Das goldene Tor wird geschlossen.

[Marleen Lamont]

In sich gekehrt saß Nayra auf der Bank am Brunnen und hing ihren Gedanken nach. Sie konnte viele der jüngeren Schwestern nicht mehr verstehen. Aber selbst zu Lises Ansichten hatte sie nie wirklich einen Zugang finden können, obwohl diese deutlich älter war. Wann immer es darum ging, Fremde in die Amazonenstadt zu lassen oder gar die Städte Fremder zu betreten, sei es für einen Freundschaftsbesuch auf der Insel der Hochelfen oder gar für eine Schlacht gegen das Böse in der weißen Stadt der Menschen, hatte stets das klamme Gefühl des Misstrauens Nayras Herz fest umklammert. Wann immer möglich, war sie dann auf den Wachposten Asamea'torias gewesen, war durch die weiten Steppen geritten oder hatte im tiefsten Dschungel mit dem Bogen gejagt. Immer seltener fand sie in eine aufmunternde Stimmung, stattdessen entlockten ihre Finger den Saiten ihrer Harfe wie von selbst traurige Weisen und ihre Stimme erklang nur noch leise und zart. War es ein finsterer Schatten, der der sonst so fröhlichen Sängerin das Gemüt trübte? Oder waren es Wolken, die über dem Paradies aufzogen?

Sie sah Chrysia nach, als jene über den Platz ging. Natürlich gewahr sie deren Trübsal. Sollten sie zusammen fortziehen? Immerhin war Lise auch von einen fremden Stamm gekommen. Warum sollte man nicht selbst nach einem anderen Stamm suchen? Langsam erhob sie sich und ging der Schwester nach.

[Kasota]

Kasota ging wie an jedem Morgen vom Haupttor, wo sie die nächtliche Wache abgehalten hatte, zum Morgengebet zum Tempel. Dort grüßte sie alle anwesenden Schwestern und kurz darauf sah sie, wie Ali'shondra sich vom Tempel abwendete. Als Kasota dies sah, lief sie so schnell sie konnte zum Stall, sattelte ihr Streitross und saß auf. Kurz darauf sah man Kasota aus dem Tor reiten, wohl um Ali'shondra zu folgen und deren Leben mit ihrem Eigenen schützen zu wollen.