Das Schicksal einer Stadt

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Nirvash | Aurion | Tintalle
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Das Schicksal einer Stadt

Beitrag von Nirvash | Aurion | Tintalle »

Ein großer Tisch, ein Haufen Stühle. Im Obergeschoss noch mehr, dazu noch etliche Betten. Das große Anwesen genauso leer wie das Wirtshaus, wo sich der Staub auf den Tischen sammelt wo früher das Bier in Strömen Floss und der Duft saftigen Bratens das ganze Haus erfüllt hatte - zum Leidweisen der Händler im Erdgeschoss. Auch in der verbleibenden Mine war nur selten der Klang der Spitzhacken auf dem harten Fels zu hören. Die ganze Stadt wirkte wie ausgestorben, obowohl sie das genau genommen gar nicht war - noch verweilten einige wenige tapfere Bürger hier, oder es Verschlug den ein oder anderen Bergmann her. So wie ihn selbst. Aber wie lange noch? Das einzige was es zur Genüge gab war Schnee und Eis, denn selbst mit der Ruhe war es nicht weit her. Zwischen dem Geheule der Wölfe, das sich oft so anhörte als würden sie jeden Augenblick durch die Fenster springen, und dem eisigen Wind der mit einem beinahe menschlichen Wehklagen durch die leeren Gassen fegte taten viele der wenigen noch verbliebenden Einwohner Winterbergs in der Nacht kein Auge zu. Und dennoch war der Tag kaum besser. Das jemand ins Gasthaus einkehrte kam laut Della, der Schankfrau aus dem Wirtshaus vielleicht einmal die Woche vor. Übernachten wollten noch weniger. Auch bei den anderen Händler sah es nicht viel besser aus. Niemand wollt etwas bei der Post aufgeben oder abholen, Bedarf an Schmuck gab es ebenso wenig. Selbst der Kräutermaid machte die Lage zu schaffen - zwar litten die Leute weiterhin unter allerlei Zipperlein, aber viele Kräuter waren ihr schon ausgegangen, und in den hohen Felsen und tiefem Schnee wuchsen nur wenige.

Das Ende der Stadt war absehbar, und es rückte Tag für Tag näher. Mag es auch gedauert haben, so wäre es doch noch ein später Sieg für die Dunkelelfen, die vor etlichen Monden plötzlich über die Stadt im hohen Norden hergefallen waren. Würden Sie es je erfahren, tief in ihrem dunklen Höhlen weit unter der Erde, wo selbst die Zwerge selten hinkamen? Würden sie Genugtun verspüren, das ihr Werk doch noch fertig gestellt wurde? Freude darüber, das die Menschen die Stadt verlassen hatten, mit all den noch unabsehbaren Folgen für die gesamte Region, das ganze, bereits zutiefst gespaltene Land? Oder vielleicht eher Enttäuschung, das sie es nicht selbst eigenhändig zu Ende führen konnten? Am wahrscheinlichsten wohl jedoch war Gleichgültigkeit. Es gab sicher andere Dinge die sie mehr beschäftigten als das Schicksal einer handvoll Menschen.

Ein besonders lautes Geräusch riss Aurion aus seinen düsteren Gedanken. Er sahs nun schon ein paar Stunden hier, war aber noch nicht wirklich mit seiner selbstgestellten Aufgabe weitergekommen. Seufzend stand er auf und ging zum Fenster, dankbar für die Ablenkung. Über dem Tor zum Gelände, bei Dunkelheit und Schneesturm trotz der Lampen die das Tor ausleuchten sollten, kaum erkennbar, standen die beiden Wachen der Union der Arbeiter, Bertilde und Gundalf. Er beineidete die beiden in diesem Moment sicherlich nicht um deren Arbeit, aber was er vor hatte würde auch ihnen helfen. Wenn er seine neue Heimat wirklich retten wollte gab es allerdings noch viel zu tun, und so wandte er sich wieder dem Stapel Rollen der auf dem Tisch lag zu.

Wie rettet man eine Stadt? Um diese eine Frage drehte sich alles. Er hatte auch bereits eine Idee: Die Wiedereröffnung der westlichen Mine. Nicht nur würde das zu einfacherem Zugang zu Erzen und seltenen Edelsteinen führen und damit wieder für mehr Handel sorgen, es würde auch das letzte sichtbare Zeugnis der Besetzung Winterbergs verschwinden lassen. Zudem wäre es eine Gelegenheit ein Fest zu feiern, wo alle noch in der Stadt verbliebenden oder solche die es vielleicht werden wollten zusammenkamen auf andere Gedanken zu bringen. Alles zusammen, da war er sich sicher, würde den Schatten der über der Stadt lag vertreiben.

Erst jedoch musste alles organisiert werden. Er hatte sich schon am Mineneingang umgesehen, auch bereits versucht ein paar der Felsen die den Weg versperrten weg zu räumen, aber er musste rasch einsehen das es alleine wenig Wert hatte. Zu groß waren die Brocken die weiter innen bereits erkennbar waren, zu hoch die Wahrscheinlichkeit das es bei unüberlegtem Handeln zu weiteren Einstürzen kommen würde. Sollte sich sonst niemand finden würde er es vielleicht trotz der Risiken alleine angehen, zuvor aber würde er versuchen Helfer zu finden.
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Nirvash | Aurion | Tintalle
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Re: Das Schicksal einer Stadt

Beitrag von Nirvash | Aurion | Tintalle »

Einge Tage später ist in jeder größeren Stadt ein Aushang zu finden:
 
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Suche Helfer um die westliche Mine Winterbergs freizulegen. Benötigt werden insbesondere Minenarbeiter und Schreiner, um die Mine freizulegen und den Eingang zu stabilisieren. Ebenfalls sehr hilfreich wäre der ein oder andere Heiler, da die Arbeit hart und gefährlich sein kann, sowie ein paar tapfere Kämpfer, falls sich zwielichtige Gestalten von der Aktivität angezogen fühlen sollten. Mehr als willkommen ist jedoch jeder, der es ernst meint und offen, ehrlich und mit Respekt mit anderen umgeht.

Nathan Jaro, seines Zeichen Legat der Paladine von Silberburg eine Belohnung in Höhe von 5.000 Goldstücken für jeden Helfer ausgesprochen. Für das leibliche Wohl sorgen Norbert de Ferox, Akoluth der Paladine zu Silberburg und meisterhafter Koch, sowie Della vom Wirtshaus. Dort ist es ebenfalls möglich, Unterkunft zu bekommen, wer zu später Stunde die Rückreise nicht mehr antreten möchte.

Weiterin ist euch der Dank der Menschen zu Winterberg Gewiss. Zudem winkt ungehinderte Zugang zur Mine und die Gelegenheit beim widererstarkenden Handel als erster dabei zu sein.

Wer Interesse hat finde sich zum zur 19. Stunde des siebten Tages der Woche vor dem Rathaus von Winterberg oder direkt bei der Mine ein.

gez. Aurion Ashera
Schreiner und Bastler zu Winterberg
 
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OOC: Sonntag, 16.06., 19 Uhr
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Nirvash | Aurion | Tintalle
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Re: Das Schicksal einer Stadt

Beitrag von Nirvash | Aurion | Tintalle »

Langsam räumte er einen Stein nach dem anderen weg. Die kleineren mit der Schaufel, solche, die zu groß waren um sie zu tragen wurden rausgerollt oder solange mit der Spitzhacke bearbeitet bis es irgendwie ging. Vor der Mine sammelte sich inzwischen ein beachtlicher Haufen, da er in den letzten Tage immer einige Stunden damit verbracht hatte, das restliche Geröll beiseite zu schaffen. An manchen Tagen hatte er dabei Hilfe, etwa durch Zachariah, den Schmied, der in seinen jüngeren Jahren sich auch mal als Bergmann versucht hatte, meistens jedoch arbeitete er alleine. Allzu viel Platz wäre gerade am Anfang sowieso nicht gewesen, denn sonderlich breit war der Eingang nie, und durch die neuen Stämme zum abstützen der beschädigten Wände und Decke, sowie die restlichen Felsen war es nun zwar wieder möglich ohne sich etwas zu stoßen die Mine zu betreten, aber mit Spitzhacke und Schaufel kam man sich doch schnell in die Quere.

Bevor er jedoch den Eingang gänzlich frei räumen konnte und die restlichen Spuren des Einsturzes wie etwa beschädigte Balken beseitigen konnte, musste er einen herben Rückschlag hinnehmen: Einige düstere Gestalten, die er inzwischen als Drow identifiziert hatte, waren in die Stadt eingedrungen und hatten die beiden Amazonen umgebracht, die seit dem letzten Überfall als Stadtwache dienten. Noch dazu hatten sie eine der beiden zuvor mit dem Pferd durch die halbe Stadt geschleift und vor der Bank grausam hingerichtet. Dort lag sie seitdem. Zwar erhielt die Kälte die Leiche, aber ewig konnte sie da nicht liegen, irgendwann würde selbst im eisigen Norden die Natur ihren Lauf nehmen. Zudem verdiente sie besseres. Die beiden waren zwar nie sonderlich gesprächig gewesen, aber sie hatten seit vielen Monaten eine Stadt beschützt, mit der sie eigentlich nichts zu tun hatten, bewohnt von Leuten die sich nicht kannten. Und das nicht nur so weit fern von ihrer Heimat, sondern auch ausgerechnet noch im eisigen Winterberg. Soweit ihm bekannt war lebten sie normal irgendwo im Dschungel.

Und so fasste er einen Entschluss: Er würde eine Nachricht an die Amazonen überbringen lassen. Die Wache würde die nächsten sieben Tage liegen bleiben wie sie ist. In dieser Zeit würde sie zugleich als Mahnmal dienen, und die Amazonen konnten sie abholen und ihn ihre Heimat zurück bringen. Sollten die Amazonen in diesen sieben Tagen die Leiche nicht mitnehmen würde er sie auf dem Friedhof von Winterberg beisetzen, und ihr damit die einzige Ehre erweisen die ihm möglich war. Er wusste zwar nicht, wie die Amazonen mit ihren Toten umgingen, ob diese die ihrigen ebenfalls begruben, aber sicher würden sie die Absicht dahinter verstehen.

Dieser Entschluss stellte ihn aber gleich wieder vor das nächste Problem: Wer wusste wie er die Siedlung der Amazonen finden konnte, und wer würde von diesen empfangen werden? Einige Stunden zerbrach er sich darüber den Kopf, bevor ihm einfiel wer ihm da behilflich sein konnte. Während des Überfalls, als sich die Dunkelfen in der gerade Stadt austobten war eine weitere merkwürdige Gestalt erschienen, die sich dann als Amazone herausstelle. Und er war sich ziemlich sicher das er diese schon einmal getroffen hatte. In Ansilon, als Bernhard de'Molay ihn gerade herumführe. Die beiden hatten sich wie alte bekannte unterhalten, und Bernhard hatte ihm erzählt die beiden hätten gemeinsam gekämpft. Und so machte er sich auf dem Weg nach Silberburg und arrangierte mit Hilfe der Paladine und den Botenreitern, das den Amazonen die Nachricht überbracht werden würde.

Als er wieder in Winterberg ankam und an der Leiche vor der Bank vorbeiging musste er tief seufzen. Die letzten Tage waren schwierig gewesen, und es Stand noch einiges an. Es wäre deutlich einfacher, nichts zu tun. Sich dem Schicksal zu ergeben, einfach vor sich hin zu treiben. Aber das lag nicht in seiner Natur. Er konnte nicht einfach nur stumm zuschauen bei so viel Leid. Er erwartete mehr von sich. Er musste es zumindest versuchen. Und so es der Herr wolle, würde es ihm auch gelingen.

In den folgenden Tagen konnte man ihn immer wieder an der Mine sehen, wo der Steinhaufen im Eingang von mal zu mal kleiner wurde, bis er gänzlich verschwunden war, und wo die alten, morschen Hölzer, die an manchen Stellen durch dein Einsturz schwer beschädigt wurden nach und nach durch frische Balken ersetzt wurden. Nunda der Eingang wieder offen war fegte ab und zu auch der Wind rein und vertrieb den Geruch des Schwefels, der sich wohl seit dem Einsturz gehalten hatte. Und auch in der unteren Mine verschwand das Schild, das die Drow damals aufgehängt hatten.

Die Mine war wieder benutzbar und sicher, demnächst würden alle offensichtlichen Spuren der Überfälle beseitigt sein. Nur aus den Herzen der Menschen würden diese nicht so schnell verschwinden. Und wie sollte er die Stadt jemals wirklich sicher machen? Die Miliz stand schon seit vielen Monaten leer, die östliche Mauer war ebenso lang unbewacht, und nun, dank des erneuten Überfalls, auch die westliche. Die Paladine waren sowieso zu stark gestreckt, der Stadtrat von Ansilon..wie hieß er doch gleich? Quintus..sah nicht unbedingt vertrauenserweckend an, mit seiner Knochenmaske. Welch Ironie, wenige Tage zuvor hatte dieser noch die Meinung vertreten das man sein Aussehen nicht mit Verbrechern in Verbindung bringen könnte, und prompt wurde Winterberg von Gestalten überfallen die auf den ersten Blick nicht von seinem Aussehen zu unterscheiden waren. Weiterhin bezweifelte er das er in Nalveroth jemanden finden würde. Bliebe noch Silberburg. Das war zwar noch gut bewacht, aber auch der letzte Ort der noch wirklich sicher war, wo noch Ordnung herrschte..
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Lise
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Re: Das Schicksal einer Stadt

Beitrag von Lise »

Noch während des Überfalls traf Lise zum regelmäßigen Besuch der Wächterinnen des Nordens ein. Es dauerte nicht lange festzustellen, dass hier gerade etwas vor sich geht. Doch alleine konnte sie wenig bewirken, den Pfeil an der Sehne gelegt schlich sie zwischen Häusern und Zelten hindurch um zu beobachten was vor sich geht.

Als sich die Gruppe zurückzog folgte sie Richtung Stadttor, wo sie rasch ihre Schwester entdeckte. Der erste Moment des Entsetzens und der Trauer musste schnell weichen. Sie trug den leblosen Körper auf den Rücken ihres Pferdes und sah dann im inneren der Stadt nach, wo sie vom nächsten schrecklichen Anblick erwartet wurde - wenngleich etwas derartiges bereits zu erwarten war.

Sie versprach ihrer gefallenen Schwester wiederzukehren, denn das Pferd hatte mit zwei gerüsteten bereits genug zu tragen. Zu dritt sollte ihre Schwester geholt werden, einige Tücher und eine Trage mussten zuerst gefunden werden, um den geschundenen Körper möglichst respektvoll nach Hause zu bringen. Hier sollte eine Bestattung in der Gruft der Kriegerinnen Nikaelios' auf sie warten...
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Falynidil
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Re: Das Schicksal einer Stadt

Beitrag von Falynidil »

Nachdem ihr Werk verrichtet war, lehnte die Priesterin sich entspant im Thronsaal des Hauses Filifar zurück. Genugtuung erfüllte sie, denn es war ihr gelungen eine der letzten Rechnungen, die der Krieg um Winterberg eröffnet hatte, zu begleichen. "Die Dunkelelfen vergessen nicht.", war die zentrale Botschaft gewesen und Falynidil befand, dass dies eindrucksvoll gelungen war. 

Die Amazonen der südlichen Lande sollten nicht glauben, dass ihr Eingreifen in der Schlacht unbemerkt geblieben war. Falynidil selbst hatte eine schwere Wunde durch einen Amazonenpfeil erlitten. Umso größer war es ihr ein Anliegen, zu gegebener Zeit eine Reaktion folgen zu lassen. Dabei boten sich die beiden verbliebenen Wachen, die in Winterberg recht schutzlos postiert worden sind, als einfaches Ziel. Diese Sache war nicht wichtig genug, um den Amazonen in ihrer Heimat, dem Dschungel, gegenüberzutreten oder gar eigene Verluste zu erleiden. 

Sie hatten sich im Schutz der Dunkelheit von Süden genähert und die Wachen mit einem Ablenkungsmanöver  hinterrücks ausgeschaltet. Dann hatte Falynidil einen Sargtlin dazu aufgefordert eine Leiche vom Walld er Stadt herunter zu schleifen und an sein Pferd zu binden, damit er die Leiche durch Winterberg schleifen konnte. Schlussendlich hatte ein Sargtlin den leblosen Körper mit einer eigenen Intepretation von Dunkelelfen-Initialen verziert.

[Link: https://s17.directupload.net/images/190630/ne5nfqdk.png ]

(Bild siehe Anhang)

Das bösartige Grinsen war an diesem Abend nicht mehr aus dem Gesicht der Priesterin zu wischen, als sie die Ereignisse vor ihrem inneren Auge Revue passieren ließ. Lloth würde zufrieden sein.

 
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Never trust a smiling Falynidil, you're gonna end up. | When Nathan goes down on his knees, the battle is not over. It has just begun.
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