Der Nebel hatte ihn verschlungen wie ein hungriger Vorhang und als das Meer ihn schließlich wieder ausspuckte, fand sich Kenneth am Strand von Solgard wieder. Die Luft schmeckte nach Salz und Abenteuer, aber auch nach jener Unsicherheit, die entsteht, wenn man plötzlich auf sich allein gestellt ist. Seine Kleidung klebte noch schwer am Körper, doch sein Geist war so hellwach, als hätte jemand eine Fackel darin entzündet.
Er war nicht der Einzige, den der Nebel auf diese Insel gespült hatte, aber in diesem Moment fühlte sich Kenneth dennoch schrecklich allein. Doch er war jung und überzeugt, dass jede Geschichte irgendwo beginnen muss. Vielleicht ja genau hier, mit einem Schritt in eine unbekannte Stadt, deren Häuser aus hellem Stein und dunklen Holzbalken wirkten, als hätten sie schon unzählige Neuankömmlinge überstanden.
Kenneth ging vorsichtig die hölzerne Hafenrampe hinauf. Seine Schuhe quietschten noch vom Seewasser und er achtete darauf, niemanden anzurempeln. Alles war neu. Alles war gewaltig. Menschen balancierten Warenkisten, Händler riefen Preise aus, Kinder liefen zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch, und irgendwo zankten sich Möwen um einen Fischrest. Der Ort war lebendig, warm, beinahe unverschämt voll von Möglichkeiten.
Er ging einfach los. Ohne Ziel, wie ein Blatt im Wind, aber mit offenen Augen. Eine Weile beobachtete er die Ladenbesitzer, wie sie mit ihren Händen sprachen und die Fischer, deren Gesichter vom Wind gezeichnet schienen. Er sog Eindrücke auf wie ein trockener Schwamm. Die Stadt fühlte sich an wie eine Wundertüte voller Geheimnisse und Kenneth wollte sie unbedingt verstehen.
Dann, an einer Weggabelung, prallte er beinahe gegen eine leuchtende Erscheinung: eine Rüstung, in der sich das Tageslicht wie ein zufriedener Funke verfing. Der Mann darin war breit gebaut, aber sein Blick freundlich, als hätte er die Welt schon oft im Dunkeln gesehen und wüsste Licht zu schätzen.
„Vorsicht, junger Freund“, sagte er mit ruhiger Stimme.
Kenneth trat hastig zurück. „Verzeiht! Ich bin... ich versuche mich nur zurechtzufinden.“
„Das tun wir alle, zu Beginn.“ Der Mann lächelte. „Mein Name ist Jaster Darez. Und Ihr seht aus, als könntet Ihr ein wenig Führung gebrauchen.“
Kenneth nickte, dankbar, denn die Wahrheit war offenkundig: Die Welt schien groß, er dagegen winzig. Jaster stellte keine seltsamen Fragen, wie Kenneth es befürchtet hatte, sondern interessierte sich schlicht dafür, ob der junge Neuankömmling ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit für den leeren Bauch hatte.
„Kommt“, sagte Jaster und bedeutete ihm, neben ihm herzugehen. „Ihr habt Glück. Heute Abend findet ein ungewöhnliches Treffen statt. Vielleicht ist das ein guter Auftakt für Euer neues Leben.“
Sie liefen durch Solgards Gassen und Kenneth fühlte sich merkwürdig sicher, obwohl er weder den Weg kannte noch den Mann richtig einschätzen konnte. Aber etwas an Jaster wirkte verlässlich. Vielleicht die Art, wie er seine Schultern ruhig hielt, oder die Art, wie er sprach, als wäre jedes Wort ein gut geöltes Werkzeug.
Sie erreichten schließlich das unscheinbare Haus von Ephraem Zelatus, einem Magier der Stadt. Innen war es warm, voller Flüstern, Bücherstapel und dem unverkennbaren Duft von Tinte und alchemistischen Kräutern. Jaster führte Kenneth in den Keller hinunter, wo eine Gruppe von Gelehrten und Forschern bereits versammelt war.
In der Mitte lag der Grund ihrer Aufmerksamkeit: ein toter Schlangenkörper, vermutlich doppelt so lang wie Kenneth und mindestens dreimal so faszinierend. Die Haut schimmerte matt, als würden winzige Geheimnisse darin ruhen. Ephraem erklärte, dies sei ein Orphidianer gewesen, eine Kreatur, die so selten wie gefährlich war.
Kenneth stand staunend zwischen Magiern und Forschern, die Begriffe in den Raum warfen, die er noch nie gehört hatte. Doch niemand wies ihn zurecht. Im Gegenteil: Sie beantworteten seine Fragen, manche geduldig, manche mit einem verschmitzten Grinsen. Er fühlte sich nicht wie ein Fremder, sondern wie ein Schüler in einem Raum voller Meister.
Als der Abend fortschritt, wurde Kenneth von zwei Personen beiseite genommen: Meister Van de Mork, dessen Augen wie funkelnde Tintenfässer wirkten, und Aladya Sturmkind, deren Stimme so klar klang, als könnte sie den Wind selbst überreden.
„Kommt“, sagte Aladya und legte Kenneth eine Hand auf die Schulter. „Wir sorgen dafür, dass Ihr eine Unterkunft findet. Und etwas Warmes zu essen.“
Kenneth folgte ihnen wie jemand, der plötzlich verstanden hatte, dass man in einer neuen Welt nicht allein sein musste. Die Nacht legte sich über Solgard und während die Sterne am Himmel aufblitzten, fühlte Kenneth, wie seine ersten dünnen Wurzeln in der Stadt Halt fanden.
Sein neues Leben hatte gerade erst begonnen. Und es raschelte bereits wie eine frisch aufgeschlagene Seite.
Er war nicht der Einzige, den der Nebel auf diese Insel gespült hatte, aber in diesem Moment fühlte sich Kenneth dennoch schrecklich allein. Doch er war jung und überzeugt, dass jede Geschichte irgendwo beginnen muss. Vielleicht ja genau hier, mit einem Schritt in eine unbekannte Stadt, deren Häuser aus hellem Stein und dunklen Holzbalken wirkten, als hätten sie schon unzählige Neuankömmlinge überstanden.
Kenneth ging vorsichtig die hölzerne Hafenrampe hinauf. Seine Schuhe quietschten noch vom Seewasser und er achtete darauf, niemanden anzurempeln. Alles war neu. Alles war gewaltig. Menschen balancierten Warenkisten, Händler riefen Preise aus, Kinder liefen zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch, und irgendwo zankten sich Möwen um einen Fischrest. Der Ort war lebendig, warm, beinahe unverschämt voll von Möglichkeiten.
Er ging einfach los. Ohne Ziel, wie ein Blatt im Wind, aber mit offenen Augen. Eine Weile beobachtete er die Ladenbesitzer, wie sie mit ihren Händen sprachen und die Fischer, deren Gesichter vom Wind gezeichnet schienen. Er sog Eindrücke auf wie ein trockener Schwamm. Die Stadt fühlte sich an wie eine Wundertüte voller Geheimnisse und Kenneth wollte sie unbedingt verstehen.
Dann, an einer Weggabelung, prallte er beinahe gegen eine leuchtende Erscheinung: eine Rüstung, in der sich das Tageslicht wie ein zufriedener Funke verfing. Der Mann darin war breit gebaut, aber sein Blick freundlich, als hätte er die Welt schon oft im Dunkeln gesehen und wüsste Licht zu schätzen.
„Vorsicht, junger Freund“, sagte er mit ruhiger Stimme.
Kenneth trat hastig zurück. „Verzeiht! Ich bin... ich versuche mich nur zurechtzufinden.“
„Das tun wir alle, zu Beginn.“ Der Mann lächelte. „Mein Name ist Jaster Darez. Und Ihr seht aus, als könntet Ihr ein wenig Führung gebrauchen.“
Kenneth nickte, dankbar, denn die Wahrheit war offenkundig: Die Welt schien groß, er dagegen winzig. Jaster stellte keine seltsamen Fragen, wie Kenneth es befürchtet hatte, sondern interessierte sich schlicht dafür, ob der junge Neuankömmling ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit für den leeren Bauch hatte.
„Kommt“, sagte Jaster und bedeutete ihm, neben ihm herzugehen. „Ihr habt Glück. Heute Abend findet ein ungewöhnliches Treffen statt. Vielleicht ist das ein guter Auftakt für Euer neues Leben.“
Sie liefen durch Solgards Gassen und Kenneth fühlte sich merkwürdig sicher, obwohl er weder den Weg kannte noch den Mann richtig einschätzen konnte. Aber etwas an Jaster wirkte verlässlich. Vielleicht die Art, wie er seine Schultern ruhig hielt, oder die Art, wie er sprach, als wäre jedes Wort ein gut geöltes Werkzeug.
Sie erreichten schließlich das unscheinbare Haus von Ephraem Zelatus, einem Magier der Stadt. Innen war es warm, voller Flüstern, Bücherstapel und dem unverkennbaren Duft von Tinte und alchemistischen Kräutern. Jaster führte Kenneth in den Keller hinunter, wo eine Gruppe von Gelehrten und Forschern bereits versammelt war.
In der Mitte lag der Grund ihrer Aufmerksamkeit: ein toter Schlangenkörper, vermutlich doppelt so lang wie Kenneth und mindestens dreimal so faszinierend. Die Haut schimmerte matt, als würden winzige Geheimnisse darin ruhen. Ephraem erklärte, dies sei ein Orphidianer gewesen, eine Kreatur, die so selten wie gefährlich war.
Kenneth stand staunend zwischen Magiern und Forschern, die Begriffe in den Raum warfen, die er noch nie gehört hatte. Doch niemand wies ihn zurecht. Im Gegenteil: Sie beantworteten seine Fragen, manche geduldig, manche mit einem verschmitzten Grinsen. Er fühlte sich nicht wie ein Fremder, sondern wie ein Schüler in einem Raum voller Meister.
Als der Abend fortschritt, wurde Kenneth von zwei Personen beiseite genommen: Meister Van de Mork, dessen Augen wie funkelnde Tintenfässer wirkten, und Aladya Sturmkind, deren Stimme so klar klang, als könnte sie den Wind selbst überreden.
„Kommt“, sagte Aladya und legte Kenneth eine Hand auf die Schulter. „Wir sorgen dafür, dass Ihr eine Unterkunft findet. Und etwas Warmes zu essen.“
Kenneth folgte ihnen wie jemand, der plötzlich verstanden hatte, dass man in einer neuen Welt nicht allein sein musste. Die Nacht legte sich über Solgard und während die Sterne am Himmel aufblitzten, fühlte Kenneth, wie seine ersten dünnen Wurzeln in der Stadt Halt fanden.
Sein neues Leben hatte gerade erst begonnen. Und es raschelte bereits wie eine frisch aufgeschlagene Seite.