Attentat auf Leib und Leben

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Xa'Velle Belin
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Attentat auf Leib und Leben

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Seit die Magie der Drachen sie durchfloss und sie sich ohnehin taeglich mit den verschiedenen Paraphernalia auseinander setzen musste, hatte sie Gefallen daran gefunden den jungen Trieben die bestmoeglichste Pflege angedeihen zu lassen, um sie zu kraeftigen Pflaenzchen heran zu ziehen.

Auch an diesem Morgen hatte sie, unruhig wegen der bevorstehenden Ereignissen am Abend in ihrer Huette auf und ab marschierend, schliesslich beschlossen, sich der Kraeuterbeete vor den Toren der Handelsstadt zu widmen.
Eine leise Melodie vor sich hin summend, werkelte sie wenig spaeter, mit allerlei Gartenutensilien gewappnet, geduldig von Reihe zu Reihe, zwischen den Setzlingen herum.

Nach einer Weile, waehrend sie gerade dabei war, einen besonders hartnaeckigen Strunk aus dem Erdreich heraus zu ziehen, verrieten ihr das sowohl sehr sensible Gehoer, als auch die feine Nase, dass sich ihr jemand naeherte.
Nimue war dem Welpenalter der Werwoelfe bereits seit laengerer Zeit entwachsen, sie hatte sich angewoehnt, es sich nicht anmerken zu lassen, wenn sie bereits frueher Kenntnis darueber erlangte, als dies einem Menschen beispielsweise vergoennt gewesen waere,  denn auch dies haette im Zweifel zu offensichtlich sein und bemerkt werden und letztendlich ihre wahre Natur verraten koennen.


Es gab keinen Grund zur Sorge, schliesslich eilten staendig, waehrend sie hier dieser Arbeit nachkam, Menschen geschaeftig an den Feldern vorbei. Hin und wieder wurde im Vorbeigehen auch etwas abgepflueckt, um den Hunger bis zum heimischen Herd zu unterdruecken oder auch um die ein oder andere klingende Muenze, von den Haendlern selbst, fuer die getante Arbeit einzustreichen.  

Arglos kniete sie also dort und wollte gerade den Kopf drehen, um die Person zu gruessen, als diese auch schon die Waffe, augenscheinlich ein Langschwert, hob und voranstuermte.
Offenbar hatte die Angreiferin nicht sehr praezise auf die Mitte von Nimues Ruecken gezielt, denn durch die vorangegangene Drehung der oberen Koerperhaelfte, um der Person den Kopf entgegen drehen zu koennen, verfehlte sie ihre Rueckseite und traft lediglich die Schulter.

Durch das weiche Leder wurde die Klinge zwar gebremst, aber ins Fleisch hatte sie trotzdem geschnitten. Mit schreckgeweiteten Augen, einen heiseren Schrei ausstossend, brachte Nimue Abstand zwischen sich und ihre Angreiferin und keuchte.
„Seid ihr von Sinnen?“
Im Ansturm und Schwung des Selben gefangen, setzte die Frau nach und riss Nimue mit sich zu Boden.
„Im Namen des Herren.. Im Namen des Lichtes.. Der Orden des Herrn hat euch enttarnt HEXERIN.. keine Schuetzin lernt so schnell zu zaubern- ausser sie steht mit Daemonen im Bunde.. das Licht wird euch laeutern..“
Voellig perplex ob der bizarren Situation, in der sie sich ploetzlich widerfand, kam ihr ein „Was fuer ein ausgemachter.. Schwachsinn!“ ueber die Lippen.
„Daemonen! Kommt zur Vernunft!“ Ausgerechnet sie und Daemonen! Laecherlich.
„In nomine Domine. In nomine lux. Im Namen des Herrn und seines ewigen Lichtes.. vergehe Hexe.. du hast deine Aufgabe erfuellt und wurdest nutzlos als du die Diener des Schattengottes verbannt hast.“

Waehrend Nimue nun die Beine anzog und versuchte, eine Hebelwirkung zu erzielen und sich des Griffs der Frau, die sie unter sich begraben hielt, zu entziehen versuchte, zog die fanatische Irre nun einen Dolch, weil das Langschwert bei dem Handgemenge ausser Reichweite geraten war.

Ein kleiner silberner Dolch blitzte vor Nimues Augen auf. Verflucht, ausgerechnet Silber!
„Runter von mir, weg mit der Waffe!“
Das hektische Zappeln angesichts der Waffe hatte schliesslich Erfolg- durch den Druck der Beine zurueck gestossen, wurde etwas Distanz zwischen die beiden Frauen gebracht.
„Meister Jaro und der Diener des Lichtes Anturasi haben mir alles gesagt: Ihr seid eine Hexerin.“
Behende sprang Nimue inzwischen wieder auf die Beine, die vermeintliche Gloriam-Anhaengerin brachte ihre Klinge bereits wieder in Position, ein neuerlicher Angriff stand also kurz bevor.
„Macht euch doch nicht laecherlich!“

Ein taxierender Blick in Richtung der Frau, in erster Linie galt er jedoch der silbernen Klinge, gefolgt von einem fluechtigen Schlenker hinter sich, um abschaetzen zu koennen, wie weit sie noch nach hinten ausweichen koennte- doch als der blonde Schopf einen Kreis beschrieb, um sich wieder auf ihr Gegenueber zu lenken, bemerkte sie, dass sie zu lange gezoegert hatte, denn aus den Augenwinkeln sah sie bereits das Metall aufblitzen.

„Stirb Hexe! Ihr solltet euch eurem Schicksal stellen, dieser Tag ist euer letzter.. sonst kommt ihr noch auf die Idee die Verbannungen wieder aufzuheben.. wie bei den Dunkelelfen. Ihr habt zu viel Befehlsgewalt in dieser Stadt!“
Die Angreiferin hechtete erneut nach vorn, der Dolch auf halber Hoehe angehoben und mit dem Ziel die Klinge grob in Richtung Nimues Herzens zu stossen. Mit einem halbherzigen Sprung versuchte, sie noch zu retten, was zu retten war und den Oberkoerper nach links zu drehen, um die Herzseite abzuschirmen.

Durch die Wucht der Drehung geriet Nimue ins Straucheln und fiel wie ein Sack Kartoffeln zu Boden. Alles andere als grazil anmutend wurde der Kopf gehoben, das mit Erde verschmierte Gesicht blickte zu der Frau auf, die Augen flackerten gefaehrlich vor Zorn. Nur noch muehsam schien sie ihre Wut unter Kontrolle zu haben, ein leichtes Zittern ueberlief die oberen Extremitaeten. Ihre Fingerspitzen gruben sich ins Erdreich, zwischen den feingliedrigen, behandschuhten Fingern quoll Erde hervor, bevor sie sich zu Faeusten schlossen.
Sehr leise, mit bebender Stimme, sagte sie nun:
„Ihr solltet jetzt zusehen, dass ihr die Beine in die Hand.. nehmt und verschwindet.. JETZT..“
Mitten in der Bewegung stockte die Frau, dessen Gesicht zum Teil unter einer Kapuze verborgen lag und schien einen halben Schritt zurueck zu weichen.
„Das hier ist noch nicht vorbei.. Hexerin.. Der Orden der Gloriam wird euch finden.“

Wenn die junge Frau in diesem Moment einfach nur das Weite gesucht haette, aber nein..
Was zuviel war, war zuviel, auch Nimues Geduld kannte Grenzen. Ihr damit zu drohen, staendig auf der Hut sein und mit neuerlichen Angriffen auf ihr Leben rechnen zu muessen, behagte keinem der Persoenlichkeiten, die sich den Koerper Nimues teilten..
Ohne darueber nachzudenken, innerhalb eines Augenaufschlages spaeter, war sie auf den Beinen und setzte in vollem Lauf zu einem Sprung an, um der Frau nachzusetzen- doch just in diesem Augenblick warf die Angreiferin den Silberdolch, mit dem Ziel, sie doch noch irgendwie zu verwunden und sprang ueber den oestlichen Zaun. Von dort aus schrie sie „Heil dem Herrn des Lichtes, sein Segen wird dich richten, Hexe“ und verschwand letztendlich.

 
snapshot attentat.png

Nimue war an Ort und Stelle erstarrt und betrachtete ihren linken Oberarm, in dem die Klinge des Dolches mit einem satten, unappetitlich klingenden Geraeusch eingedrungen und stecken geblieben war. Aeusserlich voellig ruhig besah sie sich den angerichteten Schaden kurz, zog den Dolch mit einem Ruck aus der Wunde und wartete darauf, dass der Sturm, der in ihrem Inneren entbrannt war, abflaute. Die Wunde brannte hoellisch und rote Wutschlieren drohten ihr die Sicht zu rauben. Verflucht. Es dauerte eine ganze Zeit bis sie den verfluchten Dolch in ihrer Tasche verstaut und sich zurueck in die Stadt geschleppt hatte. Im Rathaus angekommen, daemmerte ihr, dass es wohl nicht der kluegste Einfall gewesen war, in der Stadt Schutz zu suchen.. Die Stadt unterstand noch immer dem Kommando der Miliz, das Recht der Paladine galt in Ansilon nicht, aber sie wollte ihr Glueck auch nicht herausfordern.

Die hoelzernen Treppenstufen des Rathauses hatte sie mit ihrem Blut bereits ausgiebig verunziert, brauchte sie doch mehrere Versuche, bis die Worte des Rueckrufzaubers, sie zu ihrer Huette brachten. Dort angekommen, liess sie sich einfach ins Gras fallen und blieb dort liegen, bis ihr Mentor und guter Freund, der frueher als vereinbart zu ihrer Verabredung erschienen war, sie dort kurze Zeit spaeter fand und seine Fuersorge sie ueber den ersten Schrecken hinweg troestete..


Allerdings hatte dieser Vorfall, was Nimues Ausgeglichenheit und Gleichgewicht anbelangte, das Zuenglein an der Waage bedenklich ins Wanken geraten lassen..
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..Magic, madness, heaven, sin.. don't say I didn't say, I didn't warn ya..
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