Der Bruch im Jotharhaus
Lange hatte Damire dem König des Berges die Treue gehalten.
Sie war eine Tochter Khul Gathols, aufgewachsen im Donner der Schmieden und im Schein der Hallenfeuer.
Doch mit den Jahren sah sie, wie Zond Goldhammer schwächer wurde.
Stürzen konnte sie ihn nicht , da zu viele Dawis an ihn glaubten
Er zögerte, wo Mut nötig war.
Er schwankte zwischen Bündnissen, ohne je einen Entschluss zu fassen.
Und während draußen Minotauren wüteten, ließ es lieber zu das die Dawis in Solgard die Tavernen unsicher machten.
Schwerer als all dies lastete auf Damire, dass er die Gesandten Solgards in den Berg ließ, ja sogar befahl, dass sie Einsicht in die heilige Schrift erhielten vom fünften Schacht .
Ein Stück aus den Hallen des Urvaters sollten diese Einsicht bekommen ohne sie abzuschreiben.
Damire aber sah darin Verrat.
Verrat an den Urvater, Verrat an der Ehre.
Noch schlimmer war, dass Zond die Barbaren, ihre alten Verbündeten, damit in einen Gewissenskonflikt stürzte.
Denn sollten diese weiter an der Seite der Zwerge stehen, wenn Zond zugleich gegen Surom zögerte?
Rashka und seine Krieger waren längst mit Surom verbunden, und Zonds Schwanken trieb den Bruch nur näher.
Damire konnte das nicht länger mit ansehen.
In ihr wuchs der Entschluss, sich abzuwenden – nicht heimlich, sondern offen, vor aller Augen.
So kam der Tag, an dem sie nach Fjellgat ging.
Im Jotharhaus saß Rashka der zu einem Gespräch geladen hatte, der Jothar der Barbaren, mit schwerem Becher und funkelndem Blick.
An seiner Seite Zond, der König des Berges, und Thralda.
Das Feuer knisterte, während die Männer über Elfen, Drow und Solgard sprachen, doch kein Entschluss fiel.
Alles drehte sich im Kreis, wie so oft.
Da erhob sich Damire. Was lange in ihr gärte, brach hervor.
Sie trat vor den König, stellte sich dem Feuer seiner Augen, und sprach nicht mehr wie eine Dienerin, sondern wie eine Richterin.
Vor Rashka und Thralda bekannte sie, dass sie nicht länger unter Zonds schwankender Hand stehen könne.
Zu viele falsche Entscheidungen, zu viel Nachgeben vor Feinden, zu viel Schweigen, wo der Urvater Stärke verlangt hätte.
Zond tobte, donnerte, dass sie verbannt sei aus den Hallen Khul Gathols.
Thralda höhnte, spie ihr vor die Füße.
Doch Damire wich nicht zurück.
Sie spuckte vor dem König aus, kehrte ihm den Rücken und bekannte sich zu Rashka und Surom.
Rashka selbst schwieg lange, trank nur und brummte, doch seine Worte waren klar: Fjellgat würde jedem Bruder und jeder Schwester ein Heim bieten, der aus dem Berg verstoßen wurde.
Und so geschah es: Damire wandte sich ab von Zond und den Seinen, von einem König, der in seinen Zweifeln gefangen blieb.
Ihre Schritte führten hinaus aus dem Jotharhaus, hinaus in ein neues Schicksal.
Doch Damire wusste, dass ein einziger Schritt nicht genügte.
Wer den Berg verließ, musste neue Bande knüpfen.
So setzte sie sich im schwachen Licht einer Fackel nieder und griff nach Feder und Pergament.
Zuerst schrieb sie an Dulgat, den Dunkelzwerg.
An ihn, der in den Schatten wandelte und dessen Wort Gewicht hatte in Kreisen, die Zond längst verdammte.Ihr Brief war knapp, doch klar: Sie teilte ihm ihren Bruch mit dem König mit und suchte sein Gehör, denn sie wusste, dass er Türen öffnen konnte, die ihr allein verschlossen blieben.
Dann wandte sie sich an die Statthalterin Suroms.
Ihr Schreiben war länger, schwerer.
Sie erklärte nicht nur ihre Verbannung, sondern auch ihre Hoffnung auf ein neues Bündnis – fern von Zonds Zaudern , und versprach ihr sich an ihre Seite zu stellen so sie dies zulassen würde.
Es war kein Flehen, sondern das Bekenntnis einer Zwergin, die entschlossen war, ihr Schicksal selbst zu lenken.
Zwei Briefe, zwei Empfänger – und doch derselbe Entschluss: den Weg nach vorn zu gehen, hinaus aus den Schatten der Hallen, hinein in ein neues Kapitel, das nicht mehr vom Berg, sondern von eigener Hand geschrieben würde.
Der Zorn der Tochter Khul Gathols- Damires Weg
- Damire Stahlerz
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