Nachdem ich gezielt nach dem Schatten Ausschau hielt, indem ich die silberburger Bibliothek aufsuchte, dauerte es nicht lange, bis er sich erkenntlich machte. Im ersten Moment stand da nur ein alter Mann, der mir suspekt erschien. Ich entschied mich, mich mit ihm zu unterhalten und im Laufe des Gespräches merkte ich, wie ein Schatten die Sonne abschirmte und dadurch die Umgebung verdunkelte. Es war Zweifels ohne diese Schatten und damit hatte es endlich ein Gesicht. Wir unterhielten uns eine Weile, doch den Fragen, die ich stellte, ging er zumeist aus dem Weg – sagte dazu noch, ich würde die falschen stellen. So richtig schlau wurde ich aus dem alten Mann nicht, doch eines war klar: Er war auf der Jagd nach den Unsrigen – und wohl auch jenen der Vampire.
Und so kam es, wie es kommen musste. Mittels eines Blitzstrahls griff ich ihn an, doch die Magie schien ihm kaum etwas auszumachen. Seine Antwort überraschte mich dann doch, denn er schien ohne Probleme mächtige Elementare zu beschwören, denen ich durch magische Trennwände entkommen konnte. Doch wenig später, als er ein weiteres mal ein Wesen heraufbeschwor – jenes mal ein Steingargoyle – fiel es mir auf; Er nutzte Drachenmagie. Als er dann auch noch die Erdelementare stärkte, die ich zu vernichten versuchte, tritt ich meinen Rückzug an. Auch wenn ich die Gargolye töten und den Schattenmann damit überraschen konnte, sah ich keinen Weg, diesen Kampf zu gewinnen. Dafür war ich nicht mächtig genug. So zog ich mich in den Drachenturm zurück, wo er letztendlich von mir abliess.
Die Wunden zu regenerieren kostete mich einen erheblichen Anteil meiner Kraft. Das lag primär daran, dass der Drachenangol, der sich in mein Herz grub, zusammen mit dem Drachenblut und der Essenz von Zah’niryn meinen Körper beeinflussten, vermutlich gar mit dem Wolf kämpften. Das war kräftezerrend. Doch mich auszuruhen war keine Option und so nahm ich Shiras Angebot, mit ihr nach Glaedi zu reisen, an.
Unser Weg führte uns in die grosse Bibliothek, wo wir die Bänder verschiedenster Bücher überflogen und in manchen gar flüchtig herumblätterten, bis Shira auf eines stiess, dass unser Interesse weckte. Jäger Cantar hiess das Buch. Eine kleine Ansammlung an Schriften, die über verschiedene Jahrhunderte – die älteste davon war etwas über achthundert Jahre alt - datiert waren und über einen schattenhaften Jäger berichteten, der nach «widernatürlichen» Wesen Ausschau hielt, um sie zu töten. Die Berichte über die Morde, die im Buch aufgelistet wurden, ähnelten dabei denen an den beiden Leichen, die wir fanden. Das Beunruhigende an der Sache war aber, dass dieser Dregar Cantar eine Verbindung zu einem schattenhaftigen Drachen hat, der Vermutungen nach «Zhen’chren» heisst. Die Erinnerungen an Thak’chren schossen mir durch den Kopf als ich es las und bereiteten mir Schmerzen. Noch so einer. Es war zwar nichts, dass die Welt erneut ins Chaos stürzte, aber für die Unseren war er eine äusserst grosse Gefahr. Dieser Dregar war in der Lage, eine Art urtümliche Magie zu wirken, die es ihm ermöglichte, in den Schatten zu verschwinden. Eine Gabe, die er vermutlich von diesem Drachen erhielt. Eines stand jedenfalls fest: Es brauchte die Kampfeskraft von mehreren Personen, um sich ihm gegenüberstellen zu können.
Und so entschied ich mich noch am nächsten Morgen einen Brief aufzusetzen und all jene zu informieren, die sich bisher daran beteiligt hatten, dieses Problem zu lösen. Rorek, Vyktorya, Nimue, Xapoa und Mayla würden somit einen Brief erhalten.
Komra
Es gibt neue Erkenntnisse zu dem Schatten, der uns alle bedroht und lasset mich sagen, dass sie noch beunruhigender sind, als anfangs angenommen.
Am gestrigen Abend suchte ich nochmal die Stelle vor der silberburger Bibliothek auf, in der Hoffnung, weitere Hinweise zu finden. Wenig später nach meinem Erscheinen konnte ich einen älteren Mann erblicken, der mich wachsam ansah. Ich verwickelte diesen in einem Gespräch und schon nach wenigen, ausgetauschten Sätzen konnte ich erahnen, dass es sich um die Person hinter dem Schatten handeln musste. Dass die Sonne im Laufe des Gespräches durch einen Schatten abgeschirmt wurde und die Umgebung somit in einen Schleier hüllte, bestätigte meine Vermutung. Meine Frage, wer oder was er ist, wollte er nicht beantworten – was meine Wut nur weiter schürte. Ich griff ihn mittels eines Blitzstrahles an, doch die Magie schien ihm nicht gross zu schaden. Zu meiner Überraschung beschwor dieser Luftelementare und gar später einen Steingargoyle und zwei weitere Erdelementare hervor. Den Gargoyle vermochte ich noch zu töten, doch ein weiterer Kampf erschien aussichtslos und so zog ich mich zurück.
So ihr einen älteren Mann antrefft, zu dem diese Beschreibung passt, solltet ihr euch in Acht nehmen:
- Augenscheinlich um die 70 Jahre alt
- Langes, ergrautes Haar & ein weisser Schnurr- und Kinnbart
- Gräuliche, wachsame Augen
- Äusserst gewandt für das Alter
- In edelster Seidenkleidung gehüllt, beige Hose und dunkle, osbidianfarbene Tunika
- Grauer Federhut
Eine positive Nachricht habe ich jedoch: Ich konnte im Nachhinein in einer Bibliothek ein Buch finden, in dem die Rede von einem schattenhaften Jäger war. Wenn es sich als die gleiche Person entpuppt, heisst unser gemeinsamer Feind «Dregar Cantar». Ein Wesen, dass durch altertümliche Magie in der Lage ist, mit dem Schatten zu verschmelzen.
Diversen Berichten nach, wurde dieses Wesen über das letzte Jahrhundert öfter erblickt, manche davon reichen gar über achthundert Jahre zurück. Dabei erzählen sie alle von einem unerbittlichen Jäger, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alles «Widernatürliche», respektive «Übernatürliche», die als «grosse Gefahr für die Menschheit» deklariert wurden, zu vernichten. Schenkt man den Schriften glauben, kann man davon ausgehen, dass er schon diverse Generationen der Unsrigen ausgerottet hat.
Ich schätze, dass Vyktorya Recht hatte und der Magier sich mittels des Zaubers «Vampirgriff» oder ähnlichen um den Wolf kümmerte und dass der Vampir von einem seiner Beschwörungen getötet wurde – all das, um nicht sofort aufzufliegen. Der Gedanke dahinter war wohl, dass wir uns selbst gegenseitig töten, denn im Gespräch betonte er immer wieder, wie lästig die Arbeit doch wäre und dass wir ihm den Gefallen tun sollten, uns selbst zu töten.
Wie dem auch sei. Ich sage, wir packen die Gelegenheit am Schopf und versammeln uns am fünften Tag der Woche zur einundzwanzigsten Stunde, um diesen Dregar hervorzulocken und ihm ein Ende zu bereiten. Je länger wir ihn am Leben lassen, desto grösser werden die Schäden. Gemeinsam sollten wir aber über genug Macht verfügen, um seinem Treiben ein Ende zu bereiten.
Lasst mich wissen, so ihr an diesem Vorhaben teilnehmen möchtet.
gez.
LQ