Rok'nar Blutklaue

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Rok'nar
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Rok'nar Blutklaue

Beitrag von Rok'nar »

Wie Rok’nar zur Blutklaue wurde

Bevor man ihn „Blutklaue“ nannte, war er nur Rok’nar, Sohn des Schinder-Klans. Geboren im Morast von Dhul’Grak, wo das Fleisch zäher als das Brot war und nur der Tod wärmte.
Schon als Welpe war er anders. Größer. Gieriger. Wenn die anderen Frischlinge mit Steinen warfen, riss Rok’nar einem Keiler das Maul auf – mit bloßen Händen. Seine Pranken waren zu groß für Waffen. Sie wurden selbst zu Waffen.

Mit zwölf Wintern stand er das erste Mal Wache am Rand des Lagers. Der Stamm schlief. Nur der Wind sprach – und etwas anderes.
Zwei Schatten huschten zwischen den Bäumen. Lautlos. Schnell. Zu schlank für Orks. Zu flink für Menschen. Es waren Waldelfen – Späher, grün gekleidet, mit Haut wie Rinde und Augen wie Eis. Feinde. Immer schon. Heimtückisch. Giftig.

Doch sie rechneten nicht mit Rok’nar.
Er wartete nicht auf Befehl. Kein Schrei, kein Alarm. Nur Bewegung – brutal, instinktiv. Er sprang aus dem Unterholz, warf sich auf den ersten Elfen, riss ihm die Kehle auf, noch bevor dieser zum Dolch greifen konnte. Blut spritzte wie Nebel in der Nacht.
Der zweite wich zurück, Pfeil gespannt – zu spät. Rok’nars Pranken packten ihn. Die Krallen seiner Finger bohrten sich in die Brust des Spähers, rissen das Herz fast heraus.

Dann – so sagen es die Alten – kauerte sich Rok’nar über die zitternden Leiber… und fraß.
Er aß Fleisch und Haut, kaute Sehnen und zerbiss Knochen. Nicht aus Hunger – sondern aus Machtgier. Blut tropfte von seinem Kinn, als er zurück ins Lager trat. Die Elfen waren verschwunden. Nichts blieb von ihnen außer zerrissenen Überresten – und Rok’nars Krallen, die nie wieder sauber wurden.

Man sagt, seine Haut sei seit jener Nacht grüner geworden – dunkler, satter, beinahe leuchtend. Als hätte das Fleisch der Feinde ihn verändert. Verstärkt.
Von da an nannte ihn der Stamm nicht mehr einfach Rok’nar.


Er war nun:
Rok’nar Blutklaue.
Rok'nar
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Re: Rok'nar Blutklaue

Beitrag von Rok'nar »

„Blut über Wasser“ – Rok’nars Reise in die neue Welt

Sieben Winter nach der Nacht der Waldelfen kam das Ende des Schinder-Klans – nicht durch Stahl, sondern durch Feuer und Verrat.

Menschen. Magier. Stahlgesichter aus dem Süden. Mit Feuerstäben, die Blitz und Tod spien, brannten sie das Lager nieder. Nur wenige entkamen. Die meisten fielen – kochend, kreischend. Rok’nar riss einem Soldaten den Kopf ab, kämpfte sich durch Leichen und Asche. Doch selbst ein Berserker kann keinen ganzen Krieg fressen.


Er schwor sich: Der Klan mag tot sein, aber das Blut lebt in mir weiter.


Ein neuer Weg – über schwarzes Wasser.

Ein rostiger Küstenschlepper mit zerschlissenem Segel brachte Händler, Verstoßene und Abschaum in ferne Länder.
Auch Rok’nar betrat das Schiff – wortlos, mit Narben auf dem Rücken, die noch rauchten.
Die Menschen an Bord sahen ihn mit Misstrauen. „Kein Ork gehört auf ein Schiff!“, spuckte einer – ein sehniger, zähnender Händler mit zu sauberem Hemd.
Am dritten Tag des Segelns kam es zum Streit.

Drei Männer.
Ein Messer.
Ein Strick.
Ein Holzknüppel.
Doch Rok’nar hatte seine Pranken. Und seine Wut.

Der erste Mensch kam mit einem Strick, wollte ihn von hinten erwürgen. Rok’nar zerbrach ihm das Handgelenk, als wär’s trockenes Holz – riss ihn über die Reling, hielt ihn kopfüber, bis er verstummte.

Der zweite war schneller. Hieb mit dem Knüppel. Ein Fehler.
Rok’nar packte ihn am Bein, zog ihn zu Boden und trat ihm den Schädel gegen das Holz, bis Hirn und Zähne zwischen den Planken klebten.

Der dritte flehte. „Bitte... ich wollte nicht...“
Rok’nar antwortete mit einem Brüllen und stieß seine Finger so tief in dessen Brust, dass man später sagte: „Er habe sein Herz nicht nur gespürt – sondern geschmeckt.“


Der Kapitän – ein wettergegerbter Veteran mit nur einem Auge – sperrte ihn daraufhin in den Laderaum.
„Du kommst da raus, wenn Land in Sicht ist – oder wenn du verhungerst.“

Rok’nar verhungerte nicht. Er fraß trockenes Leder. Knochenreste. Einmal sogar eine Ratte. Seine Augen glühten, als man ihn wieder herausließ.
Rok'nar
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Re: Rok'nar Blutklaue

Beitrag von Rok'nar »

„Blut über Wasser – Die Begegnung mit Opoguk“

Als das Schiff in den Nebel der neuen Welt glitt, war Rok’nar mehr Tier als Ork. Der Gestank von Rattenblut und Salzwasser klebte an ihm. Seine Pranken waren zerkratzt, aber nicht gebrochen. Kein Wächter traute sich, die Tür seines Verschlags zu öffnen – sie war aufgebrochen worden, als sie Land erblickten. Von innen.


Der erste Schritt auf fremder Erde war still. Kein Kriegslärm. Kein Feind. Nur Dschungelgeruch, morsches Holz unter den Füßen – und ein Paar rotglühender Augen, die ihn aus dem Nebel musterten.
 
Opoguk.
 
Ein Koloss von einem Ork. Schultern wie Baumstämme. Haut von dunklem Stein durchzogen mit rötlichen Narbenlinien, als ob Lava durch seinen Körper floss. Ein Bart wie verfilztes Tierfell, von Schädeln und Trophäen eingerahmt. Zwei Äxte in den Pranken. Auf seinem Rücken ein Stab mit aufgepfählten Totenschädeln, die im Wind klapperten wie Geistergeflüster.
 
Er sagte nichts.
Rok’nar auch nicht.
 
Nur Blicke wurden getauscht – keine Feindseligkeit, aber auch kein Willkommen. Nur das, was Krieger verstehen: eine Prüfung.
 
Opoguk musterte Rok’nar – den Dreck, das alte Blut, die Muskeln wie gehärteter Stahl. Dann nickte er.
„Du stinkst nach Mord und Rauch. Tryl’hi brauchen das manchmal.“

Rok’nar antwortete mit einem leisen Knurren, das eher Zustimmung als Drohung war.„Ich nehme, was bleibt. Oder reiße mir, was mir gehört.“

Ein kurzer Moment – dann lachte Opoguk. Tief. Krächzend. Wie rollender Donner.
„Gut. Der Stamm sucht Zähne. Komm.“

Und so begann Rok’nars Zeit bei den Tryl’hi – mit einem neuen Bruder. Nicht durch Blut verbunden, sondern durch den Blick zweier Bestien, die wussten: Ein Krieger erkennt den anderen – nicht an seinen Worten, sondern an dem, was seine Narben erzählen.
Rok'nar
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Re: Rok'nar Blutklaue

Beitrag von Rok'nar »

Blut und Reißzahn – Die Zähmung des Wargs

Der Tag des Darurlog war gekommen.
Die Luft war trocken, von uralten Riten schwer. Kein Ork sprach ein Wort, als Rok’nar Blutklaue barfuß den schlammigen Boden der heulenden Marsch betrat. Über ihm kreisten Aasvögel, als wüssten sie, dass Blut fließen würde. Vielleicht seines.

Vor ihm, angekettet an einen zersplitterten Knochenpfahl, knurrte das Biest: ein Warg.
Größer als ein Bär, zottig wie ein Schatten in der Nacht. Gelblich fletschende Zähne, die aussahen, als hätten sie schon viele Orkknochen geknackt.

Der Warg stürmte sofort, riss an der Kette. Kein Zaumzeug, kein Stahl – das war nicht der Weg. Der Darurlog war kein Zähmvorgang. Es war ein Kampf. Eine blutige Reifeprüfung, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Rok’nar hob keine Waffe. Seine Pranken waren genug. Die versammelten Orks der Tryl’hi beobachteten ihn schweigend. Auch Opoguk war da – regungslos wie ein Stein, aber mit flackerndem Blick.
Dann kam der Augenblick.

Der Pfahl wurde gelöst. Die Kette fiel.
Der Warg stürmte.
Und Rok’nar brüllte – ein tiefer, markerschütternder Laut, mehr Bestie als Sprache.
Klaue traf Reißzahn.
Der Warg war schnell. Seine Fänge schrammten über Rok’nars Brust. Doch der Ork wich nicht zurück – er riss das Maul des Wargs mit bloßen Händen auf, trat ihn zur Seite, sprang auf ihn, schlug ihn mit den Fäusten wie ein donnernder Berg.
Der Kampf ging bis auf die Knochen – im wahrsten Sinne. Rok’nars rechter Unterarm war aufgerissen, seine Rippen bluteten, aber er hielt den Warg nieder, beide schwer atmend, vom Wahnsinn des Kampfes erfüllt.

Dann – ein Moment der Stille.
Rok’nar kniete sich, legte seine blutige Stirn an die des Wargs.
Eine uralte Geste: Anerkennung.

Der Warg knurrte. Dann verharrte er.
Er war nicht besiegt.
Aber er hatte anerkannt.


Von diesem Tag an ritt Rok’nar auf dem Rücken des Wargs, den er Marrg nannte. Kein Zaum, kein Sattel. Nur Instinkt, Kraft – und der Wille, der stärker war als jeder Fluch.

So wurde Rok’nars Name in die Riten der Tryl’hi eingebrannt.
Er war nicht nur Blutklaue.
Er war ein Darurlog-Krieger –
ein Reiter des Reißzahns.
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