Der alte Zwerg betrat am frühen Morgen das Rathaus der Handelsstadt. Wieder mal hatte er erst die Wachposten auf den Stadtmauern und in den Straßen abgeklappert und die Wachberichte abgeholt, bevor er sich den anderen Aufgaben widmen konnte. Momentan fehlte der Hauptmann der Miliz wie es schien. Auch an anderen Stellen fehlte es in der Organisation rund um die niemals ruhige Stadt. „Grüß Dich, Konrad!“ die ruhige und freundliche Stimme von Pandita, einer Lehrmeisterin Ansilons, welche wie so oft im Rathaus ihrer Arbeit nachging riss den Stadtrat aus seinen Gedanken.
„Karaz mit Dir, Pandita.“ ein tiefes, aber nicht unfreundliches Brummen, gefolgt von einem Nicken. Konrad blieb vor der Menschenfrau stehen uns sah zu ihr hinauf. „Alles gut, Aye?“ sogleich huschten die grauen Augen des Zwerges auf ein zusammengerolltes Pergament, welches Pandita in der Hand hielt. „Was gibt’s denn diesmal?“
Mit einem Lächeln reichte die Lehrmeisterin nun das Pergament weiter „Eine kleine Liste mit Anträgen und Bittstellern, ich habe sie aufgeschrieben, da niemand aus dem Stadtrat anwesend war um sich gleich um die Leute zu kümmern. Es kamen gestern Nachmittag noch zwei vorbei, vorhin noch ganz in der Frühe einer der Bäckerlehrlinge.“
Die mechanische Hand Konrads umschloss nun vorsichtig die Schriftrolle und der alte Zwerg winkte Pandita damit nochmal zu, während er mit der rechten Hand bereits die Tür des Ratszimmers aufsperrte. „Danke, Mädchen! Bist Gold wert, Aye.“ Kurz drehte sich Konrad nochmal zu ihr um: „Pah, was red‘ ich? Mithril!“ er schenkte ihr noch ein schiefes Grinsen dann betrat er das Zimmer und rückte einen der Stühle zurecht um sich mit einem tiefen „Umpfh“ darauf fallenzulassen. „Viel zu tun, Aye...“ Die Arbeit des Rates schien tatsächlich kein Ende zu nehmen, als der Zwerg den Blick schweifen ließ, fiel ihm bereits ein weiterer Stapel Papiere ins Auge, der auf ihn oder Nimue wartete. Heute war es sein ‚Glück‘, denn er war zuerst im Rathaus angekommen. Während er die ersten Nachrichten überflog stopfte sich Konrad eine Pfeife, zwischendurch sah er immer wieder zur Tür. Hoffentlich würde Nimue bald kommen und die Aufgaben mit ihm durchgehen, die Arbeit halbieren. Trotzdem schien der Berg kaum zu bewältigen.
Wird Zeit, dass wir uns mehr Hilfe holen, wenigstens für die Anträge und Anfragen der Händler und Handwerker. Die Miliz muss auch mal richtig auf Vordermann gebracht werden, aber eins nach dem anderen. Als Konrad diese Gedanken durchspielte, lehnte er sich zurück, die Pfeife genüsslich rauchend. Für die Miliz hatte sich doch das junge Menschenmädchen beworben, nicht? Eine Weile dachte er über ihren Namen nach, dann zog er wieder an der Pfeife. Als er den Rauch durch den Raum pustete, fiel sein Blick wieder auf das zusammengerollte Pergament welches Pandita ihm gereicht hatte. Die Lehrmeisterin verbrachte eh schon die meiste Zeit im Rathaus, war in Ansilon bekannt und durchaus beliebt und vor allem, sie kümmerte sich eh schon darum viele Anliegen der Stadtbewohner entgegenzunehmen und zu kategorisieren. Vielleicht war es Zeit, den Rat wieder zu erweitern.
Wieder sah der alte Langbart zur Tür. Sobald Nimue kam würde er sie darauf ansprechen. Pandita würde einen der Stühle im Ratszimmer sicherlich gut füllen.