Von Schicksal und Musik

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Jade Mandara
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Von Schicksal und Musik

Beitrag von Jade Mandara »

Lange noch saß er wach an der Bettkante, in seinem Zimmer der Falkenrast. Der Blick war aus dem Fenster gerichtet, verlor sich in der Ferne, und er selbst...
Ja er selbst, verlor sich in seinen Gedanken.

Gedanken die erst seit geraumer Zeit, wieder seine eigenen waren. Nicht mehr die einer fremden Person in seinem Körper, die sich an nichts, nicht einmal ihren Namen erinnern konnte. Geschweige denn woher er kam, und wo er sich befand.

Ein beinahe schon belustigtes "Mh", entfloh seinen Lippen, während er weiter in die Ferne starrte, begleitet vom leisen Prasseln der Regentropfen, die auf ihrer Flucht aus den Wolken gen Erde fielen und gelegentlich auf dem Fensterbrett landeten.

Dann kreisten seine Gedanken um die Ereignisse die sich erst vor kurzer Zeit ereignet hatten...und ihm erst wieder bewusst werden ließen, wer er wirklich war...
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Jade Mandara
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Fragmente des Vergessenen

Beitrag von Jade Mandara »

Lange Zeit irrte er, ohne Erinnerung an sich selbst, und an diese Insel - die er eigentlich verlassen hatte - umher. Nur die Zeit sorgte dafür, dass sie langsam, bruchstückhaft zu ihm zurückfanden. Orte zu denen er, oder vielmehr sein "wahres Ich" eine starke emotionale Bindung hatte, ließen ihn immer wieder kurz inne halten, wenn er an ihnen vorbei kam. Sie waren ihm auf eine seltsame weise vertraut, und doch so fremd gewesen.
 
~~~

Irgendwann suchten ihn auch im Schlaf Fragmente seiner Vergangenheit heim...
 

Der Klang einer Schiffsglocke.
Knarzendes schon vom Wetter gezeichnetes Holz unter seinen Füßen.
Meeresrauschen dass in seinen Ohren echote.
Er lehnte mit verschränkten Armen gegen die Reling und blickte aufs Meer hinaus.

Eine Nebelwand.
Erst vor dem Schiff...dann umfing der Nebel sie von allen Seiten.

Es wurde dunkler...dann war alles schwarz...

Schreie!

Dann riss es ihn mit einem mal fort als hätte ihn eine unsichtbare Kraft nach hinten in die Luft gestoßen.

Schreie...

 
~~~
Mit aufgerissenen Augen fuhr er erschrocken in seinem Bett hoch. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, auch das Leinenhemd dass er noch trug klebte förmlich an seinem Körper, als wäre es eine zweite Haut. Er schlug die Hände vor sein Gesicht, atmete einige Male tief durch bis sich seine Haltung wieder etwas entspannte, und er sich die schmerzenden Schläfen massierte.

Es war nur ein Traum, dessen wurde er sich bewusst, als er sich in der näheren Umgebung umsah und feststellte, dass er sich in seinem Zimmer befand. Das Fenster stand offen, der Wind ließ die Läden immer wieder gegen die Hauswand stoßen und gaben ihm das Gefühl als würde ein Schmied seinen Schädel mit einem Hammer bearbeiten.

...klock...KLOCK...klockKLOCK...klock...

Er schob die Decke beiseite, drehte sich im Sitzen bis die Füße über die Bettkante rutschten und den Boden fanden. Etwas wackelig drückte er sich auf, ging zum Fenster, und verschloss es. Noch eine ganze Weile stand er dort, den Blick hinaus in die Nacht gerichtet.
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Jade Mandara
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Fremd und doch vertraut

Beitrag von Jade Mandara »

Die kommenden Nächte waren ruhiger.

Keine Träume die ihn aus dem Schlaf rissen, und er hatte die Gedanken daran auch bereits weitgehend beiseite geschoben, als sie auch schon wieder kamen. Nun noch deutlicher, lebhafter, sodass er glaubt er könne sogar das Salz in der Luft schmecken, das Holz unter seinen Fingern fühlen als stünde er wirklich dort.

Dann war da noch etwas.
 
~~~

Wage Bilder formten sich vor seinem schlafenden inneren Auge und verschwanden auch gleich wieder. Flüchtig, nicht greifbar...

Ein Ort, er hatte ihn schon einmal gesehen.

Ein großer Baum. Er musste schon sehr alt sein.

Aufgelockerte Erde am Fuß des Baumes.

Ein kleiner Fluss.


Dann verschwanden die Bilder, und überließen ihn dem Schlaf, der seine Finger bereits gierig nach ihm ausgestreckt hatte.
 
~~~

Als er am Morgen aufwachten, waren diese flüchtigen Bilder seinem Geist fern und dennoch irgendwie präsent, hallten nach wie ein stummes Echo ohne ihm nachdrücklich ins Bewusstsein zu drängen.


Auch wenn die Bilder nicht mehr klar zu erkennen und zu deuten waren, so erinnerte er sich an den Ort den sie ihm zeigten. Er kannte ihn, er hatte ihn vor kurzem gesehen. Dennoch war er zuvor nie dort gewesen, und sah ihn an diesem Tag zum allerersten Mal.
Der Baum blieb ihm in Erinnerung, er war alt, sein Wuchs vermutlich einmalig. Der Stamm schien in zwei Teile gerissen, als hätte ein Blitz eingeschlagen. Trotzdem hatte er sich durch diesen Umstand nicht abhalten lassen weiter zu wachsen.

So seltsam ihm die Ereignisse der letzten Tage auch vorkamen und ihm doch auch sichtlich zusetzten, wovon die deutlichen dunklen Ränder unter seinen Augen stumm Zeugnis ablegten, fasste er den Entschluss diesen Ort noch einmal aufzusuchen.
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Jade Mandara
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Sturm der Erkenntnis

Beitrag von Jade Mandara »

Es dauerte nicht lang bis er den Ort wieder fand. Dort stand er, der markante Baum. Die Umgebung glich, zumindest war der der Ansicht, grob der aus seiner Erinnerung.
Sein Blick wanderte eine Zeit lang umher, streifte über den Boden die Stelle suchend an der gegraben wurde, doch die Bilder waren zu flüchtig, zu schnell wieder entschwunden ehe er sie wirklich erfassen konnte.

Hier? Oder doch eher Dort? Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Dennoch schob er seinen Mantel etwas beiseite und zog den Dolch aus der Halterung, die am Gürtel und seinen rechten Oberschenkel befestigt war.
Mit einem Knie auf dem Boden begann er dann, an der vermeintlichen Stelle den Dolch in die Erde zu treiben und sie aufzulockern. Mit den Händen schaufelte er sie beiseite, um noch etwas weiter in die Tiefe zu gehen. So entstand das erste Loch, in dem sein Arm letztlich bis etwa zum Ellenbogen abtauchen konnte.

Vergebens. Hier war nichts.

Erneut, und kaum zwei Schritt weiter begann er das Ganze noch einmal von vorn, sodass mit der Zeit sechs Löcher an der Zahl entstanden. Glücklicherweise befand sich dieser Ort nicht in unmittelbarer Nähe zur Straße. Vermutlich hätte jeder der vorbei kam, ihn seltsam angeschaut und für verrückt gehalten den ganzen Boden mit Stolperfallen zu versehen.

Der vorherige Tatendran wich zunehmend der Resignation. Mit jedem weiteren Stich des Dolches in den Boden, verflog die Hoffnung tatsächlich etwas zu finden und nicht nur einem Hirngespinst nachzujagen ein Stück mehr.
Also gut, nur noch ein letztes Mal, um sich nicht selbst sagen zu müssen, man habe nicht wirklich alles versucht und und doch noch etwas weiter suchen sollen.

An den Händen klebte mittlerweile hauptsächlich Erde, begünstigt vom Regen der vor kurzer Zeit eingesetzt hatte. Dieses eine Loch jedoch wollte er noch zu Ende graben, ehe er sich wieder ins Trockene begab. Während sein Kopf ihm versuchte immer wieder klar zu machen, dass er völlig unnötig im Regen auf dem Boden kauerte, und wahllos Löcher in den Boden grub weil er einem belanglosen Traum nacheiferte, ließ sein Bauchgefühl ihn durchhalten, vermittelte ihm das Gefühl dass er das richtige tat...

Nur noch ein klein wenig, dann...

Als er den Dolch wieder in den Boden hieb, spürte er den Widerstand als er unter der Erde auf etwas traf, und die Klinge zur Seite abrutschte. Die Augen weiteten sich überrascht und für einen Moment hielt er inne. Sprachen diese Traumbilder also doch die Wahrheit, und er war nicht verrückt geworden wie sein Kopf es ihm einreden wollte?

Der Dolch wurde beiseite gelegt. Mit beiden Händen schaufelte er die Erde aus dem Loch und wischte sacht über die Oberfläche des Objekts dass sich darunter verbarg. Der Regen, der den letzten Rest der Erde darauf fort wusch, legte eine kupferfarbene metallische Oberfläche frei.

Eine kleine Schließkassette...

Er befreite sie aus ihrem Gefängnis, setzte sie vor sich auf dem Boden ab und betrachtete sie einige Momente.
Sein Haar klebte mittlerweile - nass vom Regen - an seinem Kopf, und die Tropfen fielen von den Spitzen herab. Es schien ihn nicht weiter zu stören, oder er hatte den Regen bereits gänzlich aus seiner Wahrnehmung verdrängt. Im Augenblick gab es nur noch die kleine Kiste vor der er kniete, und diese kribbelnde Spannung in seinem Bauch darüber was sie wohl beinhalten mag.

Nur ein schlichtes, einfaches Schloss hielt ihn davon ab, den Deckel einfach anzuheben und so griff er nach seinem Dolch der neben ihm lag. Vorsichtig schob er die Spitze in die Öffnung in die normalerweise ein Schlüssel gehörte. Ein kurzer Ruck, eine kleine Drehung, und der Schließmechanismus gab nach.

Geschafft...
Die Finger legten sich links und rechts an den Deckel, und klappten ihn vorsichtig auf.

Das Innere der kleinen Truhe war weitgehend trocken. Der Geruch von feucht-kaltem Leder stieg ihm in die Nase, als er sich nach vorn beugte um hinein zu sehen. Er holt den Inhalt heraus, und bettet ihn in seinem Schoß.
Er schlug die Ecken des Leders - dass den eigentlichen Inhalt beherbergte - beiseite, und hielt ihn schließlich in seinen Händen.
 
Bild
 
Es schien sich um ein kleines Buch zu handeln. Der Einband war bereits abgegriffen und an den Rändern hier und dort aufgerieben. Es schien häufig gelesen worden zu sein. Dann drehte er es herum, um die Vorderseite zu betrachten. Er fuhr mit den Fingern sacht darüber, und spürte die feinen Einlassungen gleich einer Gravur die er etwas genauer in Augenschein nahm.
Im gleichen Moment kamen die Kopfschmerzen zurück. Schleichend als wollten sie nicht entdeckt werden, ehe sie schließlich von Innen an seinen Schädel klopften als wollten sie ihn begrüßen. Mit zwei Fingern drückte er gegen die linke Schläfe. In kreisenden Bewegungen versuchten sie sie hinfort zu massieren, doch blieben sie standhaft.

Er neigte und drehte das Buch ein wenig, sodass das Licht in einem anderen Winkel darauf fiel und ihm schließlich den Wortlaut offenbarte, der auf dem kleinen Buch eingelassen war...


...Die Musik ist meine Seele...


Er las sie erneut...

...Die Musik ist meine Seele...


Seine Brauen zogen sich etwas weiter zusammen. Irgendwo hatte er...


Mit einem Mal, spürte er einen Druck in seinem Kopf, als würde es ihn von innen heraus zerbersten.

"AAaahhh!!!!"

Stöhnte er schmerzerfüllt auf und krümmte sich nach vorn zusammen. Die Hände pressten sich von beiden Seiten gegen die Schläfen als wollen sie ihn zusammen halten.

"AaaAAAaahhh!!!!"

Er vergrub den Kopf in seinen Armen, die Hände verschlingen sich auf seinem Hinterkopf ineinander, als er sich in Embryostellung zusammenkauerte.

Er hielt die Augen fest geschlossen, begann am ganzen Körper zu zittern, als es wie eine Sturmflut in seinem Kopf über ihn hereinbrach. Er hörte wie sein Herzschlag in seinen Ohren echote und spürte ihn durch seinen ganzen Körper hinweg.


Da kamen sie...kreuz und quer...durcheinander...ein wirres Gemenge das auf ihn einprasselte...

...Stimmen...
Er hörte aber verstand sie nicht...doch er erkannte sie...


...Bilder...
Kamen und gingen in Bruchteilen eines Herzschlags...doch er erkannte sie...


...Namen...
Viele Namen schossen durch seinen Kopf, wirbelten wild umher, und da war er...
Dieser eine Name, der ihm so vertraut war, wie kein Anderer...



..."Jade"...


"Sein" Name.


Der Regen prasselte unaufhörlich weiter auf die Erde nieder, auf der Jade, immer noch zusammengekauert mit vor Schmerzen pochendem Kopf lag. Keuchend und schwer atmend, als hätte sich eine Schlinge eng um seine Brust gelegt...ehe alles um ihn herum dunkel wurde. Die Stimmen und Bilder rückten in immer weitere Ferne...bis nichts mehr übrig blieb, außer dem leisen dumpfen Geräusch seines Herzschlags...

Die Flut des Begreifens, ließ ihn allein zurück. Allein, doch mit all der Erkenntnis, nach der er all die Zeit gesucht hatte.
Wer er war, woher er kam, und was er hier wollte. Tränen der Erleichterung mischten sich mit bitteren Tränen über die Umstände, die zu alle dem geführt haben, dessen er sich nun gerade wieder bewusst geworden war.

Es war sein Buch...seine Lieder. Seine Seele die er einst hier begraben und zurück gelassen hatte, in der Absicht diese Insel zu verlassen...wohl wissend, dass die Nebel niemanden mehr von hier fort ließen...
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Jade Mandara
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Ein Blick in vergangene Zeiten

Beitrag von Jade Mandara »

Der Blick löste sich aus der Ferne, die Gedanken kehrten von den Erinnerungen der letzten Tage und Wochen wieder zurück ins Hier und jetzt.
Noch immer saß er auf der Bettkante, der Regen hatte auch noch kein Einsehen und so fielen die Tropen weiter unaufhörlich.
Neben ihm lag das kleine Buch. Sein Buch. Das Buch dem er sein Herz und Seele gewidmet hatte. Es beherbergte die Gedanken, und die Lieder die ihm am meisten bedeuteten.
Jade griff danach und schlug es auf. Er blätterte hindurch, der Daumen der rechten Hand hielt jede Seite nur flüchtig fest, bis er schließlich an den zuletzt beschriebenen angelangte. Die Mundwinkel zuckten sacht, wussten nicht ob sie sich heben oder senken sollten.

Seine letzten Verfassten Zeilen, ehe er dereinst das Buch unter dem alten Baum vergraben hatte und mit ihm alles zurücklassend was ihm wichtig war...und was er nicht schon verloren hatte.

Ruhig las er die alten Verse...seine Worte...Zeile für Zeile...

 
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Wer sich Jades Lied gern anhören möchte. Einfach hier klicken :)

ABSCHIED


Vers 1
* * * * *


Ich kehrte Heim 
nach langer Zeit,
Endlich von all
meinen Lasten befreit.

Dann seh ich dich,
durch Solgard geh'n.
Und glaubte fast
mein Herz bleibt steh'n.


Ohohooo...


Vers 2
* * * * *


So trafen wir uns wieder,
sahen uns an.
Wir setzten uns und
du erzählst mir dann:

"Während du in
der Ferne gebunden,
Habe ich eine 
neue Liebe gefunden."

"Habe auf dich gewartet,
noch lange Zeit.
Doch du bliebst fort.
Es tut mir so leid!"



Ohohooo...


Vers 3
* * * * *


Es war ein tiefer
Stich in mein Herz,
Noch heute spüre ich
diesen Schmerz.

Schuld daran bin ich allein.
Ich hoffe du kannst
mir irgendwann verzeihen.

Denn ich ließ 
dich dereinst allein,
Mit einem Herz schwer
wie ein Stein.



Vers 4
* * * * *


Dann gingst du,
und ich blieb zurück.
Trauernd mit
gesenktem Blick.

Mein Kopf war leer,
so auch mein Herz.
Da war er wieder,
dieser Schmerz.

Hab lang überlegt
und mich gequält,
Dann habe ich diesen
Weg für mich gewählt.

Dass der Abschied nun
Mein Schicksal ist,
Wissen dass du hier,
und glücklich bist.



Vers 5
* * * * *


Besteige das Schiff,
will fort von hier.
Denn meine Gedanken,
sind immer bei dir.

Es geht nicht anders.
Ich muss gehen...
Denn ich will deinem Glück
nicht im Wege stehen.

Doch der Nebel der Insel,
lässt niemanden geh'n.
So ward das Schiff samt mir,
nie mehr geseh'n.


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