Wenn der Schatten aufzieht.

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Amarius Darez
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Wenn der Schatten aufzieht.

Beitrag von Amarius Darez »

''Zu oft möchte Ich Sie einfach nur tot sehen, brennend, erschlagen, einfach nur tot.''


 Das waren wohl in den letzten Wochen seine einzige Worte und Gedanken die er nicht hoffnungslos mit allen Facetten der Möglichen Tugenden abglich. Er sollte es so nicht denken, er sollte es so nicht sagen und doch waren diese Gedanken fest in seinem Geist. Schwester Sloan hat über die vielen letzten Wochen den jungen Priester in seinen dunkleren tiefen begleitet. Die Zweifel über alles und jeden. Die Fragwürdigkeit über die Anwendung verschiedener Tugenden. Den Irrsinn, denn die Anwendung der Tugenden gegenüber Feinden in seinem Kopf auslöste.


 ''Wir schützen zu oft jene mit unseren Tugenden die es eigentlich gilt zu richten.''


 Ein Begriff prägt in seinen Gedanken diese Tatenlosigkeit besonders, eine Mauer die es vermeidet handeln zu müssen. Er hatte schon viele Menschen darauf angesprochen was es für Sie bedeute. Handwerker, Händler, Geweihte, Bauern. Niemand war eindeutig was dies wirklich bedeutet. Schwammige, weit ausladende Wortfluten wurden gebraucht um zu erklären zu versuchen.


 ''Unschuldiges Leben schützen.''


 Bei einem war sich Amarius sicher, der Anfang vom Ende des unschuldiges Leben endet nach dem verlassen des Mutterleibes - dort beginnnt die Reise. Jeder lädt Schuld auf sich, jeder hat Verfehlungen oder schlicht schlechte Entscheidungen getroffen. Er ist davon nicht ausgenommen. Vermutlich liegen viele seiner Handlungen Geschützt durch Glauben und Tugend unter einem gewissen Deckmantel des Schweigens – doch war er dadurch nicht unschuldig. Wer spricht das höchste und letzte Urteil über die Verfehlungen der sterblichen, egal ob Dienerschaft der Götter oder das ungeweihte Volk ?
 Seit er es erkennen kann, dreht sich der heilige Krieg im ewigen Kreis der Anhängerschaft. Es wird keine Vorherrschaft im Glauben erlangt oder eingebüßt. Der heilige Krieg bekommt den Beigeschmack eines ewigen Scharmützel um die Menschen mit zusätzlicher Gewalt zu plagen. Ängste zu schüren und die Herde der unentschlossenen in eine der beiden Richtungen zu treiben.


 ''Die eine Schlacht – die letzte dieses Krieges brauch es um das Ende einzuläuten.''


 Wie beschleunigt man den Krieg des Glaubens? Wir bringt man alle die sich verschrieben haben Ihn zu führen aufs letzte Feld? Er war überzeugt davon das sein Glaube ein Teil des Problems war. Die schattenhaften Flecken auf seinem Pfad brachten Ihn im Augenblick schnell ins wanken und seinen Gedanken in tiefen freien lauf. Er wusste welche Äußerungen und Wortwahl von ihm erwartet würden in der Gesellschaft – doch Mondlauf zu Mondlauf war es immer weniger das was er wirklich glaubte.


 ''Wie ergeht es der Welt ohne uns und die Wächterschaft?''


 Schwester Sloan erkannte vermutlich an den sich häufenden Aufsuchungen Ihrer Person an unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten das etwas nicht stimmte. Wo Anfangs noch eine gewisse Distanz der alten zur neuen Dienerschaft oder umgekehrt herrschte war diese nun dabei sich zu verschieben. Die Frustration ist besamter Keim der begonnen hat in allen Auswucherungen Form anzunehmen. Die für Ihn oft als Handlungsunfähigkeit abgetane Tugendhaftigkeit fordert Ihren Tribut. Es geht nicht voran – die Kreise sind stets die gleichen die gezogen werden mit gelegentlichen Ausreißern.


 ''Wir sind die Plage der Menschen!''
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Sloan
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Re: Wenn der Schatten aufzieht.

Beitrag von Sloan »

Sloans Tage waren stets von Arbeit geprägt, ihre Verpflichtungen ließen oftmals kaum Zeit zum Nachdenken. Ein Umstand der ihr manchmal gelegen kam, sich allerdings zunehmend als hinderlich heraus stellte und so freute sie sich, als Bruder Amarius sie vor Wochen um ein Gespräch bat, was sich als überaus erfrischend und belebend heraus stellte.
Er hatte Themen angeschnitten, die sie schon längere Zeit nicht mehr durchdacht und besprochen hatte und so kam es ihr sehr gelegen, mit dem Bruder in einen interessanten Austausch zu gehen.
In der letzten Zeit aber, wurde das Gefühl immer deutlicher, dass der Bruder ihr entglitt. Sie spürte seine Verzweiflung fast körperlich und wie sehr er gegen das Dunkel in seinem Inneren ankämpfte.
Sie hatten über das 'unschuldige Leben' gesprochen, die Tugenden und auch darüber, dass es Widersprüche gab, die man nur im Einzelfall entscheiden und lösen konnte. Und das es sogar Situationen gab, wo die Tugenden weichen mussten, wollte man dem unerschütterlichen Ziel, dem Schutz unschuldigen Lebens, gerecht werden.

Sloan hatte in vielen Schlachten gekämpft, hatte Tod und Verderben Aug' in Aug' gegenüber gestanden und natürlich war Hass in ihr aufgelodert, der drohte sie zu verzehren. Immer war es ihr, oftmals mit Hilfe der Brüder und Schwestern, nach einiger Zeit gelungen, diesen Hass einzudämmen und sich wieder in Gänze den Tugenden hinzugeben.
Weil, was wäre sie, würde sie aus Hass und Rachegelüsten handeln? Dann wäre sie keinen Deut besser, als diejenigen, die sie mit aller Kraft ihres Herzens und Glaubens verabscheute: die Ketzer.

Bruder Amarius war inmitten dieser Finsternis und es gab kein menschliches Wort zur Zeit, was ihn aus der Dunkelheit holen konnte. Nun würde sich zeigen, wie er diese harte Prüfung überstehen würde. Eines aber war sicher, sie würde an seiner Seite bleiben und weiter für ihn da sein. Jetzt sogar mehr denn je. Sie würde seine Zweifel aushalten, mit ihm Dinge hinterfragen und versuchen, seine innere, sacht glimmende Kerze vor dem Erlöschen zu bewahren und stattdessen den Weg mit ihm bereiten, dass sie wieder hell erstrahlen könnte - eines Tages.

 
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Tonya Darez
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Re: Wenn der Schatten aufzieht.

Beitrag von Tonya Darez »

Die Tugenden!
 Sie war nie die Tugendhafteste gewesen, alleine ob der Tatsache, dass sie sich dem Prozedere der Familie entzogen hatte, galt sie als schwarzes Schaf der Familie.
In ihren langen Jahren auf See war ihr diese Tatsache völlig egal gewesen, war ihr soweit in den Hintergrund gerückt, dass sie so gut wie nie mehr daran gedacht hatte.
Erst seit sie in Solgard gelandet war, und sich dort, hingegen ihrer eigentlichen Lebensplanung, ein Nest gebaut hatte und heimisch geworden war, kamen diese Gedanken langsam aus dem verschwollenen schwarzen Etwas ihrer Gedankengänge hervor.
Natürlich waren ihre Brüder Schuld daran, wenn man denn von Schuld in diesem Falle sprechen wollte und konnte.
Viele Einflüsse prasselten auf sie ein, sie konnte sich diesem nicht entziehen.
Wollte sie das?
Naja, manchmal vermisste sie schon das einfache und raue Leben auf dem Schiff, mit nur wenigen Männern um sich herum, mit nur wenigen Problemen.
Jetzt galt es, die Stadtwache auf Kurs zu halten, die Gemeinschaft der Unitatis zu stärken, sich mit dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse zu beschäftigen.

 Gut und Böse -
Werte, welche auf See einfach zu definieren waren.
Werte, welche hier, in Solgard, ein Füll an Worten Beinhaltete, von dem ein einfacher Mensch erschlagen werden konnte.
Letztlich musste jeder seinen eigenen Weg finden, dem Herren getreu zu leben.
Nicht immer war sie einer Meinung mit ihren Brüdern.
Nicht immer war sie Eins mit ihnen, hier und da gab es Biegungen, welche sie gerne auskundschaftete, welche sie von dem Weg, den ihre Brüder nahmen, abweichte.

 Sie war die schlechteste Beraterin ihres Bruders.
Keine Priesterin, keine Paladina, nur eine Frau mit einem nicht immer geraden Weg.
Und dennoch wusste sie, was in Amarius brodelte.
Sie wusste um sein Hadern.
Sie wusste um seine Fragen.
Auch wusste sie, dass er mit Sloan ins Gespräch gegangen war, mehr als einmal.
Er würde auf sie zu kommen, wenn er ihre Meinung hören wollte.
Bis dahin würde sie versuchen auf ihrem eigenen Weg zu bleiben, wie gedrungen er auch immer sein mochte.

 Wie hatte sie es erst am gestrigen Abend zu hören bekommen?
Manchmal heiligt der Weg die Mittel.
Das Rechte zu erreichen war nicht immer nur eine Möglichkeit, und das war es auch, was das ganze so schwierig machte.
Es gab viele „Richtige“ Wege, und auch viele „Falsche“ Wege.
Doch wenn man sich im Grau befand, war es schwer, schwarz und weiß auseinander zu halten!

 
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