Lage, quasi zentral inmitten aller Ansiedelungen der Insel und direkt an einer stark frequentierten Handelsroute, nutzen. Das Seebachtal erschien also dafür perfekt. Auch sollte es ein Ort sein, der Zusammenkünfte aller Art gewährleisten sollte: Man achtete also schon im Bauplan darauf, dass es nötige Freiflächen und Versammlungsräume gab.

Aanatus selbst konzentrierte sich auf die Wehrhaftigkeit des Gebäudes. Die Unabhängigkeit, die durch die Lage im Seebachtal gegeben war, brachte natürlich auch mit sich, dass das Gebäude und Gelände gut zu verteidigen sein musste. Auch hier hatte der Handwerkerbund seine Erfahrungen gesammelt, sei es bei der Befriedung Nebelhafens direkt nach der Ankunft, der Befreiung der Amazonenstadt, Schiffsbauten, der Befriedung Solgards samt seiner Kanalisation – ja selbst für Surom hatte Aanatus ja die Holzpalisade geplant und gebaut, zwar nicht so, wie er wollte, aber ja…ging ja ohnehin in Flammen auf. Beim letzten Projekt, der Brückenbefestigung in Nebelhafen, rutschte er erneut in tragende Rolle bei Planung und Ausführung…so nebenher wusste er als meisterlicher Krieger und Schütze, worauf er als Verteidiger wertlegte. Er hatte also genaue Vorstellungen vom Wehrgang, den Abwehrgerätschaften und auch dem Umland, welches zum einen in seinen Augen als notwendig für den Handwerkerbund war und gleichzeitig auch verteidigbar war. Skizze für Skizze wurde durchbesprochen – die Zeit dazwischen nutzte Aanatus für sein neues Herzensprojekt: Den Bau einer Balliste.

 
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Aanatus
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Pläne und Konstruktionen

Beitrag von Aanatus »

Das Korpus der Balliste – besser gesagt zwei davon, eine mit Rädern und eine ohne – waren im Vergleich zu den Nachforschungen, die Aanatus anstellen musste, schnell konstruiert. Es handelte sich vorrangig um Holzarbeiten und dazu diverse Metallarbeiten, wie Scharniere für Kippvorrichtungen und auch ein Ladesystem der Pfeile. Im Grunde genommen konnte man bei der Konstruktion wenig falsch machen, im Gegensatz zur Wahl des richtigen Holzes und der Wahl des Erzes für diverse Metallteile, wobei es viel zu bedenken gab. Er hatte zwar seit dem vorletzten Gildentreffen, als die Lage des Gildengebäudes fixiert wurde, viele Stunden verbracht, sich über dieser Art Waffen schlau zu machen, war sich aber dennoch nicht sicher, bei der Materialwahl richtig zu liegen. Deshalb entschied er sich für eine Kombination aus zwei Holzarten: Eiche und Kiefer. Klarerweise diente Erstere durch ihre Robustheit zur Stabilisierung, die Kiefer sollte an den weniger beanspruchten Teilen gute Dienste leisten. Die Scharniere und Klappmechanismen waren „einfacher“ zu konstruieren und wurden vorwiegend aus Rosenerz gegossen. Der Radbeschlag war in einfachem Kupfer gehalten und die unzähligen Nägel wurden aus simplen Eisen gefertigt. Aus den Erfahrungen rund um die abgebrannte Suromer Palisade, wo man ihn das Holz nicht brandsicherer machen ließ, mischte er auch ein pechartiges Gemisch aus Torfdestillaten. Das damit bestrichene Gerät musste mehr als zwei Tage trocknen, genug Zeit also, um weitere Schritte zu durchdenken: Es standen die Bognerarbeiten an, auf die sich Aanatus schon freute. Da hatte er schon fixe Vorstellungen. Schwieriger erschienen ihm derzeit noch der Spann- und der Auslösemechanismus. Er würde die Trockenzeit dafür nutzen, die endgültige Entscheidung darüber einerseits zu skizzieren und in weiterer Folge zu konstruieren.

Balliste_erste Bauversuche.jpg
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Eine aufschlussreiche Niederlage

Beitrag von Aanatus »

Da stand er nun vor der seltsamen Gestalt, die ihn gerade vor den Zeitgeistern in Kombination mit einem Dämon gerettet hatte, bedankte sich artig, nur um Momente später herauszufinden, dass er noch immer in Gefahr war. Es stellte sich heraus, dass diese Gestalt Katherine war, welche sich vor ihm ‚verwandelte‘ und sogleich auf das Schutzgeld zu sprechen kam. Aanatus merkte schnell, dass sie sich verändert hatte – Worte würden heute wohl kein Ziel finden. Während sich das Gespräch ergebnislos hin und her bewegte, überlegte er sich schon, wie er aus der Sache rauskommen könnte. Ihren ersten Zauber, vermutlich ein Fluch oder Schadenszauber, abwarten, dann ein Schuss in ihr Knie und dann würde er sich gnädigerweise zurückziehen. Er beobachtete ihre Lippen, als sie etwas murmelte…doch oweh, da hatte er ganz schön falsch gedacht! Satt des Erwarteten fand er sich in einem Knochenkäfig wieder: man konnte nicht rein, nicht raus. Knurrend trat er mit dem Fuß dagegen, nichts bewegte sich. Immerhin kam auch nichts von draußen rein. Von dort sah Aanatus recht wenig, außer plötzlich mehrere Gestalten. Und dann öffnete sich abrupt der Käfig auf einer Seite und eine stinkende Giftwolke umhüllte ihn in dem nun offenen Verlies. Vollkommen orientierungslos taumelte er aus dem Gestank und sah plötzlich 4 Gestalten – oder mehr? – vor sich. Er schoss verwirrt auf das erstbeste Ziel, wohl eine Illusion, denn der Pfeil flog mittendurch. Wo seine Gegnerin war? Keine Ahnung. Verfolgt von einem Haufen Gestalten taumelte er durch die Gänge und lag irgendwann am Boden.

Er kam langsam zu sich, sein Kopf hämmerte. Sein Leben würde verschont werden, meinte  Katherine. Ein ehrenhafter Ausgang, Aanatus dankte ihr dafür. Er solle doch von heute seiner Gilde berichten, meinte sie noch. Ja. Das würde er umgehend tun, natürlich: Die Zeichen waren nun klar und eindeutig. Er strich über den linken Unterarm, der wie gewohnt unter „solchen Belastungen“ besonders auf sich aufmerksam machte und stapfte dann zerschunden und mit Schmerzen zu seinem Pferd. Aanatus sattelte auf. Immerhin hatte er viel in Erkenntnis gebracht – eine aufschlussreiche Niederlage.

 
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