Tagebuch von Thalia „Wenn Augen schließen, sieht das Herz“

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Thalia Wiesengrund
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Tagebuch von Thalia „Wenn Augen schließen, sieht das Herz“

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Tagebuch – Eintrag aus Solgard

Ich folgte dem Licht.
Und es führte mich in diese Stadt.

Solgard – so nennen sie diesen Ort. Auch wenn meine trüben Augen ihre Schönheit nicht gänzlich erfassen konnten, so spürte ich doch sofort ihre Wärme. Die Mauern waren mir fremd, doch nicht die Herzen derer, die darin leben. Die Herzlichkeit, mit der man mich empfing, hat mich tief berührt.

Schon kurz nach meiner Ankunft traf ich auf einen Diener des Herrn – Bathor, ein Schwertarm des Lichts. Er nahm sich meiner an, führte mich durch die ehrwürdige Kathedrale, durch hohe Hallen, in denen jedes Flüstern nachklingt wie Gebet. Er zeigte mir Räume des Ordens, deren Anblick mir den Atem nahm. Noch nie zuvor hatte ich solch kunstvolle Möbelstücke ertastet – fein gearbeitet, mit ruhiger Hand und einem Auge fürs Schöne.

Und dann reichte er mir ein Kleid… so weich, so sanft auf der Haut, dass ich kaum glauben konnte, wie fremd mir dieser Komfort war. Ich hielt es lange in den Händen, ehe ich es wagte, es anzulegen. Es fühlte sich an, als wäre ich vom Licht selbst umhüllt.

Ich wurde auch weiteren Persönlichkeiten vorgestellt – darunter der ehrwürdige Amarius, Priester und Würdenträger des Herrn. Seine Stimme war ruhig und bestimmt, und doch voller Milde. In seiner Nähe fühlte ich mich sicher. Nicht wie ein Kind, sondern wie ein Teil von etwas Größerem.

Von Beginn an fühlte ich mich angenommen.
Und ich hoffe, dass ich all die Freundlichkeit, die mir hier entgegengebracht wurde, eines Tages zurückgeben kann.
Ich werde mein Bestes tun, dem Weg des Herrn zu folgen – Schritt für Schritt – seine Worte zu lernen und hinauszutragen in eine Welt, die oft im Schatten wandelt. Vielleicht kann ich ein Licht darin sein.
Nicht groß. Aber leise. Und hell genug für den Nächsten.

Ich beende diesen Eintrag mit einem Gebet, das mir seit Stunden im Herzen ruht.
Und dann werde ich meine Augen schonen… und mich dem Schlaf übergeben.

 
O Herr,
du, der leuchtest, wo keine Fackel brennt,
du, der flüsterst, wo andere schreien –
sei bei mir in der Stille.

 
Ich bin klein, und mein Weg ist noch kurz.
Doch deine Hand reicht weit.
Führe mich, auch wenn ich den Pfad nicht sehe.
Lenke meinen Schritt, wenn meine Füße zögern.
Gib mir Kraft in der Sanftmut und Mut in der Demut.

 
Ich danke dir für das Dach über mir, für warme Worte und offene Türen.
Für die Freundlichkeit in fremden Gesichtern,
für das Kleid auf meiner Haut, das mich an deine Nähe erinnert.

 
Wenn mein Blick verschwimmt, Herr,
lass mein Herz klar bleiben.
Wenn meine Stimme versagt,
lass meine Taten für mich sprechen.
Mach mich zur Stille in der Hast,
zum Trost im Schmerz,
zum Licht im Schatten eines anderen.

 
Ich weiß nicht, ob ich je eine Priesterin sein werde.
Aber ich will dienen – mit dem, was ich habe.
Mit einem offenen Ohr. Mit einer ruhigen Hand.
Mit einem Gebet – wie diesem.

 
Und nun, da der Tag sich neigt,
senke du deine Hand auf mein Haupt.
Schließe meine Augen,
doch halte meine Seele wach.
Denn selbst im Schlaf will ich dein Licht nicht verlieren.

 
So sei dein Wille meine Richtung,
und deine Güte mein Ruhen.
Heute, morgen…
und jeden Tag, den du mir gibst.
Thalia Wiesengrund
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Re: Tagebuch von Thalia „Wenn Augen schließen, sieht das Herz“

Beitrag von Thalia Wiesengrund »

„Ich folgte dem Licht. Und es führte mich in diese Stadt.“
Solgard.

Heute war ich zur Abendstunde wieder in der Stadt unterwegs. Ich wollte eigentlich nur einige Dinge zur Bank bringen, doch gleich beim Eintreten spürte ich, dass etwas in der Luft lag. Stimmen erhoben sich. Die Stimmung war gespannt.

Knut, der Wirt der Taverne, schien sehr aufgebracht. Es ging um die Inhaftierung einer Dunkelelfe. Er sprach laut und mit viel Zorn – von Sorge, von Gerüchten, von durchwachten Nächten. Ihm gegenüber stand die Edle Fenria Vildaban, die Statthalterin Solgards. Sie versuchte, mit ruhiger Stimme Klarheit zu schaffen. Es war kein Streit im klassischen Sinne – eher ein Zusammenprall zweier Welten: der besorgten Bürger und der verantwortungsvollen Entscheidungsträger.

Ich war unsicher, ob ich mich nähern sollte. Also blieb ich erst zurückhaltend und sprach meinen Gruß leise:
„Ein lichter Tag wünsch’ ich euch allen.“
Es wurde nicht erwidert – aber das war nicht schlimm. Ich verstand, dass andere Dinge im Vordergrund standen.

Kurz darauf traf Bathor ein – der Schwertarm des Herrn, der mir einst so freundlich begegnet war – ebenso wie Bruder Amarius. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich sicherer. Ich setzte mich still und beobachtete.

Ein wenig später verlagerte sich das Geschehen nach draußen. Ein Lehrabend wurde vorbereitet – mit Musik und Vortrag. Ephraem Zelatus, ein ruhiger, gelehrter Mann mit Herz für Natur und Ordnung, sprach zur Gemeinde. Der Musiker Arvo begleitete ihn mit feiner Melodie.

Ephraem sprach über Pflanzenzucht – ein Thema, das mir vertraut ist, doch ich hörte trotzdem aufmerksam zu.
Es wurde den Anwesenden nahegebracht, wie man Kräuter wie Knoblauch, Ginseng oder gar Sternlilien heranzieht, welche Erde sich eignet, und welche Pflege nötig ist.
Ich glaube, für viele war es neu. Für manche war es bloß schön – und für mich war es… tröstlich.
 
Inmitten der Hektik und des Unmuts vom Beginn des Abends bot dieser Moment einen ruhigen Ort. Ich weiß, dass die Natur nicht urteilt. Sie wächst – oder sie vergeht. Doch in ihrer Stille liegt eine Weisheit, die viele Menschen vergessen.
 
Ich verließ die Runde, bevor der Abend endete. Ich sprach ein Gebet und wünschte den Anwesenden den Segen des Herrn, bevor ich mich leise entfernte.

Abendliches Gebet:
Herr,
du Quelle des Lichts,
lass mein Herz nicht härter werden als nötig,
noch weicher, als die Wahrheit erlaubt.
Zeige mir, wo ich gebraucht werde –
und schenke mir die Kraft, dort zu stehen.
Lass mich das Flüstern des Windes hören
und die Zeichen deines Willens lesen
zwischen den Zeilen menschlicher Herzen.


Morgen werde ich früh aufstehen und Kräuter in den Wäldern suchen. Vielleicht finde ich dort etwas, das ich anderen schenken kann.
Etwas, das heilt. Oder einfach nur schön ist.

Der Herr sei mit mir. Und mit denen, die ihn suchen.
Thalia Wiesengrund
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Re: Tagebuch von Thalia „Wenn Augen schließen, sieht das Herz“

Beitrag von Thalia Wiesengrund »

Heute war das Koboldfest in der Taverne "Sonnenstübchen" statt. Ich wusste nicht, was mich erwartet… und ich glaube, niemand könnte sich so etwas wirklich vorstellen, bevor er es erlebt hat.
 
Schon beim Betreten spürte ich die Wärme der vielen Stimmen, das Kichern, das Stampfen, das Durcheinander. Es roch nach Gewürzen, Bier, Blumen und – ich glaube – ein bisschen nach Farbe. Überall waren sie: bunt gekleidete Menschen, einige mit Glöckchen, andere mit flatternden Stoffen, viele fröhlich wie Kinder nach einem langen Sommertag im Garten.
 
Jemand spielte wundervolle Musik. Die Musik war wild, lebendig, wie eine tanzende Katze mit zu vielen Beinen.
 
Ich habe mich an einer der vielen bunt gedeckten Plätze, nahe dem Eingang, um zuzuhören. Da war eine Frau mit glockenheller Stimme, und ein Mann, der lachte wie Donner. Ich habe nicht alles verstanden und schon gar nicht alles gesehen, aber das war nicht schlimm. Man muss nicht sehen, wie jemand tanzt, um zu wissen, dass er glücklich ist.
 
Ich habe gelächelt, und das ganz ohne Grund – nur weil die Welt für einen Abend so leicht wirkte.
 
Ich bin früher gegangen. Es war einfach zu viel, zu laut, zu lebendig. Aber ich bin froh, dass ich dort war. Dass ich es gehört habe. Dass ich Teil davon war, wenigstens ein wenig.

Abendgebet

Herr,
Du, der das Lachen kennt und die wilden Farben der Freude,
ich danke Dir für diesen Tag.
 
Für die Stimmen, die tanzen,
für das Kichern, das über den Boden hüpft,
und für das Leben, das manchmal so laut ist,
dass sogar die Stille darin mitsingen möchte.
 
Lehre mich, das Bunte nicht zu fürchten.
Und zeig mir, dass auch im Trubel ein Platz für mich ist.
 
Wenn ich nicht mittanze,
dann lass mich doch zuhören dürfen –
mit offenem Herzen.
 
Amen
Thalia Wiesengrund
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Re: Tagebuch von Thalia „Wenn Augen schließen, sieht das Herz“

Beitrag von Thalia Wiesengrund »

Tagebucheintrag – Abenddämmerung, Solgard

Heute war kein gewöhnlicher Tag.
Ich wusste es schon, als ich Bathor in der Gasse stehen sah – blutverschmiert, gezeichnet, als trüge er seine Schuld nicht nur im Herzen, sondern für alle sichtbar auf der Brust. T W, eingeritzt mit scharfer Klinge. Ich habe nicht gefragt, was es bedeutet. Vielleicht war das nicht nötig.
Ich habe getan, was ich tun konnte.
Nachdem Jaster die Erstversorgung durchgeführt hatte habe ich nochmals die Wunden vorsichtig mit einen in Alkohol getränkten Tuch gereinigt. Der Schnitt war nicht tief, aber sauber geführt. Eine Botschaft, keine blinde Raserei.
Mit zittrigen Fingern – obwohl ich mir nichts anmerken ließ – habe ich Nadel und Faden genommen und die Haut wieder zusammengeführt, Stich für Stich, während Bathor leise betete. Ich spürte seine Reue wie eine Last, die sich in den Raum legte.

Danach legte ich ihm einen Verband an, mit frischen Tüchern und Kräutern, die ich aus meiner kleinen Kiste holte. Ginseng, etwas Schafgarbe, ein wenig Thymian – gegen Entzündung und Unruhe. Ich glaube, das hat ihm mehr Trost gegeben als meine Hände.
 
Später, im Haus, sah ich Tonya. Sie war schlimmer zugerichtet als ich erwartet hatte. Brandwunden, blutige Kratzer, Verletzungen an Händen und Gesicht – das war keine einfache Gewalt. Es war geplante, kalte Grausamkeit. Doch sie sprach gefasst, beinahe entschlossen.
Sie wollte, dass wir verstehen, was geschehen war. Dass es nicht um sie ging, sondern um das, was der Hass aus uns machen könnte.
 
Ich bin lange geblieben, obwohl ich kaum ein Wort sprach. Manchmal, glaube ich, liegt Trost nicht im Reden, sondern im Dasein.
 
Gebet am Abend
 
Herr,
schau auf jene, die verletzt wurden – mit Klinge, mit Worten, mit Schuld.
Nimm ihnen nicht den Schmerz, wenn er zur Umkehr führt,
aber gib ihnen Kraft, ihn zu tragen.
Und wenn sie im Schatten wandeln,
dann sei das Licht, das ihnen den Weg zurück zeigt.
Auch wenn sie selbst noch nicht danach suchen.
 
Amen.
Thalia Wiesengrund
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Re: Tagebuch von Thalia „Wenn Augen schließen, sieht das Herz“

Beitrag von Thalia Wiesengrund »

Heute war ich in der Kathedrale – erst ganz in der Stille, allein mit dem Herrn, und später inmitten vieler Stimmen, Gesichter, Namen.
 
Ich sprach ein Gebet, so wie ich es am liebsten tue: leise, einfach und ehrlich. Die bunten Fenster warfen ein weiches Licht über die Bänke, und für einen Augenblick schien es, als würde dieses Licht mich halten. Ich bat den Herrn, meine Schritte zu lenken – denn meine Augen täuschen mich mehr und mehr. Aber es ist nicht Dunkelheit, die mich erfüllt. Es ist eher... ein anderes Sehen. Ein Lauschen auf das, was er mir zeigen will.
 
Später saßen wir zusammen, so viele – Fremde, die vielleicht bald keine mehr sind. Es war eine Versammlung der neuen Seelen, die den Weg des Herrn suchen. Ich sprach von mir. Meine Stimme zitterte kaum, obwohl mein Herz ein wenig pochte. Ich sagte ihnen, dass ich noch keine Priesterin bin, aber auf dem Pfad dorthin. Dass mein Augenlicht schwindet, doch das Licht in meinem Inneren heller brennt als je zuvor. Und dass ich mit Kräutern umgehen kann – eine Gabe, die vielleicht klein wirkt, aber viel bewirken kann, wenn man sie recht nutzt.
 
Bruder Bathor sprach von einer Heilerstube. Ich spürte bei seinen Worten Hoffnung – eine Hoffnung, die nicht nur heilt, sondern verbindet. Vielleicht darf ich dort mithelfen. Vielleicht ist das mein Platz.
 
So viele Namen heute. So viele Blicke, so viele Geschichten. Und doch ist es der gleiche Funke, der in allen brennt. Der gleiche Ruf. Ich bin froh, ihm gefolgt zu sein.
 
Möge der Herr meine Hände führen. Möge er meine Schwäche zu Stärke machen. Und möge mein Herz ruhig bleiben – auch wenn ich das Licht um mich nicht mehr sehen kann.

Gebet zum Abend:
 
Herr, Du mein Licht im Dunkel,
heute war ich nicht allein.
Du hast mich geführt zu neuen Stimmen,
zu Menschen, die Deinen Weg gehen.
Schenke mir die Weisheit, still zu lauschen.
Die Demut, zu lernen.
Die Kraft, zu dienen.
Wenn meine Augen müde werden,
lass mein Herz umso klarer sehen.
Lass mich erkennen, wo meine Hände heilen dürfen,
und wo mein Wort Trost sein kann.
Bleibe bei mir, Herr – auch in der Stille.
Du kennst mich. Und das genügt.
So sei es.
Thalia Wiesengrund
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Re: Tagebuch von Thalia „Wenn Augen schließen, sieht das Herz“

Beitrag von Thalia Wiesengrund »

Heute war ein Tag des Lernens – und der Stille.
 
Ich hatte mich am frühen Abend zur Versammlung in der Universität begeben. Die Türen waren mir fremd, der Raum voll von Stimmen, aber ich habe mich getraut. Vorsichtig ertastete ich einen Platz und wurde von Bruder Bathor freundlich willkommen geheißen. Sein Vortrag über das Volk der Zwerge war lang und voller Details, vieles davon war mir völlig neu: ihre Clans, ihre Götter, ihre Werkzeuge – sogar die Barttracht ihrer Frauen.
 
Ich habe aufmerksam gelauscht, so gut es meine Müdigkeit zuließ. Manchmal schlossen sich meine Augen, doch mein Geist blieb wach. Es war faszinierend zu hören, wie sehr Ehre, Handwerk und Groll im Leben der Zwerge verwoben sind. Ein ganzer Abend nur über ein einziges Volk – und doch hat es nicht gelangt.
 
Was mich am meisten berührte, war das gemeinsame Gebet für einen gefallenen Gardisten. In diesem Moment standen wir alle – Schulter an Schulter, Herz bei Herz – und sprachen die gleichen Worte. Ich fühlte mich für einen Augenblick geborgen im Kreis dieser Gläubigen. Auch wenn ich nicht alles sah, was geschah, konnte ich es doch spüren.
 
Am Ende blieb ich noch kurz sitzen, wartete, bis der Saal sich leerte. Ich wollte die Stille noch ein wenig genießen – bevor ich wieder hinaus in die Welt trete.


Gebet zum Abend

 Herr, ich danke Dir für diesen Tag.
 Für die Stimmen, die mich nicht kannten, aber neben mir sprachen.
 Für das Wissen, das geteilt wurde,
 und für das Schweigen, in dem ich Dich spüren konnte.
 Bewahre meine Gedanken in der Nacht,
 und schenke mir Ruhe im Herzen.
 Wenn ich nicht sehe, zeig mir, wo Du bist.
 Du führst meine Schritte – auch durch fremde Hallen.
 Amen.
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