Morloch der Ork

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Morloch
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Re: Morloch der Ork

Beitrag von Morloch »

Kapitel V: Neue Länder, neue Oger
 
Der Orkstamm der Tryl'hi machte sich alsbald vertraut mit seiner neuen Umgebung, für die die Orks zunächst nicht sehr viel mehr übrig haben mochten als Neugier. Nebelhafen nannte man diesen Ort. Ein Ort der unfreiwilligen Monotonie, die die Orks nie liebten. Da kamen Tage, an denen Kreaturen des umliegenden Landes in zerstörerischer Absicht mit ihren Trollkeulen gegen die Befestigungen der 'Stadt' hämmerten, gerade recht. Verfolgte man die ruinösen Zuwege und Anlagen der Stadt, musste das Leben hier zu einer anderen Zeit ein prächtiges gewesen sein. Oder wenigstens ein besseres, dachte der Schamane sich, als er auf seine eigene Weise sinnierte: mit einem Schrumpfkopf in der Faust, der zur Schädelpfeife umfunktioniert wurde, unter den Gerüchen von Kraut und getrocknetem Schlamm. Das musste er irgendwo mal aufgeschnappt haben und integrierte das Handräuchern kurzum in die orkischen Gepflogenheiten.

Wenn sein neuer, gieriger Häuptling nicht gerade Morlochs Geduld und Verstand bemühte, stellte der Schamane auf seinem fahlen Wolf Harpyien aus dem Hinterland nach, wilderte merkwürdige Fische aus den Gewässern oder stieg hinab in die Gewölbe unter der Stadt.. wo ein Oger am Bartresen Krüge zerschellen ließ. Morloch erinnerte sich an einen anderen Krieg, indem es eine persönlich gewordene Fehde mit diesen Rundköpfen in den Bergschluchten auszutragen galt. Bis ihr Anführer, Orghdi, zurückgeschlagen war und die Orks einen seiner Stärksten - Othyug den Vielfraß - für Raz'nok und dessen Machenschaften in Ketten unterwarfen...
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Die Oger damals kotzten mitunter, um ihre Feinde abzuwehren und sie in die Knie zu zwingen, wenn Hiebe, Tritte, Kopfnüsse und geworfene Felsen nicht ausreichten, um orkische Widersacher zu zermalmen. Daran erinnerte sich Morloch auch. Und nun... lernte er, dass die Oger scheinbar auch in Gesellschaft saufen konnten. Das war selbst ihm neu - und kurz schweiften die Gedanken ab, hin zu dem Trollkommandanten der Greifengilde. Vielleicht hatte der Ork auch eine unprobate Krautmixtur verbrannt und inhaliert - und sah nicht mehr, was wirklich war. Also zog er die kralligen Füße lieber wieder über die Gräser und das Erdreich an der Oberfläche, fernab des 'Tavernenogers'. 

In der Zwischenzeit vergnügte Orkhäuptling Zorak sich mit mitgebrachten Sklaven, denkbar auf der Suche nach mehr sklavischer Arbeitskraft. Gegen Einheimische hätte er sicher nichts einzuwenden gehabt. Jedenfalls verinnerlichte er so den noch unerfahreneren Orks ein Selbstbild, dass mit dem Häuptling vereinbar war - und wie man eine orkische Standarte überall dort aufstellte, wo sie ordentlich im Wind wehen konnte. Nach Morlochs Erachten war das ein guter Schritt - so würden weder die Ansässigen, noch Geflohene anderer Völker den rechten Eindruck des Orkstamms verlieren, oder gar den den Tod fordernden Fehler machen, die Tryl'hi für allzu umgänglich zu halten.
Als die Tage und Nächte fortschritten, hier und da in und um Nebelhafen kleine Errungenschaften der Befreiung und Freilegung verzeichnet wurden, stellte sich jedoch bald eine Bequemlichkeit unter den Orks ein, die Morloch keine Zufriedenheit abringen würde. Selbst Zorak, der so innbrünstige Häuptling, machte scheinbar das Erzeschürfen in der Mine als seine neugefundene Priorität aus, schoss es dem Schamanen durch die Sinne wie ein Insekt, das nervig schwirrte und summte. Orks waren anpassungsfähige Geschöpfe, dieses Exempel statuierten bereits zahlreiche Weltenwogen der Veränderung, in der Vergangenheit. Doch sich mit den Menschen und grünen Elfen gegenseitig die Schultern zu reiben, um Erze zu fördern? Die Orks, die der Draratûl im Sinn hatte, würden bekommen, was sie begehren. Auf einem Weg oder einem anderen - alles war nur eine Frage des richtigen Maßes an Nachdrücklichkeit, mit der man forderte oder nahm... Das war der Wille der Orkgötter. So war der Wille von Agrazh, dem Schlächter. Nicht Agrazh, dem Sammler.

Für den Moment vertraute Morloch auf Zoraks Eigensinn. Wusste er zumindest in Borgakh, die sich nicht bloß als Kriegstrommler, sondern nicht minder auch fähigster Handwerker des Orkstamms die Gunst des Teufelsmunds verdiente, eine kratzbürstige Orkin. Borgakh würde dem Häuptling, auf ihre eigene Weise, den Eifer in der Mine schmälern. Früher oder später. Tot oder lebendig.
Morloch stolperte hin und wieder über Menschengesichter, die ihm in der Vergangenheit nützlich waren. Darunter etwa 'Davind' vom Bund der Handwerker, der selten alleine ging. Die meisten aber stolperten über Morloch - oder eher seinen Warg, der für die meisten Unbekannten scheinbar schnell an Eindruck verlor, da er nicht riss wer ihm zu nahe kam, ohne dass sein Meister ihn befahl. Die Nachteile einer wirksamen Dressur. Man wollte es nicht gleich mit allen hungrigen Neusiedlern, die die Greifengilde so sehr zu schützen bereit schien, aufnehmen. Schließlich waren die Orks, auch, für den Moment irgendwie gefangen in diesem neuen, untrauten Heim. Und abhängig von der Befestigung der Stadt, wenn man den Worten des sich schimpfenden Bürgermeisters denn Glauben schenken mochte...
 
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Wie der vermeintliche Zufall es wollte, tappste Morloch in die Taverne Nebelhafens. Und allerhand 'Wichtigtuer' saßen an einem Tisch - als würden sie die Geschicke der Welt beeinflussen wollen, wie der Schamane sonst von seinem Beithron aus. Ganz so, wie ihn zuvor Davind, der Handwerker, wissen ließ. Wieder einmal bewies Davind ein Talent dafür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Informationen preiszugeben. An diesem Tag saß der Mensch einfach nur im Dreck und wartete. Und doch stellte er sich als wertvoll heraus.
Morloch setzte sich demonstrativ, und dabei auffällig unauffällig, an einen anderen Tisch. Denn der Tisch hatte noch Brot - wenn auch nicht mehr lang. Die Menschen, und später noch weitere Kreaturen, die der Ork hässlich fand, redeten und redeten... und redeten mehr: über Bäume und Regeln und Regeln und Bäume. Und Erze! Und Bäume. Es schien ganz so, als wäre neuerdings die Gier der anderen, nicht mehr die Gier der Orks, ein größerer Dorn im Auge der Völker, die hier aufeinander trafen. Das war dem Ork ganz recht, so wäre sein eigenes Handeln höchstens weniger offensichtlich. Doch eine Sache, mit der hielten die Orks nicht hinter dem Busch. Während er zuletzt noch mit dem Orkfuß auf der Tischplatte die Bewegungsfreiheit von einer Waldelfe einschränkte, die sich - warum auch immer - direkt neben ihn setzte, tappste er zum 'Wichtigtuertisch' und ließ sich zur rechten Seite des Handwerkerbundlers nieder. Borgakh, Mez'Dradesch der Tryl'hi, folgte dem Wolfsheulen vor der Taverne und polterte ebenso herein. Borgakh wusste wohl, dass man dort, wo der Schamane war, nicht falsch sein konnte.

Das Gespräch hatte das Baumthema jetzt annähernd hinter sich gelassen. Gerade recht nach dem Sinn des Orks. Es wurde nun bedacht, wie es weitergehen würde.. oder eher: warum man noch in Nebelhafen festsaß und wie das zu ändern sei. Hier stieg Morloch in die so sittliche, höfliche Unterredung ein und unterbreitete die Stärke des Orkstamms, einmal mehr, als Angebot, als Lösung. Zumindest als einen Teil der Lösung. Der Bürgermeister warnte vor den Flügelbestien am Himmel, den Drachen, die das Weiterziehen auf dem Landweg gefährlich machten - selbst wenn andere Gefahren der Wildnis überkommen würden. Jedoch willigte er ein, aus Höflichkeit oder besser noch gebührendem Respekt, dass den Orks zuteil werden wird, wo sie Jagd auf die Horte der Drachen zu machen hätten. In Morlochs Ohren verstand der Bürgermeister also um ihre Wichtigkeit, schließlich schienen sich andere Völker aus Furcht in den Minen und unter den Bäumen zu verstecken. Als Torres abschließend einen Vergleich zwischen den Orks und den Trollen zog, wie es auch Kommandant Schwarzfels war, kehrte eine angespannte Stille in der Taverne ein. Morloch raunte. Borgakh blinzelte zu ihm. 'Kleine Trollköppe?!', inquirierte der Schamane bedrohlich, ohne dabei viel zu sagen. Doch dann... brachen die Tryl'hi nur in schallendem Gelächter aus, dass sich durch den Schankraum schob, wie sonst der Orkhornklang über die weite Ebene. Gut, dass die Orks dieser Tage zu Scherzen aufgelegt waren. Schlecht, dass die Orks dieser Tage nicht gänzlich frei im Töten waren...
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Der Bürgermeister wusste nun um mehr namhafte Orks und deren Selbstbild, das nachdrücklich trollungleich war. Und sie würden dafür Sorge tragen, dass er dies nicht schnell wieder vergaß.
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Morloch
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Re: Morloch der Ork

Beitrag von Morloch »

Morloch und der Häuptling, Zorak, hatten auf ihre eigene Weise dazu beigetragen, dass die Grenzen Nebelhafens nicht mehr durch große Felsverschiebungen unpassierbar blieben. Unentfliehbar eher, sahen sich gerade die Orks innerhalb der Stadtgrenzen... nun, eingesperrt. So erkannte auch der Bürgermeister, in weiser Voraussicht. Oder aus Sorge um den Menschenbestand.
 
Wie es die Sitte des Schamanen und Teil seiner Bestimmung als rechte Hand des Orkthrons war, die das Schicksal webte, ritt der Schamane aus. Es galt tiefe Höhlen und das weite Land zu erkunden. Nicht zuletzt aber führte er im Schilde, dem Einfluss des Totenreichs - Akach Okarri -, unter dem er sich sah, seitdem das gehörnte Buch seine hässlichen Hände als Wirt erwählten, auf den Grund zu gehen. Oder nachzugeben...?
 
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Es dauerte nicht lang, bis der Orkstamm Tryl'hi seine Entfesselung zu neugefundenen Zielen formte. Morloch war eigensinnig, und die Stimmen des Naggaî flüsterten lauter. Ein wieder erstarkender Stamm, jedoch, war selbst in seinem Eigensinn und in seiner Verworfenheit zwischen dem Magiegeflecht denkbar zielführend - und damit, für ihn, unablässlich. So spielte es ihm bloß zu, dass ein schwarzes Gesicht, getragen auf den breiten Schultern eines totgeglaubten Orks, der einst sein Häuptling war, in einer glimmenden Nacht am Wegesrand gerade stumpfköpfig genug war, sich dem Schamanen in den Weg zu stellen. Dieser Ork musste sich fernab der gelben Augen an Bord eines Greifenschiffes versteckt haben. Es war Groukh, den Morloch zu einer anderen Zeit seinen Bruder schimpfte - und ihn ob seiner Abwesenheit, die nur den Tod hatte bedeuten können, verfluchte.
Nach einem Wortgefecht, das der orkischen Manier wohl kaum entsprach, dafür viel mehr an streitende Brüder erinnern mochte, gab ein Wort der gemeinsamen Erinnerung das nächste. Schließlich griff der Draratûl zum Orkhorn, dessen Klang nun schallend über die Ebene und durch das Gebirge peitschte. Die Orks folgten dem 'Ruf' wie hungrige Warge. Doch hatten sie wohl eine andere, blutigere Erwartung...
 
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Groukh entlud seinen eigenen Zorn, seinen eigenen Geltungsanspruch, an den Orkhäuptling, der ihn wohl kurzum enthauptet hätte... wäre diese Rückkehr nicht gleichzeitig eine vielversprechende Gelegenheit des Kräftemessens. Wäre es nicht um die spitze Zunge des Schamanen und den Nutzen, den Zorak und Okwach Wazloz in dem Feuer erkannten, das ihnen so plump entgegenzuhalten versuchte. Groukh würde sich beweisen müssen. So war es das Wort des Choharar. Und nicht minder war es nach dem Sinn des knochenbehangenen Schamanen. Schlimmstenfalls war Groukh fett und faul geworden, wie schon große Orks vor ihm. Schlimmstenfalls, so dachte er, hätte er selbst noch unerprobte Aspekte der Fluchmagie.


 
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Re: Morloch der Ork

Beitrag von Morloch »

Kapitel VI: Pakt

Es waren gerade die Nächte zwischen den noch wenig vertrauten Landstrichen, die wie ein baumelndes Schicksal über den Köpfen der Orks und Wölfe hing. Am unsteten Faden, der sich Himmel nennt, aufgehängt. In einer dieser Nächte rastete Morloch mit seinem Wolfsrudel an einem offenen Schrein südöstlichen des Schlangenhain. Wie immer befahl er mindestens einen Wolf zur Wache im Rücken, damit der der Lebendigkeit entsagende Blick des Orks sich anderem widmen konnte. Die Nacht war nicht selten turbulent und voller Ereignisse, zum eigenen Vorteil, aber auch Nachteil. Diese Nacht trug eine merkliche Stille mit sich. Ein tückischer Gedanke, lehrte den Schamanen doch seine Überlebenserfahrung, dass Stille meist ein Vorbote ist, Stille nie lange hielt. Ganz wie ein schwerer Regentropfen, der kaum sichtbar aber doch beständig seinen Weg über das Ende eines Blattes nimmt und schließlich fällt. Äußere Stille musste man sich verdienen, während die Stille im Inneren, für ihn nicht anders, ein in die weitere Ferne rückender Moment der Vergangenheit war... bis er, früher oder später, gänzlich vergessen wäre.

Morloch würde die trügerische Stille erkennen. So auch in dieser Nacht, ungewiss jedoch über die Art und Weise dessen - oder eher desjenigen - der sie schon bald stören würde...
 
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Tla... Tlalabara... Es war der Qu'el'saruk des Hauses Filifar. Ein Dunkler unter Mizrae, der Golgonnashar, der Spinne. Der Waffenmeister wünschte eine Unterredung, die das Potenzial haben würde, die Geschicke der Orks und Drow maßgeblick zu erhellen - und im Gegenzug, nicht minder, das Schicksal anderer Völker... zu verdunkeln. Morloch gab den wachenden Wargen ein gewährendes Zeichen. Der Waffenmeister lenkte seine Reitechse vor den Schrein, der weder Orkgott noch Spinnengöttin galt. Ein unnützer Anblick also, gerade gut genug für das Rasten und Fressen. 

Tlabardrar offerierte dem Draratûl mit diplomatischer Zunge das Begehen alter Wege, indem man neue Wege wieder mit abgestimmten Waffen und choreographierter Gewalt beschritt. So wäre der Einfluss den man begehrte in Konsequenz ein erschwinglicheres Ziel. Wenngleich es trotzdem seinen Preis hätte. Beide Sprechenden waren sich zumindest insofern einig, als dass sie die gleichen Beobachtungen teilten - auf dem Land, so auch in den Tiefen. Die Zwerge der hiesigen Erde, so schien es, hatten Teile ihrer Reiche unter dem Berg an einen fremden Orkstamm verloren. Oder der Konflikt kroch zeugenlos noch tiefer in die Schatten.
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Allenfalls war das Ausmaß entsprechender Spuren beachtlich. Gleichzeitig strebten die neusiedelnden Zwerge wohl an, aus den Reichen in der Tiefe ihre Heimat zu schaffen, wie man auch sie einst aus dem Berg schuf - und das notwendigenfalls mit Nachdruck. So war der Bericht des Waffenmeisters. Sie schienen den Drow ein Dorn im nachtunblinden Auge zu sein, den man zu gegebener Zeit, nunmehr, mit vereinter Macht zurückhalten, oder zurückdrängen, wolle. So wünsche es die Ilharess der Filifar. 
 
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Beide Sprechenden schienen im Sinne ihrer Absichten überein. Für den Moment. Jedenfalls in dieser Hinsicht. Das Unterreich würde zwischen dem Stamm der Tryl'hi und den Drow aufgeteilt, verhandelte man, und ein jeder Feind gehindert, ihrer Beanspruchung zu trotzen. Wie es die Gepflogenheit der Drow war, jedenfalls in Morlochs Augen, tat sich das Volk der Dunklen manchmal schwer den eigenen Ausführungen ein geeignetes Ende zu bereiten. Wahrscheinlich war dies das Ergebnis der Wortschwangerheit Mizraes, derer sich ihre 'Kinder' annahmen. Vielleicht war der Schamane wahrlich auch nur ungeduldig. Er unterbrach den Qu'el'saruk, auf dass die Belange der Orks auf der Oberfläche nicht hinter den härtenden Plänen für das Unterreich verdrängt würden. An der Oberfläche waren es nicht die Kleinen mit ihren großen Hämmern, sondern die Großen mit den geschwungenen Klingen, die im Gegenzug den Orks als Dorn im Auge wachsen würden. So war der Lauf der Dinge. Das alte Elfenvolk aus dem weiten Ivren'mir, und so auch die Elfen aus dem zurückgelassenen Waldreich Gwainamdirs, lenkten zunehmenden Anteil ihrer Aufmerksamkeit auf die Orkhöhle im Gebirgspass. Besonders dieser Lichtelf, Ba'thal, der für den Ork keinen Namen hatte. Morloch hielt der Unterstützung der Drow im Unterreich daher vor, eine Zusicherung dunkelelfischer Unterstützung im noch schwelenden Konflikt mit den Elfen an der Oberfläche zu fordern. Die Elfen hatten sich schließlich bereits weiter nördlich des Gebirges niedergelassen. Der elfische Außenposten war uninteressant. Er würde lediglich Fliegen brüten, für die die Tryl'hi gewöhnlich kaum Diplomatie zu erübrigen bereit waren. Fliegen waren in erster Linie lästig.
 
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Eine zweiteilige Übereinkunft der Orks und Drow war erreicht. 'Die Spinne' würde sich dieses Mal besser nicht mit Passivität verunglimpfen, wenn der Tag kam, oder die Nacht rief.
Der Ork erübrigte Tlabardrars Reitechse etwas Fleisch. Und so gingen Qu'el'saruk und der Draratûl auseinander, wie sie zusammenkamen. Sie hätten sich mit der Mutter Oberin und dem Orkhäuptling zu beraten.

Morloch rührte noch einmal im Kessel über dem Feuer und damit die Gedanken ins Rotgrau der Nacht. Gedanken davon, nur welch niederträchtigen, gemeinsamen Weg er den Tryl'hi und Drow in diesem neuen, alten Bündnis ebnen würde... 
Zuletzt geändert von Morloch am 14 Mär 2024, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Morloch der Ork

Beitrag von Morloch »

Die Machenschaften der Tryl'hi zogen gleiches Denken an - und so, im Verborgenen, auch solche Drowhäuser, die nicht das erste Haus Filifar waren. Chalithra'Xune, Llothpriesterin del'Uthloth, wärmte die Beziehungen zu den Tryl'hi durch gemeinsames Blutvergießen. Blut und Opfer musste es auch für eine Spinnengöttin geben. Eine Unmissverständlichkeit, wie sich mit Nachdruck und Bereitschaft zum Töten herausstellte. Vereinzelt suchten auch dunkle Gestalten der Bundmagier einen neuen guten Draht zum Orkstamm, indem sie um Unterredung baten. Es würde überzeugender Nützlichkeit bedürfen, waren doch gerade die Ysam enis Alwanzessaren zuletzt mehr verkomplizierendes Beiwerk im zurückliegenden Krieg gegen die Diener des Namenlosen, als eine erhaltenswerte Existenz in den Augen der Orks. Offene Fragen beantworteten daher besser die Umstände und die Zeit, nicht bloße Worte unbedeutender Wappenträger, dachte sich der Draratûl und forderte Taten, wie er auch den Willen Agrazh' verstand.
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Die Tryl'hi selbst erstarkten in neugefundenem Tatendrang. Sie waren zahlreich. Wenn auch noch nicht alle die List und Kampferfahrung hatten, die nötig war, um in diesem Land für sich zu beanspruchen, was das Schicksal ihnen so ansehnlich darbot: Einfluss und Macht. Gerade noch junge Orks würden harter Hand und heißer Flamme lernen müssen, was es bedeutete die Verheerung Agrazh' mit festem Griff und scharfer Klinge in die Welt zu tragen. Doch auch sie waren hungrig für das, was kommen würde. Morloch unterbreitete seinem Häuptling, wohl berechnend, im Beisein der Stammesbrüder - und Borgakh - die weitreichende Aussicht auf ein neues Bündnis der Orks und Drow, wie es der Qu'el'saruk del Filifar ihm bereitete. Und dem Besitzanspruch über, mindestens, die Hälfte des Unterreichs. Bis in die tiefsten Höhlen hinab, mit allem was dazugehörte. Nicht weniger auch auf dessen Gefahren... und bis sich möglicherweise die Verbündeten selbst, erneut, in ihrer gegenseitigen List aufhalten müssten.
 
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Eine Aussicht die zu des Schamanen Zufriedenheit, die er unter dem augenscheinlich viel zu großen, klimpernden Stammeskopfschmuck fortan beinahe zeremoniell verbarg, laute Zustimmung fand... und dem Häuptling somit, freiwillig oder beugsam, den Rat des Draratûl einmal mehr als den 'rechten' nahelegte.

Mit dem Voranschreiten der Tagläufe würde sich also Taktiererei zu Paktiererei ergießen, die der Teufelsmund im Sinne der Tryl'hi nunmehr auf den Weg gebracht hatte...

 
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Re: Morloch der Ork

Beitrag von Morloch »

'K'antschal Funzla Gnal....'.
Orkische Worte der Macht, die von einem anderen Ort und dem Astralgeflecht in die tiefen Höhlen des Unterreichs getragen wurden, während sie ihren formulativen Ursprung gerade eben noch fernab genommen hatten. Sie hallten an diesem neuen Ort, der wohl Fixpunkt der kleinen Holzrune des Orks gewesen sein musste, leise in die Tiefe aus. Morlochs hagere Gestalt und der oppulente Stammeskopfschmuck manifestierten sich unter den letzten riechbaren Resten schamanistischen Utensils vor einem runenverzierten Stalagtit. Von der getrockneten Wurzel, dem Sumpfmoosbröckchen und dem feinen Staub der endlosblauen Perle war keine Spur mehr. Seine Augen, die sonst schon wenig lebhaft aus den Sichtschlitzen starrten, waren weiß. Machte der Draratûl sich das Astralgewebe zum Reisen nutzbar, so nahm er sich Zeit, bis das Augenpaar ihre gelbe Farbe wiederfand. Die Augäpfel haderten in hochgedrehter Stellung - beinahe so, als würde der Schamane die fliehenden Momente zwischen den materiellen Orten auskosten und daher mit seiner Neugier bedenken. Hatte er, in der Tat, noch nicht 'alles' gesehen. So drohte ihm, oder beriet ihn die Stimme des Naggaî. Diese Zeit war kurz. Wenngleich sie, im Magiegeflecht, zunehmend länger schien.

Bedachter Schritte ging er mit einer wabernden stillen Flamme, die vor ihm wie von andersweltlichen Fäden getragen in der Luft stand, durch die Lichtkargheit. Ab und zu gab ein Leuchtpilz sein letztes Licht ab und erlosch zu mehr Dunkelheit. Der unheilvolle Purpurschein des Faerzress wütete unbeständig in der Ferne. Er tappste weiter. Bis er auf eine Präsenz im Unterreich aufmerksam wurde, die hier, tief unten, nicht nur besser sah als er, sondern auch den Klang seines Orkhorns zu erkennen vermochte: es waren die Lloth-Drow, oder eine Schar von ihnen. Ihr Geruch eilte ihnen voraus...
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Möglicherweise sahen sich die Drow bei ihren Machenschaften in der Dunkelheit gestört, dachte der Ork. Ganz sicher aber war es in Morlochs Sinn, die Drow nicht in falschem Glauben der Unbeobachtetheit zu wiegen. Schließlich galt es ein Unterreich aufzuteilen... und wenn die Mutter Oberin des ersten Hauses, Mizrae, Geduld für diese Felsen und Steine hatte, dann musste es wichtig genug sein. Der Ork setzte seinen Weg unter dem Klang des Orkhorns fort und die Mutter Oberin folgte, mit ihrer Schar.
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Nach einer kurzen Unterredung, die rasch von den Zufälligkeiten der Begegnung ablenkte, ließ der Draratûl den Elfen zuteilwerden, welche verschlungenen Pfade der Stamm der Tryl'hi kürzlich für sich beansprucht hatte. Dort, in ihrer eigenen Höhle, gäbe es zudem eine bessere Überlebenschance. Oder zumindest einen ausgewogeneren Kampf, sollte sich die Diplomatie beider Rassen nicht bewährt haben...
 
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Doch diese Stunde war keine des gegenseitigen Mordens. Wie es das gewebte Schicksal wollte, standen sich nunmehr alte Verbündete gegenüber, die durch geschickte Worte und spitze Zunge endgültig veranlassten, den getrockneten Bund mit neuem Blut zu erfrischen. Die Sitte der Drow war nicht die Sitte der Tryl'hi. Während dem Qu'el'saruk Tlabardrar der Sinn nach wildem Blut als hinreichendes Mittel stand, forderte der Draratûl Elfenblut, das unter der nachtschwarzen Haut durch die Adern floss. Dieser Tage bedurfte es mehr, als fremden Bluts und rasch verblassender Worte.
 
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Tlabardrar wandte sich seiner Herrin zu. Die Tryl'hi und das erste Haus Filifar hatten besiegelt, was fortan für jeden Drow des Unterreichs und die Orks gelten mochte. Ein Blutpakt war geschlossen. Und die beiden Völker würden ihr Zeugnis darüber in die Welt hinaustragen. Mehr Blut würde vergossen werden, jedoch nicht der Eigenen...
 
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