Von Zwergen und Orken | Kapitel 24: Die Flucht

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Lise
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Von Zwergen und Orken | Kapitel 24: Die Flucht

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Eingekesselt von einer Streitmacht an Dunkelelfen hätte sie nicht erwartet noch einen weiteren Tag das Licht der Sonne zu erblicken, das sie so liebt. Doch wider aller Erwartung wird ihr dies Vergnügen doch weiter zuteil werden. Im blauen Zimmer des Palati ur Reorx verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und blickte durch das hohe Fenster auf das Meer hinaus. Es hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf sie. Und während ihre Gedanken schweiften ging ihr unweigerlich durch den Kopf, wie sich ihren Schwestern fühlen sollten, würde sie eines Tages nicht zurückkehren. Sie kannte ein solches Gefühl, sie hatte es bereits erlebt. Die junge Kriegerin erinnerte sich zurück an die Zeit ihrer Reifeprüfung als Elpidaraa. Es war überraschenderweise ein Zwerg den sie damals kennengelernt hatte und welcher ihr mehr als nur einmal zur Seite stand.


[folgend sind auch Abschnitte der Gedanken enthalten, die nicht direkten Erlebnissen entstammen]


Kapitel 1: Visionen

Marchocias begann im Schlaf des öfteren zu zucken, denn sein Schlaf wurde immer unruhiger. Der Zwerg befand sich in einem Gebiet welches ihm nicht bekannt vor kam. Der Himmel trug eine blutrote Farbe und sah bedrohlich aus. Mitten auf einem riesigen Schlachtfeld voller Leichen, Zwerge sowie auch Orken, befand er sich nun schwer gerüstet. Sein Atem verlief hastig und sein Herz raste vor Aufregung. Panisch schaute er sich um und in der Ferne konnte er weitere Truppen von Orken erkennen welche dem Schlachtfeld immer näher rückten. Nur wenige Krieger standen ihm noch zur Seite. Kurz bevor die Orken ihn gänzlich erreichten begann der Traum seltsamerweise zu wechseln.

Ruhe trat ein und nun befand er sich wieder in seiner Heimat, dennoch konnte er sich in diesem Traum nicht geborgen fühlen, denn was er erblickte waren wiederum die trauernden Gesichter. Doch etwas war anders, Tränen erfüllten die vielen Gesichter. Der Anblick war schrecklich. Es kam ihm vor als würde er nahe bei seinem Freunden sein und könnte nichts gegen ihre Trauer tun.
Ein Kopf ward tief nach unten gesunken und in einer Hand ein aufgerollter Zettel. Der Brief schien näher zu kommen doch die Lettern waren undeutlich, Marchocias konnte diesen nicht lesen. Immer näher kam ihm der seltsame Brief vor die Augen bis er eine Zeile deutlich erkennen konnte aus der Mitte heraus von all den unleserlichen Zeichen.

„… wir bedauern euch mitteilen zu müssen, dass Marchocias im Kampfe gefallen ist…“

Panisch schlug Marchocias nun im Schiff seine Augen auf. Schweiß rann ihm von der Stirn und er rang tief nach Luft. Er schien sichtbar erleichtert zu sein, dass es sich nur um einen Traum handelte. Er starrte nun wiederum sehr nachdenklich auf die Fackel welche auf dem Tisch hin und her rutschte bis er eine kräftige Stimme von Deck vernehmen konnte welche etwas laut verkünden zu schien.

„LAND IN SICHT, IN WENIGEN AUGENBLICKEN ERREICHEN WIR DEN HAFEN!“

Marchocias schluckte, denn immer näher traten für ihn die Stunden der Wahrheit, es würde nicht mehr lange dauern um herauszufinden, ob es sich bei jenen Bildern, welche er im Schlaf sah nur um Träume handeln würde oder ob es gar Visionen darstellen sollten.
Zuletzt geändert von Lise am 02 Mär 2021, 19:55, insgesamt 26-mal geändert.
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Re: Von Zwergen und Orken

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Kapitel 2: Tavernengeflüster

Das Schiff legte am Hafen an und Marchocias schulterte seinen schweren Jutesack auf, welcher seine gesamte Ausrüstung beinhaltete. Langsam trat er von Bord und blieb eine kleine Weile am Hafen stehen. Seemöwen waren überall zu hören und der Klang der Bojen, welche im Wasser umher schaukelten und knarzten, war zu vernehmen.
Wieder dachte Marchocias an seine Freunde und seinen Erinnerungen verweilten noch etwas bei seiner geliebten Lahandria. Sie wusste Bescheid ob seiner unwahrscheinlichen Wiederkehr. Er schaute zum Himmel auf, welcher von dicken grauen Wolken bedeckt war. Er hinterließ einen seltsamen Eindruck auf seinem Gemüt und wirkte beinahe bedrohlich. Das Schiff hatte bereits wieder abgelegt und Marchocias wünschte sich mehr als je zuvor irgendeine Person anzutreffen, doch er konnte niemanden weit und breit erblicken.
Leise seufzte er und verließ mit langsamen und schweren Schritten den Hafen um sich in die Stadt zu begeben.

Jahrzehnte waren vergangen seitdem er die Stadt verließ, doch sie schien sich kaum verändert zu haben. Jedes Haus stand noch an seinem Fleck. Das einzige was sich zu verändert haben schien, waren die riesigen errichteten Mauern, welche mit Kanonen bestückt wurden und Wachtürmen ob der Kriegssituation. Der Abend war hereingebrochen aber noch recht jung und Marchocias schaute sich nach Personen um doch immer noch konnte er Niemanden erblicken. Es schien als wäre die Stadt gänzlich ausgestorben. Totenstille herrschte und hinterließ ein mulmiges Gefühl in seinem Magen.
Wie gerne würde er nun lieber in seiner Heimat verweilen und seine Verlobte liebkosen, doch nun gab es für ihn kaum noch ein zurück. Schweren Herzens schritt er weiter durch die einsame Stadt bis er an der städtischen Taverne angelangte und endlich wieder erleichtert aufatmete. In den Fenstern der Taverne waren flackernde Lichter zu erkennen und laute Stimmen halten heraus. Innen schien das Leben zu toben und der Anschein schien ihn glücklicherweise getäuscht zu haben. Marchocias holte tief Luft, festigte noch einmal seinen Jutesack auf dem Rücken und öffnete die Tür um die Taverne zu betreten.

Dicker Rauch von Pfeifen schweifte ihm entgegen und der Geruch von Braten sowie reichlich Bier stieg ihm in die Nase. Er tätigte einige Schritte in das Gebäude und plötzlich war sein mulmiges Gefühl wieder da. Für eine gewisse Zeit lang erstarrten sämtliche Geräusche. Ein Jeder schien sein Gespräch eingestellt zu haben und neugierige Augen durchbohrten ihn forschend, als würden sie Fremdlingen gegenüber äußerst skeptisch reagieren.
Langsam ging er weiter in die Taverne hinein, versuchte nicht auf die Blicke der vielen Gäste zu reagieren und suchte sich einen einzelnen Tisch in einer Ecke. Erschöpft von der Reise legte er seinen Jutesack nieder und nahm platz um sich etwas zu erholen.
Viel Zeit verging nicht und die Gäste begannen wieder zu durcheinander sprechen, wie es in einer Taverne üblich war. Nachdenklich saß er nun im Dimmerlicht der Kerze auf seinem Tisch, in Gedanken bei seiner Heimat. Ob seine Freunde ihn rasch vergessen würden, so er nicht zurückkehren würde? Diese Frage stellte er sich seit der Abreise schon einige Male und ihm war nicht einmal klar ob es ihm vielleicht gar lieber wäre.
Es tat plötzlich einen lauten Schlag auf seinem Tisch und er schaute überrascht und beinahe etwas erschrocken aus den Tiefen seiner Gedankengänge auf. Vor ihm stand ein korpulenter Wirt der ihn anlächelte, als würde er sich besonders auf den Besuch freuen, doch dies konnte nicht sein. Ebenso nahm Marchocias den vollen Bierkrug wahr, welchen der Wirt ihm vorsetzte und welcher diesen lauten Schlag verursacht hatte.

Verwirrt schaute Marchocias den Wirt an und wollte gerade zu der Frage ansetzen doch da sprach dieser schon in einer kräftigen lauten Stimme „Seid mir herzlich willkommen, Marchocias.“ Marchocias schaute nun völlig verdutzt doch wiederum bevor er fragen konnte zeigte der Wirt mit seinem Daumen über seine Schulter hinweg nach hinten. Marchocias folgte seinem Deuten und erstaunte, denn dort saß Niemand anderes als Begosch, sein alter Meister. Neben ihm saßen zwei weitere kräftig gebaute Zwerge welche am gesamten Leib gut gerüstet waren, als würden sie Jederzeit einem Angriff vorbeugen wollen. Begosch lächelte ihm zu und winkte ihm heran. Lächelnd erhob sich Marchocias und ging auf den Tisch zu und gesellte sich zu den drei Zwergen.

„Darf ich vorstellen? Dies sei Marchocias, der tüchtigster Schüler den ich je ausbildete! Von ihm könnt ihr noch viel lernen.“

Die beiden Zwerge schienen ob dieser Worte nicht recht erfreut auszusehen und musterten Marchocias skeptisch, doch Marchocias schenkte dieser Geste keine weitere Beachtung und wand sich Begosch zu. Stunde um Stunde unterhielten sich die beiden über alte Zeiten sowie die neue Lage, welche eine Bedrohung für die Ländereien darstellte. Zwischendurch bekam Marchocias immer wieder das Gefühl als würden sämtliche Gäste nur auf seinen Tisch blicken, als wären alle von der Neugierde gefesselt und schaute sich des Öfteren um. Immer wenn er dies tat schien es, als würden sich die Gäste schlagartig erwischt fühlen und wieder anderen Dingen widmen um ja nicht aufzufallen. Leicht verwundert schaute er zu Begosch welcher ihn feigsend angrinste. Mit einem breiten Lächeln gab er Marchocias eine Antwort auf die Frage welche ihm im Kopf herum schwebte, als wüsste er genau was Marchocias gerade denkt.

„Sie alle kennen deinen Namen hier, ich verkündete schon vor dem Schreiben an dich, dass du zu uns stoßen würdest. Zudem habe ich ihnen von deinen Fähigkeiten erzählt und dies sprach sich wohl rum. Sie alle bauen auf dich.“

Marchocias runzelte die Stirn und erwiderte.

„Ich bin kein Volksheld sondern ebenfalls auch nur eine helfende Hand. Zudem, was erwartest du von mir? Was er warten sie alle?“

Begosch schmunzelte und nahm einen Schluck Bier bevor er amüsiert darauf antwortete.

„Es ist ganz einfach so, dass sämtliche Bürger und Krieger wieder ein wenig motivierter sind, da sie einfach wissen, dass du hier von allen der Fähigste bist.“

Marchocias schwieg und schaute eine Weile lang nachdenklich, doch ihm entging das erboste Grummeln einer der beiden anderen Zwerge am Tisch nicht. Mit zornigen Blick erhob sich der Zwerg, schnappte seine zwei Äxte und verließ hastig die Taverne. Marchocias schaute dem Zwergen nach und anschließend wieder in das immer noch amüsierte Gesicht von Begosch.

„Das ist Todd, derzeit mein bester Schüler in allen Klassen und dennoch nicht halb so talentiert wie du. Er ist zwar übereifrig aber ihm fehlt ein wenig die Selbstbeherrschung.“

Marchocias nickte knapp und nahm einen weiteren Schluck Bier.

„Vermutlich ist er ein wenig eifersüchtig auf dich, da er nun eher zweitrangig ist. Dies hier ist übrigens Ogrim, sein Bruder. Auch einer meiner Musterschüler.“

Marchocias lächelte dabei und nickte dem Zwergen, welcher nun längst nicht mehr so skeptisch schaute, zu. Anschließend wendete er sich wieder zu Begosch und reichte ihm ein zusammengerolltes Pergament, welches dieser stirnrunzelnd entgegen nahm.

„Die sei eine Liste meiner Freunde, sollte mir etwas zustoßen, so setze ich mein Vertrauen in dich, dass du sie darüber in Kenntnis setzt – Wirst du dies tun?“

Mit ernster Mine beobachtete Marchocias, Begosch beim trinken. Dieser schaute ihn nach seinem Schluck eine Weile nachdenklich an und nickte langsam.

„Darauf kannst du dich verlassen so es dein Wunsch sei, aber dir darf einfach nichts passieren und dies wird es auch nicht.“

Marchocias stand mit skeptischen Blick auf und winkte ab. Anschließend hob er seine Hand um sich zu verabschieden.

„Ich werde nun ruhen gehen, gehabt euch wohl ihr Beiden.“

Mit diesen Worten wendete er sich ab und verließ die Taverne. Kaum stand er vor der Türe erblickte er Todd, welcher offenbar die ganze Zeit darauf wartete, dass er die Taverne verlassen würde. Erbost erhobt dieser die Stimme.

„Du denkst doch nicht etwa wirklich du seist hier der Beste, oder?“
„Das würde ich mir nie anmaßen zu denken, aber wie schaut es mit dir aus?“

Marchocias schmunzelte ob seiner letzten Worte, doch die Wut in Todd schien nun weiter anzusteigen und er zückte seine zwei Äxte.

„Warum zeigst du nicht einfach an Ort und stelle was du so drauf hast? Ja, komm zeig mir was in dir steckt du Hochstapler!“

Marchocias hob beide Brauen und versuchte seinen leichten Zorn zu verbergen und schien Todd zu ignorieren, doch dieser schwang die Äxte und versuchte ihn etwas einzuschüchtern.

„Oder willst du nun feige zu Mama und Papa laufen?“

Todd lachte laut ob seiner Diskriminierung und hatte kein Auge mehr für den Zorn der nun sichtlich in Marchocias aufstieg. Man konnte ihn lange nicht mehr derartig reizen, doch nun war seine Wut nach Jahren zurück. Diesmal jedoch war er nicht wütend auf die Mörder seiner Eltern. Blitzschnell griff er mit beiden Händen nach Todds Äxten und riss sie ihm kraftvoll weg, so dass diesem die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand. Dabei hielt Todd die Äxte nicht gerade schwach in Händen, doch Marchocias Zorn machte es so leicht, als würde man einem Kind einen Lutscher wegnehmen. Der übertölpelte Todd kam nicht einmal zu Wort, ehe Marchocias ihm die beiden Holzstiele kräftig in seinen Laib rammte und ihm anschließend mit selbigen die Beine unter dem Laib weg zog. Wütend hielt er einen der Axt Schäfte nun auf seinen Hals gepresst, auf das Todd kaum noch Luft bekam.

„Willst du wirklich wissen wo deine Grenzen aufhören und meine beginnen? WILLST DU DAS? – KANNST DU GERNE ERLEBEN!“

Todd bekam nur röchelnde Worte von sich und krächzte. Die Angst ward ihm ins Gesicht geschrieben, denn Marchocias machte in dem Moment den Eindruck als spielte er wirklich mit dem Gedanken ihn zu töten.

„Arg, schon gut, du hast gewonnen – T.. tut mir leid, verdammt.“

Marchocias ließ ab und schmiss noch einmal zornig die beiden Waffen auf seinen Laib um sich dann abzuwenden. Todd schaute ihm ehrfürchtig nach und rappelte sich langsam auf um in die Taverne zurück zu humpeln.

Es ward nun spät in der Nacht und Marchocias suchte die Herberge auf. Bald sollte er zu Schlaf kommen und er würde sehen was der nächste Tag mit sich bringt.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 2: Tavernengeflüster

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Kapitel 3: Belagerung

In dieser Nacht fand Marchocias einen einigermaßen ruhigen Schlaf. Er wurde nicht von Nachtalpen geplagt und hatte genug Zeit sich von der langen Reise zu erholen. Der nächste Morgen sah auch etwas erfreulicher aus, denn Marchocias konnte aus dem Bett heraus das Zwitschern von Vögeln vernehmen. Langsam schlug er seine Augen auf und blickte aus der Rückenlage zum Fenster um durch selbiges einen Blick zum Himmel zu werfen. Die grauen Wolken befanden sich immer noch am Himmel, doch aus der Mitte heraus schienen einige helle Sonnenstrahlen, als würden sie versuchen den dunklen Himmel auseinander zu reißen.
Er trat nun zum Fenster und atmete einen tiefen Zug der Luft ein, als könnte es vielleicht der letzte Tag seines Lebens sein.

Die Luft war feucht und roch nach Regen. Es würde wohl sicher bald ein Unwetter hereinbrechen, doch dies schien ihn wenig zu stören, er hatte bereits mit sämtlichen schlimmeren Dingen gerechnet, als dass ihn dies noch hätte überraschen können.
Rasch hatte Marchocias die Ausrüstung vorbereitet um seine Mitstreiter aufzusuchen, da hörte er vor dem Fenster schon das Gröhlen einiger kampflustiger Zwerge welche im Begriff waren aufzubrechen und auf ihn zu warten schienen.
In seiner schwarzen Rüstung trat er vor die Herberge, seinen Ausrüstungssack auf den Rücken gebunden. Marchocias traute seinen Augen nicht, doch vor ihm befanden sich mindestens fünf Dutzend berittene Zwerge. Alle trugen Äxte, Armbrüste und die edelsten verarbeiteten Zwergenschilde. Solch einen Anblick sah Marchocias lange nicht mehr und er musste auf einmal warm auflächeln. Vor der Menge der Zwergenkrieger befanden sich Begosch und seine zwei Schüler Todd und Ogrim. Ogrim kam nicht um einen scharfen Blick welcher von Marchocias ausging herum, doch er erwiderte eher einen entschuldigenden und gepeinigten Blick, als dass er noch erbost aussah. Neben Begosch befand sich ein gesatteltes jedoch unberittenes Pferd. Begosch lächelte zu Marchocias und klopfte auf den Rücken des Tieres, welches ihm zu deuten gab dass es für ihn bestimmt ward. Er nickte und ging auf das Tier zu um aufzusteigen. Begosch schmunzelte wie an jenem Abend zuvor und faltete eine größere Karte aus, welche er Marchocias zeigte. Dieser schaute nicht schlecht, denn nie erfuhr er während seiner früheren Ausbildungszeit genaueres von der Umgebung. Was ihn jedoch noch mehr verblüffte war, dass das Land in zwei große Gebiete unterteilt war. Nie hatte er etwas von dem Gebiet Tetochas vernommen, da er sich nie wo anders als in Liskarel aufhielt, wo er seine Meistergrade erkämpfte.

Eine ganze Weile berieten sich Begosch, Todd, Ogrim und Marchocias ob der Lage. Mit einem Finger deutete Begosch auf das kleine Städtchen Seefern, welches eine gute Tagesreise entfernt lag. Dort fand laut Informationen aus dem Norden eine schreckliche Belagerung der Orken statt, welche bereits erste Angriffe starteten. Nun galt es sich rasch auf den Weg zu machen und es sollte kaum noch lange dauern bis hin zur ersten Schlacht zur Verteidiigung Seeferns. Mit lautem Getöse brach der Trupp der Zwerge auf in Richtung Norden. Begosch, seine zwei Schüler sowie Marchocias ritten vor der kleinen Kampftruppe voran und unterhielten sich während des Ritts über die alten Zeiten, sowie über Träume die sie pflegten. Endlich schien Marchocias wieder etwas motivierter, denn Träume und Wunschvorstellungen besaß er noch immer, auch wenn er nicht mehr mit deren Erfüllungen rechnete. Es vergingen einige Stunden und endlich kamen sie in der nächstliegenden Stadt namens Hochtal an. Dort wurde nun eine Rast eingelegt und die Pferde wurden vor den Stadttoren abgestellt ob deren großer Zahl. Es kam schließlich auch nicht allzu oft vor, dass eine solche Masse an Besuchern das kleine Städtchen nahe der Küste auf einmal aufsuchte.
Gemeinsam betraten sie alle eine mittelgroße Taverne, welche nun schlagartig auf jeden Platz besetzt wurde, obwohl sie vorher recht leer wirkte. Nun ging das Getöse so richtig los, laute Gespräche und lautes Gelächter erfüllten den Raum. Ein Bier nach dem Anderen ging über den Tresen und der Wirt schien sich sichtlich über das hervorragende Geschäft zu freuen. Marchocias saß wieder mit Begosch und dessen Schülern an einen einzelnen Tisch und sie schienen sich über die genauere Situation in Seefern zu beraten. Begosch zeichnete einige Vierecke sowie zahlreiche kleine Punkte rings um Seefern. Es stellten die Zelte sowie die Anzahl der Orken dar, welche die Stadt von außen belagerten. Die vier Zwerge nickten zufrieden und Begosch erhob sich um zu allen zu sprechen.

„HÖRT ALLE HER MÄNNER! WIR WERDEN NUN NACH SEEFERN AUFBRECHEN UND GEGEN EINBRUCH DER DUNKELHEIT DORT EINTREFFEN. WIR WERDEN NOCH HEUTE IM DUNKELN EINEN ÜBERRASCHUNGSANGRIFF AUF DIE ORKENZELTE STARTEN!“

Ein noch lauteres Gröhlen als zuvor ward zu vernehmen, denn alle Krieger schienen sichtlich begeistert und kampfeslustig zu sein. Endlich würde die erste Schlacht bevorstehen. Einige Zwerge machten den Eindruck als würden ihnen bereits die Finger an den Axtgriffen jucken, als würden sie nur darauf warten endlich mit dieser zu schwingen um einige von diesen Orken bluten zu sehen.
Die Krieger zahlten allesamt ihre Zeche und brachen zu ihren Pferden auf. Laut erklangen die Hufschläge der rund sechzig Pferde, welche nun weiter gen Norden aufbrachen. Es dämmerte bereits und die grauen Wolken schienen sich weiter zu verfinstern.
Es vergingen nun einige Stunden bis sie endlich die ersten Hügel erreichten, von denen man  auf das kleine verschlafene Städtchen nieder blicken konnte. Hunderte von Fackellichtern waren zu erspähen, welche vor zahlreichen Orkenzelten platziert waren. Auch sie schienen zu Ruhen um sich auf einen Angriff bei Tage vorzubereiten. Einige Teile der Mauer, welche sich um das Städtchen zog, waren eingerissen. Die Vermutung lag nahe, dass es bereits einen Angriff der Orken gab. Von einigen Stellen innerhalb der Stadt schienen Rauchschwarten aufzusteigen, als ob einige Häuser verbrannt worden seien, doch dieser Zustand war nun nicht mehr änderbar. Die Zwergenkrieger versammelten sich nun und formatierten sich zu einer Angriffsstellung von vier Gruppen mit je fünfzehn Kriegern. Jede dieser Gruppe erhielt einen Anführer. Diese Positionen wurden von Begosch, Marchocias, Todd und Ogrim übernommen. Einige Zeit verstrich noch, bis endlich ausgelost wurde, welche Gruppe die Belagerer von welcher Himmelsrichtung angreifen würde, aber auch hierzu gab es schließlich einen Entschluss.
Begosch sollte von der Nordseite angreifen, Marchocias von der Südseite, Todd aus dem Westen und Ogrim aus dem Osten.

Die Gruppe ritt auseinander um sich in jeder Himmelsrichtung vor der Stadt einen Hügel zu suchen um die Lage zu überschauen. Überall ward Ruhe eingekehrt im gesamten Orkenlager, was den Kriegern einen erheblichen Vorteil verschaffen sollte. Die vier Gruppen warteten alle bis zu der 24. Stunde auf ihren Hügeln und nun sollte die Schlacht beginnen. Alle vier Anführer sandten einen lauten Kriegsschrei aus und ritten auf das Orkenlager zu. Ein jeder Krieger schwang seine Axt schon weit vor dem Erreichen des Lagers auf dem Pferd. Hörte man genau hin ergab sich aus den Axtschwüngen eine herrliche Melodie, von
zerschnittener Luft. Immer näher traten die lauten Pferdegeräusche und Kampfschreie zum Orkenlager und jene Orken hatten gerade noch Zeit zum erwachen, als bereits ein blutrünstiges Gemetzel stattfand. Die Orken griffen zu ihren Waffen doch vergebens, in diesem Moment schienen sie schlicht übertölpelt worden zu sein. Es lagerten mindestens fünf mal so viele Orken als Zwergenkrieger, doch wurde nicht ein Krieger in dieser Schlacht verletzt. Dutzende Köpfe der Orken flogen empor oder rollten auf dem Boden entlang. Überall floss die rote Flüssigkeit der Schlacht auf dem Boden und bedeckte ein riesiges Umfeld. Einige der unterlegenen Orken schlüpfen durch die bereits eingestürzten Mauerstellen panisch in die Stadt. Schreie von Frauen und Kindern waren zu vernehmen und viele Fensterschreiben welche just in diesen Moment zerbrachen. Vermutlich suchten die Orken in ihrer Panik gar Zuflucht in den Familienhäusern und Herbergen.

Dies war ein Zeichen, dass sich die Krieger noch etwas effizienter engagieren mussten und um so wilder schlugen sie auf die Orken ein, welche kaum mehr Zeit zum atmet hatten. Man hörte deutlich an vielen Stellen das Spritzen des Blutes, jämmerliche Todesschreie hallten auf und verstummten ebenso rasch wieder in der Nacht sowie im Getöse des Kampfes. Es dauerte nicht mehr lange und die letzten Orken fielen vor der Stadt, doch dennoch blieb keine Zeit zum erholen. Die vier Gruppen fügten sich wieder zusammen und ritten rasch durch das Südtor in die Stadt. Chaos erblickten die Augen, die Straßen waren mit einigen Leichen gepflastert und Fensterläden waren größtenteils brüchig. Aus den Gassen konnte man das Gegrunze von Orken vernehmen, welche dort Unterschupf suchten.

Zorn war es welcher sich in den Gesichtern eines jeden Kriegers widerspiegelte. Die vier Anführer schienen erschöpft, doch dachten sie nicht daran sich auszuruhen. Begosch schwank seinen Arm aus und gab somit sämtlichen Kriegern die Instruktion alles auf Orken abzusuchen. Die riesige Gruppe verteilte sich rasch in sämtlichen Ecken der Stadt und auch keine Gasse blieb unentdeckt. Die Orken hauchten nun auch in der Stadt ihr Leben aus und allmählich trat Stille in der Stadt ein.
Die Einwohner verließen nun ihre Häuser mit Fackeln, um sich kundig zu machen was in den letzten Augenblicken stattgefunden hatte. Ein jeder Bewohnter starrte mit offenen Mund auf die Blut übergossenen Krieger. Die Krieger sprangen von ihren Pferden und schnauften allesamt laut auf. Es war nicht gerade ein Leichtes gewesen diese Stadt von der Belagerung zu befreien denn es kostete viel Kampfkraft.

Marchocias stieg nun auch von seinem Reittier und schaute sich genauer um. Zahlreiche Opfer der kleinen Stadt forderte die Belagerung noch in den letzten Augenblicken. Seufzend und mit schweren Schritten lief Marchocias die Straße entlang und die Anblicke der Leichen waren schauderhaft. An einem Balken vor der Taverne lag eine Frau mittleren Alters, sie trug eine Schürze und in der Hand hielt sie ein Servierblech. Ihre Augen waren weit offen und nach oben gerollt und dazwischen, tief in ihrem Schädel vergraben, schaute eine orkische Kriegsaxt heraus. Marchocias schluckte tief ob des Anblicks und schüttete seinen Kopf langsam mit Blick zum Boden.
Plötzlich vernahm er einen lauten Panikschrei einer weiteren Dame, dieser schien aus einem der Gästezimmer zu kommen im oberen Stockwerk selbiger Taverne. Marchocias handelte rasch, er warf seinen Jutesack ab, schnappte sich seine alt vertraute Axt und stürmte die Treppen herauf. Rasant schlug er die Türe weg, als ob sie gar nicht existierte und schaute sich um. Vor ihm stand ein Ork mit dem Rücken zu ihm gekehrt und erhobenen Armes. In der Hand hielt er eine Wurfaxt welche er drohte auf die Dame zu schleudern, welche mit ängstlich-flehenden Blick zu diesem aufschaute. Gerade wollte der Ork noch weiter zum Werfen ausholen, als Marchocias mit einem lauten Schrei und einem kräftigen Axtschwung den Arm der Bestie abtrennte. Dieser flog einige Meter gegen die Wand und verursachte ein dumpfes Aufprallgeräusch. Der Ork schrie höllisch laut und wand sich blitzschnell in die Richtung seines Angreifers. Doch zu spät Marchocias holte bereits längst zum zweiten Hieb aus und stieß die Axtschneide tief in den Torso des Orks. Blut verteilte sich an den Wänden des Zimmers und eine Mischung aus zwei Schreien war zu vernehmen. Der Todesschrei des Orks sowie der Panikschrei der Frau.
Der Ork sackte in selben Moment auf die Knie, doch bevor er zu Boden fallen konnte zog Marchocias seine Axt aus dem Körper heraus und schwang sie erneut mit einem lauten Brüllen. Marchocias‘ Zorn war deutlich wahrzunehmen denn der Kopf des Orken flog dermaßen schnell vom Hals, so dass er an der Wand wie eine überreife Melone zerschellte.
Röchelnd wischte sich Marchocias das Blut aus seinem Gesicht und versuchte sich zu beruhigen. Er schaute kurz zu der Dame und stellte fest, dass es ihr gut ging.

Langsam stapfte Marchocias wieder die knarzenden Treppen der Taverne herab und begab sich auf die Straße. Begosch, welcher ebenfalls wie alle Anderen die Schreie aus der Ferne vernommen hatte, stand bereits davor und blickte ihn verwirrt an. Marchocias Arm hing schlaff nach unten, in seiner lockeren Hand die Axt welche von frischen Orkenblut nur so triefte.
Leise mit schweren Atem röchelte Marchocias ihm nur einen Satz entgegen.

„Ich will endlich ruhen.“

Begosch nickte langsam und rief laut zu seiner Gruppe:

„ALLE MAN HERGEHÖRT, DER SIEG SEI UNSER! WIR HABEN UNS TAPFER GEHALTEN DOCH NUN WERDEN WIR UNS ZUR RUHE BEGEBEN. GLEICH MORGEN WERDEN WIR WEITER REISEN!“

Die Krieger schulterten ihre Ausrüstung und ritten auseinander. Ein Jeder suchte sich irgendwo Unterkunft ganz gleich wo. Marchocias zog sich ebenfalls erschöpft in eines der Herbergenzimmer zurück und entledigte sich seiner von Orkenblut verklebten Rüstung. Rasch ließ er sich erschöpft quer auf das Bett nieder fallen und schloss so gleich seine Augen. Ein tiefer Schlaf schien ihn heimzusuchen.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 3: Belagerung

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Kapitel 4: Katakomben des Schreckens

Die Nacht verlief friedlich und die Krieger hatten etwas Zeit sich zu genesen. Ein neuer Tag brach an und die Sonne schien diesmal sogar hell und warm. Die grauen Wolken waren beinahe gänzlich verschwunden und Vögel zwitscherten fröhliche Morgenlieder. Ein bemerkenswerter Morgen nach solch einem Gemetzel. Marchocias öffnete die Augen ob der lieblich klingenden Vogelmelodien und richtete sich im Bett langsam auf. Sein Kopf jedoch brummte schwer und seine Glieder schmerzten fürchterlich. Langsam taumelte er zum Fenster und warf einen Blick auf die Straße. Diese sah noch immer verwüstet und trostlos aus.

Einige Zeit verstrich bis Marchocias seine gesamte Ausrüstung gereinigt und poliert hatte, doch dann war er bereit für den Aufbruch.
Er packte alles zusammen und ging langsam und beschwerlich die Treppe hinunter um auf die Straße zu gelangen. Wenige Augenblicke später gelangte er zum Sammelpunkt der Krieger. Diese trugen ebenfalls Rüstungen, die wie neu in der Sonne funkelten. Auch Begosch war bereits schon wieder anwesend, mit der Karte in der Hand. Langsam ging Marchocias auf Begosch zu und hielt sich mit einer Hand hinten am Nacken um seine Schmerzen zu überwinden.
Leise fast murmelnd begann er Begosch ob des weiteren Verlaufes zu fragen, welcher mit seinen Finger wieder auf einige Ortschaften deutete. Die Verbindung zwischen Khalimshar und Tetochas wurde laut Informationen von den Bürgern der Stadt Dalhask, gänzlich von den Orken zerstört. Die letzten bekannten Informationen von Tetochas, welche die Krieger erreicht hatten, waren dass die Orken einen weiteren Krieg geführt hatten und die Goblinfestung nach einer Schlacht besetzten. Diese sollte gar riesig sein, beinahe so groß wie eine Stadt. Tausende von Orken mussten sich dort angesiedelt haben. Der einzige Weg, welcher die Krieger in das Gebiet Tetochas führen könnte, führte tief unter der Erde entlang. Ein bereits seit Jahrhunderten verlassenes Gewölbe führte einige Tagesmärsche unter den Städten hindurch. Schon seit vielen Jahrzehnten setzte Niemand mehr einen Fuß in diese Katakomben und irgendwie schien dies auch begründet zu sein, doch war das Wissen ob dieses Grundes schon längst ausgelöscht. Niemand wagte es sich dort hinab zu gehen, da gar schreckliche Gerüchte hausierten. Einige Leute behaupteten Dämonen trieben dort unten ihr Unwesen, andere wieder hingegen meinten schreckliche Seelengeister trieben dort ihr Unwesen und bereicherten sich sich schon bei Blickberührung der Seelen von Fremdlingen. Diese, sowie zahlreiche weitere Geschichten der unterirdischen Gänge, waren ihnen bekannt.

Begosch hatte diesen Weg schon einige Tage zuvor eingeplant und auch war ihm bewusst, dass die Krieger ihre Reittiere in Khalimshar lassen mussten um die Katakomben zu Fuß zu durchqueren. Jedoch hatte er Verbindung zu den beiden Festungen Gortan und Kir aufgenommen. Festungen zweier reicher und angesehener Zwerge. Sie waren keine Landesherrscher oder der Gleichen, jedoch besaßen sie beide eine sehr große eigene Leibgarde von jeweils gut dreihundert Zwergen. Sie sicherten ihre Kampfkräfte Begosch zu. Auch neue Reittiere sollten den Kriegern für die Schlacht zur Verfügung gestellt werden, doch dies schien sich noch etwas hin zu ziehen. Der Ausgang der Katakomben musste sich irgendwo in der Mitte des Borkenwaldes befinden welcher dicht bewachsen war.
Auch einige Krieger aus den benachbarten Städten sicherten ihre Talente zu, sobald Begosch mit seinen Krieger aus dem Borkenwald erscheinen sollte.
Um die Katakomben zu erreichen mussten sie den so genannten Schreckensturm aufsuchen, welcher seinen Namen ebenfalls ob vieler Schauergeschichten erhalten hatte. Die Krieger brachen auf und marschierten nun gen Osten in Richtung des Turms. Es war eine Reise von etwa einem Tagesmarsch und etwa zur selben Zeit wie am Tage zuvor erreichten sie den riesigen Turm auch. Die Krieger rasteten dort, stärkten sich mit Nahrung und legten sich für wenige Stunden hin um sich zu erholen.

Der Morgen brach an und vereinzelte Vögel begannen zu zwitschern, jedoch ward von der Tageshelle noch nicht viel zu sehen. Ein jeder Krieger wurde von Begosch und Marchocias geweckt, da sie früh beginnen mussten sich aus den Bäumen eine Menge Fackeln herzustellen.
Einige Stunden später war es soweit, die Krieger packten ihre schweren Ausrüstungsgegenstände und gingen langsam den Turm hinab.

Die große Truppe befand sich nun in langen schmalen Gängen welche stockdüster waren, aber durch die Vielzahl von Fackeln dennoch ausreichend beleuchtet wurden. Modernder Geruch stieg den Kriegern in die Nase und hin und wieder kam ihnen ein seltsam warmer und übel riechender Dunst entgegen. Mehrere Tierleichen lagen in den ersten Gängen herum und waren bereits am verwesen, welches einigen Kriegern die Hautfarbe zu verändern schien. Mit den Ärmeln vor dem Mund marschierten sie trotz dieses Umstandes weiter. Totenstille herrschte in jenen Katakomben und nur die Stimmen sowie Schritte der Krieger hallten überall an den Wänden entlang. Es kam immer mal wieder vor, dass man Wassertropfen vernehmen konnte, welche vermutlich in Pfützen einschlugen, doch sonst verlief der lange Marsch sehr ereignislos. Die Gänge wurden jedoch immer breiter und besser begehbar, so dass der Marsch weniger anstrengend werden sollte. Stunde um Stunde marschierte sie die endlos wirkenden Gänge entlang. Ein langatmiger und fader Marsch.

Plötzlich hallte ein lautes Schnappen auf, was sich wie das auslösen einer metallenen Feder anhörte, dicht gefolgt von einem Geräusch was sich so anhörte als ob man einen Pflock durch einen Körper stoßen würde, nur ward dieses Geräusch deutlich stärker vernehmbar. Dicht gefolgt von diesem Geräusch oder gar beinahe zur selben Zeit hallte ein sehr lauter, jedoch kurzer Todesschrei von einem der Zwergenkrieger auf. Schlagartig und erschrocken blieb die Truppe stehen und leuchtete mit den Fackeln um zu erkennen was sich dort abspielte. Was sie erblicken mussten ward fürchterlich.

Riesige Holzpfähle hatten einen der Krieger von unten nach oben durchbohrt und ragten bis in die Decke des hohen Ganges. Die schwere Prunkrüstung aus massiven Schwarzfels wurde durchbohrt wie Butter. Blut rann aus jeder Öffnung der Rüstung in Strömen und eine Spitze der Pfähle hatte sich direkt durch das Gesicht des Kriegers gebohrt und jenes völlig entstellt.
Die Beine baumelten halb abgetrennt am Körper umher und es fehlte nicht mehr viel, als dass der Leichnam sogar beinahe hätte auseinander fallen können. Der Anblick war so fürchterlich, dass einige Krieger sich zur Seite beugen mussten um sich zu übergeben.

Verdutzt näherten sich Marchocias und Begosch vorsichtig den Pfählen. Mit offenen Mündern standen sie eine ganze Weile wie angewurzelt vor der riesigen Todesfalle, welche sich so rasant in die Decke bohrte, dass sogar Steinbrocken herab gefallen waren. Der Weg ward nun durch die riesigen Holzpfähle den Kriegern versperrt, doch was die wichtigere Frage war: Warum befand sich in den Katakomben solch eine mächtige Falle? Von wem wurde sie errichtet und zu welchem Zweck sollte sie dienen? Eines war jedoch klar, sie sollte sicher keine menschliche Kreatur töten, denn die Kraft dieser Falle hätte ohne Zweifel mindestens ausgereicht eine Kreatur mit der Größe von vier Bären zu zerfleischen, als würde ein Messer durch ein Stück Butter gleiten. Die Krieger hielten inne um sich zu beraten und nach einiger Zeit kamen sie dennoch zu dem Entschluss, weiter vor zu dringen. Schließlich ging es um einen Krieg welcher vereitelt werden musste, egal was sie noch erwarten würde. Im Wechsel begannen die Krieger mittels ihren schweren Äxten die Holzpfähle zu zerkleinern und sich den Weg frei zu bahnen. Es war keine erfreuliche Arbeit, ob des Leichnams der noch immer von unten bis oben aufgespießt war, jedoch konnte man mit den Axthieben keine Rücksicht darauf nehmen.
Nach einer ganzen Weile galt der riesige Gang wieder als begehbar und die Krieger gingen mit erhöhter Vorsicht weiter. Jedoch trafen sie auf keine weitere Falle und so marschierten sie noch einige Stunden bis zur Erschöpfung.

Schlafplätze wurden in den düsteren großen Gängen errichtet und man rastete in den Katakomben in jener Nacht. Bei jedem Krieger lag jedoch die Waffe schnellstmöglich griffbereit, so dass sie auf jede Situation vorbereitet waren. Lediglich die Schnarchgeräusche der fünf dutzend Krieger hallten nun noch durch die Gänge.
Es verging Stunde um Stunde, als die Krieger plötzlich vom starkem Aufhusten einiger geweckt wurden, welches klang als würden sie ersticken.
Die Masse der Krieger war nun gänzlich wach und forschte ob des Grundes der Hustenden.
Ein stechender Geruch lag in der Luft welcher den Kriegern beinahe die Luft abschnürte.
Marchocias nahm sich dem Geruch etwas genauer an und es dauerte nicht lange bis er dahinter kam, um was es sich dabei handeln würde.

Leise murmelte Marchocias etwas nachdenklich von „Mhhh Schwefel“ und Begosch nickte ihn bestätigend zu. Doch was hatte dies zu bedeuten, dieser plötzliche stechende Geruch welcher den ganzen Gang erfüllte. Die Krieger nahmen ihre Ausrüstungsgegenstände und machten sich rasch wieder auf den Weg welcher immer weiter nach Osten führte. Nach einigen Augenblicken schallte ein schrecklich tiefes Brüllen durch sämtliche Gänge. Nun war den Kriegern schlagartig bewusst, dass die Gerüchte in einem Punkt zumindest mit der Wahrheit übereinstimmen würden: Sie waren nicht alleine dort unten.
Nun war auch geklärt, aus welchem Grunde sich diese Falle in einen der Gänge befand.

„Wollen wir wirklich weiter gehen?“ Fragte Todd mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Marchocias und Begosch nickten, da sie die Katakomben erstens schon weit über die Hälfte begangen hatten und zweitens die gesamten Leben des Landes ohnehin in Gefahr schweben würden. Langsam gingen die Krieger allesamt den Gang weiter entlang und langsam spürte man auch immer mehr diese Schwarten der warmen Luft, welche sie schon beim Betreten leicht wahrnehmen konnten. Die Luftzüge wurden jedoch immer wärmer, beinahe schon unerträglich für einen Marsch, doch musste sich die Gruppe zusammenreißen und wohl oder übel unter dieser Bedingung weiter laufen. Plötzlich tat es einen dumpfen und tiefen Schlag, welcher durch die Gänge donnerte. Die Gruppe blieb überrascht stehen und lauschte. Ein zweites Mal ertönte der unangenehm laute hallend, dicht gefolgt von einem Dritten und von einem Vierten.

„Sind dies etwa Schritte?“ fragte Marchocias leise und etwas verunsichert, doch außer einem Schulterzucken von Begosch erhielt er keine Antwort auf seine Frage. Die Schläge fanden nun in immer kürzeren Zeitabständen statt und wurde von mal zu mal Lauter. Marchocias und Begosch wendeten sich gegenseitig zu, schauten sich an und riefen laut zur gleichen Zeit: „ES SIND SCHRITTE!!!“ Alle Krieger zogen beinahe zeitgleich ihre Waffen und das Klirren von zahlreichen Äxten war zu vernehmen. Marchocias rief lauthals in die hinteren Reihen: „SCHÜTZEN NACH VORNE UND POSITIONIEREN!“ Ein gutes Dutzend schwer gepanzerter Armbrustschützen stellten sich in zwei Reihen an vorderster Front auf und spannten dicke, schwere Bolzen mit scharfen Metallspitzen ein. Dicht gefolgt von Marchocias und Begosch, welche die erst positionierten Nahkämpfer bildeten.
Das Schritte wurden immer lauter bis nahezu unerträglich laut und die Krieger waren bereit für eine weitere große Schlacht mit einem unbekannten Wesen.
Aus der ferne konnte man neben den schritten nun ein grelles Licht wahrnehmen, welches die Krieger blendete, dieses verschwand hin und wieder und tauchte in unregelmäßigen Abständen wieder auf. Viele Schritte fehlten nun nicht mehr bis zur Begegnung mit der Kreatur und die Krieger begannen nervös zu Schlucken. Von Sekunde zu Sekunde trat der Zeitpunkt der Schlacht näher und endlich war die Kreatur angekommen.

Eine riesige Bestie auf vier Beinen plusterte sich bedrohlich vor der Menge der Krieger auf und ließ sie allesamt wie Spielzeuge erscheinen. Die Krallen der Pfoten waren in etwa so groß wie einer der Krieger selbst und aus dem lang gezogenen Maul ragten bedrohlich wirkende lange Reißzähne. Die Kreatur besaß einen langen schmalen Hals sowie Flügel, welche alleine durch einen Flügelschlag beinahe eine solche Druckwelle auslöste um die Krieger umzuwerfen. Der riesige Schweif der schwarzen Kreatur schlug fortan von links nach rechts und umgekehrt gegen die Wände und lies den gesamten Gang erzittern.
Massive Schuppen umgaben diese Kreatur, welche dadurch sehr gut gepanzert wirkte.
Die Kreatur begann brüllte laut auf, so dass allen bewusst war sie würde jeden Moment zum Angriff schreiten.

Begosch gab den entscheidenden Befehl zum Feuern und ein wilder Bolzenhagel flog der Kreatur entgegen. Verdutzt schauten die Schützen drein, als sie sahen wie die Bolzen ohne auch nur eine einzige Schramme an der Kreatur zu hinterlassen, einfach abprallten. Die riesige Kreatur öffnete weit das Maul und hätte somit mehrere Ochsen zur gleichen Zeit verschlingen können doch stattdessen geschah etwas ganz anderes. Kleine sowie größere Funken flogen im Maul hin und her, gefolgt von immer größer werdenden Flammen, welche aus dem riesigen Rachen der Kreatur zu entstammen schienen.

„LAUFT!“ Rief Marchocias, doch in diesem Moment, bevor auch nur einer der Schützen reagieren konnte, stieß die Kreatur ihnen einen riesigen heißen Feuerstrahl entgegen. Marchocias und Begosch mussten mit ansehen wie sämtliche Schützen jämmerlich Verbrannten. Flammen stießen aus den Visieren der Helme und ein abartiger Geruch von verbranntem Fleisch hüllte geschwind den Gang ein. Man hörte gar wie das Fleisch und sämtliche Innereien sowie das Blut der Schützen in den Rüstungen zu kochen schienen, bis die schweren Harnische zu Boden fielen und eine eklige Flüssigkeit aus den Öffnungen der Rüstungen den Boden bedeckte.

Die Krieger begannen zu Laufen, auch Marchocias und Begosch ergriffen schnellstmöglich die Flucht, was durch die schweren Harnische mehr als Beschwerlich war, doch die Todesangst half jenen Kriegern dabei nicht aufzugeben. Während der Flucht dachte Marchocias über eine Lösung nach, doch ohne Ergebnisse. Schon alleine der Gedanke an die beiden Drachen Phyrthena und Preutheus, welche vor vielen Jahren seine Heimat heimsuchten, nahm ihn jegliche Hoffnung auf Erfolg bei diesem Wesen. Damals reichte eine ganze Armee nicht aus und diese Wesen mussten mit einem mächtigen Bannzauber gestoppt werden, doch solch eine Lösung ward nun nicht ansatzweise gegeben.
Das Laufen hatte schon bald keinen Zweck mehr, die Bestie kam immer näher und bewegte sich um einiges schneller als die Krieger. Sie schienen alle Verloren. Marchocias lief als hinterster Mann hinter der Gruppe, am dichtesten zum Drachen.
Er lief immer schneller doch spürte er schon die Bewegungen der Kreatur als Rückenwind und letztendlich gab er erschöpft auf. Marchocias wendete sich um, bereit vom Tod geholt zu werden und der Drache öffnete abermals sein riesiges Maul. Mit wenig Hoffnung löste Marchocias hastig sein Schild vom Rücken und schrie während dessen zu den anderen Kriegern: „LAUFT UM EUER LEBEN, ICH SCHENKE EUCH ETWAS VORSPRUNG!“

Wieder erblickte Marchocias die Funken im Maul, sowie die sich langsam aufbauenden Flammen, und hielt mit geschlossenen Augen den Schwarzfels Rundschild vor sich. Als er einen kurzen Blick zur Seite warf stellte er fest, dass Begosch, Todd und Ogrim die ganze Zeit nicht von seiner Seite wichen. Sie alle zückten ihre Schild und bildeten eine gewisse Barrikade für die Todesflamme, welche der Drache nun ausstieß. Es wurde entsetzlich heiß, sogar auf der Rückseite der Schilde. Die vier Krieger schrien auf, denn ihre Hände brannten wie Feuer trotz der Plattenhandschuhe. Die Haare der Krieger senkten an, so schmerzhaft heiß wurde es, doch die Schilde ließen es nicht zu, dass ihre Körper verbrennen. Die wenigen Sekunden kamen den vier Kriegern vor wie Stunden im Höllenfeuer doch sie hielten stand und dachten nicht daran die Schilde loszulassen, denn dies wäre zweifellos ihr Ende gewesen. Während die vier im „Höllenfeuer“ standen dachte Marchocias nicht an seinen Tod sondern an seine Freunde. Sein Leben strich in diesen kurzen Augenblick gedanklich an ihm vorbei und er begann trotz seiner schrecklichen Qualen zu lächeln. Es waren schöne Gedanken und er spürte den Schmerz des Feuers kaum noch, da er sich nun ganz woanders befand. Ein Blick zu seinen Mitstreitern verriet ihm, dass es ihnen nicht anders erging.

Marchocias begann laut zu summen und Begosch sowie Todd und Ogrim stimmten mit ein. Sie alle hatten sich damit abgefunden nun ihr Leben zu lassen, doch retteten sie die Leben der gesamten Truppe. Schweiß rann in Strömen von den Vieren.
Immer lauter Summten die vier glorreichen Streiter und begannen auf einmal ein alt bekanntes Zwergenlied harmonisch zu singen. Noch immer hielten sie mit ihren Schilden der riesigen Flamme stand doch plötzlich erlebten sie eine große Überraschung, womit sie überhaupt nicht mehr rechneten. Kampfschreie von vier Dutzend Kriegern ertönten, welche sich auf den Rückweg befanden und sich eher opfern wollten und an der Seite ihrer Vorbilder sterben würden, anstatt sie einen qualvollen einsamen Tod erleiden zu lassen.

Endlich ließ die Flamme nach. Die Schilde glühten in einem feurigen Rot und glichen einem geschmiedeten Schild welches sich frisch von der Esse auf einem Amboss befand.
Die vier tapferen Streiter verschnauften und versuchten sich zu erholen, doch die Kreatur holte bereits Luft für eine neue Schreckensflamme.
Da kam Marchocias ein rettender Gedanke, schnell nahm er den glühenden Schild seitlich in die Hand und schleuderte diesen im Moment der Flammenbildung wie einen Diskus dem langen Hals der Kreatur entgegen. Der Hals wurde von dem glutheißen Schild wie ein Käse aufgeschnitten, Flammen stießen heraus und das Haupt der Bestie fiel, mit einem lauten Todesschrei und einem dicht gefolgten schweren Schlag, seitlich zu Boden.
Das Blut des Drachens verteilte sich über dem Boden und löste sich in Stichflammen auf, ebenso wie der Kadaver welcher augenblicklich verbrannte.

Die Menge jubelte, es war kaum zu Glauben doch die Bestie ward, entgegen aller Hoffnungen, besiegt.
Keuchend schaute Marchocias zu seinen Mitstreitern und lachte trotz seiner schweren Verbrennungen auf. Ungeachtet der Schmerzen konnte er auf einen humorvollen Satz nicht verzichten, als er das Blut in Flammen aufgehen sah.

„Mir scheint als hätten wir da einen Heißblüter erwischt!“

Begosch schmunzelte und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich denke ihm wurde einfach nur warm ums Herz.“

Alle Krieger mussten nun auflachen und jubelten ob des glorreichen Sieges. Eine ganze Weile verschnauften die Krieger und legten einen Augenblick des Schweigens ob der gefallenen Mitstreiter ein, welche auf diesem Marsch tapfer ihr Leben ließen.

Nun waren sie nicht mehr als drei Wegstunden vom Ausgang entfernt und schritten um so motivierter Weiter. Erschöpft und dennoch mit letzter Kraft trat man nach einer ganzen Weile endlich wieder an das freie.
Nun befanden sich die Krieger allesamt im Borkenwald, wie es Begosch ankündigte…
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 4: Katakomben des Schreckens

Beitrag von Lise »

Kapitel 5: Borkenwald

Der Ausgang der Katakomben befand sich auf einer größeren Lichtung, worauf der Kriegertrupp ohne Probleme Platz fand. Der Blick gen Himmel verriet ihnen, wie lange sie wirklich in diesen Katakomben umher irrten, denn die Nacht ward bereits wieder herein gebrochen. Der Himmel war klar in einem tiefen Dunkelblau und die Sterne leuchteten Hell.
Überall roch es nach feuchten Gras und Zikaden zirpten von allen Himmelsrichtungen. Der Wald um die Lichtung herum war dicht bewachsen, so dass man diesen kaum durchqueren konnte.

Doch wie sie den Wald verließen würden, darüber machten sie sich in diesem Moment noch keine Gedanken, denn ein jeder Krieger war vollkommen erschöpft nach diesem Abenteuer.
Einige Zwerge suchten alte Bäume und fällten diese um sie zu reichlich Feuerholz zu verarbeiten. Dutzende Schlafplätze wurden errichtet und einige kleinere Lagerfeuerstellen. Auch die Zwerge Begosch, Marchocias, Todd und Ogrim errichteten sich ein Lagerfeuer und zogen gemeinsam zwei riesige Baumstämme welche sie rechtwinklig um die Lagerfeuerstelle platzierten. Wenig später erhellten zahlreiche Lagerfeuer die Nacht und die Streiter versammelten sich darum.
Marchocias saß stillschweigend neben Begosch auf den Stamm und starrte immer wieder abwechselnd in die Gesichter seiner Mitstreiter. Auch sie schwiegen und schauten nachdenklich in die lodernden Flammen. Marchocias betrachtete nun seine Arme und schluckte leicht auf. Zahlreiche Brandnarben hatte der Drache hinterlassen. Seine Haare waren an den Seiten abgesenkt und auch an seinen Wangen hinterließ die Drachenflamme ihre Merkmale.
Es war eine recht seltsame Begebenheit, vier Dutzend Krieger und nicht ein Einziger begann zu reden, wie es sonst unter ihnen üblich war. Alle sahen erschöpft und mitgenommen aus und schauten nachdenklich durch die Gegend.

Marchocias schaute sich nun gründlicher in der Gegend um und machte sich nun erstmalig Gedanken, wie sie sich durch die starken wirkenden Bäume schlagen konnten. Es würde viel Kraft kosten diesen Wald zu verlassen und wer weiß, ob sie nicht noch mit unangenehmen Überraschungen rechnen müssten. Seine Blicke schweiften weiter in alle Richtungen und durch die Baumkronen. Sein Blick fixierte sich plötzlich auf eine bestimmte Baumkrone im Westen. Irgendetwas schien die Kriegergruppen mit leuchtenden roten Augen zu beobachten. Das Leuchten verschwand hin und wieder kurz und tauchte sofort wieder auf, da die fremde Kreatur in der Baumkrone wohl öfters die Augen zuschlug.
Marchocias stupste Begosch leicht an welcher zu ihm schaute und gerade seine Stimme erheben wollte, doch Marchocias legte seinen Finger auf seine Lippen und deutete ihm mit einem „Pssst“ an, dass er schweigen solle. Begosch schien nicht zu begreifen und schaute verwirrt bis Marchocias in Richtung der Baumkrone deutete. Marchocias begann flüsternd zu sprechen „Wir sind nicht alleine hier“.
Begosch nickte und schaute sich nun auch genauer um jedoch sehr langsam um dem fremden Wesen nicht zu zeigen, dass es bereits entdeckt wurde. Bei genaueren Hinblicken stellten sie fest, dass es einige Augenpaare mehr waren, welche aus den Baumkronen heraus neugierig beobachteten. Vielleicht ein halbes Dutzend aus verschiedenen Richtungen.
Ein Ast knackste laut unter dem Fuß eines Kriegers, welcher sich gerade erheben wollte um sich lauthals zu strecken, was zur Folge hatte, dass sämtliche Augenpaare verschwanden. Ein sich entfernendes Rascheln war aus allen Richtungen in den Baumkronen zu vernehmen.

„Bist du sicher, dass wir hier rasten sollten? – Ich habe da ein sehr mulmiges Gefühl.“ Begosch zuckte auf Marchocias Frage wieder einmal nur mit den Schultern, denn welche Wahl hatten sie schon? Einige Zeit verstrich und die Krieger hatten nun alle ihren Schlaf gefunden. Nur Marchocias und Begosch schienen mit offenen Augen zu liegen und beobachteten die Baumkronen.
Plötzlich war aus der ferne ein tiefes Brüllen zu hören, welches die Zwerge aber nicht zu wecken vermochte. Es klang wie das Brüllen eines größeren Raubtieres, das vielleicht gute Tausend Schritt entfernt war. Das Brüllen verklang wieder in der Nacht und Marchocias schloss nun endlich auch die Augen. Für kurze Zeit hatte er einen recht angenehmen und erholsamen Schlaf, doch dann ertönte das Brüllen wieder, nur erklang es diesmal deutlich lauter als das Erste. Die Krieger schlugen allesamt ihre Augen auf und schauten sich wachsam um. Das Brüllen ertönte erneut und deutlich bedrohlicher. Irgend etwas schien auf die Zwerge zuzukommen doch diesmal klang es wie ein übergroßes Raubtier. Für einen Wolf oder einen riesigen Tiger ward dieses Geräusch jedoch eindeutig zu laut.

Alle Zwerge hatten nun ihre Waffen gezogen. Äxte, Kriegshämmer und Morgensterne wurden geschwungen um der Gefahr gewappnet zu sein. Das Brüllen ertönte nun aus gefährlicher Nähe und die Krieger vernahmen schnelle, galoppierende Schritte, welche jedoch nicht aufschlugen sondern wie auf weichen Pfoten auf sie zu kamen. Zwei Krieger standen zwischen zwei der riesigen Bäume und hielten Ausschau, die Waffen gezückt und auf das Schlimmste gefasst. Das Galoppieren kam immer näher und ein Baum nach dem Anderen wurde weg gebrochen wie dünne Halme. Plötzlich ertönten die zwei Schreie, der wachenden Krieger und man konnte sehen wie sie in die Höhe flogen und, mit einem lauten Scheppern ihrer Rüstungen, tödlich auf dem Boden aufschlugen.

Die Kreatur baute sich nun gut sichtbar vor den Kriegern auf und die Blicke waren fassungslos. Eine vierbeinige Bestie welche mindestens die Größe von sechs Ebern besaß. An den Pfoten befanden sich tödliche Klauen und am Kopf der Bestie besaß sie drei spitze, riesige und scharfe Hörner. Zwei der Hörner befanden sich links und rechts an der Stirn, das Dritte stand aus dem Kinn der Kreatur hervor und war nach unten gebogen. Das Maul des „Tieres“ war ebenso riesig und lange bedrohliche Eckzähne ragten aus diesem heraus. Der Rücken ward ähnlich wie bei dem Drachen zuvor mit panzernden Schuppen bedeckt, welche hell glänzten.
Der Schweif der Kreatur wirkte kräftig und man mochte sicher nicht von einer der Schweifbewegungen mitgerissen werden. Überhaupt jeglicher Kontakt mit dieser wütenden Bestie sollte tödlich ausfallen. Im Gesicht selbst trug es keine Schuppen, so dass es wie eine günstige Schwachstelle aussah, wo sie verletzlich wirkte, doch befand sich selbiges Gesicht in für die Zwerge unfassbaren Höhen.
Die Bestie schnaubte durch die riesigen Nasenhöhlen und schaute sich nach Opfern um, als ob sie genau planen würde, in welcher Reihenfolge sie die Krieger taktisch auseinander nehmen würde. Die Zwerge jedoch fackelten nicht lange und rannten mit ihren Waffen sowie lautem Kriegsgeschrei auf das Wesen zu. Einer der Krieger schleuderte seinen Morgenstern in die Höhe, welcher in Richtung des Gesichtes der Bestie flog. Der Morgenstern bohrte sich in die Stirn der Bestie und bleib dort hängen, doch es hielt die Bestie keineswegs ab weiter zu toben.
Einige Zwerge bildeten eine Klettermauer und Ogrim wartete einen günstigen Moment ab und wagte es auf den Rücken des Monstrums zu springen.
Schreiend zückte Ogrim seine riesige Axt und versuchte durch Schuppen zu ringen, welches ihm ob der heftigen Bewegungen jedoch nur schwer gelang. Immer schwerer wurde es sich auf dem Rücken der Bestie zu halten, doch er blieb standhaft. Zwei Schuppen trennte er mit seiner Axt und hielt sich mit einen Arm an einer anderen Schuppe fest, um nicht abgeworfen zu werden.
Mit lauten Gebrüllen hackte er mit seiner Axt immer wieder tief in das Fleisch des Rückens von der Bestie. Blut spritzte aus der tiefen Fleischwunde heraus und die Bestie heulte laut auf. Sie wehrte sich energisch gegen die Axthiebe welche in ihr Fleisch eindrangen und schüttelte sich wild umher. Ogrims Hand konnte sich nicht mehr an der Schuppe halten und er flog in einem hohen Bogen gegen einen Baum. Von weitem hörte man deutlich wie der gesamte Knochenbau in seinem Körper zersplitterte und laut aufknackte. Die leblose Hülle Ogrims fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden.

„NEIIIIIIIIIIIN!“ rief Ogrims Bruder Todd laut auf als er das schreckliche Ereignis mit ansehen mussten. Sein Blick wendete sich der Kreatur zu und sein Zorn nahm ihn die Kontrolle über sein Tun. Laut Brüllend lief er auf die Bestie zu als ob er sie erschlagen wollte, aber die Idee war nahe zu geisteskrank, denn er schien gerade in Begriff zu sein, seinen eigenen Tod in die Augen zu schauen.

Marchocias rannte ihm Nach und sah wie die Bestie Todd ins Visier nahm. Die Bestie wendete um, galoppierte einige Schritte von dannen und wendete sich wieder in Todds Richtung um. Mit Anlauf raste das Biest Todd entgegen, dass Haupt tief gesenkt um ihn mit einen der beiden Hörner zu erwischen. Marchocias lies sämtliche Waffen fallen um schneller laufen zu können. Das rechte Horn der Bestie kam Todd immer näher welcher nun wie angewurzelt dar stand und seine Lebensmüdigkeit zu spät bemerkte. Todds Mund öffnete sich und seine Hand öffnete sich um die Axt fallen zulassen. Leise zu sich selber doch ohne Panik sprach er ein „Das wars…“ aus und schloss die Augen. Er ward nur noch einen Wimpernschlag von seinem sicheren Tod entfernt, da sprang Marchocias ihm von der Seite an und riss ihn aus der Bahn des galoppierenden Monsters.
Laut schrie Marchocias auf, denn das Horn hinterließ während des Sprunges eine tiefe Fleischwunde in seinen Arm.
Todd rappelte sich schnell auf und brachte sich in Sicherheit. Als er sich umdrehte sah er Marchocias verletzt am Boden liegen. Die Bestie befand sich bedrohlich mit dem Gesicht über Marchocias und hob ihren Kopf weit nach hinten. Das spitze Horn am Kinn der Bestie befand sich nun über Marchocias, welcher sich vor Schmerzen kaum noch bewegen konnte und auf dem Rücken lag.
Todd wollte gerade zurücklaufen um Marchocias zur Seite zustehen, doch da schnellte das das Kinn plötzlich nach unten und das Horn bohrte sich Marchocias tief in die Brust.
Marchocias schrie entsetzlich auf, doch seine Kameraden konnten nichts tun.

Die Bestie hob das das Haupt wieder und zum Entsetzen Aller, mussten sie erblicken wie das Horn seinen Körper gänzlich durchbohrt hatte und zum Rücken hinausragte. Marchocias hing nun erschöpft mit herabhängenden Armen an dem Kinnhorn der Bestie, sein Hals nach hinten gebeugt und mit einem auf den Kopf stehenden Blick zu den Kriegern. Blut lief ihm aus den Mundwinkeln und sein Körper zuckte mehrere Male auf. Er röchelte auf und brüllte mit aller Kraft seine letzten Worte zu seinen Mitstreitern.

„LAUFT UM EUER LEBEN, DIESE KREATUR KÖNNT IHR NICHT BESIEGEN!!!“

Begosch und Todd sahen entsetzt zu Marchocias auf, welcher an dem Horn langsam nach unten rutschte und aus einer nicht gerade geringen Höhe leblos auf die Erde niederfiel.
Für Marchocias kam jede Hilfe zu spät und wohl oder übel mussten die Krieger nun die Flucht ergreifen.

Halb brüllend und mit einem Tonfall des Entsetzen und der Trauer rief Begosch zu seinen Mitstreitern, „NACH WESTEN!!!“


Die Krieger rannten so schnell sie konnten nach Westen und glücklicherweise schien der Weg nun frei zu sein, da aus selbiger Richtung die Kreatur angestürmt kam, welche sämtliche Bäume beseitigte. Immer weiter rannten sie gen Westen und hatten die Kreatur dicht auf den Fersen, welche sich nicht abschütteln ließ. Auf Einmal hallte ein neuer Todesschrei auf und man konnte im Rennen wahrnehmen wie einer der Krieger geschnappt wurde und von den riesigen Zähnen der Bestie förmlich zermalmt wurde. So unangenehm die Situation war, es verschaffte den anderen einen winzigen Vorsprung, denn sie kamen dem Ausgang des Waldes noch lange nicht näher. Begosch versuchte sich hastig einen Plan auszudenken und hatte eine Idee. Er entledigte sich im Lauf seines Rucksacks und warf ihn auf den Boden. Die Bestie schlug mit einer der Pfoten auf den Rucksack auf und man hörte einen lauten Knall. Die Bestie fiel benommen um und blieb auf der Strecke liegen.

„WEITER MÄNNER, LAUFT LAUFT!“

Immer schneller rannten sie trotz der gewonnenen Zeit und es vergingen ungefähr zwei Stunden bis sie nur noch wenige Augenblicke vom Westausgang des Waldes entfernt waren. Da hörten sie wieder das bedrohliche Brüllen. Die Bestie hatte ihr Bewusstsein wieder erlangt und nahm die Verfolgung wieder auf. Immer näher schloss die Kreatur auf den Zwergentrupp auf und Begosch konnte nur noch hoffen, dass die Streitkräfte bereits am Ende des Dunkelwaldes warten würden, welche er vor einigen Tagen her orderte.
Die Gruppe verließ endlich den Borkenwald und traf plötzlich auf eine weitere große Angriffsgruppe von Zwergenkriegern, mit einer Vielzahl von Armbrustschützen an vorderster Reihe.

Die Bestie folgte Begoschs Truppe und wurde beim verlassen des Waldes von einem riesigen Bolzenhagel begrüßt. Blut spritzte der Bestie aus dem Gesicht und sie begann zu taumeln, bis sie mit einem lauten Schlag tot zu Boden viel.

Die Krieger keuchten schwer und waren kurz vor dem Zusammenbruch gewesen. Schweiß floss in Strömen und es wurde schwer geatmet. Der Hauptmann der neuen Kriegergruppe lief auf Begosch zu um ihn zu begrüßen doch dieser winkte ab und deutete an in Ruhe gelassen zu werden. Todd stand nachdenklich ob der letzten Ereignisse neben Begosch und fing einen zornigen Blick von Begosch ein. Langsam marschierten sie schweigend in Richtung Cares.

Es vergingen wenige Stunden und Cares wurde von den Kriegern erreicht. Für diesen Tag suchte ein Jeder sofort eine Unterkunft, da sie mit ihren Kräften am Ende waren. Nur Begosch suchte als einziger die städtische Taverne auf und bestellte einen riesigen Humpen Bier. Todd betrat wenige Zeit später die Taverne und nahm schweigend neben Begosch platz. Eine Weile lang schaute Todd schweigend zu Begosch und schien abzuwarten. Begosch schaute zu Todd auf und zerschlug das halbvolle Glas auf dem Tisch und brüllte ihn an.

„ES IST DEINE SCHULD! WEGEN DIR MUSSTE MARCHOCIAS SEIN LEBEN LASSEN, DEINE DUMMHEIT FORDERTE DAS OPFER EINES GUTEN MANNES!“

Todd schien sich Vorwürfe zu machen, dennoch ward auch er Wütend, dass Begosch so eiskalt ignorierte, dass auch Er eine wertvolle Person verlor, seinen Bruder Ogrim.
Todd erhob sich schweigend und verließ die Taverne ohne dass Begosch ihm einen Blick hinterher warf. Langsam zog er das Pergament aus seiner Tasche, welches ihm Marchocias am ersten Tag seiner Ankunft anvertraute. Langsam mit schweren Herzen rollte er es auf und warf einen Blick darauf. Wie Marchocias erwähnte befanden sich auf dem Schreiben Namen von den Personen die er nun unverzüglich anschreiben sollte, dass hatte er Marchocias versprochen. Seufzend nahm er eine Feder zur Hand und begann die Briefe zu schreiben. Zu den Empfängern gehörten auch Marchocias verlobte Lahandria sowie Elpidaraa Lise tou Alcelen.

„Werte Bekannte / Bekannter von Marchocias,

Dieses Schreiben erreichte euch auf Order von Marchocias persönlich. Mein Name ist Begosch, Hauptmann der Streitkräfte in Khalimshar, dem Land in welchem ich ihn einst ausbildete. Wir bedauern das Marchocias im Kampfe gefallen ist. Selbstlos stellte er das Leben eines Kameraden über das seinige und brachte sein Leben als Opfer. Tapfer setzte er sich ein in einem Krieg, welcher unschuldigen das Leben kostete. Er kam einer Bitte von mir nach und half uns, mit großen Teilerfolgen, viele Bürger der schutzlosen Städte vor dem sicheren Tod zu bewahren. Er starb in letzter Nacht als Held und er wird in unserem Land nie in Vergessenheit geraten. Möge er sich nun an einem friedlicheren Platz befinden und uns im Herzen auf ewig erhaben bleiben.

Gezeichnet,
Begosch.“

Mit Tränen im Herzen vollendete er den letzten Brief und unterzeichnete ihn. Er faltete alle zusammen und beauftragte einem Boten die Post mit dem schnellsten Bot und den fähigsten Botsmann zu Marchocias Heimat zu bringen. Es sollte nun nicht allzu lange dauern, bis die Post die Adressaten erreichte.
Begosch begab sich anschließend auch zur Ruhe ohne eine Ahnung zu haben, wie es nun weiter gehen sollte.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 5: Borkenwald

Beitrag von Lise »

Kapitel 6: Schock

Nach einem langen und anstrengenden Tag erreichten Lise und ihre treue Stute Aleiga wieder die Toren der mächtigen Drakna Festung. Die Sonne war gerade dabei im Meer zu versinken und färbte die tropische Insel in abendlichem Rot als Lise durch die letzten langen Schatten der hohen Bäume vor der Festung ritt. Lise war froh den dichten Dschungel endlich hinter sich gelassen zu haben. Eigentlich wollte sie sich gleich hinlegen um sich die kürzlichen Spannungen zwischen den Drakna und den Paladinen durch den Kopf gehen zu lassen, als sie einen recht ängstlich erscheinenden Boten hinter einer der Steinsäulen an der Brücke entdeckte. Langsam ritt sie etwas näher und sah zu ihm herab.

„Was hast tua hier zu suchen Manthossum?“

Der Bote schien erst gar nicht zu wissen was er sagen sollte und begutachtete die Waffen die sie bei sich trug. Fast sah es so aus als würde er nach immer weiteren Waffen suchen. Er schluckte schließlich leicht und streckte ihr dann den Brief entgegen.

„Eine Nachricht von äußerster Dringlichkeit ist für euch aus Khalimshar eingetroffen...“

Verdutzt sah Lise den Boten an und beugte sich etwas herab um die Nachricht entgegenzunehmen.

„Aus Khalimshar?“

Der Bote nickte nur knapp und rannte dann schnell davon in den dichten Dschungel so dass Lise ihn nach wenigen Augenblicken schon nicht mehr sehen konnte. Mit verwundertem Blick sah sie den Brief an. „Wer schickt mir einen Brief aus Khalimshar?“ Fragte sie sich leise und drehte den Brief um, wo ihr gleich drei Namen auffielen. Diese waren zum einen ihr eigener, dann Marchocias und Begosch. „Er ist wirklich für mich...“ Sie schaute wieder auf und ritt weiter zum Tor, welches nach einem lauten „Custodia öffne das Tor!“ hinaufgezogen wurde. Im Innenhof der Drakan Festung angekommen stellte sie ihr Pferd ab und begab sie sich gleich in ihr Schlafgemach. Sie legte sich auf das Bett und öffnete dann den Brief. Obwohl sie die Nachricht noch nicht gelesen hatte, hatte sie doch das Gefühl, dass sie sich deswegen noch lange nicht zur ruhe begeben konnte. Als sie die Nachricht durchlas begann ihr Herz immer schneller zu schlagen und ihre Hände begannen leicht zu zittern. Sie setzte sich rasch wieder auf und sie die Nachricht zu Ende gelesen hatte ballte sie fest ihre Faust und zerknitterte diese dabei dabei. Kopfschüttelnd sagte sie zu sich selbst „Das strahlende Licht unterm Berg soll erloschen sein? Nein, das kann nicht sein, das glaube ich nicht!“ für einen Zwergen stand er ihr dennoch so so nah, dass im Kerzenlicht das Schimmern wässriger Augen zu vernehmen gewesen wäre. Sie stand auf und ging nachdenklich im Zimmer auf und ab. Immer wieder dachte sie zurück wie sie zu Marchocias stand und wie sehr er ihr geholfen hatte und dass er losgezogen war um unschuldige vor dem Tod zu bewahren.

Mehr aus dem Bauch heraus als gut überdacht Schritt sich schnell auf ihre Kiste zu und öffnete den Deckel. Sie holte sämtliche Waffen heraus die sie darin finden konnte und mit denen sie sich lange geübt hatte. Kurz überblickte sie die Ausrüstung, ehe sie ihren Harnisch anlegte. Auf den Rücken schnallte sie überkreuzt die beiden Langspeere, einer davon silbern legiert, in die linke sowie die rechte Beinscheide steckte sie jeweils einen Dolch, den Köcher füllte sie reichlich mit Pfeilen und den schweren Amazonenbogen hängte sie dazu über die Schulter, die Halterungen im Riemen des Köchers füllte sie mit Wurfmessern, schlussendlich steckte sie noch den Kryss in die Rückenscheide und schnallte sich den Rundschild auf den Rücken.

Sie verschnaufte kurz unter der Last, nahm dann jedoch die Nachricht vom Tisch und ging durch die Türe in den Gang. „Und dabei wollte ich mich schlafen legen...“ Als sie auf den Gang trat kam gerade eine ihrer Schwestern vorbei, welche Lise erstaunt ansah.

„Elpidaraa, ego dachte tua wolltest dich schlafen legen? Et jetzt scheint es als willst tua in einen Krieg ziehen?“

Leicht nickte Lise ihrer Schwester zu.

„Kia das tue ego auch. Ego muss nach Khalimshar reisen et für ein erloschenes Licht einstehen, welches unschuldige vor dem Tod bewahrte. Bitte teile den anderen mit, dass ego eine Zeit fort sein werde.“

Lise lächelte ihrer Schwester kurz zu und ging dann rasch an ihr vorbei die Treppen in den Hof herunter der nun schon vom Schatten Nacht überzogen war. Lise schwang sich auf das Pferd und ritt durch das Tor, noch bevor ihre Schwester ihr hinterher eilen konnte als sie realisierte, dass dies wohl doch kein Scherz war

Schnell ritt Lise durch den dichten Dschungel und hoffte nur auf das gute Gespür ihrer Stute Aleiga, denn sie konnte den Boden längst nicht mehr erkennen. In der Hoffnung nicht zu stürzen und das Schiff mit dem sie her fuhr noch zu erreichen kam sie auch rasch am Hafen an. Erleichtert atmete sie durch als sie noch die Fackeln brennen sah und dahinter das große Schiff erblickte. Dort angekommen war sprach sie gleich zum Kapitän.

„Wir fahren nach Alcelen!“

Dieser sah sie aber nur verwundert an.

„Nicht dass ich wüsste, eine große Ladung Eisenbarren erwartet uns im Norden.“

Noch immer auf dem Pferd sitzend warf sie ihm einen größeren schweren Beutel zu.

„Wir fahren nach Alcelen, sofort!“

Darauf hin wendete sie ihr Pferd und stellte es unter deck und gab diesem zu fressen. Ermüdet schritt sie nun auf eine Kajüte zu und ließ die Ausrüstung mit einem lauten scheppern auf den Boden fallen. Anschließen sackte sie gleich ins Bett und schlief alsbald auch ein. Der Kapitän hatte unterdessen den Beutel geöffnet, welchen er zugeworfen bekam, und seine Augen weiteten als ihm das Gold entgegen blitzte.

„ALLE MANN BEREIT MACHEN! WIR SEGELN NACH ALCELEN!“

Erhallte es auf dem Schiff und Lises Reise begann…
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 6: Schock

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Kapitel 7: Alcelen

Der Wind wehte günstig in dieser Nacht und so wurde Lise durch ein lautes Rufen geweckt.

„LAND IN SICHT! WIR ERREICHEN ALCELEN!“

Noch etwas verschlafen stand sie auf, doch geträumt hatte sie nichts in dieser Nacht. Sie schnallte sich wieder ihre Ausrüstung um und ging anschließend langsam über die knarzenden Holzbretter nach oben auf Deck. Es war schon Nachmittag und die Sonne stand nicht mehr so hoch. Lise legte die linke Hand an die Stirn und konnte nun den kleinen vorgelagerten Hafen Alcelens, mit seinen wenigen Sandstein-Bauten, zwischen Felsen und Palmen erkennen. Froh so schnell angekommen zu sein ging sie gleich wieder unter Deck, holte Aleiga aus dem Stall führte diese nach oben. Es dauerte zwar noch einige Zeit bis sie am Hafen angelangten und das Schiff fest vertaut war, doch Lise konnte es kaum erwarten wieder ihre Mutter und ihre Schwestern zu sehen.
Sie stieg auf ihre Stute und wollte gerade erhobenen Hauptes von Bord reiten, als der Kapitän zu ihr kam und sich für die wahrlich großzügige Bezahlung bedankte.

„Ego musste so schnell es geht hier her kommen, denk nicht weiter darüber nach.“

Mit diesen Worten ritt sie von Bord.
Ihr blick schweifte über die Gepflasterte Hafenanlage und die sich dahinter erstreckende Ebene an deren Horizont Alcelen zu erkennen war. Währen die Taue des Schiffes bereits wieder gelöst wurden erblickte sie zwei ihrer Schwestern, welche sowohl mit überraschten als auch verwunderten Gesichtern auf sie zukamen .

„Elpidaraa (Jungkaiserin) es ist schön dich wieder zu sehen.“

Sprach eine von beiden lächelnd zu ihr.

„Kommst tua von einer Schlacht?“

Frage sie andere neugierig und Lises Ausrüstung betrachtend. Lise schüttelte daraufhin leicht den Kopf und antwortete.

„Nein aber ich werde bald zu einer ziehen, begleitet ihr mich zum Palati (Palast)?“

„Natürlich Elpidaraa.“

Die beiden schwangen sich auf ihre Pferde um gemeinsam nach Alcelen zu reiten. Nach kurzer Zeit erreichten sie das große Gittertor der Stadt. Eine ihrer Begleiterinnen rief laut.

„Öffnet das Tor, Elpidaraa Lise ist zurückgekehrt!“

[img]https://i.postimg.cc/2S7FCpSf/background-alcelen.jpg[/img]

Und kurz danach öffnete sich das große Tor mit einem leichten Quietschen. Langsam ritten die drei über den gepflasterten Weg durch das Tor. Auf beiden Seiten des Weges waren Wasseranlagen angelegt, in welchen Statuen von Wächterinnen Alcelens standen. Diese waren geschmückt mit Fügelhelmen, trugen lange und mit schützenden Platten überdeckte Röcke, einen Brustharnisch sowie einen Rundschild und einen Speer. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah Lise sich um. Sie war lange nicht mehr hier gewesen, doch es sah noch fast alles gleich aus. Häuser aus Sandstein und Pflanzen an jedem freien Fleck, welche die Stadt schmückten.

Sie ritten langsam den Weg entlang auf den Palast zu, welcher sich von diesem aus auf einen Hügel hinauf erstreckte. Dort angekommen siegen sie von ihren Pferden und übergaben sie der Pferdehüterin, welche die Tiere in die Stallungen am Fuße des Palastes führte. Eine der Wächterin huschte bei ihrer Ankunft gleich die offenen Treppen in der Mitte des Palastes hinauf, welcher sie dann folgen. Hindurch zwischen blauen Säulen stiegen sie nacheinander zwei Treppen hinauf, um den Audienzbereiches der Taraa (Kaiserin) zu erreichen.

[img]https://i.postimg.cc/ZRBdBX4n/Alcelen-l ... worked.png[/img]

Die Wächterin hatte offenbar bereits von ihrer Ankunft berichtet, denn Lise sah bereits ihre Mutter Juliana aus dem Raum zur linken des offenen Audienzbereiches kommen. Mit großen Augen und voller Freude rannte Lise nun die letzten Stufen hinauf und auf sie zu. Sie schien die Last ihrer Ausrüstung dabei gar nicht zu bemerken und nahm ihre Mutter fest in den Arm. Diese legte eine Hand auf Lises Kopf und strich dieser lächelnd durch das Haar.

„Ta Ma Ma‘tara (Danke Mutter).“ sagte Lise dabei.
„Nicht so stürmisch liebes! Außerdem weißt tua doch, dass tua mich nicht so ansprechen sollst.“ sagte sie mir liebevoller Stimme zu ihrer Tochter, wenngleich letzteres fast ein wenig tadelnd wirkte.

„Ego freue mich so dich wieder zu sehen!“

„Wir haben dich gar nicht erwartet Lise, dann müssen wir noch schnell ein Fest vorbereiten!“

Gerade wollte Juliana rufen um es großes Fest vorbereiten zu lassen als Lise sie unterbrach.

„Tre Ma‘tara tut mir leid, so lange kann ego nicht bleiben. Ego bin wegen etwas wichtigem hier et muss gleich weiter…“

Etwas traurig sah Lise gen Boden denn sie wäre gerne noch geblieben, besonders bei den schönen Festen die sie immer abhalten, doch sie konnte nicht länger warten. Und noch bevor ihre nun etwas verwirrte Mutter fragen konnte was mit ihr los sei sprach sie schon weiter.

„Ma‘tara ego muss nach Khalimshar reisen dort ist… ein sehr guter Freund gefallen et ego sehe es als meine Pflicht seinen Kampf fortzusetzen!“

Juliana erkannte, dass dieser Verlust schwer auf Lises Herz lag, dennoch konnte sie sich eine verwunderte Frage nicht verkneifen.

„Ein sehr guter Freund also? Nun gut, sag was tua brauchst liebes, tua bist sicher nicht ohne Grund hier.“

Lise nickte knapp und atmete tief durch.

„Etwas Ausrüstung, ein schnelles Schiff für die Reise und ein paar Schwestern als Unterstützung wenn ich damit nicht zu viel verlange…“

Inzwischen standen bereits die sechs Schwestern von Lises Leibgarde, Amaris, Cassandra, Elea, Valdís, Karisa und Selena, neben den ihnen. Sie kannten sich schon von Kindesalter an und lauschten dem Gespräch aufmerksam. Lise hatte sie erst nicht bemerkt. Als Lise sich nun kurz umsah schenkte sie ihren Schwestern ein warmes Lächeln.

„Sel‘ja mea agapis Aeritane‘i!“ grüßte Lise ihre geliebten Schwestern, die immer auf sie achtgegeben hatten.

„Möchtet ihr mich vielleicht begleiten? Ego möchte euch nicht zwingen et ego darf auch nicht verschweigen dass es sehr gefährlich werden kann…“

Doch zu Lises erstaunen sprachen sie fast wie aus einem Munde.

„Wenn du unsere Hilfe brauchst lassen wir dich nicht alleine Lise!“

Gerührt sah sie alle an und nickte ihnen dankend zu. Dann sah sie wieder ihre Mutter an.

„Gib uns Speere und Feuerpfeile sowie starke Bögen.“

Sofort ließ Juliana die gewünschten Dinge holen und so rüsteten sich Lise und ihre Schwestern mit reichlich Feuerpfeilen, sowie den schönen mit Federn geschmückten Speeren und Bögen Alcelens aus. Als sie damit fertig waren und noch etwas zur Stärkung gegessen hatten war bereits die Dämmerung eingebrochen. Nach eine langen Verabschiedung stiegen die sieben Amazonen auf ihre Pferde und ritten in Zweierpaaren mit Lise an der Spitze durch durch Stadt, hinaus zum Tor und zurück durch das Grasland zum Hafen. Dort war bereits ein kleines schnelles Schiff zum ablegen bereit gemacht. Es war länglich und schmal, so dass selbst auf dem nicht gerade großen Schiff drei Masten hintereinander Platz fanden. Das machte die Menezirion wohl zum schnellsten Schiff Alcelens – und das brauchte Lise auch. Als sie an Bord gegangen waren legte das Schiff gleich ab und sie brachten ihre Pferde unter Deck. Es sollte nicht sehr lange dauern bis sie in Khalimshar ankommen, denn der Wind wehte kräftig an diesem Abend. So setzten sie sich an einen Tisch und erzählten sich Geschichte aus alten Zeiten. Besonders neugierig waren die sechs jedoch auch auf das was Lise zu berichten hatte, die gerade ihre Reifeprüfung als Elpidaraa in fernen Landen bestritt. Nachdem sie einige Zeit lang geredet hatten fragte eine ihrer Schwestern was sie genau erwarten würde und Lise berichtete ihn was sie wusste. Dass sie einem Krieg entgegenziehen er vielen unschuldigen das Leben kosten könnte und dass sie wegen Marchocias los ziehen um den Kampf an seiner Seite fortzusetzen. Ein Mann und dann noch ein Zwerg, das war sonderbar, doch sie vertrauten Lises Urteil. Daraufhin gingen sie in ihre Kajüten und versuchten noch etwas zu schlafen bis das Schiff Khalimshar erreichen würde. Wenngleich wenn es ob des kleinen und leicht zum schaukeln bringendes Schiffes eine kleine Kunst war gut zu schlafen.
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 7: Alcelen

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Kapital 8: Die Zeit danach…

Zwei Tage waren verstrichen, seit dem Begosch mit ansehen musste wie Marchocias von der grausamen Bestie getötet wurde. Immer wieder kehrten diese Bilder in seinen Träumen zurück und Unruhe plagte ihn. Ein neuer Morgen war angebrochen, doch die Stimmung in Cares litt noch immer deutlich unter diesem Vorfall. Begosch wachte schweißgebadet aus einem neuen Alptraum auf und atmete schnell. Sein Herz raste als ob ihn der Tod persönlich verfolgen würde. Nach einer Weile beruhigte er sich wieder und erhob sich langsam aus dem Bett. Begosch seufzte tief und faltete seine Hände hinter seinem Kopf und richtete diesen nach hinten um zum Fenster heraus zum Himmel zu starren. Leise sprach er zu sich selbst.

„Wie konnte so Etwas nur passieren? – Nicht Marchocias…“

Noch immer fiel es Begosch unheimlich schwer diese Sache zu glauben, doch leider war es die bittere Wirklichkeit und keiner seiner Nachtalpen. Begosch musste sich irgendwie ablenken und zog sich seine Sachen an. Ein kleiner Spaziergang zur Taverne von Cares würde ihm sicher gut tun. Dicker Pfeifenqualm kam ihm entgegen als er die Taverne betrat, sie schien wohl in der letzten Nacht ziemlich belebt gewesen zu sein. Doch nun befand sich keine Einzige Seele außer dem Wirt dort, welcher gerade mit einem Besen über den Boden kehrte und zu Begosch aufschaute.

„Wir haben geschlossen, kommt heute Abend wieder der Herr.“ entgegnete der Wirt freundlich und lächelte Begosch entschuldigend an. Begosch ignorierte die Aussage des Wirts und suchte sich einen Tisch im Eingangsbereich um sich dort niederzulassen. Er stützte sich mit dem Ellenbogen auf den Tisch und hielt mit seiner Handfläche nachdenklich seine Stirn. Der Wirt trat näher und klopfte vor Begoschs Tisch drei mal mit dem Besen auf den Boden. Dezent räusperte sich der Wirt und begann Begosch erneut anzusprechen.

„Herr, ich bitte euch, die Taverne hat geschlossen.“

Begosch schlug mit einer Faust hart auf dem Tisch auf und warf dem Wirt einen erzürnten Blick zu und sprach mir sehr lauter Stimme. „NEIN HAT SIE NICHT!“
Begosch zog einen prallen Goldbeutel hervor und reichte diesen den Wirt mit den Worten. „UND NUN BRING MIR EINEN KRÄFTIGEN SCHNAPS!“

Der Wirt schluckte und nickte eingeschüchtert, obwohl er als Mensch um einige Köpfe größer gewachsen war und begab sich in Richtung Tresen um Begosch einige Augenblicke später eine große Flasche des besten und stärksten Hausschnapses nebst Glas zu bringen. Anschließend nahm der Wirt in einer Ecke Platz und versuchte sich, müde wie er war, die Zeit tot zu schlagen.

Stunde um Stunde verstrich und Begosch schenkte sich ein Glas nach dem Anderen ein und schluckte das brennende Gesöff hinunter. Die Tür der Taverne öffnete sich und es hallte eine helle Stimme eines jungen Boten auf. „Befindet sich ein gewisser Begosch hier?“
Der Wirt schaute auf und deutete zum Tisch direkt neben der Tür. Der Bote lief auf den Tisch zu, griff in seine Tasche und holte ein zusammen gerolltes Pergament hervor, welches er stillschweigend auf Begoschs Tisch niederlegte. „Eine Nachricht für sie, der Herr.“, mit diesen Worten verschwand der Bote wieder aus der Taverne.

Begosch brummte angetrunken und knallte die halb leere Flasche auf den Tisch. Er begutachtete lange das Pergament welches das Siegel von Schloss Kir trug. Langsam faltete er es auf und begann zu lesen. Aus dem Schreiben konnte er entnehmen, dass die Späher von Schloss Kir sichten konnten, wie weitere Orkenschiffe in Tetochas eingetroffen waren. Hunderte weitere Orken ließen sich damit zusätzlich in der alten Goblinsfestung nieder. Die Hoffnung für Khalimshar und Tetochas sank immer mehr dahin. Zwar war der Kriegertrupp nun deutlich stärker gewachsen, aber gegen die Orken dennoch deutlich in der Unterzahl. Zudem war Begoschs Kampfmoral stark gefallen, ebenso wie die von vielen weiteren Kriegern. Schließlich war einer der besten Krieger des Landes gefallen, wenn nicht sogar der Beste. Und dann war da noch die Sache mit dem Tod seines besten Schülers neben Todd.

Eine Weile verging und es trat eine bildhübsche Dame in die Taverne. Es war die Verlobte von Todd. Langsam ging sie auf den Tisch zu wo Begosch noch immer in tiefen Gedanken saß und setzte sich ihm gegenüber hin. Begosch schaute auf und nickte ihr knapp zu ohne dass er fragte was ihr Anliegen sei, denn dies würde sie ohnehin gleich vortragen.

„Verzeiht die Störung Begosch, ich kann ja verstehen dass ihr nun sicher gerne alleine sein möget, doch ihr müsst mir unbedingt etwas über Marchocias erzählen.“ bat sie ihn mit einer sanften Stimme.
„Warum wollt ihr das wissen?“ entgegnete Begosch verwirrt und mit einem forschenden Blick.
„Nun, immerhin hat er meinen Verlobten vor dem sicheren Tod bewahrt und ich möchte etwas über diesen Helden erfahren, nein nicht etwas, alles.“

Begosch nickte leicht und nahm einen weiteren Schluck Schnaps zu sich während die Dame ihn erwartungsvoll anschaute. „Na fein.“ sprach er leise und begann zu erzählen.

Begosch erzählte alles über Marchocias, angefangen von der Nacht in der seine Eltern auf grausame Weise ermordet wurden, über die Flucht in seine neue Heimat als er noch ein Kind war bis hin zu der Zeit als er das erste mal einen Fuß nach Khalimshar setzte um sich ob seiner Rachegelüste ausbilden zu lassen. Sie erfuhr wie eifrig er Tag und Nacht beim Üben war und er sogar gegen Begosch selbst gewann in einem Freundschaftsduell. Auch erzählte er ihr von der Geschichte mit dem Drachen, wie er seine gesamte Gruppe retten konnte durch mehr oder weniger Glück und letztendlich auch von dem kleinen Streit zwischen Todd und Marchocias und dass Marchocias dennoch sein Leben aufs Spiel setzte um Todd nicht in den sicheren Tod laufen zu lassen und dafür seines letztlich am Ort des Geschehens ließ.

Eine Träne rann der Dame aus dem Auge als er die Geschichte beende. Die Begebenheit war doch gar sehr bedauerlich. Leise sprach sie zu Begosch.
„Ich danke dir und werde deine Wort weitertragen, das ist das mindeste was ich für seine Selbstopferung aufbringen kann.“
Begosch lächelte leicht auf und nickte ihr ob der Idee zu und kurz darauf verschwand die Dame wieder aus der Taverne.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapital 8: Die Zeit danach…

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Kapitel 9: Ankunft in Khalimshar

In der Tat dauerte die Reise nicht mehr all zu lange und nur wenige Stunden nachdem die Schwestern sich schlafen gelegt hatten wurden sie auch schon vom Schlag des Schiffsrumpfes gegen die Kaimauer im Hafen Liskarels geweckt. Schnell war die Müdigkeit überwunden und die Sieben gingen an Deck. Es wehte ein zugiger Wind im Hafen und die Morgendämmerung hatte bereits begonnen. Das Schiff stieß immer wieder leicht gegen die Mauer und Wasser spritzte zwischen Schiff und Mauer hoch. Schnell holten sie noch ihre Pferde und ritten dann geschlossen von Bord. An Land sahen sie sich kurz um und Lise rief zu den Amazonen auf dem Schiff.

„Fahrt wieder zurück nach Alcelen, auf der Rückreise werden wir es sicher nicht mehr so eilig haben!“

Darauf wurden die Taue wieder gelöst und die Menezirion legte ab um nach Alcelen zurückzukehren. Lise und ihre Schwestern winkten ihnen noch etwas nach und wendeten dann ihre Pferde. Sie sahen die Straße entlang welche in die Stadt führte. Als sie etwas geritten waren sahen sie zu ihrer linken eine große Taverne, es war dieselbe in die Marchocias sich nach seiner Ankunft begab. Sie stiegen von ihren Pferden und banden diese vor der Taverne fest um darin Auskunft zu bekommen. Als Lise die Massive Holztüre öffnete kam ihr gleich eine dichte Wolke aus Pfeifenrauch entgegen. Hustend ging sie wieder nach draußen und hielt sie dabei die Hand vor die Brust. Hinter ihr knallte die schwere Türe wieder zu, begleitet von einigem Gelächter. Ihre Schwestern sahen sie an und mussten leicht schmunzeln ob der vielen Zwerge die immer ihre Pfeifen rauchten. Als Lise sich wieder etwas erholt hatte sah sie ernst zu der Türe. „Was rauchen die denn da drin?“ Ihre Schwestern zuckten nur mit den Schultern. „Wartet hier, ich bin gleich zurück.“ Sagte Lise zu ihnen und öffnete Türe erneut. Sie hatte sich nun zumindest etwas an den Rauch gewöhnt und wusste, was sie erwartet. Das Husten konnte sie sich gerade noch verkneifen. Die Köpfe drehten sich wieder alle zur Türe und ein leises Gelächter erfüllte den Raum erneut. Einer der Zwerge nahe am Eingang sprach dann mit rauer Stimme.

„Na sieh mal einer an eine so junge Dame hier in Liskarel und dann noch in einer solchen Taverne, ist das nicht der falsche Ort für so ein zartes Geschöpf?“

In seinem trunkenen Zustand bemerkte er offenbar nicht wie bewaffnet Lise war, die ihn nun ernst anblickte.

„Wie nanntest tua mich eben?“

Zügigen Schrittes ging sie auf ihn zu, packte seinen Rechten Arm noch bevor er reagieren konnte und zog ihm diesen auf den Rücken. Gleichzeitig schlug sie mit der anderen Hand seinen Kopf auf die Tischplatte. Es bereitete ihm zunehmende Schmerzen, als sie seinen Arm immer weiter den Rücken hoch schob. Erst dann sah sie sich in der plötzlich deutlich stiller gewordenen Taverne um.

„Mein Name ist Lise tou Alcelen et tua nennst mich nie wieder so!“ sprach sie in ernstem Ton zu ihm und blickte anschließend auch zu den restlichen Tavernengästen.
„Und jetzt will ego jemanden sprechen der Marchocias oder Begosch kennt, draußen und zwar sofort!“

Mit diesen Worten ließ sie den Zwerg los und ging nach draußen. Als sie gerade ein paar Schritte von der Taverne entfernt war erschien der Zwerg in der Türe, einen gezackten Morgenstern in der rechten haltend. Die Schwestern wollten gerade ihre Waffen ziehen als Lise ihnen deutete sie stecken zu lassen, sie sah immer noch in die entgegengesetzte Richtung und ein Zwerg wollte seinen Freund aufhalten, doch dieser schlug ihn nur zurück in die Taverne.

„Du willst etwas über Marchocias wissen Weib? Aber nicht solange ich noch stehe!“

„Wie tua willst Nanoz (Zwerg)…“

Mit einer schwungvollen Drehung wendete sie sich dem Zwerg in der Türe zu und zog dabei einen der Speere aus dem Rückenhalfter. Der Zwerg holte gerade mit dem Morgenstern aus und wollte auf sie zustürmen als er schon das stumpfe Ende des Langen Speeres im Magen spürte. Verdutzt sah er in Lises ernstes Gesicht und ließ vor schmerzen den Morgenstern fallen, sicher hatte er schon etwas getrunken, aber für einen Zwergen sollte das keine große Behinderung im Kampfe darstellen. Langsam zog Lise den Speer zurück und er fiel auf die Knie, sich dabei krampfhaft die Arme vor den Bauch haltend. Lise steckte den Speer wieder zurück in das Rückenhalfter während der Zwerg seitlich umkippte und sich vor schmerzen auf den Stufen der Taverne windete. Mit geschlossenen Augen strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Ego warnte dich doch… nennt mich nicht so.“ sprach sie nun ruhiger zu dem Zwergen, während ihre Schwestern sich grinsend ansahen. Lise ging zu ihm, kniete sich hin und packte ihn an der Gurgel.

„Damit wäre unsere Abmachung erfüllt, also sprich: Wohin ist Marchocias aufgebrochen?" leicht röchelnd sprach er zu ihr.

„Falls es euch entgangen ist, Marchocias ist TOT! Was glaubt ihr warum wir uns hier so betrinken?“ Darauf hin ließ sie ihn los und sprach weiter.

„Das weiß ich, deswegen bin ich hier und wir werden für ihn eintreten, also sag mir wohin er ging.“ Er lächelte sie nun etwas gequält an und sprach weiter.

„Ihr kanntet ihn wohl recht gut nehme ich an…“ langsam richtete er sich wieder auf und kramte eine Karte aus seiner Tasche. Darauf zeigte er ihr schnell den Weg den sie vor hatten zu gehen und überreichte sie ihr anschließend. Dankend nickte sie ihm zu und wand sich ab.

„Es ist ehrenvoll für das Erbe eines solchen Mannes sein Leben zu lassen!“ rief der Zwerg ihr noch hinterher.

„Das habe ich nicht vor…“ sagte sie ruhig ohne sich nochmals umzudrehen. Dann banden sie ihre Pferde wieder los, schwangen sich auf deren Rücken und trabten auf das Stadttor zu, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörten „Halt! Wartet! HALT!“ Lise wendete ihr Pferd und sah einen jungen Burschen auf sie zu laufen.

„Ihr müsst Lise sein? Ich hörte dass ein paar starke Frauen in der Taverne waren! Seid ihr Lise?“ sprach er nach Luft schnappend. Leicht lächelnd nickte sie ihm zu.
„Werdet ihr uns vor den Orken retten?“ sprach der Bursche dann rasch weiter.
„Wir werden unser bestes geben, doch alleine werden wir keinen Krieg gewinnen.“ der Bursche  nestelte etwas mit seinen Fingern und blickte anschließend wieder auf. „Ich glaube ihr werdet uns retten!“ und rannte mit diesen Worten so rasch davon wie er gekommen war.
Schmunzelnd sah Lise ihm kurz nach, ehe sie zu ihren Schwestern sprach.

„Wir reiten Richtung Osten nach Dalhask, das ist kürzer!“

Mit diesen Worten ritten sie schnell los denn der Weg war noch weit.
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Lise
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Re: Von Zwergen und Orken | Kapitel 9: Ankunft in Khalimshar

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Kapitel 10: Fremde Pfade

Nach einem langen aber ruhigen ritt kamen sie spät abends in Dalhask an. In dem kleinen Dorf brannten kaum noch Lichter, nur vereinzelte Fackeln der auf der Holzpalisade patrouillierenden Wachen waren noch zu sehen. Es schien fast als wollte sich das Dorf im dunkeln der Nacht vor den Augen der Orken verstecken. Die Amazonen waren erschöpft und auch ihre Pferde hätten sich am liebsten einfach auf der Straße zum schlafen niedergelassen. Zum Glück sahen sie gleich eine Herberge in der noch ein kleines Licht brannte. So stiegen sie von den Pferden und stellten sie im Stall unter, wo sie reichlich zu fressen hatten und sich ausruhen konnten. Als sie die Türe zur Herberge öffneten wachte der schnarchende Besitzer am Tresen gleich auf und sah die sieben Frauen verwundert an.

„Nanu, solch entzückender Besucht zu dieser späten Stunde noch?“ Lise ging langsam auf ihn zu und legte einen Beutel Münzen auf den Tresen.

„Wir brauchen Zimmer für die Nacht und Morgen früh ein gutes Frühstück." sagte sie müde zu ihm.

„Aber natürlich, kommt mit ich bringe euch zu den Zimmern.“ rasch nahm er ein paar Schlüssel von der Wand und ging mit ihnen nach oben wo er sie zu den Zimmern brachte. Sie legten ihre schwere Ausrüstung schnell ab, ließen sich auf die Betten fallen und schliefen sofort ein. Der Hahn hatte am nächsten morgen schon lange gekräht als sie nacheinander wieder aufwachten. Die Sonne schien hell und klar an diesem Tag und so konnten sie sich nicht ewig gegen das aufwachen wehren. Nach etwas strecken standen sie also auf und trudelten nacheinander mit ihrer Ausrüstung unter dem Arm im Speisesaal ein wo sie ein ausgiebiges Frühstück mit Früchten, Brot und Wurst zu sich nahmen. Jedoch mussten sie sich sputen wieder aufbrechen denn die Sonne ging nun allmählich dem Zenit entgegen. Also nahmen sie nach dem Essen gleich ihre Sachen und gingen in den Stall um ihre Pferde zu holen und schwangen sich auf deren Rücken. In zügigem Trab verließen sie das Dorf durch das Tor in der Palisade auf der Nordseite, wandten sich dann gleich Nordöstlich Richtung Schreckensturm. Sie wussten nicht wieso dieser Turm diesen Namen trug und das war ihnen in diesem Moment auch noch relativ egal.
In den späten Abendstunden, nach einem doch recht ereignislosen Ritt über weite grüne Wiesen mit vereinzelt ein paar Hasen, kamen sie dann am Fuße des mächtigen Turmes an. Sie sahen kurz hinauf und stiegen dann von den Pferden um durch den Eingang gehen zu können. Rund um den Turm sahen sie Holzspäne und niedergetrampeltes Gras was ihnen verriet, dass die Zwerge vor nicht all zu langer Zeit hier gewesen sein mussten. Sie machten sich ebenfalls erst einige Fackeln und begannen dann den abstieg in das dunkle Gewölbe. Auch ihnen drang ein widerwärtiger Gestank in die Nasen, welcher sie fast erbrechen ließ, doch sie wussten dass sie diesen Weg gehen mussten um Begosch zu treffen. Also gingen sie ein paar Stunden durch das Gewölbe, bis sie den immer breiter werdenden Gang erreichten und darin auf die Überreste der riesigen Bodenfalle und die zerfetzte Leiche des Zwergenkriegers trafen. Bei dem Anblick wurde ihnen noch schlechter als es ihnen bereits durch den Geruch war, aber Lise sah sofort dass es sich nicht um Marchocias handelte und ging schnell weiter um diesen grausamen Anblick hinter sich zu lassen.
Eine ganze Weile später trafen sie auch auf den Schwefeligen Geruch, der jedoch deutlich abgenommen hatte. Nach dem langen schweigsamen Gang ergriff nun Elea das Wort.

„Riecht ihr das auch?“ Lise sah sie an und nickte leicht.

„Ich kenne diesen Geruch von den Feuerwesen, ich hoffe wir stoßen nicht auf all zu viel Widerstand, unser Weg ist noch weit.“ langsam gingen sie den Weg weiter, immer mit ihren Fackeln voraus leuchtend. An den Wänden sind des öfteren Vertiefungen zu sehen, wie Betten in der Wand in welchen mal hier mal da verweste Skelette lagen. Der größte Teil des schlechten Geruches schien wohl von ihnen auszugehen. Besonders Valdís ging nahe an der rechten Wand und leuchtete die Vertiefungen immer wieder aus. In einer der Vertiefungen entdeckte sie ein Skelett mit einer Halskette aus feinsten güldenen Ringen mit einem Rubin in der Mitte. Sie blieb kurz stehen und griff langsam nach der Kette als sich blitzschnell ein kräftige Knöcherne Hand um ihren Unterarm legte und diesen festhielt. Vor Schreck stieß sie einen lauten Schrei aus und die anderen Schwestern blieben sofort stehen, doch da rammte das Skelett mit der anderen Hand schon einen Dolch gegen ihren Bauch. Zusammengekrümmt fiel sie zu Boden und hielt sich die Hände an den Bauch. Schnell zog Elea, welche am nächsten zu ihr lief, den Speer vom Rücken und schlug dem Skelett mit einem kräftigen Hieb den Kopf herunter welcher weit durch den Gang flog bis er mit lautem gepolter auf die Steinplatten schlug und weiter rollte wobei die rot glühenden Augenhöhlen langsam erloschen.
Schnell liefen sie ihrer Schwester zu Hilfe und zogen den Dolch aus dem Harnisch, zum Glück war er nicht tief eingedrungen und hatte nur eine kleine Stichwunde hinterlassen. Sie halfen Valdís auf und lockerten den Harnisch etwas, um eine kleine Bandage auf die Blutende Wunde zu legen und diese durch das Festschnallen des Harnischs zu fixieren. Es war schnell erledigt doch als sie sich wieder umdrehten um weiter zu gehen sahen sie wie mehrere der Köpfe aus den Vertiefungen sich mit Rot leuchtenden Augen zu ihnen gedreht hatten.

„SCHNELL! ZURA (zurück)!“ rief Lise energisch als sie die, teilweise in Rüstungen verpackten, Skelette beim Aufnahmen von Schilden und Schwertern sah.

Sie wichen einige Schritte während Lise ihren Langen Bogen nahm, einen der Pfeile mit Metallspitze ein spannte und diesen direkt auf den Kopf des nächsten Skelettes schoss. Der Schädel zerbarst augenblicklich ein tausende kleiner Splitter, welche widerhallend gegen die Wände knallten. Die verbliebenen Knochen verloren zugleich an Zusammenhalt und prasselten, zusammen mit den laut scheppernden Rüstteilen, auf den Boden. Sie schulterte den Bogen wieder, da sie nun etwas Zeit gewonnen hatten sich aufzustellen. In einer Linie stehend zogen sie gleichzeitig die Speere vom Rücken und holten weit aus. Drei Skelette waren noch übrig und kamen auf sie zu. Eines davon ohne jegliche Ausrüstung, eines mit Drachenschild und Langschwert, sowie das letzte in verrostetem Kettenhemd und einen Zweihänder, welcher laut auf dem Boden schleifte.

Das ungerüstete Skelett kam direkt auf Karisa zu und sie wartete ab bis es in ihrer Reichweite war um dann mit einem lauten „Ija!“ den Speer mitten durch den Kopf der Untoten Kreatur zu rammen. Er drang durch das rechte Augenloch ein und mit einigen Knochensplittern durch die hintere Schädeldecke wieder aus, doch zu ihrem erstaunen hielt es die Kreatur nicht auf. Das Skelett legte die knöchernen Hände an den Speerschaft und zog sich daran zu ihr, wobei der Speer immer weiter durch den Schädel rutschte. Karisa sah das Skelett mit großen Augen und regungslos auf sie zu kommen, bis Lise laut „Karisa!“ rief und sie aus ihrer Trance zu erwachen schien. Sie ließ den Speer mit der rechten Hand los und klemmte ihn mit dem linken fest gegen ihre Seite und hielt ihn weiter mit der linken Hand. Die rechte legte sie an den Griff des Kryss auf dem Rücken und als das Skelett in Reichweite war zog sie schnell den Kryss aus der Scheide und ließ ihn auf den Schädel krachen. Einige Splitter flogen davon, sie stemmte das rechte Bein gegen die Brust des Skelettes und drehte den Speer mit einem kräftigen Ruck zur Seite, so dass der Schädel nun endgültig zersprang und die Knochen leblos zu Boden prasselten.

Auf Amaris und Selena kam das Skelett mit Schild und Schwert zu und Amaris drehte den Speer einmal neben sich um Schwung für den Stoß zu holen. Als sie zustach blockte das Skelett mit dem Schild und der Speer bohrte sich tief in das Metall. Amaris zog kräftig an ihrem Speer, doch dieser hatte sich im Schild verkantet und es gelang ihr nicht ihn herauszuziehen. Als es mit dem Schwert zu einem Schlag auf sie ausholte machte sie schnell einen Satz nach hinten, doch das wäre gar nicht nötig gewesen, denn Selena schlug ihren Speer gegen das Schwert und drückte es seitlich weg, noch in der Drehung schlug sie mit dem Ende des Speeres dem Skelett an den Kopf, welches nun leicht benommen nach hinten taumelte. Elea nahm die Gelegenheit wahr und rannte auf es zu, trat einen Fuß gegen den Schild und zog den Speer heraus. Mit diesem holte sie nun weit aus um ihn von oben auf den Kopf des Skeletts krachen zu lassen. Der Schädel zerbarst dabei in zwei Hälften und die Knochensplitter knallten gegen die Wände.

Das letzte Skelett war bereits bei Lise und Cassandra angekommen und holte mit dem rostigen Zweihänder weit aus, so dass Lise sich nur durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen konnte. Metallisch klirrend hallte es auf, als der Zweihänder auf den Steinboden schlug. Cassandra machte ebenso ein paar Schritt zurück. Sie standen nun direkt vor Valdís, welche sich noch von der Stichwunde erholen musste. Lise sah sie an und sprach.
„Valdís, nimm deinen Speer und halte ihn gegen seine Brust um es auf Distanz zu halten, es sollte nicht schwer sein mit dem Kettenhemd!“ Valdís nickte leicht und nahm ihren Speer fest in die Hand.
Sie hielt ihn ganz am Ende und stieß ihn gegen die Brust des Skelettes um es fern zu halten. Cassandra sah Lise fragend an wie es nun weiter gehen sollte, denn Valdís würde es so sicher nicht lange halten können, doch Lise sagte nun „Von beiden Seiten!“ Einen Augenblick lang sah Cassandra sie fragend an, nickte dann aber verstehend. „Epeth (Angriff)!“ Beide holten gleichzeitig zu beiden Seiten aus, so dass man auch einen Spiegel neben eine von ihnen hätte stellen können. Die Speere krachten von beiden Seiten gegen den Schädel welcher sogleich zerbarst und das Skelett damit in seine Einzelteile zerfiel.

Sie sahen sich noch kurz um ob sie alle Gegner bezwungen hatten und atmeten dann tief durch.

„Bitte Valdís, lass in unbekannten Höhlen die Finger von solchen Dingen.“ sie nickte ihr leicht zu und steckte, wie auch die anderen, ihren Speer in das Rückenhalfter zurück.

Ohne weitere Worte eilten sie nun weiter da sie die Höhle schnellstens verlassen wollten. Als sich der Gang nun weit auftat mussten sie wieder ein schreckliches Bild vor sich sehen, es war der verkohlte Boden mit den Rüstungen aus denen nur noch die Überreste der Zwergenschützen heraus hingen. Nicht all zu weit davon war die Form eines Drachens in den Boden gebrannt. Lise sah sich die Rüstungen der Krieger genau an und stellte fest dass Marchocias Rüstung nicht darunter war. Sie atmete tief durch und sprach.

„Ich denke wir wissen nun warum man diesen Ort Schreckensturm nannte…“

Entsetzt von dem Anblick der Toten Krieger gingen sie rasch weiter um diese Grabstätte hinter sich zu lassen. Sie waren nun schon einige Stunden gelaufen und ihre Beine taten ihnen weh als sie endlich erleichtert den Ausgang vor sich sahen. Schnell stiegen sie die letzten Stufen herauf und atmeten tief die frische Waldluft ein, auch die Pferde welche sie die ganze Zeit hinter sich führten waren sichtlich erleichtert wieder unter freiem Himmel zu sein. Doch ihre Erleichterung legte sich bald als sie die Spuren des heftigen Kampfes, der hier stattfand, sahen. Überall auf der Lichtung waren Blutflecken sowie ein paar Leichen von Zwergen. Noch immer am Ausgang stehend sah Lise neben einer der Leichen Marchocias‘ roten Umhang liegen. Vor Schreck hielt sie sich die Hände vor den Mund und atmete dabei schockiert ein. Sie schloss kurz die Augen, doch es war keine Zeit zum verweilen. Hastig sah sie sich um und erblickte die Schneise im Wald.

„Was auch immer hier war, es konnte scheinbar von einem ganzen Trupp Zwergenkrieger et darunter dem fähigsten den ego kannte, nicht gestoppt werden. Sonst läge die Leiche des Ungetüms hier irgendwo. Wir müssen hier so schnell wie möglich weg!“ Mit diesen Worten schwangen sie sich wieder auf die Pferde und ritten so schnell es ging die Waldschneise entlang.
Als sie nach einiger Zeit erschöpft am Rande des Waldes angelangten sahen sie mit großen Augen die Leiche der gigantischen Bestie, welche blutüberströmt und gespickt mit Bolzen darnieder lag. Der Boden war zertrampelt so dass sie erkennen konnten dass hier eine größere Streitmacht gegen das Biest angetreten ist.
Lise atmete abermals tief durch.

„Los wir müssen noch nach Cares, auch wenn wir schon müde sind!“

Erschöpft von der Reise die nun schon über einen Tag dauerte machten sie sich auf den letzten Abschnitt des bis jetzt geplanten Weges, der auch noch ein paar Stunden dauern sollte. Endlich angekommen fielen sie vor Erschöpfung schon fast von den Pferden. Als sie über das große Lager sahen erblickte Lise Begosch, der auf sie zu kam. Ernst sah er zu den Frauen hoch und sprach mit tiefer Stimme.

„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“

„Als erstes wäre ein Bett nicht verkehrt. Ego bin Elpidaraa Lise tou Alcelen et tou hast mir geschrieben.“ erwiderte sie erschöpft.

„Wieso seid ihr hier?“ fragte Begosch skeptisch nach.

„Weil ego es als meine Pflicht sehe den Kampf eines Freundes weiter zu führen et das sind Amaris, Cassandra, Elea, Valdís, Karisa et Selena meine Leibwächterinnen.“ ebenso erschöpft winkten sie Begosch kurz zu.
„Wir sahen Marchocias Leiche auf der Lichtung liegen, so wie die Kreatur am Rande des Waldes. Sie muss ihn niedergestreckt haben, nicht wahr?“

Begosch nickte dazu nur leicht bei der Erinnerung.

„Er wurde direkt von diese Biest aufgespießt…“ dann deutete er auf eine Zeltgruppe.
„Legt euch dort zum Schlafen, ich kann jetzt nicht weiter mit euch sprechen!“ Mit diesen Worten wendete er sich um und nahm gleich wieder einen kräftigen Schluck von seinem Bierhumpen. Sie beeilten sich in die Zelte zu kommen und sie konnten sich kaum aller Ausrüstung entledigen als sie schon in tiefen schlaf verfielen, ebenso wie ihre Pferde die sich vor den Zelten einfach nur auf den Boden legten. Begosch, der wieder fleißig an seinem Bier nippte, brummelte leisevor sich hin. „Unglaublich wie schnell sie hier eintrafen nachdem ich die Nachricht losschickte. Hoffentlich folgen denen nicht noch mehr Spinner…“
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