Er wusste, wenn man eine Leiter erklimmen wollte, musste man eine Sprosse nach der anderen nehmen und sich gut festhalten. Was sich wie ein Ratschlag an ein Kind anhörte, war im Falle eines Drow, eines einfachen Jalukken, bittere Realität, die zum Überleben schlichtweg notwendig war. Seine alte Heimat hatte er hinter sich gelassen. Wie ihm die Ilharess des Qu’ellar Filifar höchstselbst eröffnet hatte, interessierte seine Vergangenheit hier niemanden. Damit konnte er sich anfreunden.
Rastlosigkeit hatte sich zuletzt in ihm breit gemacht. Diese Rastlosigkeit würde er ablegen müssen, denn die Leiter aus seiner Vergangenheit spielte keine Rolle, jene in seiner Zukunft dafür umso mehr. Sie zu erklimmen würde Geduld und Ruhe erfordern. Er hatte keine falschen Vorstellungen und wusste, dass er ganz unten Anfangen würde.
Einige Tage nach seiner Ankunft durfte er sich ein erstes Mal beweisen. Die Rüstung eines Sargtlin musste ausgebessert werden. Eine eher einfache Aufgabe, ein eher klares Urteil, wäre er daran schon gescheitert. Weitere Aufgaben würden kommen. Sein Geschick, seine Talente, seine Intelligenz prüfend. Seinen Wert. Dann galt es, bereit zu sein. Dessen war er sich bewusst.
Trotzdem, hin und wieder war es sinnvoll, einer gestellten Aufgabe zuvorzukommen, bereit zu sein, bevor sich die Prüfung offenbarte. Ungefragt, oder zumindest über den vermutlich erwarteten Rahmen hinaus den eigenen Wert zu demonstrieren. So manch eine Tat eines Dunkelelfen hatte mehrere Seiten und mit der Idee, die ihm gekommen war, beabsichtigte er ebenso mehr als eine Sache. Allein an der Schemata hatte er Stunden verbracht. Eine filigrane, äusserst schmale, spitz zulaufende Klinge. In etwa eine Elle lang. Gerade mal einen Finger breit und nicht einmal halb so tief. Ein beidseitiger Schliff. Ungeeignet für eine Konfrontation mit einem Gegner der wehrhafter war als ein zu dick geratenes Nagetier. Ein Werkzeug in zweierlei Hinsicht, ein Instrument, um ein schmerzhaftes Lied zu spielen, dem sich jene, die es zu hören bekamen, entweder nicht widersetzen konnten, oder durften. Die Wahl des Metalls war ihm ebenso schwergefallen. Schlussendlich entschied er sich für Valorit. Das silberbläuliche Metall war hart genug um entsprechend geschärft zu werden, für einen Stich durch oder zwischen die Rippen, vielleicht gar durch Leder hindurch. Gleichwohl auch nicht zu hart, um bei mässigem Widerstand direkt zu brechen.
Hölzern war der Griff, in welchen die Klinge eingelassen wurde. Wie die Klinge selbst, eher schmal und gerade lang genug, um von einer grazilen Hand in lockerem Griff gehalten zu werden. Holz vom Haselnussstrauch an der Oberfläche war gut zu bearbeiten, die natürliche Farbe des Holzes erforderte nur eine schwache Beize, um den gewünschten, dunkelbraunen, fast schwarzen Farbton zu erreichen. Schliesslich stellte er nicht nur ein Werkzeug, ein Instrument her, sondern gewissermassen auch ein Kunstwerk, so galt es auch, dass sein Werk im Auge des Betrachters gefallen fand. Eine abgeflachte Kugel aus Valorit sollte als Knauf dienen, das Gewicht der Waffe besser verteilen. Eine kleine Aussparung auf der Unterseite würde das durch den ausgehöhlten Griff geführten Ende der Klinge aufnehmen und diese sichern.
Lediglich ein Stück fehlte noch. Nicht nur Ihr sollte es gefallen, sondern auch Ihr. Verbunden und vollendet wurden die beiden Teile durch ein kleines, eigenständiges Kunstwerk aus Schwarzstein. Es war einfach, Tiere egal welcher Art aus weichem Zinn herzustellen. Eine kleine Tierfigur aus dem viel härteren, widerstandsfähigen Schwarzstein herzustellen war eine ganz andere Aufgabe. Eine kleine Spinne, deren Beinchen sich um Klinge und Griff winden sollten, diese umschliessend, verankernd. Aufgeraut, dem Metall einen matten Ton gebend. Eine Aussparung im Spinnenleib wurde mit feinem Werkzeug geduldig in das immer wieder erhitzte Metall getrieben. Dieser Teil verlangte wohl das höchste Mass an Genauigkeit, sollte dort doch das allerletzte Teilstück seinen Platz finden.
Yu’phodrak sass neben der Esse und dachte an die Stunden, an die Tage zurück, die er damit verbracht hatte, alles Notwendige für sein Werk zu beschaffen. Über die zahlreichen gescheiterten Versuche, die minderwertigen Exemplare, die er frustriert, doch nicht resignierend, immer wieder dem Feuer übergeben hatte. Schwarzstein, Valorit, beide Materialien brauchte er in ihrer reinsten Form. So manch Barren wurde gegossen und direkt wieder verworfen. Penibel wurden die Erze von Gestein befreit, aufgebrochen, damit das Metall möglichst schon von Staub, Stein und minderwertigen Metalleinschlüssen befreit war, ehe es dem Feuer übergeben wurde. Rubine fand er im Stollen hin und wieder, doch kaum einer der gefundenen Edelsteine verfügte über die notwendige Grösse. Tage vergingen ehe er fündig wurde, vielleicht ein Zeichen der Schicksalsweberin, mit seinem Vorhaben fortzufahren? Er wollte sich nicht erdreisten. Eine glatte Oberfläche ohne jegliche sichtbare Kanten sollte der tiefrote Edelstein erhalten, mit einer leichten Wölbung, passend zum Spinnenleib, in welchen er ihn einlassen würde. Ein Scheitern konnte er sich nicht leisten, mehrere Male verkrampften sich schmerzhaft seine Finger, während er dem Stein seine erdachte Form gab.
Nicht ohne ein geringes Mass an Stolz betrachtete er das vollbrachte Werk. Sorgfältig hatte er die Klinge geschliffen und poliert, so dass die verschiedenen Schichten des Metalls anhand feiner Nähte sichtbar wurden. Mit Bedacht wurde der Rubin in den Spinnenleib gesetzt und mit betuchter Zange festgedrückt. Die Spinne über die Klinge stülpend, jene wiederum mit dem Griff verankernd, war er nach Tagen harter Arbeit am Ende, nicht zuletzt auch seiner Kräfte. Jetzt, nachdem er dem Werk den letzten Schliff gegeben hatte, polierte er es ein allerletztes Mal und berührte es fortan nur noch durch einen feinen Stoff hindurch. Es verlangte nach einem Namen. «L’linath d'lil Orbb» - Das Lied der Spinne, sprach er fast schon rituell über die Klinge, ihr diesen Namen gebend. Waffe. Werkzeug. Instrument. Kunstwerk. Erschöpft legte er sich in einer Ecke der Handwerksstube zur Ruhe, das Werk fest umschlossen in der Hand.
Rastlosigkeit hatte sich zuletzt in ihm breit gemacht. Diese Rastlosigkeit würde er ablegen müssen, denn die Leiter aus seiner Vergangenheit spielte keine Rolle, jene in seiner Zukunft dafür umso mehr. Sie zu erklimmen würde Geduld und Ruhe erfordern. Er hatte keine falschen Vorstellungen und wusste, dass er ganz unten Anfangen würde.
Einige Tage nach seiner Ankunft durfte er sich ein erstes Mal beweisen. Die Rüstung eines Sargtlin musste ausgebessert werden. Eine eher einfache Aufgabe, ein eher klares Urteil, wäre er daran schon gescheitert. Weitere Aufgaben würden kommen. Sein Geschick, seine Talente, seine Intelligenz prüfend. Seinen Wert. Dann galt es, bereit zu sein. Dessen war er sich bewusst.
Trotzdem, hin und wieder war es sinnvoll, einer gestellten Aufgabe zuvorzukommen, bereit zu sein, bevor sich die Prüfung offenbarte. Ungefragt, oder zumindest über den vermutlich erwarteten Rahmen hinaus den eigenen Wert zu demonstrieren. So manch eine Tat eines Dunkelelfen hatte mehrere Seiten und mit der Idee, die ihm gekommen war, beabsichtigte er ebenso mehr als eine Sache. Allein an der Schemata hatte er Stunden verbracht. Eine filigrane, äusserst schmale, spitz zulaufende Klinge. In etwa eine Elle lang. Gerade mal einen Finger breit und nicht einmal halb so tief. Ein beidseitiger Schliff. Ungeeignet für eine Konfrontation mit einem Gegner der wehrhafter war als ein zu dick geratenes Nagetier. Ein Werkzeug in zweierlei Hinsicht, ein Instrument, um ein schmerzhaftes Lied zu spielen, dem sich jene, die es zu hören bekamen, entweder nicht widersetzen konnten, oder durften. Die Wahl des Metalls war ihm ebenso schwergefallen. Schlussendlich entschied er sich für Valorit. Das silberbläuliche Metall war hart genug um entsprechend geschärft zu werden, für einen Stich durch oder zwischen die Rippen, vielleicht gar durch Leder hindurch. Gleichwohl auch nicht zu hart, um bei mässigem Widerstand direkt zu brechen.
Hölzern war der Griff, in welchen die Klinge eingelassen wurde. Wie die Klinge selbst, eher schmal und gerade lang genug, um von einer grazilen Hand in lockerem Griff gehalten zu werden. Holz vom Haselnussstrauch an der Oberfläche war gut zu bearbeiten, die natürliche Farbe des Holzes erforderte nur eine schwache Beize, um den gewünschten, dunkelbraunen, fast schwarzen Farbton zu erreichen. Schliesslich stellte er nicht nur ein Werkzeug, ein Instrument her, sondern gewissermassen auch ein Kunstwerk, so galt es auch, dass sein Werk im Auge des Betrachters gefallen fand. Eine abgeflachte Kugel aus Valorit sollte als Knauf dienen, das Gewicht der Waffe besser verteilen. Eine kleine Aussparung auf der Unterseite würde das durch den ausgehöhlten Griff geführten Ende der Klinge aufnehmen und diese sichern.
Lediglich ein Stück fehlte noch. Nicht nur Ihr sollte es gefallen, sondern auch Ihr. Verbunden und vollendet wurden die beiden Teile durch ein kleines, eigenständiges Kunstwerk aus Schwarzstein. Es war einfach, Tiere egal welcher Art aus weichem Zinn herzustellen. Eine kleine Tierfigur aus dem viel härteren, widerstandsfähigen Schwarzstein herzustellen war eine ganz andere Aufgabe. Eine kleine Spinne, deren Beinchen sich um Klinge und Griff winden sollten, diese umschliessend, verankernd. Aufgeraut, dem Metall einen matten Ton gebend. Eine Aussparung im Spinnenleib wurde mit feinem Werkzeug geduldig in das immer wieder erhitzte Metall getrieben. Dieser Teil verlangte wohl das höchste Mass an Genauigkeit, sollte dort doch das allerletzte Teilstück seinen Platz finden.
Yu’phodrak sass neben der Esse und dachte an die Stunden, an die Tage zurück, die er damit verbracht hatte, alles Notwendige für sein Werk zu beschaffen. Über die zahlreichen gescheiterten Versuche, die minderwertigen Exemplare, die er frustriert, doch nicht resignierend, immer wieder dem Feuer übergeben hatte. Schwarzstein, Valorit, beide Materialien brauchte er in ihrer reinsten Form. So manch Barren wurde gegossen und direkt wieder verworfen. Penibel wurden die Erze von Gestein befreit, aufgebrochen, damit das Metall möglichst schon von Staub, Stein und minderwertigen Metalleinschlüssen befreit war, ehe es dem Feuer übergeben wurde. Rubine fand er im Stollen hin und wieder, doch kaum einer der gefundenen Edelsteine verfügte über die notwendige Grösse. Tage vergingen ehe er fündig wurde, vielleicht ein Zeichen der Schicksalsweberin, mit seinem Vorhaben fortzufahren? Er wollte sich nicht erdreisten. Eine glatte Oberfläche ohne jegliche sichtbare Kanten sollte der tiefrote Edelstein erhalten, mit einer leichten Wölbung, passend zum Spinnenleib, in welchen er ihn einlassen würde. Ein Scheitern konnte er sich nicht leisten, mehrere Male verkrampften sich schmerzhaft seine Finger, während er dem Stein seine erdachte Form gab.
Nicht ohne ein geringes Mass an Stolz betrachtete er das vollbrachte Werk. Sorgfältig hatte er die Klinge geschliffen und poliert, so dass die verschiedenen Schichten des Metalls anhand feiner Nähte sichtbar wurden. Mit Bedacht wurde der Rubin in den Spinnenleib gesetzt und mit betuchter Zange festgedrückt. Die Spinne über die Klinge stülpend, jene wiederum mit dem Griff verankernd, war er nach Tagen harter Arbeit am Ende, nicht zuletzt auch seiner Kräfte. Jetzt, nachdem er dem Werk den letzten Schliff gegeben hatte, polierte er es ein allerletztes Mal und berührte es fortan nur noch durch einen feinen Stoff hindurch. Es verlangte nach einem Namen. «L’linath d'lil Orbb» - Das Lied der Spinne, sprach er fast schon rituell über die Klinge, ihr diesen Namen gebend. Waffe. Werkzeug. Instrument. Kunstwerk. Erschöpft legte er sich in einer Ecke der Handwerksstube zur Ruhe, das Werk fest umschlossen in der Hand.