Das Mädchen, das (nie) flügge wird

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Lea / Corak / Ron
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Das Mädchen, das (nie) flügge wird

Beitrag von Lea / Corak / Ron »

1. Der Erzfeind 
der oder die Erzfeind?

Da war er wieder, klangheimlich schlich er sich an, mit unheimlicher Regelmäßigkeit bahnte er sich Stück für Stück den Weg in ihr Gemach mit der immer gleichen böswilligen Absicht sie zu berauben! Nunja... genaugenommen, kam er nie allein, sondern  war stets begleitet von mehreren seiner Art! Überlegt man es sich sogar noch ein wenig genauer war er nicht männlich, zumindest nicht wenn man ihn alleine betrachtet. Und eigentlich entspringt der Erzfeind oder viel mehr die Erzfeinde wiederum einer Quelle die man auch weiblich bezeichnet.
Aber egal wie sehr Lea darüber nachdachte, denn das war auch eine fiese Eigenschaft des Erzfeindes : Er ließ zu, dass man sich seiner nach und nach gewiss wird und so, bevor er zu seinem finalen Schlag ausholt, durch eine Tortur gehen muss die an Folter grenzt. Fairerhalber musste Lea aber auch zugeben, dass sie diese schleichende Annäherung und die damit bevorstehende Anwesenheit dieses Räubers auch mit einem perversen Gefühl der Freude erfüllte. Schließlich musste sich ihrem Erzfeind für gewöhnlich immer geschlagen geben! Und auch heute war er wieder zu ihr gekommen um den Sieg davon zu tragen! So stand er nun einmal mehr in ihrem Zimmer, zuerst alleine, als würde er kein Wässerchen trüben können bevor er schließlich seine Gefolgschaft hineinführt: der erste Sonnenstrahl!

Sie schlief für gewöhnlich so lang sie wollte und so viel sie konnte. Nichts hatte sie im Grunde zu tun und niemand zwang sie auch etwas zu tun. Da lag sie nun im Bett, wach geküsst von den ersten Sonnenstrahlen des Tages. Ein weiterer Tag, stand der Ziehtochter mit rotem Haar und kleiner zierlicher Gestalt aus dem Hause Monthares bevor. Ein Weiterer ohne wirkliche Aufgabe. Langsam aber stetig schien ihr Verstand ihr etwas mitteilen zu wollen. Häufiger in letzter Zeit war ihr ein unbeschreibliches Gefühl aufgefallen. Ein Gefühl welches sie dazu brachte über die Dinge nachzudenken. Dinge wie, ob sie zufrieden ist mit dem was sie tut. Doch was tat sie überhaupt? Sie blieb lange auf, trollte sich durch Tavernen stellte zumeist Unsinn an oder suchte nach einem Abenteuer in hiesigen dunklen Gefilden und schlief lange. Wenn das, was sie tat etwas ist das man als "Man hat etwas zu tun" bezeichnet, was wäre dann die Bezeichnung für dieses tun?


Sie war in der Alchemie kundig und mischte gelegentlich ein paar Tränke zusammen, die Leuten nützlich sind! Vielleicht ist sie ja eine Alchemistin wie die Gattin ihres Bruders Rorek? Ein Kopfschütteln gefolgt von einem widerwilligen aufrichten in ihrem Kissenreichen Bett war bei Lea zu verzeichnen. "Ich kann das ganz gut muss ich wohl sagen, aber tun, tue ich das eher so nebenbei" entfeuchte es ihr, als sie im Begriff war sich langsam aus ihrem Schlafkokon zu schälen wie eine dick gefressene hässliche Raupe sich als wunderschöner Schmetterling entfaltet.
Ehrlich gesagt fragte sie sich manches Mal auch, wie sie überhaupt in diese Familie geraten sei?!
Larsus hatte sie als Ziehtochter aufgenommen, als die alte Welt brach lag und man hier neuen Grund betrat. Sie besaß das Talent für Magie und der komische Kauz erschien ihr wohl wie eine Vaterfigur, die sie als Waise nie hatte kennen lernen dürfen. Außerdem besaß dieser Mann Gold und schenkte ihr schöne Kleider und ein warmes Dach über den Kopf und natürlich noch viel mehr Annehmlichkeiten die es bedarf eine junge Göre gehörig zu verziehen!
Sie war nicht dumm und schien gut Dinge lernen zu können. Entsprechend schien es, als würde ihr die Ausbildung im Umgang mit der Magie nur so zu zufliegen. So kam es ihr schließlich vor als wäre sie in nur einem Wimpernschlag von einer zurückhaltenden Kundigenwaisen zur verwöhnten Magierinnengöre herangewachsen. Das Gör welches hier nun mit zerzaustem Haar und Nachthemd mit gekrümmten Rücken faul im Bett saß und versuchte sich daran zu erinnern wie sie eigentlich überhaupt nach Hause gelangt war letzte Nacht…

Zahlreiche unzweckdienliche Griffe ins und durch das Haar, Augenreiben, Nackendehnen, gähnen, Kopf schütteln, die Extremitäten vom Körper weg strecken, Gedanken kreisen lassen – ihr Körper vollführte Automatismen, die er über die Jahre gelernt hatte.
Sie machte eine imaginäre Wischbewegung vor ihrem Auge, als würde sie etwas bei Seite schieben. Doch was schob sie da bei Seite? Einen unliebsamen Gedanken an fehlende Erinnerungen an die letzte Nacht oder war es die Grübelei über ihren Lebensinhalt?
Der Erzfeind hatte sie geschlagen und nun war sie aus ihrem Bett geschlüpft. Zeit den Tag anzugehen und etwas tun…..
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Lea / Corak / Ron
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Re: Das Mädchen, das (nie) flügge wird

Beitrag von Lea / Corak / Ron »

2. gefunden was (nicht) gesucht war?
mit und ohne Gemeinschaft
„Mal sehen, was du mir heute zu bieten hast“ sprach sie in ihr Spiegeltisch am Waschtisch. Ein wenig Haarspielereien hier und dort, einige Scnutzen-zieh-Übungen, Kussmundformungen, Drehungen lasziver Natur und gekonnte bezirzende Wimpernschläge. Das morgendliche Spiegelritual war abgeschlossen und der klein quirlige Rotschopf war gewappnet für den Tag. Zeit in ihre Pluderhose zu schlüpfen das Leinenhemd, die vertrauten Stiefel, ein Cape und der Zauberhut durfte schließlich nicht fehlen.
So huschte die Montharesziehtochter durch das Anwesen, kurz noch in die Küche einen schnellen Bissen in den Mund stopfen und ab in Richtung Stadt. Zunächst eine Runde durch Ansilon drehen, mal sehen was es dort so zu gucken gibt. Der Markt war schließlich ständig belebt und ab und zu konnte man da auch ein gutes Schnäppchen schlagen.
Im Großen und Ganzen verlief der Tag, wie jeder ihrer Tage. Aufstehen und rumlungern. Langeweile machte sich schnell breit. Die Menschenmassen konnten ihr auch nichts Interessantes bieten. Das Gefühl der Leere breitete sich einmal mehr aus und sie entschloss sich das zu tun, was sie zu tun pflegte, wenn es noch zu früh für einen damenhaften Tavernenbesuch war – sie suchte sich Abenteurer für eine Jagd.
Noch vor wenigen Tagen traf sie auf einen Streiter des Herrn, Willem war sein Name. Diesen konnte sie zusammen mit Anna auf eine Jagd begleiten, wo sie dann einen geheimnisvollen Schützen trafen. Insgesamt war es ein tolles Abenteuer und sie liebte doch so sehr derlei Interessensgemeinschaften!
Folglich beschloss sie Willem aufzusuchen. Silberburg sollte ihr nächstes Ziel sein. Dort haben die Streiter des Herrn schließlich ihren Sitz. Einmal mehr würde sie die Glocke betätigen in der Hoffnung einen herauslocken zu können für ihre ehrbaren Zwecke! Ein geübter Griff in die Tasche mit Paraphanalia gefolgt von einem leichten zerreiben eben jener und der klang ihrer süßlichen Stimme mit den Worten „Kal Ort Port“ dematrialisierte ihre Gestalt um sich schließlich in Silberburg am Reisemagier wieder zu manifestieren. Nur noch den Weg zum östlichen Tor hinaus und sie war an ihrem Zielort angekommen.
Der Altarähnliche aufbau mit Ankh , Spendenkiste und Glocke kam auf Entfernung in ihr Sichtfeld. Gleich dahinter im Peripheren Sehen zeigte sich das Bollwerk der Paladinfestung. Doch dies war zunächst nicht ihren Fokus weshalb sie lediglich die verschwommen Umrisse der Festung des Glaubens wahrnahm.
Die goldene Truhe glänzte an den Stellen wo man sie öffnete. Dies deutete darauf hin, dass sie dort häufig angefasst wird und dadurch diesen polierten Glanz erlangte. Beherzt nahm sie die danebenstehende Glocke in die Hand und wollte sie just betätigen als eine vertraue Gestalt sich von der Seite annäherte – Glaris.
Sie freute sich ehrlich sie zu sehen, obwohl sie sie eigentlich gar nicht so lang kannte. Das war aber bisher nie ein Grund sich nicht zu freuen für Lea. Auch wenn sie Leute nicht lange kannte. Wenn sie ihr freundlich gesinnt waren, freute sie sich jedes Mal sie wieder zu sehen. Schließlich schätzte sie sehr Gesellschaft.
Glaris fragte nach Leas Begehr und sie teilte ihr mit, dass sie Willem suchte für einen abenteuerlichen Ausflug. Das Gespräch begann und nahm eine ungeahnte Wendung an. Nach einem leichten Wortgeplänkel, welches der Etikette der Höflichkeit entsprach ging es um ernstere Themen. Es war nicht direkt ein Rekrutierungsversuch. Viel mehr hatte es für Lea den Anschein als würde Glaris eine Art mütterliche Fürsorge anbieten. Nach Leas morgendlichem Ritual sich immer wieder zu fragen, was sie denn überhaupt so zu tun hatte, verließen eben jene Worte auch Glaris Lippen. Sie schlug die richtigen Töne an. Die Diplomatin der Gloriam war in ihren Fragen und Ausführungen zurückhaltend aber gleichzeitig auch zielgerichtet ohne aufdringlich zu sein. Offenkundig waren es genau die Töne, die eine verzogene aufsässige Göre hören kann, ohne genervt mit den Augen zu rollen und auf Durchzug zu schalten. Das Gespräch nahm seinen Lauf und Glaris streckte ihr die Hand aus ihr Leben in etwas geregelte Bahnen lenken zu können mit ihr alleine oder in einer Gemeinschaft die viel bietet, aber auch Opfer verlangte. Es war an Lea eine Entscheidung zu treffen die weitreichender war als nur die Auswahl der Taverne die sie abends besuchte…

Schließlich nahm sie die ausgestreckte Hand an und wollte den Versuch wagen etwas konkreteres zu tun zu haben.
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