Von Zwergen und Orken | Kapitel 24: Die Flucht

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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 10: Fremde Pfade

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Kapitel 11: Amazonen unter Zwergen

Die Nacht war verstrichen und die Sonne hatte die Berge bereits weit überstiegen. Noch immer lagen die Amazonenschwestern in ihren Zelten verteilt und schliefen fest. Plötzlich schlug Lise ob eines raschelnden Geräusches im Gras vor dem Zelt die Augen auf. Sie befand sich in einem Einzelzelt und die Nachbarzelte der Schwestern lagen zu weit auseinander, als dass eine ihrer Schwestern um das Zelt schleichen würde. Lise konnte einen Schatten beobachten, welcher offenbar versuchte unauffällig um das Zelt zu schleichen. Ein Schmunzeln legte sich auf Lises Lippen ob der Dummheit jener Person. Welch ein Tölpel musste man nur sein um zu denken man bliebe vor einem Zeltwand unentdeckt, wenn die Sonne hoch über den Bergen strahlte? Lise winkelte im Sitzen ihre Beine an um den Schatten amüsiert weiter zu beobachten, schließlich ward sie hellwach und vollständig bekleidet und es gab keinen Grund zur Beunruhigung.

Der Schatten drehte sich etwas und plötzlich verging Lise das Schmunzeln, denn nun konnte sie deutlich die Umrisse eines gezogenen Schwertes erkennen. Lise verließ ihre kniende Haltung und zückte einen Dolch, da größere Waffen zu viel Lärm verursacht hätten, doch Lise war nur im Vorteil wenn der Attentäter nicht ahnen konnte, dass sie bereits hell auf war. Ohne sich zu fragen wer und aus welchem Grund jemand ihr nach dem Leben trachten sollte, lief sie langsam und äußerst leise auf den Schatten zu um der Person einen Überraschungsangriff zu bescheren. Der Kopf des Schattens schien nach hinten gebeugt als würde die Person gen Himmel schauen, dies war der richtige Moment für Lise und sie sprang aus dem Zelt um die Person zu ergreifen und sie mit gekonnten Griffen festzuhalten.
„Lass sofort die Waffe fallen!“ rief Lise laut und bedrohlich.

Erschrocken ließ der kleine Junge sein Holzschwert in das Grasfallen und schaute ängstlich mit Tränen in den Augen zu ihr auf. Leise und schnell hechelte er und sein Herz schien vor Angst zu rasen. Auch Lise erschrak, denn dies hätte sie einem kleinen Jungen nie antun wollen und stecke blitzschnell den Dolch weg. Lise kniete sich auf einem Bein zu dem Jungen welcher noch immer Todesängste zu besitzen schien und lächelte ihn sanft an. Sie wischte ihn die Tränen aus dem Gesicht und sprach sanft auf den kleinen Jungen ein.

„Tut mir Leid mein Kleiner, so etwas habe ego nicht gewollt. Ego dachte tua seist hier um mich zu töten.“
Der Junge schüttelte energisch den Kopf und schaute mit schielenden Blick zu seinem Holzschwert, welches noch immer im Gras lag. Lise bückte sich lächelnd und hob das Holzschwert auf um es dem Jungen zu reichen. Leise und mit einer beruhigenden Stimme sprach sie weiterhin zu dem noch immer verschwiegenen Halbwüchsling. „Was hat dich denn vor mein Zelt verschlagen Kleiner?“
Der Junge schaute erst etwas verlegen und scharte mit dem linken Fuß etwas auf dem Boden herum, doch begann dann leise zu sprechen.
„Ich.. Ich... öh Ich wollte schauen ob es stimmt was die Leute hier sagen.“
„Et was sagen die Leute hier?“ hinterfragte Lise mit Neugierde im Unterton und wartete eine Weile ab. Der Junge wirkte noch etwas verlegener als zuvor und bekam leicht rote Wangen, als er ihr in die Augen sah und nuschelnd antworte.
„Sie sagen dass einige hübsche Frauen hier her kamen aus dem Land von wo Marchocias zu uns gekommt ist um uns zu helfen.“

Lise schmunzelte ob der gar lustigen Aussprache des kleinen Jungen und schien auch ein wenig gerührt zu sein ob seiner ersten Anmerkung. Sie wuschelte ihm durch sein lockiges Haar und konnte sich gar ein dezentes Kichern nicht verkneifen.
„So? Das sagen sie? – Hat sich das denn schon so schnell herum gesprochen?“
Der Junge nickte kurz auf die Frage und schaute sich in der Gegend um bis er erneut etwas von Lise gefragt wurde. „Sag, wie heißt du eigentlich Kleiner?“
„Ich heiße Morgan und Du?“ Lise schüttelte ihm die Hand und nannte auch ihren Namen, nun schien der Junge schon wieder um einiges aufgeweckter aus und nicht mehr verängstigt, was Lise sehr erleichterte.
„Bist du und die anderen Frauen auch so stark und gut wie Marchocias?“
Lise schaute ein wenig betrübt zu Boden. Als sie dann wieder zu Morgan aufsah, blickte sie ihn nur an ohne ihm eine Antwort auf die Frage zu geben. Morgan schien dies auch nicht weiter zu stören, denn er hatte schon längst andere Dinge im Kopf und sprach begeistert zu Lise.
„Er hat einen gaaaaanz großen Drachen getötet ganz alleine!“
Nach diesem Satz drehte sich der Junge im Kreis und schwang sein Holzschwert mit einigen helltönigen Kampflauten. Lise schaute äußerst überrascht ob der Aussage und seufzte erneut bei dem Gedanken, dass sie nie wieder ein Wort mit Marchocias wechseln könnte.

Die Glocken wurden in Cares zur Mittagsstunde geschlagen und Morgan rannte flink davon mit den Worten „Oh, oh... Mutti wird mit mir schimpfen.“ Schmunzelnd sah Lise dem kleinen Morgan nach und erhob sich wieder. Sie warf nun einen Blick zu den Zelten und sah wie ihre Schwestern nun auch langsam heraus gekrochen kamen. Ein wenig Zeit verging und die sieben Amazonen standen wieder in voller Montur, gerüstet und bewaffnet auf dem Zeltplatz, als Begosch sich auch schon mit einer größeren Gruppe von Kriegern ihnen nährte. Begosch stelle seinen Männern die sieben Amazonen vor und schaute an jenem Tag deutlich freundlicher aus als am Abend davor. Auch hatte er sich für sein grobes Verhalten bei ihnen entschuldigt und schien sogar nun recht froh zu sein über die neu angebotene Hilfe. Begosch entging es nicht, dass Lises Magen knurrte und öffnete seine Tasche um mehrere Äpfel heraus zu holen. Er warf jeder Amazone einen zu, welche darauf knapp aber nicht unfreundlich nickten.

Einer der Krieger lachte leise in einer beinahe spöttischen Tonlage und Lise wand sich in diese Richtung um jenen Krieger mit erhobenen Augenbrauen anzuschauen. „Gibt es ein Problem?“ fragte sie völlig ruhig und schaute den Krieger eindringlich an. Dieser musste erneut kurz lachen und begann mit einem rauen Unterton zu sprechen. „Nein kein Problem – Doch findet ihr nicht ihr solltet das Kämpfen uns Männern überlassen, Schnuckelchen?“ Lise schaute erbost ob dieser Bemerkung und ihr Zorn stieg um so mehr als der Krieger lauthals zu Lachen begann. Einige Krieger lachten ob seiner Bemerkung ebenfalls mit doch Lise schaute nur jenen Einen an, welcher sie verspottete. Immer lauter Lachte er und riss seinen Mund dabei weit auf. Lise warf dreimal dezent den Apfel in ihrer Hand in die Luft und fing ihn wieder auf. Dann holte sie blitzschnell aus um selbigen Apfel dem Krieger mit gewaltiger Wucht in den Mund zu schleudern. Das Lachen verstummte schlagartig und auch das Mitlachen der anderen Männer schien im gleichen Moment zu verstummen. Der Apfel fiel blutig aus dem Mund des Kriegers und hatte einige seiner Vorderzähne im Fruchtfleisch haften. Nun waren es die sechs Amazonenschwestern welche hinter Lise standen und auflachten. Begosch schaute dennoch mit scharfen und nicht gerade erfreulichen Blick zu Lise und schrie sie beinahe an.
„Was zum Teufel sollte das?!“ Lise entgegnete ihm nur in einem kalten Tonfall.

„Er hatte den Mund zu weit aufgemacht?“

Die Krieger sowie die Amazonenschwestern mussten schmunzeln und Begosch wendete sich mit den Worten, „Heute Abend in der Taverne.“ ab und ging mit seinen Kriegern. Lise wand sich zu ihren Schwestern um.
„Wir haben bis heute Abend Zeit, bringt eure Waffen in Schuss, stärkt euch et ruht euch noch etwas aus.“
Die Schwestern nickten und zogen sich wieder in ihre Zelte zurück. Einige Stunden vergingen und die Abendstunden brachen langsam an. Lise und die Schwestern packten ihre Ausrüstung zusammen und begaben sich zur Taverne, wo sie bereits von Begosch und seinen Kriegern erwartet wurden.
Nun hieß es nur noch warten. Warten auf die restlichen Krieger, welche von den beiden Schlössern entsandt wurden, denn noch am diesem Abend wollten sie wieder aufbrechen.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 11: Amazonen unter Zwergen

Beitrag von Lise »

Kapitel 12: Aufbruch zu Goblinfestung

Abwartend sah Lise sich in der schon recht gut besetzten Taverne um. Die Krieger stärkten sich noch mit ein paar letzten Bierhumpen und Lise stand mit ihren Schwestern neben Begoschs Tisch. Der Boden war mit abgelaufenen Holzplanken bedeckt und auch die Einrichtung schien schon etwas abgenutzt zu sein. Zur Erleichterung der Amazonen war in der Taverne das Rauchen verboten, denn sie hatte kein Obergeschoss und so war das Strohige Dach direkt über ihnen und hätte leicht in Brand geraten können.

„Die Krieger aus Kir werden in wenigen Minuten eintreffen, sie brachen hinter uns das Lager ab.“ Langsam aber doch etwas besorgt nickte er ihr zu. Lise sah sich nochmals kurz um, sie wollte herausfinden was Begosch beunruhigte. Nachdem sie nichts ungewöhnliches in der Taverne entdeckte fragte sie.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“ Lise sah Begosch mit ernstem und doch forschem Blick an, dieser sah geschwind in den Bierhumpen, dessen Inhalt sich schon wieder drastisch verringert hatte, und hob dann den Kopf um sie anzusehen.

„Narin von Gorfan ist mit seinen Kriegern noch nicht eingetroffen, sie hätten schon vor zwei Nächten hier sein müssen. Es muss etwas vorgefallen sein das sie aufgehalten hat, aber wir können nicht warten. Wir sind den Orken zwar zahlenmäßig weit unterlegen, aber die Zeit ist gegen uns. Wir wissen nicht wann weitere Orken in der Goblinfestung eintreffen und den Kampf weiter erschweren.“ Sprach er mit rauer Stimme zu ihr. Als er den Satz gerade beendet hatte öffnete sich die Türe und einer der Krieger aus Kir trat herein.

„Begosch wir sind bereit aufzubrechen.“ Bei diesen Worten erhob Begosch sich von seinem Stuhl und rief mit lauter durchdringender Stimme.

„Männer wir brechen auf! Wir können nicht weiter auf die Truppen aus Gorfan warten also stellt eure Bierkrüge ab und schnappt eure Äxte, es geht los!“ Ein lautes Gegröle der Zwergenkrieger erfüllte die Taverne so dass die Amazonen sich fest die Ohren zuhalten mussten. Als alle hinausgestürmt waren sah Lise ihnen schmunzelnd und leicht den Kopf schüttelnd nach. „Männer.. tz!“ Anschließend folgten sie ihnen nach draußen und allesamt bestiegen sie ihre Pferde. Fackeln wurden überall entzündet da die Sonne bereits hinter den Bergspitzen verschwunden war. Die Schwestern ritten zusammen mit Begosch, dessen Schüler Todd und dem Hauptmann der Krieger aus Kir voraus. Die Krieger folgten ihnen und ein lautes traben der Pferde mit ihren Schweren Reitern und auch Reiterinnen erfüllte die Umgebung.
Bevor sie sich aber vollständig in Bewegung gesetzt hatten kam Morgan hechelnd angerannt. „Lise! Lise!“ Rief er außer Atem. Sie stoppen wieder und Lise sah mit einem Lächeln zu ihm herab.

„Was ist mein kleiner?“ Fragte sie ihn mit sanfter Stimme. Keuchend sprach er dann zu ihr.

„Lise wisst ihr wer Iracundia ist?“ Erstaunt sah Lise ihn an und stellte ihm gleich die Gegenfrage.

„Woher kennst du diesen Namen?“ Darauf streckte er ihr einen verbluteten Ring aus Valorite entgegen.

„Es steht da drauf, da steht 'In ewiger Liebe - Iracundia'.“ Lise sah den Ring mit großen Augen an und nahm ihn entgegen. Ein ganz leises „Danke…“ drang über ihre Lippen sie sah ihn etwas an und schloss dann fest ihre Faust darum.

„Wo hast tua das her kleiner?“ Fragte sie ihn schnell, und der Bursche antwortete nur zögerlich.

„Er.. er lag im Gras neben einem toten Mann, dort lag auch ein roter Umhang…“ Lise nickt leicht und deutete ihm dass er nun gehen soll, worauf er sich auch gleich umdrehte und davonlief.

„Beim Blut auf diesem Ring, dein Tod war nicht vergebens und ich werde deine Schlacht führen das verspreche ich dir!“ Wieder schloss sie kurz die Augen und atmete einmal tief durch. Dann nahm sie ihre Halskette ab und fädelte den Ring darauf. Fest entschlossen ihn nach ihrer Rückkehr Iracundia zu bringen trug sie ihn nun an der Kette nahe ihres Herzens. Als sie wieder auf sah ritt sie langsam los und auch der Rest der Truppe setzte sich in Bewegung. Kurz winkte sie noch dem wieder davonlaufenden Morgan nach.
Begosch ritt etwas näher zu Lise und sprach mit seine tiefen Stimme aber dennoch ruhig zu ihr.

„Die Festung wird starken widerstand leisten!“ Er sah ihr tief in die Augen und sie fürchtete schon dass er nicht gerade gute Chancen für den Angriff sah.

„Wie viele?“ Fragte sie ihn mit ruhiger Stimme. Begosch wandt den Blick wieder nach vorne, legte den Kopf leicht schief und verzog den Mund etwas abschätzend.

„Wir müssen mit einer zwei bis dreifach Überzahl rechnen. Das wird bestimmt lustig. Nicht wahr Todd!“ Die Ironie drang aus ihm, da er sich in diesem Moment nicht anders helfen konnte. Todd sah ihn verwundert an.

„Wie was meinst du?“ Lachend winkte Begosch ab und auch Lise drang ein Schmunzeln über die Lippen. Begosch sah wieder zu Lise und betrachtete die Speere auf ihrem Rücken etwas. Dann deutete er knapp in Richtung der Speere.

„Haben diese bunten Federn etwas zu bedeuten?“ Lise sah ihn wieder an und nickte leicht.

„Es sind die Speere der Kriegsfrauen Alcelens.“ Begosch hob das Kinn kurz um zu einem verstehenden Nicken anzusetzen als ein Pfeil nur wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbei zischte. Er riss die Augen weit auf und starrte wie gebannt an Lise vorbei ins dunkel aus dem der Pfeil kam. Lise riss ebenfalls die Augen auf und sah zu Begosch, ob es ihm gut geht und drehte dann blitzschnell den Kopf wieder nach links und sah ebenfalls in das Dunkel. Begosch hörte einen weiteren Pfeil auf sich zurasen und beugte sich so schnell er konnte nach hinten. Der Pfeil zischte an ihm vorbei und hätte ihn wohl direkt in die Brust getroffen wenn er nicht ausgewichen wäre. Lise nahm die Fackel fest in die Hand und warf sie dann in das Hohe Gras zur linken. Es war zu feucht als dass es angefangen hätte zu brennen, aber die Fackel machte doch genug Licht um die dutzenden Kobolde und Goblins, welche sich darin versteckten, zu enttarnen. Die Kobolde knurrten sie mit ihren Hundeähnlichen Schnauzen an und und hielten ihre Kurzbögen und Kurzspeere dabei weit nach oben. Die dicklichen kleinen Goblins grunzten vor Wut über die verlogen gegangene Festung aus dem Gras heraus und schwangen ihre Keulen und Kriegshämmer über den Köpfen.

„Wir werden angegriffen! Schnell zieht eure Waffen Männer!“ Konnte Begosch gerade noch rufen bevor ein Pfeilhagel auf den Trupp darnieder prasselte. Etwa ein dutzend der Krieger fielen nach diesem ersten Schlag entweder tot oder schwer verwundet von ihren Pferden. Einige Pferde bäumten sich auf und wieherten vor Panik, doch sie konnten sie bald wieder zur Ruhe bringen und ihre Waffen ziehen. In diesem Augenblick prasselte aber schon der nächste Pfeilhagel auf sie nieder. Inzwischen hatten Lise und ihrer Schwestern bereits ihre Bögen gezogen und schossen unermüdlich gezielt einen Pfeil nach dem anderen in die Menge der Angreifer. Die Metallspitzen durchbohrten die leichten Lederrüstungen der Kobolde und Goblins  als schossen sie auf warme Butter. Erneut zischten unzählige Pfeile durch die Luft und schlugen in erhobene Schilde ein, doch wieder fielen einige Krieger von ihren Pferden. Bei diesem zweiten Pfeilhagel wurde die Luft erneut den Todesschreien der Krieger erfüllt. Mit lautem wutentbranntem Geschrei preschten die Krieger dann auf die angreifende Horde zu. In diesem Augenblick setzten sich auch die Nahkämpfer der Kobolde und Goblins in Bewegung und rannten auf die Zwerge zu. Mit ihren Speeren versuchten sie zuerst die Pferde zu töten und anschließend die auf dem Boden liegenden Krieger nieder zu strecken, doch diese schwangen ihre Äxte seitlich ihrer Pferde herab und rammten sie einem Kobold und Golbin nach dem anderen gegen Kopf und Brust so dass ihnen das Blut entgegen spritzte. Währenddessen schossen Lise und ihre Schwestern auf die hinten stehenden Koboldschützen. Ein Pfeil nach dem anderen Durchbohrte die Kobolde, welche unter ihren von Blut rinnenden Wunden auf den Boden sackten. Noch mindestens zwei dutzend Krieger fielen den Nahkämpfern sowie Schützen zum Opfer, deren Zahl ursprünglich gewiss doppelt so groß war wie die ihre. Als alle Angreifer besiegt waren sammelten sie sich wieder und sahen sich ob ihrer Verluste mit versteinerten Gesichtern um. Begosch hielt nur die Hand vors Gesicht währen die anderen ihre blutigen Waffen und Rüstungen reinigten.

„Das hat uns gerade noch gefehlt…“ sagte er niedergeschlagen zu sich. Lise nickte ihm leicht zu und sah sich abschätzend um. Lise sprach sie dann zu ihm.

„Wir haben etwa vier dutzend Kämpfer verloren.“ Begosch sah sie fast niedergeschlagen an und rechnete kurz nach.

„Dann sind wir noch etwa zweihundert Mann.“ Stellte er sachlich fest und sah sich nach den Amazonen um.

„Und sieben Frauen. Aber jetzt gibt es kein zurück mehr, wir müssen weiter.“ Er wendete sein Pferd wieder Richtung Osten und ritt langsam los. Die Schwestern schulterten ihre Bögen und die Krieger steckten ihre Äxte weg. Dann folgte der Tross Begosch und ließ das blutige Schlachtfeld hinter sich.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 12: Aufbruch zu Goblinfestung

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Kapitel 13: Der erste Angriff

Es dauerte nicht mehr all zu lange und sie sahen im Dunkel der Nacht bereits die Fackeln auf den hohen und massiven Wehrgängen der Goblinfestung. Ihre eigenen löschten sie schnell um möglichst nicht gleich entdeckt zu werden. Leise ritt der Trupp auf das Haupttor der großen Festung zu. Die Zugbrücke war hochgezogen und verschloss das meterhohe Haupttor. Auf den Wehrgängen lief eine Unzahl von Orken mit ihren Fackeln umher so dass ein recht großer Raum um die Burg herum noch gut beleuchtet war.
Hinter einer kleinen Baumgruppe, in unmittelbarer Nähe zur Burg, machten sie halt um sich zu beraten. Begosch erhob das Wort um seine Strategie zu erläutern.

„Wir müssen so schnell wie möglich versuchen das Tor auf zu bekommen, denn sonst sind wir dem Pfeilhagel der Schützen auf den Türmen ausgeliefert.“ Einige der Krieger nickten zu dieser Aussage leicht und Begosch sprach weiter.

„Das Problem ist nur dass wir weder einen großen Rammbock dabei haben, noch ein Baumstamm ein solches Tor aufzubrechen vermag.“ Grübelnd legte er die Hand ans Kinn. Während einige durch die Bäume zu dem Tor sahen. Valdís stupste Lise leicht am Arm an und deutete dann mit der Hand an das obere Ende des Tores. Lise lächelte und nickte ihr verstehend zu.

„Tama (danke) liebes.“ Dann sah sie Begosch an.

„Wir öffnen das Tor für euch, es sollte kein allzu großes Problem darstellen. Sagt an was ihr euch als zweiten Schritt dachtet.“ Begosch sah sie kurz etwas verwundert an nickte dann aber leicht.

„Gut wie ihr meint, dann werden wir auf euch vertrauen. Unsere Chance liegt darin sie überraschend zu treffen, mit etwas Glück sind im Innern nicht all zu viele Wachen Postiert und die meisten der Orken schlafen noch. Wir müssen uns aufteilen, eine Hälfte stürmt von innen auf die Mauern um die Schützen zu erlegen und die andere Hälfte kümmert sich um die Wachen im Burghof. Wenn wir schnell genug sind erwischen wir eine große Zahl der Orken noch ungerüstet oder schlafend.“ Alle schienen recht zufrieden mit diesem Plan der ihnen trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit eine gute Siegeschance zu geben schien. Begosch gab seinen Kriegern ein Zeichen und sie setzten leise ihre Helme auf und zogen ihre Äxte, Hämmer, Streitkolben und was sie sonst noch bei sich trugen. Dann wendete er sich Lise zu.

„Nun seid ihr an der Reihe.“ Sprach er zu ihr.

„Sobald das Tor offen ist müsst ihr euch in Bewegung setzen, wir verlassen uns darauf.“ Begosch nickte ihr zu und sprach mit tiefer und doch ruhiger Stimme weiter.

„Keine Sorge, wir werden zur Stelle sein.“ Mit diesen Worten stiegen Lise und ihre Schwestern von den Pferd und schlichen geduckt Richtung Festung. Ein mindestens zweihundert Meter breiter Streifen an Baumstümpfen umgab die Burg. Die Bäume mussten abgeholzt worden sein um ein freies Sichtfeld auf Angreifer zu schaffen. Als sie aus der kleine Baumgruppe heraustraten verteilten sie sich rasch hinter die Baumstümpfe. Schnell huschten sei geduckt von einem Baumstumpf zum nächsten um näher an die Festung heran zu kommen, während die Zwerge ihnen gespannt zusahen und sich auf den Ansturm vorbereiteten. Als sie etwa noch fünfzig Meter vom Wall der Burg entfernt waren deutete Lise ihnen mit einer stoppenden Handbewegung, dass sie nahe genug sind und nicht näher herangehen zu brauchen. Lise nahm den Bogen von der Schulter und lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstumpf hinter dem sie saß. Sie blickte sich kurz nach links und rechts zu ihren Schwestern um und sprach leise zu ihnen so dass die Orken, die hoch oben auf den Wehrgängen stampften, es nicht hören konnten.

„Valdís, du nimmst die linke und ich die rechte!“ Valdís nickte ihr leicht zu und nahm ihren bogen zur Hand. Dann sprach Lise zu den anderen.

„Sobald wir geschossen haben nehmt ihr die Pfeile mit Metallspitzen und versucht die Schützen auszuschalten, je mehr ihr erwischt desto einfacher haben sie es!“ Sie nickten ihr ebenfalls zu, nahmen die Bögen, legten Pfeile an die Sehnen und knieten sich hinter die Baumstümpfe. Lise und Valdís zogen fast Zeitgleich jeweils einen Feuerpfeil aus dem Köcher und spannten die Bogen etwas. Darauf lehnten sie sich etwas seitlich heraus und Spannten die Bögen weit. Sie hoben die Bögen zum oberen Ende des Tores. Zeitgleich ließen sie die Sehen los und die Pfeile zischten wie abgesprochen nach oben, Valdís‘ zur linken und Lises zur rechten. Valdís' Pfeil schlug in die Kette des Tores ein und zersplitterte diese beim explodieren. Lises Pfeil traf jedoch etwas zu niedrig und sprengte nur einige Holzlatten aus dem Tor. Beide gingen schnell wieder hinter ihrer Baumstümpfe und die anderen Schwestern begannen wie abgemacht auf die Schützen zu schießen.

„Verdammt!“ rief Lise und zog schnell einen neuen Pfeil aus dem Köcher. Einige der Schützen vielen bereits Blutend und mit kläglichen Schreien von der Mauer. Ein lautes grunzendes „ALARM! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!“ hallte durch die Burg und einige Zwerge wollten bereits los reiten doch Begosch deutete ihnen zu warten.

„Erst wenn das Tor offen ist!“ Rief er ihnen zu. Nicht alle Orken auf der Mauer trugen Bögen bei sich, doch diejenige mit Bögen eröffneten sofort das Feuer auf die Schwestern. Zum Glück hatten sie durch die Baumstümpfe recht guten Schutz vor den Pfeilen die überall auf dem Feld einschlugen.
Lise beugte sich seitlich hervor, spannte den Bogen und nahm die Kette abermals ins Visier. Als sie die Sehne los lies zischte der Pfeil nach oben und zerschmetterte auch die Kette auf der rechten Seite, worauf das große Tor langsam zu kippen begann. Mit einem ohrenbetäubend lautem Schlag krachte das mächtige Tor auf den Boden und gab das Haupttor zur Burg frei, worauf die Zwergenkrieger ihre Pferde aufbäumen ließen und unter lautem Kriegsgeschrei begannen auf die Burg zuzupreschen.
Bevor Lise sich jedoch wieder hinter dem Baumstumpf verstecken konnte um einen neuen Pfeil aus dem Köcher zu ziehen und ebenso die Schützen ins Visir zu nehmen Durchbohrte ein dicker Orkenpfeil ihren rechten Oberarm. Die Wucht des Pfeiles riss sie aus ihrer knienden Position auf den Boden wobei sie sich mit einem lauten Schrei an den Arm fasste und auf dem Boden liegen blieb. Die anderen Schwestern sahen erschrocken zu ihr und Amaris rannte ohne zu zögern zu Lise. Sie nahm Lise unter den Achseln und zog sie wieder hinter den Baumstumpf. Lise presste vor schmerzen die Augen zu und die Zähne aufeinander. Der Pfeil hatte ihren Arm durchbohrt und ragte auf der anderen Seite weiter heraus. Schnell brach Amaris den Pfeil ab so dass sie ihn durchziehen konnte. Während die Zwerge an ihnen vorbei ritten zog Amaris den Pfeil aus der stark blutenden Wunde und der Schmerz war Lise offen ins Gesicht geschrieben. Lise wurde bereits etwas schwindelig als Amaris eine Bandage fest um ihren Arm legte um die Blutung zu stoppen.
Der Angriff der Zwergenkrieger verschaffte den Amazonen etwas ruhe vor den Schützen und als diese durch das Tor ritten erblickten sie mehr Orken als erwartet. Zur Rechten waren einige Wachen an den Stallungen, zur linken ging direkt an der Rückseite der Mauer eine lange Treppe nach oben zu den Wehrgängen von denen Orken heruntergerannt kamen und in dem großen Hauptgebäude am Ende des Burghofes sah man bereits Fackeln angehen. Der Weg auf die Wehrgänge war also von Orken blockiert und so blieb ihnen nur ein Stellungskampf gegen die brüllend angerannt kommende Meute.
Die Krieger schwangen ihre Waffen und streckten unter lautem Kriegsgeschrei dutzende Orken blutig nieder. Doch sie mussten besonders durch die Schützen auch selbst einige Verluste erleiden. Plötzlich starrte Begosch jedoch wie versteinert auf das Haupthaus und er konnte sich gerade noch zu einem lauten Ruf überwinden.

„RÜCKZUG! ALLE MANN SO SCHNELL WIE MÖGLICH WEG HIER!“ Einige Zwergenkrieger wirkten überrascht, denn die Schlacht verlief entgegen der Erwartungen bisher recht gut. Doch nun blickten sie überrascht zum Hauptgebäude und sahen gleich wieso. Aus sämtlichen Fenstern ließen sich dutzende Orken mit Seilen herab und auch aus dem großen Haupteingang sowie zahlreichen Nebeneingängen strömten die Ork'schen Horden nur so heraus. So schnell es ging wendeten sie ihre Pferde und traten den Rückzug an. Als sie an den Schwestern vorbei ritten zögerten diese ebenfalls nicht lange und rannten so schnell es ging zurück zu ihren Pferden. Amaris schulterte dabei rasch Lises Bogen, welcher noch auf dem Boden lag, nahm sie dann auf den Arm und trug sie so schnell sie konnte zurück. Bei den Pferden angekommen setzten sie Lise auf ihr Pferd. Lise konnte sich bei dem anschließenden schnellen Trab kaum auf ihrem Pferd halten, doch sie hielt es fast eine halbe Stunde durch bis Begosch mit seinem Trupp halt machte und sie aufschließen konnten.

„WIR SOLLTEN NUN WEIT GENUG ENTFERNT SEIN!“ Rief Begosch und sah zu den angeritten kommenden Amazonen. Als er Lise schwach im Sattel hängend sah ritt er ihnen sofort entgegen während die Zwerge wiedermal damit beschäftigt waren ihre Waffen und Rüstungen zu putzen. Begosch und die Schwestern stiegen von ihren Pferden und legten Lise auf eine Decke die sie auf den Boden ausbreiteten. Begosch rief laut zu seinen Kriegern.

„Los wir werden hier vorerst ein Lager aufschlagen!“ Worauf sie die Zelte auspackten und aufzubauen begannen, denn er wusste dass Lise keine längere Reise in diesem Zustand zuzutrauen war. Amaris nahm den inzwischen mit Blut durchtränkten Verband ab und machte Lise einen richtigen Verband um die Wunde da sie nun genügend Zeit dafür hatte.
Als die Zelte aufgebaut waren beschlossen die Schwestern die Nacht bei Lise im Zelt zu verbringen um sich um sie kümmern zu können.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 13: Der erste Angriff

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Kapitel 14: Waldvolk

Ein lauter Schlag ertönte als Marchocias von dem Kinnhorn der Bestie fiel und einige Meter in die tiefe Stürzte. Er konnte gerade noch erkennen wie Begosch und seine Truppe die Flucht ergriffen um nicht ebenso zu enden wie er. Bitteres Blut schmeckte er welches aus seinen Mundwinkeln floss und der Schmerz war grausam. Marchocias wusste genau, dass seine Zeit nun gekommen war. So hatte er sich den Tod nicht vorgestellt. All seine Träume, Wünsche und Ziele wurden in diesem Augenblick zerstört. Marchocias nutzte die letzte Kraft um seinen Unterarm anzuheben und nahm sich den Ring vom Finger um diesen zu betrachten.
Leise murmelte er trotz seiner Schmerzen, welche durch das Sprechen nur stärker wurden, den Namen welcher sich auf dem Ring befand. „I… Ira….. Iracundia“
Tausende von Gedanken und Bildern schwebten in diesem kurzen Moment durch seinen Kopf. Er sah seine Freunde, sah sich in den schönsten Momenten die er in seinem Leben verbracht hatte und er sah seine Wünsche vor sich. Wieder sah er das Bild, wie er mit Iracundia an einem warmen Sommerstrand saß, sie in seinen Armen hielt und sie zärtlich küsste. Er sah die glutrote Sonne und konnte gar die Seemöwen vernehmen welche am Strand nach Nahrung suchten. Alles schien ihm so klar, doch nur für diesen kurzen Moment. Für einen Augenblick sah er sich mit Iracundia vor einem Traualtar stehen, sein sehnlichster Wunsch, welchen er in letzter Zeit je besaß, doch dann verblasste das Bild und sein leicht angehobener Kopf fiel auf die Erde zurück. Auch sein Arm fiel kraftlos zu Boden und ließ den Ring aus den Fingern gleiten, welcher nun in Richtung einer der anderen Leichen rollte und von einer Hand eines toten Zwergen aufgehalten wurde. Kurz bevor die letzte Kraft einen Körper verließ glaubte Marchocias noch von vielen Seiten ein lautes Rascheln in den Baumkronen zu vernehmen, doch dann fielen seine Augen zu.

Ein Wesen sprang aus einer der Baumkronen herab und der Sprung war kaum zu beschreiben, rasch und elegant, wie eine Katze zu springen vermochte. Das große schlanke Wesen trug eine dunkelgrüne Robe und das Gesicht ward durch eine Kapuze verhüllt. Es schaute nur ein rotes Augenpaar heraus durch zwei dafür zurechtgeschnittene Löcher in der Kapuze. Das Wesen bewegte sich rasch, kaum für menschliche Augen wahrnehmbar auf den leblosen Marchocias zu und streckte den Arm aus. Lange dünne, beinahe knochige Finger bewegten sich forschend über das Gesicht von Marchocias. Hunderte von roten Augenpaaren schienen dies zu beobachten aus den Baumkronen heraus. Das Wesen machte einige seltsame Laute doch dann ergriff es den leblosen Körper mit den langen Armen und machte einen kräftigen Sprung mit ihm in die Baumkrone zurück. Das Wesen sprang mit dem Körper gut fünfzehn Menschenlängen, was man kaum glauben würde, wenn man es nicht mit eigenen Augen erblickte.

Tage verstrichen und Marchocias schlug plötzlich seine Augen auf. Verwirrt schaute er sich aus den Augenwinkeln um,  ortend wo er sich befand. Alles schien verschwommen und er sah lediglich das Grün der Baumkronen. Für einen Augenblick dachte Marchocias tatsächlich an ein Leben nach dem Tod, indem er sich gerade befände, doch dann machte ihn ein tiefer Schmerz in seiner Brust darauf aufmerksam, dass er unter den Lebenden weilte. Marchocias schrie laut auf doch verstummte auch sofort wieder, da dieser Schrei um so mehr Schmerzen verursachte und viel Kraft kostete. Mit all seiner Kraft versuchte Marchocias sich ein wenig zu wälzen um mehr erkennen zu können. Schmerzhaft und mit lautem stöhnen schaffte er es sich auf die Seite zu Rollen und blickte sich erneut aus den Augenwinkeln um. Was er sah war unglaublich, vor ihm taten sich Holzwege und kleine Baumhütten auf, die sich tief versteckt in den riesigen Baumkronen befanden. Eine Art winzige Stadt schien es zu sein.

Marchocias vernahm leise dumpfe Schritte auf dem Holzweg und schärfte seine Sinne so gut er konnte. Er erkannte schemenhaft wie sich die große schlanke Gestalt auf ihn zu bewegte. Marchocias geriet in Panik und versuchte sich aufzurappeln, doch blieb jeglicher Versuch etwas in der Richtung zu erreichen vergebens. Die Gestalt kam näher und hockte sich vor Marchocias nieder um ihn zu begutachten. Leise fast flüsternd sprach diese Gestalt zu ihm.

„Ihr habt viel Kraft und Lebensflüssigkeit verloren, strengt euch nicht so an, noch seid ihr nicht genesen kleiner Mann.“


Marchocias versuchte trotz seiner Aufforderung zu sprechen und röchelte ein leises „Wo bin ich?“ hervor. Die Gestalt schweig eine Weile als würde sie nach einer Antwort suchen, doch dann entgegnete sie ihm ein leises „Ihr seid hier in Sicherheit.“

Trotz seiner Kraftlosigkeit und seiner Schmerzen gab es Marchocias nicht auf der Sache nachzuhaken und wendet sich erneut mit fragenden Worten zu der Gestalt.
„Wie lange bin ich schon hier?“
Wieder schwieg die Gestalt eine ganze Weile lang, als ob sie keinerlei Eile kannte und stellte ihm jedoch eine Gegenfrage.

„Wimpernschläge, Augenblicke, Stunden oder Tage? – Was spielt dies für eine Rolle?“
Marchocias stöhnte leicht auf als ob er versuchen wollte es der Gestalt zu erklären, doch er konnte nicht. Seine Kräfte reichten bei weitem nicht um seinen Wissensdurst zu äußern.

Der Kopf der Gestalt nährte sich dem Gesicht von Marchocias und die roten Augen kamen den seinen nahe doch er versuchte sich nicht mehr zu wehren. Langsam nährte sich die fast knöcherne Hand seinem Gesicht und fuhr Marchocias über die Augen welche sich wieder willenlos schlossen. Es verstrich sehr viel Zeit und Marchocias vernahm mit geschlossenen Augen den Klang der Vögel. Ein Lächeln legte sich über seine Lippen, denn mit diesen Klängen fühlte er den Frieden um sich herum. Marchocias lag noch immer auf dem Holzboden gepolstert von etwas Weichem, was sich anfühlte wie ein Bett aus Blättern. Seine Hand tastete auf den Boden und langsam schlug Marchocias die Augen auf. Seine Kraft schien diesmal zu reichen um sich unter Schmerzen aufzurappeln und nun kniete er auf dem Holzboden, seinen Kopf in Richtung seiner Brust gesenkt. Leise murmelte er zu sich selber „Was ist nur geschehen?“ und schaute sich um. Plötzlich fuhr ihm ein Schmerz durch den Kopf und seine Hände griffen blitzschnell zu Selbigen. Die Erinnerung schien ihm schlagartig wieder heimzusuchen und er begann panisch seine Brust abzutasten. Ein riesiger Verband ward um sein Körper gewickelt mit einer seltsamen klebrigen Masse als Inneneinlage. Marchocias schluckte doch er musste es genau wissen. Langsam von der Angst gepackt löste er die klebrigen Bandagen und verzog dabei schmerzhaft sein Gesicht. Verdutzt starrte er auf die vollkommen geschlossene Wunde, an der Stelle wo sich einst das riesige Horn vollkommen durch ihn durchbohrte. Die Wunde hatte jedoch eine Narbe hinterlassen, welche beinahe so ausschaute als würde die Wunde mit einem Brandeisen geschlossen worden sein. Vorsichtig tastete er sich nun über den Rücken, doch auch dort war an Stelle eines riesigen Lochs lediglich eine Narbe.

Leise Schritte nährten sich Marchocias von hinten und er wendete sich um und wieder war es die merkwürdige Gestalt, welche ihn einst mit in diese Baumstadt nahm.

„Ihr seid zu Kräften gekommen, Krieger des kleinen Volks?“

Marchocias nickte langsam und betrachtete die Gestalt erstmalig näher. Die Robe der Gestalt reichte in etwa bis zum Ansatz der Beine, als würden sie lediglich ihre Gesichter verbergen wollen. Die Gestalt schien um eine halbe Länge größer als ein Mensch gewachsen zu sein und es war schleierhaft, wie sich solch ein Wesen in den riesigen Baumkronen unbemerkbar machen konnte. Die Beine glichen denen von Echsenmenschen, nur sahen sie sehr viel robuster aus, welches ihnen diese gigantischen Sprünge erlaubte. Auf dem Rücken der Gestalt befand sich eine Art Holzwaffe welche einer Armbrust ein wenig ähnelte und sie schien kräftig zu sein. Aus einem Köcher, welcher aus Pflanzen geflochten zu sein schien, ragten breite Bolzen welche einen Eber mit einem Schuss hätten erledigen können. Marchocias erhielt dadurch einen mulmigen Eindruck und fragte vorsichtig.

„Warum bin ich noch am Leben und wer seid ihr?“

Das Wesen sprach in einem ruhigen Ton.

„In der Tat wäret ihr nicht mehr am Leben, so wir euch nicht zurück geholt hätten. – Es kostete uns viel Kraft, doch sahen wir euren Mut und euer Opfer und besaßen Mitleid.“

Marchocias schaute sehr überrascht ob der Erläuterung und ihm fehlten fast die Worte.
„Ich bin euch zu tiefsten Dank verpflichtet, wenn ich etwas für euch tun kann, so lasst es mich wissen.“
Wieder festigte sich Marchocias Blick an der riesigen Schusswaffe auf dem Rücken der Gestalt und er konnte seine Frage nicht unterlassen.

„Wozu die Waffe?“
„Wir alle tragen solche Waffen, nur zur Verteidigung unseres Waldes.“
„Ihr alle?“

Die Gestalt pfiff laut und die roten Augen wurden mit einmal wieder aus allen Baumkronen heraus sichtbar. Marchocias schaute noch verblüffter als die Gestalten aus allen Richtungen riesige Sprünge machten und in der Nähe von Marchocias landeten. Eine Weile verging bis Marchocias nach und nach ein besseres Gefühl bekam und sich nicht mehr in Gefahr schätzte. Offenbar wollten diese Wesen ihm kein Leid antun und ihn auch nicht in Gefangenschaft nehmen. Die Gestalt winkte Marchocias zum Folgen und sie liefen allesamt über die breiten Holzwege zu einer großen Plattform. Dort setzten sie sich nieder und Marchocias bekam eine hölzerne Schale gereicht mit einer dicken, klebrigen braunen Flüssigkeit.

„Es sei Zeit für Nahrungsaufnahme, sie wird euch wieder zu Kräften kommen lassen. Aber auch dann solltet ihr euch noch lange schonen.“

Marchocias schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Zeit mehr mich hier lange aufzuhalten. Die Krieger brauchen jede Hand im Krieg gegen die Orken.“
Das Wesen schnaubte kurz, beinahe so als wäre es beleidigt.
„Deine Freunde sind vermutlich bereits gefallen.“
Marchocias schaute erzürnt und sprach auch in ebenso erboster Stimme zu dem Wesen.

„Das sind sie sicher nicht und ich werde sie nicht im Stich lassen. – Irgendwie muss es uns gelingen diese Orken aufzuhalten und sie aus dem Land zu vertreiben oder gar zu töten.“
Die Gestalt öffnete die roten Augen weit und leuchtete Marchocias damit an.
„Wie ihr meint.“

„Warum unterstützt ihr nicht auch den Krieg gegen die Landeseindringlinge? – Es sind doch gewiss auch nicht eure Freunde.“

„Wir leben hier in Frieden und werden diesen notfalls bewahren, doch warum in einen Krieg ziehen? – Kriege beseitigen die Wahrheit, denn die Geschichte schreiben nur die Sieger.“

„Hier geht es jedoch um den Frieden des Landes. Was glaubt ihr denn, was mit dem Land passieren wird wenn die Orken sämtliche Streitmächte der Menschen sowie Zwerge besiegt haben?“

Die Gestalt schaute ihn an doch schwieg zu dieser Frage. Alles schwieg und er sollte keine Antwort auf seine Frage erhalten.

„Na schön? Dann werde ich nun aufbrechen.“

Die Gestalt nickte und machte einen riesigen Sprung in eine der anderen Baumkronen. Es dauerte nicht lange und schon sprang sie wieder mit einem Jutesack in den Armen zurück. Es war die gesamte Ausrüstung von Marchocias. Marchocias nickte und wühlte in seiner Habe.
Er schien alles zu haben was er brauchen würde und ließ sich nun von dem Wesen auf die Lichtung zurück bringen.

Marchocias schaute sich um und senkte traurig seinen Kopf ob des Anblickt der gefallenen Krieger auf dem Feld. Langsam begab er sich in seine Schwarzfelsrüstung in Anwesenheit des Wesens, welches ihn all die Zeit schweigend beobachtete. Noch immer hatte er Schmerzen im Brustbereich zu haben, doch dies musste er in Kauf nehmen. Die Zeit drängte, denn es schienen schon einige Tage vergangen zu sein. Marchocias Blick schweifte über den Boden und er erblickte seinen roten Umhang, welchen er stets im Kampf trug. Er war an vielen Stellen zerrissen und mit Löchern versehen, doch er klemmte ihn sich wieder um.
Die Löcher in seinem Harnisch würde er später wieder richten, doch nun galt es aus dem Wald heraus zu kommen. Gerade wollte Marchocias seine Handschuhe überziehen als der Blick auf seinen Ringfinger fiel. Panisch schaute sich Marchocias auf dem Boden um und anschließend in das Gesicht des Wesens, welches immer noch beinahe regungslos neben ihm stand.

„Wisst ihr wo mein Ring verblieb?“

Das Wesen nickte sehr langsam und tief, zu langsam für die Geduld von Marchocias und er rief erbost auf.

„WO IST ER?“

Das Wesen zeigte keine Reaktion auf seinen Zorn und sprach in selber Ruhe weiter, wie sie es all die Zeit mit ihm tat.
„Wir haben ihn nicht. Kleinwüchsige haben ihn gefunden.“

„Zwerge?“

„Nein, Kinder der Menschen. Sie verliefen sich gar bis hierher und haben ihn mitgenommen.“
Marchocias nickte langsam und kehrte dem Wesen den Rücken zu um sich auf den Weg zu machen. Das Wesen rief ihm noch ein „Gehabt euch Wohl Krieger.“ hinterher und Marchocias wendete sich ein letztes Mal um.

„Ihr möget keinen Krieg beginnen? – Nur werdet ihr diesen dann in eurem Wald führen, wenn wir erst einmal gefallen sind. Ob ihr dann noch eine Chance habt ist fraglich und ob eures schönen Waldes würde ich mir auch Gedanken machen.“

Die Gestalt sah ihn nun nachdenklich an und Marchocias kehrte ihr den Rücken zu um sich auf den Weg zu machen, da ertönte ein heller Pfiff und Marchocias vernahm, wie hinter ihm eine Menge dieser Gestalten aus den Bäumen sprangen und sich hinter ihm platzierten.
Wieder wendete er sich um und nun standen dort gut zwanzig Dutzend dieser Waldkämpfer auf engsten Raum.

„Sie werden zu eurer Seite stehen im Kampf gegen die Orken.“

Marchocias lächelte ob der Aussage und nickte dankend. „So werden wir dieses Land von den Ungetümen befreien.“

Marchocias setzte seinen Helm auf und winkte der kleinen Armee ihm zu folgen. Wie seine Vorgänger brach er nun gen Westen auf um den Borkenwald zu verlassen und den Anschluss zur alten Kriegertruppe ausfindig zu machen. Stunde um Stunde liefen sie ohne Rast und Ruhe durch den Wald, denn viel Zeit verblieb ihnen nicht mehr.

Es warn nun nicht mehr weit bis zum Waldrand und Marchocias spürte wie seine Schmerzen langsam die Überhand gewannen. Immer schlimmer quälte er sich zum nächsten Schritt und immer kraftloser wurde er. Doch dann sah er endlich das freie und langsam stapfte er mit zusammengebissenen Zähnen darauf zu.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 14: Waldvolk

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Kapitel 15: Der Ring

Als Marchocias und die Waldkämpfer aus dem Wald heraus traten sahen sie die tote Kreatur, welche ihn so schwer verwundete, auf dem Boden liegen. Marchocias trat langsam auf die Wiese heraus und kniete sich dort hin. Mit der Hand strich er leicht über das noch niedergedrückte Gras. Dann hob er langsam den Kopf und sah zu den Waldwesen zurück.

„Sie hatte hier ihr Lager, wie es vereinbart war. Wie weit auch immer sie bereits marschiert sind, wir müssen zu ihnen aufschließen und das möglichst schnell.“ Er sagte es zwar ruhig zu den Wesen doch sie konnten ihm den Schmerz in der Brust förmlich ansehen. Eines der Wesen trat zu ihm heran und sprach mit beruhigender Stimme.

„Ihr habt sicher recht, doch ihr braucht ruhe sonst seid ihr euren Freunden keine Hilfe.“ Es sah ihm dabei tief in die Augen, doch Marchocias entgegnete ihm gleich energisch.

„Ich weiß! Aber jeder vergeudete Augenblick könnte bedeuten dass wir zu spät sind!“ Darauf hin lächelte ihn der Waldkämpfer leicht an und erwiderte.

„Die Füße der Zwerge sind nicht sehr schnell.“ Darauf nahm der Waldkämpfer Marchocias auf seine Arme, der überrascht fragte.

„Was soll das werden?“

„Ihr braucht noch ruhe Krieger.“ Sprach er mit sanfter Stimme zu Marchocias und bevor er darauf reagieren konnte strich der Waldkämpfer mit seinen Fingern über sein Gesicht worauf sich seine Augen erneut schlossen. Der Waldkämpfer hielt ihn fest auf seinen Armen und wendete sich zu seinen Freunden um. Wohl wissend um die Geschehnisse in der Goblinfestung war es offensichtlich wo ihr nächstes Ziel nun lag und so folgten sie mit ihren meterweiten Sprüngen der Spur der Krieger, so schnell dass selbst Pferde nicht hätten mithalten können.

Es war bereits gegen Mittag als die ersten erschöpften Krieger aus den Zelten ihres provisorischen Lagers krochen. Die Knochen taten ihnen noch weh von der langen Nacht und der Schlacht, was ihnen auch unschwer anzusehen war. So wachte auch Lise vom Schmerz gequält vor ihren Schwestern auf. Langsam öffnete sie ihre Augen, hob den Kopf etwas an und fasste sie mit der linken Hand auf ihre Wunde. Sie konnte fühlen wie der Bandage von getrocknetem Blut verhärtet war und ließ den Kopf gleich wieder auf den Boden zurück fallen. Noch einige Minuten lag sie so da und starrte gegen das Zeltdach, bevor sie sich doch aufraffte und langsam aufstand. Sich die Hand vor die Stirn haltend verließ sie langsam das Zelt und sah sich noch etwas geblendet von der Sonne um. Schwach auf den Beinen wandte sie sich Richtung Borkenwald, denn offenbar nahe des Waldes hatten sie ihr Lager aufgeschlagen in der Eile. Im lichten Ansatz des Waldes setzte sie sich erst in den Schatten eines Baumes, lehnte sich gegen den Stamm und schloss die Augen. Immer wieder gingen ihr die Bilder der Nacht durch den Kopf. Wieso hatte sie die Kette verfehlt?
Einige Zeit verging in der ihre Gedanken umherschweiften bis sie die Augen wieder öffnete und sich langsam erhob. Kurz sah sie sich um und entdeckte dabei einen kleinen Bachlauf der sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte. Langsam und sich die Wunde haltend ging sie darauf zu und kniete sich an den Rand des kleinen Baches. Sie formte ihre Hände zu einer „Schale“ und ließ das erfrischend kühle Wasser hineinlaufen, welches sie sich dann ins Gesicht klatschte. Danach nahm sie vorsichtig den Verband ab und wusch ihn im Wasser aus. Nachdem sie den Verband gut ausgewrungen hatte wickelte sie ihn vorsichtig wieder um die Wunde.

Unterdessen war im Lager bereits wieder ein reges treiben und alle putzten ihre Rüstungen und Waffen, machten sich etwas zu essen oder unterhielten sich darüber wie es nun weitergehen solle. Unter dem Trubel wachten die Schwestern auch langsam auf und sahen sich erschrocken an als sie bemerkten dass Lise verschwunden war. Rasch standen sie auf und gingen aus dem Zelt. Draußen angekommen sahen sie sich hastig um. Begosch, welcher gerade noch etwas verschlafen an den Sechsen vorbei lief, wurde von Cassandra sprichwörtlich überrumpelt.

„Wo ist Lise? Los sagt schon!“ Begosch sah sie überrascht an und zuckte nur leicht mit den Schultern.

„Ist sie denn nicht da?“ Fragte er und kratzte sich dabei fast gähnend am Kopf, worauf Cassandra energisch antwortete.

„Natürlich ist sie da, deshalb fragen wir ja!“ Brummelnd lief Cassandra weiter und die anderen folgten ihr, worauf Begosch ihnen nur noch verwundert hinterher sah.

„Diese Frauen soll mal wer verstehen? Erst wollen sie das eine, dann wieder das andere…“  Begosch winkte kurz ab und ging dann seinen Weg weiter, der ihn eigentlich nochmals für ein paar Augenblicke Schlaf in sein Zelt führen sollte, während die Schwestern durch das Lager streiften um Lise zu suchen. Doch schon nach ein paar schritten blieb Begosch wieder stehen und spitzte seine Ohren. Für einen Moment war es ihm als würde er die Hufe einer ankommenden Reiterhorde vernehmen und war plötzlich hellwach. Er schätzte die Anzahl auf einige dutzend und so lauschte er um zu erkennen ob sie aus Richtung der Goblinfestung kamen oder ob es die lang ersehnte Verstärkung aus Cares ist, die sich nähert. Sowohl erleichtert als auch froh, dass das Geräusch aus Richtung Cares kam, eilte er an das westliche Ende des Lager um sie kommen zu sehen. Doch was er weit hinten auf der Straße erkennen konnte sah nicht wie Reiter aus, es sah eher aus wie ein gewaltiger Schwarm Heuschrecken der auf sie zukam und so riss Begosch die Augen überrascht auf.

„MÄNNER! ACHTUNG, DA KOMMT ETWAS AUS WESTEN AUF UNS ZU!“ Rief er so laut er konnte, worauf die Krieger zu ihm geeilt kamen. Als etwa ein drittel der Männer da war, hatten die Wesen bereits den halben Weg zurückgelegt der seit ihrer Entdeckung zum Lager verblieb.

„Männer zu ihm?“ Fragte Karisa die anderen mit einer angehobenen Braue. Aufgrund dieser „ungenauen Aussage“ hielten die Schwestern es nicht für nötig den Nachdruck des Rufes zu folgen und sahen sich weiter nach Lise um. Lise hingegen hatte sich gerade den Verband fertig angelegt hatte, als sie den lauten Ruf hörte. Sie hob den Kopf an und sah Richtung des Lagers. Schnell stand sie auf und lief hastig zum Lager, zumindest so hastig wie es ihr unter den Schmerzen möglich war.
Begosch, welcher als vorderstes stand, wartete nur den lauf des Schicksals ab, entweder sind diese Wesen ihnen freundlich oder zumindest neutral gesinnt, oder sie haben wiedermal einen Feind auf ihrem Weg getroffen. Mehr als die letzten paar Augenblicke warten konnten sie nicht, denn zum anlegen von Rüstungen waren die Wesen zu schnell bei ihnen. Um so überraschter sahen Begosch und seine Mannen aus als sie erkennen konnten, dass eines der Wesen einen Mann auf den Armen trug. Als die Waldkrieger vor ihnen angekommen waren strich das Wesen wieder über Marchocias' Augen welche er daraufhin gleich aufschlug. Der Krieger setzte ihn auf dem Boden ab und Marchocias sah sich verwundert um, erst zu den Waldkämpfern und dann zu seinen Freunden. Diese starrten ihn mit einem Blick im Gesicht an, als würden sie Geister sehen. Überall war leises Gemunkel zu hören. „Marchocias?“ hört man es überall flsütern.

„Seid ihr denn nicht froh mich wieder zu sehen?“ Fragte er mit gehobener Braue, worauf Begosch ihm entgegenrief.

„MARCHOCIAS! DU LEBST?“ Begosch lief auf ihn zu und nahm ihn kräftig in die Arme.

„Natürlich, oder glaubst du ich bin so leicht umzubringen? Aber wenn du mich weiter so zerdrückst könnte das hier glatt noch passieren.“ Dabei deutete Marchocias auf das Loch in seinem Harnisch worunter man die Wunde nicht schwer erahnen konnte. Also ließt Begosch ihn los und sprach mit einer Freude im Gesicht zu ihm wie man es bei ihm seit Tagen nicht mehr sehen konnte.

„Marchocias du musst uns alles erzählen was passiert ist. Wie du überlebt hast, und vor allem auch, wer deine Freunde dort sind!“ Also begann Marchocias zu erzählen und Begosch lauschte mit seinen Kriegern aufmerksam. Die Schwestern standen inzwischen etwas abseits und beobachteten das ganze in aller Ruhe, bis Amaris das Wort ergriff.

„Das soll dieser Marchocias sein? Hmm… ein wenig größer hätte ego ihm mir wenigstens schon vorgestellt. Na ego bin gespannt ob er das ganze wirklich wert ist.“

Sie beobachteten das sonderbare Zusammentreffen weiter und lauschten ebenfalls Marchocias' Worten. Lise war inzwischen wieder am Lager angekommen und erblickte die Armee der Waldkrieger, also schlich sie sich hinter einem Zelt heran. Am Ende des Zeltes spickte sie um zu erkennen was dort vor sich ging. Verwundert sah sie wie die Krieger von den Wesen standen und sich scheinbar mit ihnen unterhielten. Noch größer wurden ihre Augen als sie sah dass dort Marchocias stand und er es war mit dem sie redeten. Schnell lief sie hinter dem Zelt vor und auf Marchocias zu. Als dieser sie ankommen sah verstummte er sofort und sah sie mit ungläubigen Augen an. „Lise?“ sagte er leise zu sich. Als Lise bei ihm war nahm sie ihn fest in den Arm und drückte ihn an ihre Brust. Marchocias blickt noch immer überrascht drein und wollte sie, ob der wiederkommenden Schmerzen, erst wieder von sich wegdrücken. Wieso wollen ihn ausgerechnet jetzt alle Umarmen, fragte er sich. Er legte dann doch seine Arme um sie und klopfte ihr leicht auf den Rücken.

„Marchocias tua alter Stompatkefáli (Steinkopf)! Was hast tua uns Kummer gemacht! Alle denken denken tua seist Tot!“ Sagte sie überglücklich ihn lebend zu sehen, lies ihn langsam wieder los und legte die Hände an seine Oberarme.

„Danke, wenn du mich weiter so zerdrückt hättest wäre es auch um mich geschehen gewesen.“ Erwiderte er feigsend und Lise nickte leicht als sie ungläubig das Loch imHarnisch begutachtete.

„Dann war die Leiche neben deinem Umhang ein anderer Krieger? Vielleicht hätten wir genauer nachsehen sollen, aber das konnte ich nicht.“ Marchocias nickt dazu nur lächelnd, wobei er den Ring über Lises Brust an der Halskette baumeln sah. Mit großen Augen deutete er darauf und Lise sah ihn erst skeptisch an senkte dann den Kopf um zu sehen was er meinte.

„Ohh! Der Ring, kia.“ Schnell nahm sie die Kette ab und ließ den Ring in ihre Hand rutschen. Mit der anderen Hand nahm sie dann die von, legte den Ring in seine und schloss sie dann.

„Tua solltest Iracundia so schnell wie möglich eine Nachricht zukommen lassen.“ sagte Lise mit ruhiger Stimme zu ihm, worauf er wieder leicht nickte. Dabei fiel Marchocias‘ Blick auf den Verband an ihrem Arm.

„Was ist dir passiert Lise?“ Fragte er sie etwas verwundert. Lise sah kurz auf ihre Wunde und sprach dann zu ihm.

„Wir unternahmen in der letzten Nacht einen Ansturm auf die Goblinfestung, doch wir mussten uns ob ihrer Überzahl zurückziehen.“ Marchocias lächelt knapp aber verstehend.

„Wie kommt es dass du hier bist Lise?“ Fragte er sie nun endlich und Lise sah ihn überrascht an.

„Glaubst tua ego kann Zuhause sitzen, mit dem Gedanken dass tua tot bist, ohne etwas zu unternehmen? Ego musste das hier an deiner statt tun!“ Gerührt sah er sie an.

„Das hätte ich nicht gedacht Lise, aber danke!“ Mit einem Lächeln wandte er sich dann wieder den anderen zu und erzählte ihnen anschließend seine ganze Geschichte mit dem Waldkämpfern, von seiner Rettung bis hier. Alle sahen die Waldkämpfer dankend sowie anerkennend an, sowohl aufgrund von Marchocias‘ Rettung, als auch der Hilfe die sie ihnen anboten. Als er die Geschichte zu Ende erzählt hatte und alle miteinander zu reden begannen entdeckte Lise ihre Schwestern im Hintergrund und lief schnell zu ihnen.

„Das ist also "dein" Marchocias? Das sah fast so aus als "magst" tua ihn.“ Sagte Selena frech. Lise grinste erst nun zurück.

„Aber sicher mag ich ihn, sonst wären wir doch nicht hier!“ Lise zwinkerte ihr zu und sie drehten sich wieder um, das ganze noch etwas beobachtend.

„Bei Anbruch der Nacht werden wir es mit unserer neu gewonnenen Verstärkung wieder versuchen.“ Sagte Lise leise zu ihren Schwestern.

„Bis dahin sollten wir uns noch etwas ausruhen.“
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 15: Der Ring

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Kapitel 16: Tödlicher "Beischlaf"

Die erste Nacht, nach dem Marchocias unerwartet zurückkehrte, war heran gebrochen und im Lager schien es gänzlich still zu sein. Die Krieger fanden alle einen Platz zum Ruhen und schliefen fest. Nur Begosch, Marchocias, Lise und Elea saßen noch um ein errichtetes Lagerfeuer. Lises Augen waren geschlossen und ihr Kopf schmiegte sich sanft an Eleas Schulter an und Elea hatte einen Arm um sie gelegt. Marchocias und Begosch saßen sich gegenüber doch sprachen in diesem Moment kein Wort miteinander. Beide schienen in tiefen Gedanken versunken zu sein, jedoch entglitt Begosch hin und wieder ein gerührtes Schmunzeln ob des Anblicks der beiden aneinander geschmiegten Amazonen. Es kam ihnen so vor als wäre es totenstill, abgesehen vom leisen Knistern des Feuers und dem Ruf einer Nachteule aus der Ferne. Kühler Wind wehte in dieser Nacht und trug den Geruch feuchten Grases mit sich. Begosch räusperte sich dezent, doch das riss Marchocias bereits aus seinen tiefen Gedankengängen. Begosch lächelte und begann leise zu sprechen.

„Was denkst du, werden wir Morgen Nacht aufbrechen zu einem neuen Kampf?“

Lises Augen öffneten sich, als hätte Begosch mittels des Wortes Kampf eine magische Zauberformel ausgesprochen. Leise murmelte sie mit halb verschlafenen Augen, was geradezu lieblich ausschaute.

„Wie? Kampf? Geht es los?“

Marchocias und Begosch schmunzelten und leise in einem ruhigen Ton sprach Marchocias zu ihr.
„Nein, noch ist es nicht so weit. – Ruhe dich noch ein wenig aus.“
Lise nickte leicht noch immer halb verschlafen, rieb ihren Kopf leicht an Eleas Schulter um wieder ihre alte bequeme Lage zu finden und schloss darauf auch gleich wieder die Augen um weiter zu schlafen. Begosch schmunzelte erneut auf und musste sich gar ein Prusten stark verkneifen, doch Marchocias lächelte nur. Er schien noch nicht wieder seinen alten Humor wieder gefunden zu haben. Zahlreiche Gedanken plagten ihn in den letzten Nächten. Begosch schaute Marchocias noch immer mit einem fragenden Blick an, da er von ihm noch keine Antwort erhielt, doch dieser schüttelte vorerst nur leicht mit dem Kopf. Begosch runzelte nachdenklich die Stirn ob der verneinenden Geste und schaute nun etwas verwirrt, in der Hoffnung, dass Marchocias dies auch begründen würde. Leise begann Marchocias ihn aufzuklären.

„Ihr habt einen ersten Angriff auf die Festung gewagt, was auch nicht verkehrt war, doch nun erwarten sie einen zweiten Angriff in Kürze und sind um so besser darauf vorbereitet. Wir würden bei diesem Angriff nach dieser kurzen Dauer zu viele Männer verlieren. Zudem sind unsere Waffen und Rüstungen nur notdürftig zusammen geflickt und könnten wieder etwas fachmännische Pflege gebrauchen. Wir sollten erst in einigen Tagen erneut angreifen. Die Orken werden denken, dass wir zu feige sind ein zweites Mal anzugreifen. Wenn wir Glück haben werden sie dadurch sogar nachlässiger und übermütig.“

Begosch nickte langsam und lächelte beeindruckt.

„Eine wahrlich gute Idee, wenn wir dich nicht hätten. Dann werden wir morgen in aller Frühe nach Reselfar aufbrechen und dort einige Tage verweilen. Die letzten Nächte hat unsere Truppe auch recht mitgenommen und die Zeit zum Ruhen war zu kurz. Das wird den Männern und selbstverständlich auch unseren Kriegerinnen ganz gut tun.“

Marchocias nickte langsam und lächelte zufrieden ob Begoschs Zustimmung.

„Ich werde mich nun jedoch zur Ruhe begeben.“ entgegnete ihm Marchocias leise und Begosch nickte verständnisvoll.
Marchocias schaute zu Lise, welche noch immer an Elea gelehnt zu schlafen vermochte. Leicht, ohne sie zu wecken, drückte Elea sie etwas von sich und erhob sich um Lise dann vorsichtig in die Arme zu nehmen. Langsam schritt sie mit Marchocias auf die Lagerzelte zu und trug die schlafende Amazone so vorsichtig wie möglich zu ihrem Schlafplatz. Mit einem Lächeln im Gesicht legte sie Lise vorsichtig auf eine der Matten nieder und zog eine Decke über sie. Auch sie legte sich nun auf eine Matte unmittelbar in ihrer Nähe. Noch eine ganze Weile betrachtete sie im Liegen, in welch friedlichen Schlaf sich Lise befand. Selbst im Schlaf konnte sie den Ausdruck von Stolz und Ehre in ihrem Gesicht erkennen. Lächelnd schloss sie nun auch endlich ihre Augen und begann tief zu schlafen. Völlige Stille ward im Lager eingekehrt und ein jeder schien nun zu schlafen, doch da gab es einen Ort, welcher auch zu Nachtzeiten wachsam war. Die Goblinfestung.

Ein Orkenspäher rannte eilig auf die Festung zu und ihm wurde auch sofort Einlass gewährt. Er rannte weiter zum Haupteingang der Burg und durch die Hallen bis hin zu einem großen Thron. Die Halle besaß ansonsten eine schlichte Trostlosigkeit, welche sich düster bis in jeden Winkel verbreitete. Auf dem Thron saß eine einem Orken ähnliche Gestalt, jedoch wirkte sie älter und etwas größer. Sie hielt einen langen gewundenen Stab in der Hand und die Augen schienen wie Flammen zu Leuchten. Langsam, und mit einem völlig sorglosen Gesichtsausdruck, erhob sie sich, als sie den Späher sah. Der Späher keuchte und rief hastig zu der Gestalt.

„Meifter, Meifter – Wichtige Kunde habe ich fu berichten!“

„LASST HÖREN, SPÄHER !“ Donnerte die Gestalt mit lauter Stimme entgegen.

„Die Krieger haben fich eine halbe Tagefmarflänge von Refelfar angefiedelt! Fie haben da einen neuen Krieger dafu bekommen. – Feehr angefehner ftaaarker Krieger, Meifter!“

„UND?“

„Fein Name ift Marchociaf“ – „MARCHOCIAS?“ Der Ork nickte heftig, grunzte kurz laut auf und fuhr eilig fort. „Fie wollen morgen nach Refelfar aufbrechen und dort aufruhen Meifter!“

Die Gestalt nickte langsam und sprach in donnernder Stimme weiter.

„AUSGEZEICHNET SPÄHER!! DAFÜR WERDE ICH DICH SPÄTER NOCH REICHLICH ENTLOHNEN. DOCH VORERST MUSS ICH MICH UM DAS ABLEBEN DES MARCHOCIAS KÜMMERN!“

Der Ork grunzte gemein vor Schadensfreude. „Aber Meifter, wie wollt ihr daff tun?“
„LASS DAS MEINE SORGE SEIN, ICH HABE BEREITS EINEN PLAN UND NUN HINFORT!“

Der Ork nickte und heilte davon so schnell er konnte, als ob er dem ständigen Zorn seines finsteren Meisters lieber wieder rasch entgehen wollte. Die Gestalt setzte sich wieder und schloss die Augen. Sie schien sich tief zu konzentrieren um etwas kraftvolles zu bewerkstelligen. Nach einer Weile öffnete sie wieder die Augen und schien sehr erschöpft zu sein, doch legte sich ein finsteres Lächeln in dem Gesicht der Gestalt nieder.

Ein neuer Morgen brach an und die Vögel zwitscherten bereits wieder, bevor die Sonne zu sehen war. Elea schlug die Augen auf und erblickte zu ihrer Verwunderung Lise, welche bereits hellwach neben ihr saß und sie im schlaf beobachtete. Leise und noch nicht vollends wach murmelte sie ein „Lise?“ heraus. Lise nickte schmunzelnd und erhob sich mit den Worten. „Ein neuer Tag mit neuer Hoffnung ist angebrochen und wir werden in wenigen Augenblicken aufbrechen.“
Elea nickte und suchte ihre Sachen zusammen um mit Lise das Zelt zu verlassen. Ein jeder Krieger schien bereits zum Aufbruch bereit zu sein. Begosch stand an der Spitze der Krieger, als auch Marchocias zum Aufbruch bereit aus seinem Zelt kam.

„GUTEN MORGEN Marchocias! Wir brechen auf.“ rief Begosch mit offenbar besonders guter Laune an diesem Morgen.

Marchocias schaute sich leicht verwundert um. „Wo sind die Waldkrieger?“ – „Sie sind zum Borkenwald zurückgekehrt und werden uns in einigen Tagen wieder begleiten, so wir in den Kampf ziehen. Sie müssen ja nicht in Reselfar verweilen.“

Nachdem alles geklärt war und Marchocias ein neues Reittier gestellt bekam war es nun endlich soweit und die Krieger brachen allesamt nebst den sieben Amazonen an der Spitze auf nach Reselfar. Es dauerte wie geplant einige Stunden, welche sie reiten mussten, doch ihre Reise verlief ohne Zwischenfälle und sicher. Der Himmel war an diesem Tag prächtig blau und man erkannte nicht eine einzige Wolke. Die Sonne stand hoch auf und wirkte beinahe etwas drückend, als sie zur Mittagsstunde die große Stadt Reselfar erreichten. Die Tore waren groß und massiv und die Mauern hoch. Die Wachen von Reselfar blickten auf den Kriegertrupp herab und Begosch erhob das Wort.

„ÖFFNET DIE TORE FÜR MARCHOCIAS UND DIE KRIEGER VON KALIMSHAR !“

Die Wachen blickten sich zunächst an als könnten sie seine Worte kaum glauben. Jedoch ließ ihr Verwunderung sie nicht davon abhalten sofort die riesigen Tore zu öffnen. In stolzer Montur ritt Lise und ihre Schwestern voran in die Stadt hinein, die Speere auf den Rücken und die langen Amazonenbögen über den Schultern. Dicht gefolgt von Begosch, Marchocias und Todd.

Es schien eine recht aufgeweckte Stadt zu sein, welche auf jeden Besucher einen herrlichen Eindruck hinterließ. Überall glänzte es ob des spiegelnden Sonnenlichts. Man hörte an jeder Ecke die Leute reden und Lachen. Helle Kinderstimmen waren zu vernehmen, sie kicherten und lachten herzhaft und die Vögel zwitscherten prächtige Lieder. Auch eine leise Flötenmelodie war zu vernehmen, welche vom Markt im Inneren der Stadt zu kommen schien.

Die Kriegergruppe ritt weiter in die Stadt, doch die Gespräche schienen schneller Umlauf zu nehmen, als die Krieger in die Stadt gelangten. Überall hörte man es Tuscheln, wenn sie an den Bürgern der Stadt vorbei ritten. Hunderte von Augenpaaren waren stets und voller Achtung auf die Krieger gerichtet. Immer wieder konnte man einen Namen vernehmen: „Marchocias“
Die Krieger verteilten ihre Pferde auf die Ställe der Stadt und begaben sich in mehrere Tavernen. Marchocias begab sich mit Lise und den Amazonenschwestern ebenfalls in eine Taverne um sich dort zu stärken. Der Wirt schmunzelte über den Anblick des kleinen Mannes neben den sieben gerüsteten attraktiven Frauen und pfiff sich leise durch die Zähne. Marchocias und die Schwestern wurden nahezu eingedeckt von den besten Speisen und Tränken und sie mussten dafür nicht einmal aufkommen, so sehr eilte ihnen der Ruhm in ganz Tetochas voraus. Nachdem die Ehrengäste bedient waren trat der Wirt an deren Tisch und sprach zu Marchocias.

„Es wäre mir eine große Ehre, wenn ihr und eure Damen kommende Nächte in den edelsten Gästezimmern meiner Taverne übernachten würden.“

Valdís stand auf der Stelle auf und knurrte den Wirt ob der Bezeichnung an und auch die restlichen Schwestern erhoben sich und verließen die Taverne beinahe schneller als man drei mal „eure Damen“ überhaupt hätte aussprechen können. Der Wirt sah den Amazonen verwundert nach und blickte Marchocias anschließend entschuldigenden sowie fragend an.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“ Marchocias schmunzelte um ihn zu beruhigen. „Nein, das habet ihr nicht, nur mögen es diese Frauen am aller wenigsten, wenn man sie als jemandes Dame beschimpft.“
Der Wirt nickte verstehend.
„Doch ich werde eurem Angebot gerne nachkommen und mich hier niederlassen, so es euch recht sei, das löst dann schon mal eine meiner Sorgen.“
Der Wirt lächelte erfreut auf und schüttelte ihm darauf mit einem kräftigen Druck die Hand.
„Doch werde ich mich nun noch einmal in der Stadt umsehen gehen, der Tag sei ja noch jung.“

Marchocias verließ die Taverne kurz nach dem Gespräch und ging die Straße entlang, bis er ein wohl vertrautes Geräusch hörte. In einer Gasse tönten laut die Schläge eines Schmiedes auf und Marchocias trat neugierig näher. Lange beobachtete Marchocias wie der Schmied an einem Harnisch arbeitete, bis dieser Marchocias endlich entdeckte. Der Schmied lächelte auf und die beiden kamen in das Gespräch. Nun hatte Marchocias auch das Problem mit seiner Rüstung behoben, denn auch für den Schmied schien es eine große Ehre zu sein, sich der Rüstung von Marchocias anzunehmen. Einige Stunden verstrichen und Marchocias wich nicht von der Stelle des Schmiedes, welcher eifrig an seiner Rüstung arbeitete, doch dann schien sie endlich fertig und mit stolzem Gesichtsausdruck zeigte der Schmied den Harnisch hoch. Marchocias nickte äußerst zufrieden und lächelte.

„Darf ich kurz?“ mit diesen Worten deutete Marchocias auf seine Gravurnadel, welche auf einen lang gezogenen Werkzeugtisch lag. Der Schmied nickte freundlich und wartete gespannt ab, was Marchocias damit vor hatte. Dieser nahm die Nadel und schliff sie am dafür vorgesehenen Schleifstein. Der Schmied schaute nicht schlecht darüber, dass Marchocias sich bestens auszukennen schien mit dem Umgang solcher Werkzeuge.

„Ihr versteht etwas von der Schmiedekunst?“ Marchocias lächelte darauf nur und erwiderte lediglich „Och, ein bisschen schon.“

Der Schmied schaute interessiert zu wie Marchocias die Nadel in der Esse anheizte und dann langsam begann an einer Rüstung etwas einzugravieren. Er wartete geduldig ab, bis Marchocias nach einer ganzen Weile der Feinarbeit mit dem letzten Schwung die Gravur beendete. Lächelnd mit einem zufriedenen Nicken legte Marchocias die Nadel, nachdem er sie ins Wasser eintauchte, zurück auf den Tisch.

„Darf ich mal sehen?“ fragte der Schmied neugierig und voller Spannung. Marchocias nickte lächelnd und der Schmied beugte sich über seinen Harnisch und musste breit Schmunzeln. Laut laß er den Satz vor.

„Jeder Schlag meiner Axt im Orkenleib, sei für mich und meinem holden Weib.“

Marchocias bedankte sich recht herzlich und machte sich zu später Nachmittagsstunde auf dem Weg....
Neugierig lief er mit seinem Jutesack und seiner Rüstung darin die schmale Gasse entlang um zu sehen wo er rauskommen würde. Bevor die Gasse endete konnte er schon verstärkt ein wundervolles, engelsgleiches Lachen eines vergnügten Mädchens hören. Neugierig ging Marchocias weiter um die Gasse zu verlassen und erblickte einen Spielplatz.

Ein kleines Mädel warf einen roten Ball immer wieder an die Wand und fing ihn auf. Jedes mal wenn sie ihn fing kicherte sie wunderschön sanft und hell. Sie trug kleine goldenfarbene Sandalen und ein orangefarbenes Halbröckchen welches ihr bis zu den Knien reichte. Dazu besaß sie ein kurzärmliges, himmelblaues Hemdchen, alles wunderbar passend zu ihren Haselnuss braunen Haar, welches prachtvoll glänzte in dem gebrochenen Abendrot der Sonne. Marchocias legte schmunzelnd seinen Jute Sack auf eine Bank und beobachtete sie eine Weile, wie sie fortlaufend den Ball gegen die Wand warf. Leise sprach er zu den Mädel dann mit amüsierter Stimme sowie von heller Begeisterung gepackt.

„Darf ich mitspielen, meine Kleine?“

Das Mädel fing den Ball auf und schaute sich nach der Stimme um. Mit strahlenden hellblauen Augen schaute sie den Zwergen an und rief überrascht sowie begeistert und hell erfreut auf.

„Du bist ja Marchocias!“

Marchocias schaute nun ebenfalls so überrascht und fragte sie lächelnd. „So? Das weißt du?“
Das Mädchen nickte eifrig und sprach mit einer zuckersüßen hellen Stimme zu ihm.
„Oh jaaaa, jeder kennt doch Marchocias den Ritter der den grooooßen Drachen erschlagen hat! Ich habe euch gleich erkannt an eurem Zottelbart!“

Marchocias fasste sich erstmalig seit langem wieder an seinen Bart und seufzte leicht. In der Tat war er in den vielen Tagen seiner Reise um einiges gewachsen. Würde er in einen Teich blicken, so würde er sich vermutlich gar nicht mehr erkennen, so dachte er, doch er musste dennoch lächeln ob ihrer Bemerkung.
„Darf ich den Zottelbart einmal anfassen?“ Marchocias schmunzelte und nickte und gleich darauf rannte das kleine süße Mädel wie ein Flitzebogen auf Marchocias zu und sprang ihn an. Lachend hob er sie auf den Arm und ward von dem Mädel so gerührt, dass er gar seine Schmerzen ganz vergaß, denn in diesem Moment hatte er nur noch Gedanken für das kleine unverklemmte Mädel. Das Mädel drückte den Kopf leicht an den Seinigen, als würde sie mit einem großen Plüschtier schmusen wollen und Marchocias genoss den Augenblick sichtlich. Durch einen tiefen Zug Luft durch die Nase vernahm er den Duft von dem Mädel, welcher einer blühenden Frühlingswiese glich. Ihr zartes, kleines Händchen vergrub sich spielend in seinem Bart und sie kicherte herzallerliebst dabei.
„Wie heißt du meine Kleine?“ musste Marchocias fragen mit einem tief gerührten und äußerst erfreuten lächelnden Gesicht.
„Ich bin die Kira! Und ich bin schon richtig grooooß!“ - „Oh ja natürlich, verzeih mir meine große Kira.“ Lachend wippte er Kira in seinen Armen welche wiederum lieblich lachen musste und ihn strahlend mit großen Kulleraugen ansah.
„Onkel Marcho? Darf ich dir einen Orkenscherz erzählen, den ich von meinem Spielfreund kenne?“ Marchocias nickte und wartete gespannt ab.
„Was ist das komischste an den Orken?“
Nach dem Marchocias nur schmunzelnd mit den Schultern zuckte antwortete sie mit einem hellen Lachen in der Stimme. „Sie sind zu ALLEM fähig und dennoch zu NICHTS zu gebrauchen!“
Marchocias lachte herzhaft auf und drückte in seiner Freunde beinahe unwillkürlich dem Mädel einen Kuss auf die Stirn. Kira kicherte auf und gab ihm ebenfalls einen dicken Schmatzer auf seine Nase.

Die Glocken läuteten für den Abendgottesdienst und Kira sprach aufgeregt. „Oh, es ist schon spät, ich muss zu meiner Tante. Kommst du mich morgen wieder besuchen Onkel Marcho?“
Marchocias nickte erfreut. „Natürlich, wenn ich darf?“
Kira schaute ihn mit einem strahlenden Gesichtsausdruck an und winkte ihm noch beim Weglaufen zu und es dauerte nicht lange bis sie aus den Augen von Marchocias vollkommen verschwunden ward.

Marchocias schaute zu Boden und entdeckte den roten Ball, welchen Kira vergessen hatte, doch war sie schon so weit weg, dass ein lautes Rufen keinen Sinn mehr gehabt hätte. Lächelnd hob er den Ball auf und klemmte diesen unter seine Arme. Mit der anderen Hand nahm er seinen Jutesack auf und begab sich langsam zur Taverne zurück um sich zur Ruhe zu begeben. In der Taverne angekommen nickte er dem Wirt zu und begab sich die Treppen hinauf um sich in sein Zimmer zu begeben. Erschöpft legte er den schweren Jutesack in der Ecke ab und legte den Ball lächelnd neben sein Bett. Marchocias begab sich noch einmal zum Fenster und öffnete dies weit. Der Anblick war herrlich, denn die Sonne strahlte noch immer in einem prächtigen Rot. Der Anblick bereitete ihm erneut große Sehnsucht und das Verlangen, Iracundia in seiner Nähe zu haben. Seufzend wendete er sich ab vom Fenster und ließ dieses gleich offen, ob der recht warmen Nacht.

Marchocias versuchte zu schlafen, doch es dauerte noch eine ganze Weile bis ihm dies gelang und die Sonne verschwand letztendlich auch hinter den Bergen. Ungefähr dreiundzwanzig Augenblicke später öffnete sich zu später Stund noch die Tavernentür und der Wirt schaute überrascht auf, während er ein Glas zu putzen schien. Lise betrat den Raum und ging wortlos an ihn vorbei die Treppen hinauf. Wie immer trug sie ihre Speere auf den Rücken und hatte ihren Bogen geschultert. Der Wirt musste breit schmunzeln, denn er ahnte was sich dort oben nun abspielen würde und murmelte für sich „Naja, er hat es sich verdient.“. Mit diesen Worten grinste er breit und summte vor sich hin, während er ein Glas nach dem anderen säuberte.

Marchocias schien zu schlafen, doch sein Schlaf war nicht sonderlich fest, ob einer Fliege im Zimmer welche ihm regelmäßig auf seiner Nase herumtanzte, doch den Schlaf fand er dennoch immer wieder. Plötzlich schlug er im dämmrigen Zimmer ob eines gut bekannten jedoch in seiner Nähe recht unangenehmen Geräusches. Er vernahm den Laut eines angespannten Bogens und schaute sich panisch aus den Augenwinkeln um. Schemenhaft erkannte er eine Gestalt welche von den Formen sehr einer Frau glich. Doch was ihn gar nicht schmeckte war, dass sie einen Bogen auf ihn richtete. Marchocias Herz schlug aufgeregt, denn er schwebte in großer Gefahr. Der Bogen schien bereits auf seinen Kopf zu zielen, würde er noch lange warten, so würde der Schuss jeden Moment fallen, jedoch würde er rasch aufspringen, so wäre dies ebenso viel zu riskant. Viel Zeit blieb ihm nicht zum nachdenken und seine Gedanken rasten wie er diese Assassine schnellstmöglich ausschalten könne, denn was er am wenigsten wollte war sein Leben hier zu lassen. Marchocias bewegte seinen Arm leise im Dunkeln des Raumes nach unten aus dem Bett heraus und ergriff glücklicherweise Kiras Ball. Rasch warf er diesen kräftig in Richtung des Bogens und er hört wie der Pfeil los zischte und sich tief in die Wand bohrte. Das war der Moment, Marchocias sprang mit einem Satz aus dem Bett und rannte auf die Gestalt zu, welche im selben Moment einen Dolch aus einer Scheide zog und in einem Zug schwang.

Der Dolch schlitzte Marchocias das Hemd auf und nicht nur dass, er hinterließ auch eine leichte Schnittwunde auf seiner Brust. Marchocias schrie leicht auf, doch hatte er keine Zeit. Die Gestalt bewegte sich immer näher auf Marchocias zu welcher das Geräusch des ständigen Dolchschwingens deutlich heraus hören konnte. Immer weiter trieb sie ihm zum Fenster hin und Marchocias griff schnell mit einem Arm aus dem Fenster um sich die Fackel aus der Halterung der Außenfassade zu nehmen. Marchocias stieß die brennende Fackel in Richtung der Gestalt, welche mit einem lauten femininen Ton aufschrie. Mit aller Kraft stieß er die Gestalt zurück und schaute nun mit der Fackel ob seines „Mörders“.

„Was zum... LISE ? – Bist du verrü....“ Marchocias konnte nicht einmal zu Ende sprechen und schon musste er sich einen neuen Angriff von Lise stellen, welche immer aggressiver zu werden schien. Sie wollte ihn töten um jeden Preis. Marchocias rannte auf seinen Jutesack zu doch als er die Axt in der Hand hielt um seinen Angreifer zu töten rasten ihn die Gedanken doch durch den Kopf. Es war nicht irgend Jemand der ihn da angriff, sondern Lise, welche er doch nicht töten konnte. Marchocias ließ die Axt fallen, doch Lise stürzte sich mit einem lauten Schrei auf ihn und warf ihn zu Boden.

Der Wirt schaute verwundert zur Decke und hob beide Augenbrauen, während er sein Glas nebst dem Lappen in der Hand hielt. Leise murmelte er zu sich. „Ohje, ich hoffe sie lassen während des wilden Beischlafs meine Möbel in einem heilen Zustand.“

Lise lag über Marchocias und keuchte im Tötungswahn und nährte sich mit dem Dolch gefährlich nahe seiner Kehle. Marchocias schaute erschrocken in Lises Gesicht und rief panisch. „BIST DU DES WAHNSINNS? – ICH BIN ES, MARCHOCIAS !“
Doch dies schien sie nicht im Geringsten zu beeindrucken und der Dolch nährte sich weiter seine Kehle. Marchocias stieß sie kräftig mit dem Beinen nach hinten kurz bevor sie den Kehlenschnitt vollbracht hätte und Lise stöhnte laut auf vor Schmerzen.
Fast erstarrt stand Marchocias da und konnte nichts unternehmen, als er beobachtete wie Lise sich wieder aufrappelte und einen ihrer beiden tödlichen Langspeere zog. Erneut versuchte Marchocias sie panisch zu bekehren. „LISE ! WAS ZUM GEIER TUST DU DA ? – ZWING MICH NICHT DIR WEH ZU TUN ODER DIR DAS LEBEN ZU NEHMEN !“
Doch auch dies störte Lise offenbar nicht und sie tätigte den ersten Stich mit dem riesigen Speer. Marchocias wich gerade so aus und er zerfetzte lediglich an der Seite sein Hemd, doch war ihm bewusst, dass er ihn glatt durchbohrt und getötet hätte, so er sich nicht bewegt hätte.

Marchocias hatte kaum Zeit weiter darüber nachzudenken, als auch schon der nächste Schwung kam. Unwillkürlich aus einem Reflex heraus griff er nach dem Speer und hatte unwahrscheinliches Glück diesen zu erhaschen und ihn ihr aus ihrer Gewalt zu entreißen.

„LISE ! KOMM ZUR VERNUNFT – WIR KÖNNEN REDEN !“

Lise zog den zweiten Speer von ihrem Rücken und nun standen sie sich gegenüber von Angesicht zu Angesicht. Marchocias hielt in seiner Verzweiflung den Speer gegen sie gerichtet und murmelte zu sich selbst. „Hör auf Lise, bitte hör auf damit!“, dann schrie er selbiges, „HÖR AUF DAMIT !!!“

Vollkommen emotionslos schwang sie ihren Speer einmal in der Luft und setzte zum Stich an. Marchocias stach in seiner Panik ebenfalls zu. Nun war es zu spät, dass er an ihr Wohl denken konnte, denn sie meinte es tot ernst. Die Speere verfehlten beide nicht das Ziel. Zwei entsetzliche Schreie ertönten laut durch das ganze Tavernengebäude und drangen auch auf die Straße hinaus. Marchocias wich zurück voller Schmerzen und spürte wie der Speer sich gänzlich durch seinen Oberarm gebohrt hatte. Schnell nahm er seinen Dolch und trennte das längere Stück des Speeres ab um sich den Rest aus der Schulter zu ziehen. Immer noch blieb ihm keine Zeit ob des Schmerzes nachzudenken und erneut suchte er die erloschene Fackel, welche er an einer weiteren, der Außenfassade entzündete. Er beleuchtete den Raum und erblickte was er in seiner Wehr anrichtete und rannte auf die leblose Lise zu. „LISE !“ – „OH NEIN !“

Der Speer hatte sich gänzlich durch Lises Herz gebohrt und sie im selben Moment getötet. Marchocias brach hastig den Speer ab und nahm sie in den Arm und schrie abermals auf. „WAS HAB ICH GETAN !“

Die Treppen knarzten und mehrere Personen schienen eilig hinauf zu stürmen. Marchocias Zimmertüre wurde aufgebrochen und vor ihm bauten sich sechs Amazonen auf, zwei Wachmänner. Hinten an standen noch der Wirt und Begosch. Entsetzt sahen die sechs Schwestern das grausame Bild. Marchocias mit Lise im Arm. Überall an seinen Kleidungsstücken sowie an Lises Körper befand sich deren Beiden Blut. Tränen gossen Marchocias aus den Augen und er murmelte völlig verdattert eher heulend immer wieder nur ein, „Was habe ich getan?“.

Noch immer standen die sechs Amazonen wie erstarrt nebeneinander, bis sich ein lauter Schrei von Valdís auftat. „DU MIESER DRECKSKERL !!!“ Auf einmal zogen alle Amazonen ihre Bögen und spannten diesen fest an um auf den niederknienden Marchocias zu zielen und ihn nieder zu strecken. Marchocias schaute die Amazonen wortlos an, doch zu seiner Verteidigung konnte er nichts mehr sagen und so ließ er den Leichnam fallen und breitete seine Arme aus um auf sein Ende zu warten. Man hörte wie im unteren Stockwerk der Taverne die Tür aufsprang und eine weitere Person hineinstürmte, doch die Amazonenschwestern zeigten keine Reaktion ob dieses Ereignisses, sondern hielten die Bögen weiter angespannt um jeden Moment sechs grausame Racheschüsse abzugeben.
Begosch schrie die Amazonen an. „SEID IHR DENN VOLLKOMMEN VERRÜCKT ?!“
Doch dies scherte die Amazonen ebenso wenig, bis sich die Person nährte und ein lautes:
„NEIIIN !“ in die angespannte Situation warf.

Fünf Schwestern wendeten sich auf der Stelle um, um wie aus einem Munde heraus zu fragen: „LISE ?“

Doch Valdís hatte die Situation nicht mehr unter Kontrolle und bevor sie begriff ließ sie die Sehne ihres Bogens los. Marchocias schrie laut auf, denn der Pfeil traf ihn direkt in die Brust. Langsam sackte er zu Boden als Lise in den Raum stürmte. Marchocias fiel seitlich nieder und sein Blick erfasste Lise, welche hineinkam und sich sofort niederkniete, sowie „Lises Leichnam“ welcher auf den Boden lag und auf einmal zu leuchten begann. Plötzlich sah der Leichnam nicht mehr aus wie der von Lise, sondern man erkannte einen vollkommenen gewöhnlichen Orken.

Marchocias hatte im Liegen seinen Arm angehoben, doch er spürte wie ihn seine Kräfte verließen. Leise murmelte er etwas vor sich hin:

„Orken…. zu allem fähig, jedoch zu nichts zu gebrauchen….“

Mit diesen Worten fielen Marchocias die Augen zu.
Lise schrie panisch durch die Taverne, „WAS STEHT IHR DA WIE ANGEWURZELT ? HOLT EINEN HEILER UND DAS SCHNELL! - SONST STIRBT ER !“

Valdís rannte die Treppen vierer weise hinunter und schrie um Hilfe. Mehrere Lichter gingen in den Fensterläden der Häuser an und einige Gesichter schauten aus dem Fenster.
„WER IMMER DER HEILKUNST FÄHIG IST DER TRETE SO SCHNELL WIE MÖGLICH OBEN IN DER TAVERNE AN !“

Es dauerte nicht lange und ein Mann kam mit einer schwarzen Ledertasche aus einer der Türen gelaufen und rannte so schnell es ihm seine Beine ermöglichten zu dem Ort des Geschehens. Bevor er sich fragen konnte, was der tote Ork zu bedeuten hatte wurde er von Lise zu Marchocias gewunken. Lises war von Tränen übergossen und der Heiler kniete sich nieder. Langsam schaute er zu ihr auf und sprach in bedauernden Tonfall.

„Tut mir Leid, aber ich fürchte da können wir nichts mehr tun.“
„NEIIIIIN !“ schrie Lise entsetzt und stieß den Heiler beiseite um sich selber über Marchocias zu beugen. Hastig in Verzweiflung riss sie aus der Brust von Marchocias den Pfeil. Blut lief in Strömen aus der Wunde, welche sie sofort mit ihrem Umhang zudeckte.

Verzweifelt winkte sie die Schwestern zur Seite und deutete ihnen nur noch mit einer Handbewegung an, Marchocias mit anzupacken. Diese nickten und halfen ihr den Körper anzuheben. Lise schien verwirrt zu sein, denn Niemand konnte sich erklären, was es für einen Sinn ergab den Körper von der Stelle zu bewegen. Auch der Heiler konnte sich keinen Reim darauf bilden und wollte gerade noch einen Einwand bringen, doch da trugen sie ihn bereits schon die Treppe hinab. Alle Bürger schauten auf der Straße, wie sie den leblosen Körper durch die Straße trugen. Kleine Schritte rannten den Amazonen hinterher. Kira war nun anwesend und hatte ebenfalls Tränen im Gesicht. Immer wieder schaute sie auf zu dem leblosen Körper und ging mit den Amazonen ohne zu fragen mit. Nun war es klar, was Lise vorhatte, denn sie gingen nun die letzte Gasse entlang in Richtung der städtischen Kapelle. Als sie dort angekommen waren, legten sie Marchocias vor einem Altar nieder.

Lise murmelte mir zittriger Stimme, „Jetzt heißt es nur noch für ihn beten“.
Die Amazonen standen alle um Marchocias herum, welcher immer noch ohnmächtig da lag und langsam aber sicher sterben sollte. Lise versuchte sich so gut es geht zusammenzureißen und murmelte betende Worte welche sie an den Gott der Zwerge wandte.
Immer wieder rannen die Tränen über ihre Wangen und auch die anwesenden Amazonenschwestern schauten alle betrübt zu Boden.

Die kleine Kira ging traurig auf Marchocias zu und legt sich mit ausgebreiteten Armen über ihn. Bittere Tränen gab auch Kira von sich und herzzerreißende, schluchzende Laute.
Trostlos schaute Kira Marchocias in das Gesicht und legte dann wie bei der ersten Begegnung ihr Köpfchen an seinen Kopf und schloss die Augen. Die Nacht zog sich lang und allen Anwesenden blieb nur eines übrig.

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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 16: Tödlicher "Beischlaf"

Beitrag von Lise »

Kapitel 17: Gebete an Stein und Licht

Nach einem Langen Gebet an an den Gott der Zwerge sah Lise ihn für einige Zeit besorgt an. Aber sie wandte sich wieder dem Altar zu und betete weiter, diesmal nicht an an den Zwergengott sondern an Nyame, die Göttin der Amazonen. Mit geschlossenen Augen flüsterte sie leise.

„Nyame, Licht des Lebens, deine Dienerin ruft dich in großer Not an. Ego weiß du magst dich ob des Grundes wundern, doch das Licht eines Freund erlischt vor meinen Augen. Ego bitte dich inständig sein Leben zu retten, denn er ist nicht nur einfach ein Mann, sondern ein Freund deiner Töchter. Wir ziehen bald in eine Schlacht et sein Leben zu retten bewahrt womöglich auch die unseren.“ Noch eine ganze Weile Murmelte sie Worte vor sich hin um die Rettung eines Mannes von Nyame zu erbitten. Als ihr jedoch keine Worte mehr einfielen atmete sie schwer durch und wandte sich ihm wieder zu. Dann sah sie wieder ihre Schwestern an und anschließend Kira.

„Lasst mich bitte alleine mit ihm.“ Sagte sie mit trauernder Stimme und sie Schwestern nickten dazu leicht, Kira jedoch schüttelte nur den Kopf und hielt sich an ihm fest.

„Nein ich verlasse Onkel Marcho nicht!“ Schrie sie weinend während sie neben Marchocias kniete und Lise tief in die Augen sah.

„Er steht mir auch sehr nahe meine kleine et ego möchte etwas Zeit alleine mit ihm verbringen, ego lasse schon nicht zu dass er dir wegstirbt, kia?“ Mit großen Augen sah sie Lise an und nickte dann leicht, wobei sie ihn zögerlich los ließ und aufstand um mit den Schwestern die Kapelle zu verlassen. Lise sah Marchocias anschließend wieder an und strich mit der Hand durch sein Haar, wobei sie tief durchatmete. Dann begann sie mit leiser und sanfter Stimme zu ihm zu sprechen.

„Marchocias das kann nicht sein, tua kannst jetzt nicht einfach sterben. Ego bin schon den weiten Weg bis hier gekommen weil ego dachte tua seist tot, et nun erfahre ego dass tua noch am Leben bist. Vor unserer großen Schlacht willst tua nun sterben? Das kann nicht sein, das darfst tua uns nicht antun, hörst tua?“ Hilflos und nach Worten ringend sah sie ihn eindringlich an. Noch einmal atmete sie tief durch und beugte sich leicht über ihn.

„Nein, tua darfst nicht sterben und das wirst du auch nicht, verstanden?“ Sagte sie noch leise zu ihm, unbewusst die Fäuste ballend. Als sie sich langsam wieder zurücklehnte konnte sie mit erstaunen feststellen dass seine Wunde zu bluten aufgehört hatte. Sie wusste nicht durch welchen Umstand dies nun der Fall war, doch sie schloss die Augen und dankte sowohl dem Gott der Zwerge als auch der Göttin der Amazonen. Sie nahm ihn darauf hin auf den Arm und erhob sich langsam um ihn hinaus zu tragen. Als sie durch die Türe der Kapelle schritt kam Kira gleich angerannt.

„Was ist mit ihm, lebt er noch?“ Schrie sie Lise entgegen welche dazu leicht nickte.

„Kia er lebt et ego werde ihn zurück ins Gasthaus bringen wo er sich erholen soll.“ Sagte sie nicht nur zu Kira sondern auch zu den anderen welche verstehend nickten und sie weiter laufen ließen. Im Gasthaus angekommen ging Lise am Wirt vorbei, welcher sie die ganze Zeit ansah und die Treppen hinauf. In Marchocias Zimmer angekommen legte sie ihn auf das Bett und setzte sich auf den Rand um ihn zu beobachten. Sie nahm seine Hand und legte sie an ihre Wange.

„Spürst tua das? Meine Tränen? Komm zu uns zurück et öffne die Augen, bitte!“ Ein hustendes „Ja ich spüre es...“ kam aus seinem Mund und Lises Augen wurden groß vor Freude. Sie brachte für einige Momente keinen Ton heraus und lächelte ihn nur glücklich an.

„Ich wusste doch dass du mich nie angreifen würdest.“ Sagte er schwach zu ihr worauf sie leicht nickte. Leicht beugte sie sich über ihn und zog sein zerrissenes Hemd über seinen Kopf. Vor Erleichterung sprach sie fast lachend zu ihm.

„Tua wirst wohl ein neues Hemd brauchen.“ Dabei hielt sie das verblutete und zerschnittene Hemd vor sich und betrachtete es kurz bevor sie es fallen ließ. Anschließend sah sie ihn mitleidig an. Langsam schweifte ihr Blick über seine Wunden. Die Wunde des Ungetüms aus dem Wald, die Speerwunde in seinem Oberarm und die Pfeilwunde in seiner Brust. Er beobachtete sie dabei und musste immer wieder die Augen schließen, wobei er tief durchatmete. Lise legte eine Hand auf seine Brust und fuhr sachte über die Wunden.

„Das wird schon wieder, keine Sorge.“ Dabei lächelte sie ihn warm an, er nickte dabei aber nur gequält und sie sah wieder etwas trauriger aus.

„Kann ich etwas für dich tun?“ Fragte sie ihn dann noch.

„Ich denke ich brauche nur etwas Erholung, aber trotzdem danke.“ Sagte er zu ihr. Aber Lise wollte ihn nicht einfach so liegen lassen und setzte sich auf den Stuhl am Tischchen des Zimmers. „Dann bleibe ego hier und gebe auf dich acht.“ Geschwächt versuchte Marchocias abzuwinken und meinte dabei „Du musst dich auch ausruhen für die nahende Schlacht.“ Lise musste unweigerlich Lachen, ob der Worte eines Zwergen in seinem Zustand. „Sei nicht albern, ego überlasse dich doch keinem weiteren verwunschenen Orken, der über dich herfallen will.“ Erschöpft legte er den Kopf zurück und nickt leicht denn er wusste ja, dass sie recht hatte.

Marchocias beobachtete sie noch etwas und schloss dann auch die Augen um zu schlafen. Der Rest der Nacht verlief ereignislos, dennoch wachte Lise aufmerksam über ihn.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 17: Gebete an Stein und Licht

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Kapitel 18: Die Entführung

Es war bereits spät am Nachmittag und Marchocias schlief noch immer. Lises Augen ruhten auf Marchocias, welcher friedlich mit einem sanften Lächeln im Gesicht schlief und sie lächelte ob des Anblicks. Marchocias atmete etwas tiefer ein, öffnete anschließend seine Augen und starrte noch leicht benommen an die Zimmerdecke, um seine Gedanken zu Ordnen.

„Wo.. was… ?“ verwirrt schaute sich Marchocias um und noch verwirrter sah er Lise an, welche ihn beobachtete, doch dann holten ihn seine Erinnerungen wieder ein.
Lise sprach mit ruhiger Stimme. „Wie fühlst tua dich Marcho?“
Marchocias lächelte und gab ihr ein Nicken, welches andeuten sollte, dass es besser um ihn stand als vor seinem Schlaf. Marchocias sah Lise eine Weile lang nachdenklich an und musste leicht lächeln.

Lise erhob sich vom Stuhl und ging zur Türe, wobei sie nochmals zurück blickte.
„Ego werde mich eben in die Stadt begeben et dir neue Bekleidung auftreiben.“
Marchocias nickte und ließ sich im Bett zurück sinken um eine Weile zu warten. Als Lise aus der Stadt zurück kam brachte sie einen Stapel frischer Kleidungsstücke mit, welchen sie auf seinen Bettrand niederlegte. Marchocias richtete sich langsam im Bett auf, doch man sah ihm noch immer an, dass ihm jede Bewegung sehr schwer fiel. Langsam griff er zu seinem Hemd und versuchte es beschwerlich überzuziehen, so dass Lise ihm dabei half. Einige Augenblicke später ward Marchocias neu bekleidet und stand nachdenklich im Zimmer.
„Und nun?“ murmelte er leise als er zu Lise aufblickte. „Da wartet ein junges Mädchen auf dem Spielplatz auf dich. Ego sagte ihr, dass es dir schon wieder viel besser geht. Sie fragte die ganze Zeit nach dir, als ego die Kleider besorgte.“

Marchocias nickte schmunzelnd und wollte gerade das Zimmer verlassen, als Lise ihm vorsichtig fragte:
„Willst du so schutzlos hinaus gehen? Du weißt doch was alles für Gefahren lauern. Es sei noch nicht einmal geklärt, warum diese Orken ihre Gestalten wandeln können.“
Marchocias nickte zustimmend als er eine Weile nachdachte und packte einen kleineren Sack mit den notwendigsten Gegenständen und brach dann auf. Erneut begab sich Marchocias in die kleine Gasse welche in Richtung des Spielplatzes führte und ging diese langsam hinab. Die Abendsonne schien ihm rötlich in das Gesicht und bereits aus der Ferne konnte er das helle Lachen von Kira deutlich hören. Marchocias schmunzelte und ging langsam weiter, als er plötzlich einen lauten Donnerschlag vernahm, ähnelnd dem eines aufziehenden Gewitters. Marchocias blickte gen Himmel, doch er konnte keine Anzeichen einer Wetterumstellung erkennen doch auf einmal hörte er einige schreckliche grunzende Stimmen aus der Richtung des Spielplatzes, sowie den lauten Hilfeschrei von Kira. Rasch zückte Marchocias eine seiner Äxte und bewegte sich schneller die Gasse hinab bis er keuchend auf dem Spielplatz stand, doch er konnte Nichts erblicken. Sein Blick schweifte über den gesamten Platz und bemerkte die Spielschaukel, welche noch nicht aus gependelt hatte doch von Kira sowie ihren mutmaßlichen Entführern war nichts zu sehen. Laut schrie er über den gesamten Platz: „KIIIIRAAAAA !!!“ Doch da war Niemand mehr. Plötzlich nährten sich hastige Schritte und aus der Gasse traten Lise sowie ihre Schwestern hervor. „Was ist passiert?!“ rief Lise in Marchocias` Richtung, welcher sich noch immer suchend mit panischen Blick umschaute.

Eine riesige blutrote Wolke zog über den Platz und in ihr war ein schemenhaftes, schauderhaftes Gesicht zu erkennen. Es war das Gesicht der Throngestalt aus der Goblinsfestung, welches auf die Kriegerinnen sowie Marchocias herab schaute und zu ihnen mit einer lauter, donnernder Stimme sprach.

„WENN IHR DAS KLEINE MÄDCHEN SUCHT, ES BEFINDET SICH NUN IN DER FESTUNG ! SOLLTET IHR EINEN WEITEREN ANGRIFF AUF DIE FESTUNG TÄTIGEN WERDEN WIR SIE SOFORT TÖTEN !“

Mit diesen Worten löste sich die Wolke wieder auf und Marchocias schaute völlig verdutzt und verängstigt in die Augen der sieben Kriegerinnen. Leise murmelte er vorwurfsvoll zu sich selbst, „Nein, nicht Kira, warum nur?“
Seine Hand lockerte sich und seine Axt fiel ihm aus der Hand um auf den Boden aufzuschlagen und Marchocias ließ sich nun verzweifelt auf die Knie fallen. Auch Lise und ihre Schwestern standen unbeholfen um ihn herum und Niemand brachte eine Wort hervor. Die kurzen Augenblicke verstrichen langsam wie Stunden und Marchocias versank tief in Gedanken. Es musste nun dringend ein Weg gefunden werden, Kira aus der Gefangenschaft der Orken zu befreien, ohne dass sie es merken würden.

Nach einer Weile erhob sich Marchocias und ging zwischen den Amazonen hindurch, ohne sie anzublicken und ohne ein Wort zu verlieren. Verwundert schauten sie ihm nach und Lise erhob das Wort: „Was hast du vor Marchocias?“

Marchocias drehte sich kurz zu den sieben Amazonen um, jedoch erhielten sie keine Antwort, so dass Marchocias anschließend die Gasse verließ. Nachdenklich ging er die Hauptstraße von Reselfar entlang, welche schon längst wie leer gefegt schien, da der Abend bereits herein gebrochen war. Ein Schild an einem größeren Gebäude wurde immer wieder vom Wind hin und her getrieben und hinterließ ein lautes Quietschen, welches Marchocias aufmerksam machte. Langsam schaute er zu dem Schild und in alten, verschnörkelten Lettern konnte er erkennen, dass er an der städtischen Bibliothek angekommen war. Das Schild kam ihm vor wie ein Zeichen, als ob er in diesem Gebäude eine Antwort auf seine Frage finden könnte und so öffnete er langsam die Türe um einzutreten.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 18: Die Entführung

Beitrag von Lise »

Kapitel 19: Die Befreiung - I

Langsam und leise betrat Marchocias die Bibliothek. Der Raum wirkte sehr dunkel und kaum ein Lichtschimmer war zu erkennen. Dezenter Pfeifengeruch stieg ihm sofort in die Nase und er bewegte sich weiter auf eine Treppe zu, welche hinabführte. Als er die erste knarzende Stufe betrat vernahm er plötzlich ein Hüsteln hinter ihm, gefolgt von einer krächzenden Stimme.

„Was habt ihr hier zu suchen?“

Marchocias wendete sich um und ging auf eine dunkle Ecke direkt neben dem Eingang zu, denn nun erblickte er beim genaueren Hinsehen eine schemenhafte Person, sowie einen weißen Bart welcher deutlich zu erkennen war nun. Als Marchocias noch etwas näher trat entzündete der Bibliotheksbesitzer eine Öllampe und man konnte nun einen alten Herren erkennen, welcher einen langen Bart trug und ein Monokel auf dem linken Auge sitzen hatte. Mit strenger Mine sah er Marchocias an, als ob dessen Besuch unerwünscht sei.

„Ich habe längst geschlossen, kommt Morgen wieder wenn der Hahn kräht!“ entgegnete ihm der Herr noch mit gereizter Stimme.

„So viel Zeit habe ich nicht, es ist wichtig. Jeder Augenblick zählt.“ Marchocias Argument schien den Besitzer nicht in geringster Form zu beeindrucken und er hob lediglich eine Augenbraue und sah Marchocias mit einem Blick an welcher soviel aussagte wie „Und weiter?“

Marchocias seufzte und schaute den Herren eher besorgt als mit ernstem Gesichtsausdruck an.
„Ich bitte euch, ich suche dringend ein Buch über die Goblinsfestung. So ihr mir nicht helfen möget, so helfet den Bürgern des Landes. Denn das was ich suche dient nicht mir, sondern dem Schicksal des Landes sowie des Krieges.“

„Wir haben nichts über die Goblinfestung hier. Was sollte man darüber geschrieben haben? Ein Tagesreiseflugblatt?“

Marchocias wendete sich um und sprach mit enttäuschter Stimme und deutlicher Ironie im Klang „VIELEN DANK.“
Gerade war Marchocias am Verlassen des Hauses da rief ihm die krächzende Person noch einmal zurück. „Wartet, ich habe da vielleicht doch etwas.“
Marchocias drehte sich um und schaute verblüfft als der Herr bereits die Treppe hinab stieg und Marchocias einen Wink gab ihm zu folgen. Leise und verwirrt murmelte Marchocias einige unverständliche Worte und folgte dem alten Mann.

Der Raum im Untergeschoss war deutlich Größer als der Eingangsbereich und lange Regale mit tausenden von Büchern taten sich auf. Der alte Mann bewegte sich jedoch ohne nach links und nach rechts zu schauen an den Regalen vorbei, bis er gezielt in der Mitte eines Regalweges stehen blieb und zu Marchocias Verblüffen mit einer Bewegung ein bestimmtes Buch hervorholte, als hätte er dies auch mit geschlossenen Augen ausfindig machen können. Der Herr drückte Marchocias das Buch in die Hand und murmelte leicht etwas von „Mich findet ihr Oben und ja Nichts anfassen!“

Marchocias nickte und setzte sich an einen der Lesetische. Er betrachtete den Einband des Buches doch es hatte keinen Titel. Als er es aufschlug konnte er als erstes Wort verblasst „Tagebuch“ entschlüsseln und blätterte etwas weiter. Nachdem Marchocias einige Seiten gelesen hatte stellte er fest, dass das Buch von einem Gefangenen aus der Goblinfestung geschrieben wurde. Seite um Seite las er weiter und konnte sich ein Bild machen, was die Goblins früher dort trieben. Hin und wieder beschrieb der Autor, was die Goblins mit den Gefangenen angestellt haben und dass sie diese sich vermutlich zum Spaß hielten. Doch es stand nicht eine einzige Zeile über Zugangsmöglichkeiten darin. Immer schwerer fiel ihm das Lesen und von Seite zu Seite sank seine Hoffnung, dass der Gefangene etwas hineingeschrieben hatte, was ihm von Nutzen sein könnte.

Mit einem Seufzen blätterte Marchocias nun schneller durch und wollte das Buch schon zuklappen, doch da stach ihm ein Wort besonders in sein Auge: „Falltür“
Marchocias blätterte einige Zeiten zurück und las gründlich den Ausschnitt wo er das Wort fand.

„…diese Kobolde sind schrecklich, sie spielen mit uns herum und quälen uns. Gestern musste ich mit ansehen wie mein Freund durch eine Falltür im Thonsaal gestoßen wurde. Ich denke nicht, dass er dies überlebte. Sie fanden einfach kein Interesse mehr an ihm und der dickste Kobold von Allen bewegte einen Hebel nach hinten, welcher sich neben seinem Thron befand. Jedoch befindet sich meines Wissens auch ein unterirdischer Fluss unter der Festung, welcher bis in den Borkenwald führt.….“

Wieder seufzte Marchocias, denn es war doch nicht das was er zu finden erhoffte und klappte das Buch zu. „Dann muss ich es eben so wagen.“ murmelte er leicht und begab sich die Treppen hinauf. Die Krächzende Stimme entgegnete ihm schon bevor er die Treppe gänzlich verlassen hatte. „Und? Was gefunden?“

Marchocias schüttelte den Kopf und reichte ihm das Buch zurück.
„Was habt ihr eigentlich vor?“
„Ich werde der Festung einen Besuch abstatten.“ Nach einer kurzen Pause „… von innen.“

Der ältere Mann machte große Augen. „Das sei nicht euer Ernst, oder? Dies hat noch Niemand versucht, nicht einmal als die Kobolde dort noch hausten und ich sage euch, diese waren im Vergleich zu den Orken friedliche Hausbewohner.“

„Macht keinen Fehler, von dort aus kommt ihr höchstens tot zurück.“
„Das war ich bereits“
„Aber was kann so wichtig sein, dass ihr solch ein Risiko eingehen möget?“
„Kennt ihr das kleine Mädel Kira?“

Der alte Herr runzelte die Stirn und nickte dann. „Natürlich kenne ich Kira, sie ist ein liebes Mädchen, doch leider ohne Eltern. Sie ist in der Obhut von…“ Der alte Mann ließ den Kopf sinken und Marchocias fragte gleich darauf. „Sie hat es doch hier gut oder?“
„Naja, sie mag ihre Pflegeeltern nicht und unter uns, es gehen Gerüchte um, dass diese sie auch schlagen. Aber wieso fraget ihr nach Kira?“
Marchocias holte tief Luft. „Sie ist DORT…. Und ich werde sie zurückholen!“

„Und ihr wollt dort wirklich alleine aufbrechen? Verzeiht mir mein Gutachten, doch sehet ihr nicht gerade gesund aus, ihr scheint Schmerzen zu haben. Selbst ein gesunder Krieger würde es vermutlich nicht schaffen, aber so?“

Marchocias winkte ab und wollte gerade aufbrechen, als der alte Herr erneut ein „Wartet!“ hinterher rief. Wieder gab ihm der Herr ein Zeichen ihm zu folgen und die beiden begaben sich in einen kleinen Raum hinter dem Pult wo der Mann anfänglich saß.
Der Raum schien heller als alle Anderen, Kerzen schienen an den Regalen. Ein wohl vertrauter Geruch von Alchemieprodukten stieg Marchocias in die Nase und er ließ seinen Blick durch die Regale schweifen. Sie waren voll mit kleinen Flaschen in verschiedensten Farben.

„Ihr seid Alchemist?“

Der Mann nickte und schweifte mit seinen Arm zu den Regalen. „Nehmt euch Alles was ihr brauchen werdet.“

„Oh, Danke.“ Marchocias schaute sich um und ergriff sofort einige Flaschen mit einem lila farbenen Trank. „Wisst ihr auch was das ist?“
„Natürlich, ich habe da einen hervorragenden Kontakt zu einigen Alchemisten, welche mich schon in das eine oder andere Geheimnis einweihten.“

„So kommet ihr aus Koras?“ der Herr blickte ihn neugierig an. „Nein, von den Elderlanden.“ Marchocias lächelte und sah wie die Kinnlade des Herren weit nach unten sank.
„Marchocias?“ Der Zwerg nickte.
„Aber warum habt ihr dies nicht gleich gesagt?“ Marchocias gab ihm darauf hin keine Antwort und schaute sich weiter nach Tränken um. Er fand nicht gerade wenig was er für seinen Aufbruch gebrauchen könnte und band sich die Tränke mittels eines Strickes um seinen Gurt. Letztendlich fiel sein Blick auf eine seltsame, hellgrüne Flasche, welche er noch nie erblickte. Der alte Mann sprach darauf hin gleich,
„Dies ist ein starkes Schmerzenserum, es hebt jegliche Schmerzen für gut einen Tag auf, doch ich habe es nur einmal.“

Noch bevor er das letzte Wort zu Ende sprach war Marchocias schon drauf und dran das Serum zu schlucken, gefolgt von den Worten. „Dann läuft meine Zeit nun.“
Der Herr lächelte und Marchocias verabschiedete sich nun endlich, denn er schien alles zu haben was er benötigte. In der Tat spürte er seine Schmerzen nicht mehr und wunden trug Marchocias nicht gerade wenig. Kein Heiler, welcher ihn beobachtet hätte, würde ihm empfehlen aus der Stadt zu reiten, doch dies schien Marchocias egal zu sein.

Dunkelheit war bereits eingekehrt und Marchocias hatte nun sämtliche Ausrüstungsgegenstände zusammengetragen. Mehrere Äxte waren auf seinen Rücken befestigt und an seiner Seite hing seine Armbrust herab. Sein Gurt war bestückt mit einigen Tränken, welche er durch dicken Stoff bruchsicher machte. Zusätzlich befanden sich einige glänzende Dolche an seinem Gurt und gepanzert ward Marchocias durch eine Schlangenlederrüstung. Marchocias stieg auf sein Reittier und machte sich zum Stadttor auf. Die Wachen schauten verwundert zu ihm herab, öffneten jedoch dann wortlos die Tore. Gerade wollte Marchocias weiter reiten, da hörte er aus dem Hintergrund ein lautes:
„MARCHO !“ rufen.
Lise rannte auf Marchocias zu und erkundigte sich nach seinem Weg, als er ihr von seinem Plan berichtete schaute Lise verdutzt und bot ihm die Hilfe an, doch diesmal ließ Marchocias es nicht zu und winkte leicht ab. Lise nickte verstehend und ging mit den Worten. „Viel Glück.“

Marchocias ritt als ob der Tod persönlich hinter ihm her war und trieb sein Reittier in Richtung der Festung. Immer noch hatte er keine Idee gefunden dort hinein zu gelangen doch plötzlich kam er auf einen anderen Gedanken. Er änderte seine Reitrichtung und bewegte sich eilig auf den Borkenwald zu.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 19: Die Befreiung - I

Beitrag von Lise »

Kapitel 20: Die Befreiung - II

Immer weiter ritt Marchocias in Richtung des Borkenwaldes. Donnergrollen war zu vernehmen und der Wind wurde immer kühler. Die Wolken begannen zu „zerbrechen“ und schwere Regengüsse ergaben sich vom Himmel. Der Regen peitschte dem Reiter ins Gesicht, was ihn jedoch nicht aufhielt so schnell wie noch nie sein Reittier voran zu treiben.

Die Nacht war finster und Marchocias konnte kaum eine Hand vor Augen erkennen, doch er ritt zielstrebig weiter. Nach einigen Stunden erreichte er den Pfad des Borkenwaldes, welchen die Bestie freilegte. Immer weiter ritt er und es dauerte noch einmal eine ganze Weile bis er die Lichtung erreichte. Marchocias stieg ab und das Pony schien äußerster Erschöpfung zu unterliegen, doch er tätschelte es sofort und versorgte es mit Futter, noch bevor er sich auf der Lichtung nach den Kriegern umsah.
Er wischte sich den Regen aus dem Gesicht und sah sich um, doch es war nichts zu erkennen. Lauthals rief er. „Wo seid ihr !?“
Lautes rascheln war in den Baumkronen zu hören und drei der Waldkrieger begaben sich auf die Lichtung mit riesigen Sprüngen. Einer der drei Krieger eröffnete zu Marchocias das Wort.
„Beginnt die Schlacht, seid ihr nun gekommen deswegen?“

Marchocias schüttelte rasch den Kopf und entgegnete. „Eure Hilfe brauche ich, jedoch noch nicht in der Schlacht. – Wer von euch kennt sich in den Landen einschließlich der Festung am besten aus?“
Die Gestalt schaute Marchocias an und meinte lächelnd. „Wir Alle tun dies, unser Volk lebt seit Jahrhunderten hier.“

Marchocias setzte sich mit den drei Kriegern an einer trockenen Stelle nieder und zückte seine beinahe durchnässte Karte raus und tippte auf die Stelle der Festung. Die Krieger konnten ihm bestätigen, dass tatsächlich ein unterirdischer Fluss von der Goblinsfestung ausging und im Osten des Borkenwaldes endete. Marchocias nickte erleichtert und beriet einen Plan. Nach einer Weile beendeten sie die Unterredung und man sah zwei der drei Krieger aufbrechen und in Richtung der Festung fort springen. Auch Marchocias schwang sich wieder auf sein Reittier und verließt nach einer Weile den Borkenwald um weiter zur Festung aufzubrechen. Er ritt nicht weit, da wurde seine Reise bereits unterbrochen. Hufschläge von zwei oder drei Pferden waren zu vernehmen und der Schein von einigen Fackeln war zu erkennen. Doch was man lauter vernehmen konnte als die Pferdegeräusche, war das Grunzen der Reiter.

„Orken.“ murmelte Marchocias und lenkte sein Pferd vom Weg ab. Er hatte noch gut zwei Augenblicke, bis sie seine Stelle erreichen würden. Die drei Reiter nährten sich und Marchocias hielt seine Wurfdolche bereit. Als die Orken seine Marke erreichten lächelte Marchocias finster und ließ den ersten Dolch mit einem lauten Summen des Luftschnittes, in die Brust eines der Orken fliegen. Ein fürchterlicher Todesschrei ertönte und der Reiter fiel mit einem dumpfen Schlag nieder. Noch bevor sich die zwei Reiter in seine Richtung drehen konnten ertönte bereits der zweite Schrei und wieder viel einer der drei Orken zu Boden. Der dritte Ork sprang von seinem Pferd, ließ die Fackel fallen um im Dunkeln zu verschwinden.

„DU ENTKOMMST MIR NICHT !“ rief Marchocias, zog seine Axt und rannte los in die Richtung wohin der Ork flüchtete. Es dauerte nicht lange und Marchocias konnte in der Dunkelheit deutlich die grunzenden Laute des Flüchtlings hören. „BLEIB STEHEN !“ rief Marchocias zornig als er ihn fast eingeholt hatte. Der Ork hielt inne und drehte sich um, um seine Arme zu heben.

„Du mir nichtf! Ich tue allef waf ihr wollt!“

Marchocias zog seine Axt und wollte gerade zum tödlichen Hieb ausholen, da flehte der Ork erneut und fiel auf die Knie um zu winseln. Gerade noch so schlug Marchocias um Haaresbreite am Kopf des Orken vorbei, jedoch nicht ob des Fehlens. Schließlich musste Marchocias ja noch einen Weg in die Festung finden. Er ließ seine Axt fallen, lief auf den knienden Ork zu und packte ihn am Hals. Es schien kein normaler Orkenkrieger zu sein, denn an seiner Knochenrüstungen hingen mehrere Plaketten, welche aus Knochen gestanzt wurden, die Auszeichnungen sehr ähnelten.

„Du ? MIR helfen?“ Marchocias schaute ihn immer noch voller Hass an, viel fehlte nicht was ihn dazu gebracht hätte den Orken doch noch zu erschlagen. „WAS HABT IHR MIT DEM MÄDCHEN GETAN?“

Der Ork zuckte zusammen. „Wir… fie ift def Meifterf neuef Fpielfeug.“ Für diesen Satz musste der Ork einen tiefen Kinnhaken spüren, welcher ihn zu Boden sinken ließ. „Ihr habt da einen großen Fehler gemacht, denn ich werde dafür euren Meister töten und jeden der sich mir in den Weg stellt. Oder wollt ihr sie freiwillig in meine Obhut überreichen?“

„Bitte, Gnaaaade… Ich kann nichtf dafür für def Meifterf Wille. Felbft alf Kommandant nicht und ich kann ihn auch nicht überreden!“

Marchocias lächelte finster. „Na fein, da ihr ja der Kommandant seid, werden wir nun einen Spaziergang in euer Eigenheim unternehmen“
„Daf, daf werdet ihr nicht überleben.“
Marchocias erwiderte nichts darauf hin und zog ein Seil hervor um dem Orken die Arme zusammen zu binden und zückte seine Armbrust. „Und los geht’s wenn dir dein Leben noch etwas wert ist.“ Der Ork nickte verängstigt und legte keinerlei Einwände mehr ein. Gemeinsam liefen sie zu Marchocias Reittier, der Ork voran. Da Marchocias den Ork zu Fuß laufen ließ, dauerte es eine Weile, doch dann kamen sie endlich am großen Tor an.

„Öffnet daf Toooooor!“ rief der Ork und Marchocias sprang von seinem Tier um dem Ork gleich darauf wieder die Armbrust an den Kopf zu halten. Die Tore öffneten sich und Marchocias lief mit dem Kommandanten vorneweg in die Festung ein. Hunderte von Orken standen mit gezogenen Äxten um ihn herum, aber erkannten die Lage um den Kommandanten. Marchocias war dennoch nicht wohl bei der Sache und atmete tief durch, doch es hielt ihn nicht davon ab den Ork voran zu treiben. Beide betraten die düsteren Gänge der Festung und bewegten sich den langsamen Flur vor, immer näher an den Thon des Orkenmagiers. Marchocias konnte bereits die Gestalt auf dem Thron erkennen, doch lief weiterhin auf sie zu. Gerade wollte sie sich erbost erheben und die Arme in die Luft strecken, als Marchocias mit lauter Stimme rief.

„ÜBERLEGT ES EUCH GUT, ORK, DENN SONST STIRBT EUER KOMMANDANT SOFORT!“

Die Gestalt sprach mit donnernder Stimme auf den Krieger ein.
„UND WAS WOLLT IHR HIER? GLAUBT IHR, IHR WÜRDET DIESEN ORT LEBEND VERLASSEN, MARCHOCIAS?“

Marchocias ließ sich nicht mehr ob der Drohungen beeindrucken und krümmte seinen Finger immer mehr, so dass er beinahe den Abzug seiner Armbrust löste.
„Wo ist Kira?!!!“

Die Gestalt lächelte und schnippste mit einem Finger, auf dass in einer düsteren Ecke ein Kronleuchter mit vielen Kerzen bestückt erleuchtete. Marchocias sah aus den Augenwinkeln in die Richtung und schluckte, als er sie erblickte.

In einem riesigen Käfig, hängend an Ketten, befand sich Kira. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Blick zu Boden gesenkt. Ihre Kleider sahen zerrissen aus und an Armen und Beinen besaß sie mehrere blaue Druckstellen. Das Gesicht sah verquollen aus, als hätte sie viel geweint und im Arm hielt sie verkrampft ihren halb zerrissenen Stoffbären. Unter dem Käfig befand sich die riesige Falltüre und als Marchocias einen Blick zum Thron warf, entdeckte er auch einen riesigen Hebel zur linken des Magiers.

Marchocias schluckte und brachte nur noch leise Worte hervor. „Was, was habt ihr mir Kira angestellt?“ Marchocias Zorn stieg in ihm auf und er wand sich erneut zu dem Magier und knurrte ihm entgegen. „Dafür, werdet ihr sterben, verlasst euch drauf!“

Marchocias stieß den Kommandanten mit dem Ellenbogen weg und richtete seine Armbrust sofort auf den Kopf des Magiers. Seine Blicke fielen verschärft auf jegliche Bewegungen. Ein Finger des Magiers zuckte nur ein winziges Stück, doch Marchocias sprach Rasch seine Drohung ihm entgegen.

„Wollt ihr wirklich versuchen ob eure Beschwörungsgesten schneller erfolgen als ein Schuss?“

Der Magier schaute auf die Waffe und gab ein tiefes Knurren von sich welches sich ebenfalls über die Gänge verbreitete. Ein rasselndes Geräusch der Gitterstäbe des Käfigs ertönte und Marchocias Arm nebst der Waffe schlug wie von selbst um, um auf den Kopf des Kommandanten zuzielen, welcher in den Käfig griff. Erzürnt schaute Marchocias rasch aus den Augenwinkeln zu dem Orken und als Kira erwachte und angstvoll aufschrie löste sich der Schuss. Der Bolzen durchschoss den Kopf des Orken von der Seite und dieser grunzte erbärmlich auf, als er tot auf den Boden fiel.

„Huch?“ gab Marchocias gespielt verblüfft von sich und richtete die Waffe wieder auf den Magier. „Da war ein Ork wohl besonders intelligent, denn ihm ist was durch den Kopf gegangen!“

„WACHEN !“ rief der Magier mit lauterer Stimme als zuvor durch die gesamte Festung und verschwand mit einem Fingerschnipp im Nichts. Das Klappern von Dutzenden von Rüstungen welche sich nährten war zu vernehmen. Marchocias schaute sich panisch an den Wänden um. Schädel befanden sich dort und wurden wie von selbst mittels Knochen beschlagen. Es war eine Art Alarm welcher in der Festung mit einem lauten Klappern von überall ertönte.

Marchocias rannte zu dem Käfig und schlug diesen mit der Axt auf. Kira schaute ihn verwirrt an und strahlte kurz. „Onkel Marcho?“ Kurz erwiderte Marchocias ihr Lächeln und flüsterte ihr zu. „Du musst jetzt ganz tapfer sein, egal was passiert. Ich tu dir nicht weh.“ Kira nickte und schloss ängstlich ihre Augen, als sie bereits die Truppe Orken sah, welche sich mit lauten Gebrüll und gezogenen Äxten nährte. Marchocias Blick fiel auf den Hebel und er gab einen Schuss ab auf Selbigen. Die Falltür öffnete sich und Marchocias ließ Kira hineinfallen. Kira schrie nun, doch der Klang verhallte in der Tiefe. Blitzschnell zog Marchocias einen der lilafarbenen Tränke und schleuderte diesen mit aller Kraft der Horde entgegen. Es tat einen lauten Schlag und mit einer Blutfontaine flogen sämtliche Körperteile der Orken durch den Gang und verteilten sich an den Wänden. Die zwei Äxte hatte Marchocias bereits gezogen und der erste Ork der sich ihm nährte fiel nach einem gekonnten Schwung, kopflos zu Boden. Marchocias spürte keinerlei Angstgefühle, denn sein Zorn war in jenen Moment unübertrefflich. Jeder Ork der sich nährte berührte Marchocias nicht ansatzweise. Ein wildes Gemetzel ertönte im Gang gefüllt von zahlreichen Todesschreien der Orken. Köpfe sowie Arme flogen umher und Marchocias Äxte schwangen immer weiter vom Zorn persönlich getrieben. Der letzte Ork rannte Marchocias entgegen. Marchocias brüllte einen lauten Schlachtschrei und die Axtklinge bohrte sich tief in das Gesicht des Orkens, dessen Augen nach oben rollten als er zusammensackte.

Kaum hatte Marchocias Zeit sich zu erholen, hörte er laute schwere Schritte welche den Gang leicht zum Beben brachten. Ehe Marchocias begriff rannte eine riesige zweibeinige Gestalt auf ihn zu, welche einem Ork ähnelte nur vier mal größer war. Marchocias holte verzweifelt zum Schlag aus, doch das Knie der Kreatur traf Marchocias schon im Rennen an der Brust und er wurde in einem Bogen durch die Luft geschleudert. Hart prallte der Körper von Marchocias auf den Boden auf und kaum hatte er sich in höllischen Schmerzen bewegt, da war die Kreatur bereits bei ihm und trat mit einem der Beine auf seinen Brustkorb. Der Schmerz saß zu tief, als dass Marchocias hätte schreien können. Und selbst wenn er es täte, das laute Knacken der Knochen hätte es wohl bald übertönt.

Der riesige Ork schaute verwundert nach Unten, den Marchocias begann auf einmal hustend zu lachen. „WAAAS IST SOOO KOOMISCH WUUUURM?“

Marchocias sprach mit zugeschnürter Stimme, fast flüsternd und röchelnd. „Siehst du meinen Gurt? Bei einem Trank fehlt bereits der Verschluss. Finde raus welcher denn deine Zeit läuft.“

Der Ork schaute nach unten und entdeckte den Gurt mit zahlreichen Tränken der Farbe Lila und hob sein Bein an. Marchocias nutzte den Moment und warf den Gurt ab mit den Worten:
„Grüß deinen Meister von mir – Fettsack!“

Mit letzter Kraft rollte sich Marchocias zur Seite und fiel ebenfalls durch die Falltüre. Ein lauter Knall war zu vernehmen, lauter als ein Dutzend Gewitter zugleich, gefolgt von den heftigen Schlägen des Aufpralls mehrerer riesiger Körperteile.

Auch Marchocias wurde von einem der beiden Krieger aufgefangen, welche nun mit Kira und Marchocias lossprangen und sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit zum Borkenwald begaben.
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