Obwohl die erste Landung auf der Insel, die sie nun Heimat - oder besser gesagt Wirkungsbereich nannten, bereits hunderte Narbondelzyklen zurücklag, war die Aneignung des neuen Lebensraums ein zäher Prozess. Der Einfluss der früheren Bewohnenden musste ausgelöscht und durch Präsenz der neuen Besetzerinnen überschrieben werden.
Die Yathrinen, Priesterinnen der Lloth, arbeiteten unermüdlich daran, alle Spuren alter Häuser zu beseitigen, teils, um sich der Gunst der Spinnenkönigin zu vergewissern, teils, weil es in der Kultur und dem Wesen der Dunkelelfen verankert war, alles zu tilgen, was als gescheitert galt. Was in der Gegenwart nicht mehr existierte, verdiente weder Erinnerung noch Erwähnung. Namen, Häuser, Machtverhältnisse. Sie wurden aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht, als wären sie nie gewesen.
Nur Wissen blieb.
In den Folianten und Bibliotheken wucherten zahllose Schriften. Angehäuftes Wissen vieler Generationen - wer es einst niedergeschrieben hatte, war längst versunken oder sogar nie erfasst worden. Die namenlosen Autorinnen und Autoren wussten darum, dass ihre Werke länger Bestand haben würden, wenn sich keine Hinweise auf ihre Verfasser fanden. Sie waren wie Steine, die ins Wasser geworfen wurden: Unsichtbar, während sich die letzten Wellen ihrer Existenz noch träge an der Oberfläche verloren.
Der Tempel der Lloth lag am Rande von Darla d’Cressen. Ein imposantes, in Stein gehauenes Monument des Glaubens der Ilythiiri.
Yez’na hatte diesen Ort, ganz selbstverständlich in ihrer Rolle als Hohepriesterin der Arach Tinilith, zu ihrem Zentrum auserkoren. Doch ob aus Hingabe der dunklen Mutter gegenüber oder aus einem tiefer wurzelnden Drang nach Kontrolle – Mizrae war allgegenwärtig. Jeder Schritt, jede Handlung – Wenig blieb unbeobachtet, insbesondere in der Nähe des kunstvoll gearbeiteten Altars im Herzen des Tempelschiffs.
Es lag nicht in der Natur einer Dunkelelfe, Vertrauen zu schenken. Kein Handgriff an einem bedeutenden Ort geschah unbezeugt – schon gar nicht an einem geweihten Platz der Opferung und der Anrufung. So wirkte es fast folgerichtig, dass Hohepriesterin und Erzpriesterin oft gemeinsam zugegen waren.
Zwei Dienerinnen im Dienst der Göttin.
Treffen sich zwei Priesterinnen im Tempel. 🕷️
Re: Treffen sich zwei Priesterinnen im Tempel. 🕷️
Mizraes Finger glitten über das fein gearbeitete Relief, während sie leise Worte des Gebets und der Magie sang. Kontrolle war besser als Vertrauen. Sie entdeckte keine Falle und wollte sich gerade abwenden, da spürte sie etwas: Einen Widerstand.
Versteckte Yez’na etwas? Ihr entfuhr ein leises Schnauben. Eine plumpe Falle hätte sie ihrer Kontrahentin nicht zugetraut. Mit schmalen Fingern ertastete Mizrae einen kaum sichtbaren Knopf – und drückte ihn. Doch statt eines Zaubers ertönte ein Klicken.
Kein Angriff. Ein Mechanismus.
Sie entdeckte an der Seite eine verborgene Schublade – typisch für dunkelelfische Artefakte und oft genutzt, um Magie oder Wissen einzuschließen. Ein modriger Geruch stieg auf. Der Inhalt war alt. Hastig hineingestopfte Pergamente, ganz so als habe jemand sie verstecken wollen.
Mizrae zog das Bündel heraus und verdeckte es sofort mit der Hand. Das Rascheln jedoch ließ sich nicht verbergen. Yez’na hatte es bemerkt.
„Eine Falle?“ fragte sie.
Mizrae lächelte schmal und ließ sich das Ertappt-Sein nicht anmerken. Stattdessen deutete sie auf die Lade.
Beide beugten sich über den Fund. Viele der Seiten waren vergilbt, kaum lesbar. Magische Restaurierung würde nötig sein, ein langwieriger Prozess, der oft nicht lohnenswert war für lose Ansammlungen von Pergamenten.
Doch eines der Schriftstücke war intakt. Mizrae las die erste Zeile:
In der Verzückung liegt das Einfallstor zur Knechtschaft.
Ein Lächeln huschte über ihre dunklen Lippen, während sie Zeile um Zeile entzifferte. Schließlich reichte sie der anderen Priesterin das Pergament.
„Es könnte vielversprechend sein“ Yez’na hob ihren Kopf von dem Dokument. „Wir sollten eine Probe aufs Exempel machen.“
„Xas. Wir sollten die Ilythirii für weitere Schritte einberufen.“
Versteckte Yez’na etwas? Ihr entfuhr ein leises Schnauben. Eine plumpe Falle hätte sie ihrer Kontrahentin nicht zugetraut. Mit schmalen Fingern ertastete Mizrae einen kaum sichtbaren Knopf – und drückte ihn. Doch statt eines Zaubers ertönte ein Klicken.
Kein Angriff. Ein Mechanismus.
Sie entdeckte an der Seite eine verborgene Schublade – typisch für dunkelelfische Artefakte und oft genutzt, um Magie oder Wissen einzuschließen. Ein modriger Geruch stieg auf. Der Inhalt war alt. Hastig hineingestopfte Pergamente, ganz so als habe jemand sie verstecken wollen.
Mizrae zog das Bündel heraus und verdeckte es sofort mit der Hand. Das Rascheln jedoch ließ sich nicht verbergen. Yez’na hatte es bemerkt.
„Eine Falle?“ fragte sie.
Mizrae lächelte schmal und ließ sich das Ertappt-Sein nicht anmerken. Stattdessen deutete sie auf die Lade.
Beide beugten sich über den Fund. Viele der Seiten waren vergilbt, kaum lesbar. Magische Restaurierung würde nötig sein, ein langwieriger Prozess, der oft nicht lohnenswert war für lose Ansammlungen von Pergamenten.
Doch eines der Schriftstücke war intakt. Mizrae las die erste Zeile:
In der Verzückung liegt das Einfallstor zur Knechtschaft.
Ein Lächeln huschte über ihre dunklen Lippen, während sie Zeile um Zeile entzifferte. Schließlich reichte sie der anderen Priesterin das Pergament.
„Es könnte vielversprechend sein“ Yez’na hob ihren Kopf von dem Dokument. „Wir sollten eine Probe aufs Exempel machen.“
„Xas. Wir sollten die Ilythirii für weitere Schritte einberufen.“
- Yu'phodrak
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Re: Treffen sich zwei Priesterinnen im Tempel. 🕷️
Manchmal gab es Aufgaben, denen man lieber aus dem Weg ging. Wäre er doch nur ein wenig länger im Stollen geblieben. Die Versammlung hätte sich bereits aufgelöst gehabt und er hätte unbehelligt seines Weges gehen können. So jedenfalls verlief der weitere Abend in seinen Gedanken, während er in einem eigenartigen, für die Arbeit, die er ausführte, etwas ungewohnten Takt den Steinquader bearbeitete. Hammer in der einen, Meissel in der anderen Hand. Vermutlich hätte man ihn einfach direkt im Stollen aufgesucht, ihn gefragt, warum er die Konzilsversammlung verpasst hatte und hätte ihm die Aufgabe dann mit etwas mehr Zeitdruck zugeteilt.
Immerhin, er musste die Aufgabe nicht alleine erledigen. Ein wanre Faern, Drez'vel'rin... oder wie auch immer sein Name war, wurde ihm zur Seite gestellt. Oder er ihm. Er hinterfragte nicht wirklich, wofür man den massiven, steinernen Sarg brauchte, den er aus dem Steinquader schlagen musste. Er fokussierte sich einfach darauf, seinen Teil so gut es ging zu erledigen. Der Faern war dabei keine sonderliche Hilfe, offenbar hatte er Talente in Dinge, die keinen kräftigen Körper verlangten.
So hatte man sich zum Steinbruch nahe Surom begeben und ein entsprechend grosses Stück Stein aus dem Berg geschlagen. Es erschien ihm am geeignetsten, auch wenn es im Unterreich wohl genügend andere Möglichkeiten gegeben hätte. Immerhin, sein Begleiter zeigte ein gewisses Mass an Respekt, was den Ausflug an die Oberfläche erträglicher machte. Er kannte so manch Ilythiiri, die er wohl bereits auf halbem Weg am liebsten erwürgt hätte.
Erstaunt war er darüber, dass die beiden Reitechsen, die man mitgenommen hatte, mit der schweren Last zurecht kamen. Mit Seilen gesichert und an den gequälten Tieren festgemacht, wurde der Steinquader über die halbe Insel gezerrt, was beide Tiere unter Protest und Höchstanstrengung gelang. Tatsächlich schaffte man es dann auch ins Unterreich.
Jetzt, etwas mehr als einen Narbondelzyklus später, konnte er sich mit der eigentlichen Aufgabe befassen. Stück für Stück wurde dem Stein die gewünschte Form gegeben. Geduld und ein genaues Vorgehen war gefragt und nicht zuletzt auch Ruhe. Geduld, weil es wohl tatsächlich bessere Steinmetze gab, und genau musste man sein, weil offenbar der Plan war den... Inhalt des Sargs dann möglichst von der Aussenwelt abzukapseln. Die Ruhe wiederum war eine persönliche Präferenz. Sie war selten zu finden in Darla d'Cressen, so war der Umstand, dass er weitab der Stadt für einige Stunden auf einem Stück Stein herumhämmern durfte, eigentlich das angenehmste an der ganzen Sache.
Wieder zurück in der Stadt hinterliess er eine mündliche Nachricht beim Lagermeister der Stadt, so dass der wanre Faern alsbald die Information erhalten würde, dass er nun die weiteren Schritte in die Wege leiten konnte. Der Schmied wiederum hatte anderes zu tun, seine nächste Aufgabe war... fordernder.
Immerhin, er musste die Aufgabe nicht alleine erledigen. Ein wanre Faern, Drez'vel'rin... oder wie auch immer sein Name war, wurde ihm zur Seite gestellt. Oder er ihm. Er hinterfragte nicht wirklich, wofür man den massiven, steinernen Sarg brauchte, den er aus dem Steinquader schlagen musste. Er fokussierte sich einfach darauf, seinen Teil so gut es ging zu erledigen. Der Faern war dabei keine sonderliche Hilfe, offenbar hatte er Talente in Dinge, die keinen kräftigen Körper verlangten.
So hatte man sich zum Steinbruch nahe Surom begeben und ein entsprechend grosses Stück Stein aus dem Berg geschlagen. Es erschien ihm am geeignetsten, auch wenn es im Unterreich wohl genügend andere Möglichkeiten gegeben hätte. Immerhin, sein Begleiter zeigte ein gewisses Mass an Respekt, was den Ausflug an die Oberfläche erträglicher machte. Er kannte so manch Ilythiiri, die er wohl bereits auf halbem Weg am liebsten erwürgt hätte.
Erstaunt war er darüber, dass die beiden Reitechsen, die man mitgenommen hatte, mit der schweren Last zurecht kamen. Mit Seilen gesichert und an den gequälten Tieren festgemacht, wurde der Steinquader über die halbe Insel gezerrt, was beide Tiere unter Protest und Höchstanstrengung gelang. Tatsächlich schaffte man es dann auch ins Unterreich.
Jetzt, etwas mehr als einen Narbondelzyklus später, konnte er sich mit der eigentlichen Aufgabe befassen. Stück für Stück wurde dem Stein die gewünschte Form gegeben. Geduld und ein genaues Vorgehen war gefragt und nicht zuletzt auch Ruhe. Geduld, weil es wohl tatsächlich bessere Steinmetze gab, und genau musste man sein, weil offenbar der Plan war den... Inhalt des Sargs dann möglichst von der Aussenwelt abzukapseln. Die Ruhe wiederum war eine persönliche Präferenz. Sie war selten zu finden in Darla d'Cressen, so war der Umstand, dass er weitab der Stadt für einige Stunden auf einem Stück Stein herumhämmern durfte, eigentlich das angenehmste an der ganzen Sache.
Wieder zurück in der Stadt hinterliess er eine mündliche Nachricht beim Lagermeister der Stadt, so dass der wanre Faern alsbald die Information erhalten würde, dass er nun die weiteren Schritte in die Wege leiten konnte. Der Schmied wiederum hatte anderes zu tun, seine nächste Aufgabe war... fordernder.