Kristallgeschichten

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Shira'niryn
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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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» Ein Ort der Ruhe aus türkisem Angolquarz «

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Die Planungen für das Vorhaben an diesem Abend hatten einige Wochenläufe in Anspruch genommen und sie war froh und dankbar darüber, dass der Fürst der Hochelfen selber sich der Aufgabe annahm. Die kleine Kristalldrachendame wusste, dass es keinen besseren dafür geben würde, als Naeldir, der zugleich bewandert in der Kristallomantie war, als auch meisterliche Fähigkeiten in den verschiedensten handwerklichen Tätigkeiten besaß.

Es musste ein Ruheort geschaffen werden, an dem sie ihre Energien wieder aufladen konnte, ohne dass sie jede Woche zu einem geeigneten Angolquarz reisen müsste, um dort einen Tageslauf zu verweilen. Entsprechend war schnell klar, dass eine Art Sarg, eine kleine Truhe aus Angolquarz geschaffen werden sollte, in die Shira'niryn sich zum Ruhen hinein legen konnte. Die Entscheidung den türkisen Angolquarz dafür zu nutzen war schnell getroffen, es war der einzige Angolquarz der ein sehr großes Vorkommen besaß und sich problemlos immer wieder von selbst aufladen würde – ein Effekt der sich auf den Ruheort übertragen sollte.

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Zusammen mit Tintalle und Livius machten sie sich auf den Weg in das Unterreich, dort wo die schimmernden, türkisen Angolquarze ihren Ursprung gefunden hatten. Naeldir besah sich die dortigen Angolquarze einen Moment, prüfte ihre Beschaffenheit und entschied sich letztendlich für einen davon. Beschützt von Shira'niryns Beschwörungen und unter ständiger Bewachung der anderen Anwesenden machte sich der Fürst daran große, schmale Stücke vom einem der Quarze abzutragen – wobei Livius ihn mit seiner Kraft helfend zur Seite stand.
Kaum waren die großen Seitenstücke vom türkisen Angolquarz abgespalten, machten sie sich auf den Weg zurück durch das Portal um binnen weniger Atemzüge wieder in sicheren Gefilden zu sein. Sie hatten Glück, die dunklen Elfen hatten sich nicht blicken lassen.

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Zurück auf Ivren'mir, in der marmornen Schmiede der Hochelfen, begann der Fürst die Seitenteile entsprechend zu bearbeiten. Fugen und Löcher für die Dübel wurden sorgsam in den schimmernden Kristall gearbeitet, damit nach und nach eine Kiste entstehen konnte, welche von der Form und Größe her an den Kristalldrachen angepasst war. Mit Scharnieren wurde schließlich auch der Deckel befestigt, welcher dem Zweck dienen sollte, Shira'niryn vollständig in den Angolquarz einzubetten – eine perfekte Abschirmung. Der Fürst nahm sich Zeit, überprüfte jeden kunstfertigen Arbeitsschritt mehrmals und schließlich stand der Ruheort vor den Anwesenden auf der marmornen Tischplatte.

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Jedoch war die Arbeit noch nicht gänzlich getan, denn nun war es an Livius und Shira'niryn die Truhe zu verhübschen, denn die Kristalldrachendame war der Ansicht, dass so ein Objekt gar nicht genügend funkeln und glitzern konnte. Je mehr Edelsteine, Angolquarze und Schmuckstücke sich an ihrem Ruheort befanden, umso wohler fühlte sie sich in ihrer 'Haut'. Livius grummelt und sträubte sich zu Anfang, wollte er sich doch der Arbeit, ein Mosaik auf die Truhe zu legen, nicht annehmen – bis das Motiv und das Zureden von Shira'niryn ihn doch überzeugte.

Eine Weile wurde noch diskutiert und schließlich entschieden sie sich für einen Drachen, der aus goldenen, gelben, weißen und silbernen Edelsteinsplittern bestehen sollte – ein Symbol für Naurm und für Zah'niryn. Dieser zweifarbig schillernde Drache sollte vor einem, aus weißen Angolquarzsplittern geformten, Mosaik-Mond verharren. Ein Symbol nicht nur für die weißhaarige Magierin, sondern auch für Shira'niryn selber, die mit dem Mond unendlich viel verband. So wurde der Leim aufgetragen und in fummeliger Kleinstarbeit die Splitter an ihre Position gebracht, bis auch das Mosaik fertig gestellt war. Als Besonderheit hatte Shira'niryn einen alten magischen Ring der Magierin Shirin genommen und damit Auge des Mosaik-Drachens geformt.

Nachdem das Werk vollendet war nahm Livius die Angolqurazkiste auf die Arme um sie sicher in den Drachenturm zu bringen, wo sie in Ruhe aushärten sollte, bis die Kristalldrachendame sie effektiv nutzen konnte. Sie war zufrieden mit dem Ergebnis und ein weiterer Punkt war geschafft, dass sie sich in diesem Turm, der ihr Anfangs so fremd erschien, heimisch fühlte.

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»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
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Shira'niryn
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[Quest] Eine Legende des Nordwaldes

Beitrag von Shira'niryn »

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» Die Begegnung mit Maeryn «

~•~
Es war einer dieser Nächte, in denen es sie hinaus in das endlose, friedliche Grün der Welt zog, dort wo es keine Menschenseele gab – wo alles rein und unbefleckt war. Livius begleitete sie selten auf diesen Spaziergängen, er hatte keine starke Bindung zur Natur und ihm war es eher zuwider sich stundenlang durch das Unterholz zu kämpfen und ihr dabei zuzusehen, wie sie selbst den einfachsten Schmetterling bewunderte. Eine Seite an ihrem Dasein, die sie in der ersten Zeit ihrer Existenz, in kindlicher Entdeckernatur, stark gezeigt hatte, doch mittlerweile lieber verbarg.

Sie hatte für diese Nacht einen ganz bestimmten Ort im Kopf, einen Ort der sich in ihren Erinnerungen gezeigt hatte und vermutlich nicht so unbefleckt war, wie jene, die sie normalerweise vorzog. Dieser Ort musste eine Geschichte haben, etwas Besonderes und dabei stützte sie sich gar nicht mal unbedingt auf die Erinnerungen die sie hatte.
Sie konnte das Jahr der Erinnerung nicht gänzlich zuordnen, doch sah sie die Magierin, damals noch weniger gekennzeichnet durch die Silberweiße, am einem Feuer sitzen und Briefe schreiben. Drei Briefe, einen an Davion, einen an Golga und einen an Samara. Sich an den Inhalt der Briefe zu erinnern, fiel ihr jedoch schwerer, als wäre die Sicht zur Zeit der Entstehung verschwommen gewesen.

Während sie noch darüber grübelte, was der Inhalt der Briefe gewesen sein könnte, erreichte sie diesen Ort. Die Insel tief im Nordwald. Schon der Zugang zu diesem Fleckchen Land war die Ruine einer alten Sandsteinbrücke. Sandstein so tief im Nordwald. Pyramidenbauer oder Magokraten? Oder gar noch eine ganz andere Kultur?
Nachdenklich betrachtete sie den steinernen Untergrund, der von Ranken, Moos und Gräsern überwuchert war – ehe sie ihren Blick wieder voran lenkte um die Insel schließlich zu betreten. Der Eingang wurde von zwei gewaltigen Yew-Bäumen gesäumt. Bäume die Jahrtausende alt sein mussten – Bäume die meist eine Geschichte hatten und eng mit der Natur verbunden waren.

Auf der Insel befanden sich weitere Ruinen aus Sandstein, allesamt ziemlich von der Zeit mitgenommen. Zerstört, zerfallen, von Ranken und Moos überwachsen. Hat die Natur sich das zurückgeholt, was ihr gehörte, oder wurden diese Gebäude schon zu ihren Glanzzeiten zerstört?
Etwas war ihr anders.
Nachdenklich legte sie eine Hand auf das Sandsteingemäuer ab, während sie an diesem hinauf und sich dann wieder umsah. Sie hatte für diesen Ausflug ihre falsche, menschliche Gestalt genutzt, was den simplen Grund hatte, dass die menschlich-imitierte Haut empfindlicher war, als ihr Kristallkleid. Für solche Ausflüge zog sie es vor, mehr fühlen zu können, als geschützter zu sein.

Sie konnte nicht ausmachen, was an dieser Insel anders war. Wie ein Schleier der über ihr lag und etwas Seltsames ausstrahlte. Schließlich schloss sie die intensiven, giftgrünen Augen um sich weniger auf das Hier und Jetzt, als auf das, was dahinter lag, zu konzentrieren. Ein paar Herzschläge vergingen, ehe sie ihren Fokus erneut über die Insel schweifen ließ und da ... da war etwas!

Sie wandte sich wieder um, drehte sich einem der großen Yew-Bäume zu und betrachtete diesen etwas länger. Er strahlte eine ähnliche Kraft aus, wie all die anderen Bäume seiner Art. Eine Kraft die vermutlich von den Waldelfen oder Druiden sehr geschätzt wurde. Aber etwas war an diesem anders, etwas was sie an ihre eigene Art der Magie erinnerte. Langsam bewegte sie sich auf den Baum zu, näherte sich somit auch einen Teil der Ruinen, damit sie ihn genauer betrachten konnte.

Und tatsächlich, dort war etwas, wie in den Baum hineingewachsen. Von Ranken und Ästen umschlungen, kaum zu erkennen für das menschliche Auge – doch fühlte es sich an wie ein Stück Drachenmagie. Der Form der Präsenz nach zu urteilen, musste es eine Art Stab sein. Shira'niryn betrachtete die Präsenz mit gerunzelter Stirn. Kein normaler Stab, das war klar. Er war deutlich zu spüren und zu sehen auf der astralen Ebene, wenn auch vermutlich nicht für jeden einfachen Magier. Aber wie kam ein Stab aus Drachenmagie hier her?

Erneut sah sie sich um, versuchte noch mehr zu erkennen, doch alles was sie registrierte, war der seltsame Schleier der sich über der Insel legte, wie ein unsichtbares, seidenes und unbekanntes Tuch.
Sie verachtete die Menschen dafür immer, Dinge anfassen zu müssen, die sie nicht verstanden um dann über die Konsequenzen überrascht zu sein. Doch das hier war etwas anderes. Dieser Gegenstand war ihr nicht unbekannt in seiner Macht, er war ihr vertraut, es war wie ihre Magie, nur vielleicht ein wenig anders … naturbezogener? Oder lag das nur an diesem Ort?

Sie betrachtete noch eine Weile diesen Gegenstand im Hier und Jetzt, wie auf der Astralebene, ehe sie schließlich eine Hand ausstreckte, um ein paar der Ranken vorsichtig zu lösen, die sich um den Stab schlangen. Sie waren starrsinnig, eher hölzern und ließen sich nur schwer bewegen. Die Berührung hatte zur Folge, dass ein rötliches Schimmern von der vermutlichen Spitze des Stabes ausging und der Schleier, der über der Insel lag, sich veränderte.
Sie hielt inne, ließ ihre Hand wieder sinken und lenkte den Blick erneut über die Umgebung. Natürlich war ihr die Veränderung nicht entgangen und ein unwohles Gefühl stellte sich ein. Das Gefühl nicht mehr allein zu sein.

» WAS fällt dir ein!? «

Die Stimme war kreischend, aufgebracht und mehr die einer alten Frau. Etwas Hallendes lag in dem Unterton, als würde sie von überall und doch von nirgends kommen. Shira'niryn spürte die Wut förmlich in der Luft liegen, eine Abneigung, einen verwurzelten Hass und sie machte sich im Inneren schon darauf gefasst, das was sich da gegen sie stellte, zu vernichten.

 » Ihr Menschen! Zerstört immer alles! Ohne Sinn und Verstand! Vernichten sollte man Euch, alle samt. Ohne Ausnahmen! «

Die Stimme brauste weiter auf, hallte über die Insel und doch verfestigte sich der Schleier immer mehr, bis Shira'niryn ein Zentrum ausmachen konnte. Sie drehte sich dem Zentrum zu und konnte wenige Momente später auch erkennen, was dort Zeterte. Nach und nach hatte sich aus dem Nebel der Nacht eine schimmernd-weiße Frauengestalt geschält. Auf den ersten Blick konnte sie ausmachen, dass es ein Geist sein musste. Sie kannte sich mit Geistern zwar nicht unbedingt aus, aber diese Gestalt war vom Aussehen her, wie man es aus einem Lehrbuch kennen würde.
Der Gestalt fehlte jegliche Farbe, war durchschimmernd in ihrer Art und von einem feinen, weißen Nebel umgeben, der wie Schlieren an ihr haftete. Langes, weißes Haar welches mehr zerzaust wirkte, die alte, weiße Haut von dunklen Zeichnungen geziert. Die Kleidung zerrissen und die Mimik von Wut verzerrt. Wütend funkelte der Geist Shira'niryn an, doch ehe sie wieder etwas sagen konnte, erhob sie selber die Stimme.

 » Da gebe ich dir durchaus recht. «

Vermutlich hatte der Geist die Zustimmung nicht erwartet. Sie hielt inne, blinzelte einmal und starrte jedoch weiterhin wütend zur Drachenmagierin hinüber. Shira'niryn blieb ruhig, natürlich war sie innerlich noch immer dazu bereit zu handeln, doch hegte sie nun die Vermutung, dass dieser Geist einfach nicht verstand, 'was' sie war und sich deswegen so aufführte.

 » Es macht es nicht besser, wenn du Menschlein mir Recht gibts, dann aber versuchst dir das zu nehmen, was nicht dir gehört! «

Bei den Worten huschte das giftgrüne Augenpaar wieder zum Yew-Baum mit dem eingewachsenen Stab zurück, ehe sie jedoch wieder den Geist taxierte.

 » Ich bin kein Mensch. «

Wieder stockte der Geist in seiner aufbrausenden Art und die leeren-farblosen Augen kniffen sich nun skeptisch zusammen, während er näher zu ihr heran schwebte. Sie spürte den musternden Blick der Gestalt, fühlte gar wie er versuchte seinen Geist nach dem Ihren auszustrecken, doch sie unterband das Vorhaben mit einem kleinen Knurren.

 » Wage es. «

Der Geist reckt das Kinn empor und ließ sich aber offenbar von der Drohung nicht sonderlich einschüchtern. Stattdessen verschränkte sie die schleierhaften Arme vor sich und erhob wieder die hallende Stimme.

 » Was bist du genau? «
 » Wenn du das nicht erkennst, frage ich mich, wer hier von uns beiden der Mensch ist. «

Sie war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass nur eine mäßige Gefahr von diesem Geist ausging. Natürlich war er ihr körperlich überlegen und vermutlich auch in anderen Dingen, schlicht weil es ein Geist war, aber so wie sie es einschätzte, würde sie sich im Notfall mit ihrer Magie gut schützen können. Vielleicht ein wenig übermütig, aber das lag vermutlich in ihrem jungen Wesen begründet.
Die Worte führten dazu, dass der Geist einen wütenden Laut von sich gab und ein Rauschen über die Insel ging, wie ein Wind der plötzlich aufkam und die Gräser und Blätter Aufrascheln ließ. Für einen Moment entmaterialisierte sich die Gestalt vollständig und Shira'niryn spürte wieder diese unbestimmte Präsenz, auch wenn sie nun sicher war, von wem sie herrührte.

 » Du hast nerven mich zu beleidigen! Weißt du eigentlich wer ich bin!? «

Zornig hallte die Stimme über die Insel und genervt entwich Shira'niryn nun ein Seufzen. Ein kurzes Durchatmen, mehr aus Gewohnheit, folgte, ehe sie wieder die Stimme erhob.

 » Woher soll ich es wissen? Ich habe keinen Blick auf die Totenebene, noch kann ich deine Gedanken lesen. «

Ein aufgebrachtes Rauschen brachte die Bäume zum Ächzen und Shira'niryn konnte nun sehen, wie sich Ranken aus dem Boden schälten um sich auf sie zuzubewegen. Als würden sie als nächstes die Drachenmagierin umschlingen wollen, bauten sie sich immer weiter auf. Sie runzelte die Stirn, wich im ersten Moment zurück, doch dann folgte nur ein Schnaufen, als sie erkannte was das war. Illusionen. Dieser Geist konnte doch ernsthaft nicht davon ausgehen, dass er SIE mit so etwas täuschen konnte?

 » Bash'rr Nedash Llor «

Ein genervter Klang lag in den Silben, als sie jene alten Wörter der Macht der Drachen sprach und die Illusionen lösten sich auf. Einen Moment herrschte Stille über der Insel, ehe sich der Geist wieder vor ihr zeigte und sie nun noch skeptischer, aber tatsächlich ruhiger, betrachtete.

 » Du bist ein Drachenmagier. «
 » Ich bin ein Drache. «

Die Augenbrauen der Geistergestalt schnellten hinauf und ein schallendes Lachen erfolgte, welches Shira'niryn mehr verärgerte. Die schleierhafte Hand, die bei jeder Bewegung Schlieren verlor, zeigte auf sie und vollführte eine auffordernde Bewegung.

 » Ein Drache in Menschengestalt? Willst du mich auf den Arm nehmen? Ihr Menschen seid so von eurem Stolz übermannt... «

Shira'niryn verdrehte die Augen, das konnte ewig so weiter gehen und noch während der Geist wieder anfing sich in einer Schimpftirade hinauf zu schrauben, schloss sie die Augen um den falschen, menschlichen Körper aufzugeben und ihre wahre Gestalt zu zeigen. In den Moment als sich der kleine Kristalldrache herauskristallisiert hatte, verstummte der Geist wieder. Skeptisch ruhten die leeren Augen auf dem Drachen – durchdringend und sie wusste, das der Geist nun vermutlich auf allen, für ihn möglichen, Ebenen versuchte ihre Gestalt zu erfassen.

 » Es ist ewig her, dass ich einen Drachen getroffen habe. «

Erklang es schließlich und die Geistergestalt sank hinunter auf die Knie, um auf Augenhöhe mit Shira'niryn zu sein, die nur ein kleines Schnaufen von sich gab – weiterhin mehr genervt.

 » Allerdings bist du ein ziemlich Mickriger.«
 » Ich... «

Sie spürte einen gewissen Stolz kurz in sich hinauf schwappen, der sich in Zorn wandelte, doch schloss sie einfach nur die Augen und stieß ein leises Knurren hervor.

 » Meine Größe hat nichts mit meiner Macht zu tun. «
 » Mhm ja ja, ich wollte dich nur ein wenig ärgern. Ich bin Maeryn. «

Ein kleines Grinsen formte sich auf den Gesichtszügen, des nun plötzlich so umgänglich wirkenden Geistes, auch wenn sie weiterhin spürte, wie der Geist, der sich als Maeryn vorgestellt hatte, sie wachsam betrachtete.

 » Shira'niryn. «
 » Was wolltest du mit meinem Stab? «
 » Deinem Stab? Mir war nicht bewusst, das er dir gehörte. Er hat sich einfach vertraut angefühlt, wie etwas, was zu mir gehört. «

Ein kleines Schnaufen Maeryns folgte, ehe es in einem hallenden Lachen endete. Der Kopf schüttelte sich, die schleierhaften Haare waberten in der Luft hin und her, ehe sie einen Zeigefinger anhob.

 » Dieser Stab ist das Geschenk eines Drachens gewesen. Meines Drachens. Toir'easa. Du musst ihn dir verdienen, wenn du seiner Herr werden willst. «

Der Name sagte ihr genau so wenig, wie der Name dieser Magierin, aber vermutlich lag ihr Leben Jahrhunderte zurück. Skeptisch betrachtete sie den Geist, dann wandte sie ihren Fokus zum Yew-Baum, in welchem der Stab hinein gewachsen war. Kurz stellte sie sich die Frage, ob es sich lohnen würde, denn was auch immer Maeryn verlangen würde, es würde gewiss nervig werden.

 » Was verlangst du? «

Ein kleines schelmisches, fast boshaftes Lächeln zeigte sich auf den Gesichtszügen des Geistes und sie schwebte einmal in einer raschen Bewegung um Shira'niryn, ehe sie sich wieder vor ihr niederkniete.

 » Ich habe drei Prüfungen für dich. Eine Prüfung deiner Bereitschaft, eine Prüfung deiner Stärke und schließlich eine Prüfung des Geistes. Erst wenn du alle drei bestanden hast, wird dir die Ehre zuteil, Toir'easas Geschenk führen zu dürfen. Überlege weise, ob du dich darauf einlässt, denn wenn du beginnst, gibt es kein Zurück mehr. «
 » Erzählst du mir mehr über die Prüfungen?«
 » Nein, aber ich gebe dir eine Nacht und einen Tag um zu überlegen. Dann will ich deine Entscheidung erhalten. Und nun geh... und komm gar nicht erst auf den Gedanken, du könntest den Stab einfach dem Baum entreißen. Das wird dir nicht möglich sein. Er gehört zu mir, nicht zu dir. Er ist nicht vollständig und wird sich ohne das fehlende Stück nicht gebrauchen lassen.«

Knurrend betrachtete sie den selbstgefälligen Geist, ehe sie jedoch ein Nicken von sich gab und die durchschimmernden Kristallflügel ausbreitete.

 » Ich werde nächste Nacht wiederkommen. «
 » Das wirst du, Shira'niryn, Winzdrache. «

Ein spöttelnder Unterton schwang in den Worten des Geistes mit, doch ehe die Drachenmagierin ihr etwas zurückgeben konnte, dematerialisierte sie sich einfach und zurück blieb lediglich der merkwürdige Schleier, der über dieser Insel lag. Genervt betrachtete sie noch eine Weile ihre Umgebung, ehe sie schließlich leise Silben formte um sich auf den Weg zurück zu machen. Livius hatte bestimmt mitbekommen, dass etwas nicht stimmte, es sei denn, sein Schlaf war diese Nacht tief und fest gewesen.
 
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Shira'niryn
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[Quest] Eine Legende des Nordwaldes – Teil 2

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

» Die erste Prüfung «

~•~
Spät in der nächsten Nacht machte sie sich wieder auf den Weg, nachdem sie mit Livius darüber geredet hatte, was ihr passiert war. Natürlich wollte er mit, doch wusste sie, dass es keine kluge Idee war jemanden zu Maeryn mitzunehmen.
So war sie wieder allein diese Nacht, diesmal in ihrer Ur-Gestalt dem smaragdfarbenen Angolquarzdrachen, mit welcher sie sich durch das Unterholz schlug, bis sie wieder an der Insel angekommen war. Im Schein des Mondlichtes schimmerten die kristallinen Schuppen in einem eher silbrigeren Unterton und das Glimmen ihres Kerns ließ sie wie eine kleines, leuchtendes Glühwürmchen in der Finsternis des Waldes erscheinen.
Sie hatte keinen blassen Schimmer, was sie erste Prüfung beinhalten würde, nur dass sie dem Namen nach zu urteilen, ihre Bereitschaft testen sollte. Ihre Bereitschaft wozu? Maeryn hasste offenbar Menschen, das konnte sie nachempfinden, wenn auch lange nicht so schlimm wie sie. Wie würde diese Prüfung also aussehen?

Nachdenklich betrat sie die Sandsteinbrücke, was begleitet wurde vom leisen Klackern der Kristallklauen auf dem steinernen Untergrund und kaum hatte sie das Zentrum der Insel erreicht, verdichtete sich die Präsenz und Maeryn erschien in gleicher, schleierhaft Gestalt wie in der letzten Nacht. Die faltige Mimik des Geistes verzog sich zu einem halb spöttischen und halb zufriedenen Lächeln, während sie Shira'niryn betrachtete.

» Du willst dich also wirklich den Prüfungen stellen, mhm?«
» Natürlich, dafür bin ich da. Aber ich würde gerne vorher etwas mehr über dich erfahren. «
» Über mich? «


Maeryn zog eine Augenbraue hinauf und ihre schlierenhafte, durchschimmernde Gestalt ließ sich im Schneidersitz auf den Boden nieder – wobei sie diesen nicht direkt zu berühren schien. Auch Shira'niryn ließ sich auf den Hinterläufen nieder, die Schwingen an den Leib gelegt.

» Über dein Leben, warum du hier bist... und so weiter. «

Die leeren, farblosen Augen starrten den Kristalldrachen eine Weile an, während die langen, verknoteten Haare, wie unter Wasser, hin und her waberten, ehe ein schrilles Lachen folgte und eine ausschweifende Geste mit der Hand vollführt wurde.

» Ich bin viele Jahrhunderte schon tot. Aber im Tot, wie auch zu meiner Lebzeit, war es meine Aufgabe diesen Wald zu schützen. «
» Den Wald zu schützen? «
» Natürlich. Ich habe damals jeden vertrieben, der es sich wagte zu tief in diesen Wald zu kommen und Toir'easa stand mir dabei zur Seite. Es war genau so ihre Aufgabe, wie meine. Doch seit wir beide gestorben sind, kann ich diese Insel nicht mehr verlassen. Als Trägerin des Stabes jedoch wird es -deine- Aufgabe sein. «


Ein kleines Schnaufen der Kristalldrachendame folgte und der kompakte Kopf wurde in einer kleinen Geste zur Seite geneigt. Hatte sie das nicht am Vorabend sagen können?

» Ich soll für dich den Wald schützen? «
» Die Aufgabe ist mit dem Stab verbunden. Du musst der Natur mehr Respekt schenken, als den Menschen, die ihm keine Achtung entgegen bringen. Hast du damit ein Problem, kleiner Drache?«


Natürlich hatte sie das im Grunde nicht. Seit ihrer Geburt war sie der Natur zugetan, liebte die Ausflüge durch diesen und alles was mit ihm zusammenhing. Was sie in diesem Moment zögern ließ, war eher die Verpflichtung. Sie hatte stets sorgfältig aufgepasst keine Verpflichtungen einzugehen, oder gar Versprechen zu geben. Das Wort eines Drachens wird -niemals- gebrochen. Ein ungeschriebenes Gesetz, eine Schandtat, wenn man es doch tat. Die intensiven, giftgrünen Augen taxierten den Geist somit eine ganze Weile, ehe erneut ein Schnauben den Kristallnüstern entwich und ein Nicken vollführt wurde.

» Mir liegt mehr an der Natur, als an den Menschen, glaub mir. Es gibt nur wenige der Zweibeiner, die ich zu schätzen weiß. «

Das Grinsen auf dem Geistgesicht wurde noch breiter, aber irgendwie bereitet das Shira'niryn mehr Unbehagen, als das sie es als gutes Zeichen nahm. 

» Du wirst mich hinein lassen müssen. «
» Hin... «


Sie blinzelte und schnaufte verärgert auf. Diese alte Hexe. Die Flügel breiteten sich aus, vollführten einen verärgerten Flügelschlag und das Giftgrün taxierte Maeryn, welche die Reaktion äußerst zufrieden auf sich nahm.

» Hinein, korrekt. Und du wirst Situationen erleben, in denen du die richtigen Entscheidungen treffen musst. Hast du nun Angst bekommen? Willst du nicht mehr? «
» Als ob, worauf wartest du noch? «


Die weißen Zähne des schleierhaften Geistes zeigten sich erneut in dem breiten, boshaften Grinsen und eine auffordernde Geste mit der Schlierenhand wurde erneut vollführt. Shira'niryn betrachtete Maeryn noch einen Moment abschätzend, ehe ihre Nüstern sich krausen und sie ihren Geist für... den Geist öffnete. Fast augenblicklich spürte sie wie diese Präsenz, in ihren Kopf eindrang, was mit einem unguten, drückenden Gefühl einher ging, welches sie hinunter kämpfen musste, um nicht direkt wieder Schutzmaßnahmen zu unternehmen. 
 
Es dauerte nur wenige Herzschläge, bis sie die ersten Bilder sah, als wären sie real, als wäre sie an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit.
Auf einem der höheren Äste einer großen Trolleiche saß sie im tiefen Wald. Die Sonne stand hoch am Himmelszelt und ließ schimmernde Lichtflecken durch das Blätterdachwerk dringen. Sie hörte das Rascheln von Schritten auf dem Laub, große Schritte, ungeübte Schritte. Niemals die eines Tieres, welches wusste sich zu bewegen. Sie lenkte den Blick hinab und erkannte einen Mann, bewaffnet mit einem Bogen und einem Köcher mit Pfeilen an seiner Seite. Ein kleines Seufzen formte sich in ihrem Inneren – so eine Situation also.
Je länger sie den Jäger betrachtete, je bewusster wurde sie sich, dass er nur hier war, weil er es musste, weil er seine Familie in Nordhain ernähren musste. Natürlich hatte Maeryn eine möglichst dramatische Situation gesponnen.
Je schneller sie das hinter sich brachte, je eher hatte sie diese Prüfung bestanden.
„Verschwinde von hier, du wirst keinem Lebewesen in meinem Wald Schaden zufügen.“
Der Jägersmann erschrak, blickte sich hektisch um, ehe sein Fokus hinauf zu Shira'niryn fand, doch statt zu laufen oder zu antworten, zog er direkt einen Pfeil aus dem Köcher, um ihn auf die Sehne seines Bogens zu legen. 
Missbilligend krauste sie die Nüstern. So wollte Maeryn es also. Mit einem Seufzen drückte sie sich auf, taxierte den Jäger, der gerade die Sehne loslassen wollte, ehe sie auch schon zischende Silben formte.
„Manifet'ra Dereak War'tera!“
Ehe der Jägersmann sich versah, wurde er von seinen schlimmsten Albträumen heimgesucht. Es zwang ihn in die Knie, während er seinen Bogen fallen ließ und die Hände an seinen Kopf legte. Shira'niryn wusste, dass er Qualen hatte – Mitleid empfand sie jedoch nicht. Dennoch würde sie ihn nicht so lange leiden lassen.
„Manifet'ra Urlakor Cka'hera Opsiar!“
Vor dem Jägersmann manifestierte sich ein schimmernder Funke, der augenblicklich die Form des Jägersmanns selber annahm und diesen angriff. Der ungleiche Kampf war schnell vorbei und der Mensch sackte leblos zu Boden, während der Nachahmer regungslos da stand und auf weitere Befehle wartete.
Maeryn machte es gut, je länger sie sich in dieser Illusion befand, je echter fühlte es sich an. Sie lenkte ihren Blick durch die Umgebung und erhob leicht genervt die Stimme.
„Das wars, bist du zufrieden?“


Keine Antwort – nur Stille. Sie sah wie ihr Nachahmer sich auflöste und auch der Kadaver des Jägers verschwand, ehe sie ein leises Lachen aus dem Dickicht vernahm. Kinderlachen. Schmerzhaft zog sich ihre imaginäre Magengegend zusammen. Das konnte nicht der Ernst der Hexe sein. Das giftgrün pendelte suchend über die Umgebung, bis sich das kleine Mädchen im Unterholz zeigte. Ein Stadtkind, sorglos und naiv. Sie konnte nicht das gleiche mit den Mädchen machen, wie sie es mit dem Mann getan hatte.
Nachdenklich beobachtete sie das Kind beim Spielen, ehe sie ihren Blick ein wenig schwenken ließ und schließlich formte sie leise Silben.
„Llor Opsiar Porkk'a“
Augenblicklich wirkte es für das Stadtkind so, als wäre der Wald lebendig. Augen die aus der Dunkelheit zu ihr starrten, ein Flüstern und Rascheln in der Umgebung. Die Sonne die sich verdunkelte, als würde es plötzlich Nachts werden. Das Mädchen erschrak fürchterlich und stolperte panisch rückwärts, während Shira'niryn die Illusion erschuf, dass die Wurzeln der Bäume das Kind greifen wollen würden. Alles sollte darauf abzielen, dass dieses Kind so viel Angst bekam, das es nie wieder hier her kommen würde.
Es gelang ihr, panisch schreiend suchte das Mädchen das weite.
Zufrieden blickte sie dem Bild des Mädchens nach, ehe sie wieder in die Umgebung sah.
„Ist das nicht Beweis genug meiner Bereitschaft...?“
Es herrschte wieder nur Stille – keine Antwort, aber dafür vernahm sie nach wenigen Momenten erneut ein Rascheln. Ein genervtes Seufzen entwich ihr. Wie viele dieser Situationen wollte Maeryn ihr noch vorspielen? 


Wieder lenkte sie ihren Blick hinab, doch der Anblick, der sich ihr diesmal bot, ließ sie im ersten Moment erstarren. Livius stand dort unten, zwischen dem dichten Grün, mit der gleichen genervten Mimik, die er so oft hatte, wenn er in den Wald musste. Dieses Miststück. Knurrend drückte sie sich flacher an ihren Ast, während sie den miesgelaunten Livius dort unten betrachtete, wie er sich grob durch das Unterholz schlug. Was sollte sie mit ihm machen? Sie konnte ihn nicht töten, das wäre, als würde sie einen Teil ihrer selbst töten – auch wenn das nur eine Illusion war. Sie konnte ihn aber auch nicht verschrecken, wie bei dem Mädchen. Immerhin war es Livius.
Nachdenklich und mit einem gewissen Unwohlsein beobachtete sie das Abbild des Magiers, welches sich immer tiefer in den Wald kämpfte, bis zu einer Lichtung, auf der ein schimmernder Gegenstand auf einem Sockel thronte – Ein Artefakt.
Niemals würde sie diesen Mann davon abhalten können, sich so einen Gegenstand zu krallen. Was sollte sie tun? Was wollte Maeryn was sie tat? Sie beobachtete sie Livius sich immer weiter dem Gegenstand nährte, mit einem erwartungsvollen und zufriedenem Ausdruck im Bernstein seiner Augen. Maeryn würde niemals zulassen, dass jemand den Wald bestahl.
„Manifet'ra Urlakor“
Leise murmelte sie dreimal die magische Formel, damit sich drei Teufelchen manifestieren konnten. Zwei weitere Formeln folgten, um sie zu stärken und gegen Livius Bannmagie immun zu machen, ehe sie jene losschickte.
Gackernd flatterten zwei der Teufelchen auf Livius zu, packten ihn an seiner Kleidung, zerrten an seinen Haaren, während er wütend vor sich her knurrte und versuchte die Kreaturen zu bannen. Was natürlich nicht funktionierte, ehe er sich mit seiner Magie zur wehr setzte. Doch die Ablenkung genügte, so dass das dritte Teufelchen sich das Artefakt schnappen konnte und damit im Dickicht verschwand.
Zurück blieb ein fluchender, zorniger Magier, der anfing mit seinem Explosionszauber den Sockel wegzusprengen. Knurrend betrachtete Shira'niryn diese perfekt imitierte Variante ihres Magiers, ehe sie sich dafür entschied ihn einfach aus dem Hier und Jetzt zu nehmen.
„Xelur'an Urlakor Tykard Elak'urr“
Das Astralgefängnis schnappte zu und der Magier verschwand aus dem Wald.


Jetzt erst löste sich die komplette Illusion auf und sie spürte wie Maeryn sich aus ihrem Geist zurück zog. Mit einem Schnaufen öffnete sie das intensive Giftgrün der Augen, um den Geist wieder genauer in Augenschein zu nehmen.
Jener beobachtete sie eindringlich – nichtssagend, einfach nur starrend. Sie war sich sicher, dass sie die Zeit genutzt hatte, um mehr in ihrem Kopf herum zu forschen und gefallen tat ihr das gewiss nicht.

» Die zweite Prüfung wird die Prüfung der Stärke sein. «

Ein kleines Blinzeln, dann richtete sie sich ein wenig mehr auf, als sie indirekt ihr 'Bestanden' mitgeteilt bekam.

» Was muss ich machen? «
» Die Prüfung der Stärke wird dich etwas wiederbeschaffen lassen, was ich einst versteckt habe. Doch gehe Heim und komme nächste Nacht wieder, dann wirst du mehr erfahren. «


Sie wollte zuerst widersprechen, doch fühlte sie diese Mattigkeit über ihrem Geist, diese Erschöpfung, die ihr sagte, dass es tatsächlich besser wäre sich ausruhen zu gehen. So nickte sie einfach schlicht, warf Maeryn noch einen grummeligen Blick zu, ehe sie sich abwandte um diese Insel zu verlassen.
Zuletzt geändert von Shira'niryn am 22 Okt 2020, 09:48, insgesamt 1-mal geändert.
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~ Nikita Gill
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[Quest] Eine Legende des Nordwaldes – Teil 3

Beitrag von Shira'niryn »

 
 ~•~

 » Die zweite Prüfung «

 ~•~

 Auch dieses mal manifestierte sich Maeryns Geist augenblicklich vor Shira'niryn, als jene die Insel betrat – auch dieses mal starrten die leeren-farblosen Augen sie eindringlich an, ehe sich ein schiefes Grinsen formte, von dem der Kristalldrache noch immer nicht so recht wusste, was er davon halten sollte.

 » Also, was ist die zweite Prüfung? «
 » Ungeduldig, mhm? «
 » Nein, es gibt nur keinen Grund Zeit zu verschwenden. «


Entgegnet Shira'niryn simpel, was dem Geist direkt ein hallendes Lachen entlockte. Einen Moment schwieg die farblose Gestalt noch, ehe sie wieder, schwebend im Schneidersitz, innehielt und zum kleinen, smaragdfarbenen Kristalldrachen blickte.

 » Wie ich dir bereits erzählte, war dieser Stab ein Geschenk Toir'easas, dem Drachen... dem Lindwurm, dem ich einst das Leben rettete... und sie meines, wodurch sie letztendlich ihr Leben ließ. Doch ehe sie starb, formte sie aus diesem Yew-Baum hier... selber den Stab mittels ihrer uralten Magie. Sie formte aus einer ihrer blutigen Tränen einen Tränenblutkristall und fügte ihn als Kraftquelle in den Stab ein. Ohne diesen Tränenblutkristall ist der Stab nicht komplett. «

Aufmerksam lauschte der Kristalldrache den Ausführungen, ehe sie dem Deut zu einem der großen Yew-Bäume der Insel folgte und diesen einen Moment länger betrachtete.

 » Wo ist dieser Tränenblutkristall nun? «
 » Als ich wusste, dass mein Ende naht, habe ich ihn aus dem Stab gelöst und ihn Marushmalgu gegeben. «


Shira'niryn stockte und blinzelte einen Moment als der Name fiel und sie warf einen Blick zurück zu Maeryn, wie um sich zu vergewissern, dass sie gerade wirklich richtig gehört hatte. Die Hexe gab nur ein stummes Nicken von sich und der Kristalldrache stieß ein kleines Schnaufen aus.
Marushmalgu, der Legionsführer der Dämonen. Jener der den dämonischen Aufstand in den alten Angolquarz-Minen gegen die Magokraten angezettelt hatte. Jener, der von den Magokraten in eine Globule als ewiges Gefägnis gesperrt wurde. Eine Globule, deren Zugang nur durch einen Schlüssel möglich war, der von Caym verwahrt wurde und mit zwanzig Essenzen besiegter Dämonen aufgefüllt werden musste, damit er funktionierte.

 » Ich werde ihn dir beschaffen. Dann habe ich die Prüfung der Stärke bestanden, korrekt?«
 » Korrekt. «


Ein schlichtes Nicken der geisterhaften Gestalt folgte und ehe Shira'niryn noch etwas fragen konnte, löste sie sich in Schlieren auf und nur die drückende Präsenz war noch wie ein zarter Schleier auf der Insel zu spüren.
Sie verweilte noch einen Moment, ehe sie sich ebenso wieder auf den Weg machte. Sie würde für dieses Unterfangen Hilfe brauchen...
Zuletzt geändert von Shira'niryn am 22 Okt 2020, 09:48, insgesamt 1-mal geändert.
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[Quest] Eine Legende des Nordwaldes – Teil 4

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

» Die dritte Prüfung «

~•~

Die Jagd auf Marushmalgu war mit mehr motivierten Abenteuern bestückt gewesen als erwartet und so war der Legionsführer wohl am Ende einfach mit der Masse an Angriffen überfordert die auf ihn einprasselten. Die Bewahrer, der Ysam enis Alwanzessar, die Wächterschaft des Namenlosen und unzählige Bürger Ansilons – teils auch Gesichter, welche sie noch nie zuvor gesehen hatte, hatten an diesem Abend dazu beigetragen, dass die Kristalldrachendame die zweite Prüfung bestehen würde.
Eigentlich schade, Shira'nriyn hätte gerne sein volles Potenzial kennen gelernt – jedoch hielt sie nun das benötigte Stück zwischen den Fingern und das war immerhin wichtiger, als alles andere.
 
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Den Tränenblutkristall
Nachdenklich betrachtete sie den blutroten kleinen Kristall, der eine mehr oder weniger runde Form hatte und alles in einem eine ähnliche Struktur wie ein roter Angolquarz trug. Wenn sie sich auf ihn konzentrierte, spürte sie die Kraftquelle seiner Art, aber auch etwas... was ihr ein melancholisches Gefühl übermittelte. Fast so, als würde sie einen letzten Widerhall von Toir'easas Trauer vernehmen können – oder aber, ihre Sinne spielten ihr einen Streich, eben weil sie wusste, dass dieser Kristall mal eine blutige Träne gewesen war.
 
~ • ~

Nun war es jedoch Zeit Maerya den Tränenblutkristall zu bringen und so materialisierte sie sich nach leisen Silben auch schon am Eingang der Insel. Wieder einmal betrachtete sie die Sandsteinbrücke einen Moment, ehe sie jene überquerte, um zwischen den großen Yew-Bäumen anzuhalten. Nichtmal ein halber Minutenlauf später materialisierte sich Maerya nur einen halben Schritt vor ihr entfernt.

» Wie ich spüre, hast du die zweite Aufgabe überstanden. «

Ein sanftes Nicken wurde von Shira'niryn vollführt und sie streckte der Hexe den Tränenblutkristall entgegen. Jene nahm diesen sogleich entgegen, umschloss ihn, mit einer zufriedenen Mimik, mit der Hand und taxierte danach wieder den Kristalldrachen.

» Die dritte Prüfung wird die schwierigste Prüfung sein. Die Prüfung des Geistes. Bist du bereit dich jener zu stellen? «
» Auf was muss ich mich vorbereiten?«


Ein wenig argwöhnisch betrachtete Shira'niryn die schleierhafte Gestalt des Geistes, der doch mehr im Hier und Jetzt verankert zu sein schien, als sie Anfangs annahm. Richtige Geister konnten keine Gegenstände berühren und nehmen... oder?

» Die Prüfung des Geistes, bei der du dich deinen schlimmsten Ängsten stellen musst. Mit der Ziel diese zu überwinden. Nur ein starker Geist kann Herr über Toir'easas Erbe sein, nur jemand der im Reinen mit sich ist, erlangt die Gunst des Lindwurms. «
» Willst du mir damit sagen... das du wieder in meinen Kopf hinein willst...?«


Skeptisch und mit einem gewissen, unwohlen Gefühl, betrachtete sie Maeryn, welche nun wieder ein breites Grinsen auf ihren Gesichtszügen formte.

» Korrekt, nur so, werde ich auch sichergehen können, dass du es Wert bist. Drache hin oder her. Zeig mir also, ob du ein richtiger Drache bist. «

Ein kleines Knurren entwich der Kristallkehle, denn sie musste sich eingestehen, dass ihr das nicht wirklich recht war, diesen Geist dauernd in ihrem Kopf zu haben. Aber was blieb ihr im Prinzip anderes übrig? Sie hatte nichts zu verbergen, sie hatte keine bösen Absichten von Maeryn zu befürchten. Das war nur der eigene Schatten aus Stolz und Trotz den es zu überwinden galt.

» Gut, ich bin bereit. «
» Natürlich bist du das. «


Entgegnete Maeryn mit einem schiefen Lächeln und ihre Hand, welche fädenartige Schlieren zog, deutete auf den großen Yew-Baum, in welchem weiterhin der Stab verschlungen war. Sie wies den Kristalldrachen an, sich an den Baum zu setzen und sich zu entspannen – in sich zu gehen und alle Schutzvorhänge beiseite zu ziehen. Sie solle sich gar auf die Energie des Yew-Baumes konzentrieren.
Shira'niryn tat wie geheißen. Sie ließ sich zwischen den gigantischen, knorrigen Wurzeln des Yew-Baumes nieder, so dicht am Stamm, dass sie diesen berührte, ehe sie die Augen schloss und versuchte sich nur auf dessen sonderbare Energien zu konzentrieren. Wieder spürte sie wie Maeryn sich in ihren Geist drängte, was mit diesem widerlich, drückenden Gefühl einher ging – doch sie ließ es geschehen.
 
Es dauerte nicht lange, da veränderte sich um sie herum wieder alles. Wie bei der ersten Aufgabe sah sie sich an einen vollständig anderen Ort versetzt. Doch wenn sie sich nun umsah, dann war alles schwarz. Es gab kein Oben und kein Unten. Kein Wind, keine Lust, keine Sonne. Gerade begann sie sich zu fragen, was sie hier sollte, da fühlte und hörte sie es. Ein kleines Knacken, wie Kristall der springt und ein stechender Schmerz. Sie senkte ihren Blick und sah den Riss, der sich durch ihren Kristallkörper gefressen hatte, quer über ihren Vorderlauf. Ein verwirrtes Blinzeln und ehe sie sich darauf besinnen konnte, dass das alles nicht echt war, quoll Panik in ihr herauf. Wieder ein Knacken, wieder ein stechender Schmerz und erneut bildete sich ein Riss, diesmal am langen, kristallinen Schwanz. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, während sie fieberhaft auf einer Lösung herum dachte. Hier gab es keine Angolquarze, hier gab es nicht mal Verbände – hier gab es -nichts-. Wieder ein Knacken und Schmerz. Und wieder. Und Wieder... bis der Kristallkörper übersät war mit lauter Rissen, die ihn drohten auseinanderfallen zu lassen. Sie wurde immer panischer, drehte sich ein paar Mal im Kreis, während sie angestrengt versuchte eine Lösung zu finden. Aber wie sollte sie das? Sie drohte zu zerbrechen und hier war einfach nichts!
„Stell dich deinen Ängsten.“
Wie ein kleiner Lichtfunke in ihrem Kopf sprang diese Erinnerung der Worte aus ihr hervor und die Tatsache, dass das alles nicht echt war, wurde ihr wieder bewusster. Einen Moment harrte sie aus, sammelte sich, ehe sie es einfach geschehen ließ, als wäre sie vollkommen einverstanden damit. Nochmal ein Krachen, diesmal lauter – doch ohne Schmerz und der Körper zersprang in tausende, schillernde Scherben.


Einen Moment wurde alles wieder Schwarz, dann sah sie sich selber wieder – diesmal in ihrer menschlichen Gestalt. Hoch oben auf einem Gipfel der von Eis und Schnee bedeckt war. Ein beißender, kalter Wind zerrte an dem langen, elfenbeinfarbenen Haaren und als sie sich umsah, registrierte sie Livius an ihrer Seite. Er sah verbissen aus, zitterte – fror ob der eisigen, beißenden Kälte hier Oben. Was kein Wunder war, denn selbst sie spürte die Schmerzen in ihren Gliedern, als sie der Kälte ausgesetzt war, die stärker war als das, welchem sie sich normalerweise Aussetzen sollte. Sie griff seine Hand, sie war eiskalt und doch schlossen die Finger sich träge um die ihren. Er würde erfrieren, wenn sie nicht von hier verschwinden würden – doch soweit sie blicken konnte, war da nur Eis und Schnee. Gipfel über Gipfel – eiskalte Winde, eine sternenklare, bittere Nacht. Livius zog seinen Fellumhang enger um sich, doch das würde nicht viel nützen. Seine Lippen waren blau, die dunklen Haare von einem feinen Frost überzogen.
„Wir müssen hier weg.“
Murmelte sie leise und sie drückte die Hand des Magiers an seiner Seite, damit sie ihm im nächsten Moment mit sich ziehen kann. Hinunter vom Gipfel, doch als sie den Weg erblicken konnte, schien jener endlos und eisig. Aussichtslos und doch setzte sie sich in Bewegung – Livius folgte ihr, stolpernd – hustend durch die Kälte in seinen Lungen. Es dauerte nicht lang, da spürte sie das Zittern an ihrer Hand und der Magier brach zusammen. Er war zu erschöpft, es war zu kalt. Verzweiflung brannte durch ihre Magengegend, doch sie hatte keine sinnvolle Lösung bereit. Sie würde normalerweise ein Portal erschaffen, um ihn wegzubringen, aber sie spürte, dass das nicht funktionieren würde. Sie konnte nicht einmal ein Feuer entzünden, oder ihre Gestalt wechseln – als wären ihr jegliche Fähigkeiten genommen worden.
Verzweifelt ging sie zu Livius auf die Knie, um den schweren, kalten Körper des Sterbenden in die Arme zu nehmen. Sie spürte das auch die Verbindung zu ihm immer schwächer wurde, als würde ein Teil ihrer selbst mit ihm sterben und eine unheilvolle Leere blieb nach und nach zurück. Sie vergrub ihr Gesicht am, vom Eis überzogenen, Schulterfell des Mannes und war im Begriff einfach bitterlich zu weinen, ehe sich wieder etwas in ihrem Geist meldete, als würde ihr Unterbewusstsein ihr auf die Sprünge helfen wollen.
„Es ist alles nicht echt – stell dich dem.“
Sie hob den Kopf an, lenkte das intensive grüne Augenmerk über die todbringende, eisige Landschaft, ehe sie wieder in das sterbende Gesicht des Mannes sah. Sie mussten hier weg. Es war alles nicht echt. Wieder schlang sie die Arme um seinen Leib, drückte das Gesicht auf seine Brust und wenige Atemzüge später sanken sie zusammen immer tiefer in den Schnee und schließlich das Eis und den Fels hinein, bis sich alles auflöste.


Sie schreckte hoch, panisch im ersten Moment, doch als sie Maeryn sah, beruhigte sich ihr Geist wieder. Der Geist der Hexe betrachtete sie mit hochgezogener Augenbraue, schwieg jedoch vorerst, während Shira'niryn sich noch einen Moment umsah. Sie wollte sichergehen im Hier und Jetzt zu sein und nicht gefangen in einer erneuten Illusion. Sie leerte ihren Geist, suchte nach Hinweisen und zog die schützenden Mauern wieder hinauf – erst dann fand sie wieder Ruhe, auch wenn sie sich ermattet und geschafft fühlte, als hätte sie alles -wirklich- erlebt.

» Du hast nicht viele Ängste «
» Habe ich nicht, es gibt keinen Grund für die meisten. «


Erwiderte sie ruhig, matter Stimmlage und Maeryn zog amüsiert einen Mundwinkel hinauf, während sie sich in einer schlierenbehafteten Geste hinaufdrückte. Ein kleines Schnaufen ging von der Kristalldrachendame aus, während sie sich selber ausrappelte und zum Geist hinauf blickte.

» Ich nehme an ich hab bestanden und mir das Erbe verdient? «
» Nein. «
» Nein? «


Einen Moment spürte sie Wut in ihren Adern hinaufkochen, doch sie wusste, dass es keine weise Entscheidung war ihren Gefühlen freien lauf zu lassen und so starrte sie Maeryn einfach abwartend und genervt an. Diese betrachtete sie gelassen, schwebte zum großen Yew-Baum heran und löste zwischen seinen Wurzeln etwas heraus, um es ihr zu reichen.

» Das hast du dir bisher verdient, lies es durch. Verinnerliche es. «

Sie blickte auf das alte, teilweise zerfressene Buch welches der Geist ihr gereicht hatte und ein verwirrtes Blinzeln folgte an dieser Stelle.

» Und dann...? «

Maeryn drehte sich einmal um den Kristalldrachen, betrachtete ihn einen Moment, ehe sie die hallende Stimme erneut erhob.

» Bring mir das, was mir am Herzen liegt, was ich jedoch nie wieder haben werde. «

Erneut ein verwirrtes Blinzeln Shira'niryns, doch ehe sie nachfragen konnte, löste sich der Geist auf und zurück blieb lediglich die Präsenz auf der Insel. Ein paar Momente versuchte sie noch Maeryn zu erreichen, sie zum Zurückkommen zu bewegen – doch Schweigen lag über der Insel. Genervt fasste sie das Buch und verließ mit diesem die Insel. Erst im Museum der Bewahrer angekommen warf sie einen genaueren Blick darauf. Ein Tagebuch, das Tagebuch von Maeryn. Die Neugierde war geweckt uns so verkrümelte sie sich in den Versammlungsraum der Bewahrer um sich die Seiten durchzulesen – ehe sie sich Gedanken über das Rätsel machte.
 
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Shira'niryn
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[Quest] Eine Legende des Nordwaldes – Teil 5

Beitrag von Shira'niryn »

~•~
 
» Die Lösung des Rätsels? «
 
~•~
 Nachdem der Ärger sich über die Dreistigkeit dieses Geistes gelegt hatte, versuchte sie das Rätsel, welches sie ihr gab zu lösen. Sie hatte mit Livius geredet und auch mit Xapoa, in der Hoffnung die Beiden würden auf eine Idee kommen.

 » Bring mir das, was mir am Herzen liegt, was ich jedoch nie wieder haben werde. «

 Alle beide vermuteten, dass es etwas mit dem Geliebten oder dem Lindwurm zu tun haben musste, aber Shira'niryn war persönlich der Ansicht, dass das im Grunde wieder nur ein Test war, der Maeryn beweisen sollte, das sie es ernst meinte, mit dem Stab und dem Wald.
Letztendlich kristallisierte sich ein Vorhaben heraus. Es sollte ein Denkmal für Toir'easa gebaut werden, wofür sie einige Handwerker brauchte, die sich mit den verschiedensten Materialien auskannten. Dieses Denkmal, sollte Mahnmal und Andenken zugleich sein und seinen Platz auf Maeryn Insel finden. Zusätzlich würde sie einige Tage selber üben müssen, damit sie die Gestalt des Lindwurms annehmen könnte – als Beweis und auch als eine Art Geschenk für die Hexe.

Nachdem sie diverse Schreiben und Aushänge für die Handwerker angefertigt hatte, machte sie sich daran Informationen über Lindwürmer aus der Bibliothek der Magierin zu angeln. Alles was ihr helfen konnte diese Verwandlung möglichst „echt“ wirken zu lassen.

Gesonderte Schreiben würden vor allem an die Talons mit ihren Handwerkerfreunden gehen und ein paar der Aushänge wurde auch an die alten Völker geschickt.

 
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Xapo
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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Xapo »

Ihre Neugierde hatte Xapoa vor einigen Tagen hier herunter getrieben und als Shira'niryn davon gesprochen hatte das sie ein geeignetes Objekt für eine Statue suche hatte sie gleich daran gedacht das dies wohl ein Ort war, an dem man unkompliziert und möglichst ohne größeren Aufwand an einen geeigneten Stein... ach was... in diesem Falle vielmehr Felsen, kommen könnte.da diese der Abenteuergilde schlicht im Weg waren bei ihren weiteren Grabungen.
So kam es das die Bewahrer gemeinsam mit den fleißigen Handwerkern nun vor genau so einem Brocken standen und fachsimpelten...
 
Stein.png

Letztendlich einigte sich die Anwesenden darauf das der Erwählte geeignet wäre und sie die Verhandlungen übernehmen sollte. Xapoa war dies mehr als Recht, hatte sie doch so erneut die Gelegenheit die zarten ersten Bande zu dem Ehepaar das die Grabungen leitet weiter auszubauen und Shira ein wenig zu entlasten so das diese sich um die Expertisen für die Artefakte im Museum der Bewahrer kümmern konnte.
Ganz so leicht wie anfänglich in ihrer Euphorie erhofft ging es nicht, einige Flaschen Wein, Glückskekse und auch irgendetwas klimperndes wechselten den Besitzer bis schließlich die Arbeiter der AG hochmotiviert den riesigen Fels ein Stück den Gang hinunter transportierten, gegen spontanes Umfallen und sogar mit einem Gerüst für die Handwerker sicherten. Einzig um ausreichend Licht würde sie sich mittels der Magie wohl selbst kümmern müssen stellte sie bei einer ersten raschen Inspektion fest.
 
Baustelle.png
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Der Versuch einen der Handwerker persönlich zu informieren misslang im ersten Anlauf, um keine Zeit zu vertrödeln verfasste einige Zeilen:

 
Sel'ja fleißige Handwerker,
wie bei der Besichtigung besprochen habe ich den Fels beschafft,
eine Arbeitsstelle ist nah der Fundstelle eingerichtet.
Ausreichende Lichtverhältnisse würde ich mittels Magie schaffen.
Diese Zeilen sind gedacht das ihr euch schon einmal gedanklich
mit den benötigten Material und Werkzeugen beschäftigt
und auf den neusten Stand seid

Ich schaue im laufe des Tages vorbei und vertraue auf mein Glück,
heute war es mir nicht holt, aber ich muss die Wege ja nicht laufen.
Lisa hat sich wenigstens über Kekse gefreut

Sichere Wege

Xapoa
Dieses Schreiben wird man ab den Morgenstunden auf der obersten Treppenstufe finden können
 
Lisa.png
Lisa.png (114.21 KiB) 3719 mal betrachtet
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Shira'niryn
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[Quest] Eine Legende des Nordwaldes – Teil 6

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

» Übung macht den Meister «

~•~

Während Xapoa sich um die Absprachen mit den Handwerkern kümmerte und die Anfertigung der Statue überwachte, widmete Shira sich einen ganz anderen Teil der letzten Aufgabe. Sie musste lernen sich in einen Lindwurm... nein besser gesagt in DEN Lindwurm zu verwandeln. Sie musste ein Abbild Toir'easas werden.
Ein Lindwurm jedoch war so viel anders als die anderen Verwandlungen die sie bisher gemeistert hatte. Er hatte weder Hinter- noch Vorderläufe. Keinen Hals, keinen richtigen Korpus, keine weiten Schwingen. Im Prinzip ähnelte er einer geflügelten Schlange, einem Erdwurm mit Flügeln, ein Drache ohne Beine.

Wie bewegte man sich ohne Beine? Shira runzelte die Stirn und durchblätterte das Lexikon. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie die Schlangen in der Wüste sich fortbewegten, doch sie hatte diesen nie eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und so konnte sie es sich nur entfernt in Erinnerung rufen. Sie erinnerte sich jedoch an die riesigen Schlangen im Dschungel und so nahm sie sich vor, in diesen zu reisen um sich die Bewegungsabläufe und das Verhalten dieser Tiere anzusehen.

Es dauerte eine Weile, die sie eher ziellos durch den Dschungel streifte, bis sie auf das gewaltige Tier aufmerksam wurde, welches sich friedlich und träge durch den feuchten Untergrund schlängelte. Das geschmeidige Schuppenkleid der Königskobra war von einem goldbraunen Ton und schimmerte im Licht der Mittagssonne leicht. Nachdenklich beobachtete Shira eine Weile die Königskobra, wie sie sich schlängelnd durch das Gebüsch und Gehölz bewegte. Ab und an rollte sie sich ein, oder bewegte sich träge an einem Baumstamm hinauf.

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Eine Weile beobachtete sie das Geschöpf und auch am darauffolgenden Tag und die Nacht blieb sie in stiller Beobachtung. Jedes Detail wurde analysiert, über jede Bewegung nachgedacht. Natürlich würde ein Lindwurm sich nicht genau so wie eine Königskobra bewegen, aber es waren Anhaltspunkte, damit sie, sollte sie die Gestalt angenommen haben, eine Grundlage hätte. Ihr Verständnis für Drachen, durch ihr eigenes Wesen, sollte ihr zudem eine äußerst wichtige Grundlage bieten.

Nachdem sie glaubte genug gesehen zu haben, hieß es all ihre Gedanken, wie sie sich Toir'easa vorstellte, zu sammeln und die Verwandlung zu üben. Sie führte die Veränderungen Schritt für Schritt durch, denn immerhin sollte dieses Abbild des Lindwurms möglichst perfekt sein. Nach und nach nahm sie der eigentlichen Drachenverwandlung ein paar seiner Aspekte weg und fügte jene hinzu, welche den Lindwurm ausmachten. Das war gewiss keine Sache die sie innerhalb eines Tages meisterte, denn selbst als die Wandlung optisch glückte, so war da noch immer die kristalline Natur ihres Wesens und schließlich die Bewegungsschwierigkeiten – trotz aller Beobachtungen.

Letztendlich jedoch, als sie mit dem Farbton der Schuppen, einem schillernden Grünbraun, zufrieden war, ließ sie auch den kristallinen Touch. So war es nicht nur Toir'easas Abbild, sondern auch eine Präsenz ihres Wesens in dieser neuen Gestalt und zu lernen, sich entsprechend zu bewegen, das würde mit der Zeit kommen.

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Shira'niryn
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Eine Legende des Nordwaldes – Teil 7

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

» Das Ziel «

~•~


Endlich war der Abend gekommen an dem sie die fertige Statue der Handwerker sehen konnte. Mehrere Umläufe hatte sie sich gedulden müssen, bis sie dieses Meisterwerk in seiner vollen Pracht erblicken konnte. Doch nicht nur das, es war ihr sogar vergönnt die Bernsteinaugen, als letzten Akt, persönlich in die Fassungen einzusetzen um so den letzten Schritt zur Vollendung zu tätigen.

Elias, Yuna, Damjen, Davind und Xapoa hatten eine wunderbare Arbeit geleistet. Die Statue schimmerte in einem bronzenen, detaillierten Schuppenkleid und die Augen waren aufwendig geschliffene Bernsteine. Die Bronzeschuppen würden mit der Zeit anlaufen und noch besser mit der Natur eins werden, wie man es von einem Lindwurm erwarten würde. Schlank war die Gestalt des Lindwurms, mit filigranen Flügeln und in aufrechter Haltung. Shira'niryn war begeistert und hätte sie am Liebsten in ihren Hort getragen.

Jedoch musste sie mit dieser Statur und ihrer Verwandlung Maeryn überzeugen. Gesagt getan, mittels einem Portal und der Hilfe der Handwerker wurde die Statue an ihren neuen Bestimmungsort geschoben und später am Abend, als das Gespräch mit den Bewahrern beendet war, machte sie sich selber auch auf um sich den grummeligen Drachenmagier-Geist zu stellen.

Maeryn wartete bereits in ihrer schleierhaften und blassen Gestalt, die vom Mondlicht der Nacht gar hervorgehoben wurde. Sie stand vor der Statue, starrte diese an und Shira'niryn wusste nicht so recht, ob sie erfreut oder wütend wirkte. Die Mimik der einstigen Magokratin wirkte absolut versteinert, nichtssagend, als wären ihre Gedanken fortgetragen an einem fernen Ort.

Lindwurmstatue.png

Als sie sich schließlich der Aufmerksamkeit es Geistes gewiss sein konnte, reckte sie das Kinn ein wenig empor - abwartend auf ihre Reaktion, doch Maeryn starrte einfach aus unergründlichen Geisteraugen. Fast hatte sie erneut das Gefühl, die alte Drachenmagierin würde versuchen in ihren Kopf zu gelassen, doch sie behielt es bei, sie einfach anzustarren. Als sie viel zu viele Herzschläge nichts gesagt hatte, beschloss Shira'niryn die Verwandlung zu zeigen und binnen weniger Momente stand sie in der vollen Pracht des Lindwurms vor der toten Drachenmagierin.

Sie hatte diese Gestalt mittlerweile gemeistert. Ein fast fünf Schritt langer, grünbraun schillernder und fest geschuppter Leib, der durch die eigenartige kristalline Struktur in einer perfekten Waagschale zwischen Natur und Kunst erschien. Kleine Dornen reihten sich um die Kieferlinie herum an, zogen sich am Kamm bis zur Schwanzspitze hinunter, wo sie noch einmal ausgeprägter, aber nicht prägnanter, Natur waren. Kleine filigrane Flügel ruhten am Ende des ersten Körperviertels, die gewiss nicht zum Fliegen geeignet waren. Die Membran schimmerte wie der Rest des Leibes, während die Flügelgelenke ebenso mit kleinen Dornen bespickt waren.
Der Reptilienkopf war schlank, mehr gleich eines Drachen, statt einer Schlange und wurde komplementiert von eindringlichen Bernsteinaugen, die wie flüssiges Gold wirkten.

Eine Regung im Gesicht Maeryn, ein Blinzeln und schließlich erklang ein helles Lachen, welches Shira'niryn, in der Gestalt des Lindwurms, zuerst stutzen ließ. Sie wusste es nicht einzuordnen, klang es im ersten Moment überrascht, dann amüsiert.

» Eine Idee auf die noch keiner gekommen ist und sie gefällt mir. Du hast dir Gedanken gemacht, du hast es verinnerlicht. Eine Prüfung, die keine Prüfung war, bestanden. Viele wollten nur die Macht und das Erbe des Stabes haben, ohne sich dabei für seine Geschichte zu interessieren. Doch die Gestalt des Lindwurms anzunehmen, ohne hinter den Idealen zu stehen... das würde sich kein Drachenmagier trauen. Du hast bewiesen, dass du das Erbe würdig tragen kannst. «

Erleichterung schwappte über sie hinweg und mit wenigen Silben in der alten Sprache der Drachen wurde die Lindwurmgestalt wieder aufgelöst. Sie folgte der geisterhaften Drachenmagierin zum Baum, dort wo Toir'easa einst gestorben war und beobachtete wie jene einen Moment vor dem urgewaltigen Yew-Baum stand. Sie nahm den Tränenblutkristall aus einer ihrer Taschen, betrachtete ihn schwach schimmernd zwischen ihren blassen Fingerspitzen, ehe sie ihn zum Astgebilde am Baum führte und dort an eine Stelle einsetzte. Ein schwaches rötliches Leuchte umgab die Stelle und träge zogen sich die Gebilde zurück, bis der eingefasste Stab freigelegt wurde von von Maeryn entnommen werden konnte. Einen Moment hielt Maeryn den Stab noch zwischen den Händen, andächtig - so dass Shira'niryn gar glaubte, sie würde sich gleich umentscheiden - ehe sie ihr diesen jedoch entgegen streckte.

» Denk an deinen Schwur. Den Schutz der Insel. Den Schutz dieses Waldes hier. Ich werde ihn mir zurückholen, wenn du dagegen verstößt. Ich bin ich immer da und sehe alles, was hier passiert. «

» Dessen bin ich mir bewusst, Maeryn. «


Erwiderte sie ruhig, aber ernst, wobei der durchdringende Blick des Geistes einen Moment erwidert wurde, ehe sich ihre Finger um den Stab schlossen. Ein sanftes Kribbeln ging von diesem aus, die Drachenmagie in diesem war deutlich zu spüren und auch vom Tränenblutkristall konnte sie etwas eigenes wahrnehmen. Sie spürte wie der Stab sich mit ihr verknüpfte, wie er ein Teil von ihr wurde. Die Mundwinkel wanderten zufrieden hinauf. Sie hatte ihren Stab.

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Shira'niryn
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Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

» Veränderungen und Wachstum «

Bild

~•~

Der klare Mondschein der fortgeschrittenen Nacht drängte sich durch das, teilweise verhangene, Fenster des Anwesens und hinterließ ein diffuses, silbernes Licht auf der filigran gearbeiteten Angolquarzkiste. Der sanfte Mondschein allein war es jedoch nicht, der die Räumlichkeiten selbst spät in der Nacht noch in das matte Licht tauchte, denn auch die glimmende Glut des sterbenden Karminfeuers und das schwache Schimmern aus dem Inneren des Kristalldrachens, der auf der Kiste lag, trug viel dazu bei, das im Inneren des Zimmers ein Zusammenspiel verschiedenster Farblichter stattfand.

Wie eine kleine Schatzkammer lagen die verschiedensten Edelsteine und kleine Haufen an goldenen Münzen überall im Raum verteilt, die stellenweise das Lichtspiel in die Umgebung reflektierten. Es war ein kleiner Hort. Ein Drachenhort und der kleine, smaragdgrüne Kristalldrache war mehr als nur zufrieden damit. Zusammengerollt auf der Kiste beobachtete sie eine Weile das verspielte Funkenmeer aus den Lichtern, ehe ihr Fokus zum schlafenden Mann fand, der wenige Schritt weiter auf den Fellen lag.

Die Mimik wirkte friedlich, zu friedlich, was im Grunde eben nur dann der Fall war, wenn Livius am Schlafen war und tatsächlich wirkte dieser Ausdruck auch recht befremdlich auf seinem strengen Gesicht. Keine Falten auf seiner Stirn, kein hinabgezogener Mundwinkel, kein aufeinander Mahlen der Kieferknochen – wann immer er mit etwas konfrontiert wurde, mit dem er nicht einverstanden war... was im Grunde jeden Tag vorkam.
Es störte sie nicht, denn ihr gegenüber konnte er noch so grimmig aussehen... sie wusste was hinter der Fassade des jungen Drachenmagiers lag. Mit einem kleinen Zucken der kristallinen Lefzen platzierte sie ihren Kopf wieder auf die, stellenweise scharf geschuppten, Vorderläufe, die teilweise von der Kiste hinunter hingen, damit sie ihn stillschweigend weiter beobachten konnte.

Sie nutzte die Nächte oft um Vergangenes zu rekapitulieren und tatsächlich waren die letzten Monde nicht unbedingt ruhig gewesen. Gar hatte es einen Moment gegeben, an dem sie für den Funken eines Moments der festen Meinung gewesen war, sie würde ein Teil ihrer selbst verlieren. Es war dieser Moment gewesen in welchem der Sternendrache den Splitter ihres Kernes in der Brust des Mannes aufgelöst hatte und sie für einen irrational langen Augenblick glaubte, ihn zu verlieren. Ganz im Gegenteil, wie sich im Anschluss herausgestellte, denn das Auflösen dieses Splitters hatte die Verbindung nur noch verstärkt.

» Er braucht dich nun mehr denn je, kleine Schwester. «

Die Worte des Sternendrachens hatten sich in ihre Erinnerungen gegraben, wie ein fest verankertes Mahnmal welches die Jahrhunderte dort überdauern würde, als Zeuge des Abends, als Zeuge der Verbindung.
Was hatte Eostycal damit gemeint? Was wusste der Brutdrache, was ihr verborgen blieb? War das vielleicht der Grund gewesen, warum er die Verbindung verstärkt hatte?
So viele Fragen und doch so wenig befriedigende Antworten. Shira'niryn war niemand, der offene Fragen leiden konnte. Für sie musste alles eine Antwort haben und wenn es keine gab, macht es sie nervös, unruhig... ungeduldig.
Auch war sie an einem Punkt gelangt, an welchem sie mehr als unzufrieden mit ihrer Art des Wirkens war. Sie hatte sich hilflos und dumm gefühlt, den Druiden dabei zuzusehen wie sie Eostycal und Livius halfen, während sie im Grunde nur ihre Energie dazu beitragen konnte. Sicherlich auch eine große Hilfe, aber ihre Magie war weniger schützend veranlagt, wenn man Shezzran außen vor ließ.

Mittlerweile hatte sie zwei … eigentlich drei Versprechen gegeben eine Hüterin, eine Bewahrerin zu sein und die Saat der Zweifel fand ihren Ursprung in der Art wie sie mit ihrer Kraft umging. Ließ es sich ändern? Schwierig. Sie war so auf die Welt gekommen und hatte nie etwas anderes gelernt oder genutzt. Nun stand auch noch der Kampf gegen Morgun, dem untoten Drachenscheusal, bevor und sie wusste, dass es wieder die Magie der anderen ein würde, die wirkungsvoller wäre, als die ihre. Sorgfältig vergrub sie diesen Zorn über sich selber in ihrem Inneren, denn nun etwas daran ändern, das könnte sie eh nicht und als Galionsfigur der Gemeinschaft hatte sie einen gewissen Stand zu erhalten.
Wer würde jemanden folgen, dessen Handeln von Zweifel geprägt war?

Sie gab ein kleines, knurrendes Seufzen von sich, mit welchem sie den aufkeimenden Frust hinausdrängen wollte und drückte sich in einer fließenden Bewegung schließlich auf. Obwohl ihr Körper gänzlich aus dem smaragdgrünen Drachenangolquarz bestand, so waren ihre Bewegung weich und leicht, nicht wie bei einem Konstrukt oder einem Golem, eher wie bei einem Lebewesen. Nur das sie nicht.. wirklich lebte. Wobei das ein Streitpunkt war, über dessen Ergebnis sie sich nach wie vor nicht gänzlich sicher war.
Begleitet von einem leisen, in ihren Ohren melodischen, Klimpern der Edelsteinchen und Goldmünzen, wanderte sie hinüber zu den Fellen um sich dort neben Livius einzurollen.

Auch wenn viel in ihrem Kopf vorging und die Monde unruhig verlaufen waren, gab es auch noch viele Dinge, mit denen sie durchaus zufrieden war. Die Gemeinschaft der Bewahrer war zu einer ansehnlichen Runde gewachsen und der Zusammenhalt der Mitglieder hatte sich immer mehr zu einem starken Band verfestigt. Zwar befanden sich unter ihnen weiterhin Gesichter, wo sie noch nicht so recht wusste, wohin der Weg sie bringen würde und auch Geheimnisse waren zu spüren, die es zu lüften galt, aber nichts davon wog so schwer, dass es das Gefühl der Familie beschädigen würde. So lange dieser Zusammenhalt und das Gefühl von Familie zu spüren war, war sie der festen Überzeugung, das sie jeden Sturm standhalten würden.

Mit einem zufriedenem Brummen steckte sie ihre Schnauze unter die Armbeuge des schlafenden Mannes, während sie die Flügel einer Decke gleich um ihren Leib legte, damit sie selber einfach in einem meditationsähnlichen Zustand bis zum Morgengrauen verharren konnte.
»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
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