Ankunft: Die neue Welt

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Aanatus
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Abschied

Beitrag von Aanatus »

Als Davind Aanatus von dem Brief Munars berichtete, stieg die rasende Wut in ihm hoch und er rang sichtlich nach Fassung. Doch in diesem Moment verlor Aanatus jegliche Contenance, ein seltener Anblick, was wohl auch Davind dazu veranlasste, mehrere Schritte zurückzutreten. Ungeachtet der entsetzten Blicke seines Gildenmeisters zertrümmerte Aanatus das erstbeste Möbelstück, einen Hocker seiner Alchemiestube, indem er selbigen immer wieder gegen die Steinplatte des Labors schlug. Dann öffnete er die schwere Tür zu seinem Privatgemach mit einem wüsten Tritt gegen das Holz, der den Türrahmen splittern ließ: Davind blieb vorsorglich draußen und hörte dem Toben von weitem zu. Worte wie „Dreckself“, „Intelligenzbefreiter"  - und viel Schlimmeres – war zu hören, als Davind auch schon loseilte, um seine Kinder außer Hörweite zu bringen.

Minutenlang war nur Toben und Grollen, Fluchen und Schimpfen, zu hören – und als man ab und zu auch ein Zischen hörte, machte man sich in der Gildenfeste schon Sorgen, dass der Wüterich, besinnungslos vor Ärger und Wut, gar seinen Bogen genommen hätte, um Pfeile auf Gott weiß wen zu schießen. Später würde man tatsächlich im Mantel, der an der Garderobe hing, Pfeile stecken sehen: Vermutlich hatte der Randalierende sich vorgestellt, es sei dieser Elf und ihn mit Geschossen gespickt.

Erst am nächsten Morgen, sehr früh, kam Aanatus mit einer gespenstischen Ruhe die Treppen hinab. Wortlos ging er in Davinds Arbeitszimmer und drückte Davinds das erste und vielleicht letzte Mal in seinem Leben kurz an sich und klopfte ihm dabei lange auf die Schulter:
„Ich hätte niemand Besseren als dich auf dieser Schiffsbruchinsel treffen können: Der Tag, an dem du mich dort mit dem Drachenmantel beschenkt hast, der mich durch die Kälte der letzten Tage der Überfahrt gebracht hat, hat auch die beste Zeit meines Lebens eröffnet. Wie viel Nachsicht, Geduld und Vertrauen du mir entgegengebracht hast, ist jenseits dessen, was man von einem Sterblichen in einem Leben erwarten kann. Das wird nie vergessen sein. Nie!“

Kurz stockte er und seine Stimme versagte einen Moment, dann bleckte er seine Zähne zu einer ungewohnten, fast grausamen Mimik, wohl eher aber trotzig, um die tiefe Traurigkeit zu verbergen.
„Nun ist es aber Zeit, dass wir unseren gemeinsamen Bund, den ich hoffte bis zum Lebensende ausfüllen zu dürfen, auflösen. Denn mein zukünftiger Weg könnte der Untergang meiner Gildenschwestern und Gildenbrüder sein. Und auch deiner.“

Davind wollte beschwichtigend etwas sagen, vielleicht tat er dies auch, doch Aanatus hörte nichts und meinte stattdessen in seltsamer, stoischer Ruhe, während er zum Gildenstein des Handwerkerbundes hintrat:
„Auch wenn mein Name nun nicht mehr auf diesem ehrwürdigen Stein der begabtesten Handwerker, die es je unter dem Sternenfirmament gab, stehen wird und auch, wenn unsere Wege sich nun trennen und Zeit und Raum für uns nicht mehr im Gleichtakt schlagen werden – trotz all dem, wirst du für mich nie weit weg sein. Solange ich, wer weiß wie kurz oder lang, noch lebe!“

Mit diesen Worten feilte er seinen Namen vom Gildenstein des Handwerkerbundes, wischte sich verstohlen über die Augen und versuchte, nichts von all dem zu hören, was Davind in seiner unendlichen Nettigkeit auf ihn einredete, um ihn zum Bleiben zu überreden. Dann atmete Aanatus durch, den Rücken immer noch zu Davind gwandt, der Blick in Richtung Gildenstein. Da war nun ein leerer, frisch ausgefeilter Fleck. Endlos erschien es ihm, dieser Anblick. Erst als er sich emotional halbwegs gefasst hatte, wagte er sich, sich umzudrehen. Er musste schnell gehen, sonst würde es in seinem Inneren noch dunkler werden. Und dunkel war es dort schon, wie in einem fensterlosen Kerker. Mühsam rang er sich die letzten Worte ab, schwankend dabei, fast lautlos:

„Mich bei jeder meiner lieben Gildenschwestern und Gildenbrüder zu verabschieden, würde ich nicht überstehen, Davind. Richte ihnen bitte aus, dass ich niemals vergessen werde, wie es war, unter ihnen verweilen zu dürfen. Niemals werden diese wunderbaren Zeiten vergessen sein, solange mein Herz noch schlägt! Du wirst ihnen alles erklären können, du weißt, dass dieser unbedeutende Elf nur das eine Tröpfchen zu viel war, welches ein Fass, das über Monate befüllt wurde, zum Überlaufen gebracht hat. Sie werden verstehen, dass dieser Kampf nicht ihrer sein kann. Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen, aber es muss sein. Du weißt es – schon länger, wie ich erahne. Aber genug der schmerzenden Worte, nun muss ich gehen! Mögen alle Götter dieses Universums über dich und den Handwerkerbund wachen!“

Fast hastig stapfte Aanatus an Davind vorbei, seine Hand zuckte empor, wohl intuitiv noch einmal auf des Gildenmeisters Schulter klopfen wollend, doch verharrte dann doch unten, als Aanatus mit einer unendlichen Schwere im Herzen, gepaart mit einer erneut aufkeimenden, rasenden Wut, zur Tür stapfte.
 


 
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Davind
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Re: Ankunft: Die neue Welt

Beitrag von Davind »

Er versuchte mit Aanatus zu reden, ihn zu beruhigen, von ihm zu hören, dass alles nur ein Missverständnis war, dass es so nicht der Wahrheit entsprach. Doch als die Wutausbrüche immer lauter und heftiger wurden, blieb ihm nur noch der Weg raus aus dem Gildenhaus und dies mit seinen Söhnen, die diesen Tag wieder hier bei ihm waren. So lief er eiligst zu ihnen, schnappte sich die Racker und hastete mit ihnen die Treppen hinunter. Das Gezeter und Geschrei war selbst draussen noch zu hören. Erst am anderen Morgen, sehr früh verließ er das Wohnhaus in Nebelhafen und ritt zum Gildenhaus. Dort setzte er sich an den Schreibtisch und versuchte eine passende Antwort an Munar zu verfassen. Immer wieder knüllte er den beschriebenen Bogen zusammen udn warf ihn in die Ecke, vielleicht 10 oder 20 oder gar 30 Knüddel lagen dort schon, als Aanatus eintrat, ihn stumm in den Arm nahm. Verdaddert ob der Umarmung, stand er wohl stocksteif dort, bis die Worte an sein Ohr drangen.

Jedes Wort was er zu ihm sprach, hinterließ instinktiv Erinnerungen in seinem Kopf, als er den letzten Satz sprach, musste er schwer schlucken und mehrmals mit den Augen klimpern, um die Tränen die versuchten aufzusteigen, zu unterdrücken. Er ahnte tatsächlich schon länger, dass er Aanatus in dem hier und jetzt nicht mehr lange halten konnte. Zuviel war geschehen, zuoft wurde der Bund der Handwerker bedroht, verleumdet und das Schlimmste war, die Intoleranz die sie immer wieder verfolgte. Er konnte sich noch genau daran erinnern, als sie hier in der neuen Heimat angelandet sind. Davind hier, Davind da, Davind kannst du, Davind wir brauchen ..... Er und die Mitglieder des Handwerkerbundes halfen wo sie konnten, sei es mit Werkzeugen, Material, was sie zusammen sammelten und zur Verfügung stellten ..... sie waren da für ALLE. Doch nun ..... die Gedanken verschwanden.

"Nein Aanatus sag das nicht, wir können ..... ...... .... ich werde ...... lass uns ......" Es hatte keinen Sinn, Aanatus hörte nicht zu, stattdessen wandte er sich dem Gildenstein zu und entfernte dort seinen Namen ..... und er, er stand nur stumm, bewegunslos wie ein Baum dort und beobachtete alles mit einer steinernden Mine. Unbeholfen, eine Welt brach für ihn zusammen, immer noch stumm und star stand er auch noch Mintuten später dort, er hörte noch das Tor ins Schloss krachen. Wie in einem Luftleeren Raum stand er da und konnte nicht fassen was gerade passiert ist.

Schließlich kamen leise Worte über seine Lippen, die ungehört im Raum verklangen "Ich wünsche dir alles Gute mein Freund, ich hoffe für dich, dass du deinen Weg findest und dich darin nicht verlierst, ich werde hier sein, wenn du mich brauchen solltest." Wärend die Worte im Raum verklangen sank er auf seinen Stuhl und begrub das Gesicht in seinen Händen, man hörte ein langes gequältes Seufzen, vielleicht sogar noch ein leises Stöhnen.

Stunden später machte er sich dann auf den Weg in die Mine, er brauchte Abwechslung und so hieb er seine Spitzhacke mit gewaltigen kräfgtigen Hieben in die Wände und dem Boden der Minen, mit lauten Tönen wie man sie von ihm noch niemals gehört hatte.
"Man kann nicht nicht kommunizieren"
Zitat Watzlawick
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Aanatus
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Die Züchtigung der Areus sei eröffnet

Beitrag von Aanatus »

Nachdem er dem verlogenen Kopf der Areus eine Nachricht zukommen hat lassen und die Wut schon während des Schreibens wieder in ihm aufgewallt war, machte er sich daran, das in der Nachricht angekündigte Unternehmen umzusetzen. So preschte Aanatus mit seinem Pferd in Richtung Drachenhort, dort, wo alles begann. Vielleicht waren sie ja schon wieder dort? Ihm dürstete danach, diese Brut aufzustöbern und so schwang er sich vom Pferderücken und stürmte in die Drachenhöhle. Alleine kämpfte er sich durch die Gänge, Drache für Drache fiel Klinge und Bogen zum Opfer. Doch am Ende musste er enttäuscht feststellen, dass er zwar einen Haufen Drachenknochen erbeutet hatte, aber keinem Areu eine Lehrstunde zukommen lassen konnte.

Ärgerlich schwang er sich nach getaner Drachenjagd auf sein Pferd und als beim Losreiten die Drachenknochen in den Taschen klapperten, entsann er sich, dass er diesmal ohne Einladung und Begleitung eines Suromers auf Suromer Gebiet gejagt hatte. Er würde nicht unrechtmäßig  mitsamt all der Beute wegreiten, und so entschloss er sich, in Richtung Surom zu reiten, um dort den Zehent abzuliefern - oder mehr, wenn gefordert. Trotz Unruhe und anhaltender Wut gab er seinem Kampfross Artemis wie immer nur einen sanften Schenkeldruck, worauf die erfahrene Stute gen Süden galoppierte.

Aanatus zu Pferd.jpg
 
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Aanatus
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Reichsbanne zum Schleuderpreis

Beitrag von Aanatus »

Vor circa einem Wochenlauf:

Aanatus und Janu trafen verspätet ein. Ein Streitgespräch zwischen Surom und Solgard hatte schon begonnen. Es ging um einen Gefangenaustausch. Davon hatte Baithan zuvor nichts gesagt. Aanatus dachte deshalb an Informationsaustausch. Doch nun waren es ausgetauschte Gefangene. Cataleya und diese Frau mit den vielen Vornamen. Der Austausch fand am Ende trotz vieler böser Worte auch statt. Allerdings erhielten Janu und Aanatus einen Reichsbann. "Kooperation mit dem Feind" war der Grund. Eigentlich hatten beide doch nur zugesehen. Eventuell hatte es aber tiefliegendere Gründe. Man weiß ja nicht. Er bat Janu mitzukommen. Diskussionen waren unnötig. Sie führten auch zu nichts. Nicht mit der Darez-Familie. Die waren einflussreich. Im wahrsten Sinne des Wortes. So zogen sie sich zurück. In Nebelhafen sprachen sie noch etwas miteinander. Wieder beruhigte Aanatus Janu. Am Ende war es einer von vielen ereignisreichen Tagen. Er beschloss in die Alchemiestube zu gehen. Es gab Studien zu tätigen. Außerdem war das entspannend. Dies wurde ihm auch von Dalgrim geraten. So machte Aanatus sich ans Werk und braute ein paar Tränke.

SolgardSuromWüste.jpg
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Aanatus
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Neue Geheimnisse der neuen Welt

Beitrag von Aanatus »

So schwer der Abschied war: Jeder Nachteil hat seinen Vorteil. Aanatus genoss sein neues Vagabundendasein – „Streuner“, hatte ihn Cataleya bei einem Treffen genannt – in vollen Zügen. Mal war er hier, mal dort. Keine Verpflichtungen und vor allem: Alles was er tat, war nun sein Problem und nicht das einer ganzen Gilde. An Aufgaben mangelte es  so nebenher auch nicht, sei es nun die Wünsche, welche die Statthalterin Sorsha  an ihn herangetragen hatte oder die von Cataleya, welche er auch zu erfüllen versuchte. Immerhin war er beiden Säulen mehr als nur dankbar, so schnell ein Asyl bekommen zu haben, wenngleich er es noch immer vorzog, in den Suromer Wäldern zu lagern als in der Stadt selbst. Er war ohnehin zumeist auf Reisen: Auf der Suche nach den Areus, was sich schwierig gestaltet, waren sie ja oft in Gruppen unterwegs oder in Caladlorn versteckt, und er zumeist alleine. Aber irgendwann würde der Hinterhalt stattfinden.

Doch es gab Wichtigeres: Die Geheimnisse der Insel. Die geographischen „weißen Flecken“ waren ja schon seit langer Zeit, seine letzte Expedition fand schon vor einigen Mondgängen statt, fast alle ausgemerzt. Gut, Elnora und er hatten es nicht geschafft, die verwunschene Stadt zu erforschen, aber das war nur ein kleines Fleckchen der Insel. Viele Neuentdeckungen gab es seit einiger Zeit also nicht für ihn, umso spannender war nun das Auftauchen dieser Gestalt und all die Fragen drum herum. Für Antworten ritt Aanatus in den Norden und traf sich auf ein langes Gespräch mit Haldron. Der oberste Schamane und er tauschten Informationen aus und rätselten über die Geschehnisse. Besonders über die Aufzeichnungen, die man in Fjellgat gefunden hatte. Zeile für Zeile las Aanatus das Dokument. Immer wieder fragte er nach: Textpassage für Textpassage. Neue Eindrücke entstanden, das Rätsel blieb jedoch bestehen.

Einen Eindruck, vielmehr phantasievolle Idee und Vermutung als konkrete Gewissheit, den Aanatus aus dem Text mitnahm, skizzierte er auf einem Stück Pergament.

Schlangenhaut.jpg
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