Kristallgeschichten

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Shira'niryn
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Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

» Verfall «

~•~
Etwas war komisch.
Nicht ein wenig seltsam, oder ein kleines bisschen Abseits der Norm.. nein, sondern eindeutig falsch. Da half auch kein Schönreden mehr. 

Das erste Mal hatte sie es schon vor Wochen gemerkt. Ein Portalzauber den sie unabsichtlich abgebrochen hatte, auch wenn sie damals noch dachte, dass ihr einfach die Konzentration gefehlt hatte. 
Eine Woche später wieder ein Portalzauber der nicht gelingen sollte, dann eine Verwandlung die zwei Anläufe brauchte. Alles Geschehnisse die nach oder während größerer Jagden stattfanden. Sie hatte es zur Seite geschoben und hatte es schlicht als etwas abgetan, was daraus resultieren würde, dass sie länger nicht ihre Energie aufgeladen hatte. 

Die ersten Wochen wirkte sie abgelenkter als sonst, als würde es ihr schwerer fallen die Konzentration für eine Sache aufzubringen, dann wurde sie unbewusst ruhiger und letztendlich musste sie feststellen, dass ihr der Zugriff auf den achten Zirkel verwehrt blieb. Sie hatte es beim Kampf gegen Morgun bemerkt, bei dem sie eigentlich all ihre Kraft gebraucht hätte, doch jeder zweite Versuch einen gefallenen Verbündeten wieder auf die Beine zu helfen, schlug fehl.

Im Eifer des Gefechts hatte es keiner gemerkt und auch die letzten Wochen hatte sie diese Auffälligkeiten für sich behalten. Natürlich hatte Livius etwas bemerkt, aber sie hatte sich damit raus geredet, dass sie sich einfach nicht ausreichend konzentriert hätte, oder das sie einfach wieder in ihre Kiste müsste.

Nun aber ließ es sich nicht weiter verbergen.

Sie fühlte sich ermattet, träge... als würde etwas in ihrem Inneren verhindern, dass sie ihre Kraft nutzen könnte. Oder schwand schlicht ihre Kraft? Hatte ihr Körper doch ein Ablaufdatum? 

Ihr erster Gedanke war zum braunen Angolquarz zu reisen und sich dort auszuruhen, aber das brachte nur bedingt eine Besserung. Kurz fühlte sie sich besser, dann schwand ihre Energie wieder. Auch ihre Angolquarztruhe hatte kaum noch einen Effekt. Ein Tropfen auf einem heißen Stein und wenn das so weiter ginge, da war sie sich sicher, würde sie auch die menschliche Gestalt nicht mehr lange halten können.

Als der Punkt gekommen war, an dem ihr auch der Zugriff auf den siebten Zirkel nicht mehr gelang, wusste sie, dass sie zumindest Livius aufklären musste, denn jener witterte Bereits das Unheil und länger konnte sie nichts vor ihm verheimlichen.
Wie erwartet löste die Nachricht ihm gegenüber Sorge und auch Verzweiflung aus – was anderes hatte sie auch gar nicht erwartet. Sie redeten eine Weile darüber, was für Lösungen es geben konnte, doch letztendlich fanden sie nichts... denn der Grund für das ganze Problem war nicht ausfindig zu machen.

Livius, so glaubte sie, klammerte sich an den Gedanken, dass es eventuell nur etwas vorübergehendes war, doch Shira'niryn zweifelte daran. Zumal der 'Verfall' immer stärker wurde und mit den Auftauchen der merkwürdigen Leiche und den Beutelchen fühlte sie sich zunehmend schwächer. 

Hing es damit zusammen, oder waren das einfach die Sorgen die zusätzlich an ihr zerrten? Wie lange würde es nun noch dauern, bis sie auch die letzten Kräfte verlieren würde?
 
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Shira'niryn
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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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Parasit, Infektion oder doch etwas ganz anderes?

~•~

Hellwach und den Kopf voller Gedanken verharrte sie in dieser Nacht an der Seite des Drachenmagiers, der sie vor wenigen Momente noch voller Sorge im Anwesen empfangen hatte. Es wurmte ihn, dass er beim Treffen nicht dabei gewesen war, aber er verstand es - vermutlich. Dieses Treffen beschäftigte den kleinen Kristalldrachen, wie so vieles was in den letzten Umläufen passiert war.

Gab es eine Lösung für den Verlust ihrer Kräfte? Mittlerweile war sie kaum stärker als ein kleiner Anfänger der Magie und allein das machte sie schon ungemein wütend.

Den ersten Hinweis erhielten sie, als Livius sich mit seiner, von Eostycal geschenkten Gabe, das hölzerne Herz eines der Wechselbälger anschauen wollte.

» Der Astralknoten wird von kleinen Partikeln umgeben und durchdrungen, glimmende Funken, ähnlich wie Glühwürmchen. Sie wirken so fremd. Es ist eindeutig Magie, aber keine mir bekannte. Etwas Fremdes, ganz sicher. Das Holz selbst wirkt normal, zumindest soweit ich beurteilen kann. Dazu hat Lyna bereits mehr herausgefunden. Sie bewegen sich auf euch zu. Die Partikel... «

Sie dachte daran zurück, wie Livius einen nach den anderen mit seinen verwandelten Augen angestarrt hatte, bis er zu ihr sah und Schrecken kurz in seinem, sonst so griesgrämigen und neutralen, Gesicht zu erkennen war. Ein Blinzeln, ein tiefes Durchatmen und auf eine genervte Nachfrage des Kristalldrachens hin reagierte er wieder:

» Sie waren bei allen, nur wenige Partikel. Die meisten jedoch... umgeben und durchdringen Shira. Sie kleben regelrecht an dir, wie Motten um ein Licht in der Nacht. «

Kurz nachdem er die Worte gesprochen hatte, drangen zusätzlich über ihre Verbindung direkt in ihren Kopf und lösten nun auch in ihr eine größere Sorge aus, als sie bis zu diesem Zeitpunkt verspürt hatte. "Shira... Sie sind ein Teil deines Kerns. Ich konnte es sehen. Dein Knoten ist... schwach. Sie müssen der Grund dafür sein." Wunderbar. Diese Dinger hatten also irgendwelche... Partikel mit sich gebracht, die nun dafür sorgten, dass ihr Kern... blockiert... oder verändert wurde?

Niemand hatte eine Lösung dafür, Leon war verschwunden, Xapoa hatte sich durch ihr merkwürdiges Verhalten selber aus den Reihen der Gemeinschaft entfernt. Es blieb dabei sich möglichst von diesen Wesen fernzuhalten, möglichst viel Zeit an anderen Energiequellen zu vollbringen um dann irgendwann zu hoffen, dass eine Lösung auftauchen würde. Vielleicht durch den Fürsten, vielleicht durch jemand anderen.

~•~

Tatsächlich kam der zweite Hinweis nicht vom Fürsten und auch nicht von einem der Bewahrer, sondern stammte von einer Person von der sie nicht einmal wusste, wie sie jene genau zu beschreiben hatte. Es war Leon, nicht der verschwundene Leon, sondern der... richtige Leon. Der Leon der vom Wechselbalg-Leon ersetzt wurde, den sie über Wochen und Monde für "ihren" Leon gehalten hatte. Verwirrend. Es machte es auch nicht besser das dieser Leon so viel unsympathischer war.

Aber wie kam es überhaupt dazu?
Sie hatte die Nachricht von Thrilmanduil erhalten, eine Einladung für ein wichtiges Treffen. Naeldir und Samira waren ebenso da und nachdem der Waldelf sie zur Hütte tief im Trolleichenwald geführt hatte, offenbarte sich auch das Grund. Es gab offenbar sechs Personen, die in... das Reich der Fae entführt worden waren und ersetzt worden durch eben diese Wechselbälger. Sie waren geflüchtet, hatten auf der Flucht offenbar Leute verloren und es gab keine Garantie dafür, dass es nicht noch viel mehr Doppelgänger gab, als nun Geflüchtete hier versammelt saßen.

Es war offensichtlich das Misstrauen herrschte. Auf beiden Seiten und es dauerte vermutlich den halben Abend bis man eine Basis gefunden hatte, auf der man auch nur annähernd über eine Problemlösung reden konnte. Irgendwann fragte der Kristalldrache schließlich, ob Krankheiten bekannt wären, die aus eben diesen Reich kommen würden. Dieser "Echte-Leon" wollte sich ihr nähern, wollte sie untersuchen, doch sie traute ihm nicht über den Weg und ließ es nicht zu, dass er sich ihr näherte, stattdessen erläuterte sie ihn Livius seine Ergebnisse und seine Antwort war recht ernüchternd.

» Aber, alleine von eurer Beschreibung, wo auch immer ihr die her habt...liegt es nicht irgendwo auf der Hand? Diese Partikel. Sie umschwirren die Herzen der Kreaturen. Sie umschwirren euer Herz, andere Lebewesen werden ignoriert. Ihr habt eure Kraft verloren. Klingt für mich, als...wärt ihr nun eingestimmt auf die wandelnden Weiten, die wilde Natur. Irgendwo... bist du wohl also doch ein Fae. Zumindest jetzt. «

Auch Thrilmanduil bestätigte, dass der Einfluss dieser Fae-Partikel, oder was auch immer das waren, nicht von der Hand zu weisen waren. Schön und gut, es wurde immer klarer -was- es ist, aber das bedeutet noch immer nicht, wie sie es wieder loswerden konnte?

» Wie könnte ich es loswerden, ein Drache zu sein, oder Amathlan sein elfisches Blut? Es klingt für mich nicht nach einer Krankheit. Es klingt nach einer Veränderung. «

Die Antwort verärgerte sie wieder zunehmend. Dieser Leon war so unfassbar unsympathisch, was auch Samira und Naeldir ihr bestätigten. Wäre sie kräftiger gewesen, hätte sie ihm sicherlich eine Lektion erteilt, so war es jedoch Thrilmanduil der den Moment durch eine abschließende Bemerkung, aber auch durch ein Versprechen, von dem Shira noch nichts wusste, rettete.

» Im Moment...schadet es ihr. In einer... Symbiose...ziehen beide Seiten Vorteile daraus... Wie ich Livius bereits sagte...wir...betreten bei dir leider immer noch völliges...Neuland. Aber wir finden auch sicher einen weg um dir zu helfen. Das habe ich ihm versprochen... «

Sie hielt sich ab diesen Moment zurück, lauschte still der Diskussion und war am Ende froh als das Treffen endlich aufgelöst wurde. Es war zu anstrengend und mittlerweile schmerzten auch ihre Glieder, wenn sie längere Zeit ihrer Kiste fern blieb. Das war alles einfach nicht gut.

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Shira'niryn
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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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» Der Weg zu einer Lösung «

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Sie hatte sich mittlerweile weitestgehend an ihren Zustand gewöhnt. Die trägen Glieder, das andauernde pochende Unwohlsein, der fast vollständige Verlust ihrer magischen Kräfte. Gewöhnt ja, aber nicht damit abgefunden.

Nun da die Wechselbälger verschwunden waren und der Riss in die Hecke verhindert wurde, konnte man sich vollends auf dieses Problem konzentrieren. Luna und Leonhard waren keine Mitglieder der Bewahrer mehr, natürlich nicht, denn sie waren nicht die Luna und der Leon, welche sie über die letzten Monde kennengelernt hatten. Ein harter Schlag für die Gemeinschaft und etwas was zwischenzeitlich wirklich für Aufregung in den Reihen geführt hatte. Shira'niryn selber ärgerte sich darüber, wie sie die Anzeichen und Hinweise in deren Verhalten nicht erkennen konnte, warum sie es als einfaches menschliches Gehabe abgetan hatte. Sie hätte aufmerksamer sein sollen. Nicht jedes merkwürdige Verhalten war damit zu begründen, dass es halt einfach Menschen waren, das musste sie sich für die Zukunft merken.
Wenn es eine Zukunft für sie gab, das war noch unklar, denn der Verfall hatte sich zwar verlangsamt, aber er hatte nicht aufgehört und Livius seine Laune war an einem Tiefpunkt angekommen, welchen er den meisten anderen Anwesenden spüren ließ.

Leonhard jedoch, also der richtige Leonhard, schien dahingegen einen Lichtblick mit sich zu bringen. Die Jahre in der Fae-Welt hatten ihn offenbar einige gelehrt und so willigte der kleine Kristalldrache ein, sich von ihm untersuchen zu lassen. Unter dem wachsamen Blick der anderen, denn auch wenn er der Bruder Tyvurns war, war er noch immer ein Fremder... und Fremden wurde grundlegend nicht vertraut.
Die Lösung schien letztendlich recht simpel. Eigentlich schon zu simpel für ihren Geschmack und die Erfahrungen die sie bisher gemacht hatte. Aber was hatte sie schon zu verlieren? Einzig die Nachricht, dass nicht alles rückgängig gemacht werden könnte und ihr Kern niemals zum ursprünglichen Punkt zurückkehren würde, bereitet ihr Unbehagen, denn keiner konnte sagen, wie sich das auswirken würde. Wie wirkten sich diese Partikel auf den Kern aus, außer das sie offenbar die Kraft blockierten oder... fraßen?

Fragen über Fragen und langsam war Shira'niryn es auch Leid sich ständig damit befassen zu müssen. Sie diskutierten eine Weile, wie das Vorhaben umzusetzen war, einen dauerhaften Regenerationszauber an ihrer Person aufrecht zu erhalten. Schließlich wurde Naemi damit beauftragt einen entsprechenden Anker zu basteln und Shira'niryn müsste mit Thrilmanduil sprechen, um einen Splitter des Gauriquarzes zu bekommen.

Und dann... dann brauchten sie Druiden.

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Shira'niryn
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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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» Chaos aber neue Pfade «

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Dafür, dass sie sich aktuell in einem Stadium befand, wo sie jeglichen Konflikt meiden sollte, passierte zur Zeit zu viel. Es ärgerte sie ungemein, zerrte nur noch weiter an ihren Kräften und versetzte sie in einem Zustand der permanenten Unzufriedenheit.

Sie hätte gedacht, mit dem Besiegen der Wechselbälger und dem Verhindern des Rituals, wäre es eine Sorge weniger, doch damit hatte sie falsch gelegen. Die Wellen schlugen höher, als jeder von Ihnen es erwartet hätte und das alles nur, weil die Geheimhaltung, um die von den Entführten gebeten wurde, nicht eingehalten wurde.
Vielmehr plauderten die Amazonen und offenbar schenkten sie Bundmagiern so viel Vertrauen, das auch diese an die Informationen kamen. Was war das Resultat? Binnen kaum eines Tages wussten die Wechselbälger davon und es wurde gefährlich. Wie in einer Kettenreaktion tauchten immer mehr Kreaturen auf, die sich plötzlich in Gefahr sahen. Es hätte alles verhindert werden können, hätte man den ursprünglichen Plan verfolgt. Aber so? Ein reines Chaos, ehe man irgendwie dagegen agieren konnte.

Aber nicht nur das, aus den verschiedensten Ecken drangen Vorwürfe, die Bewahrer wären an allem Schuld. Einen Vorwurf, über den jedes Mitglied nur den Kopf schütteln konnte. Eine Lüge geboren aus Hass, Misstrauen und verletztem Stolz. Was hatten die Bewahrer getan, was sie nicht hätten tun sollen? Gar nichts. Nicht einmal eingeweiht waren alle und viele hatten bis zur Eskalation nicht mal das Wissen, welches Amazonen, Hoch- und Waldelfen besaßen.
Es interessierte sie nicht sonderlich, dass der Bund der Magier, die Diener des Namenlosen oder die Dunkelelfen das zu glauben schienen. Sie hätte nichts anderes von diesen starrköpfigen Individuen erwartet, was sie mehr nervte, war die Tatsache das die Kinder der Nyame sich von diesen Lügen einlullen ließen. So sehr, dass sie offenbar nicht einmal den Worten des Elfenfürsten oder Thrilmanduils glaubten. Was war da verkehrt? Warum glaubten sie den Mitgliedern des Alten Völker Bundes nicht... dafür aber Mitgliedern der roten Stadt, Dämonenbeschwörer und -Anbeter? Waren sie vergiftet worden? Hatten sie den Glauben an ihre Sonne verloren? Warum ließen sie sich mit dem Schatten ein?

Es gab so unzählig viele Fragen die der Kristalldrache in seinem Köpfchen hatte, die sie nicht beantworten konnte und anders wie Livius, der mit brennenden Zorn darauf reagierte, machte sie sich sorgen. Sie wollte die Amazonen nicht als Feinde sehen, besonders Lise oder Ali'shondra nicht. Ein Problem, welches dringend gelöst gehörte.

Ein Vorteil ergab sich jedoch aus diesem Chaos an Lügen und Irrsinn. Sie standen den Elfen noch näher und auch die Silberburger näherten sich an. Wo Anfangs noch Misstrauen herrschte, bildete sich nun ein zartes Band, ein Zweckbündnis vorerst, im Kampf gegen die Bundmagier und ihre Anhänger. Aber das, so war Shira'niryn sich sicher, war nur der Anfang von etwas, was an Größe gewinnen würde. Die Silberburger waren zwar stellenweise nicht weniger fanatisch, als die Nalverother, aber die brachten Respekt und Ehrgefühl mit sich. Es war sicherlich auch ein Bonus, dass sie einen nicht ihren Glauben permanent unter die Nase rieben, vermutlich hätte es auch sonst nicht funktioniert.

Neben diesem Zweckbündnis, war die Druidin Glaris doch jemand, bei dem Shira'niryn nun eindeutig in der Schuld stand und sie nahm sich fest vor, diese Schuld damit zu begleichen, Glaris bei der Heilung zu helfen, so wie jene ihr geholfen hatte.

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Das Amulett war endlich fertig, Naemi hatte ein wirklich hübsches Stück geschaffen und zusammen mit Glaris, Leonhard, Livius, Vincent und Luna wurde es schließlich mit der stärkeren Variante des Regenerationszaubers belegt. Für die geschwächte Druidin ein kräftezerrender Akt und so verlor sie gar das Bewusstsein und musste von den Bewahrern wieder aus ihrem anschließenden Wahnsinn hinaus geholt werden. Es wurde wirklich Zeit, dass auch Glaris Problem gelöst werden würde.

Bild

Das fertige Amulett baumelte nun um den Hals des Kristalldrachens und sie wusste, dass sie sich nicht einfach Ausruhen und warten konnte, denn sie hatte sich gegenüber Thrilmanduil auf einen... war es ein Pakt? War es ein Versprechen? Sie wusste nicht so recht was es war, nur dass sie sich darauf eingelassen hatte, denn der Waldelf wollte für den Splitter des braunen Angolquarzes, den sie für ihre Heilung brauchten, diesmal eine andere Gegenleistung haben.


»Ich würde vorziehen...dass dann eine art von Gegenleistung erbracht wird.... dem Kreislauf. Für die Balance... wisst ihr? Das ist nämlich etwas was bisher nur wenige zu tun scheinen. Der Quarz selbst kanalisiert ja im Grunde nur die Kraft der Natur. Ein...Ausgleich... ist eigentlich keine... Zauberkunst... und trotzdem...offenbar so schwer...«

Sie wusste im ersten Moment nicht worauf der Waldelf hinauf wollte. Sie wollten etwas vom Quarz nehmen, also würden sie ihm etwas zurückgeben, wie immer.

»Ich könnte... Leon..hard... mitbringen? Und er gibt dem Quarz etwas seiner Magie zurück?«

»Ein Opfer... würde ich hier mehr... als... eine Art von "Dankescchön" sehen. Ein Zeugnis des Respekts den Urkräften des Lebens in seiner Gesamtheit. Ich glaube....nutzbringender wäre wohl...eher...jemand anderes... ein Leben das auf den Weg des Ausgleichs geführt wird, und die Feinheiten der Balance des Lebenslaufes versteht...und nahegebracht bekommt. Das wäre wohl annehmbar um ein Leben zu retten,... einem anderen Beibringen was es bedeutet auf diesem Pfad zu wandeln... den Kreislauf aufrecht erhalten also.... und womöglich gar einen Fürsprecher dafür erzeugen...«


Sie hatte eingewilligt dieses Leben zus ein, denn was hatte sie schon zu verlieren? Es war noch immer nicht klar, wie sie nach der Heilung sein würde, ob es überhaupt jemald eine vollständige Heilung geben würde und ob ihre Kräfte je wieder zurückkehren würden. Sie war schon immer der Natur zugeneigt gewesen, liebte die Wälder, das Rauschen des Windes in den Blättern und die Melodie des Regens. Sie ver verunsichert, aber irgendwie war sie auch gespannt, was der Waldelf mit ihr vor hatte... denn das galt es nun herauszufinden.

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Shira'niryn
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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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» Wenn der Wald die Erkenntnis bringt «

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Über eine Woche trug sie das Amulett mit der regenerativen Wirkung nun schon um den Hals und tatsächlich konnte die spüren, wie nach und nach ihre Kräfte wieder zu kommen schienen. Ein Umstand der sie zunächst erfreute, ihr Hoffnung schenkte, es könnte alles wieder wie vorher werden – zu früh gefreut.
Es fühlte sich falsch an, schwergängig und zäh, als würde ihr Kern zwar die nötige Kraft speisen können. Es war nicht richtig und sie konnte nicht so wirklich beurteilen woran genau es lag.

Thrilmanduil jedoch unterbreitete ihr einen Vorschlag, ein Angebot, welches sie nicht ablehnen konnte. Sie hatte versprochen sich seinen Lehren zu widmen, ein Austausch dafür, dass der Gauriquarz ihr das Leben geschenkt hatte und wie könnte sie den Ernst hinter ihrem Versprechen auch besser verdeutlichen, als das Angebot der Eryn-Reise anzunehmen? Sie wusste zwar nicht so ganz, was das für sie bedeuten würde, doch die Worte des Waldelfen klangen grundlegend erst einmal Interessant.

Eine urtümliche Verbindung der Waldelfen mit den Wald ermöglichte ihnen eine Reise als Teil des Waldes selber und für eine Nacht wurde der eigene Geist auf den Schwingen des Windes davon getragen um Teil des Großen und Ganzen zu sein. Ein Vorgang der offenbar dann genutzt wurde, wenn Antworten auf Fragen gesucht wurden oder es Unklarheiten gab. Der Wald würde einen das geben was man brauchte, was... nicht unbedingt das sein musste, was man glaubte zu suchen. Alles ein wenig kryptisch wie Thrilmanduil es ihr erklärte und dazu kam das Problem, dass die Kräuterpaste und der dämmerartige Traumzustand, den man dafür erreichen musste, bei ihr nicht funktionieren würde.

BildBild

Der Waldelf bot sich demnach als Brückenglied zwischen dem Wald und Shira'niryn an, während Livius der Anker sein sollte. Ein Zauber der eine Verbindung wie eine Brücke schaffte und den Kristalldrachen all das durch den Waldelfen wahrnehmen ließ. Es war überwältigend!

In den ersten Momenten waren die Eindrücke noch überfordernd, wirr und gar erdrückend, als wäre sie plötzlich ein Teil eines gigantischen lebenden Mechanismus geworden in dem alles krabbelte, kribbelte, atmete und … fühlte. Sie wirbelte durch die Gegend und wusste nicht wo Oben oder Unten war, wusste nicht einmal wer sie war oder was sie war. In einem Moment fühlte sie den zarten Windhauch der sie hoch Oben in den Kronen des Grün wiegen lies, dann fühlte sie das Kribbeln und tausenden von Lebewesen auf ihrem Körper, ehe sie ein sanftes Pulsieren vernahm, wie von einer urtümlichen Kraftquelle, als wäre sie mit jedem Moment mehr ein Teil des Waldes... ehe es wieder chaotischer und zerreißender wurde.

Wie sollte sie in all dem wirren Leben eine Antwort auf ihre Fragen oder ihr Problem finden? Sie versuchte sich in den ersten Momenten, die vermutlich länger waren, als es sich für sie anfühlte, auf etwas bestimmtes zu konzentrieren, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt oder etwas, was ihr den Weg weisen würde. Rationalität war schon immer eine prägnante Grundeigenschaft von ihr gewesen und so versuchte sie auch in diesem Chaos irgendwie pragmatisch vorzugehen – aber es war vergebens.

Je mehr sie versuchte gegen das teilweise erstickende Gefühl dieser gewaltigen, lebendigen und gefühlvollen Art anzukommen, je unwohler fühlte sie sich und je chaotischer wurde es auch um sie herum – als würde ihr Blick immer mehr vernebeln. Sie spürte die Präsenz des Waldelfen und etwas haftete an dieser, als würde er ihr etwas mitteilen wollen, als würde er sie auffordern wollen einfach nicht nachzudenken und einfach loszulassen. Sie war in den Jahren, die sie nun existierte, nie eine besonders gefühlvolle Persönlichkeit gewesen. Pragmatismus und Rationalität waren grundlegende Eigenschaften und die sollte sie nun einfach... loslassen?

Es fühlte sich so an, als würde der Wald sie abstoßen wollen, je mehr sie versuchte sich ein klares Bild zu verschaffen und je mehr sie sich weigerte sich auf das wilde Grün einzulassen.
Irgendwann war der Punkt jedoch gekommen, an dem sie einsah, dass sie mit ihrem bisherigen Weg nicht weiter kam. In dem Moment, wo sie beschloss, sich darauf einzulassen, wo sie einsah, dass sie ein Teil dieser wilden Welt, voller Emotionalität und lebendigen Grün, werden musste, schreckte sie jedoch im Morgengrauen auf. Es war kein Aufschrecken wie nach einem schlechten Schlaf, es war ein Erwachen, wie jemand der zum ersten Mal in seinem Leben einen frischen Atemzug klarer und reiner Luft nahm.

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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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» Die nächsten Schritte auf dem Weg des Waldes «

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Die Erkenntnis die der Wald ihr gebracht hatte, hatte sich in den letzten Umläufen verfestigt. Ihre Magie hatte sich vollkommen verändert und sobald sie sich für die Kräfte des Waldes, der Natur, öffnete, fühlte sie wie es ihr besser ging.
Das Amulett um ihren Hals hatte mittlerweile alle Kraft verlassen und sie fühlte das dem Quarz im Zentrum des Amuletts auch nachhaltig etwas geschädigt hatte. Vermutlich war der Zauber zu stark oder zu lang gewesen und hatte somit die Struktur des Gauriquarzes beschädigt? Er hatte noch eine gewisse Kraft, aber sie war stark reduziert und kein Vergleich mehr zu einem intakten Splitter. Sie trug das Amulett dennoch, wie ein Mahnmal, wie ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber der Natur.

Sie hatte Anfangs einige Schwierigkeiten gehabt und auch jetzt war es noch nicht so einfach die Magie zu wirken, die ihr so neuartig erschien. Sie hatte ihre Kräfte wieder, vollständig, das war ihr bewusst, aber das Lenken und Zugreifen... das war eine andere Geschichte. Die Unterhaltung mit Leon über das Wirken der Naturmagie half ihr ein wenig und doch war es auf seine Art verwirrend. Sie musste wirklich lernen ihren Pragmatismus und ihre Rationalität hinter sich zu lassen und das war nicht so einfach.

Ihr nächster Fokus würde jedoch das Seelentier sein und so begab sie sich in die tiefen des Trolleichenwaldes und legte sich unter dem riesigen Yew-Baum, der unter seinen Wurzeln den Gauriquarz beherbergte...


~•~

Das heitere Jauchzen war ein Ausdruck der puren Freude, als ich im Dämmerlicht des Abends einen der Funkenkäfer durch das Dickicht jagte. Wie so oft in dieser Zeit und so war es auch keinesfalls eine Handlung aus Boshaftigkeit, nein es war ein Spiel! Funkendrachen sind verspielt, man sagt mir nach, dass ich es besonders bin und so laden die glimmenden Käferchen des Fae-Reiches mich jedes Mal in die Dämmerung ein um mit ihnen dieses Spiel des Fanges zu vollführen.
Wenn wir Faelugs besonders fröhlich... oder besonders „ernst“ sind, versprühen unsere Flügelschläge schimmernde Funken, wodurch wir unseren Namen von den hohen Fae erhalten haben. Das hat bestimmt auch einen abwehrenden Zweck, denn die Funken verwirren boshafte Gesellen oft, so das wir ihrem Griff umso besser entwischen können.

Diesen Abend hatte ich wieder nur den Blick für die Funkenkäfer, welche sich durch das flimmernde Dickicht des dunklen Waldes drängten um mir die Jagd so schwierig wie möglich zu gestalten. Eine scharfe Kurve links, ducken unter die Wurzelt, einem Ast ausweichen... Ein wahnsinniger Spaß!

Ich hatte einen der Käfer am Rand der ewigen Hecke fast erwischt, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit erregte. Etwas merkwürdiges. Etwas... Neues? Ruckartig hielt ich inne und hatte, wie so oft, jäh mein Interesse an den Funkenkäfern verloren, als meine Sinne etwas anderes wahrnahmen. Zugegeben, meine Aufmerksamkeitsspanne ist nicht die größte... aber wen kümmert das schon?

Neugierig wie ich bin lauschte ich diesen 'Ruf' eine Weile, er wirkte wie etwas von einem anderen Feendrachen und doch seltsam entrückt, falsch, nicht komplett... einfach anders! Eine starke magische Präsenz, aber auch etwas von Drachen und.. waren das Nachklänge von Fae-Partikel?

Ein nachdenkliches Wackeln ging durch meine Fühler und eine Weile starte ich die Hecke an, während der Ruf immer schwächer, dann wieder stärker... und wieder schwächer wurde. Was war das? Die Schwingen, die Ähnlichkeiten mit Libellenflügeln hatten, legte ich an den Leib und ehe ich noch weiter nachdenken konnte, wurde der Ruf, die Verbindung zu diesem anderen „Etwas“ so stark, dass ich durch die Hecke gezogen wurde.

Ich purzelte und taumelte, wusste nicht so recht wie mir geschah und das nächste was ich erblickte, war definitiv nicht die Welt der Fae. Verwirrt betrachtet ich das dichte, satte Grün dieser Gegend, nahm den Geruch von feuchten Nadeln und Moos in mich auf und starrte den hellen Mond am Nachthimmel an. Seltsam anders und doch vertraut.

Und dann... nahm ich sie war. Die Präsenz! Das komische etwas, was mich gerufen hatte. Rasch klebten meine neugierigen gelben Augen auf dem grünlich, durchschimmernden Drachenwesen. Das war kein Faelug und somit auch kein Feendrache! Aber wieso nahm ich dann etwas von den Fae an ihm war. Meinen verwirrt musternden Blick musste das Drachenwesen wahrgenommen haben, denn jenes musterte mich genau so eindringlich und... verwirrt? War das eine verwirrte Mimik? Das war bei all den Kristallstrukturen wirklich nicht einfach auszumachen.

»Was bist du?«

Die Stimme des Drachenwesens wirkte klar, ein klein wenig hallend, klirrend wie als würde man in einem Raum stehen, der aus Kristall bestünde. Ein kleines, amüsiertes Schnaufen, als dieses Wesen mir die Frage stellte.

»Was bist DU?«

Entgegnete ich stattdessen amüsierte und hüpfte eine Weile um den Kristalldrachen herum, diesen von allen Ecken und Seiten betrachtend. Ja, da war ein schwacher Nachhall von Faemagie an ihm zu spüren, wie bei jemanden der sehr lange Kontakt mit etwas aus dem Reich der Fae hatte, aber so wie es sich anfühlte, war das... halt nur noch ein Rest. Ein Nachhall, der vermutlich auch verschwinden würde, wenn die Zeit in das Land floss. Ich fühlte mich verbunden zu diesem Wesen, warum...? Das konnte ich nicht sagen.

»Ich bin Shira'niryn.«

Erklang es dann schlicht und die Stimme klang freundlich, wenn auch verwirrt und fragend zu gleich. Mein Fokus huschte wieder zum Kristalldrachen und ich ließ mich vor ihm nieder. Er war ein durchaus größer als ich, was zugegeben auch nicht sonderlich schwer war.

»Was ist ein Shira'niryn? Ich kenne das Wort nicht.«

»Das... ist mein Name... ich bin ein Kristalldrache.«

»Ach.. du hast einen Namen? Dann musst du Macht besitzen.«


Wieder sah ich die deutliche Verwirrung in der Reaktion meines Gegenübers und das verunsicherte mich nun auch. War ich so undeutlich? Verstand er... sie.. es mich nicht richtig?

»Hast du keinen Namen?«

Nun starrte ich den Kristalldrachen, der sich Shira'niryn nannte, verwirrt entgegen.

»Nein, ich bin immerhin nur ein Faelug... ein Funkendrache... schau!«

Ich breitete meine libellengleichen Flügel aus und schlug munter mit diesen, wodurch ein kleiner, glimmender Funkenregen entstand, der mich umgab. Der Kristalldrache starrte mich an und ich fühlte mich für den Moment fast ein wenig dumm. Simpel. Als würde sie sich über meine Art lustig machen. Der Funkenregen versiegte und ich schaute sie nun schweigsam an. Schließlich kratzte ich meinen Mut zusammen und erhob wieder die Stimme:

»Warum hast du mich gerufen?«

»Ich... wollte ein Seelentier zu mir rufen...«


Ein Seelentier?

»Was ist ein Seelentier?«

»Ein... Seelentier ist der Begleiter eines Naturmagiers. Wesen die miteinander verbunden sind, weil sie aus ihrem tiefsten Inneren zusammen passen und füreinander kämpfen.«


Aufmerksam lauschte ich der Erklärung dieser Shira'niryn, während ich sie nach wie vor irgendwie nachdenklich betrachtete. Unzufrieden? War sie unzufrieden? Nein, sie war... verwirrt und darüber unzufrieden? Es dauerte ein wenig aber nach und nach konnte ich die Mimik dieses Kristalldrachens lesen. Oder lag es an dieser Verbundenheit?

»Ich wusste nicht das wir Faelug Seelentiere sein können. Dann passen wir also zusammen...? Ich dachte immer wir dienen nur den hohen Fae.«

Die Nüstern krausten sich ein wenig während Shira'niryn mich beobachtete, als würde sie sich kurz über etwas lustig machen.

»Sonst hättest du meinen Ruf nicht gehört... oder? Willst du einem hohen Fae dienen oder mir?«

Mhm. Ja. Das war logisch. Meine Fühler zuckten ein klein wenig, während ich über die Worte nachdachte. Ehe ein zaghaftes Nicken vollführt wurde. Ja... das war doch logisch... und sie schien wesentlich unterhaltsamer zu sein als einer dieser hohen Fae, die dachten sie würden über uns stehen!

»Und... was bedeutet das nun...?«

»Nun.. wann immer ich dich rufe, folgst du den Ruf und wir... spielen zusammen, mhm?«

»Oh! Das klingt wunderbar! Was spielen wir denn?«

»Das kommt ganz darauf an... zumeist wirst du mir vermutlich andere Kreaturen vom Hals halten.«


Nachdenklich wippten meine Fühler auf und ab, während ich Shira'niryn betrachtete, welche nun zunehmend zufriedener und erheiterter erschien.

»Ablenken, das kann ich!«

Und wieder folgte ein Funkensprung meiner Flügel, die in einem glimmenden Meer endeten und ein amüsiertes Schnaufen des Kristalldrachens folgte.

»Wenn du keinen Namen hast, nenn ich dich Funkelchen.«

Allein die Tatsache das sie mir sogar einen Namen gab, erfüllte mich mit einer tiefen Zufriedenheit und Verbundenheit zu ihr. Ich hatte einen Namen! Einen richtigen Namen!


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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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» Im Wandel der Zeit «

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Jahre waren im Fluss der Zeit versiegt und doch fühlte sich manches nur wie der Moment eines unwichtigen Wimpernschlages für Shira'niryn an. Die Politik der Menschen hatte etwas Sprunghaftes und Schnelllebiges an sich, sie konnte nicht lange Gefallen an irgendetwas finden, was damit zusammenhing. Vielleicht lag das aber auch an der Denkweise der Zweibeiner, die sie nicht richtig verstand, oder nachvollziehen konnte. So viele Widersprüche, so viele leere Worte, als würde sie sich versuchen, mit etwas zu schmücken, was sie nicht beherrschen würden. Vielleicht lag es aber auch an ihrer eigenen Art, die sich nicht unbedingt mit jener der Menschen identifizieren ließ. So hielt sie selber sich jedoch mittlerweile aus den meisten Angelegenheiten der Menschen heraus - jene hatten mehr als einmal bewiesen, dass ihr Rat auf taube Ohren treffen würde und mehr als einmal hatte sie beobachten können, wie die Menschen sich ihren eigenen Strick knoteten, nur um sich genau diese Schlinge selber um den Hals zu legen. Sie hatte es aufgegeben. Es war unwichtig geworden. All die Jahrtausende an Erinnerungen in ihrem Körper, hatten bewiesen, dass es sich immer und immer wieder wiederholen würde.

Die Gemeinschaft der Bewahrer hatte sich verändert. Mit dem Verschwinden ihrer mehr menschlichen Mitglieder, welche eben nicht nur die Menschlichkeit, sondern auch das Familiäre in die Reihen gebracht hatten, blieb nur noch ein Raum voller staubiger Bücher, glänzender Artefakte und nahezu unüberwindbaren Aufgaben. Lange genug hatte sie versucht sich in dieser Gesellschaft einzufügen, doch mittlerweile wusste sie, dass sie sich niemals in diese integrieren könnte, ohne einen Teil von sich selber aufzugeben. Das Konstrukt einer Familie, was sie damals hatte versucht aufzubauen, war niedergegangen und hatte dem anderen Zweck mehr Raum geschaffen.

Bewahren, Behüten, Beobachten, Beschaffen.

Die Trauer über diesen Umstand hielt nicht lang, denn wenn sie ehrlich war, so brauchte sie nur eine Person, um die Geborgenheit zu erleben, nach der sie sich in jungen Jahren gesehnt hatte. Die Verbindung zum Drachenmagier war mit dem Segen des Sternendrachens nur noch stärker geworden und nährte den kleinen Funken Menschlichkeit, der durch ihren Ursprung in ihrem Kern vorhanden war. Einen Umstand, den sie äußerst ungern zugab, denn das Letzte, was sie wollte, war mit der Weißhaarigen in Verbindung gebracht zu werden. Jede Erwähnung der weißhaarigen Hexe fühlte sich wie ein unerträglicher Pelz auf ihrer Zunge an, als würde sich dieser Teil ihrer Herkunft unnachgiebig an ihr festklammern und sie nicht loslassen wollen. Wie gerne hätte sie alle Erinnerungen an diesen Menschen ausgelöscht - aber wusste sie auch, dass es das nicht besser machen würde. Sie konnte schlicht nicht davon rennen, sie besaß diese Seite, wenn auch nur als kleinen Teil von sich und sie war sich auch im Klaren darüber, dass es gerade die Verbindung zum Drachenmagier war, die diesen Funken wach hielt und näherte. Etwas, was sie noch immer lernen musste, zu akzeptieren.

Der Tod Naeldirs riss eine tiefe Wunde. Eine Wunde, die nicht einmal Livius zu schließen vermochte, denn immerhin hatte jener zu den wenigen Vertrauten gehört, die sie irgendwie kannte. Auch dass sein letzter Wunsch, dessen Ausführung sie versprochen hatte, ein solches Risiko mit sich brachte, gefiel ihr nicht. Sie war nicht dumm genug, ein uraltes, schöpferisches Wesen zurück in die Welt zu holen, ohne für eine gewisse Sicherheit zu sorgen - auch wenn sie in der Öffentlichkeit eine unnachgiebige Art an den Tag legte und jeden, der sich in den Weg stellte, verdeutlichte, dass der Wunsch umgesetzt werden würde - komme was wolle. Sie hatte dem Fürsten des Hauses Tir'Daer versprochen, Ba'thal zu befreien. Das Versprechen eines Drachen würde niemals gebrochen werden, selbst wenn man es wollte - es war einfach ein unausgesprochenes Gesetz, eine Regel, die nicht aufzulösen war. Aber sie hatte Naeldir niemals versprochen, wie genau Ba'thal zurück auf diese Welt finden würde, oder unter welchen Umständen. Der Leichtsinn in dieser Sache, der ihr von anderen nachgesagt wurde, war so durchaus verständlich - denn keiner wusste, was Shira'niryn eigentlich getan hatte. Keiner, außer Livius, wusste, wie sie den Körper des Elfen verändert hatte, um sicherzugehen, dass Ba'thal niemals außer Kontrolle geraten würde.

Zum Glück zeigte sich mit der Zeit, dass der wiedergekehrte Lichtelf zwar radikal war, doch auch lernfähig. Eine Gestalt, aus einer Zeit voller Tod, Verrat und Leid. Natürlich brauchte es eine ganze Weile, damit er sich mit der neuen Umgebung akklimatisierte und mittlerweile konnte der kleine Kristalldrache mit seiner Entwicklung eigentlich recht zufrieden sein. Ein paar Ecken und Kanten hatte er noch, aber es wäre nicht Naeldirs Erbe, wenn dieses Wesen ohne jegliche Kanten wäre. Vermutlich hätte jeder andere Hüter schon die Rettungsleine gezogen, bei den gefährlichen Anwandlungen, die Ba'thal immer wieder gezeigt hatte, aber Shira'niryn war recht tolerant. Sie kannte unnachgiebiges, radikales und absurdes Verhalten vom Drachenmagier. Die Zeit glättete jeden Stein, floss sie nur lang genug.

Das Zeichen der Bewahrer zierte mittlerweile nicht nur die Kleidung des Lichtelfen, sondern hatte letztendlich auch im Verborgenen seinen Platz bei anderen Vertrauten gefunden, die es in der Öffentlichkeit jedoch vorzogen, sich nicht als Teil der Gemeinschaft zu offenbaren. Kein Umstand, den sie bedauern würde, Eitelkeit oder gar Stolz in Bezug auf irgendwelche weltliche Macht war ihr fremd - wichtig waren die Ziele der Gemeinschaft und jene würden eher erreicht werden, je mehr Hüter sich anschlossen. Je mehr Augen in unterschiedlichen Gefilden und Gesellschaften vorhanden waren, je mehr Wissen würde sich anhäufen. Sie konnte über diese Entwicklung eigentlich nur zufrieden sein und sie schätzte ein jedes Mitglied, egal ob es eine stets schlecht gelaunte Naemi, ein radikaler Ba'thal, ein zwielichtiger Golga oder eines der mehr schweigsamen "geheimen" Mitglieder war. Alles befand sich im Gleichgewicht, ob sie sich darüber bewusst waren oder nicht.

Was auch immer in der Zukunft kommen würde, sie war sich sicher, dass sie sich aus elendigen, langen und öden Verhandlungsgesprächen heraushalten würde. Politik oder andere Machenschaften dieser Art überließ sie Ba'thal oder Livius - den beiden stand diese Aufgabe wesentlich besser und vermutlich waren sie auch weitaus geübter darin, als sie selber es jemals hätte sein können. Der unvermeidliche Untergang der alten Welt hatte auch für sie einen Schlussstrich gezogen. Der Neuanfang würde an neuen Ufern warten und vergessen sein sollte alter Groll oder alte Ziele. Sie hatte ganz eigene Pläne. Pläne, die sie eher am Quell des Ursprungs verharren ließen, zusammen mit den schweigsameren Mitgliedern der Gemeinschaft. Sie war Teil der Natur und ein Abbild im astralen Netz, beides fühlte sie mit jedem Moment ihres Daseins und über beidem würde sie hüten. Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht wieder einen Teil ihrer selbst aufgeben musste, denn etwas würde kommen, von dem sie nicht wusste, ob sie dazu in der Lage wäre.

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Shira'niryn
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Re: Kristallgeschichten

Beitrag von Shira'niryn »

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» Mit dem Fluss «

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Seit dem Aufbruch aus der alten Welt war vieles passiert, was sie eingenommen und beschäftigt hatte. Viele dieser Dinge waren mit Sorgen und Gedankengängen verbunden, die sie nicht Teil ihrer Natur nennen wollte. Die Zerstörung der alten Welt, die Ungewissheit der Schiffsreise, die Verbindung zu Livius, die verschwunden war und nun dieses neue Land, welches immer mehr neue Fragen aufwarf. Sie hatte die Oberweltselfen, wie schon seit dem Tag ihrer Entstehung, begleitet - hatte ihnen geholfen und sie unterstützt. Immerhin hatte sich daran nichts geändert, aber das war auch gut so - sie hatte schon dem alten Fürsten gesagt, dass sie die Elfen immer unterstützen würde. Eine Konstante... und die waren wichtig.
Natürlich hatten die Gesichter sich verändert. Waren es damals noch Naeldir und Berion, vom Haus Tir'Daer, die sie auf Ivren'mir verweilen ließen und ihr die Freiheiten gaben, sich dort zu entfalten und zu lernen, so waren es heute andere Häuser, andere Fürsten. Zu keinem davon hatte sie diese Bindung, wie sie zum Haus Tir'Daer hatte, aber es war wie so oft. Ein kleines Rinnsal an Tropfen, das durch gemeinsame Geschichten und Erlebnisse immer stärker werden würde, bis sich daraus ein Fluss ergab, der eine feste Bindung und Vertrauen widerspiegelte. Die Grundlage, war ihrer Meinung nach, mit dem Bewältigen der Barriere und dem Besiedeln von Caladlorn belegt und hieß es abzuwarten und zu schauen.

Sie erinnerte sich gerne an die Zeit auf Ivren'mir zurück, ein kleiner, frisch geschlüpfter Kristalldrache auf einer Kristallinsel. Was hätte es auch besseres geben können? Dort lernte sie fliegen, dort lernte sie ihre Macht richtig anzuwenden, sie lernte, was moralisch richtig und was eher falsch war, was Lügen waren und warum sie so oft Verwendung fanden... dass es manchmal gut war, die Wahrheit zu verbergen, um andere nicht zu verletzen. Komplexe Themen, aber jeder Bewohner Ivren'mirs zeigte Interesse daran, ihr jene näherzubringen. Sie erhielt von Naeldir die Erlaubnis sich in der Bibliothek aufzuhalten und Madhellon, der Bibliothekar, unterstütze sie beim Übersetzen der alten, elfischen Texte. Die Sprache dieses Volkes war vom Tag ihrer 'Geburt' an ein Teil ihres Lebens und doch... konzentrierte sie sich selten auf jene. Es gab zu viele andere Dinge, die sie immer wieder ablenkten, die sie beschäftigten und das, obwohl Naeldir ihr das ein oder andere elfische Kinderbuch reichte, damit sie daraus lernen konnte. Stumpfes Lernen war aber noch nie etwas, in dem sie sonderlich Talent zeigte. Sie konnte es nicht leiden Stunden über Stunden auf einer Stelle zu sitzen und sich von Madhellon etwas übersetzen zu lassen. Grässlich!
Heute.. bereute sie es, bis zu einem gewissen Grad. Gerade jetzt auf Caladlorn, wo sie sich wünschte ein Teil des Ganzes zu sein.

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»Wo bist du nur... «

Das ständige Gemurmel und Gekruschel in einer viel zu unordentlichen Kiste führte zu einem skeptischen Blick des elfischen Lagerverwalters. Aber Shira suchte etwas ganz bestimmtes, was irgendwo zwischen all den Büchern aus der Bibliothek der Bewahrer sein musste. Verzauberte Bücher, alte Schriften aus einer längst vergangenen Zeit, Chroniken und Abhandlungen... ach da! Zufrieden zog sie ein eingewickeltes Bündel aus der Kiste. In diesem Bündel befand sich ein Teil des Nachlasses von Naeldir, die Schrift über den Eluvren. Natürlich in seiner Sprache - er wusste schon immer, wie er sie dazu brachte, mehr lernen zu wollen. Selbst über seinen Tod hinaus. In diesem Bündel befand sich jedoch auch das alte, abgegriffene Kinderbuch. Er hatte ihr nie mitgeteilt, woher jenes stammte und warum er es besaß. Illustrierte Geschichten, welche den Kindern vermutlich spielerisch verschiedene Wörter beibringen sollten. Warum kam sie nun gerade jetzt darauf? Es hatte sicherlich auch mit der Anfrage des Tarcils en noss Areu zu tun, der sie gebeten hatte, den Unterricht für drei seiner Mitglieder zu übernehmen.

Unterricht in der Magie. Sie hatte zuerst gezögert, ihre Art Magie zu wirken, unterschied sich von jener der Zweibeiner. Nicht nur in der Art, die Energie zu weben, sondern auch in ihren Ursprüngen und nicht zuletzt in den Worten der Macht. Ba'thal sah es als hervorragende Möglichkeit, ihr Wissen in der elfischen Sprache noch weiter zu vertiefen, während sie die drei Interessenten unterrichtete. Sie bat Lunelenya daher, die Worter der Macht ihres Volkes aufzuschreiben und jene in die Handelssprache, samt Bedeutung zu übersetzen. Damit wäre eine gute Basis geschaffen und die junge Magierin hätte gleichsam direkt ihre erste Aufgabe bewältigt. Die Grundlagen waren über jede Form der Magie hinweg gleich, genau wie andere Dinge, die sich nicht davon beeinflussen lassen würden, dass ihre Wirkweise eine andere war. Ein wenig freute sie sich schon darauf, es würde Ablenkung und Normalität bedeuten.

Mit einem kleinen Seufzen zog sie eines der verhassten Pergamentstücke näher. Es half nichts. Die Zeit war wohl gekommen, wo sie das Wissen, welches sie die letzten vier Jahresläufe angeeignet hatte, auch vertiefen musste, um nicht mehr Rätseln zu müssen. Der schmuddelige Kohlestift wurde auf das Pergament platziert und die Grundbezeichnungen der Völker und der ihr bekannten Tiere niedergeschrieben. Irgendwo musste man anfangen. Viele kannte sie bereits, sie hatte sie oft genug gehört, andere musste sie offen lassen, bis sie Ba'thal erwischte, um nachzufragen.

Hochelf - Edhel, Edhil
Waldelf - Lindhel, Lindhil
Mensch - Adan, Edain
Ork - Orch, Yrch
Troll - *Ba'thal fragen*
Zwerg - Naug, Noeg
Kind der Weltenschlange - Hên/hîn en lhûg amar
Amazone - Sell, Sill en revil
Barbar - *Ba'thal fragen*

Drache - Lhûg, Lhuig oder Amlug, Emlyg
Funkendrache (Funkelchen) - Faelug, Faelyg

Tier - Lavan, Levain, für Vierbeiner, keine Echsen oder Gefiederte!
Bär - Megli, Honigesser!
Wolf - Garaf, Geraif
Vogel - Aew, kleiner Vogel - Gwael?
Pferd - Roch, Rych
Fuchs - Rusco ?
Fisch - Lim

Dämonen - Raug, Roeg
Fiese Kreaturen - Urug, Yryg

Daneben kritzelte sie so unsauber weitere Begriffe hin, dass jeder Elf beim Anblick vermutlich seine letzte Geduld verloren hätte. Bloße Notizen auf einem Schmierzettel, als hätte sie diese Begrifflichkeiten schon öfters vernommen und verinnerlicht.

Min, tâd, nêl, canad, leben, eneg, odog, toloth, neder, pae

elu, malen, caran
calen, hithren, rosc, baran
glân, morn
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~ Nikita Gill
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