Möge das, was du schätzest, sicher sein...

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Talyr
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Talyr »

Als Alynor wieder erwachte, stand die Sonne hoch im Zenith. Er fühlte sich immer noch krank, und der starke Durst war wieder da. Er richtete sich auf und lief einige Schritte herum. Seine Beine waren etwas eingeschlafen und verrichteten nur widerwillig ihren Dienst. Der Becher lag leer auf dem Boden. Scheinbar hatte seitdem niemand nach ihm geschaut. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Jemand hatte ihn bereits einmal verarztet, und ihm Wasser gegegeben. Es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis derjenige erneut vorbeikommen würde. 

Er setzte sich in eine Ecke und lehnte sich an die Steinmauer. Notdürftig versuchte er sich mit seinem ausgezogenen Hemd vor der Sonne zu schützen. Der Hitze entkam er jedoch nicht. Mit geschlossenen Augen dachte er nach. Seine Erinnerungen kamen langsam zurück. Er sah die Gestalten vor sich, die ihm das angetan hatten. Der Mann war sehr stark behaart gewesen, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte. Und seine Augen hatten seltsam stechend gewirkt. An die Frau erinnerte er sich dagegen kaum. Sie hatte sich mehr im Hintergrund gehalten. Und dann waren da noch diese anderen Bilder. Ein Kampf, und viel Blut. Ein Messer, mit dem er auf einen Wolf einstach. Es zumindest versuchte. Und der starke Schmerz, als sich ein Wolf in seinen Arm verbissen hatte. Er verstand den Ablauf und die Gründe nicht, doch etwas sehr Schlimmes musste passiert sein. Er hatte sich gewehrt, aber den Kampf verloren, soviel war klar.

Als er erneut aufwachte, sah er eine Frau auf sich zukommen. Es war die Frau aus seinen Erinnerungen, da war er sich sicher. Sie gab ihm Wasser zu trinken. Und etwas zu essen, was er jedoch ablehnte. Er hatte keinen Hunger, fühlte sich einfach nur krank. Die Frau schien ihm helfen zu wollen, doch er stellte sie zur Rede. Er war wütend auf sie, die ihm das Ganze wohl eingebrockt hatte. Zweimal versuchte er sie zu packen und zu schütteln. Doch er war zu schwach, und ließ wieder von ihr ab. Schließlich fügte er sich der Situation und begann, ihr Fragen zu stellen.

Die Frau, die sich als Sheridan vorstellte, war außerordentlich geduldig mit ihm, auch wenn er das selbst nicht so wahrnahm. Er lauschte ihren Worten und versuchte alles zu einem stimmigen Bild zusammenzufügen. Sie erzählte ihm von Mahribar, und was er in Wirklichkeit sei. Und welches Schicksal sowohl sie als auch er nun teilen sollten. Es war nur schwer zu glauben, aber sie schien es sehr ernst zu meinen. Die Gedanken rasten in ihm. War er zum Monster geworden, wie sie behauptete? Lieber wollte er sterben. Aber noch stärker verspürte er plötzlich den Drang zu töten. Es war Mahribar, der hinter all dem steckte. Er war das eigentliche Monster und verdiente den Tod. Wenn er doch nur die Kraft hätte, das in die Tat umzusetzen, was er fühlte! Seine Wut war rasend. Und doch blieb ihm nichts anderes, als zunächst abzuwarten. Er schloss die Augen und bat Sheridan zu gehen. Vorerst musste er schlafen. Und genesen. Denn wenn er auf Mahribar treffen würde, musste er stark sein.
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Talyr
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Talyr »

Langsam lies er den Staub durch seine trockenen Hände gleiten. Seit einer Stunde tat er nichts anderes, velleicht länger. Er konnte die Zeit nicht mehr einschätzen. Der große Krug mit Wasser, der heute morgen neben ihm gestanden hatte, war mittlerweile genauso ausgetrocknet wie er. Die Hitze war immer noch unerträglich. Doch obwohl er sich weiterhin sehr schwach fühlte, war die Krankheit eindeutig zurückgegangen. Seit gestern hatte er keinen Schüttelfrost mehr erlebt, und selbst sein verwundeter Arm schmerzte deutlich weniger. Dem Aussehen nach zu urteilen musste Sheridan auch den Verband wieder einmal gewechselt haben. Er rätselte, wie lange er hier oben bereits gefangen war. Zehn Tage? Vielleicht länger. 

Er wäre noch lange so gesessen, wenn er nicht plötzlich etwas gehört hätte. Schritte, die langsam die Treppe zu ihm nach oben stiegen. Er wusste wer es war, noch bevor er ihn sehen konnte. Tief in seinem Inneren fühlte er es, und er sollte Recht behalten. Zum ersten Mal seit dem Vorfall sah er Mahribar wieder. Erneut stiegen starke Gefühle in ihm auf. Wut, Angst, Unsicherheit. Mühsam stand er auf und sah mit an, wie Mahribar näher kam. Der, der ihm alles angetan hatte. Der dafür verantwortlich war, dass er selbst zum Monster geworden war. Die Gefühlte übermannten mit jedem Schritt seines Feindes mehr. Als ihm dieser schließlich direkt gegenüberstand und die Hand zum Gruß reichte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Mit beiden Händen prügelte er auf sein Gegenüber ein, das noch nicht einmal Gegenwehr ergriff. Wozu auch? Bereits nach wenigen Sekunden brach er vor Erschöpfung zusammen. Seine Wut wich Resignation, als er spürte, wie schwach er war.

Was folgte, war ein sehr langes Gespräch. Alynor durfte Mahribar nach unten folgen, in die Kühle des Hauses. Dort ließ er sich erschöpt auf einen Stuhl fallen. Er hätte sogar gehen können, das gewährte ihm Mahribar gleich zu Beginn. Doch er war zu schwach und wusste viel zu wenig über das, was ihn draußen erwarten würde. Er wusste noch nicht einmal, wer oder was er nun selbst wirklich war. Diese Freundlichkeit und Hilfe, die er so nicht erwartet hatte, überrumpelte ihn komplett. Auch Sheridan gesellte sich noch dazu, die ihm in den letzten Tagen so viel geholfen hatte. Er begann sie zu mögen. Sie war eine junge Frau, die das gleiche Schicksal erst kürzlich durchleben musste, aber sich scheinbar bereits damit abgefunden hatte. Das konnte er nicht! Und er vertraute Mahribar auch nicht, wie sie es tat. Doch ihm blieben nicht viele Möglichkeiten.

Wenn er nicht auf sich allein gestellt sein wollte, waren diese Beiden die einzigen, die ihm helfen konnten. Wem sonst konnte er sich noch anvertrauen, ohne Angst verjagt, oder vielmehr getötet zu werden? Als Mahribar ihm schließlich anbot, sein Mentor zu werden, lehnte er nicht ab. Ein Teil in ihm hasste sich dafür, dass er nicht stärker war. Dass er besser hätte sterben sollen. Doch zugleich spürte er ganz tief in sich eine Neugierde aufkeimen. Neugier darauf, was ihn in seinem neuen Leben als Wolf erwarten würde. War es doch mehr als ein Fluch? Mahribar hatte sehr lange auf ihn eingeredet, und nicht alles hatte falsch geklungen. Als er sich schlafen legte, hatte er über vieles nachzudenken. 
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Sheridan
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Re: Möge das, was du schätzest, sicher sein...

Beitrag von Sheridan »

Ihre Gedanken hingen in der letzten Zeit viel zu oft in der Vergangenheit und bei ihrer ehemaligen Freundin. Und das Mahribar Fahlya auch noch erwähnte und sie als Möglichkeit ihre innere Ruhe zu finden vorschlug machte das Ganze nicht gerade besser. Natürlich vermisste sie die Freundin und die vergangene Zeit. Aber es war genau das. Vergangen.

Sie hatte damals fast vollkommen frei und unbeschwert gelebt. Was hatte sie nicht alles mit, oder wegen der anderen Frau angestellt? Sogar einen Aushang in Silberburg hatten sie sich gemeinsam verdient gehabt… während die Männer die ihre Freundin an ihre Seite gelassen hatte nie gut genug aus der Sicht von Sheridan gewesen waren.
Die verschwundene Freundin brachte ihr sicherlich keine Ruhe. Es wühlte sie auf an sie denken. Irgendwo gab sich die Rothaarige auch selbst die Schuld dafür. Wäre sie an der Seite der Kriegerin geblieben, hätten sie sich gewiss niemals aus den Augen verloren.

SIe schüttelte den Kopf um die Gedanken abzuschütteln. Sie musste raus aus der Vergangenheit und sich auf ihre Zukunft konzentrieren. Sie wollte… nein musste schnell an Stärke und Selbstbeherrschung dazugewinnen. Während Mahribar der Meinung war, dass sie rasche Fortschritte machte war sie der Überzeugung, dass es viel zu langsam vorwärts ging. Der Ältere hatte sie getestet und ihr mit seiner Magie Schmerzen zugefügt. Sie hatte mit aller Macht gekämpft sich zu beherrschen. Sie hatte versucht sich in ihr Refugium, wie er es nannte, zurückzuziehen und eine Mauer um sich herum aufzubauen aber Wut und Schmerz hatten irgendwann die Übermacht übernommen und somit auch die Wölfin.

Nachdem sie wieder die Kontrolle über sich selbst hatte, wurde Mahribar erst einmal mit Trotz gestraft. Ihn traf nicht alleine die Schuld. Sie war auch sauer auf sich selbst und die Situation, dass ein Fremder ihre Schwäche beobachten konnte. Mahribar hatte ihn ihr als weiteren Teil ihrer Wolfsfamilie vorgestellt. Und es hatte auch nicht viel länger gedauert bis auch Alynor noch hinzugestoßen war.
Während die beiden Männer auf die Worte des Älteren hörten, legte Sheridan weiterhin ihr trotziges verhalten an den Tag. Sie war genug gedemütigt worden für einen Tag.

Den neuen, Ardan, konnte sie aktuell noch nicht einschätzen. Allerdings schien Mahribar viel auf ihn zu halten. Alynor im Gegensatz hielt sie für schwach und wechselhaft. So sehr wie er aufbegehrt hatte, dass er lieber sterben würde und auch den Älteren umbringen wollte so sehr schien er sich nun zu fügen. Verfolgte er einen Plan? Oder hatte er sich tatsächlich so schnell seinem Schicksal ergeben? Sie würde ihn im Auge behalten. Sie würde sich nicht einfach nur von Mahribar beschützen lassen. Er konnte auch ihren Schutz genießen solange er ihr Vertrauen besaß.
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