[Quest] Petri Heil und brennende Sterne [Status: beendet]

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Tyr
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[Quest] Petri Heil und brennende Sterne [Status: beendet]

Beitrag von Tyr »

Epilog

Stirnrunzelnd sah Rorek auf das Wasser des Binnenmeeres hinunter, das unter seinen vom Steg baumelnden Beinen in der gerade erst aufgehenden Morgensonne glitzerte. Das geschäftige Treiben der zurückkehrenden Fischer und das Gekreische der Möwen, die die Schiffe beachtete er gar nicht. Seine Hände waren um eine Angelrute geschlossen und er wartete. Wartete darauf, dass ein Fisch beißen würde. Warum er das tat? Nun, er war sich selbst nicht ganz so sicher, aber dieses Stille verharren am Wasser ermöglichte es ihm all die Fragen an die Magie und die offenen Theorien für eine gewisse Zeit zu verdrängen. Seine Gedanken ruhten. Hin und wieder nahm er einen Gedanken auf Vyktorya auf, die sich auf ein paar weitere Unterrichtseinheiten vorbereitete, und so verhielt er sich still. Er wollte sie in ihrem Tun nicht stören. Er wusste selbst, wie viel Vorbereitung hierzu notwendig war, wenn man nicht – wie die alteingesessenen Lehrmeister in den Akademien der Lande – solche Einheiten schon oft abgehalten hatte. Es gab immer ein erstes Mal. Ein leises „plopp“ ertönte, als der Schwimmer der Angel unter Wasser gezogen wurde und er einen kurzen Ruck an der Angel spürte.

„Hah!“ Entfuhr es ihm und er begann das Spiel mit dem Fisch. Er ließ dem Fisch Leine, zog ihn wieder ein, ließ ihm wieder Leine und zog ihn wieder ein. Mal kräftiger Mal langsamer. Erfreut hatte er festgestellt, dass das Tier am anderen Ende der Angel kein kleines Geschöpf war. Im Gegenteil. Dieses Tier wollte spielen. Er lächelte. Unwillkürlich weckte dieses seine Jagdinstinkte und ein belustigtes Knurren entfuhr ihm. Wobei er den Fisch Stück für Stück näher an sich heranzog um ihn nun endlich aus dem Wasser zu befördern. So war zumindest der Plan. Als der Fisch sich jedoch der Wasseroberfläche näherte und er diesen dadurch in Augenschein nehmen konnte vertieften sich die Falten auf seiner Stirn und unwillkürlich zog er etwas den Kopf zurück. „Was bist du denn für ein hässliches Ding?“, fragte er den Fisch, der natürlich keine Antwort gab, sondern ihn zappelnd darüber informierte, dass er oder sie oder es ... wie auch immer, schnell wieder in die Tiefen des Sees abtauchen wollte. Auf den ersten Blick hatte er Gliedmaßen am Fischleib erkennen können. Doch es war definitiv ein Fisch gewesen und keine Echse. Nun, das würde er sich später genauer ansehen können. Auch wenn das Ding aussah als sei es einem Gruselmärchen entsprungen, wollte er es aus dem Wasser holen und so streckte er den Arm danach aus. Er bekam eine der Flossen zu fassen. Und dann? Naja, dann ging alles sehr schnell.

Das Wasser begann zu Gurgeln, ein großer langgezogener Schatten schoss heran, mehrere Reihen messerscharfer Fänge blitzen auf, ein Ruck und mit einem kurzen überraschten Laut stürzte er ins Wasser. Das eiskalte Wasser des Binnenmeeres schlug über ihm zusammen und presste ihm die Luft aus den Lungen. Wäre er kein Unsterblicher gewesen, so hätte dieser Sturz in das Wasser eine nicht minder erhebliche Gefahr dargestellt. Und dann war da noch der Angreifer … Alarmiert verhielt er sich still und versuchte seine Umgebung zu erfassen. Er spürte wie sich seine animalische Präsenz meldete und sich verstärkte, ihn einhüllte in einen bedrohlich wirkenden Kokon. Der komische Fisch, der sich bei dem Sturz aus seiner Hand befreit hatte, versuchte sofort die Flucht zu ergreifen, wirkte verstört und versuchte zu Fliehen. Da schoss erneut der dunkle Schatten heran. Zuerst hatte der Schatten auf ihn zugehalten, doch dann lenkte er ein, schnappte sich den Fisch und verschwand in der Finsternis. Jetzt erst begann er sich zu bewegen und zog sich zurück an die Wasseroberfläche. Nur wenig später verließ er das Wasser, indem er sich an einem herabhängenden Tau aus dem Wasser zog und so – klitschnass – zurück auf den Steg gelangte. ‚Rorek?! Was ist los?!‘ Vyktoryas Gedanken hämmerten in seinen Geist als würde sie eine dicke Holztür mit der ganzen Kraft ihrer Fäuste bearbeiten. Er spürte auch, dass sie bereits in Ansilon angekommen war. Da erblickte er die beiden Fischer, die auf ihn zu gerannt kamen. Schnell sperrte er seine Instinkte wieder hinter Schloss und Riegel und atmete husten und prustend aus. „Geht es Euch gut?!“, rief einer der Fischer, noch ehe sie ganz an ihn herangekommen waren. „Ja,“, gab er hustend von sich, „… es geht mir gut.“ Dabei drückte er sich gespielt geschafft in die Höhe. „Wir sahen Euch nur hineinstürzen! Was ist passiert?!“, fragte der andere Fischer, die beiden waren nun bei ihm angekommen. ‚Es geht mir gut.‘, sandte er im Geiste zu Vyktorya, ‚aber da du ohnehin auf dem Weg bist, solltest du vorbeikommen, dass könnte interessant werden für uns.‘

Tropfend sah er die beiden Fischer an und setzte sich auf eine der Holzkisten auf dem Steg. „Seit wann gibt es Seeschlagen in diesem See?“, fragte er dann – nachdem er gespielt wieder zu Atem gekommen war – und hob den Blick um die Beiden zu beobachten. Kurz huschte ein sonderbarer Ausdruck über das Gesicht der beiden Fischer, dann sahen sie beide betroffen zu Boden. Doch ehe sie antworten konnten rauschte eine weitere Person heran. Vyktorya. Sie schoss zwischen den beiden Fischern hindurch, wodurch die beiden erschrocken auseinandersprangen. Knapp vor ihm blieb sie stehen. Ihr Gesicht spiegelte die absolute Verwirrung wider, die auch ihn selbst kurzzeitig erfasst hatte. Sie hatte mitbekommen was geschehen war, so musste er sie nicht erst darüber informieren und sah wieder zu den beiden Fischern, während Vyktorya ihm einen Umhang um die nassen Schultern legte. Kälte und Nässe schadete ihm zwar nicht, aber es machte das Schauspiel perfekt. Und genau darauf kam es in solchen Momenten an. „Ihr zwei wirkt als sei das nichts neues für euch.“ Schloss er dann aus den vorherigen Blicken der beiden Fischer. „Ja.“ Murmelte einer der beiden. „Der Zorn des Himmels ist dafür verantwortlich.“ Da bildeten sie sich wieder, die Falten auf der Stirn des Magiers.  „Wovon sprecht ihr?“ Die beiden tauschten einen Blick. „Vom Stein. Dem Roten. Der, der in den See gefallen ist.“

Soso… daher wehte also der Wind. Er tauschte einen Blick mit seiner Frau. Er brauchte nicht erst groß in ihren Geist hinein zu sehen um zu erkennen, wie sehr der Orkan in ihrem Innersten tobte. Und auch ihm fiel dazu nur ein Wort ein. Luinil.
Tyr
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Alte Erinnerungen und unbedachte Hilfestellung

Beitrag von Tyr »

Alte Erinnerungen und unbedachte Hilfestellung

Alles hatte mit dem roten Stern begonnen, der jährlich zu Samhain seinen Weg über den Himmel der Welt suchte und sein unheimliches rotes Licht auf die Welt warf. Man hörte vielerorts in dieser Zeit von seltsamen Begebenheiten und dem häufigeren Auftreten von untoten Wesen, doch eigentlich hatte das die Fischer kaum berührt. Zumindest bist vor einigen Jahresläufen, wo sich ein Teil des roten Sterns gelöst hatte und in das Binnenmeer gefallen war. Seither war der See lange Zeit von einem roten Leuchten erfüllt gewesen und es gab Gerüchte, dass ein Magieritual dafür verantwortlich gewesen sein sollte. Doch irgendwie schien sich auch niemand dafür zu interessieren, dieses Problem zu lösen.

Und ja, auch Vyktorya und er hatten dem keine große Beachtung geschenkt, war es doch bei diesem Leuchten geblieben und sie selbst hatten in dieser Zeit viele andere Dinge zu tun gehabt. Als sie jedoch von einer längeren Reise wieder zurückgekehrt waren und der See noch immer nicht „normal“ war, hatten sie die Ankerpunkte des Rituals zerstört und so das Leuchten beendet. Niemand wusste, dass sie beide sich damals eingemischt hatten. Vielmehr hatten es viele Leute versucht und vermutlich hatte irgendjemand von diesen dafür die Lorbeeren eingestrichen. Aber das tat nichts zur Sache. Warum sie das Ritual lösen konnten, wo andere versagten? Nun, diese Frage war etwas delikater. Das Ritual stammte immerhin aus ihrer Feder. Zumindest die Grundzüge. Das keine Massenvernichtung die Folge von diesem Ritual war, war einzig und alleine dem Umstand geschuldet gewesen, dass Luinil sich nicht genau an die Angaben gehalten hatte. Ja tatsächlich, Luinil war vor gut zweieinhalb Jahren – oder war es sogar noch länger her? - zu Vyktorya und ihm gekommen und hatte um eine Hilfestellung für ein Ritual gebeten. Ihr Plan damals war gewesen den kompletten Stern auf Winterberg fallen zu lassen. Da dort zu dieser Zeit die Dunkelelfen die Herrschaft an sich gerissen hatten und kaum noch Menschen in der Stadt anzutreffen waren, außer jenen die sie versklavt hatten, hatte Vyktorya ihr eine entsprechende Anleitung verfasst. Zudem war sowohl Vyktorya als auch ihm klar gewesen, dass sie niemals die nötige Macht aufbringen würde den ganzen Stern vom Himmel zu holen. Aber selbst ein Bruchstück, wie dieses was nun im Binnenmeer lag, hätte sie den Dunkelelfen sicherlich einen Denkzettel verpasst. Leider hatte Luinils Plan ganz anders ausgesehen: Sie hatte damals ihre Hilfe auf schändliche Weise ausgenutzt und versucht den Stern nicht auf Winterberg, sondern auf Ansilon stürzen zu lassen. Und als wäre dies noch nicht genug, kam noch erschwerend hinzu, dass sie Malvor gewandelt und nach einer gewissen, bestenfalls als rudimentär zu bezeichnender Grundausbildung, sich selbst überlassen hatte. So war es also Vyktorya und ihm zugefallen sich um die Ausbildung Malvors zu kümmern.

Luinil war bekannt für ihre verworrenen Ideen. Ob es sich dabei nun um mit Gasen gefüllte Ogerleichen handelte, die sie über Ansilon aufsteigen lassen wollte um die Wölfe der damaligen Zeit aus dem Stadtrat zu jagen oder dem Einfall den sprechenden Kopf von Samhain aufzulesen und wie ein Modeaccessoire mit sich herum zu schleppen. Doch niemals hätten sie gedacht, dass sie den Meteoriten auf Ansilon lenken wollte. Sie hatten unterschätzt, wie besessen Luinil von „ihrem roten Stern“ war und wollte ihn offenbar für ihre eigene Zwecke nutzen. Also warum hoch im Eis, wenn sie den Stern doch auch direkt vor ihrer Tür haben konnte. Zum Glück jedoch hatte sich ihre beiden Vermutungen bestätigt und es war lediglich ein kleines Stück vom Stern abgesplittert und in den See gestürzt. Dennoch waren sie beide so gesehen Mitschuld an diesem Debakel und vielleicht war es jetzt an der Zeit diesen Umstand endlich einmal vollständig aus der Welt zu schaffen.
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Aira
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Kapitel 1 – Nachforschungen

Beitrag von Aira »

Kapitel 1 – Nachforschungen

Für den Folgetag hatten sich die beiden mit ein paar Fischern verabredet, die sie auf das Montharesanwesen eingeladen hatten um einmal über die ganze Sache zu sprechen. Sie hatten ihnen einige Zugeständnisse machen müssen, dass sie sie nicht verfluchen würden oder sie für irgendwelche Rituale geopfert werden würden … die Ansicht des einfachen Volkes, das kaum Kontakt zur Magie besaß, war in den letzten Jahren nicht besser geworden. Solche roten leuchtenden Steine machten dies selbstredend auch nicht besser. Doch schließlich hatten sie einem Treffen zugestimmt und so saßen Vyktorya und er an diesem Abend am Brunnen des Anwesens und warteten auf die Ankunft der Fischer.

Ehrlich gesagt war Vyktorya mehr als genervt von diesen Fischern. Statt einfach mit der Sprache rauszurücken, hatten sie am Hafen lediglich herumgedruckst, als würde man ihnen die Schuld geben. Und dann dieses herum Gejammer. Sie hatte eigentlich angenommen, dass ihrer beiden Ruf inzwischen gut genug war, um sich nicht mit derlei herum zu plagen. Aber wer weiß, welche Gerüchte der Magierbund verbreitete oder mit den Menschen tat, wenn sie nicht spurten. Es würde sie nicht wundern, wenn die Angst vor irgendwelchen Flüchen daher rührte. Wobei sie ehrlich gesagt nicht wenig Lust verspürte, diese blöden Fischer in Kröten zu verwandeln, wenn sie nicht endlich den Schnabel aufmachten, um zu erklären, was zum Teufel Rorek da angegriffen hatte.
Zum Glück dieser einfachen Tölpel hatte Rorek sie zurückgehalten und die Männer konnten ohne jegliches Quaken, aber offenbar vollen Hosen davoneilen. Nur, damit sie nun hier auf diese Idioten warten musste. Hrmpf.

„Beruhige dich, Liebes.“, Rorek warf ihr einen sanften Blick zu, als sie zum wiederholten Male unzufrieden vor sich her knurrte. „Sie können nichts dafür… wenn, dann ärgere dich über Luinil.“ Sie seufzte leise. Er hatte ja Recht, aber es half ihr nur bedingt. Endlich läutete die Glocke am Tor. Sie waren zu spät… nicht viel, aber es reichte schon, um Vyktoryas gereiztes Gemüt ohnehin noch ein klein wenig mehr zu reizen. Rorek schmunzelte leicht und berührte ihren Geist sacht. „Lass mich reden…“

Ja, sie ließ ihn reden. Oder viel mehr… diesen älteren Mann, den die Fischer offenbar als ihren Sprecher mitgebracht hatten. Ein alter Seebär mit einem gewaltigen Walrossbart, der eindeutig nicht ansatzweise von ihnen eingeschüchtert war. Dem Äther sei Dank! Der Alte berichtete, wie der Absturz des Kometensplitters vor etlichen Jahren die Fischerei beeinflusst hatte. Die Fische im Binnensee starben und die Fischer mussten sich eine andere Einnahmequelle überlegen. Auf Seen oder die Hochsee ausweichen, sofern sie es sich leisten konnten, ihre Schiffe und Boote umzurüsten. Nicht wenige mussten ihren Beruf ganz aufgeben, verarmten oder meldeten sich beim Militär, um ihre Familien versorgen zu können. Nach einer Weile kehrte das Leben in den See zurück. Zunächst schien alles in Ordnung zu sein und nach gut einem Jahr kehrten zumindest die mutigsten Fischer, diejenigen die sich nicht von dem unheimlichen Leuchten abschrecken ließen, auf den See zurück. Es dauerte dann wohl auch nicht lange, bis sie die ersten Veränderungen merkten. Anfangs dachten sie sich nichts dabei: die Fische waren extrem klein und teilweise missgebildet. Doch irgendwann wurden aus einfach nur fehlenden Flossen oder zu großen Kiemen plötzlich vollkommen andere Missgestaltungen: der Seebär erzählte von Fischen, die angeblich Zähne haben sollten oder Fischen die statt Schuppen ein Fell trugen. Es klang nach Ammenmärchen und Seemannsgarn, doch so verängstigt und verstört die umsitzenden Fischer wirkten, hatte Vyktorya das Gefühl, das sie zumindest fest daran glaubten, was ihnen hier erzählt wurde. Und Rorek hatte ebenfalls noch am Abend berichtet, dass der Fisch, den er aus dem See gezogen hatte, seltsam ausgesehen hatte. Er hatte nicht genug Zeit, um sich alle Details einzuprägen, aber er war überzeugt, dass das Wesen keine richtigen Flossen, sondern Gliedmaßen wie eine Echse hatte. Vyktorya war skeptisch gewesen, schließlich war es nicht auszuschließen, dass es einfach wirklich eine Amphibie war, welches einfach nur seinen Köder schmackhaft fand. Aber da war noch dieses Seeungeheuer. Auch darüber hatte der Seebär noch etwas zu erzählen: Angeblich sei es eine riesige Seeschlange, welche schon früher im See gelebt hatte. Eigentlich ein friedliches Ding, das hin und wieder lediglich die Seefahrer freundlich nassgespritzt hatte. Dieser Seebär lächelte sogar, als er davon erzählte, dass die Fischer sie irgendwann „Agathe“ getauft hatten und dass „Agathe“ es liebte, wenn die Fischer mit kleinen wendigen Booten mit ihr Fangen spielten. Vyktorya musste wirklich an sich halten, um nicht verächtlich zu schnauben, doch der Seemann fuhr bereits fort und berichtete, dass die beliebte Seeschlange sich in ein Ungeheuer verwandelt hätte. Zuerst wurde sie beim Spielen immer aggressiver, bis es irgendwann kein Wettrennen mehr war, sondern eine Jagd… die Jagd des Ungeheuers auf die Fischer. Und inzwischen wäre diese Seeschlange für mindestens fünf verschiedene verschwundene Fischerboote samt Besatzung verantwortlich.

„Wir danken Euch, dass Ihr uns davon berichtet habt. Doch sagt, warum habt Ihr Euch nicht schon früher an jemanden gewandt? Den Stadtrat in Ansilon? Die Ritter in Silberburg?“, fragte Rorek ruhig nach. Die Männer sahen sich drucksend an und der Seebär brummte kurz. „Jungchen… ich kann an Euren Augen sehen, dass auch Ihr nur schwer das glaubt was ich Euch erzählt hab, nech? Un‘ da glaubter doch nich‘, dass irchendeiner der hohen Herrschaften uns glaubt, hm?“, brummelte der Mann und starrte mit hellblauen Augen unter seinen buschigen Augenbrauen hervor. „Klaah, hatten wa‘ den Wachen erzählt, dass Boote verschwund’n sin‘, aber die war’n alle zu beschäftigt mit dem Gedöns an Land… was ooch schlimm war. Wisster… dieser Kadaver in Silberburch… Dunkelelfen in Ansilon… dieser Kristalldrache und diese komischen Viecher von ihm un‘ so…“, er hebt die Schultern und seine Männer nickten mit einer Mischung aus Frust, Traurigkeit, Verständnis aber auch Wut.

Die beiden Magier tauschten einen kurzen Blick. „Was hältst du davon, Liebes?“, fragte Rorek stumm über ihre telepathische Verbindung. „Es klingt alles wie ausgemachtes Seemannsgarn… außer diese Seeschlange, denn die existiert, wie du mir berichtet hast, ja offenbar tatsächlich. Ob sie wirklich schuld an den verschwundenen Booten ist? Wer weiß. Aber…“, Vyktorya zögerte kurz und musterte dabei die Seemänner wieder nachdenklich. „Ich habe das Gefühl, wir sollten dem Ganzen weiter nachgehen.“ Rorek nickte etwas, was für die Fischer wohl aus aussah, als würde er ihre Einschätzung, dass ohnehin kein anderer genügend Zeit und Beachtung für ihr Problem aufbringen würde, teilte. „Wir werden uns das Ganze näher ansehen. Meine Begegnung mit diesem Vieh war durchaus unschön und hätte durchaus anders ausgehen können. Falls ich noch Fragen habe, wo würde ich Euch finden?“, Rorek richtete seine Frage direkt an den Seebären, welcher bereitwillig Auskunft gab, dass er im Hafen von Silberburg lebte. So wie die anderen Seemänner blinzelten, gab der Seebär wohl ein wenig zu bereitwillig Auskunft, doch Rorek nickte freundlich und legte noch ein Säckchen mit Goldmünzen auf den Tisch. „Hier, für Eure Mühe hierher zu kommen. Wir können nicht versprechen, dass wir eine Lösung finden. Aber Ihr habt unser Wort, dass wir das Ganze ernstnehmen und uns näher ansehen werden.“

Die Fischer wirkten zwar noch ein wenig zweifelnd, vermutlich hatten sie derlei schon häufiger gehört, aber das Säckel Gold besänftigte ihre Sorgen. Und schließlich machten sie sich auch wieder auf dem Weg zurück zu ihren Familien und ließen die beiden Magier alleine zurück.

„Tja. Was nun?“, Rorek machte es sich neben ihr auf dem Sofa vor dem Kamin bequem und griff nach dem Weinglas, welches Vyktorya ihm entgegenhielt. „Nun… ich denke, dass du noch ein bisschen Zeit am See verbringen solltest. Vielleicht fängst du einen dieser sagenhaften Fische. Und vielleicht habe ich Lust auf einen kleinen Badeausflug.“ Roreks Mundwinkel zuckten, doch er nickte. „Ansonsten… könnten wir noch andere Fischer fragen, aber ich denke, wir werden überall dieselben Geschichten hören. Es schadet sicherlich auch nicht, uns das Umland des Sees näher anzusehen.“
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Aira
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Kapitel 1 – Nachforschungen

Beitrag von Aira »

Am nächsten Tag brachen die beiden dann schon zu einem gemeinsamen Tag am See auf. Es war irgendwie ironisch. Andere Paare machten das ständig, aber wann hatten Vyktorya und Rorek zuletzt einen Tag am See oder am Strand verbracht? Wenn sie ehrlich war: noch nie. Und auch diesmal hatte das Ganze keinen besonders romantischen Hintergrund. Es ging hier um Arbeit und Nachforschungen. Dennoch hielt das Rorek nicht davon ab, einen kleinen Picknickkorb zu packen und dort auch neben einigen Blutphiolen und ihrem speziellen Gewürzwein eine kleine Schale mit Trauben und Beeren einzupacken. Amüsiert betrachtete Vyktorya das Ganze, doch ergab sie sich diesem romantischen Schicksal. Warum auch nicht? Konnte man sich nicht auch ein wenig Annehmlichkeiten bei einer Nachforschung gönnen? Außerdem würden sie so weniger auffallen… Oder?

Es war wirklich ein seltsames Gefühl, als sie an dem kleinen Steg ankamen und Rorek ihr half in das kleine Ruderboot einzusteigen. Dann ruderte er sie beide mit kräftigen, langgezogenen Schlägen weiter auf den See hinaus. Dort zog er die Ruder ein und lächelte etwas, während Vyktorya das dünne Kleidchen abstreifte, welches sie über die Badesachen gezogen hatte. „Also schön… erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“, erklärte sie ihm schlicht und der Magier nickte. Unter der Ruderbank zog er seine Angel hervor und machte sich daran die Köder einzuhängen, während Vyktorya mit einem sachten Sprung in die eisigen Fluten des Sees eintauchte. „Sei vorsichtig.“, hörte sie ihn noch leise in ihrem Geist raunen, als das kalte Wasser über ihr zusammenschlug.

Im See selbst empfing sie lediglich trübe Schwärze. Sie konnte kaum zwei oder drei Meter weit sehen. Hier und da sah sie im trüben Schatten kleine Schemen davon fleuchen. Hm. Vermutlich verscheuchte sie gerade Roreks Fische. Ärgerlich… aber sie hatten Zeit. Sie tauchte noch eine Weile tiefer und weiter in den See hinaus, ehe sie schließlich wieder an die Oberfläche glitt. Zu spät dachte sie daran, dass womöglich Fischer ihren Ausflog beobachteten und sich über ihre lange Zeit unter Wasser wundern könnten, also sah sie sich eilig um, doch das nächste Schiff fuhr gerade erst aus der Hafeneinfahrt Silberburgs aus und sonst war weit und breit niemand zu sehen. Glück gehabt. Sie war ein ganzes Stück vom Ruderboot entfernt und sie schwamm langsam eine weite Runde durch den See zurück zu Rorek. Dabei schlug sie immer wieder ein wenig mit den Beinen. Vielleicht lockte das dieses ominöse Ungeheuer an? Bisher hatte sie jedenfalls keine Spur davon entdeckt.

Eine ganze Stunde dümpelte sie so durch das kalte Wasser, bis sie schließlich wieder zum Boot zurückkehrte und sich mit Roreks Hilfe in dieses hineinzog. „Und?“, er sah sie aufmerksam an, nachdem sie sich in ein Handtuch gewickelt und es sich in der Nussschale so gemütlich wie möglich gemacht hatte. „Nichts… nichts griff mich an und ich sah auch nichts… und bei dir?“ Rorek gab ein Brummen von sich, während er seine Angel ein weiteres Mal auswarf und nickte auf einen Eimer unter seiner Sitzbank. Darin schwamm der klägliche Ertrag seiner Versuche in einem Handbreit Wasser: winzige Fische, deren Schuppen leicht schillerten. „Mhm. Sehen normal aus.“ „Ja… zumindest keine anatomischen Auffälligkeiten, soweit ich das beurteilen kann… aber die Schuppen wirken recht rötlich. Ich bin nicht sicher, ob das eine heimische Fischart ist. Dazu mach ich das hier dann doch noch nicht lange genug.“, er lachte kurz. „Mhm.“, machte sie nachdenklich. „Willst du es noch weiter versuchen?“ Er nickte etwas. „Ja, ein, oder zwei Stunden sollten wir noch erübrigen.“, meinte Rorek und Vyktorya nickte. Sie ahnte bereits, dass dieses Angeln nicht besonders spannend werden würde, darum zog sie ein Buch, die Weinflasche und Gläser aus dem Korb. Nach kurzem Zögern holte sie auch das Obst hervor, welches Rorek eingepackt hatte und siehe da… es war doch ganz amüsant ihn bei seiner Anglerei zu necken und zu füttern. Verrückt… machte sowas immer so viel Spaß? Sie hatte das bisher als unnötige Zeitverschwendung abgetan… aber… vielleicht war es doch eine interessante Zerstreuung zwischen all der Forschung und Arbeit?
Tyr
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Kapitel 1 – Nachforschungen

Beitrag von Tyr »

Einige Stunden hatten sie noch auf dem See verbracht, doch etwas wirklich Bemerkenswertes hatten sie nicht zu Tage gefördert. Ein paar Fische wiesen eine andere Färbung auf und waren größer, als es für ihre Art normalerweise üblich war, doch das konnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Fischer einfach in der letzten Zeit weniger gefischt hatten. Vyktorya hatte später am Tag noch einen erneuten Ausflug in die Tiefen des Sees unternommen, doch auch dieser Ausflug war kein Erfolg gewesen. Die seltsamen Wesen und auch die Seeschlage, schienen wenig Notiz von ihrer kleinen Nussschale zu nehmen, in der sie hier herumdümpelten. Oder sie beide waren einfach nicht schmackhaft genug. Immerhin war auf einem Fischerboot Nahrung zu erwarten.

Boot.png

Sie waren zum Ufer zurückgekehrt. Die Fische hatte er wieder in das Wasser entlassen. Er hatte keine wirkliche Verwendung für diese kleinen Tiere und er hatte auch keine Fische gefangen, deren Lebern über besondere Eigenschaften verfügten. Somit waren sie nur Ballast. Nun, da sie auf dem kleinen Steg standen und den Blick über das dunkle Wasser des Binnenmeeres streifen ließen, das sich mehr und mehr in eine schwarze Fläche verwandelte, je mehr die Sonne hinter den Berghängen verschwand, fröstelte es ihn kurz. Ihm war nicht kalt, aber mit einem Mal überkam ihn ein bedrückendes Gefühl.
 
Das Gefühl, dass ihnen etwas Seltsames bevorstehen würde.
Etwas, was sie stark beeinflussen würde.

Die Sonne tiefer und tiefer und die Nacht legte sich schließlich vollständig über die Lande, als sie sich auf den Heimweg machten. Sie hatten sich entschieden den Weg zu Fuß zurückzulegen. Ein Spaziergang entlang am Ufer des Binnenmeeres. Hatten sie erwartet hier ebenfalls nichts zu finden, so wurden sie eines Besseren belehrt. Nach nur wenigen Schritten ertönte ein leises Knacken vor ihnen im Gebüsch. Kurz hatten sie innegehalten, allerdings hatten sie sich dabei nichts gedacht und setzten ihren Weg fort. Vermutlich war dies nur ein Eichhörnchen oder eine Maus gewesen. Das jedoch im nächsten Moment ein kleiner schwarzer Schatten auf Rorek zuschoss, das kam doch etwas überraschend. „Achtung!“, hörte er Vyktoryas Ruf und im nächsten Moment spürte er auch schon den Schmerz im Bein. Das Biest, … was es auch war … hatte ihn gebissen? Sein Blick schnellte herum und seine Augen erfassten das Tier. Einen Wimpernschlag hielt er inne um in sich aufzusaugen, was er sah. Ein Hase. Ein Hase, … mit einem Geweih, Reißzähnen und Entenflügeln. Irritiert betrachtete er diese seltsame Kreatur und sah kurz zu Vyktorya hinüber, die ebenso verwirrt zu der Kreatur sah. „Also haben sie doch Recht.“, murmelte sie leise und sah irritiert zu Rorek. Dann flog sein Blick zurück zu dem Tier und er konnte gerade noch rechtzeitig das andere Bein wegziehen, welches dieses Mal offenbar Ziel des Angriffs werden sollte. Kaum, dass der Hase ihn verfehlt hatte flog er herum und sprach auch schon die Worte der macht. „Corp Por“. Der Energiestrang knisterte zwischen seinen Händen und im nächsten Moment hüllte eine Explosion den Hasen ein. Doch der Hase … oder was auch immer es war, lebte noch. Wie konnte das sein? Der Hase setzte erneut zum Angriff an, doch bevor er ihn erreichen konnte wurde er von Knochen eingehüllt, die Sternförmig in den Leib des Hasen eindrangen und ihn aufspießten. Das gab dem Tier den Rest und es brach vor seinen Füßen zusammen.

Knurrend sah sie zu dem Vieh hinab. „Es war verdammt schnell…“ „… und aggressiv.“ Vyktorya nickte und sah zu ihm. „Ist alles in Ordnung?“ Er sah zu seinem Bein hinunter und Vyktorya kniete sich hin um die Wunde zu begutachten. Doch zufrieden stellten sie beide fest, dass die Wunde sich bereits wieder schloss. Er lächelte seiner Gemahlin zu und nickte. „Ja, mir geht es gut. Aber wir sollten dieses Wesen vielleicht mitnehmen und untersuchen, meinst du nicht?“
 
Hase_01.png

Statt jedoch eine Antwort abzuwarten kniete er sich auch schon auf den Boden und nahm den Leichnam des Hasen, um ihn in einen Beutel zu stecken. Vyktorya nickte nur und im nächsten Moment knackten bereits ihre Knochen. Ihr Körper veränderte sich und sie sank auf vier Beine. Fell breitete sich auf ihrem Leib aus und ein tiefes Schnurren entfuhr ihr, als ihre Wandlung in die schwarze Raubkatze abgeschlossen war. Er musste leise Lachen. Es war eine Weile her und wenig später pirschten sich zwei dunkle Raubkatzen durch das Unterholz. Sie sahen Biber mit Federn, feuerspeiende Frösche, aggressive Riesenfrösche und Rankenalgen.

Etwa auf dem halben Weg nach Ansilon brachen sie ihren „Spaziergang“ ab.
Es war Zeit sich dem Hasenkadaver zu widmen. So wählten die beiden den direkten Weg in die dunkle Stadt.
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Aira
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Die Anatomie der Mutation

Beitrag von Aira »

Die Anatomie der Mutation
 
Autopsie.JPG

Mit einem Seufzen zog Vyktorya die langen Handschuhe aus und strich sich einige Haarsträhnen zurück. Die schwere, lederne Schürze knarrte dabei ein wenig. Das gute Stück war fleckig und abgegriffen, aber es leistete noch immer gute Dienste bei ihrer Arbeit. Die Handschuhe schob sie in eine der vielen Taschen, die an der Schürze angebracht waren, in denen sich zum Teil auch griffbereit so manches Werkzeug für die Obduktion befand. Nachdenklich betrachtete sie den zerteilten Hasen-Enten-Braten.

Das winzige Geweih, die Entenflügel, die Reisszähne, der Hasenkorpus.

Es war verrückt. Anfangs dachte sie, es wäre einfach nur eine Illusion, doch diese wäre längst verloren gegangen, zumal eine ihrer ersten Handlungen einen Zauber zur Magiebannung zu sprechen. Und eine Illusion konnte niemals das gesamte Skelett eines Wesens ändern. Und das war hier der Fall: Das Grundskelett war das eines üblichen Feldhasen, jedoch wuchsen dort, wo sich üblicherweise die Vorderpfoten befanden, die Knochenstrukturen eines Vogelflügels aus der Wirbelsäule. Auch das Gebiss war das eines Hasen, mit dem Unterschied, dass die beiden üblichen Schneidezähne sehr weit auseinander standen, so dass sie eher wie Fangzähne wirkten. Die Stirnplatte des Schädels wies die Ansätze der Geweih-Auswüchse auf.

Dass das nicht mit Illusion möglich war, hieß jedoch nicht, dass nicht dennoch Magie im Spiel war. Und der Beweis dafür lag gerade vor ihr in einer kleinen Glasschale: Ein Stück zermahlener Knochen aus dem Skelett dieses Wesens. Für gewöhnlich war Knochenpulver weiß bis hellbraun. Doch dieses hier hatte einen leicht rötlichen Schimmer und auch das Knochenmark, was sie zuvor aus dem Knochen entfernt hatte, glänzte auf unnatürliche Weise. „Ich fürchte… unsere Fischer haben Recht.“, sprach sie schlicht in den Raum hinter sich.

Dort saß Rorek inmitten des Zirkels und meditierte. Bei ihren Worten öffneten sich seine Augen und einen Atemzug später erhob er sich mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung und trat auf sie zu. „Hier…“, sie zog ein weiteres Schälchen heran. „Ich habe hier Knochenpulver aus meinem Vorrat mit etwas von deinem Pulver vermischt, bis es genauso aussah, wie das hier.“, sie tippte dabei auf die Schale, die sie mit „Objekt 1 Südufer Binnensee“ beschriftet hatte. Rorek hatte, einer Vorahnung folgend, in den Tiefen seiner Truhe mit diversen Andenken ein gut verschlossenes Glas mit rötlich schimmerndem Pulver hervorgekramt. Dieses hatte er vor einigen Jahren während Samhain von den Skeletten der Untoten gekratzt. „Also ist es wirklich Kometenstaub?“ „Ich schätze, ja. Das Zeug hier sieht genauso aus, wie der Kometenstaub, den du noch von damals hattest. Ich befürchte, dass das Kometenstück noch so viel Magie in sich trägt, dass es die Anatomie der Wesen allmählich verändert hat. Das hier war ein junger… Hase… Hirschentenhase… was auch immer… Seit der Komet in den See gestürzt ist, sind schon einige Jahre vergangen… vermutlich fing es zuerst mit Fehlstellungen an… dann verkrüppelte Gliedmaßen… bis sich irgendwann die Wesen vielleicht vermischt haben. Entweder auf eine verrückte natürliche Weise oder durch magische Mutation an sich. Fakt ist: Dieses Wesen trägt reichlich von diesem Kometenstaub in sich. Und ich befürchte, es ist wirklich nicht das Einzige.“
 
Kometenstaub.JPG
Kometenstaub.JPG (9.27 KiB) 4757 mal betrachtet
Rorek nickte nachdenklich und seufzte leise. „Wir müssen also zusehen, dass wir diesen Kometen loswerden.“ Vyktorya nickte zustimmend. „Ja, das müssen wir. Ihn zu bergen ist vermutlich noch das Einfachste. Die Frage ist, was wir damit machen, wenn wir es aus dem Wasser geholt haben. Wenn es derlei Mutationen verursacht… und wenn du dich daran erinnerst, was das Ding verursacht hat, als es nur Millionen Meilen am Himmel an uns vorbei zog… fast ein Wunder, das es nur Mutationen sind.“ „Du hast Recht. Wir müssen uns da etwas einfallen lassen… wenn wir wissen, wie groß das Stück ist, können wir vielleicht eine Art Schutzkasten bauen lassen.“ „Mhm… ja, aber wie du schon sagst, dafür müssen wir erst einmal wissen, wie groß es ist. Wir sollten es uns so bald wie möglich ansehen… und uns vor dem in Acht nehmen, was uns begegnen könnte. Wenn schon die Tiere am Ufer davon so stark betroffen sind, ist die Existenz von nur einem Seeungeheuer schon fast unglaubwürdig… mit Sicherheit wird dort unten noch viel mehr lauern.“ Rorek nickte dabei etwas und beide hielten nachdenklich inne. Ehe Vyktorya seufzte und Rorek schmunzelte, als sie offenbar zum selben Gedanken kamen: „Wir brauchen wohl Unterstützung von ein paar Seeleuten.“ „Ja… und ich weiß auch schon, wen wir fragen werden.“ „Du denkst auch an ein paar geladene Kanonen und saufende Ratten?“ Rorek grinste. „Na, solange sie dabei nicht ersaufen…“
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Xapo
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Re: [Quest] Petri Heil und brennende Sterne [Status: läuft]

Beitrag von Xapo »

Auch anderen Seebesuchern blieben die Veränderungen nicht gänzlich verborgen.

Angelockt von dem Wunsch frischen Fisch zum weißen Wein zu probieren wurde dieser Plan beim Anblick eines mutierten Seetieres alsbald verworfen. Nimue und Xapoa sprachen intensiver mit dem Händler des Fischerhauses am Hafen -ausser Fragen zum Fisch aus örtlichen See gab es noch Wahrnehmungen der dunkelelfischen Art vergessen zumachen- doch beharrte der Narr auf seinen weiteren Fischverkauf.
Zuviel Aufsehen wollten sie auch nicht auf sich ziehen, den weiteren Verkauf unterbinden konnten sie spontan nicht... aber ein gekonnter Tritt erschwerte ihn wenigstens.

schildwässern.jpg

Auf dem Heimweg grübelte man noch eine Weile, aber da der Stadtrat sich bisher bedeckt gehalten hatte wollte man ihn nun auch nicht belästigen.

Am nächsten Morgen schlug erbarmungslos wieder das normale Leben zu... bis Xapoa auf dem Markt ein Gespräch zweiter Tratschweiber belauschte und an die Ereignisse erinnert wurde.


lauschen.jpg
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"...die Monthares hatten sich der Sache angenommen..."
sie rieb sich kurz die Schläfen

gut und schlecht...nein kompliziert zugleich...hin & hergerissen setze sie in der Bank einige Zeilen auf und brachte sie dann selbst am Anwesen vorbei.


Sel'ja Meister Rorek & Vyktoria,
ich sah und hörte das die Natur um den Ansiloner See zornige Auswüchse annimmt und ihr euch dieser Angelegenheit annehmt. Nicht das es gar so verstanden werden mag das mein Vertrauen nicht ausreichend in eure Fähigkeiten sein möge, sollte dennoch eine druidische Sichtweise vonnöten sein...
hier scheint die Schreiberin eine Pause gemacht zuhaben, warum auch immer
ich habe viel meditiert die letzten Monde
der kryptische unpassend wirkende Satz scheint der Schreiberin letztendlich wohl ausgereicht zuhaben alles nötige zusagen, das schnell aber sauber verfasste Schreiben endet mit einer Unterschrift
Tyr
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Re: [Quest] Petri Heil und brennende Sterne [Status: läuft]

Beitrag von Tyr »

Sein Blick glitt über die Zeilen, die Xapoa Vyktorya und ihm übermittelt hatte. Sie hatte also viel meditiert. Ob das ausreichen würde ihren natürlichen Zwang zu kontrollieren, wer wusste das schon. Aber es klang zuversichtlich und insbesondere der eigene Wille spielte dabei eine große Rolle. Ob sie sich nach wie vor so gut beherrschen konnte, nun da sie eine Weile unter den Ihren gewesen war, würde sich wohl alsbald zeigen. Er schnalzte leise mit der Zunge und sandte in seinen Gedanken die Worte der Nachricht an Vyktorya, bevor er das Schreiben für sie in ihren Gemächern im Monthares Anwesen hinterlegte.

Ein weiteres Schreiben bedufte seiner Aufmerksamkeit und auch dieses nahm er sich nun zur Hand. Nicht nur, dass die Fischer herumposaunten wer sich dem Problem im See angenommen hatte, nun waren auch schon die ersten Briefe von Druiden und – da er das Siegel kannte brauchte er nicht lange überlegen, obgleich er das Schreiben noch nicht entrollt hatte – Paladine auf den Plan gerufen. Die noch vor wenigen Stunden geäußerte Befürchtung war somit bereits eingetreten. Andererseits wäre es auch verwunderlich gewesen, wäre das ganze Getier um den See niemandem aufgefallen. Aber dennoch durften sie sich nun nicht in ihrem Vorhaben beirren lassen. Es war keine große Sache das Problem des Sees zu beheben. War die Ursache erst einmal fortgeschafft, würde sich auch der Trubel darum bald wieder legen.

Er entrollte das Pergament, welches das Siegel der Ritterschaft trug und überflog die Zeilen und musste unwillkürlich Schmunzeln. Was war eigentlich geschehen, dass seine Frau und er nun so viel mit Paladinen und Druiden zu tun hatten. Irgendwie war die Rückkehr aus Drachdea eine einzige Reise ins stete Ungewisse gewesen. Nicht nur, dass Vyktorya durch ihre Magie den lichten Kriegern schon ein Dorn im Auge war – nur wenige besaßen die Weitsicht, dass der Tod ebenso zum gottgegebenen – welchem auch immer – Leben gehörte wie das Leben selbst. Und erschwerend kam dann noch ihre eigene Art hinzu. Als Mensch wäre eine solche Allianz bei weitem weniger Problematisch, aber als Unsterblicher? Als blutsaugende Bestie, wie sie in den grausamsten Märchen zum Einsatz kamen? Das würde das Fass in jedem Fall zum Überlaufen bringen, unabhängig davon wie viel sie Gutes geleistet hatten. Andererseits gehörten sie beide auch nicht zur anderen Seite. Die Wächter und Priester des Namenlosen, waren die andere Instanz die sich derzeit formierte. Es war schon recht befremdlich gewesen auf einen von ihnen in Rostanker zu stoßen, aber im Endeffekt war es keine Überraschung gewesen. Alandra hatte ihren einstweiligen Wohnsitz in Nalveroth gehabt. Da war es kaum verwunderlich das immer neue Sprösslinge auftauchten, auch wenn sie nun schon eine Weile nicht gesehen wurde und leider nicht all diese Sprösslinge gänzlich auf der Höhe waren. Immerhin hatten sie das ganze Dilemma – mit Luinil – einer von ihnen zu verdanken. Allerdings wäre Alandra nun eine willkommene Unterstützung gewesen. Aber, wie es immer so war, man konnte nicht alles haben was man sich wünschte.

So hatte es sie beide am vor wenigen Tagen nach Rostanker zu den Piraten geführt. Erstaunt hatten sie festgestellt, dass die Gilde der schwarzen Greifen sich nun dort niedergelassen hatte. Ein Handel war wohl geschlossen worden mit den Eigentümern des Ortes. Er schmunzelte leicht. Das klang nach einer interessanten Geschichte, wenngleich auch aktuell nicht die Zeit dafür war, sie würde noch kommen. Sie hatten den Piraten ihren Plan unterbreitet und um ihre Unterstützung gebeten. Im letzten Jahreslauf, so konnte man sagen, war ein doch recht stabiles Band zwischen dem Haus der Ratten und ihnen beiden entstanden. Was vor einigen Jahren noch undenkbar war, dank einigen engstirnigen Alten, war nun eine Art Allianz daraus geworden. Nicht zuletzt, weil die Ereignisse der letzten Monate ihre vollkommene Zusammenarbeit notwendig gemacht hatten. Die Piraten schienen dem Vorhaben nicht abgeneigt und die Möglichkeit mit Kanonen auf Seeungeheuer zu schießen und Ruhm für Rostanker einzuheimsen, waren offenbar motivierende Argumente gewesen. Aber man wollte noch darüber abstimmen und so waren Vyktorya und er wieder aufgebrochen. Und da saß er nun mit diesen Briefen. Wartete auf eine Rückmeldung aus Rostanker und betrachtete einmal mehr die Schreiben von Telas und Xapoa.

Vyktorya und er wussten genau, was zu diesen Mutationen geführt hatte. Da brauchten sie nicht Rätseln oder lange im Dunkeln herumstochern. Insgeheim hatte er gehofft, dass die Entdeckungen um den See nicht so bald auffielen, aber da hatte er leider falsch gelegen. Hätten sie etwas mehr Zeit gehabt, wäre es weniger kompliziert geworden. Dann wäre das Problem im Grunde nur noch gewesen, wie sie den Stein neutralisieren konnten. Sicherlich würden die Paladine und Druiden helfen können, sobald das Objekt geborgen war, aber bei der Bergung würden sie unter sich sein müssen. Zwar hatte er sich Vorkehrungen überlegt, wie man jedem anderen glaubhaft erklären konnte, wie sie zum Objekt des Fluches gelangt waren, aber es würde die Arbeit erheblich erschweren, wenn er nicht auf seine körpereigenen Kräfte zurückgreifen könnte. Was zugleicht auch für die gesamte Crew galt, mit der sie den Kampf aufnehmen würden.

Dennoch, es war an der Zeit ein paar Antwortschreiben zu verfassen. Und auch die Schüler zusammen zu rufen. Jene die sich noch in den Landen aufhielten würden ihnen sicherlich helfen können. Ob nun als Beobachter oder später beim Neutralisieren des Brockens.

Rorek ging also hinüber zum Schreibpult, klappte den Deckel auf und begann einige Antwortschreiben, ein Schreiben an die Ratten, eines an den Stadtrat, sowie einen Aushang für die Schüler zu verfassen. Das erste dieser Schreiben wird er sodann bei Dylan hinterlegen, sodass der Bankier es Xapoa beim nächsten Besuch der Bank aushändigen könnte.
 
Wir grüßen Dich, Xapoa,

es freut mich zu hören, dass du die Meditation als solch ein nützliches Werkzeug für dich entdeckt hast und sie dir hilft mit dem alltäglichen Ärger und den Belastungen, die das Leben uns auferlegt zurecht zu kommen.

Tatsächlich hast du richtig vernommen, dass wir uns der Sache mit dem Binnenmeer angenommen haben und sei dir gewiss, sobald wir eine druidische Einschätzung vornehmen müssen werden wir dich und Glaris von Aiur kontaktieren und um Rat fragen.

Bis dahin jedoch, sei vorsichtig an den Ufern des Sees. Auch wenn du dich gut selbst zu verteidigen weißt, so haben wir ziemlich sichere Belege dafür, dass in dem See mehr lebt als feuerspeiende Frösche und Fische mit Beinen. Das was vor sich geht, ist letztendlich das Werk jener, die all die Jahre nichts unternahmen.

Wir bleiben in Kontakt.

gez.
Rorek & Vyktorya


Das nächste Schreiben wird einen weiteren Weg haben und Rorek wird es bei Jack abgeben, den er – neben der Übergabe eines nicht unerheblich kleinen Goldbeutels – anwies das Schreiben schleunigst auszuhändigen.
 
Ahoi.

Wie bereits vermutet sind bereits die ersten aufgewacht und richten ihre Blicke auf das, was passiert. Leuchtkäfer und Heuler treiben sich vermehrt um den See herum.

Wir hoffen, dass ihr uns bald eine Antwort mitteilen könnt.

Die Bretter für das besagte Fass habe ich bereits gestern nach der Rückkehr gefertigt. So die Antwort also positiv ausfällt würde ich euch diese zeitnah vorbeibringen, damit die Bretter noch zusammengefügt werden können.

Bis bald,

RM & VA.


Das nächste Schreiben wird er auf seiner Postrunde bei der Burg hinterlegen und es dort einem der Torwächter überreichen mit der Bitte es an Telas zu übergeben.
 
Der Weisheit zum Gruße, mein Freund,

bevor ich zum Inhalt deines Schreibens komme möchte ich mich noch einmal für die Gastfreundschaft bedanken und die Ehre, dass ich dem Ritterschlag Fenrias beiwohnen durfte. Und ich bin noch gar nicht dazu gekommen dir persönlich zur neusten Errungenschaft Silberburgs zu gratulieren, auch wenn ich mir sicher bin, dass bereits einige deiner Stadtwachen Sorge haben demnächst ihren Dienst im kalten Norden verrichten zu müssen.

Um nun aber auf dein Schreiben zurück zu kommen: Ich kann mir denken, was der Grund für die Veränderungen um den See ist. Allerdings musst du mir verzeihen, dass ich diese Vermutung erst bestätigt wissen will. Das bin ich meiner Art und Weise, stets mit fundierten Informationen aufzuwarten, schuldig.

Es ist sinnvoll, dass du den Orden bereits informiert hast, da wir unter Umständen auf diese Hilfe zurückgreifen müssen. Und ich bin mir sicher, dass du auch Maßnahmen ergriffen hast um die Küstenbereiche stärker zu sichern. Ich muss dich auch darüber in Kenntnis setzen, dass nach derzeitigen Informationen sich auch ein paar größere Wesen im See eingenistet haben. Die Seeleute sprechen von Seeungeheuern. Es wäre daher ratsam die Fischer vorerst nicht mehr hinaus fahren zu lassen, sofern sie überhaupt noch den Hafen verlassen.

Aber sei beruhigt, mein Gemahlin und ich nehmen uns der Sache bereits an und ich werde dich daher hoffentlich alsbald mit fundierten Kenntnissen zum Treiben im und um den See aufsuchen können.

Bis bald,

Rorek Monthares


Ein weiteres Schreiben schließlich wird an den Ansiloner Stadtrat gerichtet sein und auch direkt am Rathaus bei Pandita abgegeben werden.
 
Verehrter Stadtrat,

meine Person, Rorek Monthares
und meine Gemahlin Vyktorya Alvlem

ersuchen den Rat um eine Audienz um jene Vorkommnisse zu besprechen, mit denen wir von den Fischern Ansilons betraut wurden. Es ist sicher kein Geheimnis oder eine Neuigkeit, dass die Fangmengen der Fischer in den letzten Jahren zurückgegangen ist und es kam dem Rat sicherlich zu Ohren, dass an den Ufern des Binnenmeeres seit einigen Tagen seltsame Wesen zu beobachten sind.

Hier würden wir gerne Vorsprechen, da wir eine mögliche Ursache für dieses Leid kennen und uns – mit etwas Unterstützung durch die Stadt Ansilon – diesem Problem annehmen möchten.

In Hoffnung auf eine baldige Rückmeldung.

Hochachtungsvoll,

Rorek Monthares & Vyktorya Alvlem
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Aira
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Tauchexpedition im See – das Vermessen des Unheils

Beitrag von Aira »

Tauchexpedition im See – das Vermessen des Unheils

Nur wenige Tage später waren sie zurück am See. Doch dieses Mal nicht alleine. Die Crew der Ratten sowie Amanda und Eileen begleiteten sie. Sie hatten beschlossen, dass Rorek sich seinen Weg zum Meteoriten bahnen würde und den Meteoriten, wenn dieser nicht zu groß wäre, in Gestalt des Drachen zu heben. Vyktorya verblieb mit den anderen auf dem Schiff um notfalls eingreifen zu können und um die Bewegungen Roreks unter Wasser nach zu verfolgen, während die anderen darauf achteten, dass sie niemand störte und dass sie nicht von irgendwelchen mutierten Wesen angegriffen wurden.

Zunächst galt es jedoch erst einmal ein Schiff aufzutreiben. Das war die Aufgabe der Ratten, denn von der Seefahrt hatten sie deutlich mehr Ahnung als die beiden Magier. Und wie hieß es so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Und was für ein Schiff die Ratten da auftrieben. Im Vergleich zu den anderen Booten im Silberburger Hafen war es riesig, aber es war definitiv wehrhaft mit all den Kanonen. Aber wie kommt man nun an das Schiff? Die Ratten hielten sich gar nicht erst damit auf, womöglich mit dem Kapitän zu verhandeln. In einer Hau-Ruck-Aktion wurden die Matrosen, die Wache hielten, ins Land der Träume geschickt. Und dann wurden Rorek, Vyktorya, Eileen und Amanda im Schweinsgalopp zu Leichtmatrosen ausgebildet. Es war… verrückt… allein die Ausfahrt aus dem Hafen! Wie hatten diese Seeleute dieses Schiff in den Hafen gesteuert?


Der Wendekreis war immens und es war wohl nur Svenjas ruhiger Hand zu verdanken, dass sie nicht schon im Hafen auf Grund sanken. Die Hafenausfahrt war noch eine andere Nummer… flankiert von zwei Türmen… einer auf einer Klippe und die Fahrrinne… nun… wie sie feststellen durften, war sie eben doch nicht tief genug. Mit einem hässlichen Geräusch wühlte der Rumpf des Hecks das Sediment auf und der Druck verzog ein paar Planken, so dass Wasser eindrang. Nun war Eile gefragt.

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Es war Roreks Idee ein Ersatzsegel wie eine Decke von außen an den Rumpf zu spannen… verrückt. Aber irgendwie leuchtete es ein. Mit Seilen hatten sie das Segel durch das Wasser um den Rumpf gezogen und konnten das Leck leidlich stopfen. Und dann ging es endlich hinaus auf den See. Die Crew belud die Kanonen und Rorek machte sich für seinen Tauchgang bereit.
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~ Rorek ~

„Wir starten zuerst Salven, danach setzen wir die Sprengfässer ein. Du solltest dich weit genug von ihnen weg befinden, wenn sie explodieren.“ Die Worte Svenjas hallten noch in seinen Ohren nach, als er mit einem beherzten Sprung vom Heck des Schiffes in die Fluten des Binnenmeeres eintauchte. ‚Mach da unten keine Dummheiten‘, erklangen noch Vyktoryas Gedanken in seinem Geist, dann umgab ihn die Finsternis des Wassers. Während er die Luft aus seinen Lungen herauspresste und so einem Stein gleich seinen Abstieg zum Grund des kleinen Meeres begann, sah er sich aufmerksam um. Irgendwie sah er überall Schatten. Wurde er nun Paranoid? Tiefer und tiefer sank er hinab und er spürte, wie der Druck des Wassers auf seinen Körper stetig zunahm. Ab einem gewissen Punkt konzentrierte er sich auf seine Selbstheilungskräfte und ließ sich weiter hinab sinken. Hatte er vor kurzem noch die Umrisse des großen Schiffes an der Oberfläche gesehen, so konnte er auch diese nicht mehr erkennen. Sehr deutlich vernahm er allerdings das Donnern der Kanonen, dass vom Schiffsrumpf an das Wasser übertragen wurde und kurz darauf das Platschen der vermutlich im Wasser einschlagenden zugehörigen Kugeln. Dort oben hatte also der Kampf gegen das Seeungeheuer begonnen. Das war zum einen gut, denn das bedeutete die Ablenkung hatte geklappt. Andererseits machte er sich auch Sorgen. Konnten sie das Wesen bezwingen? Ein Wesen, dass bereits mehrere Schiffe auf den Grund des Binnenmeeres befördert hatte?

Länger konnte er darüber jedoch nicht nachdenken, denn er hatte den Grund des Sees erreicht. Seine Füße gruben sich in das weiche Sediment und wirbelten es auf, sodass er kurzzeitig in einer Wolke untertauchen konnte, ja sogar musste, denn auch er konnte aktuell nicht die Hand vor Augen erkennen. Im Normalfall wäre er hier unten sogar vollkommen blind gewesen, doch seine Schattensicht sollte ihm wenigstens eine gewisse schemenhafte Sicht ermöglichen. So kauerte er sich also auf den Grund und wartete ab, bis das aufgewirbelte Sediment sich soweit gelegt hatte, dass er wieder etwas erkennen konnte. Was er dann jedoch sah, war trostlos. Hier unten gab es kaum Pflanzen, ja gar ähnelte das was er sah einer Wüste. Welch eine Ironie, dass sich der trockenste Ort und einer der nassesten Orte so ähnlich sahen. Aber deshalb war er nicht hier. Er löste eine der kleinen mitgebrachten Phiolen vom Gürtel und öffnete sie. Dadurch wurde der in der Phiole enthaltene Kometenstaub vom eindringenden Wasser herausgespült. Doch anstatt sich zu verteilen, wie zuvor das Sediment, zog es den Staub fort von Rorek. Er machte einen innerlichen Luftsprung. Es funktionierte! Genau das hatte er sich erhofft gehabt. Andernfalls wäre die Suche wohl auch deutlich umständlicher geworden. Aber es war so, wie er vermutete. Der Staub wurde vom Meteoriten, von dem er stammte, angezogen.

Langsam setzte er sich in Bewegung und folgte dem davon schwimmenden Meteoritenstaub. Der Staub war schneller als er selbst, aber er hatte ein paar mehr Phiolen dabei. Zehn Stück um genau zu sein… gut, nun neun. Aber diese Phiolen sollten genügen um den Fundort einzugrenzen. Schritt um Schritt arbeitete er sich weiter vor und tastete sich Fuß um Fuß weiter durch die Finsternis. Immer wieder öffnete er nach gewissen Abständen eine der Phiolen von seinem Gürtel und entließ etwas Meteoritenstaub in das Wasser. Und wirklich führte ihn dieser Staub immer weiter in Richtung Zentrum des Sees. Welch ein passender Zufall, dass der Kometensplitter nahezu an den tiefsten Punkt des Sees gefallen war. Noch während er darüber nachdachte legte sich ein noch deutlich intensiverer Schatten über ihn und instinktiv bemerkte er die drohende Gefahr, doch es war zu spät. Kraftvoll traf ihn der peitschende Schwanzschlag der Seeschlange und er wurde von den Beinen gerissen. Knurrend fuhr er herum und versuchte seinen Feind zu lokalisieren, doch die Dunkelheit und das durch den Angriff aufgewirbelte Sediment machte es nicht gerade einfacher. Instinktiv kauerte er sich wieder auf den Boden und hielt sich dabei an einem vorstehenden Felsen fest, als im nächsten Moment der Schatten wieder auf ihn zugeschossen kam, ihn jedoch um Haaresbreite verfehlte. Dann verschwand das Wesen wieder in der Dunkelheit. War das Vieh nicht mehr beim Schiff? Was war mit dem Schiff? Er hatte keine Geräusche mehr vernommen, seit er den Grund des Sees erreicht hatte. Ein sinkendes Schiff würde aber gewiss eine erhebliche Geräuschkulisse verursachen. Also musste es noch dort sein und er hatte auch keine Warnung von Vyktorya empfangen. Nein. Sie waren noch dort oben und kämpften. Dann … gab es zwei Seeungeheuer hier? Verdammt! Es lief einfach alles schief. Erst diese sehr, sehr knappe Ausfahrt aus dem Silberburger Hafen. Sie waren zwar getarnt gewesen, doch im Endeffekt wäre es sicher besser gewesen, einfach die Besatzung zu bestechen und sie so für die Sache zu begeistern. Und dann waren sie auch noch beinahe auf Grund gelaufen und das Schiff hatte Schaden genommen. Wieder etwas, was so nicht geplant gewesen war, während die eigentliche Besatzung des Schiffes friedlich in der Kapitänskajüte schlummerte. Und nun gab es auch noch zwei Monster hier unten. Ein Knurren entfuhr ihm und seine Muskeln spannten sich. Sollte das Biest nur kommen …


~ Vyktorya ~

Ihr Geist war zum Zerreißen gespannt. Schon das Kapern und die Ausfahrt des Schiffs hatte an ihren Nerven gezehrt, doch nach dem das Wasser des Binnensees Rorek verschluckt hatte, fühlte sie sich wie unter Strom. Ihre Verbindung zu ihm war weit geöffnet, um auch jede kleinste Gefahr sofort zu erkennen. Gleichzeitig musste sie jedoch auch ihre eigene Umgebung beobachten, denn kurze Zeit später krachten die ersten Kanonenschüsse über den See, um das Seeungeheuer hervorzulocken und von Rorek abzulenken. Hoffentlich funktionierte es.

RUMMS!

Seeschlange1.JPG

Sie taumelte, als der erste Schlag der Seeschlange das Schiff traf. Verflucht! Das klappte sogar besser als erwartet! Unter Svenja und Lugs brüllten Befehle, welche Eileen und Amanda auszuführen versuchten. Vyktorya versuchte der Seeschlange mit Magie entgegen zu kommen. Doch nur mit Mühe konnte sie die Zweite, Turmhohe Welle brechen, die über das Schiff schwappte und ihr Knochenkäfig konnte das Vieh kaum halten. Nein, die Schlange wurde nur noch wütender, bis sie die Seitenwand des Schiffs durchbrach. Dort jedoch, in der Enge des Frachtraums, hatte das Wesen verloren. Auch wenn sie sich voller Wut wehrte… gegen die Klingen, Armbrüste und Magie konnte diese Seeschlange nichts ausrichten. Und während all dem spürte Vyktorya, wie Rorek sich unter Wasser seinem Ziel näherte.

~ Rorek ~

… doch es passierte nichts. Das Wesen blieb verschwunden. Wachsam setzte er seinen Weg fort. Es dauerte noch eine Weile und es kostete ihn auch noch ein paar Phiolen mit Meteoritenstaub, doch schließlich wechselte sich die Umgebung wieder und der Sand schien wie fortgeschoben. Der blanke Fels lag unter seinen Füßen und nur wenige Schritt später tat sich vor ihm ein nahezu kreisrunder Krater am Grund auf.  Die Kraterwände fielen in einer leichten Rundung ab und den Grund konnte er nicht erkennen. Der Meteoritensplitter musste mit einer ungeheuren Kraft auf dem Grund aufgeschlagen sein. Wenn man bedachte, dass das Wasser seinen Fall sicher etwas gebremst hatte so wäre ein Aufschlag an Land sicherlich äußerst verheerend gewesen auf eine Stadt gar, vernichtend.

Auch wenn er sich nicht sicher war ob die Nachricht sie erreichte, so sandte das entdeckte an Vyktorya und stieg dann über den Kamm des Kraters um weiter hinab zu steigen. Er spürte wieder das Steigen des Drucks auf seinen Körper und er verstärkte die körpereigene Regeneration.

Dann setzte er seinen Weg fort.


 
Tyr
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Kapitel 2 - Von Meteoritensplittern und Seuchen

Beitrag von Tyr »

Kapitel 2 - Von Meteoritensplittern und Seuchen

Der Stein im See

~ Rorek ~

Schritt um Schritt arbeitete er sich den Abhang hinunter. Die Dunkelheit hier unten schien noch um einiges stärker zu werden und selbst seine Sicht durch die Schatten versagte, sodass er sich nur noch tastend voran bewegen konnte. So lange, bis seine Finger einen glattgeschliffenen, unförmigen Felsblock ertasteten. ‚Hab‘ ich dich!‘, schoss es ihm durch den Kopf. Kaum, dass er ihn berührt hatte, wusste er es sofort. Er hatte die nekrotischen Energien gespürt und tatsächlich hatte der Druck auf seinen Körper schlagartig nachgelassen. Seine Regeneration schien mit einem Mal keine Probleme mehr damit zu haben sich dem Wasserdruck zu widersetzen. Einen Augenblick hielt er inne. Er hatte ein solches Gefühl schon einmal gespürt. Am schwarzen Angol. Ob der Magier einst wohl den schwarzen Angol zur Hilfe nahm um den Meteoriten zu korrumpieren? Möglich war es. Aber da war noch etwas. Etwas, was er noch nicht zuordnen konnte. Nichts desto trotz musste er nun aber diesen Block heben. Und mit einem Mal hatte er auch keine Zweifel mehr daran, dass es ihm gelingen würde. So griff er im Wasser also nach seinem Stab, der sich daraufhin sofort in seiner Hand manifestierte. Sie hatten überlegt gehabt, wie er unter Wasser ohne Worte der Macht sich wohl in einen Drachen verwandeln können sollte, da war ihnen der Stab eingefallen. Unter Einsatz vieler Edelsteine war es ihnen gelungen den Zauber auf seinem Stab zu ändern und so den Verwandlungszauber zu hinterlegen. Ein teures Vergnügen, aber es war notwendig gewesen. Doch all dies verlor an Bedeutung als sein Körper sich streckte und wenig später sich die Schuppen auf seinem Leib ausbreiteten. Das würde nun schmerzhaft werden, war aber die einzige Möglichkeit diesen Felsen mitzunehmen. Schwingen brachen aus seinem Rücken hervor und mehr und mehr formte sich der Drachenleib heraus. Die Schwingen zog er dicht an seinen Leib doch spürte er die kräftezehrenden Auswirkungen des Wassers. Es war nicht ideal, denn Wasser war nicht unbedingt das Element eines Drachens aber im Endeffekt konnte man Flügel auch zum Schwimmen einsetzen, wenn man die Bewegungen genug koordinierte. ‚Ich bin auf dem Rückweg‘, sandte er in seinem Geist hinauf zur Wasseroberfläche. Ob Vyktorya dies vernahm? Er wusste es nicht.

Mit den Pranken umschloss er den Felsen und hob ihn unter einigem Kraftaufwand an. Das gelang… die Frage war ob er damit fliegen konnte, aber das würde er gleich feststellen. Kraftvoll drückte er sich mit den Hinterläufen ab und dann nutzte er den langen Schwanz und die Flügel um sich durch das Wasser nach oben zu bewegen. Auch hierbei verließ er sich wieder auf seine körpereigene Regenerationsfähigkeit, denn er hatte einmal gehört, dass ein zu schnelles Auftauchen aus großer Tiefe gefährlich war. Aber er hatte nicht die Zeit langsamer zu machen. Das Wasser zehrte an seinen Kräften und so war er froh, als die Oberfläche näher und näher rückte.


~ Vyktorya ~

Dumpf, wie durch eine dicke Steppdecke, drang Roreks Ruf an sie heran. Im ersten Moment schreckte sie auf – war er doch angegriffen worden? Vor einigen Minuten hatte sie das Gefühl gehabt, als wäre dem so, doch danach war die Verbindung wieder ruhig und ausgeglichen gewesen. „Ich bin auf dem Rückweg.“ Es war interessant, offenbar sorgten die Wassermassen dafür, dass ihre Verbindung geschwächt war. Dieses Phänomen sollten sie näher untersuchen. Lag es wirklich am Wasser oder am Kometen? Wie dem auch sei, er hatte offenbar den Kometen und tauchte langsam auf. Mehr war im Moment nicht wichtig.

Unter Deck waren die Ratten noch immer mit der Seeschlange beschäftigt, welche inzwischen den Boden des Lagerraums als neumodischen Teppich zierte. Lugs‘ heroischer Plan das Wesen zu fangen, war bedauerlicher Weise gescheitert, aber wem auch immer Lugs sein Glück zu verdanken hatte – vielleicht existierte dieser Slatrack ja doch? – aber offenbar hatte die Seeschlange etwas ganz Anderes für ihn: Fischgestank vermischte sich mit Schwarzpulvergeruch, als Eileen den dicken Unterleib der Seeschlange öffnete. Gerade als Vyktorya nach oben kletterte, schob sich ein immenses Ei aus dem Leib der Schlange. Mhm… tja… wie Svenja schon sagte: Lugs wurde also zur Brutmutter. Offenbar schon wieder – da würde sie wohl mal näher nachfragen müssen.

Oben an Deck wanderte Vyktorya an der Reling entlang und behielt das Wasser im Blick. Rorek war schon ganz Nahe und es würde nicht mehr lange dauern… Dann bemerkte sie das Brodeln auf der Steuerbordseite, welches sein Auftauchen ankündigte und im nächsten Moment durchbrach seine mächtige, magische Drachengestalt die Wasseroberfläche.


~ Rorek ~

Und dann durchstieß er die Wasseroberfläche. Der Kopf seines Körpers kam an die frische Luft, auch wenn er es nicht brauchte zog er instinktiv die Luft ein, seine Lungen füllten sich und er wurde förmlich aus dem Wasser herauskatapultiert. Seine Schwingen breiteten sich aus, er vernahm das vertraute Flattern, gefolgt von einem einmaligen Klatschen, als die Schwingen noch einmal die Wasseroberfläche berührten, dann war er hoch genug und er konnte normal fliegen. Ein erneuter Flügelschlag und es gelang, der Abstand zur Wasseroberfläche wurde größer. Dann hatte er es gänzlich geschafft und die kühle Nachtluft glitt über seinen Leib, während er mehr und mehr an Höhe gewann. Aus dem Augenwinkel hatte er das ramponierte Schiff gesehen. Vyktorya und Lugs, wie sie an Deck des Schiffes standen. Dann flog er höher. Höher und höher. Die Last des Wassers fiel mit jedem Flügelschlag von ihm ab und ermöglichte es ihm den Zauber wieder zu stärken. Ein zufriedenes Knurren entfuhr ihm. Zufrieden flog er höher und höher und flog dann in einem Halbkreis in Richtung Haberstein, den Stein fest zwischen seinen vorderen Pranken haltend. Er würde den Felsen zum Auge bringen. Dort konnte man dann überlegen, wie man ihn neutralisieren konnte.

Als er jedoch den Haberstein fixierte verschwamm plötzlich sein Blick. Etwas… stimmte nicht.
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