Von Zwergen und Orken | Kapitel 24: Die Flucht

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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 20: Die Befreiung - II

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Kapitel 21: Das Duell

Wieder war ein neuer Tag angebrochen und Marchocias schlug seine Augen auf. Die Umgebung kam ihm bekannt vor als seine Blicke durch den Raum schweiften und er die Sonnenstrahlen sah, welche durch das Fenster an die Wand schienen. Er befand sich in seinem Zimmer, doch seine Blicke schauten sich eher verwirrt um, denn die Frage wie er in das Zimmer gelangte konnte er nicht mehr beantworten. Sein Kopf schmerzte stark und in regelmäßigen Abständen verzog Marchocias sein Gesicht um diesen Schmerzen stand zu halten. Nach und Nach konnte er seine Gedanken wieder ordnen und er erinnerte sich an die Flucht in den Borkenwald, durch die Hilfe der Waldkrieger. Sie mussten ihn wieder nach Reselfar gebracht haben in selbiger Nacht, oder lag er gar schon Tage im Zimmer der Taverne? Langsam versuchte er sich zu setzen und für einige Sekunden schaffte er dies auch, doch durch seinen Körper fuhren weitere Schmerzen und er ließ sich erschöpft zurückfallen.
Eine Weile lag Marchocias noch in seinem Bett und schweifte mit seinen Gedanken hin und her, doch nun musste er sich trotz der unangenehmen Lage endlich zum Aufstehen überwinden. Er holte tief Luft und rappelte sich mit einem schmerzhaften Ruck auf, um auf der Bettkante zu sitzen. Als er einen Blick an sich hinunter warf stellte er fest, dass ihn jemand beinahe am gesamten Leib verbunden hatte. Mühevoll schaffte er es, sich die Kleidungsstücke anzulegen und erhob sich von seinem Bett um sein Zimmer zu verlassen. Der Tag war bereits im vollen Laufe und die Taverne war mit Gästen gefüllt. Marchocias begab sich langsam durch die vielen Gäste, welche ihn auf eine für ihn unangenehme Weise anstarrten und lief auf den Wirt zu, welcher nicht weniger überrascht schien.
„Marchocias? Ihr seid schon wieder auf den Beinen? Ähm… findet ihr nicht, dass ihr noch etwas ruhen solltet?“
Marchocias lächelte etwas gequält doch ging er nicht auf die Frage des Wirtes ein sondern stellte diesem gleich eine Gegenfrage.
„Sagt, wisst ihr wo sich Kira aufhält? – Das kleine Mädchen, ihr wisst schon…“
Der Wirt nickte und lächelte.
„Natürlich, sie war in den letzten fünf Tagen sehr oft bei euch, während ihr geschlafen habt, ich habe sie kaum dazu überreden können, dass es Abends Zeit war zu gehen.“
Marchocias Mund öffnete sich sprachlos und er schaute den Wirt verwirrt und um so mehr ungläubig an. „Fünf Tage?“
Der Wirt nickte langsam und stellte sein Glas beiseite, welches er gerade gesäubert hatte.
„Oh, dies war lange, viel zu lange.“
Der Wirt bewegte seinen Kopf zweifelnd hin und her. „Für das was ihr durch gemacht habt? Einige Leute können es immer noch kaum fassen, was ihr da tatet. Kira ist übrigens bei ihren Pflegeeltern in ihrem Heim.“
Marchocias schaute ihn weiterhin fragend an. „Und wo finde ich dieses Heim?“
Der Wirt lächelte erneut und beschrieb Marchocias kurz darauf den Weg, so dass sich Marchocias aufmachte und die Taverne verlassen hatte.

„LOS LISE, ZEIGS IHM !“ Riefen ihr sechs Amazonen sowie Begosch und Todd zu, als Lise gerade in einen Kampfring trat. Außerhalb des Ringes stand ein riesiger Pfosten, welcher ein nicht minder riesiges Schild befestigt hatte.

„Kämpft gegen den unbesiegten Tyrann Hogard! Als Gewinn warten 50.000 Münzen, für den Sieger des Kampfes. Dieser Kampf sei nicht gestellt und wird Ehrenhaft Mann gegen Mann ausgetragen. Alles ist erlaubt im Rahmen des waffenlosen Kampfes!

Regeln:
    • Keine Waffen
    • Der Ring darf nicht verlassen werden
    • Zehn kurze Augenblicke muss der Gegner am Boden liegen

Sollten 50.000 Münzen kein Anreiz sein, so holet euch den Meistertitel des waffenlosen Kampfes. DIESER KAMPF IST NICHTS FÜR FRAUEN UND WEICHEIER !!!“

Der letzte Satz jedoch war Anreiz genug für Lise sich dem Kampf zu stellen und für sie gab es kein zurück mehr. Nun befand sie sich im Ring vor einem äußerst muskulösen Mann welcher ihr provozierend entgegen grinste. Hogard mochte gut drei Zentner wiegen und wirkte im Gegensatz zu der schlanken Amazone wie ein zorniger Titan und äußerst gefährlich, doch dies schien Lise nicht zu beeindrucken und sie schaute ihm scharf in die Augen.

„Habt ihr euch verlaufen junge Dame?“ entgegnete ihr Hogard gefolgt von einem lauten Lachen, welches Lises Zorn um Weiten steigerte. Forsch und stichelnd antwortete Lise.
„Et hat dir Mammi jeden Tag drei Klöße zuviel auf den Teller gelegt?“
Hogard brüllte sie vor Zorn an und stemmte seine Arme um sie mit seinen gigantischen Muskeln zu beeindrucken und es war soweit, der Schlag der Ringglocke ertönte laut.
Als ob Lise Jahre auf diesen Gong wartete, lief sie schnell wie ein Tiger auf ihn zu, doch Hogard holte mit seinem rechten Arm aus um ihr kräftig ins Gesicht zu schlagen. Lise schleuderte einige Fuß zurück und prallte durch die ledernen Riemen des Ringes wieder ihm entgegen. Hogard hielt seinen Arm beiseite und Lise schlug mit dem Hals dagegen und fiel unsanft auf den Rücken. Leise stöhnte sie kurz auf doch vergaß ihren Schmerz schnell, schließlich stand ihr Ruf sowie der Stolz der Amazonen auf dem Spiel. Hierbei ging es weit aus mehr als um Gold. Kaum war das Wort „Eins“ verklungen, welches der Schiedsrichter brüllte, um den ersten Moment von Lises Bodenlage festzuhalten und bevor die Zuschauer ihre Gesichtsverzerrung ob des schmerzhaft aussehenden Momentes beendet hatten, schwang sich Lise bereits wieder vom Boden auf ihre zwei Beine. „Das versuch noch Einmal Fettsack.“ knurrte Lise ihm entgegen und setzte erneut zum Lauf an. Hogard schüttelte nur den Kopf ob ihres selben Versuches und holte erneut aus mit seiner Rechten, doch dies mal ehe er sich versah, hielt Lise plötzlich an um seinen Schlag auszuweichen und ihm einen kräftigen Kinnhaken mit dem Ellenbogen zu verpassen. Hogard taumelte etwas und hielt sich laut schreiend ins Gesicht. Seine Nase blutete und er wischte sich das Blut zornig aus dem Gesicht, während die Menschenmassen um den Ring Lise zujubelten. Hogard schnaufte vor Zorn und rannte blind vor Wut auf Lise zu um sie zu packen, doch Lise wich geschickt seinem „Fangarmen“ aus und nutzte die Gelegenheit um ihm einen schmerzhaften Tritt in den Rücken zu verpassen. Keuchend viel er auf die Knie und schüttelte seinen Kopf, doch als der Schiedsrichter die Zahl Fünf aussprach erhob er sich langsam wieder, während Lise kampfbereit auf ihn wartete. Hogard zeigte nun ein von Zorn erregtes rotes Gesicht auf und lief erneut auf Lise zu. Gerade wollte sie zu einem weiteren Kinnhaken ansetzen, da packte er kräftig nach ihren Arm und presste mit einem kräftigen Schwung seine Faust in ihre Magengrube. Ein sadistisches Lächeln legte sich in sein Gesicht als Lise schmerzhaft auf die Knie sank und sich krümmte. Doch dies schien Hogard nicht genug, erbarmungslos trat er sie mit dem Knie vor die Stirn so dass sie von den Knien aus nach hinten fiel.
Der Schiedsrichter begann erneut zu zählen und diesmal schien Hogard seinem Sieg bedächtig Nahe zu kommen. Langsam erklang eine Zahl nach der Anderen.
„LISE! WAS MACHST DU DENN? STEH AUF!!!“ rief Valdís ihr panisch zu, doch Lise rührte sich nicht. Der Schiedsrichter sprach bereits die Nummer Acht aus und siegessicher beugte sich Hogard lächelnd über seine Gegnerin.
„Ich sagte ja, du hast dich hier eindeutig verlaufen du kleines Flittchen!“ sprach Hogard leise Lise entgegen. Die Nummer Neun wurde laut aufgebrüllt und Lise öffnete die Augen mit einem scharfen Blick zu Hogard, welcher sie fassungslos anstarrte. Lises Beine umschlungen den Hals von ihm, da er sich noch immer tief über sie beugte und sie riss ihn mit einem kräftigen Ruck zu Boden. Hogard versuchte sich auf zu rappeln, doch Lise gab nicht nach und hielt ihn in Schach, während er um Luft rang. „Hast es ja gleich geschafft Dickerchen!“ sprach Lise mit einem zynischen Gesichtsausdruck aus und hielt ihn nun für ganze zehn Augenblicke am Boden. Sie Siegesglocke ertönte und Lise lockerte die Beine um seinen Hals um sich aufzustellen und den jubelnden Zuschauern zu zulächeln.
Lise verließ den Ring und taumelte ihren Freunden entgegen, welche sie hielten.
„Hast dich tapfer geschlagen meine Liebe.“ sagte Valdís stolz mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht. Die restlichen Schwestern sowie die zwei Zwergenkrieger Begosch und Todd nickten nur zustimmend und klatschten in die Hände.
Lise ging gestützt von Valdís und Selena auf den Wettstand zu und nahm stolz die Urkunde als neue Meisterin des Ringkampfes und ihre Belohnung entgegen.

„Et nun?“ fragte Selena neugierig. Lise lächelte. „Nun werden wir zur Taverne gehen und nach Marchocias schauen, ob sich schon Besserungen zeigen.“ Lise schaute fragend in die Runde und alle nickten ihr zu. Gemeinsam brachen sie laut siegessingend zur Taverne auf.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 21: Das Duell

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Kapitel 22: Der mysteriöse Schatten

Die Tavernentüre ging auf und die Amazonen, Begosch und Todd traten ein. Lise wurde von Valdís und Selena weiterhin gestützt. Der Wirt hob beide Augenbrauen als er Lise ansah und verzog leicht das Gesicht. „Was ist denn mit euch passiert?“ Lise lächelte und schwieg darauf. „Wie geht es Marchocias denn?“ Der Wirt hob die Schultern und schaute etwas nachdenklich. „Nunja, er schien noch nicht so sehr bei Kräften zu sein, aber er ist vor einigen Stunden außer Haus gegangen.“ Als Lise sich kundig machte verließ die Gemeinschaft wieder die Taverne.

Marchocias stand vor einem mittelgroßen Haus am Ende der Stadt. Es wirkte alt und ungepflegt und die Fassade war an vielen Stellen brüchig. Durch ein leises Quietschen wurde Marchocias auf die Tür aufmerksam gemacht, welche nicht verschlossen war. Eine laute, kraftvolle Stimme eines Mannes ertönte. Marchocias blieb vor der Türe stehen um abzuwarten, was geschehen würde, offenbar war er unpassend erschienen.
„WO HAST DU DICH WIEDER RUMGETRIEBEN KIRA?“
Ein kräftiger Mann in seinem kurzen Hemd stand mit dem Rücken zur Türe, welche nur angelehnt war. Mit tränenden Augen stand Kira vor ihrem Ziehvater und hörte sich ihre Standpauke an, doch sie schien vor etwas anderem Angst zu haben. „ICH HABE DIR DOCH AUSDRÜCKLICH VERBOTEN EINFACH SO RUMZULUNGERN OHNE HIER DEINEN PFLICHTEN NACH ZU KOMMEN ! TAGE LANG WARST DU STATTDESSEN VERSCHWUNDEN UND WIR MUSSTEN DEINE ARBEIT AUCH NOCH ÜBERNEHMEN !“
Kira schien sprachlos und machte den Eindruck als würde sie am liebsten davon Laufen, doch sie konnte nicht. Der Mann wurde immer erzürnter, ohne dass Kira etwas tat.
„WILLST DU NICHT REDEN ? NA WARTE DANN WIRST DU ES SPÜREN !“
Der Mann holte mit seinem Arm aus um Kira eine kräftige Ohrfeige zugeben doch der Arm wurde festgehalten. „WAS ZUM….“ Der Mann drehte sich mit dem Kopf um und erblickte Marchocias, welcher mit ebenso wütenden Gesichtsausdruck den Mann begutachtete. „Was sollte dies eben werden?“
„Was geht euch das an? Ihr habt hier nichts zu suchen!“
Marchocias ließ seinen Arm los und stieß den Mann kraftvoll einige Schritte zurück. „Nein, aber ich kann euch eure Frage beantworten…. Sie war bei mir!“ „Und ihr seid?“
Der Mann brummte noch mehr als Marchocias sich ihm vorstellte, doch Dieser deutete mit einem Fingerzeig auf einen der Stühle, um den Mann zum Sitzen zu Befehligen.
Eine kleine Weile verstrich und Marchocias erzählte alles, was sich in den Tagen abspielte, doch seltsamerweise schien auch Kiras Gefangenschaft durch die Orken den Mann nicht sonderlich zu beunruhigen. Der Mann schaute Marchocias mürrisch an und murmelte. „Wär sie doch lieber dort geblieben…“
Zorn stieg in Marchocias auf und seine Fäuste ballten sich, doch die Anwesenheit von Kira schien dem Mann eine glückliche Stunde zu bescheren. Marchocias schaute zu Kira. „Komm Kleine, wir gehen.“ Kira schaute sichtbar erleichtert und lief eilig auf Marchocias zu, welcher sie an die Hand fasste und zum Gehen aufbrach. Der Mann erhob sich erbost. „SIE BLEIBT HIER ODER….“ „Oder WAS?“ entgegnete ihn Marchocias forsch und der Mann grummelte erneut. Er wusste, dass er Marchocias unterlegen war. „An eurer Stelle würde ich mir wünschen, dass wir uns nicht noch Einmal in Abwesenheit von Kira begegnen.“
Mit diesen Worten verließen sie das Haus und liefen in Richtung Taverne.

„Da Vorne ist Marcho!“ sagte Lise, als sie ihn schon aus der Ferne mit Kira in der Hand erkannte. Die restlichen Begleiter nickten zustimmend sowie erfreut und Lise löste sich von der Gruppe um auf Marchocias zuzugehen. Liste umarmte Marchocias ungehalten und lächelte. „Hallo Lise.“ entgegnete Marchocias ihr etwas überrascht. Lise lächelte breit. „Tua verrückter Kerl, wolltest tua uns denn verlassen?“ Lise schaute ihn eine ganze Weile ernst an, doch dann legte sich ein sanftes Schmunzeln auf ihren Lippen nieder.
Marchocias lächelte ebenfalls etwas und schüttelte dann den Kopf. „Nein, das hatte ich nicht eingeplant.“ Lise nickte verstehend und sah erleichtert aus. Sie hätte mit weitaus schlimmeren Folgen gerechnet, doch endlich sahen sie sich und alle Neune waren wieder vereint. „Was hast tua jetzt vor?“ fragte Lise neugierig. Marchocias schaute zu Kira und kurz darauf wieder zu Lise. „Ich werde sie in meinem Tavernenzimmer einquartieren, hier bei ihren Zieheltern werde ich sie nicht mehr bleiben lassen.“
Lise nickte langsam ohne Nachforschungen anzustellen, langsam hatte sie sich daran gewöhnt, dass Marchocias immer einen guten Grund für seine Handlungen hatte.
„Task, dann werden wir uns nun auch zurückziehen.“
Die Amazonen und die restlichen Zwerge nickten zustimmend und Begosch begab sich darauf noch einmal zu Marchocias.
„Du weißt, dass du unwahrscheinliches Glück hattest? Ich hoffe du gehst uns nicht unter die Erde.“ Marchocias nickte langsam und etwas nachdenklich, denn ohne Glück hätte er die letzten Tage vermutlich wirklich kaum überlebt.

In der Taverne angekommen gingen Marchocias und Kira hinauf in das Zimmer. Marchocias erhielt die Erlaubnis ein weiteres Bett im Zimmer aufzustellen und Kira half Marchocias beim umräumen. Als die Beiden ihre Arbeit beendet hatten, war es bereits spät am Abend.
„So meine Kleine, ich denke wir werden uns für heute zur Ruhe begeben und morgen werden wir etwas zusammen unternehmen.“
Kira nickte strahlend und kletterte auf Marchocias Bett um ihn ein Küsschen zu geben, welches er lächelnd erwiderte. Es vergingen nicht viele Augenblicke und beide fanden ihren Schlaf.

Die Mitternachtsstunde war fast erreicht und Marchocias fuhr wie ein Blitz aus dem Liegen auf. Er war schweißgebadet und atmete rasend. Sein Blick fiel sofort auf Kiras Bett und er beruhigte sich als er Kira friedlich schlafend in ihrem Bett erblickte und feststellte, dass ihn wieder einmal die Nachtalpen verfolgt hatten. Lächelnd sah er zu Kiras Bett, welches in der Nähe des Fensters stand und legte sich auf die Seite um sie im Schlaf zu betrachten. Ihre Beine waren angewinkelt und sie hielt einen großen Zipfel ihrer Decke unter dem Arm. Marchocias Blick fiel auf die Gardine und er sah wie sie sich nach innen bewegte. Es kam ihm seltsam vor, denn es wehte kein Wind in dieser Nacht. Die Fackeln an der Hausfassade warfen ein schwaches Licht in die Ecke auf der anderen Seite des Raumes und Marchocias schärfte seine Augen. Was er sah war nahezu unfassbar, denn schemenhaft konnte er gerade so eine schlanke Gestalt erkennen. Marchocias traute seinen Augen nicht, zwar sah er so etwas wie einen Schatten, doch gleichzeitig erkannte er jeden Gegenstand im Raum. Marchocias betrachtete aus dem Liegen heraus die Gestalt, welche sich nicht dem Bett nährte. Es war zu riskant die Gestalt anzugreifen, denn Kira würde somit womöglich in Gefahr schweben. Die Gestalt bewegte sich langsam durch den Raum und Marchocias glaubte zu träumen, denn er konnte durch die Gestalt hindurch sehen. Die Gestalt hielt inne in den Bewegungen und Marchocias konnte sie somit nicht mehr erkennen. Nach eine Weile bewegte sich die Gestalt wieder und Marchocias blinzelte mit den Augen um seine Blicke zu schärfen. Wieder bewegten sich die Gardinen und die Gestalt hatte das Zimmer verlassen.
Dies war die Gelegenheit aus dem Bett zu steigen und der Sache auf den Grund zu gehen.
Rasch begab sich Marchocias zum Fenster und schaute wiederum verblüfft als er sah, wie aus dem Nichts eine weibliche Person erschien welche die Kapuze ihrer Robe abnahm. Mit eiligen Schritten lief sie in die Gasse, welche in Richtung Spielplatz führte. Nachdenklich begab sich Marchocias nun zum Tisch im Zimmer und entzündete eine Öllampe welche sich darauf befand. Neugierig schaute er sich um, um nach dem Grund zu suchen, welcher die Gestalt in das Zimmer führte und schon bald erkannte Marchocias diesen auch. Ein praller Goldbeutel war verschwunden, welcher vorher auf dem Tisch gelegen hatte. Leise murmelte Marchocias. „Soso, eine Diebin. Nur wie hat sie das gemacht?“ Verwundert kratzte er sich an der Schläfe und schaute zu Kiras Bett, als sie mit den Augen zu blinzeln begann ob des Lichtes. Marchocias löschte die Lampe wieder. Kira murmelte leise.
„Ist es schon Morgens? spielen wir jetzt?“ Marchocias schmunzelte und begab sich zu Kira an das Bett und flüsterte ihr sanft zu. „Nein meine Kleine, du kannst noch lange schlafen.“ Kira nickte und schloss wieder ihre Augen, während Marchocias die Decke über sie legte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Nachdenklich ging auch er wieder zu Bett und schloss nach einer Weile des Nachdenkens, über diesen Vorfall, wieder seine Augen um auch wieder in einen tiefen Schlaf zu fallen.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 22: Der mysteriöse Schatten

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Kapitel 23: Marchocias‘ Gefangennahme

Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf Marchocias‘ Gesicht, welcher noch immer tief in seinem Bett schlief. Langsam öffnete er seine Augen und rümpfte seine Nase, da ihm etwas an dieser Stelle kitzelte. Es war Kira welche sich auf seinem Bett über ihn befand und ihn mit strahlenden, blauen Augen anlächelte, während sie ihn mit einer Vogelfeder sanft wach kitzelte. Marchocias lächelte sie an und griff sie vorsichtig mit seinen Armen um sie gänzlich auf ihn zu heben.
„Guten Morgen meine Kleine, na wie hast du geschlafen?“
Kira hüpfte leicht auf und ab und kicherte mit heller Stimme. „Fein habe ich geschlafen und du?“
Marchocias lächelte erneut und schwieg, stattdessen streichelte er ihr durch das haselnussbraune Haar und sah etwas nachdenklich aus. Es war viel passiert in letzter Zeit, doch Kira munterte ihn trotzdem immer wieder auf.
Als die Beiden sich umgezogen hatten, verließen sie das Zimmer und begaben sich auf die Straße um in Richtung des Spielplatzes zu laufen. Kira wirkte sichtbar fröhlich, da sie sich in der Nähe von Marchocias wohl und sicher fühlte, was man ihr deutlich ansehen konnte. Den ganzen Vormittag spielten die beiden in der prallen Sonne, bis Marchocias nach einer Weile sich erschöpft auf die Bank am Spielplatz setzte. Kira kletterte neben Marchocias auf die Bank und schaute in seine Richtung, doch konnte sie es nicht verstehen, warum Marchocias einen Blick in das Leere warf. Eine Träne löste sich aus Marchocias‘ Auge und Kira schaute nun ebenfalls etwas betrübt drein um anschließend leise zu Fragen.
„Bist du traurig Onkel Marcho?“
Marchocias wendete seinen Blick zu Kira und nickte leicht. „Ja, ich habe Heimweh.“
Kira nickte leicht und verstand sehr wohl, was Marchocias nun fühlte. Sie selbst sehnte sich schweren Herzens all zu oft nach einer richtigen Familie, welche sie lieben würde.
„Erzählst du mir etwas über das Elderland?“ Kira schaute ihn neugierig und erwartungsvoll an und Marchocias begann wieder zu lächeln. Kira kabbelte auf seinen Schoß und schaute aufmerksam zu ihm auf. Marchocias begann zu erzählen und berichtete ihr alles was sie wissen wollte, über seine geliebte Iracundia, seine Freunde und die Ereignisse die er dort erlebt hatte. Nie hatte er solch eine aufmerksame Zuhörerin, welche mit der Fragerei nicht nachließ. Als Marchocias mit dem Beantworten von hunderten von Fragen fertig war schaute nun auch Kira eine Weile lang nachdenklich ins Leere, doch dann wendete sie sich ihm wieder zu.
„Wirst du mich dann für immer verlassen, wenn die bösen Orken nicht mehr da sind?“
Marchocias stutzte, denn er wusste in diesem Moment nicht so recht, was er ihr hätte sagen sollen. Einerseits hatte er großes Heimweh und würde so schnell wie möglich wieder in sein Land zurückreisen wollen, anderseits hatte er Kira seit einiger Zeit schon fest ins Herz geschlossen. „Ich ähm, nun ja....“ Marchocias kratzte sich am Kopf und Kira lächelte ihn an, als ob sie eine Idee im Kopf hätte welche sie kurz darauf auch aussprach. „Warum nimmst du mich nicht mit in das Elderland?“ Kira schaute nun gespannt wie ein Flitzebogen, für sie schienen in der unwahrscheinlich kurzen Zeit eher Stunden vergehen, da sie noch nie so sehr auf eine Antwort gehofft hatte, wie in jedem Moment. Marchocias schaute sie in Gedanken an und schwieg eine Weile. Kira stocherte nach, da er nach ihren Erwartungen eindeutig zu lange vor sich hin schwieg. „Biiiiitteeee, ich mag nicht zurück zu meinen bösen Onkel. Er hat mich nicht lieb. Und du... du du hast mich doch lieb nicht wahr Onkel Marcho?“
Marchocias holte tief Luft und nickte ernsthaft. „Ja, ich habe dich lieb meine Kleine nur....“
„Dann nehm mich doch bitte mit.“ Nach wiederum einer kleinen Weile lächelte Marchocias warmherzig und nickte langsam. „Dann willst du wirklich bei mir bleiben?“ Kira nickte eifrig und umschlug mit ihren Ärmchen seinen Hals um ihn kräftig zu umarmen und ihn einen dicken Kuss auf die Nase zu drücken. Marchocias lachte und erwiderte die Umarmung. Leise flüsterte Kira „Ich will für immer bei dir bleiben, bis du mich nicht mehr lieb hast.“ Marchocias schmunzelte. „Das wird nie und nimmer vorkommen.“

Der Stadtschreier befand sich nun um die Mittagsstunde mitten auf dem großen Marktplatz in der Nähe des Spielplatzes und wartete bis sich genügend Leute versammelten, damit er seine Ankündigung vortragen könnte. Frauen, Männer und Kinder versammelten sich neugierig. Auch Kira und Marchocias waren eingetroffen um sich unter die Menschenmenge zu mischen und Marchocias hob Kira auf seine Schulter, so dass sie alles überblicken konnte. Einige von den anwesenden Personen knirschten mit den Zähnen und schienen ob irgend einer Sache erbost, doch dann verkündete er seine Botschaft.
„HÖRET IHR BÜRGER, DIEBE SIND IN DER STADT UND HABEN LETZTE NACHT EINIGE BÜRGER BERAUBT. JEDER DER ETWAS GEHÖRT ODER GESEHEN HAT, SEI AUFGEFORDERT DIES DEN WACHEN ZU MELDEN !“
Die Bürger schauten entsetzt und nickten dem Schreier zu um anschließend wieder nach und nach in der Stadt zu verschwinden. Auch Kira und Marchocias begaben sich wieder in die Taverne um ein Mittagsmahl einzunehmen.

Begosch saß zusammen mit Todd und den sieben Amazonen an einem Tisch im Freien und vor ihnen lag eine Karte. Sie zeigte das Innere der Festung, welche von den Orken als besetzt galt. Gemeinsam beredeten sie Pläne für den Angriff, welcher in Bälde erfolgen sollte. Die Zeit rückte näher, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und den Orken ein für alle Mal den gar aus zu machen. Die Krieger standen bereit und Waffen und Ausrüstungsgegenstände waren schon seit einigen Tagen wieder einsatzbereit, doch tat sich ein Problem auf: Die Ungewissheit vor dem Orkenmagier. Was würde die Gruppe erwarten? Stunde um Stunde zerbrachen sie sich die Köpfe doch kamen letztendlich zu dem Entschluss, dass sie egal was sie erwarten würde, es versuchen müssten, denn sonst würden sie ebenso alle sterben und noch zahlreiche Bürger mehr.

Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden und die Abenddämmerung brach ein. Kira legte sich zu Bett und mummte sich warm in ihre Decke. Marchocias setzte sich seitlich auf ihr Bett und summte ihr eine beruhigende Melodie vor, während er sie sanft streichelte. Es dauerte nicht lange und Kira schloss die Augen um in einen tiefen und ruhigen Schlaf zu fallen. Marchocias lächelte ob des Anblick, denn er wusste genau das Kira sich an dem Tag so wohl wie schon lange nicht mehr fühlte. Auf die Beiden würden gewiss noch viele spaßige Stunden warten. Eine Weile blieb Marchocias noch sitzen, doch dann verließ er leise das Zimmer und ging auf den Wirt zu, welcher wie jeden Tag bis in die späten Stunden noch am Arbeiten war. Nun erhielt der Wirt eine weitere Aufgabe, er sollte die Nacht gut auf Kira aufpassen um jeden Preis, während Marchocias Abwesenheit. Der Wirt nickte ernsthaft und schwor, dass er diese Aufgabe gewissenhaft mit Leib und Seele ausführen würde.
Marchocias begab sich im Dunkeln in die Gasse welche zum Spielplatz führte und stellte sich hinter eine unscheinbare Säule. Abwartend ließ er die Zeit verstreichen und es ging langsam auf die Mitternachtsstunde zu. Plötzlich vernahm er das Geräusch von eiligen Schritten und eine Frau eilte ohne sich umzuschauen an ihm vorbei. Marchocias lächelte und schaute ihr nach, bis sie die nächste Abzweigung der Gasse nahm und folgte ihr dann. Immer wieder bog die Gestalt in neue Abzweigungen in den Hintergassen, doch Marchocias ließ sie nicht aus den Augen. Nach einiger Zeit gelangte er in einen Hof mir mehreren Häusern und stellte fest, dass er sie aus den Augen verloren hatte. „Verdammt“ Der Zufall meinte es gut mit Marchocias, denn als er sich genau umsah und seine Sinne schärfte vernahm er das leise Quietschen einer Laterne, welche sich sanft an einer Halterung eines kleinen Hauses aus pendelte. Marchocias lächelte und schritt auf die Tür zu um anzuklopfen.
Eine junge Frau öffnete mir einem überraschten Lächeln und begutachtete Marchocias, welcher im Dunklen vor ihr stand. „Ja bitte?“ Marchocias lächelte und brachte ihr mit ruhiger Stimme sein Anliegen vor. „Ich muss mit euch reden.“ Die Frau schaute ihn verdutzt an. „Um diese Zeit ? Kommt doch morgen wieder, wenn ich ausgeschlafen habe.“ Die Frau wollte die Tür schließen, doch Marchocias stellte gerade noch rechtzeitig seinen Fuß dazwischen. „Für euch wäre es auf jeden Fall besser heute mit mir zu reden.“ Die Frau schaute ihn noch immer unbeeindruckt an doch dann vernahmen sie beide laute Stimmen, aus unmittelbarer Nähe.
„HIERHER MÄNNER, EILET ZU MIR !!!“ Marchocias schaute sich schmunzelnd um, denn er hatte nichts zu befürchten. Schritte von mehreren Wachen, welche sich den Häusern nährten, waren zu vernehmen. So ließ sich die junge Frau rechtzeitig von Marchocias überzeugen. „Na schön, so kommt rein.“ Beide begaben sich nach innen und die Tür wurde geschlossen, gerade noch rechtzeitig, denn die Wachen liefen an dem Haus allesamt eilig vorbei. Die Frau zündete eine kleine Kerze an, welche sie auf einen Tisch in der Mitte des Raumes stellte und deutete Marchocias mit einer Handbewegung an sich auf den Stuhl zu setzen. Sie trug keine Robe mehr, sondern befand sich bereits in ihren Nachtgewändern, wie Marchocias nun feststellen konnte.
„Ich habe euch doch nicht geweckt?“ Die Frau schaute etwas verdutzt. „Öh, nein ich war gerade am...“
„Am Umziehen? Was?“ fiel Marchocias ihr geschickt ins Wort was sie noch etwas sprachloser machte. „Nun, was führt euch her?“ Marchocias lächelte kurz, doch dann erzählte er ihr alles, was er über sie wusste. Angefangen mit dem Einbruch in seinem Zimmer, wie er sie beobachtete als sie die Kapuze abnahm bis hin zu der Verfolgung zu diesem Haus. Die junge Frau begann zu schlucken und schaute Marchocias sehr verunsichert an, da sie nicht wusste was er nun tun würde. „Und was habt ihr nun vor? Mich den Wachen ausliefern? Bitte tut dies nicht, ich gebe euch auch das Gold sofort zurück!“ Marchocias winkte ab und sie schaute erleichtert, auch wenn sie sich keinen Reim drauf bilden konnte, was seine Geste direkt zu bedeuten hat. „Ich habe nicht vor das Gold wieder zu holen, dies habt ihr euch ja schließlich ‚Verdient‘.“ Die Frau schaute nun noch verblüffter als vorher, doch dann sprach Marchocias weiter. „Ich habe keine Ahnung wie ihr dies angestellt habt und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht, es ist euer Werdegang und mein Werdegang ist es NICHT euch dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Doch hätte ich da ein anderes Anliegen an euch bezüglich eurer Fähigkeiten.“
Die Frau nickte langsam begreifend. „Und was soll ich für euch tun?“ Marchocias lächelte. „Nun was ihr für mich tun könntet wäre nicht ganz gefahrlos, aber ich zwinge euch dazu nicht. Auch werde ich euch nicht erpressen mit meinem Wissen, dies sei nicht meine Art. Doch ich würde euch reichlich, zusätzlich entlohnen.“
„Was soll ich denn tun? Ich werde es erledigen!“ entgegnete ihm die Frau ernst.
„Nun, ihr würdet mit einem der Orkenspäher euch unbemerkt in die Festung schleichen und alles ausfindig machen, was man dort erfahren kann. Jegliche Information welche uns für einen Angriff nützlich sein könnte. Denn wenn wir scheitern, dann ist für dieses Land alles verloren.“
Die Frau zögerte etwas doch reichte ihm die Hand als Vereinbarung für diesen Auftrag. „Dürfte ich denn wenigstens erfahren, wie euer Name lautet?“ „Marchocias lautet er, und der Eure?“
Abermals schaute die Frau überrascht und beinahe erschrocken, als sie erfuhr, wen sie die letzte Nacht beraubt hatte, doch dann erwähnte sie zögerlich ihren Namen. Yasmin hieß der Name der jungen Diebin, mit der Marchocias ins Geschäft gekommen war. Als alles besprochen war, erhob sich Marchocias lächelnd und sie geleitete ihn zur Tür. Marchocias begab sich wieder auf den Weg zur Taverne und auch Yasmin begab sich erleichtert zu Bett, erleichtert darüber, dass sie noch einmal davon gekommen war.

Nun war es gänzlich Still in der Nacht, die ganze Stadt schien zu schlafen, nur die Wachen waren um diese späte Stunde noch wach. Vier Mauerwachen gingen den Mauerpfad auf und ab um das Geschehen innerhalb sowie außerhalb der Stadt im Auge zu behalten. Ein Mann lief um diese Stunde noch umher und schaute sich suchend um. Es war der Ziehvater von Kira, welcher offenbar sich aufgemacht hatte sie zu holen. Langsam begab er sich in Richtung der Stadtmauer und plötzlich begegnete er Marchocias. „Da seid ihr ja!“
Der Mann schaute zu der Mauer hinauf und rief laut. „WACHEN! HIER IST DER ENTFÜHRER !“ Im selben Moment schrie Kiras Ziehvater einen lauten Todesschrei aus und sein Kopf rollte mitten in den hellen Schein einer Straßenlaterne. Gut sichtbar für die Wachen, welche auf der Mauer standen. Marchocias hielt die blutige Axt in seiner Hand, womit er den Mann gerade enthauptet hatte und schaute mit kalten Blick zu der Leiche hinab. Die Wachen fackelten nicht lange und rannten die Mauer hinab um Marchocias zu fassen, doch dieser dachte nicht daran die Flucht zu ergreifen. Rasch zog der die zweite Axt, welche er in die Brust einer der Wachen bohrte, womit auch sie leblos zu Boden sackte. Eine der drei übrig gebliebenen Wachen rief zu einen der Kollegen: „Los! Hol Verstärkung!“ Die Wache nickte und rannte los in die Gassen. Die anderen Wachen ergriffen die Schwerter um zu zuschlagen, doch Marchocias parierte jeden der Hiebe geschickt und stieß den Beiden die Klingen aus der Hand. Nun kam Marchocias zum Zug und schlug mit den beiden Äxten auf die Wachen ein, so dass sie mit jämmerlichen Geschrei zu Boden fielen und ihren letzten Lebenshauch von sich gaben. Die vierte Wache lief immer weiter in die Gassen und rief laut nach den anderen positionierten Stadtwachen. „ HIERHER MÄNNER, EILET ZU MIR !!!“ Die anderen Wachen folgten den Rufen aus der Gasse und begaben sich aus allen Stadtrichtungen in die schmalen Seitenwege um sich zu sammeln. Als sie zusammen waren, rannten sie alle in Richtung des Tatorts, vorbei an einem Haus mit einer quietschenden Laterne, dessen Tür sich gerade vorher geschlossen hatte.

Marchocias schlenderte müde in die Taverne um endlich seinen Schlaf zu suchen, doch was er dort erlebte widersprach seinem Vorhaben. Kaum betrat er die Tür, so richteten sechs Wachen ihre HeleBarden gegen seinen Hals. „KEIN SCHRITT WEITER! ES IST VORBEI.“
Marchocias schluckte, sofern dies ihm noch möglich war und rührte sich kein Stückchen. „Ganz ruhig, was ist denn hier los?“ Die Wachen verstanden keinen Spaß und antworteten ihm auch nicht auf seine Frage. Der Wirt schaute fassungslos zu Marchocias und zuckte mit den Schultern, als sich ihre Blicke trafen. „LOS, wir bringen ihn sofort in den Kerker.“ rief eine der Wachen und mittels den HeleBarden trieben sie den völlig verdutzten Marchocias voran.

Schwere Eisengitter taten sich laut auf, mehrere Stockwerke unter der Erde, unterhalb des Wachgebäudes. Ohne zu zögern warfen sie Marchocias unsanft hinein und schlossen die Gitter wieder. „Was geht hier vor?“ Die Wachen antworteten nicht auf die Fragen von Marchocias und gingen wortlos nach Oben. Keine Stimme war mehr zu vernehmen. Marchocias saß nun ganz alleine im Dunkeln ohne etwas erkennen zu können. Lediglich das quieksen von Ratten konnte er vernehmen.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 23: Marchocias‘ Gefangennahme

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Kapitel 24: Die Flucht

Stunde um Stunde lag Marchocias zusammen gekauert in seiner Zelle völliger Dunkelheit und hoffte darauf, dass jeden Moment einer der Wachen hinunter kommen würde, um ihn seine Schuld darzulegen, doch es geschah nichts. Ein neuer Tag brach an, doch Marchocias verlor schon bald das Zeitgefühl in dieser schrecklichen Behausung. Abgesehen von der tiefen Dunkelheit, war es unten im Verlies unangenehm kühl und feucht. Die Wände gaben einen modernden Geruch von sich, so das er immer wieder das Gefühl hatte, sich jeden Moment übergeben zu müssen, doch er riss sich zusammen. Ein lautes Donnern ertönte und Marchocias zuckte zusammen. Es klang wie der Donner eines Gewitters, nur schalte dieser Donner um einiges lauter und hörte sich metallener an. Marchocias drehte und wendete sich und versuchte sich zu orientieren. Langsam tastete er sich zu der dicken Metalltür vor und nickte leicht für sich. Das Donnern kam jedoch aus der anderen Richtung und nicht aus dem Wachgebäude selbst. Erneut tastete Marchocias sich in die andere Richtung und untersuchte mit seinen Händen die Wand ab, bis er auf einen metallenen Gegenstand stieß, welcher sich wie eine Rinne anfühlte. Marchocias schaute hinein, doch erkannte er nichts. Erneut zuckte er zusammen als ein lauter Donnerschlag, direkt vor ihm aus der Metallrinne fuhr und hielt sich schmerzhaft an das Ohr. Er hatte kaum Zeit sich mit seinen Ohrenschmerzen abzufinden, als er eine neue Überraschung feststellen musste. Plötzlich goss aus der Rinne Wasser und füllte langsam den Boden des Raumes.

Reselfar wirkte an diesem Tag beinahe wie bei Nacht. Dicke, dunkel graue Wolken zogen auf und ließen keine Lücke mehr frei um einen Blick in den Himmel werfen zu können. Der Anblick sah wie eine Bedrohung aus und die grellen, zuckenden Blitze, gefolgt von lautem Donner konnten diesen Eindruck noch stärken. Der Regen goss in Strömen und platzte im kalten Sturm auf den Boden. Die Straßen schienen wie leer gefegt, keine Menschenseele lief an diesem Tag umher. Man mochte an jedem Tag nicht einmal Hunde vor die Tür setzen. In einem kleinen Quartierzimmer des Wachturms, befand sich Kira, welche man aus Zeitgründen mit einer Schüssel Brei und etwas zu Trinken alleine ließ. Der Raum bot nichts außer ein Bett, ein Schrank und einige Spinnweben, sowie ein kleines Fenster mit Aussicht auf die Mauern der Zitadelle. Kira saß mit angewinkelten Beinen auf dem Bett und hatte den Kopf traurig zwischen ihren Knien vergraben. Tränen kullerten ihr über die Wangen, denn sie fühlte sich schrecklich einsam und wusste nicht, warum man sie am frühsten Morgen aus der Taverne in dieses Zimmer einsperrte. Viel wichtiger erschien ihr jedoch die Frage, warum Marchocias nicht bei ihr war und warum er sie nicht abholen würde.

Zwei Wachen standen unter peitschenden Regen auf der Mauer der Zitadelle und überwachten die Gefangenenbereiche. „So ein scheiß Wetter heute und wir müssen ausgerechnet heute hier stehen.“ jammerte die eine Wache zu dem Kollegen, welcher dem zustimmend nickte. „Ja, vor Allem frage ich mich wieso? Hat es hier je einen Ausbruch gegeben, Fred? NEIN !“ Fred nickte langsam und murmelte leise. „Und das alles nur wegen diesem Mörder von letzter Nacht, den würde ich am liebsten persönlich an den Galgen hängen, wirst du zu seiner Hinrichtung erscheinen Seth?.“ Seth schaute ihn etwas verwirrt an und wischte sich den triefenden Regen aus seinem Gesicht. „Hinrichtung? Woher weißt du denn schon etwas von einer Hinrichtung?“ Fred schmunzelte „Na hör mal, er hat drei Wachleute umgebracht und den Ziehvater von Kira, glaubst du der Stadtvogt wird das hinnehmen?“ Seth kratzte sich nachdenklich an seinem Spitzbart und nickte langsam. „Ja, hast schon recht. Mensch die Kleine tut mir Leid, hat nun keinen Fürsorger mehr. Ja doch, dafür soll er baumeln und das schön qualvoll.“ Fred nickte und machte eine vorfreudige Mine. „Vorausgesetzt er säuft uns nicht ab vorher wie der letzte Mörder, der in dieser Zelle eingesperrt wurde.“ Seth schaute ihn etwas verwundert an worauf Fred gleich seine Ausführung fortsetzte. „Na du weißt doch, dieser Jeremy aus Koras, welcher hier drei Dirnen in den Gassen kaltblütig ermordete. Er ersoff doch ob des Regens und heute regnet es mindestens genauso schlimm. Wenn du mich fragst ist dies der heftigste Regen seit mindestens hundert Jahren.“ Seth nickte dann langsam. „Ach so, ja du hast wie immer Recht.“

Der Regen nahm in den letzen Stunden kein Ende, dies stellte auch Marchocias im untersten Stockwerk der Zitadelle fest, als das Wasser im Raume nach und nach anzusteigen schien. Etwas Wasser lief durch die große Metalltür seiner Zelle hinaus, doch bei weitem nicht so schnell, wie das Wasser hinein lief durch die Rinne. Das Wasser stand ihm nun schon zu der Hälfte seiner Knie hoch, würde es noch bis zum Abend regnen, dann wäre der Raum geflutet. Marchocias grummelte laut, „Haben die vor mich hier unten verrecken zu lassen?“ Er zog sein Hemd aus und stopfte es in die Rinne. Das Wasser hörte auf zu fließen doch nun war es Marchocias noch um einiges Kühler dort unten. Langsam begab er sich wieder in die Ecke und kauerte sich an der Wand zusammen, denn er wollte sich nicht in das kalte Wasser setzen. Viele Stunden hatte er bereits nichts gegessen und nichts getrunken und seine Kräfte waren erschöpft. Nach einiger Zeit mit seinen Gedankenkämpfen rang er sich nun doch dazu, seinen Durst durch das Regenwasser im Raum zu stillen.

Die junge Diebin Yasmin war bereits schon seit dem Morgengrauen aufgebrochen und eilte zu Fuß in Richtung der Orkenfestung. Sie hatte bereits ungefähr die halbe Strecke des langen Fußmarsches hinter sich gelassen und war nun Nahe an der völligen Erschöpfung. Weiter konnten sie ihre Beine vorerst nicht bringen und sie setzte sich auf eine große, hölzerne Wurzel einer riesigen Eiche. Auch sie war von diesem Dauerregen durchnässt sowie erschöpft und sie schloss für einige Zeit ihre Augen. Es dauerte nicht lange und sie musste plötzlich die Augen wieder öffnen ob eines lauten Knurren, welches sich offenbar auf sie zu bewegte. Panik war in ihrem Gesicht zu erkennen, denn es bewegte sich ein riesiger, schwarzer Schreckenswolf aus dem Wald direkt auf sie zu. Der Wolf nährte sich ihr sehr langsam, doch das Fletschen seiner Zähne strahlte nicht gerade eine friedliche Absicht aus. Yasmin zog sich rasch die Kapuze ihrer geheimnisvollen Robe über und sogleich wurde aus ihr wieder dieser Schatten, welcher für ein menschliches Auge unsichtbar erschien, so er sich nicht bewegte. Doch dies schien den Wolf nicht aufzuhalten, immer weiter näherte er sich, als ob er sie nach wie vor wittern konnte. Sie kniff kurz ihre Augen zusammen und atmete tief durch, dann ergriff sie mit einem Satz die Flucht und begann zu rennen, wie sie offenbar noch nie rannte. Der Wolf sprang ihr in großen Sätzen hinterher und holte sie in kürzester Zeit ein um sie von hinten mit einem kräftigen Sprung umzuwerfen. Yasmin schloss die Augen, denn nun hatte sie keine Chance mehr zu entkommen und auch nicht mehr ihr Leben zu retten. Der Wolf öffnete sein Maul und setzte gerade zum tödlichen Biss an, als es laut donnerte und der Wolf tot von ihr seitlich herab fiel. Yasmin schluckte und öffnete ihre Augen um sich langsam umzuwenden. Der Wolf qualmte und lag halb zerfetzt neben ihr. Sie konnte es kaum fassen, sollte dies etwa ihr wohl gesonnenes Schicksal sein, welches den Wolf von einem Blitz erschlagen ließ ?

Lise rannte eilig ob des prasselnden Regens durch Reselfar um in die Taverne zu gelangen. Mit langen durchnässten Haaren stand sie in der Türe und keuchte leicht, als sie zum Wirt sah. Dieses Mal hatte der Wirt nicht solch einen fröhlichen Blick wie sonst immer, sondern schaute eher enttäuscht und traurig aus. Lise ging langsam auf ihn zu und vernahm von dem Wirt verdutzt den Bericht, über die Geschehnisse der letzten Nacht. Ihre Augen wurden immer größer, als sie erfuhr das Marchocias in die Zitadelle abgeschleppt wurde, doch der Wirt konnte ihr nicht den Grund sagen. Lise verließ die Taverne wieder und entdeckte erst beim Verlassen die junge Stadtwache, welche sich neben der Taverne positioniert hatte. Die Wache schien etwa in Lises Alter zu sein. Ein junger Knabe, welcher etwa gerade siebzehn oder achtzehn Sommer zählte und schon eine Helebarde in der Hand hielt. Nachdem Lise ihn kurz begutachtet hatte begann sie zu ihm zu sprechen. „Chairetaeste, Wachmann!“ Der Knabe zuckte leicht zusammen und wirkte beinahe verlegen ob der jungen Amazone, welche ihm direkt gegenüber stand und ihm tief in die Augen sah. „Sei seid m-m-mir ge-ge-grüßt.“ Lise schaute etwas verwundert, doch dann schmunzelte sie innerlich etwas und setzte ihre Unterhaltung fort. „Sag, was ist hier geschehen? Warum hat man Marchocias in die Zitadelle gebracht?“ Der Knabe holte tief Luft und drückte seine Hand noch etwas fester um den Griff seiner Waffe. „Da das d-d-darf ich euch n-nicht Sagen – Sch-Sch-Schweigepflicht, ihr wisst sch-schon.“ Lise lächelte leicht verführerisch und begann den Knaben zu bezirzen indem sie eine Hand sanft auf seine Wange legte und darüber streichelte, was ihn noch um einiges nervöser machte. „Ach komm schon, mir kannst du es doch sagen, oder?“ sanft Sprach sie mit ihm und brach somit die unsichtbare Wand, welche ihm vom Reden abhielt. „Na f-f-fein... March-ohocias ha-hat letzte Nacht drei Wachleute get-t-tötet und Kiras Zie-Ziehvater.“ Lise’s Mund öffnete sich weit vor entsetzen. „DAS IST NICHT WAHR!“ - „Do-hoch ich ha-habe e es....“ noch bevor der Knabe den Satz beendet hatte, war Lise schon aus seiner Sichtweite verschwunden und auf dem Weg zur Zitadelle. Es dauerte nicht lange, bis Lise vor den Toren der riesigen Strafanstalt stand und zu Fred und Seth hinauf schaute, welche noch immer im Regen auf der Mauer ihren Dienst taten. „ÖFFNET DIE TORE !“ brüllte Lise zu den beiden Wachen hinauf und diese schauten auf sie herab um nachzuforschen. „Was habt ihr hier zu suchen?“ fragte Seth. „EGO WILL SOFORT DEN KOMMANDANTEN DIESER ZITADELLE SPRECHEN !“
Seth nickte leicht. „Schon gut, schon gut... man wird ja wohl mal fragen dürfen.“ Die Tore öffneten sich und Lise eilte hinein und ging auf das Hauptgebäude zu um die Türen nach innen auf zu schlagen. Wortlos ging sie an zwei Wachen wobei, wovon eine ihr hinterher rief. „Hey! Ihr könnt doch nicht einfach....“ Doch Lise hatte bereits den Weg zum Zimmer des Leiters gefunden und stieß abermals die Türe auf. Der Leiter zuckte nicht im geringsten, als die Türe aufflog und schaute Lise gelassen an. Jacob saß hinter seinem Schreibpult, auf dem sein Name in das Holz graviert war und zog genüsslich an seiner Pfeife. Anstatt des rechten Auges besaß er eine Augenklappe und mit seinem finsteren Lächeln, glich Jacob eher einem Seepiraten als einem Leiter einer Strafanstalt. So wie er ausschaute sprach der muskulöse Mann auch in einem rauen Ton.
„Was kann ich für euch tun?“
Lise schien außer sich vor Zorn und sprach auch eben so ungehalten drauf los. „Warum habt ihr Marchocias wegen vierfachen Mordes eingekerkert?“ - „Vielleicht, weil er einen vierfachen Mord begann?“
Lise atmete schnell jedoch versuchte sie ihre Wut unter Kontrolle zu halten. „Marchocias hätte niemals vier Menschen ermordet, dafür kenne ego ihn zu lange. Ihr müsst euch irren.“ Jacob lächelte mit einer besserwisserischen Mine. „Er hätte nicht, aber er hat! Dafür gab es Zeugen die Marchocias erblickten als er dies tat.“ - „Et was ist nun mit Kira?“ - „Die haben wir oben in einen unserer Zimmer eingeschlossen, wir wissen noch nicht was mit ihr geschieht.“ Lise knirschte mit den Zähnen. Viel würde sie wohl nicht mehr davon abhalten, einen Sprung über sein Pult zu machen und ihn an den Hals zu gehen, doch Jacob blieb weiter die zynische Ruhe in Person. „IHR HABT SIE EINGESCHLOSSEN? SIE IST EIN KLEINES MÄDCHEN UND KEINE GEFANGENE! – FÜHRT MICH ZU IHR!“
Jacob hob seine Augenbrauen an und ließ sich weder von ihrer Ungehaltenheit noch von ihren forschen Tonfall beeindrucken. „Wollt ihr denn die neue Fürsorgeperson sein, von dieser kleinen Göre?“ - „JA, DAS WERDE ICH!“ Jacob schaute nun überrascht und begann neugierig zu fragen. „Dieser Schriftkram, wird euch aber einiges kosten, ich hoffe dies ist euch im Klaren.“ Jacob lehnte sich zurück in seinen Sessel und verschränkte seine Arme, während sein Mund weiter an der Pfeife zog und zur Seite kleine Qualmwölkchen ausstieß. Er schien sichtbar damit zu rechnen, das Lises Forderung an dieser Stelle scheitern würde. Doch noch viel überraschter schien er, als Lise aus der Tasche einen prallen Goldbeutel holte und ihm auf den Tisch warf. Mit dem Satz: „HIER, diese Münzen sollten reichen und nun bringt mich zu ihr!“ - „Na also, warum nicht gleich so?“ Mit einem fälschlichen Lächeln erhob sich Jacob und winkte Lise zu, auf das sie ihm folgte.
Rasch schloss er die Tür zum Raum auf, in dem sich Kira befand, welche sofort von dem Bett aufsprang, als sie Lise erblickte, die eilig den Raum betrat. Lise brach es fast das Herz, als die kleine Kira mit einem völlig verweintem Gesicht auf sie zu sprang und sie soweit umarmte wie es ihr möglich war. Lächelnd nahm sie Kira auf den Arm und trug sie wieder zur Türe. Jacob zeigte nicht einen Funken von Emotionen sondern verdrehte zusätzlich die Augen ob der Szene. Leise flüsterte Lise in einen sanften Ton zu Kira. „So Kleine, dann wollen wir dich mal hier abholen von diesen bösen Onkel.“ Kira nickte heftig und drückte ihr Gesicht wortlos an Lises Schulter. Sie fühlte sich nun endlich wieder in Sicherheit und nicht mehr alleine. Zusammen machten sich die beiden nun auf den Weg. Wie durch ein Wunder, hörte es plötzlich auf zu regnen, als die beiden das Gebäude der Zitadelle verließen.

Es war nun später Abend, nahe an der nächsten Nacht und Marchocias hatte es aufgegeben, zusammen gekauert an der Wand zu stehen. Stundenlang saß er nun schon im kühlen Wasser und atmete schwer. Auf Einmal hörte er endlich, wie der Riegel der schweren Metalltür beiseite geschoben wurde. Ein heller Lichtschein fiel Marchocias ins Gesicht und vorerst konnte er nicht erkennen, wer zur Tür hinein trat. Die vielen Stunden in absoluter Dunkelheit, hatten seine Augen sehr empfindlich gemacht, so dass er sich die Hand vor das Gesicht hielt. Jacob betrat den Raum und riss Marchocias die Hand vom Gesicht. „Hey, sieh mich gefälligst an!“
Marchocias gewöhnte sich zwingend an das Licht und schaute den muskulösen Jacob an. Leise und erschöpft sprach Marchocias. „Erfahre ich nun endlich, warum ich hier sitze?“ Jacob runzelte die Stirn. „Wie wäre es, wenn ihr mir lieber sagt, wie viel Bier ihr getrunken hattet, um drei Wachleute und einen Ziehvater zu ermorden.“ Marchocias schaute verdutzt. „Huhm?“ Jacob schien erbost ob Marchocias „gespielter“ Unwissenheit und schlug ihn mit dem Handrücken, kräftig in das Gesicht. Marchocias griff sich mit seiner Hand fassungslos an seinen Mund und spürte, wie das Blut herauslief. „Ich... Ich habe Niemanden ermordet“ - „LÜGT NICHT !“ Mit diesem Satz schlug Jacob erneut zu, noch kräftiger als beim ersten Schlag.
Marchocias versuchte sich zu erheben, doch gerade als er aufrecht stand, bekam er zusätzlich von Jacob einen kräftigen Faustschlag in den Magen, auf das Marchocias wiederum in das Wasser fiel.
„Ihr solltet es wenigstens zugeben und lieber den Grund für euer Verbrechen nennen, wenn er gut genug ist dann kommt ihr ja mit viel Glück noch um eure Hinrichtung herum!“ Marchocias schaute kniend zu Jacob verdutzt auf. „Hinrichtung?“ - „Was denkt ihr denn? Das man euch dafür belobigt!?“ Marchocias murmelte erneut. „Ich habe nichts getan“ – „UNSINN !“ schrie Jacob lauthals und trat ihn kräftig vor die Brust. „Hurghh“ Marchocias röchelte und besaß keine Kraft um sich gegen diese Folterung zu wehren und krümmte sich vor Schmerzen. Doch seine Willenskraft ließ nicht nach und so erhob sich Marchocias nach einer Weile. „Was... was.... ist mit Kira?“ - „Ich weiß nicht was es euch angeht, aber sie ist nun rechtlich in Lises Obhut!“ Marchocias nickte erleichtert. „Aber warum fragt ihr so dumm, ihr habt doch ihren Ziehvater ermordet!“
Marchocias unterdrückte dieses Mal seine Verneinung und schwieg darauf, um nicht noch mehr Schläge einfangen zu müssen. Leise röchelte er „Ich habe seit gestern Abend nichts gegessen...“
Jacob lachte teuflisch auf und wiederholte seine Worte mit einem piepsigen Tonfall. „Keine Sorge, du wirst es ‚Überleben‘.“ wiederum lachte er laut auf. „Wenn du Glück hast, wirst du Morgen schon hingerichtet, bis dahin kann dein Magen noch ein Weilchen knurren! – Zu Trinken hast du ja wohl genug hier.“ Jacob deutete auf den Boden und bemerkte nicht, wie Marchocias Wut aufstieg. Im Zorn keuchte Marchocias ihm entgegen.
„Morgen.... da bin ich längst nicht mehr hier du Mistkerl“
„WIE WAR DAS !?“ - „Du hast mich schon verstanden du ~~~~nsohn.“
Jacob war außer sich vor Wut und holte zu einem kräftigen Schlag aus, doch diesen Schlag hielt Marchocias mit seiner Handfläche auf und er umschloss mit seiner Hand, die Faust des Schlägers um sie blitzschnell umzudrehen, mit einem lauten Knacken. Jacob schrie laut auf und die Tür öffnete sich sofort, welche von zwei weiteren Wächtern bewacht wurde. Marchocias zögerte nicht und zog eilig den Dolch aus dem Gürtel von Jacob um diesen ihn an seinen Hals zu halten. Leise aber bedrohlich ernst gemeint keuchte er den Wachen etwas entgegen. „Sollte einer von euch etwas unternehmen wollen, ist euer Kommandant tot!“ Die Wachen nickten verstehend und gingen den Beiden aus dem Weg. Zusammen gingen Jacob und Marchocias an die Oberfläche und auch bald schon hatten sie die Zitadelle verlassen. Immer weiter trieb Marchocias, Jacob voran bis sie am Stadttor der Nordseite angelangten. Die Wachen begriffen sofort und öffneten ohne nachzufragen die Tore. Marchocias wendete sich mit Jacob und lief Rückwerts von der Stadt, um nicht von einen der Schützen erschossen zu werden. Marchocias lief laut mit letzter Kraft. „ICH WERDE IHN EIN STÜCK MITNEHMEN, SOLLTE ICH NUR EINEN VON EUCH HÖREN ODER SEHEN, STIRBT EUER KOMMANDANT SOFORT !“ Mit diesen Worten verließen Marchocias und Jacob die Stadt Reselfar. Zusammen gingen sie noch gut eine halbe Stunde von Reselfar und Marchocias schubste Jacob auf den Boden. Den Dolch behielt er in der Hand, als er nun schnellst möglich rannte und die Flucht ergriff.
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