Ein versiegeltes Pergament erreicht Khul Gathol - Eskortgesuch zu Vidars Bestiarium

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Vidar
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Ein versiegeltes Pergament erreicht Khul Gathol - Eskortgesuch zu Vidars Bestiarium

Beitrag von Vidar »

Zurück in der Behausung des Nexus nahe Nebelhafen, wo der Hauch morgens wie ein atmendes Wesen durch die Gassen zog, gönnte sich Vidar nur wenige Tage der Ruhe. Der Lärm der Märkte, das rege Treiben der Händler und deren Kunden, sowie das Salz in der Luft bildeten einen merkwürdigen Kontrast zur düsteren Stille der Trollschlucht, die noch in seinen Knochen nachhallte. Doch sein Geist war bereits wieder unterwegs – gen Osten, zur Jammerfjordebene. Noch bevor der erste Morgentee dampfte, entrollte Vidar ein frisches Stück Pergament, legte Feder und Tintenfass bereit und begann ein Schreiben an König Zond Goldhammer zu verfassen – in der Hoffnung, mit Hilfe der Zwerge die nächste Etappe seiner Forschung antreten zu können.
An Zond Goldhammer
König der Zwerge von Khul Gathol

Hochgeschätzter König Zond,
ich hoffe, diese Zeilen erreichen euch und das Volk der Zwerge in bester Gesundheit -  auf dass der Berg hallt vom Klang des Hammers und dem Lied der Schmiede.
Wir hatten vor wenigen Sonnenläufen das Vergnügen einer kurzen Unterredung. Nach meinen jüngsten Studien bei den Trollen der Schlucht zieht es mich weiter gen Osten – in die Jammerfjordebene. Mein Ziel ist es, dort die Lebensweise der Frostoger zu untersuchen, deren Verhalten zu studieren und aus Struktur und Rolle in dieser kalten, unwirtlichen Region zu lernen um diese Erkenntnisse dann zu dokumentieren. Ihr sagtet mir zu, meine Anfrage mit Vertretern eures Volkes zu besprechen.

Da die Zwerge seit der Flucht vom alten Kontinent in der Nähe der Jammerfjordebene leben und sich bestens mit dem Gelände, den Bedingungen und möglichen Gefahren auskennen, möchte ich Euch hiermit um Unterstützung bei einer kleinen Expedition bitten. In erster Linie nicht als Kriegszug, versteht sich, sondern als Forschungsreise – mit dem nötigen Respekt vor Land und Leben.
Wenn Ihr mir einen ortskundigen Führer, einen kleinen Geleitschutz oder auch nur einige Ratschläge mit auf den Weg geben könntet, würde ich das als große Hilfe ansehen. Selbstverständlich teile ich alle Erkenntnisse aus dieser Reise gern mit Euren Gelehrten – vielleicht ist das ein Anfang für weitere Zusammenarbeit zwischen unseren Wegen.

Ich plane die angesprochene Feldforschung am nächstgelegenen Tag des Dienstes, den siebzehnten Tag des sechsten Mondlaufs, durchzuführen. Angedacht ist, dass ich mich zur achten Stunde vor Mitternacht - in der Nähe des Eingangs in den Berg - einfinde.

Über eine kurzfristige Antwort freue ich mich - adressiert an Gerwin, Bankier von Nebelhafen.

Mit Dank und Hochachtung,
Vidar
Druide des Nexus und Sammler von Wissen


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Vidar beendete den letzten Satz, blies sanft über die Tinte und rollte das Pergament sorgsam zusammen. Aus seiner Ledertasche holte er ein kleines Stück grünes Wachs, ließ es über der Flamme schmelzen und drückte das Siegel des Nexus tief hinein. Mit einem kurzen Nicken übergab er die Nachricht einem wartenden Boten am Hafen. „Für die Hallen von Khul Gathol,“ sagte er leise. „Und richtet König Zond die besten Grüße aus".
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Nimruil | Zond Goldhammer
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Re: Ein versiegeltes Pergament erreicht Khul Gathol - Eskortgesuch zu Vidars Bestiarium

Beitrag von Nimruil | Zond Goldhammer »

An Vidar, Druiden des Nexus
Sammler von Wissen, Freund der Berge

Bergvaters Gruß Vidar,

dein Schreiben hat mich wohlbehalten erreicht, und es ist mir eine Freude, von deinem Wirken und Forschen zu hören. 
Dein Vorhaben in der Jammerfjordebene klingt ehrenvoll und klug gewählt. Die Frostoger sind eine rohe, doch faszinierende Erscheinung des Nordens – nicht nur eine Gefahr, sondern auch ein Ausdruck der urtümlichen Kräfte dieser Lande. Dass du ihren Spuren mit Achtung und Verstand folgen willst, ehrt dich und zeigt, dass du den alten Wegen der Beobachtung den gebührenden Respekt zollst.
Khul Gathol wird dich nicht unbeachtet in die Ebene ziehen lassen. Wir stellen dir einen ortskundigen Führer und zwei Brüder unseres Volkes zur Seite, die dir auf dem Weg sowohl Schutz als auch Rat sein werden. Sie kennen das Eis, den Wind, und was sich im Schnee verbirgt. Ihr Wort wiegt schwer, und ihre Axt trifft sicher.
Finde dich in den Abendstunden im Berg ein und wir besprechen das Vorgehen. Wenn der Tag an der Oberfläche anbricht, werden wir losziehen.
Deine Erkenntnisse, so du sie teilen magst, sind in den Archiven Khul Gathols stets willkommen. Vielleicht ist es – wie du schreibst – der Anfang weiterer Bande zwischen Feder und Hammer, zwischen den Wissenden und den Bewahrern.

Urvaters Segen
Zond Goldhammer
Khad’Arin des Khul Gathol
 
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Vidar
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Das Treffen mit den Zwergen - Aufbruch zur Feldforschung in den Jammerfjordebenen

Beitrag von Vidar »

Hoch oben im windgepeitschten Norden, wo das Land sich in weißer Unendlichkeit verliert und selbst die Sonne nur selten durch das graue Himmelsdach dringt, lag die Jammerfjordebene – ein karges, eisgefrorenes Hochland, das selbst Wölfe und Raben mieden. Es war ein Ort der Stille und des Flüsterns, wo die Natur in uralter Sprache spricht – in Knirschen, Zischen und dem dumpfen Grollen entfernter Eisspalten.
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An diesem Ort, gleich vor dem prächtigen Eingang zum Berginnern der Zwerge, traf Vidar auf die fünf Kinder des Berges:
  • Damire - die Stimme des Berges mit dem geflochtenen Bart,
  • Durin - der alte Barde mit einer Trommel so groß wie er selbst,
  • Trogadon - der wetterfeste Jäger mit seiner zwergischen Einhandaxt und einem Schild,
  • Thrain - der wuchtige Nahkämpfer mit dem mächtigen Zwergenhammer, 
  • Thralda - die naturverbundene Geodin, stets hinter Kapuze und Tuch verborgen.
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Der alte Druide erklärete dem Geleitschutz zu Beginn das Ziel seiner Expedition und ohne viele Worte formierten sich die Zwerge zu einer Halbkreisformation um ihn – ein lebendiger Schild gegen die nahende Gefahr. Die Bewegungen der Dawi waren abgestimmt, wie die Zahnräder eines alten Mechanismus. Jeder Schritt über knirschenden Schnee war bedacht, jeder Blick prüfte Himmel und Boden gleichermaßen.

Während der Wind Vidar das Haar aus dem Gesicht peitschte und selbst seine dicke Robe an ihre Grenze kam, schienen die Zwerge unbeeindruckt. Ihre Rüstungen waren aus schwerem Metall, meisterlich verarbeiteten Ketten und präzise genähtem Leder, ihr Atem dampfte, aber ihre Haltung blieb aufrecht. Thrain schritt stets voraus, seinen Hammer in beiden Händen haltend, als wolle er selbst den Wind mit einem schweren Hieb bezwingen. Trogadon schlich seitlich versetzt und beobachtete jede Bewegung im Schneetreiben, als könne er Spuren lesen, die noch gar nicht hinterlassen worden waren. Damire und Thralda hielten stets die Mitte – nah beim Druiden. Sie tauschten gelegentlich ein paar raue Worte auf der Sprache der Zwerge aus, wobei Damire mit einem knappen Nicken übersetzte. Sie achteten darauf, dass Vidar aufrecht ging, nicht zu schnell schritt, und das Gleichgewicht auf dem vereisten Boden nicht verlor. Der Barde Durin bildete mit seinen festen Trommelschlägen das Ende dieser Formation.

Schon bald sollte Vidar samt Geleitschutz am Ort des eigentlichen Interesses ankommen... dem Rand der Jammerfjordebene, an welchem ein Stamm von Frostogern hauste.

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Fortsetzung "Vidars Bestiarium - Kapitel 7" zeitnah hier: viewtopic.php?f=6&t=8151

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