[Quest] Das Ende der Stille [Status: abgeschlossen]

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Falynidil
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Re: [Quest] Das Ende der Stille [Status: abgeschlossen]

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Epilog

Teil 1

Er hatte sich nicht getäuscht, Unbehagen war in ihm aufgekommen. Nathan hatte die bisherige Sitzung des Ordens souverän moderiert, in dem es um die Versiegelung der Wettermaschine und auch die Restoration der Ansiloner Kapelle gegangen war. Der letzte Punkt auf der Tagesordnung sollte die Schlacht um Silberburg sein, in der der Paladin eine dramatische Rolle eingenommen hatte.
Die Diskussionen rund um die Verantwortlichkeiten zur Restoration waren soeben erstorben und Ruhe war in den großen Saal inmitten der Paladinfestung eingekehrt. Als Großmeister und in Abwesenheit des Hohepriesters war es nun an Nathan, das folgende Thema, die Schlacht um Silberburg gegen ein Untotenheer, einzuleiten. Er starrte auf ein Pergament vor sich, dass seine Notizen beriethielt und es wirkte, als lese er sich kurz ein. Doch eigentlich musste er sich nicht einlesen. Die Schrecken und das Leid, welche die Stadt damals überschwemmt hatten, waren noch immer überaus präsent und würden es wohl sein restliches Leben bleiben. Doch schließlich war er soweit und begann, nachdem er einen großen Schwall Luft eingeatmet hatte, mit seinem Bericht.

Er berichtete von den Anfängen, wie er als Sieger des großen Turniers vor einigen Jahren an zwei der drei Habseligkeiten des Schnitters gelangt war. Auch berichtete er davon, wie er einem Krieger, der in der Lotterie gewonnen hatte, die Kapuze abgekauft hatte. Er hatte zum damaligen Zeitpunkt die Befürchtung gehabt, dass die Gegenstände, wenn vom Bösen eingesetzt, einem ohnehin bösen Geschöpf die Macht verleihen könnte, das Chaos in der Welt nachhaltig zu stärken. Ferner befürchtete er gar, dass die Habseligkeiten einem anderen, unbekannten Zweck dienen könnten, so man sie zusammenführte.

Zu seiner Erleichterung hatte er im Folgenden erfahren, dass das Tragen aller drei Teile nicht wie beschrieben „den Träger seine Identität verlieren lässt“. Tatsächlich passierte einfach gar nichts, außer dass man eine magische Robe, Kapuze und Sense in identischer Farbe trug. Auch Magier hatte sich der Habseligkeiten angenommen und versucht diese magisch zu analysieren: ohne nennenswerte Erkenntnisse. Die Befürchtungen des Paladins wurden zerstreut. Aus diesem Grund war der Paladin fortan davon ausgegangen, dass es sich einfach nur um eine schaurige Legende um drei magische Gegenstände handelte. Nichts, dass besorgniserregend war.

Nathan führte weiter aus, dass einige Jahre später der Drachenleichnam „Morgun“ auf den Plan trat und Nachforschungen über den Verbleib „seines Schnitters“ anstellte. Der untote Drache sei überaus mächtig und verstand sich darauf Informationen aus seinen Befragten herauszupressen. Wie sich später herausstellte, war er durch die Tatsache, dass es sich um einen Streiter des Herrn handelte, wohl nicht dazu fähig, den Träger der Gegenstände eigenständig zu lokalisieren. Stattdessen hatte er damit gedroht die Stadt Ansilons mit einer Flut von Untoten zu überfluten, woraufhin Einzelpersonen recherchiert und Nathan schlussendlich ausfindig gemacht und mit der Sachlage konfrontiert.
Es blieben weniger als 24 Stunden, bis Morguns Ultimatum ablief, also wurde ein Notfallplan geschmiedet, der streng genommen niemandes Anforderungen genügte. Er sah vor, dass Nathan sich stellen sollte, während sich eine Streitmacht im Hintergrund aufhielt. Diese sollte erbarmungslos zuschlagen, sollte das Vorhaben, dem Drachenleichnam die Gegenstände auszuliefern und dafür dessen Rückzug zu fordern, fehlschlagen. Zum Unglück aller Beteiligten war diese Strategie so dilettantisch ausgeführt worden, dass der Drache die List erkannte und konterte. Es stellte sich heraus, dass die Kreatur nicht nur an den Gegenständen, sondern insbesondere am Träger dieser interessiert war. Morgun offenbarte, dass der Schnitter, je mächtiger der Wirt, ebenfalls stärker wurde. Noch bevor die Konsequenzen dieser Offenbarung wirklich zu Nathan durchdrang, hatte Morgun die Sense auf magische Weise herbeigerufen und, ehe sich der Paladin versah, die Metamorphose eingeleitet. Die Gegenstände, die der Paladin trug, wirkten eine so heftige Anziehungskraft auf die Sense aus, dass Nathan diese einfach ergreifen musste, wollte er nicht in die Klinge der Waffe geraten.

Der Schnitter war geboren.
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Falynidil
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Re: [Quest] Das Ende der Stille [Status: abgeschlossen]

Beitrag von Falynidil »

Epilog

Teil 2


Der Paladin sammelte sich schweren Herzens, während er seine Notizen überflog. Er brauchte einen weiteren Moment, dann begann er zu berichten. Zunächst schilderte er von der Zeit, in der er, gefangen im inneren des finsteren Dieners Morguns, mitansehen musste, wie unsägliches Leid und Tod über die Bewohner Silberburgs gebracht wurde. Der Schnitter war wie ein Tornado über das Hafenviertel gefegt und hatte jeden, der sich nicht retten konnte, seiner Untoten Schar einverleibt. Das Hafenviertel, so konnte Nathan berichten, diente fortan als Basislager und hier wurde ein dunkler Nexus errichtet, durch den Morgun weitere Untote entsandte. Nathan war unfähig in das Handeln des Schnitters eingreifen und war stattdessen gezwungen die finsteren Gedanken und Worte, die er mit Morgun wechselte, mit anzuhören.

Nachdem das Lager befestigt gewesen war, hatte der Schnitter den Sturm auf die Stadt eröffnet. Sein Auftrag war eindeutig: er möge so viele Seelen sammeln und dem Heer Morguns zuführen, wie irgend möglich. Morgun war ein machtvolles Wesen, doch wie es bei Kreaturen dieser Art nunmal oft so mit einherging, war sein Durst unstillbar. Er strebte höheres an, er wollte ein Halbgott werden. Dies war seine Motivation, wie Nathan wusste, so maßlos und aggressiv vorzugehen.

Obwohl die tapferen Streiter Silberburgs ihr Bestes gaben, um die brandenden Wellen von Untoten abzuwehren, zeichnete sich eine lange Belagerungsschlacht ab. Es konnten durchaus kleinere Siege gefeiert werden, jedoch war dies Teil der Strategie, die der Schnitter verfolgt hatte. Er wollte sie aushungern, sie ermüden, ehe er seine volle Streitkraft zum Sturm befahl.

Der Paladin beschrieb sehr detailliert, inwiefern er versucht hatte Widerstand gegen den Einfluss des Schnitters zu leisten, räumte aber auch ein, dass er schon früh gespürt hatte, wie sich eine unsichtbare Schlinge zuzog. Vereinzelt war es ihm gar gelungen den Schnitter zu verdrängen und er hatte seine Gegenüber, ehrbare Verteidiger angefleht, kein Erbarmen zu zeigen und ihn jetzt zu töten: ohne Erfolg. So blieb ihm zu dem Zeitpunkt, als der Schnitter den finalen Angriff befahl, nur noch das stille Gebet - in der Hoffnung, der Herr möge ihn erlösen und Unheil vernichten. Er beschrieb seinen Geisteszustand als "bereit zu sterben", da er sich mit diesem Gedanken von Anfang an auseinandergesetzt hatte. So der Moment des Opfers gekommen wäre, er hätte es bereitwillig gegeben. Doch es kam anders.

Als die Untoten die letzte Barriere, die Pforten des Doms zu Silberburg, einrissen, bemerkte Nathan, dass seine Ordensbrüder und Schwestern ebenso wie er bereit waren, dem Bösen bis zum letzten Atemzug entgegen zu treten. Selbst als Klingen stumpf wurden und nur noch das Gebete die völlige Auslöschung verhinderten, konnte der Paladin die Entschlossenheit in ihren Augen erkennen. Wo bei den meisten Menschen Furcht und Panik zu sehen war, erkannte er nun Entschlossenheit und Tapferkeit - nicht nur bei Paladinen, auch bei anderen Verteidigern der Stadt. Die Gedanken stiegen erneut in sein Bewusstsein hinauf und er hörte sich selbst so innig beten, wie selten zuvor. Und er war nicht allein. Andere Paladine mussten die Spiritualität gespürt haben und ebenfalls die Hilfe des Herrn in dieser schweren Stunde ersucht haben.

Sie wurden erhört.

Blitzschläge durchschlugen das Dach der Kirche und prasselten auf den Marmorboden des Gotteshauses. Einen Moment später drückte sich ein Wesen in goldener Rüstung und mit Engelsflügeln vom Boden hoch. Der Schnitter reagierte rasch und wollte dem Wesen zuvor kommen, wurde jedoch mit Leichtigkeit aus dem Gebäude gestoßen. Dieser Engel war anders als jene, die die Priester zur Hilfe riefen. Dieses Wesen war aus eigenen Stücken gekommen und mächtiger als alles, was Nathan je zuvor erblickt hatte. Freude macht sich in ihm breit, als er eine Emotion im Schnitter spürte. Endlich eine Emotion: Furcht. D

Im weiteren Verlauf hatte der Schnitter sein Untotenheer befehligt sich dem Engel entgegen zu stelle, doch dieser hatte die Angreifer mit heiligem Feuer zu Asche verwandelt. Wogen von heiligem Feuer fluteten die Straßen Silberburgs und brannten den Makel der Wiedergänger aus diesen heraus. Am Stadttor dann blieb dem Schnitter nichts anderes übrig, als sich dem Engel, der sich Nathan später als Nenamiah vorstellen sollte, zum Duell zu stellen.

Ein Zweikampf von epischem Ausmaß entbrannte, bei dem der Schnitter all seine finstere Macht aufbringen musste. Zunächst schien es Nathan, als hätte das böse Wesen eine Chance, doch dies stellte sich rasch als Fehleinschätzung heraus. In einer fließenden Bewegung hatte der Engel einen Angriff abgewehrt und dann die Sense des Schnitters mit Energiestößen beschossen, die seinen Träger innehalten ließen. Der Engel wiederholte dieses Vorgehen und zur Überraschung aller Anwesenden resultierte daraus eine Explosion, die die Sense in ihre Elemente zerreißen sollte. Die Explosion hatte ebenso Auswirkungen auf den Schnitter, der wie ein Stein aus der Luft segelte und unsanft aufkam. Das nächste, an das Nathan sich erinnern konnte, war der wie der Erzengel Nenamiah seine Gestalt veränderte. Sie legte ihre physische Hülle ab und hatte sich offenbar in eine Art Energiewesen verwandelt. Er erklärte, wie er danach eine wundervolle Wärme gespürt und wie Erleichterung sich in ihm breit gemacht hatte, da Nenamiah sowohl seine Wunden, als auch die Verderbnis vom Körper des Kriegers genommen hatte. Dieses Unterfangen hatte sich kompliziert angefühlt und er war sich im Nachhinein sicher gewesen, dass das goldene Feuer, das ihn seither umgab, ein Zeugnis des Opfers sein musste, welches Nenamiah für ihre barmherzige Tat gegeben hatte. Danach verschwand der Erzengel und sollte einen Paladin zurücklassen, dem, obwohl er gerade dem sicheren Tod entkommen war, Sorgenfalten auf der Stirn standen. Das Auftreten eines Engels, noch dazu eines Erzengels, war seit Jahrtausenden nicht mehr geschehen. Warum also jetzt? Darauf hatte niemand der Anwesenden eine Antwort. Die Zeit der Stille schien jedenfalls vorüber...
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