Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Die Einladung in das Reich der Elfen
Wie alles begann:
Der Herbstwind trug den Duft von frischem Brot, Harz und Wein über den Marktplatz Solgards, als Bathor Darez zwischen den Ständen verweilte. Zwischen den Händlern der Menschen standen jene, die man eher selten in Solgard sah: die Elfen. Ihr Stand war reich geschmückt mit feinen Stoffen, klaren Glasgefäßen und silbern schimmernden Schmuck. Unter ihnen stand Munar Areu, hochgewachsen, mit einem Blick, der zugleich ruhig und uralt wirkte.
 
Munar sprach Bathor an – mit einer Stimme, die klang, als würde sie von fern getragen werden. Er lud ihn ein, Caladlorn zu besuchen, die Heimat seines Volkes, deren Existenz erst seit kurzem wieder bekannt war. „Unsere Stadt war lange verborgen“, erklärte er, „eine Barriere aus alter Magie schützte sie über Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte. Nun aber hat sich der Schleier gelüftet.“

Der Tag des Besuches:Bathor nahm die Einladung an, aus Neugier, aber auch aus Respekt. Wenige Tage später stand er an den Ufern des Sees, der in Caladlorn lag. Er war überwältigt vom Anblick – weiße Häuser, die fast zu leuchten schienen, eingewoben in Wälder, deren Bäume höher waren, als Bathor sie je gesehen hatte. Munar führte ihn über einen breiten Steg, der zu einer großen Plattform aus hellem Holz führte – eine Tanzfläche, umgeben von Sitzplätzen, erst vor wenigen Wochen erbaut. Das Wasser glitzerte darunter, als spiegele es den Himmel selbst.
 
„Hier tanzen wir, bald wird es ein Fest geben“, sagte Munar leise. Bathor nickte, sprachlos.
 
Sie gingen weiter, vorbei an der Handelsbank, die in stetem Austausch mit Solgard stand, und zum Heilerhaus. Dort sprach Munar von seiner Frau, einer Heilerin, die die Kunst der Naturmagie mit heilkundlichem Wissen verband. Bathor lauschte aufmerksam und meinte, dass er eines Tages gern mehr über die elfische Heilkunst lernen würde.
 
Als sie die Taverne erreichten, fiel Bathor erneut die Liebe zum Detail auf. Kein Staubkorn, kein loser Nagel. Die Möbel waren reich verziert, in die Tische zarte Schnitzereien von Tieren und Pflanzen eingearbeitet. Alles schien zu atmen, zu leben.
 
Schließlich führte Munar ihn zum Haus Areu. Bathor wusste nicht, ob er es als Haus, Tempel oder Burg bezeichnen sollte – es war von allem etwas. Riesig, hell, mit hängenden Gärten, die in Etagen angeordnet waren. Blumen, Kräuter und leuchtende Blätter hingen von den Balkonen herab. Im Inneren erstreckte sich eine Halle aus weißem Stein, auf deren Boden kunstvolle Fliesenbilder lagen.
 
„Dies soll die Halle unserer Vorfahren werden“, erklärte Munar. „Die Bildhauer arbeiten bereits an den Statuen.“
 
Als Zeichen des Dankes überreichte Bathor eine Topfpflanze aus seinem eigenen Garten – ein Meisterwerk seiner Pflege: hellweiße Blüten, umrahmt von kräftigen, grünen Blättern. Munar nahm sie mit ehrlicher Freude entgegen und schenkte Bathor im Gegenzug mehrere Flaschen elfischen Eisweins, „vom ersten Frost des Nordwindes geküsst“, wie er sagte.
 
Nach einem langen Gespräch über das Leben, den Glauben und die Zeit verabschiedeten sie sich mit aufrichtigem Respekt.
 
Spät in jener Nacht lag Bathor in seinem Quartier. Der Kerzenschein flackerte, als er noch einmal die heilige Schrift aufschlug. Seine Gedanken wanderten zurück zu den weißen Hallen, den stillen Wassern und dem Frieden, der in Caladlorn herrschte.
Ein Volk, verborgen durch Magie, bewahrt in Reinheit.
Und Bathor fragte sich leise, ob der Herr wohl selbst seine Hand über jene gelegt hatte, die so lange im Verborgenen lebten.
 
Mit diesen Gedanken schloss er die Augen – und der Duft des elfischen Weines mischte sich mit dem Wachs der erlöschenden Kerze.
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Samhain

Der Abend senkte sich düster über Solgard. Schwarze Wolken türmten sich am Horizont, als das Heer und die Freiwilligen sich am Haupttor sammelten. Ihre Gesichter waren ernst, ihre Augen entschlossen. Auch die Bewahrer waren zugegen, angeführt von Meister Livius, Männer und Frauen des Wissens, die die Geheimnisse der Magie besser verstanden als jeder Krieger.
 
Wir wussten, dass der Weg uns zum Orkwald führen würde, zu jener alten Ruine, in der sich der Brunnen befand, der Schlüssel, so hieß es, um die Wilde Jagd zu besiegen. Ich spürte, dass diese Nacht keine gewöhnliche Schlacht bringen würde.
 
Der Marsch begann. Mit jedem Schritt, den wir dem Wald näherkamen, nahm der Wind zu. Erst ein Säuseln, dann ein Heulen, schließlich peitschte der Regen uns entgegen. Die Tropfen wurden schwer, wie Stein. Über uns zuckten Blitze, und fern grollte der Donner, als würde die Welt selbst warnen, uns fernzuhalten.
 
Kurz vor dem Felsmassiv, das den Orkwald einrahmte, begann der Spuk. Schatten lösten sich aus der Dunkelheit. Geister, blass und verzerrt, ihre Augen leer, ihre Stimmen ein Chor des Schmerzes. Es wurden immer mehr. Das Heer formierte sich, Schilde erhoben, Gebete hallten durch den Sturm. Stahl traf auf das Unbegreifliche, und doch drangen wir vor.
 
Als wir den Rand des Orkwaldes erreichten, offenbarte sich uns das Herz der Finsternis. Dort, zwischen Nebel und Blitzen, stand  ein Jäger. Groß, von übernatürlicher Präsenz, sein Antlitz verborgen unter einem Helm aus Geweihen. War er der Anführer? 
 
Hinter ihm, zwischen den Geisterschleiern, sah ich Gesichter, die mir das Herz brachen. Tonya, Jaster. Und andere, Bewohner Nebelhafens, Suroms. Allesamt gefangen in der wilden Jagd, ihr Wille gebrochen von der Melodie, die sie in den Bann zog.
 
Ich suchte den Blick von Livius, doch seine Augen waren leer vor Sorge. Worte halfen nicht. Kein Gebet, kein Flehen erreichte die Verlorenen. Herne, der Jäger, ließ es nicht zu.
 
Also fasste ich einen Entschluss und lief zu Livius.
„Jemand muss das Horn finden. Wenn es der Schlüssel ist – dann liegt unsere Hoffnung dort.“
 
Livius nickte, blickte zu Cillian. „Du bist flink und klug – geh. Finde das Horn. Wir halten sie auf.“
 
Während Cillian sich in die Schatten schlich, lenkten Vario und ich den Feind ab. Wir stürzten uns in den Kampf gegen die Geister, unsere Waffen erhoben, unsere Herzen voller Glauben. Der Boden bebte unter dem Zorn der Gefallenen, und doch hielten wir stand.
 
Minuten vergingen wie Stunden. Dann kam Cillian zurück – erschöpft, aber ohne Horn. Ein Schrei hallte durch den Sturm: „Oben! In der Ruine – bei der Geisterkriegerin!“
 
Ich sah hinauf und erkannte den silbernen Glanz des Horns, das im Licht der Blitze schimmerte.
„Dann holen wir es!“ rief ich.
 
Doch bevor wir losstürmen konnten, erhob Herne seine Stimme.
„Jaster! Kämpfe!“
 
Und Jaster, mein Bruder, wandte sich Pandor zu, sein Blick leer, sein Schwert erhoben. Der Bann war stärker als jeder Wille.
 
In der Verwirrung nutzte Livius die Gelegenheit. Mit Elira an seiner Seite öffnete er ein Portal – eine zitternde, leuchtende Schwelle. „Schnell, Bathor! In die Ruine!“
 
Ich nickte, griff mein Schild fester und stürmte vor. Elira folgte, unsichtbar durch Magie.
 
Oben in der Ruine fand ich sie, die Frau mit dem Horn. Schön und furchteinflößend zugleich, eine bekannte Suromerin, eine Erscheinung aus Traum und Tod. Neben ihr ein Wolf, größer als ein Oger, mit Augen aus Feuer. Er stürzte sich auf mich.
 
Ich stemmte mein Schild gegen seine Fänge, die Zähne scharrten über Metall. Meine Arme zitterten. Ich versuchte, das Horn zu ergreifen, vergeblich. Der Wolf drängte mich zurück, die Kräfte schwanden.
 
„Elira!“ rief ich keuchend. „Jetzt!“
 
Sie löste ihren Zauber, erschien und griff nach dem Horn. Sie blies hinein, so fest sie konnte.
Doch der Klang brachte nicht Erlösung, sondern Chaos. Die Geister wurden zahlreicher, der Sturm lauter, das Licht flackerte.
 
„Zerstör es!“ brüllte ich, während ich den Wolf von mir stieß. Elira warf das Horn zu Boden, trat darauf, doch nichts passierte. Das Artefakt blieb unversehrt.
 
Ich löste mich mit letzter Kraft vom Wolf und griff es, rannte hinab, hin zum Brunnen. Das Wasser schimmerte silbern, fast lebendig. Ich hielt das Horn hinein.
 
Ein Schmerz durchfuhr mich, wie Tod selbst. Es sog an mir, an meiner Seele, mein Atem stockte. Ich fühlte, wie das Leben wich, doch ich hielt durch. Dann ließ ich los. Das Horn sank hinab, verschwand im Glanz.
 
Ein Schrei der Geister zerriss die Luft. Ich fiel auf die Knie, dann zu Boden. Die Welt wurde schwarz.
 
Als ich wieder zu mir kam, war alles Kampf. Stahl, Magie, Feuer. Lana beugte sich über mich, reichte mir einen Trank. Ich trank, hustete, Blut und Wasser füllten meinen Mund. Doch ich lebte.
 
Ich sah Livius auf der oberen Ebene der Ruine,  Elira und die anderen Bewahrer an seiner Seite, Verwundete ringsum. Ich schleppte mich die Treppe hinauf, das Schild fest in der Hand.
 
Ich sah Herne und nach kurzer Zeit kamen Geister mit Fenrik, als Geisel.
Ich sprang vor, rammte mein Schild in die Brust eines der Geister, doch Herne stellte mir ein Bein. Ich fiel, hörte noch, wie Livius zauberte, Fenrik verschwand.
 
Herne brüllte vor Zorn, griff mich und riss mich mit sich hinab. Wir stürzten durch die Luft, prallten auf den Boden.
 
Ich sprach noch ein Gebet, als er mich packte. Er schleppte mich in Richtung des Brunnens, immer wieder tauchte er meinen Kopf in diesen, das Wasser schnitt wie Glas. Ich rang nach Luft, griff nach meinem Silbermesser, stach , einmal, zweimal, doch er lachte nur. Bewusstlos sackte ich zusammen und das Messer glitt zu Boden.
 
Dann kam Vario. Er griff mein Messer, rammte es in Hernes Leib, immer und immer wieder. Der Geist schrie, ließ von mir ab.
 
Jaster, frei vom Bann, stand plötzlich dort, sein Schwert erhoben. Mit letzter Kraft stieß er Herne in den Brunnen.
 
Ein gleißendes Licht, dann Stille.
 
Ich spürte Hände, die mich wegzogen. Van, Kaled. Ich hustete Wasser, spuckte, atmete. Langsam kehrte Farbe in mein Gesicht. Über mir donnerte der Himmel ein letztes Mal.
 
Und dann, ein Beben. Die Erde bebte, der Brunnen leuchtete. Einer nach dem anderen wurden die Geister hineingezogen. Vario warf den letzten Gegenstand – einen Ritualdolch – hinterher.
 
Das Portal schloss sich.
 
Ich sank in den nassen Boden, blickte zum Himmel.
Der Regen ließ nach. Der Sturm brach.
 
Solgard hatte die Nacht überlebt.
Doch der Preis war hoch.
 
Und das Lied der Wilden Jagd, es klang noch lange in meinem Kopf nach.
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