Ein besonderer Stab

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Nagron Vandokir
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Nagron Vandokir »

Er wartete einen Wochenlauf und es kam bislang keine Antwort von Thamion. So machte er sich auf nach Silberburg auf, ihn den Stab persönlich vorbeizubringen. Doch als er zum Haus kam war auch keiner anwesend. "Hat wohl viel zutun der Gute." Dachte er sich und trabte Guevara, seine sattellose Stute um das Haus umher. Ragnar, der Stallbursche fragte ihm, was los sei und Nagron erklärte ihm kurz den Sachverhalt. "Wenn ihr es wünscht überreiche ich ihm gerne den Stab, wenn er wieder heimkehrt." Schlug Ragnar Nagron vor und Nagrom überreichte ihm den Stab.

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Nagron bedankte sich mit einigen Leckereien bei Ragnar und machte sich wieder auf den Weg.....auf den Weg...irgendwohin...
Der Löwe ist zwar stärker aber der Wolf tritt nicht im Zirkus auf.

Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt.

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Amran Annir
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Amran Annir »

Ragnar gab ihr sogleich den Stab, als sie heim kehrte.
 Der gute Mann meinte zwar, er sei für Thamion, ob sie ihm diesen bitte bereit legen würde.
  
 Amran nahm den Stab entgegen und legte den Kopf leicht schief.
 „Danke dir Ragnar, ich werde mich darum kümmern, er muss noch weiter Bearbeitet werden“
 Mit einem freundlichen Lächeln, nickte sie dem Stallmeister zu und trug den Stab ins Innere des Hauses.
  
 Sie ließ sich keine Zeit, andere Dinge zu erledigen, welche sie eigentlich für den Tag geplant hatte, sondern widmete sich direkt dem Stab.
 Die Farbe hatte sie schon fertig, das war das einzige, was sie hatte vorbereiten können. Jetzt lag es an Nagrons Verarbeitung, wie schnell sie fertig werden würde.
 Als sie die, mit Harz, eingeklebten alten Bruchstücke des Stabes sah, atmete sie tief durch.
 Harz....
 Die Grundidee des Handwerkers war ja für seine Verhältnisse eine recht simple und effektive gewesen, allerdings machte es das ganze für sie ein wenig schwieriger.
 Es war ohnehin ein eher kompliziertes Unterfangen, „totes“ Holz zu bearbeiten.
  
 Also zog sie sich ins Wohnzimmer zurück, dort machte sie es sich auf den Fellen vor dem Kamin gemütlich und legte den Stab quer über ihre Beine.
 Beide Hände legte sie um den Stab und begann, sich auf diesen zu Konzentrieren.
 Die Struktur des Stabes mit ihrem Geist erkundend.
 Kein einfaches Unterfangen, auch wenn sie schon häufiger solcherlei getan hatte, aber da war das Ziel immer wieder gewesen, etwas wachsen zu lassen, respektive dabei zu helfen, wachsen zu können.
 Letztlich war das Prinzip das gleiche, dennoch wollte sie den Stab ja weder wachsen lassen, noch einen Teil ihrer Kraft permanent in diesen Stab einweben.
 Ein temporärer Effekt musste geschaffen werden, der eine nachhaltige Wirkung zeigte.
  
 Sie legte eine Hand auf die erste Stelle, welche Nagron mit einem der alten Stab-Bruchstücke versehen hatte.
 Das Harz hatte sich, wie es zu erwarten war, recht gut verteilt. Es würde weiterhin seinen Effekt behalten, würde aber in die Strukturen beider Hölzer eingewebt werden müssen.
 Das war die Lösung!
 Sie spürte unter ihren Fingern die drei verschiedenen Texturen, begann, mithilfe der Magie, diese Texturen leicht zu verschieben.
 Ließ das Harz erst in den noch jungen Stab dringen, nur ein wenig und nur sehr vorsichtig.
 Es war genug Harz da, um diese Verbindung zu erschaffen.
Nachdem der erste Schritt gelungen war, wagte sie sich vorsichtig an die Bruchstücke des alten Heroldstabes. Aufgrund des Alters des Holzes, musste sie hier ein wenig vorsichtiger sein, sonst könnte es passieren, dass sie ihn zerstörte.
 Es fühlte sich an, wie Stunden, welche sie damit zubrachte, immer wieder ein Stückchen weiter zu kommen, immer wieder ein kleines bisschen mehr zu bearbeiten, aber letztlich, schien es ihr, als sei ihr Vorhaben geglückt.
 Vorsichtig strich sie über die Oberfläche des Stabes, fühlte keine Unebenheiten mehr, konnte keine Stellen mehr ausmachen, welche nicht miteinander verbunden waren.
 Es hatte auch tatsächlich fast den halben Tag gedauert, was für sie bedeutete, dass sie völlig am Ende ihrer Kräfte war, ihre Beine waren eingeschlafen und kribbelten heftig, als sie diese bewegte.
  
 Jetzt gönnte sie sich erst mal eine kleine Pause, bis sie mit Thamion gemeinsam den Stab lackieren würde.
 Sie hatte sich für ein helleres Blau entschieden, nicht sehr viel heller, aber so, dass man den Unterschied beider Farben gut erkennen konnte.
 Das alte Königsblau sollte erkennbar hervortreten, obgleich nicht mehr sonderlich viel von dem Stab übrig gewesen war.
 Aber der neue Stab sollte umso prunkvoller und prächtiger werden. Und vor allem lange halten.
  
 Wie Abgesprochen, wurde der Stab, als er fertig war, vorsichtig eingepackt und am nächsten Tage mit einem Boten und einem dazugehörigen Schrieb nach Ansilon gebracht, zum Hause von Rorek Monthares.
  
 Der Brief war gesiegelt mit einem grünen Siegelwachs und eingedrückten Efeuranken.
 Wird das Siegel gebrochen, wird der Brief folgenden Inhalt preis geben:
  
  
  
 Seid gegrüßt, Herr Monthares
  
 Wie auf dem Treffen in der Ritterburg abgesprochen, übersenden wir Euch den Stab.
 Auf das Ihr nun mit Eurer Magie weiter festigen könnt, was nun zusammen gehört.
  
 Freundlichst
  
 Amran Annir & Thamion de Montagor
Tyr
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Tyr »

Da lag er vor ihm. Der alte und neue Heroldstab des Königshauses.

Wenn man bedachte, dass dieser Stab vor kurzem noch aus einigen Bruchstücken bestanden hatte, so war die Transformation, die er durchlebt hatte schon beachtlich. Aber er war auch bereits durch viele Hände gegangen, die alle ihren Teil dazu beigetragen hatten ihn in den Zustand zu bringen, in dem er sich jetzt befand.

Langsam glitten seine Finger über das gefärbte Holz. Die alten Bruchstücke waren gut durch das Königsblau zu erkennen, während die anderen, neueren Stellen, in einem etwas helleren Blau gefärbt worden waren. Eine gute Wahl. Zu spüren war der Unterschied nicht. Selbst die Übergänge der alten und neuen Hölzer waren so gut handwerklich verarbeitet und magisch bearbeitet worden, dass nicht einmal er als Unsterblicher eine Unebenheit spüren konnte.

Nun war es an Ihm, seinen Teil dazu beizutragen und den Stab als Ganzes zu festigen, ohne ihn dabei in ein magisches Artefakt zu verwandeln. Andererseits… vielleicht war ein wenig Magie gar nicht so verkehrt. Kurzerhand ging er zu einem kleinen Kästchen hinüber in dem sie die wertvolleren Gegenstände aufbewahrten und öffnete es. Ein wenig kramte er darin herum, bis er dann eine Rune herauszog und diese betrachtete. Diese Runen nannte man gemeinhin heilige Rune. Eine Rune die einen Gegenstand über eine sehr feine, nur schwer feststellbare astrale Bindung mit seinem derzeitigen Träger verknüpfte. Das war sicherlich eine sinnvolle Sache. Er wog die Rune einen Moment in der Hand. Normalerweise fügte man diese Runen in vorgefertigte Sockel ein, davon gab es hier allerdings keine. Es wäre ihm zwar ein Leichtes gewesen einen solchen Sockel .., oder vielmehr eine entsprechende Aussparung anzubringen, aber das hätte wieder eine Schwachstelle bedeutet.

Nein. Er würde die Energie der Rune in den Zauber einfließen lassen und auf magischem Weg auf den Stab übertragen. Den Sockel konnte er sich so ersparen und die Eigenschaft wäre weniger offensichtlich. Aber sollte nicht noch mehr mit dem Stab gemacht werden? Stirnrunzelnd besah er sich den Stab. Wenn er sich recht erinnerte, sollten Mirja und Pandor noch ihren Beitrag leisten. Mirja sollte Ornamente in den Stab schnitzen und Pandor sollte ein Emblem schmieden, dass an den Stab angebracht werden sollte. Das Emblem war somit etwas eigenständiges. Aber das Schnitzen? Wenn er den Stab nun stabilisierte würde dies sicherlich bedeutend schwieriger werden… Kurz grübelte er. Dann kramte er kurzerhand einige Reagenzien zusammen, schnappte sich ein paar Schriftrollen, eine Feder, ein Tintenfass sowie Kreide und verstaute alles in einer Tasche. Dann zog er aus seiner Werkzeugkiste noch sein Schnitzset, dass er bei Schreinerarbeiten nutze, wickelte den Stab in eine größere Lage Drachenleder ein und machte sich auf den Weg nach Nordhain.

Es war sinnvoller, wenn Mirja die Ornamente zuerst in den Stab schnitzte und nicht erst, wenn er stabilisiert wäre. Dann konnte er die Verzauberung auch letztendlich gleich vor Ort vornehmen, denn den Abschluss machte am Ende ja Pandor. Den Stab dann zwei Mal hin und her zu tragen erschien ihm ebenfalls unsinnig. Außerdem konnte er so – sollte Pan nicht da sein – die Kinder beschäftigen während Mirja arbeitete. Er würde die beiden sicherlich eine Weile mit ein paar beschworenen Tieren beschäftigen können. Das zumindest war seine Hoffnung.

Nur wenig später fand er sich in Nordhain wieder. Umgeben von Holzhäusern, Wiesen und vereinzelt stehenden Bäumen, die sich nach Westen hin verdichteten und in einer Entfernung die schier undurchdringliche Grenze des Trolleichenwaldes bildeten. Langsam folgte er dem Weg, den eingewickelten Stab und seine Tasche geschultert und kam bald darauf an der Taverne vorbei. Kurz warf er einen prüfenden Blick hinein. Gut. Mirja war nicht hier, so setzte er seinen Weg fort und stand nur wenig später am Heim der Familie Vildaban.

Kurz ließ er seinen Blick noch einmal über Nordhain streifen. So ruhig es hier auch war, er mied diesen Ort weitestgehend. Es gab bessere Orte für Unsterbliche. Dann schlug er die kleine Glocke am Haus an.
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Aira
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Aira »

Vermutlich hatte Rorek inzwischen seine Idee längst bereut. Also… nicht jene, dass es sinnvoll wäre erst die Ornamente einzuschnitzen, ehe man den Stab magisch versiegelt. Sondern viel mehr die, dass er die Zwillinge beschäftigen könnte, während Mirja arbeitete. Die Betonung lag auf: könnte!
Immer wieder hörte Mirja die Rufe ihrer Kinder: „Noch ein Bäääääär!“ „UUUUUH! Ich bin ganz nass, wie Luuuuustig! Maaaamaaaaaa! Rorek kann Wassermenschen zaubern!“ „Huiiiii Hüüüüaaaaah Rorek-Pferdchen!“ Und nein… Mirja würde den Teufel tun und den Schreinermagier aus seiner Miesere befreien. War ja seine Idee, nicht wahr? Dass Pan zwischenzeitlich nach Hause kam, half dem armen Tropf auch nicht weiter, der stachelte die Kinder nur zu noch mehr Blödheiten an. Aber so konnte Mirja sich wenigstens ganz der Arbeit am Heroldsstab widmen.
Sie hatte sich ihr eigenes Ansteckwappen danebengelegt sowie eine ihrer alten Flaggen, welche sie noch aus ihrer Zeit als Großmeisterin behalten hatte. Die Fahne, die man erhielt, um sein Heerlager zu kennzeichnen, wenn man es aufschlug. Nun ja… sie hatte es aus Nostalgie behalten. Heute war es nützlich. Denn so konnte sie die Ornamente auf dem Stab dem Stil des Wappens anpassen. Zunächst zeichnete sie die Ornamente vorsichtig mit einem sehr dünnen Kohlestift vor, die Linien waren wirklich unglaublich schwer zu sehen, aber man würde sie ganz einfach wegwischen können, sollte sie sich verzeichnen. Vorsichtig umschlang sie mit den kunstvollen Ornamenten aus Blättern, Federn und Linien den Holzschafft. Dabei hob sie die von Amran bereits farblich hervorgehobenen alten Holzstücke noch einmal gesondert hervor. Lediglich eine Stelle ließ sie frei, dort wo der Herold für gewöhnlich den Stab halten würde. Sie ließ gut eineinhalb Handbreit Platz und umrandete diesen Bereich mit einer tiefen Rinne. Später würde sie den Handgriff vermutlich mit Leder umwickeln. Mal sehen… Außerdem erinnerte sie sich, dass Markus, der Handwerkslehrling, noch Edelsteine einfassen sollte… also würde sie ihm in ihren Mustern dafür Platz geben. Vier Edelsteine, am Kopf des Stabes, dort wo später Pan das Wappen als Stabkrone anbringen konnte. Ja, das wäre doch was.
Die Zeichnungen waren im Vergleich recht schnell erledigt. Nicht ganz zwei Stundenläufe hatte sie benötigt, bis sie zufrieden war. Dann kam jedoch die Kür: das Schnitzen. Ganz vorsichtig und präzise arbeitete Mirja sich Millimeter für Millimeter durch das Holz und legte die dunkle Eichenfärbung unter dem Blau wieder frei. Es tat ihr schon fast ein wenig leid, aber die Reihenfolge war auch echt ungeschickt gewählt… nun, aber sie hatten schon schlimmere Probleme gelöst.
Während als Rorek noch immer stundenlang als Belustigung für die Kinder diente, saß Mirja weitere Stunde um Stunde… irgendwann begann ihr Rücken zu schmerzen, der Nacken kribbelte, die Hände krampften und ihre Augen brannten von der Anstrengung… „Puuhh…“
„Hee, Schöne, wilde, meine… Mach mal eine Pause.“ „Hrm… ich muss das fertig kriegen.“, Pan war in den Werkraum getreten und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen das Regal. Es stellte sich heraus, dass Rorek längst nach Hause gegangen war. Es war später Abend, die Kinder inzwischen im Bett, vollkommen erschöpft vom Spieletag mit dem Magier. Nun gut… dann eben morgen weiter…

Noch weitere eineinhalb Tage arbeitete Mirja an dem Stab, bis die Schnitzereien endlich fertig waren. Sie hatte noch Teile davon mit einer silbrigen Farbe verzieht, insbesondere dort, wo später die Edelsteine eingefasst werden sollten und wo die alten Bruchstücke sich anfügten. Nun konnte Pan noch das Wappen schmieden. Und dann kann Rorek den Stab versiegeln… oder vielleicht sollte doch Markus erst noch die Edelsteine anbringen?


 
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Pandor Vildaban
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Pandor Vildaban »

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Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 07 Mär 2021, 04:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Pandor Vildaban
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Pandor Vildaban »

Pandors Aufgabe - das Wappen der Ritter für den Stab zu schmieden.
Für jeden geübten meisterlichen Goldschmied ein leichtes Unterfangen, doch für Pan, eine Aufgabe die ihn wochenlang beschäftigte.
Pan ging es weniger darum, dass dieser Stab den Namen eines lang verschollenen Königs repräsentierte – Nein – viel bedeutsamer war die Botschaft, die dieser Stab vermitteln sollte – „Die ungebrochene Hoffnung der Menschen“.
Eine Skizze des ritterlichen Wappens war schnell entworfen und schon auf den ersten Blick fügte sich das Emblem perfekt in Mirjas kunstvoll geschnitzte Ornamente. Nur aus welchem Metall sollte er das Wappen fertigen? Es musste ein Metall sein, das mit dem edlen Holz des Stabes, den Ornamenten und den eingefassten Edelsteinen harmonisierte. Gleichzeitig sollte es in den meisterlichen Arbeiten zur Geltung kommen, aber niemanden wie die Faust aufs Auge treffen.  

Die blaue Farbe des Stabs war gut gewählt.
Blau als Farbe des Himmels stand schon immer mit dem Göttlichen, dem Überirdischen in Verbindung.
Es steht gleichermaßen für den Traum nach Freiheit, unendlichen Weiten aber auch den Rückzug in sich selbst.
Blau steht für Besonnenheit, Objektivität, Neutralität und Klarheit – das flößt Vertrauen ein und vermittelt ein Gefühl von Sicherheit.
Nur welches Metall war würdig genug diese Botschaft zu tragen? Jedes Metall hat seinen einzigartigen Charakter, seine charakteristische Farbe. Ein blaues Erz, Myhtril vielleicht? Nein, Mythril war zu gewöhnlich.

Pandors Wahl fiel auf ein viel selteneres Erz – Cobalt.

Sagen und Bergmannslegenden erzählten von ergiebigen Cobaltadern tief in den Bergen Winterbergs, doch jeder Kumpel wusste, dass es unmöglich war, so eine sagenumwobene Ader zu finden. Wochenlang stand der Nordmann in den tiefsten Schächten der Aulen und Winterberge, auf der Suche nach diesem seltenen metallhaltigen Mineral.

Jedes Korn von Cobaltstaub, jeder Nugget, jede noch so kleine Cobaltflocke wurde von Pandor aus dem Geröll der Stollen geborgen, zusammengetragen, geschmolzen und in Form gepresst. Es dauerte Tage, bis es dem Nordmann gelang auch die letzten Unreinheiten aus den Cobaltbarren zu brennen.

Endlich hatte er es vollbracht – 5 Barren reinsten Cobalts, für das Wappen der Ritter.

 

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Amanda Talyn
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Amanda Talyn »

Nessaja hatte den Auftrag bekommen vier Stoffbänder zu nähen. Zwei in Silber und zwei in Blau. Zuerst hatte sie den Stoff zugeschnitten, die Länge einen Finger länger als den Stab, die Breite einen halben Finger breit. Für die Farbe suchte sie sich als Vorlage die Silberfarbe der Ritterschaft und das Blau des Königs, dafür musste sie im Lager und der Schneiderei etwas suchen. Stoff war kein Problem, jener befand sich zum Glück noch im Lager. Sie hatte die Bänder mit zweifach übereinander gelegtem Stoff genäht, das macht sie etwas dicker und haltbarer. Am oberen Ende liefen sie in zwei dünneren Bändchen aus, damit man sie am Heroldstab befestigen konnte. Die fertigen, gefärbten Bänder hängte sie sorgsam zum Trocknen in der Schneiderei auf, ehe sie sie vorsichtig zusammenrollte, um sie Telas zu bringen.
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Pandor Vildaban
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Pandor Vildaban »

„Auf der einen Hand ist es für mich, als Stadtwache des Ordens und stellvertretend für den Handwerkslehrling Valyr, eine Ehre, die letzten Stücke zusammen zu setzen, aber auf der an Hand, ein falscher Handgriff, eine Unachtsamkeit, die Materialien zu grob angefasst, oder nicht richtig angebracht und die Mühe aller ist für die Katz. Alle wissen nun, dass sich der Stab bei mir befindet und alle warten auf ihn, auf die Fertigstellung – auf ein Meisterstück, der einzige seiner Art, ein Unikat.“

„Pffff, als würd mich das unter Druck setzen?! Mich? Niemals.“
„Alles da? Werkzeug, Harz, Bänder, Wappen, die ledernen Bänder für den Griff, Politurwachs, … . "
"Hmm, da fehlt was ?! Skit, wo sind die vier Edelsteine?“
„Edelsteine … Edelsteine … Edelsteine … .“
„Aahhh da sind sie!!“
„Hrmm, wer hat die so dämlich eingepa …“

Als hätte sich das Schicksal, ausgerechnet jetzt in diesem Augenblick, gegen den Tor verschworen, rutschte >>Szrrpp<< ein roter Edelstein aus dem ledernen Beutel, fiel mit einem >>Klong<< auf den Tisch, sprang wie sonst ein Kieselstein über die Wasseroberfläche, über die Tischplatte >>kling … kling<< nur um dann mit einem weiteren >>Klong<< unsanft auf den Boden zu landen und sich klirrend >>kling … kling ... kling<< irgendwo unter einem der vielen Werkschränke zu verselbständigen.

>> Szzrpp … Kloongg … kling … kling … Kloongg … kling … kling ... kling <<

„JÄVLA!! Unter den Schrank … Skit“ (nordischer Fluch)
„Ich brauch was langes, … Besen!“

Auf dem Boden robbend, mit einem Besen bewaffnet, bemühte sich der Tagelöhner den kostbaren Kristall aus seinem Versteck herauszupulen.

„Komm schon … na komm, komm her ….“

>>Chrrrttt<< trieb der Besenstiel das Juwel vor sich her, tiefer in die schwarze Finsternis unter dem Schrank.

„Nein nein nein nein nein … !“
„Heiliger Henker, das gibt’s doch nicht …“
„Etwas mehr nach rechts… links, noch ein Stück … komm …“.

Endlich gab sich der vermaledeite Klunker geschlagen und rollte, von einem Stoß des Besenstiels in Bewegung versetzt, in die richtige Richtung und in die Hände des Juwelenfischers.

„JAAAA HAB DICH!“
Behutsam klaubte Pandor den kostbaren Kristall auf und hielt ihn prüfend gegen das Licht der Laternen, die den Werksraum hell erleuchteten.
„Da hab ich noch mal Schwein gehabt. Kein Riss, kein Kratzer und auch keine Bruch im Schliff.“
Innerlich grinste die Stadtwache in sich hinein – das Glück Fortunas ist mit den Dummen.

„Du muss ein Vermögen wert sein. Jetzt volle Konzentration und keine Fehler mehr. Alle verlassen sich auf dich und du wirst keinen von ihnen enttäuschen!".

Bis spät in die Nacht hinein arbeitete die Stadtwache an der Fertigstellung des Heroldstabs.
Umwickelte die Grifffläche des Schaftes mit Leder, befestigte die silbernen und blauen Bänder und setzte vorsichtig die vier kostbaren Edelsteine in die Fassungen ein, die Mirja mit geschnitzten Mustern umrahmt hatte. Als letztes, fast zeremoniell, setzte Pandor das von ihm kunstvoll geschmiedete Cobaltwappen ein. Endlich … es war vollbracht.

So viele verschiedene Persönlichkeiten wirkten an der Schöpfung dieses Stabes.
Telas, Fenria, Mirja, Thamion, Amran, Nagron, Rorek, Nessaja, Peredur, Pandor. Unentbehrlich jeder einzelne von ihnen. Die meisterlichen Fertigkeiten eines jeden Einzelnen von ihnen, ihre machtvolle Magie, ihre Künste und Fähigkeiten, all das war ge- und vereint in dieser einen kostbaren Arbeit.

Aus den Bruchstücken der Vergangenheit, ehemals im Besitz des Königs Alirion Damotil des Ersten, auferstanden und wiedererweckt, als Banner der Hoffnung, des Mutes, des Zusammenhalts und der Stärke – der neue Heroldstab Silberburgs.

Am nächsten Tag überreichte der ganze Ordensclan der Vildabans den prunkvollen Heroldstab in die Hände des Großmeister des Ritterordens, Telas vom Tal.
 
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Telas
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Re: Ein besonderer Stab

Beitrag von Telas »

Telas saß wieder einmal über den Wachberichten der letzten Tage, als es an der Tür seines Arbeitszimmers klopfte, er erhob sich, schreitete langsam zur Tür und öffnete diese. Vor ihm standen die Beraterin und Unteroffizier a.D. Mirja Vildaban und ihr Gemahl Pandor Vildaban von Assuan, seines Zeichens Wachtmeister der Silberburger Stadtwache, der einen großen, langen Gegenstand in Händen hielt. Der Gegenstand war eingewickelt in einige Tücher, wohl um ihn vor Beschädigungen und zu neugierigen Blicken zu schützen.

Telas bat die Beiden in sein Arbeitszimmer, räumte seinen Schreibtisch so gut es ging etwas auf und nahm dann das große, lange Tuch mit beiden Händen und vorsichtig in Empfang, legte es sich auf den Schreibtisch, wickelte es aus und seine Augen weiteten sich dabei immer mehr.

Langsam und sorgsam begutachtete er das Werk, an dem so viele helfende Hände mitgewirkt hatten, sein Mund blieb einen Augenblick offen stehen, ehe er sich wieder fasste und die Beiden ansah.

"Wahrlich meisterliche Arbeit, die da von einem jeden Einzelnen vollbracht wurde. Aus einigen wenigen Bruchstücken des alten Stabes ist ein neuer Stab entstanden, der wahrlich eines Königs würdig ist."

"So fehlt nicht mehr viel und wir können den Stab wieder seinem rechtmäßigen Auftrag überantworten und bis zu diesem Tage verwahre ich ihn an einem sicheren Ort."


Telas dankte den beiden Vildabans nochmal und als sie sein Arbeitszimmer verlassen hatten, wickelte er den Stab wieder behutsam ein, legte ihn vorübergehend in das Regal hinter sich und setzte er sich an seinen Schreibtisch, griff nach einem Pergament und seiner Feder und verfasste eine Botschaft, die einer der Rekruten kurz darauf überbrachte.


Dem Herrn zum Gruße, der Krone zur Ehr', dem Volk zum Frieden, Novize Prezioso,

erneut benötige ich Eure Dienste als Priesterin des Ordens.

Der Stab des Herolds ist nun vollendet und ehe wir ihn seinem rechtmäßigen Auftrag überantworten, möchte ich ihn gesegnet wissen.

So lautet Euer Auftrag: Bereitet eine Weihe vor und verkündet die frohe Botschaft in Silberburg und dem königlichen Reich, auf dass die Bürger des Reiches an der Weihe teilhaben mögen.

*darunter findet sich die übliche kantige Schrift des Verfassers*

Telas vom Tal
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