Aufstieg der Schatten

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Teana/Juliane/Dariel
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Aufstieg der Schatten

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

Prolog - Stimme der Vergangenheit
>>Ich höre dich nicht – bist du noch da?<<
Hallte ihre Stimme durch eine abgrundtiefe, finstere Leere. Dunkelheit, Stille – die absolute Leere umschloss sie.

Seit dem Ereignis mit König Daray Aidan und dem Nekromanten Mortanius, waren Teana und Juliane miteinander verbunden. Zwei Geister, die sich einen Körper teilten, ihn beseelen konnten und in den Vordergrund treten konnten.
Selbst, wenn eine von den beiden Cousinen im Vordergrund war und den Körper zu beherrschen schien, war die andere immer allgegenwärtig, aufmerksam im Hintergrund. Natürlich gab es Momente, in denen sie sich abkapselten. Doch diese Momente hatten sich im Laufe der vergangenen Jahre drastisch gemindert. Weder Juliane noch Teana fanden die Muse dafür sich für private Liebeleien begeistern zu können.
Teana hatte sich vor einigen Jahren nach Jelomnia aufgemacht – dem Reich des Sultans Aidan. Er erreichte Teana in den nördlicheren Kontinenten, verkündete ihr den Präsenz ihres eigenen Blutes und zeigte ihr somit den Weg zu ihrer Cousine auf, die sie über Monate hinweg gesucht hatte.

Als unwirklicher Schatten, der in vermeintlichen Tagträumen auftauchte, erreichte er sie. Anfänglich waren es nur schemenhafte Umrisse, die sie neben sich erkannte – nicht mehr als ein vorbeihuschender Schatten. Später dann waren es Stimmen, die sie im Hintergrund ihres Geistes äußerst undeutlich vernehmen konnte. Doch mit jedem vergangenen Tag wurden diese Phänomene stärker. Aus den Umrissen wurde eine schattenhafte, jedoch erkennbare, männliche Gestalt. Die Stimmen wurden klarer und entpuppte sich als eine verfluchte Gestalt – der Sultan Daray Aidan. Mit bruchstückhaften Botschaften wies er ihr den Weg in den Süden.
Über die weiten Meere der Heimat, über fremde, dicke und immergrüne Wälder des Südens und durch die erbarmungslose Kristallwüste hinweg.
Im Reich Jelomnia angekommen, erkannte Teana damals, dass der Schatten des verfluchten Aidans nicht nur aus Nächstenliebe gehandelt hatte. Der Anblick, der sich Teana damals bat, war nicht ein aufblühendes, lebendiges oder gar florierendes Reich. Es war das genaue Gegenteil. Dunkle Wolken verweilten standhaft über der scheinbar toten Stadt und hauchten sie in eine betrübende Dunkelheit.
Sträucher und Blumen waren ihrer kräftigen Farben beraubt worden und wurden in ein lebensloses Grau getaucht. Der heiße, bisweilen auch warme und angenehme Sand – wenn man denn im Schatten stand – war eiskalt und strahlte diese auch wie eine Schneedecke aus. Mortanius, der Lehrmeister von Juliane, hatte dieses Land übernommen und ihm jedwede Kraft geraubt.
Teana wurde eben durch diese sich ihr präsentierende Situation in einen Kampf verwickelt. Einen Kampf mit sich selbst. Aufkeimende Angst, über das was ihr in Jelomnia hätte widerfahren können. Angst über die Kräfte, die hierfür verantwortlich waren und was sie mit ihr hätten anrichten können.
Doch am Ende war es die Angst um Juliane, die überwog. Der Schatten des Aidan begleitete Teana, unterwies sie in die Geschehnisse und verhalft mit seinen aufrechten Worten Teanas Geist Standhaftigkeit.  
Juliane war diejenige, deren Lebenskraft ausgesogen wurde – ja so einfach war es. Mortanius lehrte Juliane über Jahre hinweg den Weg zur Magie mit den Toten. Das tat er nicht etwa um Julianes Willen. Für ihn war Juliane die Möglichkeit, sich selbst einen großen Gefallen zu erweisen. Ein Ritual, das den Toten im Austausch gegen Juliane wieder eine physische Gestalt geben sollte. In Julianes naivem Bestreben mächtiger zu werden, folgte sie ihrem Meister – welcher ihr nur noch mehr Macht versprach - und ermöglichte somit dieses Unglück.

Diese durch Daray Aidan gewonnenen Erkenntnisse stärkten Teana in ihrem Bestreben und ließen sie weiter voranschreiten. Aus Angst wurde Zuversicht und schließlich – am Ende, nachdem unzählige Schattenwesen bekämpft wurden – stand sie Mortanius gegenüber. Mit nichts weiter als einer Kettenrüstung, einem Kurzschwert und einem Schild.
Noch während der Kampf gegen Mortanius andauerte und Teana so gut wie all ihre physischen und geistigen Kräfte Mortanius entgegengebracht hatte, gelang es ihr Juliane zu befreien. In einem letzten Akt konnten die beiden Cousinen den Untoten schlussendlich doch besiegen.
Der Preis für Teana war hoch – denn ihr Körper hatte die Strapazen nicht durchgehalten und hätte binnen weniger Minuten aufgegeben.
Teana war sich damals dessen bewusst und akzeptierte ihr Ende, für einen Neuanfang, den sie ihrer Cousine schenken konnte.

Doch Dankbarkeit ist ein Gut, das mehr Wert sein kann als alle Besitztümer. Durch Mortanius‘ Verschwinden, kehrte wieder Leben im Reich Jelomnia zurück. Auch Sultan Aidan durfte wieder menschliche Form annehmen.
Auch er sah die sterbende Teana vor sich, die er lange Zeit begleitet hatte. Daneben die bereits leise trauernde Cousine.
>>Ihr seid Schwestern, die nicht getrennt werden wollen. Ich wüsste euch nicht mehr zu helfen als auf diese Weise.<<
Waren seine damaligen Worte. In zurückgekehrter, menschlicher Form übte Aidan Magie aus. Magie, die die lebende Juliane und die sterbende Teana für immer vereinigen würde.
Fortan sollten sich die Wege der beiden Frauen nicht mehr trennen. Durch Daray Aidan wurde das Leben der beiden unzertrennbar miteinander verflochten.
Seither wanderten, sprachen und lebten die beiden in enger Abhängigkeit voneinander und doch erfüllte es die beiden einsamen Seelen mit tiefster Zufriedenheit.
Nach all den Jahren konnten sie es sich gar nicht mehr anders vorstellen. Gerade deswegen, war dieses Ereignis so bedrückend.                
Doch die Tiefen kehrten zurück - auch lange nachdem die Ereignisse allmählich verblasst waren.
Wieder erklang Teanas Stimme durch die Unendlichkeit.
>>Ich höre dich nicht – bist du noch da?<<
Doch selbst nach einigen Herzschlägen war dort keine Antwort. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie Juliane nicht mehr erreichen konnte. Hatte Juliane sie etwa ausgesperrt?     
>Nein, das hätte sie mir gesagt.<
Schoss der Gedankengang durch ihren Kopf. Das erste Mal nach all der Zeit, war sie plötzlich von Juliane getrennt und konnte sie nicht erreichen.

Sie erinnerte sich an Tage zuvor, als sie sich mit Mor’dan vor Nalveroth getroffen hatte. Sie hatte ihren Lehrmeister lange nicht mehr gesehen – es gab Gründe dafür. Ihn jetzt wiederzusehen, belebte eine innere, fast vergessene Unruhe, die sie an die anfänglichen Ereignisse in Jelomnia erinnerte. Auch während des Gespräches mit Mor’dan wollte dieses Gefühl nicht abnehmen. Sie war sich nicht sicher, ob ihr Lehrmeister nicht schon lange die ihre eigene, tiefste Unsicherheit bemerkt hatte.
 Doch auch sie selbst versuchte sich insgeheim einzureden, dass ihr Gespür sie nicht täuschen konnte. Da war etwas. Spätestens nach dem Treffen mit den Drow, wurde ihr selbst klar, wie sehr sie beeinflusst wurde. Es war ein simpler Zauber, den sie heraufbeschwören wollte – eine Kleinigkeit, eine Flamme in der Ferne, die sie zu sich rufen wollte. Doch sie kannte den Weg dorthin nicht mehr. Sie wusste nicht mehr, wo sie das Licht in der Ferne hätte auffinden können – spürte die gewohnte Wärme nicht mehr und war nicht dazu in der Lage, das zu tun, das sie Jahre lang praktiziert hatte. Anstatt der Wärme des gewohnten Feuers, fühlte sie nur eisige Kälte um sich herum – fast so wie es damals in Jelomnia war. Sie war nicht dazu in der Lage den Zauber zu beschwören. Eine Wahrnehmung, die unterschiedliche Sinne beeinflusste und ihr ein Gefühl vorgaukelte, dass Mortanius hier war.
Weiterhin sah sich in der Dunkelheit um, versuchte einen Ausweg zu erkennen – einen Ausweg, der sie zurückbringen würde.
Unerwartet klang die dunkle und alte Stimme aus scheinbar allen Richtungen. 
>>Wer auf dem Pfad der Vergangenen wandelt wird kein wegweisendes Licht finden.<<            
Ihr stockte der Atem als sie die bekannte Stimme des untoten Magiers aus allen Richtungen vernahm.
>>Es ist an der Zeit deinen rechtmäßigen Platz an meiner Seite einzunehmen.<<
      
Zuletzt geändert von Teana/Juliane/Dariel am 25 Mär 2021, 22:43, insgesamt 2-mal geändert.
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Teana/Juliane/Dariel
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Re: Aufstieg der Schatten

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

 
II - Tanz der Schlangen

>>Lass mich wieder zurückkehren.<<
Drang es auffordernd aus Teana heraus – das Ziel war jedoch unbestimmt. Sie konnte immer noch nicht sehen, wo der Ursprung von Mortanius‘ Stimme war. 
>>Du bist aus freien Stücken an mich herangetreten und hast nach mir verlangt – einfältiges Mädchen.<<
Hallte die Stimme von Julianes ehemaligen Lehrmeister durch die weite Leere des finsteren Raums.
Als Antwort darauf spuckte Teana ihm nur ein deutliches und sicheres >>Lügen.<< entgegen.
Für die Dauer einiger für die Frau wahrnehmbare Herzschläge war dann Stille eingekehrt. War Mortanius verschwunden? Nein, die Stimme ertönte nach einiger Zeit erneut.       
>>Deine Botschaft war laut Teana. Gequält reiste sie von dir aus in die Ferne, an den Sternen vorbei, in die Unendlichkeit. Ich war nicht der Einzige, der diese Botschaft vernommen hatte, meine teuerste und doch bin ich der erste, der dir gewillt ist einer Antwort zu geben.<<      
Sie kniff die Augen etwas enger zusammen und schüttelte langsam und nicht verstehend den Kopf.
>>Was soll das für eine List sein? Welche Botschaft oder gar laute Rufe soll ich in die Ferne geschrien haben?<<
Dann hakte Mortanius erwartungsvoll nach.      
>>Und du bist dir sicher, dass du dir diese Botschaft nicht selbst beantworten könntest, wenn du es denn nur wolltest?<<
Teana aber schwieg. Sie hatte ihm rein gar nichts zu sagen. Mortanius sprach dann prompt weiter und versuchte sich dem Unentdeckten von Teana aufklärend beizusteuern.
>>Es wirkte wie ein glückliches Ende, nachdem ihr beide gemeinsam aus Jelomnia zurückkehren konntet. Ihr wart wiedervereint – die Kriegerin Teana Quant, die für den Prediger in Schweiß und Blut gebadet hatte und Juliane von Quant, die Bewahrerin des Wissens, das sich in den Büchern eurer Gemeinschaft angesammelt hatte. Ein gemeinsames Heim, in welchem jeder seine Aufgaben hatte – nahezu der Perfektion angegliedert.<<
Teana horchte nur seinen Worten. Es war lediglich eine Widerspiegelung, der sich bereits zugetragenen Begebenheiten – nicht mehr.

Doch der unsichtbare Magus war noch nicht am Ende.
>>Doch in Wahrheit wurde dir deine Aufgabe genommen und Juliane bekam ihr einstiges Leben zurück. Du wurdest nicht von ihr, doch durch sie gerettet.<<           
Dann fügte die junge Frau einige Worte bei.      
>>Genauso ist es und ich bin zufrieden damit.<<
Dann eine kurze und herausfordernde Phrase des ehemaligen Mentors.             
>>Ist das also so? Während sich Juliane also mit ihren Studien im Kreise dreht und augenscheinlich dem Stillstand ihrer eigenen Entwicklung verfallen ist - und das schon seit Jahren – Kannst du nur wenig, bis gar nichts dazu beitragen.<<    
Teana schluckte schwerfällig – er hatte Recht und doch wollte sie es nie zugeben und resignierte nicht.
>>Nein.<<         
Dann ein lauteres und verwundertes >>Nein?<< von Mortanius aus allen Richtungen des Raumes kommend.
>>Du kannst versuchen mich zu belügen, doch verschonen dich bitte selbst um der Unendlichkeit Willens wegen. Du weißt, dass ihr zerbrechlicher Körper nicht für das ausgestattet ist, was du zu lernen begehrst. Sie kann kein Schwert halten und auch keinen Schild. Diese alte Stärke deines Körpers wird sie nicht einmal mit dem Arkanum wiedererlangen können und das weißt du. Und du willst mir weis machen, dass es nichts gäbe, das dich bekümmern würde?<<
Die Hartnäckigkeit in der Stimme der jungen Frau hatte nachgelassen. 
>>Ich schulde es ihr.<<
Ein beherztes, jedoch schnell abnehmendes Lachen hallte durch den dunklen Raum.
>>Nein meine Liebe, du schuldest gar niemanden auch nur ein Fünkchen. Es ist kein Geben und Nehmen oder Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Und merk dir bitte eines: Nichts von all dem ist Gut oder Böse. Was dir passiert, ist lediglich ein Hindernis auf deinem Weg, das du nicht allein zu überwinden vermöchtest. Für den Moment war das auch in Ordnung. Doch die Tatsache, dass du und sie Jahre lang an Ort und Stelle verweilt hattet - ohne einen kleinen Schritt voranzuschreiten – ist nicht akzeptabel.<<        
Sie schüttelt nicht verstehend den Kopf.             
>>Manchmal gibt es größere Hindernisse, die es zu überqueren gilt. Doch weder Juliane noch ich werden daran zerbrechen.<<
Dann atmete sie tief ein ehe Mortanius wieder sprach – dieses Mal jedoch mit leiseren, fast schon beruhigenden Worten.             
>>Du brichst bereits daran auseinander mein Kind und dessen bist du dir auch vollkommen bewusst. Doch die Wahrheit ist eine völlig andere. Ist es denn wirklich richtig, den eingeschlagenen Pfad weiter zu verfolgen, wenn sich ein scheinbar unüberwindbares Hindernis vor einem aufgetan hat? Selbst wenn es der richtige Weg sein mag – ist es denn die richtige Entscheidung vor diesem Hindernis Tagein, tagaus zu verweilen? Nur weil man die Illusion des Gedankens nicht fallen lassen möchte, das Hindernis doch irgendwann überwinden zu können? Du kennst den Weg, der um das Hindernis herumführt. Selbst wenn er lange und unbequem zu sein scheint.<<
Nach dieser kleinen Rede des Magiers schien Teana langsam zugeben zu wollen.            
>>Doch was bleibt mir anderes übrig?<<           
Hoffnungsvoll und fast schon väterlich kam die ältere Stimme wieder aus dem Nichts hervor.   
>>Du kennst die Antwort bereits. Sie ist ein Teil von dir. Du spürst es um dich herum. Dieser Ort ist gefüllt davon. Schließ die Augen und konzentriere dich auf die augenscheinliche Leere.<<    
Sprach er dann zu Teana wie ein Lehrmeister. Sie haderte nicht lange – wusste anfänglich nur nicht, ob es einen großen Unterschied machen würde, die Augen in dieser Dunkelheit zu schließen.

Ganz so als hätte Mortanius diesen Gedankengang verbal vernommen, mischte er noch einige Worte mit bei.
>>Mit den Augen stur auf einen vor sich befindlichen Vorhang zu blicken und einen Vorhang zu entdecken ist völlig in Ordnung. Doch zu entdecken was sich hinter dem Vorhang befindet, indem man seine Hände verwendet, um diesen beiseite zu schieben mag so manch Unentdecktes offenbaren. Die menschlichen Augen sind begrenzt im wahrnehmbaren Spektrum der Farben und drastisch reduziert hinsichtlich des Erkennens bestimmter Dimensionen.<<            
Teana hatte die Augen auch weiterhin geschlossen und antwortete nur kurz auf die Lehre.        
>>Also gehe ich hier einen Umweg.<< 
Schnell und zufrieden gab Mortanius Antwort darauf.  
>>Exakt. Und nun benutze dein Gespür. Benutze die gleiche Fähigkeit die während deiner Meditation verwendest, um die Essenz von Mana um dich herum zu spüren.<<
Sie wusste nicht ob er es sehen konnte – sie nickte kurz und konzentrierte sich. Es gab keine physikalischen Merkmale auf die sie sich hätte konzentrieren können – jedoch gab es auch genauso wenig Merkmale die sie hätten stören können.

Etwas Zeit verging und sie wollte sich nicht die Blöße geben, zugeben zu müssen nichts um sich herum spüren zu können. Trotzdem musste sie es ihm mitteilen.
>>Dort ist nichts.<<
Als hätte er auf diese Feststellung bereits gewartet, hatte auch schon die passende Antwort parat.
>>Erhasche einen Blick hinter den Vorhang. Das Nichts ist nicht existent. Es ist eine Ausrede, für das unerklärliche.<<            
Sie ließ sich Zeit, versuchte seinen kryptischen Anweisungen zu folgen und wusste sinnbildlich, worauf er damit hinaus wollte. 
>>Ich fühle rein gar nichts.<<   
Nur wenige Momente nach ihrer Beschwerde war ihr als hätte sie ein leises in weitester Ferne befindliches Summen oder gar Vibrieren vernommen.              
>>Was hast du getan?<<
Sie hatte die Augen immer noch geschlossen.  
>>Dir geholfen den Vorhang ein Stückchen bei Seite zu schieben.<<
Das Summen wurde deutlicher – nicht etwa lauter. Auch das Vibrieren, gelangte immer deutlicher an den Körper heran. Jedoch auf eine angenehme, fast streichelnde Art der Berührung.

Sie war sich sicher.         
>>Ich spüre das Mana, die Arkane Kraft, die mich umgibt und doch unerreichbar.<<   
Mortanius brachte schließlich wortwörtlich Licht ins Dunkel.
>>Arkane Kraft, ja – Mana nein.<<       
Teana begriff nicht was er da von sich gab. Öffnete die Augen wieder. Zu ihrem Erstaunen, ergab sich ihr nun ein völlig anderes Bild. Schwarze, lange, stoffähnliche, tiefschwarze Fetzen schlängelten sich durch den scheinbar endlos wirkenden Raum. Die Umrisse wurden nur deswegen sichtbar, weil diese fetzenartigen Objekte durch ein schwaches und gräuliches Licht beleuchtet wurden. Ein kleines, sonst wohl eher unscheinbares Licht erhellte die komplette Leere. Auf Teana wirkten die sich durch die Lüfte schlängelnden Fetzen fast schon wie Lebewesen.     
>>Was ist das?<<           
Vor Teana sammelten sich einiger dieser schlangen zielgerichtet zusammen. Sie schienen sich zu vereinigen. Die Umrisse änderten sich und die Konturen und Umrisse glichen einer realen Zeichnung. Sie formten eine dunkle, durch das Licht stellenweise gräulich schimmernde Gestalt.
 
Teana sah sich das Spektakel der Zusammenfindenden Fetzen gespannt an. Zunächst wurden Füße, dann Hände und Arme geformt. Wie zu erwarten war kam als nächstes der Oberkörper. Dieses Schauspiel wurde so fortgeführt. Am Ende war es ein bekanntes, jedoch auch äußerst ungewohntes Bild. Bartspitzen, durch feine und kleine Lichtumrisse gezeichnet, umgaben das Gesicht großporige Gesicht, feine, dünne Lippen den Mund und weiß-glänzendes, kurzes Haar den Kopf. Die Augen identifizierten ihn komplett – das Erscheinungsbild des Mortanius, auch wenn gänzlich anders als Teana ihn in Erinnerung hatte.
Mortanius schien zufrieden gewesen mit Teanas Erkenntnis und sprach. Dieses Mal schien die Stimme vom neugeformten Körper kommen zu wollen, während sich die Lippen bewegten.

>>Umbra, Dunkle Materie, Manaschlangen – es gibt viele Bezeichnungen und doch ist es ein Äquivalent zu unserer eigentlichen Kraft, die wir für die Anwendung des Arkanums benötigen.<<
Die Person, die da vor ihm stand, wirkte weder bedrohlich noch finster.

>>Du hast sie genutzt, um dich zu manifestieren?<<    
Er nickte nur kurz.
>>Ein Weg.<<  
Sie schüttelte sachte den Kopf, betrachtete ihn dabei etwas näher.        
>>Du siehst anders aus als das letzte Mal.<<   
Scharfsinnig ruhte sein Blick für eine Weile auf ihr. Sie setzte ihre Bemerkungen weiter fort.
>>Weniger…<<
Schien jedoch nicht die Worte zu finden, die sogleich von Mortanius ergänzend hinzugefügt wurden.
>>Tot?<<           
Sachte nickte sie.            
>>Ist das ein Schauspiel?<<
Ein amüsiertes, jedoch fades Lächeln umspielte seine Lippen.   
>>Mit Nichten. All die schändlichen Dinge fielen durch die Läuterung von mir. Ich bestand nur noch aus den kleinsten Teilchen meines einstigen Ichs. All die Last wurde mir genommen. Ich fand den wahren Weg zu den – wie nannten wir sie immer - Schattenwesen.<<     
Teana sah sich wieder nur wissbegierig um, wollte verstehen was um sie herum passierte. Fast schon auffordernd landete ihr Blick dann auf ihm.
>>Hiermit wäre es möglich den Weg weiter zu gehen. Der klassische Weg der Nekromantie hat bereits ausgedient Teana. Du selbst hast dir hier die Antwort darauf gegeben.<<
Sie stellte nicht viele Fragen. Nur eine die für sie von Bedeutung war. 
>>Kannst du es mir zeigen?<< 

Selbst Mortanius schien darüber nun etwas verwundert. Und hakte nach.          
>>Einfach so?<<             
Sie erwiderte nur kurz >>Einfach so.<<

Plötzlich und unerwartet tat sich ein brutaler Kontrast zu allem auf, was Teana bisher hier gesehen hatte. Alles passte zweifelsohne zusammen. Auch wenn die Vielfalt gering war, so spürte Teana dass dieser Ort mit der Dunklen Materie unbefleckt war.
Die hellgrüne, Hitze ausstrahlende Flammen schossen plötzlich zwischen Teana und Mortanius aus dem unsichtbaren Boden empor und trennten die beiden nun. Die Dunkle Materie um Teana herum schien in Aufregung vor den Flammen flüchten zu wollen.

>>Du lässt deine Krallen von ihr du Bestie!<<
Es war Juliane, die laut und empört gegen Mortanius sprach. Die giftigen Flammen lösten sich in der Leere auf. Mortanius lenkte seinen Blick auf Juliane. Unerwartet und schnell kehrten die Fetzen der dunklen Materie zurück. Wie Geschosse waren sie zielgerichtet, wie Pfeile mit enormer Geschwindigkeit auf Juliane fixiert. Juliane packte ihre Cousine bei der Schulter und binnen eines vergehenden Herzschlages, hatten die beiden sich aufgelöst.

Die Fetzen der Dunklen Materie beruhigten sich und verweilten mit Mortanius in der endlosen Dunkelheit.
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Teana/Juliane/Dariel
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III - Aufflammendes Wissen

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

III - Aufflammendes Wissen

>>Und was nun?<<
Schoss die Frage auffordernd aus Juliane heraus. Teana war noch etwas überfordert, wusste nicht wie ihr geschah und musste zunächst wieder Orientierung gewinnen. Sie befand sich in einer Halle, die etwa zehn auf zehn Meter maß. Nachdem sie mit den Füßen ihren Halt überprüft hatte, bemerkte sie das Knatschen der Holzdielen, die etwas nachgaben. Helles, glänzendes und edel wirkendes Material wurde für den Boden dieser Halle verwendet und schien nebst dem Klang durch die Gewichtsverlagerung in einwandfreien Zustand. Der Blick nach gerade aus führte zu einem Bogenfenster, mittig Platziert, mit der Möglichkeit nach draußen zu gelangen, wo sich ein Balkon befand. Der Sternenhimmel präsentierte sich der Halle in einem Glanz, wie ihn Teana zuvor noch nicht erleben durfte. Tiefe Dunkelheit, gespickt mit Sternen, die aus der Ferne Licht näherbrachten. Auch der Mond war wie eine Fackel als große Kugel vor dem Fenster zu sehen. So wie ihn Teana noch nie zuvor gesehen hatte. Ansonsten konnte sie Umrisse von Schränken erkennen, die auf beiden Seiten des Raumes in gleichen Abständen zueinander aufgebaut wurden. Die dadurch entstandenen Gänge wurden nicht beleuchtet. Der Durchgang des Raumes wurde lediglich vom glänzenden Holz verkleidet. Außerdem schien es eine zweite Ebene zu geben, was lediglich durch den Schattenwurf verkündet wurde, welcher einen größeren Schatten des Mondlichtes auf den Boden fallen ließ.     
>>Wo sind wir hier?<<
Kam es respektvoll und interessiert zu gleich aus Teana heraus, während sie weiterhin versuchte die verdunkelte Fassade zu entschlüsseln. 
Julianes sanfte Stimme antworte lediglich in Arkana.
>>In Corp Lor Por.<<     
Ein nicht zu grelles, fast schon dunkles Leuchten ging von Juliane aus. Nein es kam von ihrer rechten Hand, von der aus sie den Zauber kanalisiert hatte. Eine dunkelblaue fast schon ins Schwarze übergehende Kugel aus augenscheinlichem Gas hatte sich gebildet, welche ein Leuchten von sich gab. Sichtbare Gasströme, die wilde Kreisbewegungen innerhalb einer unsichtbaren Kugel ausführten. Mit einer leichten Bewegung der Hand löste Juliane die Kugel von sich, forderte sie somit auf, sich in die befohlene Richtung zu bewegen. Nachdem die Kugel durch ihren eigenen Auftrieb ein wenig an Höhe gewonnen hatte, verlangsamte sich die Kugel und wurde mit abnehmender Geschwindigkeit etwas heller. Der Farbton blieb der Gleiche – dunkelblau und nur schwach jedoch zu Genüge die Umgebung erhellend. Die Kugel erreichte dann eine scheinbar perfekte Position, von welcher die gesamte Halle in ein sanftes Licht eingetaucht wurde. Lediglich ein paar Ecken des Raumes waren es, die noch mit Schatten überzogen wurden.   
Nun erkannte Teana, wo sie sich hier befand.   
>>Das ist eine Bibliothek?<<     
Die Schränke entpuppten sich als Bücherregale, mit mindestens zehn Ebenen pro Regal. Jedes Ebene eines Regals war mit Büchern gepflastert und es gab nur wenige Aussparungen, wo noch andere Bücher hineingepasst hätten.   
Oben auf der zweiten Etage, wo es eine Brüstung gab, konnte sie das gleiche Abbild erkennen. Bücherregale, die den gesamten Raum schmückten.       
>>Mein Studienort. Nachempfunden der Bibliothek im Azurberg.<<             
Teana kannte den Azurberg, war dort einige Male zu Besuch gewesen. Es war Julianes Heimat. Die Burg in der sie einst lebte. Dies war eine Nachbildung der Bibliothek ihrer Mutter. Doch Teana sah ihre Cousine fragend und erwartungsvoll zugleich an. Sie verstand nicht gänzlich, warum sie sich hier befanden. Julianes Blick hingegen wanderten den Raum systematisch und prüfend ab.  
>>Er scheint nicht hier zu sein.<<
Resultierte es beruhigt aus ihr heraus, nachdem der Rundgang ihres Augenpaars ein Ende gefunden hatte.       
>>Du meinst Mortanius, ja?<<
Hakte ihre Teana vorsichtig nach.
Schließlich lenkte Juliane ihren Blick prüfend auf Teana. Sie seufzte etwas, nickte dann aber kurz.   
>>Mein, Übel und mein Untergang.<<                
Teana schluckte schwerfällig. Beide teilten sie sich schwierige Erinnerungen an diese Person. Trotzdem gab es Fragen, auf die sie nun eine Antwort wollte.
>>Du hast mir diesen Ort bisher vorenthalten, warum?<<         
Julianes Antwort kam rasch, in gemäßigtem Tonfall.     
>>Der gleiche Grund, warum du nun Mortanius gegenüberstandest.<< 
Fragend verweilte Teanas Augenmerk auf der Cousine. Diese stand jedoch für Rede und Antwort bereit.     
>>Es war dir schlichtweg nicht möglich hier her zu kommen. Du warst noch nicht bereit.<<
Teana schien immer noch nicht begreifen zu können, was man ob ihrer fragenden Mimik mit Leichtigkeit ablesen konnte.
>>Die Erweiterung des Geistes – abseits der zu Grunde gelegten Sinne.<<            
Für Teana waren diese Begrifflichkeiten nicht fremd. Mor’dan hatte davon erzählt – aber auch Mortanius erst kürzlich.        
>>Wieso hattest du das vor mir geheim gehalten?<<    
Juliane schnaubte etwas und rollte mit den Augen.       
>>Es ist nichts was ich vor dir verstecken wollte. Du selbst hättest den Weg hier her ergründen sollen. Durch die Meditation und der Berührung der Welt und alles was sie umgibt.<<            
Teana erinnerte sich nun zurück, an den Moment, bevor sie in das Szenario zu Mortanius gezogen wurde und die Dunkelheit sie umarmte.         
Sie stand am Hauptplatz des Gemeinschaftsgeländes. Dort wo sich der Fluss des Untergrunds seinen weg durch den bebauten Platz der Gemeinschaft ebnete. Sie stand auf einer Brücke, die eben über diesen Fluss führte, hatte die Hände auf dem Geländer abgelegt und die starrte auf einen scheinbar leeren Punkt in der Ferne der Höhle. Ein Platz wo das Wasser noch leise hörbar, jedoch nicht mehr sichtbar war. Kein Licht und kein Anhaltspunkt über das, was dort war. Lediglich die Vernunft, die ihr erklären wollte, dass dort kein Weg für sie hinführte. Es muss genau dieser Augenblick gewesen sein, der sich wie das Durchleben eines Tagtraums anfühlte. Sie erinnerte sich daran, wie der Körper für die Dauer eines bewussten Atemzugs plötzlich leichter wurde. Ganz so als wäre er keine Last mehr gewesen. Ja sie empfand den Körper nach dem Überschreiten der Schwelle als Gewicht, welches nun keinen störenden Faktor mehr darstellte. Weder Zeit noch die Beschaffenheit des Raumes, in welchem sie sich befand, spielten noch eine große Rolle. Nur noch ihre Gedanken und Wünsche lenkten sie. Ja – sie wollte weiterkommen, um ihre fortwährend präsente Ungeduld endlich hinter sich lassen zu können. Sie verstand das Arkanum bei weitem nicht so sehr wie Juliane, wusste für sich jedoch, dass ihre Cousine sich in einem Stillstand befand und sie selbst nachhelfen musste.
Teana verkündete was sie sich eben wieder Erinnerung gerufen hatte.  
>>Ich habe meinen Körper verlassen?<<            
Juliane antworte ihr direkt, ohne längere Wartezeit.     
>>Es ist wie das Netz einer Spinne. Alles ist miteinander verbunden im unendlichen Geflecht des scheinbaren Chaos. Du hast nach ihm geschrien, ihn zu dir gerufen und vielleicht sogar wieder in die Existenz gerufen.<<      
Langsam schien Teana zu verstehen, nicht aber zu begreifen. Juliane hatte ihren Klageruf jedoch noch nicht beendet.             
>>Dieser Körper, den wir beide uns so lange teilten – du hattest ihn verlassen.<<
Zweifelnd lenkte Teana ihren Kopf zu ihrer Cousine. Diese sah ihr gegenüber dann nur für einen Augenblick der zuweisenden Schuld – repräsentiert durch Stille – an. Sie strich sich eine lange Strähne des aschblonden Haars aus dem Gesicht.           
Julianes Blick wurde ernster.    
>>Wir waren entzweit. Du warst für mich nicht mehr erreichbar. Ich habe an allen Gedankengängen gesucht, die uns zusammen über die Jahre miteinander verflochten hatten.<<     
Teana schluckte schwerfällig. Die Unsicherheit in ihr wuchs an. Eben diese versuchte sie zu vertuschen, indem sie ihren Kopf zur Mondkugel hinter dem Bogenfenster drehte.   
Juliane ließ sich jedoch nicht beirren und konfrontierte die Person, mit der sie sich für so lange Zeit denselben Körper geteilt hatte.             
>>Ich wusste nicht, dass wir uns so weit voneinander entfremdet haben Teana.<<            
Diese schloss dann die Augen für einen Moment, schluckte abermals, bevor sie sprach.      
>>Was hätte ich dir denn sagen sollen? Wie hätte ich dir denn deutlich machen sollen, dass dein Weg sich in eine Sackgasse verläuft?<<       
Immer noch wich Teana Julianes Blick aus. Juliane aber versuchte direkten Augenkontakt herzustellen, wirkte nun auch etwas energischer – fast schon aufgebracht.  
>>Mein Weg? Du hast meinen Weg angezweifelt? Wo warst du über all die Jahre, dass du dich der Erkenntnis hingegeben hast, es hätte keinerlei Fortschritt für uns gegeben?<<  
Juliane musste für eine kurze Weile auf eine Antwort warten.  
>>Wir sind so schwach, wie wir es vor fünf Jahren noch waren.<<             
Sie lenkte ihren Kopf dann zur Cousine.
>>Wir könnten es nicht einmal mit einem Dämon der ersten Höllenebenen aufnehmen?<<
Ungläubig und erschrocken zugleich sah Juliane dann ihre Mitbewohnerin an.       
>>Ich erkenne dich nicht wieder.<<       
Teana entgegnete ihr keinerlei Antwort. Für einige Momente beherrschte die Stille die Bibliothek. Mit jeder vergehenden Sekunde schien diese ein wenig schwerer auf den Schultern beider Frauen zu liegen. Juliane hielt diese Stille nicht länger aus, ergriff erneut das Wort und wollte Klarheit.
>>Seit wann bist du so sehr auf Macht versessen? Das war nie das Ziel der Studien.<<        
Sie holte weiter aus, wurde etwas lauter.          
>>Das war nie das Ziel unseres Weges.<<           
Teana widersprach Juliane schließlich gefestigt.
>>Es waren nie deine Ziele.<<  
Sie wandte ihr Haupt der Cousine wieder um und wirkte sicherer denn je.             
>>Ich hatte mich immer mit einer Klinge behaupten müssen und trug eine schwere Rüstung bei mir. Weißt du wie schwer es ist eine solche Rüstung bei sich zu tragen, wenn man nicht die dafür notwendige Statur besitzt? Ich habe gearbeitet und bin vorangeschritten, hatte Blut und Schweiß in gleichen Maßen geschwitzt, um bedeutsam zu werden und mich behaupten zu können.<<        
Wieder schüttelte Juliane nur etwas ungläubig den Kopf – sie wirkte fast schon verloren
>>Vor wem behaupten? Vor wem wolltest du Stärke zeigen? Niemand hatte das je von dir verlangt, geschweige denn erwartet!<<
Teana wirkte gefestigter denn je.           
>>Es ist mein Weg.<<   
Juliane konnte sich im Normalfall Situationen anpassen und ihre eigenen Emotionen ausblenden. Doch bei Teana handelte es sich um Familie und genau dies stellte sich als ihr eigener Schwachpunkt dar. Daher setze Juliane ihrer Cousine Worte mit lauter Stimme entgegen – die Stimme zitterte schon fast.        
>>Dein Weg ist der von Mor’dan!<<     
Teana atmete tief Luft ein.        
>>Du missverstehst seine Botschaft.<< 
Dann sprach Teana einige Silben.           
>>Rel Por.<<    
Ihr Körper löste sich auf und verschwand. Zielgerichtet wandte Juliane ihren Blick zum Bogenfenster und der Terrasse. Genau dort war Teana durch den Teleportationszauber wiederaufgetaucht. Schließlich kamen die urteilenden Worte lauter geworden, durch den Raum hallend zu Juliane herüber.  
>>Du hattest schon viel zu lange Zeit mit deinen Büchern verbracht. Sie verblenden dich und leiten dich in die Irre.<<                         
Preplex ohne jegliche Reaktion verweilte Juliane an Ort und Stelle.  Teana sprach erneut einige Silben.
>>Ort Por Ylem.<<        
In ihrer Hand manifestierte sich ein Knochen. Es war der Knochen, der zuvor in Julianes Tasche verstaut war. Der Knochen, der Mortanius Vermächtnis darstellte und fortan das warnende Werkzeug ihrer arkanen Kräfte war.     
Teana umfasste den Knochen fest. Mit dem zunehmenden Druck wuchsen seidene, schneeweiße Fäden aus dem Knochen heraus. Sowohl die Oberseite als auch die Unterseite des Stabes bekamen diese Auswüchse. Sie wuchsen spiralförmig und zielgerichtet, verflochten sich ineinander und wuchsen weiter. An der oberen Seite des Stabes formte sich ein wildes Muster zusammen. Mehrere Knochenwurzeln wurden miteinander verbunden und wurden am Ende zum Stab von Mortanius. Dann verkündete Teana was sie so lange gedacht hatte.
>>Du hast zu lange in deinen Büchern gewälzt und geschlafen. Es wird Zeit, dass du aufwachst und deinen eigenen Kampf beginnst.<<      
Sie klopfte dann mit der Unterseite des Stabes auf den Boden.
>>Por Jux Corp Grav.<<
Kam es trocken und ruhig aus ihr heraus.          
Knochen um Teana herum manifestierten sich aus dem Nichts. An beiden Enden waren diese spitz und scharfkantig und erinnerten an Messer.             
Sie schossen in Julianes Richtung los. Als Juliane erkannte was passierte, versuchte sie Teana allein durch einen verzweifelten Augenkontakt zu Vernunft zu bringen. Teana erwiderte den Blick, verzog jedoch keinerlei Mimik. 
Die Knochen schossen drangen näher an Juliane heran und hätten sie bald erreicht. Keinerlei Gegenwehr von ihrer Seite aus. Sie vertraute ihrer Cousine, dachte nicht daran, dass sie ihr hätte Schaden zufügen können.
Tatsächlich änderten die Knochen ihre Route und verstreuten sich im Raum. Sie trafen Bücher in verschiedenen Regalen auf den beiden Etagen.
>>Ort Rel Corp Flam.<<
Die sich in den Büchern verfestigten Knochen loderten auf und gaben eine gewaltige Hitzewelle von sich. Flammen umhüllten die Knochen und wanderten auf Bücher und Holz über.       
>>Es ist an der Zeit aufzuwachen.<<
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Teana/Juliane/Dariel
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Die Zerstörung von Ansilon

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

IV - Die Zerstörung von Ansilon

Der Band passierte nur in ihren Köpfen. In einer von Juliane geschaffenen Welt. Sie hatte sich das erste Wiedersehen mit Teana dort ein wenig anders vorgestellt. Sie hätte nie erwartet, dass eine solche Konfrontation hätte aufflammen können.
Doch, wenn sie sich zurückerinnerte, hatte Mortanius damals den gleichen Einfluss auf sie gehabt. Es gab nur einen kleinen Unterschied, dessen Juliane sich bewusst war. Teana war inzwischen sehr viel stärker, als sie es damals unter Mortanius‘ Lehren gewesen war.

Sie fürchtete sich davor, was hätte passieren können, wenn Mortanius wirklich zurückkehrte. Er überdauerte den Tod schon mehrere Male und für ihn war es wohl immer nur eine Frage der Zeit. Doch in diesem Szenario, in welchem Juliane auf ihren alten Lehrmeister und ihre Cousine traf, hatte sie sich noch nie zuvor befunden. Diese Ebene aus Dunkelheit sowie die Form des alten Nekromanten waren ihr gänzlich unbekannt. Teana hatte sich Zugang dazu geschaffen und der Schlüssel war wohl die Verzweiflung selbst.

Juliane aber war nicht sonderlich verwundert – vielleicht etwas enttäuscht. Zwei Seelen, die in ein und denselben Körper hausen und diesen nach gemeinsamer Absprache verwenden können – wer kann von sich behaupten ein solches Leben zu führen?
Juliane wusste schon seit einiger Zeit über das Unwohlsein ihrer Cousine Bescheid, dachte jedoch das es sich lediglich um eine Phase handeln würde, welche nach geraumer Zeit wieder verblassen würde. So war dem jedoch nicht und so wird es auch nie passieren. Probleme lösen sich nicht von selbst. Sich von ihnen abzuwenden, sie zu ignorieren, bewerkstelligt genau das Gegenteil der ursprünglichen Intention. Sie gestand sich ein, dass sie viel zu lange untätig gewartet hatte und nun ein Punkt gekommen war, der alles hatte eskalieren lassen.

Würde sie Teana für den Brand auf das geistige Gebilde aus ihrem Kopf zur Verantwortung ziehen? Nein – es waren nur Erinnerungen, die Juliane nach belieben wieder im meditativen Zustand rekonstruieren konnte. Nichts wurde wirklich zerstört. Lediglich das Vertrauen und die Zuversicht in Teana nahm etwas ab. Und jedoch wusste sie, dass sie jetzt noch mehr zu ihrer Cousine halten musste denn je.

Teanas empfinden hingegen blieb unberührt. Sie empfand weder Reue noch Schamgefühl. Das gegenteilige trat sogar ein. Das was in der künstlich geschaffenen Ebene passierte, das Erscheinen von Mortanius, die Zauber, die sie dort ausgeführt hatte, obwohl sie sie vorher nicht einmal gekannt hatte, waren ein fortwährender Antrieb.
>>Ich bin stark – auch ohne mein Schwert.<<
Die Schattenwesen wurden nun auch für Teana interessanter, so interessant, dass sie keinen Gedanken mehr an etwas anderes verschwenden wollte. Durch die Meditation versuchte sie den Kontakt mit Mortanius herzustellen, versteckte diese Absicht jedoch vor ihrer Cousine. Es dauerte Tage, bis sich wieder eine Verbindung aufgetan hatte. Dieses Mal jedoch nicht von Teana herbeigeführt – es war ein Traum, in welchem sie erneut in die Dunkelheit gezogen wurde.

Sie hörte die Stimme des Mortanius durch ihren Kopf rauschen.
>>Deine Ungeduld und der von dir an den Tag gelegte Ehrgeiz, dem du der Wiederfindung des Tenebra entgegenbringst, sind bemerkenswert.<<
Wieder sah sich Teana um, erkannt nichts. Sie schien in der gleichen Dunkelheit wie beim letzten Treffen mit Mortanius zu sitzen und erinnerte sich an seine Worte bezüglich der menschlichen Sinne, die hier nicht hilfreich wären.
>>Das Gespür für Tenebra ist nicht einfach existent. Es ist etwas, dass du dir mühselig aneignen musst, indem du die Dunkelheit um dich herum als solche akzeptierst und sie bittest sich dir zu offenbaren.<<
Teana schluckte schwerfällig. Hatte sie etwa nur durch Mortanius‘ Hilfe tiefer in dieses sogenannte Tenebra sehen dürfen? Nein – Zweifel waren hier fehl am Platz. Sie versuchte ruhig zu bleiben und nach seinen Worten zu handeln.
>>Das Tenebra ist ein Abbild deiner Heimat und doch eine eigene Existenzebene. Dort wo du die Schatten deiner Selbst siehst, beginnt das Tenebra. Auf den Böden, Gräsern, Sandkörnern und Meeren der Welt klebend, verrät sie nur ein unzugängliches Schimmern. Ein Wiederspiegeln der hier hausenden Umbra, deren Spur sich auf der Welt der Menschen verliert. Nutze sie stelle den Kontakt her. Nehme sie in dich auf und nähre deine Kräfte. Du wirst Ressourcen finden, wo du keine erwartest. Erlebe das Gespür der Umbra für dich.<<
Teana schluckte, versuchte zu Verdauen was Mortanius ihr alles mitteilte.
>>Tenebra ist diese Ebene? Und was meint Ihr mit Gespür der Umbra?<<
Nach kurzer Zeit hörte Teana wieder die allgegenwärtige Stimme, welche die Dunkelheit erfüllte, in welcher sie sich befand.
>>Tenebra ist das hier und jetzt. Die allgegenwertige Dunkelheit in ihr. Umbra sind die alten Geister, die Bewohner dieser Ebene, die eben diese Macht ausstrahlen.<<
Ein Funken von Bedauern keimte in ihr auf als sie Mortanius‘ letzte Worte gehört hatte.
>>Sagtet Ihr Bewohner? Das bedeutet also sie Leben?<<
Mortanius hatte auch hierfür eine Antwort parat.
>>Sie sind ein Echo der Zeiten – aus verschiedenen Ebenen kommen sie hier zusammen, verweilen und überdauern hier. Das Leben wie du es kennst, gibt es hier nicht. Sei unbesorgt und sehe hinter den Vorhang. Konzentriere dich auf die Umbra – sie sind arkane Wesen, die sich wie Mana selbst finden lassen.<<
Ihre Atmung wurde ein wenig ruhiger, verlangsamte sich etwas. Dann vernahm sie einen dumpfen Aufschlag und die Leere um sie herum schien zu Beben. Nach etwa zwei Herzschlägen, der nächste Aufschlag, gefolgt von einem erneuten Beben. Ein Knurren war aus etwa drei Metern Höhe gut und laut zu hören. Die dumpfen Schläge wiederholten sich und kamen langsam näher. Dann wieder das drohende Knurren eines Monsters, Teana war sich dessen absolut sicher. Es müssen etwa fünf Meter gewesen sein, als die dumpfen Aufschläge beendet wurden. Dann kehrte für einen Moment Stille ein. Trotz all dem versuchte Teana die ruhige Atmung beizubehalten. Nach Moratnius‘ Aussagen konnte ihr hier nichts gefährlich werden und sie vertraute darauf.
Dann schwand die allmähliche Dunkelheit. Der Boden unter ihr gab ein wenig nach und sie spürte wie ihre Stiefel mit ein wenig Widerstand versanken. Ja, sie befand sich eindeutig auf einem durchtränkten Erdboden. Sie spürte auch einzelne Kieselsteine unter der Sohle. Dann ein Tropfen auf das Gesicht. Mit der linken wusch sie ihn vorsichtig vom Gesicht. Ein weiterer Tropfen landete auf dem Gesicht der Frau und in der Ferne hörte sie ein sich anbahnendes Rauschen, welches rasant auf sie zukam und lauter wurde. Die Tropfen auf dem Gesicht vermehrten sich. Es war der Klang von Regen, der sie eingeholt hatte. Regen der sie selbst und den Boden unter ihren Füßen berührte. Dazu kam ein sich beklagender Wind, der gegen die Blätter und Äste der Bäume um sie herum peitschte. Nun erkannte sie auch die Bäume um sich herum. Sie befand sich auf einem Weg, der zwischen Wäldern hindurchführte. War dies Tenebra? Sie fragte sich wie das möglich war.

Dann hörte sie wieder das Knurren, gefolgt von einem schrecklichen, lauten Aufschrei derselben Kreatur. Hinter sich hörte sie Menschen. Sie schrien laut auf. Kampfesschreie. Sie kamen näher. Bewaffnete Krieger rannten direkt auf Teana zu und hatten hielten die Waffen angriffsbereit.
>>Tötet die Hexe des Equilibriums!<<
Das Aufschreien der Kreatur hinter ihr war so laut und langanhaltend wie noch nicht zuvor. Plötzlich bahnte sich eine gewaltige Hitze über ihren Kopf hinweg. Teana zog den Kopf etwas nach unten, um der Hitze entkommen zu können. Ein strahl aus einer purpurnen Flamme bahnte sich ihren Weg zu den Soldaten, traf den Boden vor ihnen und sprang weiter auf die nahenden Krieger, welche von den Flammen ummantelt wurden.
Die Kämpfer erreichten nur noch wenige Schritte, bevor sie unter ächzenden Klagerufen zusammenbrachen und ein Leuchtfeuer schafften, dass Teana Gewissheit verschaffte.
Sie stand vor den Mauern zu Ansilon und die Krieger gehörten der Stadtwache selbst an.
Das Monster hinter Teana bekam nun ein Gesicht. Ein gewaltiges, drachenähnliches Wesen stand hinter ihr. Sie erinnerte sich sofort an die Schattenwesen, die sie bei ihrem letzten Besuch in der Luft umkreist hatten. Dieses Wesen schien aus den gleichen Schatten zu bestehen und doch schien es die Gestalt eines riesigen Drachen angenommen zu haben. Der gewaltige Kopf trug eine lange und kantige Schnauze, zwei aus Schattenwaben bestehende Hörner und einer gleichsamen Mähne aus Schatten anstelle von Schuppen. Überall wo man hinsah, wirkte es fast so als würde das mächtige Wesen brennen.
>>Siehst du was diese Kraft bereithält?<<
Es war Moratnius‘ Stimme, die zu Teana sprach und für dieses Szenario verantwortlich war.
>>Ich bin mir darüber bewusst, wie sehr dich der Klageruf über die Städte dieses Kontinents beschäftigt – dich und deine Freunde.<<
Teana musste sofort an Codo denken, welcher ihr erst wieder in Erinnerung gerufen hatte, wie schändlich diese Städte für den Weg zum ewigen Gleichgewicht waren. Künstliche Strukturen, die das Land verändert hatten und somit seine ursprünglichen Bewohner vertrieben hatte – und dass nur für wohlgefälligen Luxus.
Andere Krieger schritten nun durch das Tor zu Ansilon. Neben ihnen waren auch einige Berechtigte des Arkanums - Magier. Teana meinte sogar die ein oder andere Person wiederzuerkennen.
Die Magier begannen sofort mit dem Wirken von Zauber auf die Gestalt. Erdfelsen, Feuerbälle, Blitze und sogar Knochen wurden auf den Drachen losgefeuert. Teana warf sich auf den Boden, um all diesen Angriffen entgehen zu können. Sie musste sich verteidigen, wusste jedoch, dass sie hier auf eine Alternative des Mana zugreifen musste. Noch während des Falls, murmelte sie einige Silben.
>>Sanct Rel Mani.<<
Für einen kurzen Moment umgab sie ein rötlicher und schwacher Schimmer. Sie hatte den Zauber erfolgreich wirken können.
Einer der Angriffe – der Blitz – war für Teana gedacht. Er traf sie kurz nachdem sie den Boden berührt hatte. Der tödliche Effekt blieb jedoch aus – Dank des kürzlich gesprochenen Zaubers wurde sie von negativen, magischen Einflüssen geschützt. Hätte sie einen Diener beschworen, hätte dieser sogar zu weiterer Kraft dadurch erlangt.

Hier spielte sich das Ganze ein wenig anders ab. Der gewaltige Drache wurde augenscheinlich als ihr Diener angesehen. Dieser wurde durch den absorbierten Angriff gestärkt und die Schatten, die die Form des Drachen bildeten, mehrten sich.
>>Die Umbra verändern die Wirkung meiner Zauber.<<
Schlussfolgerte sie und stützte sich mit den beiden Händen aus dem schlammigen Boden auf.
Die anderen Angriffe trafen Mortanius. Einige von ihnen zogen die dunklen und nebelartigen Schatten mit sich und rissen ihn somit von der Drachengestalt des Moratnius‘.

Eine Frau auf der Stadtmauer schrie dann.
>>Magier und Schützen – greif den Drachen an. Krieger, tötet die Nekromantin des Equilibriums!<<
Innerlich tobte Teana, als sie diesen Befehl hörte. Sie konnte nicht genau ausmachen wer die Befehle gab und doch traf es sie tief, dass man sie so nannte. Während die Krieger sich ihr langsam näherten, schloss sie die Augen und versuchte die Umbra um sich herum zu kontaktieren, um sie für sich gewinnen zu können. Die Magier und Schützen attackierten wie befohlen den Drachen. Mächtiges Flügelschlagen war zu hören und ein erbarmungsloser Druck lastete auf Teana und den Kriegern.
Teana konnte es sich nicht erlauben, nun umsichtig zu werden. Sie musste die Kräfte kanalisieren.
Währenddessen war der Drache in die Luft aufgestiegen und spie die purpurnen Flammen auf das Eingangstor und die sich dort befindlichen Magier. Der Regen wurde heftiger und machte es für die am Boden befindlichen immer schwerer, sich fortzubewegen.
>>Tötet sie!<<
Rief eine bekannte, männliche Stimme dann den Kameraden zu und befehligte somit den Angriff auf Teana.
Sie spürte die Umbra um sich herum, wie sie sich ihr ergaben und ihre Kräfte freisetzten.
>>In Corp Grav Xen!<<
Mit einem Mal lösten sich all die Umbra von Teana und suchten die Ferne in den umliegenden Wäldern auf. Einer der Soldaten hatte Teana erreicht. Sie wich dem angriff geschickt mit einem Seitwärtsschritt aus, hatte jedoch keine Zeit sich darüber zu freuen. Ein anderer Krieger stach direkt auf sie ein. Wieder bewegte sie sich zur Seite. Die Klinge traf sie nur knapp, schnitt den rechten Oberarm auf und sofort trat Blut aus der Wunde hervor. Dann hörte man ein lautes Trommeln aus dem Wald kommen. Mehrere laute, klirrende Schreie, die als Kriegsruf gedacht waren. Entsetzt sahen sowohl die Krieger als auch Teana in den Wald. Wobei Teana den Moment nutzte, um ein wenig Abstand zu gewinnen.
Währenddessen hatten die Magier schwer mit dem Drachen zu kämpfen, schienen in solchen Kämpfen jedoch schon durchaus erprobt gewesen zu sein. Der mächtige Kampf gegen den Drachen hatte bereits Spuren hinterlassen. Er hatte den Kampf in die Stadt gezogen. Flammen und Rauch aus dem Inneren der Stadt sprachen von einem katastrophalen Kampf.
Das Trommeln vor der Stadtmauer wurde lauter – die Schreie gefestigter.
Untote, Wiederauferstandene rannten aus dem Wald heraus. Manche besaßen kaum noch Fleisch auf den Knochen. Sie waren schneller und entschlossener als die Wesen, die Teana und Juliane sonst mit der Nekromantie hervorgerufen hatten. Ein weiteres Merkmal war die Anhäufung der Schatten, die bei diesen Kreaturen die Körper zusammenzuhalten schienen. Die Schatten ummantelten die kompletten Körper der Kreaturen und traten auch aus dem Inneren des Körpers heraus. Sie sprangen auf die Krieger, welche, ohne groß nachzudenken den Kampf antraten. Eigenständig und ohne Teanas Befehle, schienen diese Wesen intelligent zu sein und geschickt gegen den Gegner zu kämpfen. Manche der Diener waren bewaffnet und hielten sich gut gegen die erfahrenen Krieger.
Das Flügelschlagen des Drachen war wieder zu vernehmen. Er landete direkt vor der Stadtmauer, ließ sofort das gewaltige Haupt nach unten fahren und verbiss sich in einem der Krieger, welcher diesen Angriff nicht erwartet hatte, da er gegen einen von Teanas Dienern kämpfte.
Gleichzeitig schlug Mortanius mit dem massiven, gehörnten Schwanz aus und schlug sowohl Teanas Diener als auch die Krieger davon. Einige landeten hart auf dem Boden, andere wurden gegen Bäume oder das Geäst geschleudert und starben auf der Stelle.

Das Spektakel war vorüber. Fassungslos überblickte Teana den Platz vor Ansilon und sah dann zu Mortanius hinauf.
>>Lass das alte los und öffne dich dem Neuen. Halte dich nicht fest an dem was du kennst und umarme Tenebra.<<
Plötzlich verließen die Schatten die niedergeschlagenen Untoten und nahmen eine eigene, fortwährende Präsenz ein – ganz wie Mortanius. Teana schien zu begreifen worauf Mortanius hinauswollte. Trotzdem war sich Teana bereits unsicher geworden.
>>Sind wir noch in Tenebra oder ist dies die Wirklichkeit? Stehen wir vor den Toren von Ansilon?<<
Teana konnte klagende Schreie aus der Stadt hören und das Feuer um sie herum und in der Stadt knisterte laut und gab Hitze von sich. Rauchschwaden bedeckten das komplette Gebiet. Mortanius jedoch scheute sich nicht um eine Antwort.
>>Ja und ja. Wir befinden uns in Tenebra und wir befinden uns vor Ansilon. Wenn du dich dieser Ebene der Existenz öffnest, werden deine Kräfte weit über das hinausgehen, wozu du heute in der Lage warst. Lerne die Umbra kennen und nutze deine Kräfte fortan mit der Verbindung nach Tenebra.<<
Teana nickte sanft, sah dann durch das Tor von Ansilon und sah für einen Moment nachdenklich aus.
>>Empfindest du leid für diese Wesen?<<
Hakte das Wesen mit einem lauten Raunen nach.
Tena schüttelte unsicher den Kopf.
>>Gut, denn keiner von ihnen hätte Mitleid mit dir empfunden, wenn der Kampf anders ausgegangen wäre.<<
Gefestigt ging Teana einige Schritte auf Ansilon und blieb in der Schwelle zur Stadt stehen.
Die Klagerufe der Menschen wurden mit jedem getätigten Schritt lauter und deutlicher, verkündeten die Botschaft des Leids, das hier geschaffen wurde.
>>Beendet ihre Illusion dieser perfekten Stadt und stiftet Chaos. Zerstört alles und lasst nichts unberührt. Tötet jeden Überlebenden.<<
Die Umbra, die sich aus den Untoten befreit hatten, stürmten fliegend in die Stadt hinein.
>>Und verzichte zukünftig auf die anderen.<<
Kam die Bitte aus dem Drachen heraus. Als Teana sich umgewandt hatte, waren es die Flammen des Drachen, die auch die letzten Untoten zu Boden brachten und die darin liegenden Umbra befreiten. Auch diese folgten Teanas Befehle umgehend.
>>Dann beginnen wir mit Tenebra und bringen die Umbra in meine Welt.<<
Mortanius schien überaus zufrieden.
>>So wie wir die Umbra in dieser Welt Formen und Szenarien erschaffen - kannst du es dort ebenso vollbringen.<<
Er wiederholte die bereits ausgesprochene Phrase.
>>Lass das alte los und öffne dich dem Neuen. Halte dich nicht fest an dem was du kennst und umarme Tenebra.<<

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Mortanius Arthemias Varatum

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

V -Mortanius Arthemias Varatum

Juliane hatte den fortwährenden Kontakt ihrer Cousine und Mortanius sehr wohl mitbekommen.
Ruhelos wanderten ihre Gedanken hin und her, um eine Lösung für dieses Problem finden zu können. Es war ein Problem. Sie selbst durfte es am eigenen Leibe mitbekommen.
Vielleicht gab es eine Möglichkeit den Kontakt von dieser Seite aus auszuführen – um Mortanius zum Gespräch zu zwingen. Sie grub in alten Erinnerungen und ließ sie auf dem Papier erneut lebendig werden. Es musste einen Weg hierfür geben.


5. Tag des 11. Monats im Jahre 69 – Mortanius Arthemias Varatum
Unlängst ist mir bewusst geworden, dass es neben der Welt, in welcher wir uns befinden, auch andere Welten gibt. Für die meisten dieser Welten ist den Normalsterblichen der Zugang verwehrt. Gelänge es jedoch einem Menschen in eine solche, benachbarte Existenzebene zu gelangen, gäbe es viele eventuelle Reaktionen dieser Ebenen auf den sterblichen Organismus.

Zu meinen jüngeren Jahren als Lehrling des Arkanums hatte ich keinen direkten Weg vor mir. Ich war jung, interessiert und wissensdurstig – so wie das wohl bei allen Lehrlingen der Fall ist.
Ausgerechnet in einer regnerischen und stürmischen Nacht sattelte ich das Pferd in Vesper und machte mich auf den Heimweg zum Bergfried nahe Britain. Ich erledigte einige Einkäufe, hatte in Vesper einen Handelspartner. Die Nacht über wollte ich nicht dortbleiben. Der Sturm wurde ungehaltener und wurde von meiner naiven und kindlichen Art unterschätzt. Durch den massigen Regenfall wurde die Reiseroute immer schwieriger zu bewältigen. Aus dem plattgetrampelten Pfad wurde ein kaltnasser, Schlamm, was die Reise um einiges erschwerte.
Die Gefilde waren mir neu und äußerst lange war ich noch nicht in diesen Ländereien Zuhause. Dem Equilibrium war ich nur wenige Mondgänge zuvor beigetreten.
Ich war gezwungen eine alternative Reiseroute zu verwenden – eine die eigentlich gar keine war. Sie führte mich durch die mir unbekannten Wälder und es musste nicht sehr viel Zeit vergehen, bis ich erkannte, dass ich mich verlaufen hatte. Wer hätte gedacht, dass es ein düsterer und kalter Sturm sein würde, der mich auf einen ebenso dunklen und eisigen Pfad führen würde?
Es war eine alte, ungenutzte Hütte, in welcher ich Rast einlegte, und mich etwas wärmte. Meine damaligen Fähigkeiten reichten aus, um ein Feuer zu entzünden, um den Kamin der staubigen Hütte wieder in Betrieb nehmen zu können.
Im Kellergewölbe, welches durch eine alte und staubige Luke von der Hütte abgegrenzt wurde, fand ich dann meinen Wegbereiter. Und wenn man mich bis vor kurzem gefragt hätte, wie ich folgendes entdecken konnte, hätte ich keine Antwort darauf geben können. Wohl hätte ich gesagt, dass es ein Gespür, eine innere Stimme oder einfach nur Intuition gewesen sein musste – Naivität in all ihrem Glanze.
Mors Magicae – es war das alte Werk, dass ich in diesem kalten und schaurigen Gewölbe fand. Die Schriften des eines alten Bewanderten des Arkanums – Mortanius Arthemias Varatum.
Damals war die Kunde über die Totenmagie nicht sehr geläufig und doch hatte er seinen Werdegang dort niedergeschrieben. Er experimentierte mit kürzlich Verstorbenen und versuchte diesen wieder den Hauch des Lebens einzuflößen. Wieso er dies unternahm konnte ich keiner der Zeilen finden und doch faszinierte es mich auf eine eigentümliche Art, die mich vor mir selbst erschaudern ließ.
Heute zweifle ich die Natürlichkeit dieses Sturms an. Wobei ich mir aber absolut sicher bin - Varatum hatte mich nach dem Übertreten der Schwelle seines Heimes, zum Schriftstück Mors Magicae geführt. Auch wenn er schon lange nicht mehr am Leben war, konnte die Natur und ihr Regelwerk ihn nicht davon abhalten, auch weiter existieren zu wollen.

Dieses Buch – oder besser gesagt sein Verfasser - zog mich in seinen Bann. Ich war mich nicht bewusst darüber, dass das Arkanum eine solche Vielfalt an Mächte durch die Willenskraft und die Fokussierung von Mana mit sich bringen würde.

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Vielleicht könnte man diese Formel der Nekromantie verändern. Vielleicht könnte man sie so umgestalten, um andere Orte zu erreichen, um sich nicht länger auf die Vergangen beschränken zu müssen. Das Ziel war Varatum und er hatte den Tod weit hinter sich gelassen.
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VI - Zurück in der alten Welt

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

VI - Zurück in der alten Welt

Teana hatte sich in ihre persönliche Meditation geflüchtet und das schon seit geraumer Zeit. Sie war nicht mehr wie früher in fortwährender Begleitschaft mit ihrer Cousine Juliane. Auch wenn die beiden sich ein und denselben Körper teilten, so gab es für sie seit der Entdeckung von Tenebra keinen Grund mehr sich an Juliane binden zu müssen. Das erste Mal seit Jahren fühlte es sich ganz und gar so an als wäre sie losgelöst gewesen. Losgelöst von ihrer Cousine und den Fesseln, welche Teana an Juliane banden.
Ja – inzwischen empfand Teana die Verbundenheit als ein Gefängnis, welches ihr eine Sphäre der Ungestörtheit noch Weiterentwicklung erlaubte. Wann immer sie konnte, kehrte sie in den kürzlich, meditativen Zustand zurück, in welchem sie nach Tenebra zurückkehren konnte, um Mortanius Arthemias Varatum wiedersehen zu können. Manch einem Mitglied der Gemeinschaft mochte das vielleicht sogar aufgefallen sein. Teanas Präsenz zeigte sich bereits seit Wochen nicht mehr.

Die rötlich schimmernde, sich allmählich verabschiedende Abendsonne warf ihre noch angenehmen Strahlen auf die Stadt im Südwesten und tauchte sie in ein dunkles Rot. Auch der Wald, der von der Stadt aus weit bis zu einem Tal in den Osten hinausführte, wurde von diesem Farbenspiel eingedeckt.
Sie befand sich auf einer Anhöhe, dem Dach eines Burgfrieds. Dort saß sie zu Tische, mit warmen Speisen gedeckt. Ein paar Spatzen hatten sich auf der Abdeckung des Daches versammelt, warteten wohl auf ein paar Brotkrumen und sangen ihre Bettellieder.
Die Luft hier oben in etwa 30 Metern Höhe lag - wie zu Sommerzeiten so üblich - warm und angenehm auf ihrer Haut.
Neben ihr saß ein Mann – um die 60 Jahre etwa. Er trug einen kurzen, gepflegten, schneeweißen Bart und sehr kurzes – ebenso weißes – Haar. Er trug ein dunkles aus Seide gewobenes Hemd, das an den Ärmeln mit goldenen Umrandungen bestickt war. Er aß etwas Brot und Schinken, ließ sich das Essen sichtbar schmecken, behielt jedoch die Etikette und wirkte sogar vornehm.
Der sehnsüchtige Blick von Teana lag auf der Stadt, in der die Sonne bald um Nachtruhe gebeten hätte – Britain.
>>Es wirkt so echt auf mich Mortanius.<<
Der alte Mann, war also Mortanius Arthemias Varatum. Diejenige Gestalt, die Teana mit Tenebra – dem Schattenreich – vertraut gemacht hatte.
Nachdem er das Stück Brot heruntergeschluckt hatte sah er Teana eine Weile nur abschätzend an.
>>Nur weil es sich nicht in unserer Heimat befindet, macht es das Ganze keinen Deut unwahrer. Alles was du hier siehst ist tatsächlich existent Teana. Die Sonne bei Tag, die sich immer mehr anhäufenden Sterne bei Nacht – all die Vögel hier oben, das Wild in den Wäldern.<<
Zweifelnd lenkte Teana ihren Blick auf Mortanius, schüttelte sanft den Kopf und es war eine Frage, die ihr auf dem Herzen lag.
>>Wo sind all die Menschen? Es gibt hier keine Menschen.<<
Von Mortanius kam keine sichtbare oder hörbare Reaktion. Zunächst war es Schweigen und der sehnsüchtige Blick von Teana, welcher auf Britain lag.
>>Fehlen sie dir denn wirklich so sehr? Haben sie dir bisher nicht nur Leid angetan? Denk an all die Konflikte, Auseinandersetzungen und Kriege.<<
Auch Teana zögerte kurz, bestätigte Mortanius‘ Worte dann aber nur mit einem Nicken.
>>Da hast du wohl Recht. Und trotzdem…<<
Wieder vergingen einige Herzschläge. Sie füllte mit einem Atemzug ihre Lungen mit viel Luft und behielt diese eine Weile in sich, bevor sie diese dann wieder aus ihren Lungen entweichen ließ. Dann setzte sie ihren Satz fort.
>>…ist es nicht das Gleiche.<<
Mortanius nickte dann ein wenig.
>>Du möchtest Juliane und den alten Prediger wiedersehen, mh?<<
Sie antwortete ihm nicht, blieb dabei und sah auch weiterhin in Richtung Stadt. Dann lachte Mortanius mit Zurückhaltung etwas auf.
>>Ich kann es an deinem Gesicht erkennen mein Kind.<<
Kleine, geradlinige Furchen bildeten sich auf Teanas Stirn ab und sie sah Mortanius zweifelnd an.
>>Ich weiß, wie du über sie denkst. Für dich sind sie im Laufe der Jahre zu deiner Familie geworden und das ist gut so, glaube mir. Sie sind etwas, woran du dich festhalten kannst, solltest du je innere Ruhelosigkeit oder Unsicherheit in dir vorfinden müssen.<<

Dann wusch sich der alte Mann mit einem Tuch die Hände ab, rückte mit dem hölzernen Stuhl zurück und sah in die Richtung des Meeres, welches östlich vom Turm lag. Er ging langsam bis zur Brüstung, legte die Hände auf dem kalten Stein ab.
>>Wir sind nur aus einem bestimmten Grund hier. Sehe es nicht als Sehnsucht aus deinen Erinnerungen an. Es ist vielmehr eine Prüfung mein Kind.<<
Teana verstand nicht ganz.
>>Eine Prüfung?<<
Immer noch auf den Horizont des dunkler werdenden Meers sehend, nickte er.
>>Du gibst all dem, was tief in dir Unmut erzeugt und Hadern verursacht einen Namen und lässt es von dir ab, indem du durch Umbrae aus Tenebra dein Innerstes zum Vorschein bringst. All dies hier ist dein Konstrukt Teana.<<
Dann wandte er sich um.
>>Erinnerst du dich nicht mehr wie wissbegierig du warst, als wir uns die ersten Male nach so vielen Jahren wiedersehen durften? Dieses – Schattenreich – wie du es nanntest zog dein gesamtes Interesse auf sich. Du wolltest es begreifen, wolltest seine Bewohner die Umbrae verstehen und wissen, wie du ihre Kräfte nutzen kannst.<<
Schließlich wandte er sich um und streckte die Linke aus, welche querfeldein über das Tal zum Meer deutete.
>>All dies ist dein Werk – das du über Monate hinweg errichtet hast.<<
Teana wirkte etwas erschrockener und hakte nach.
>>Monate?<<
Stillschweigend nickte Mortanius. Die Sorge in Teanas Gesicht wuchs. Hatte sie wirklich das Gefühl für Zeit verloren? Der alte Magier versuchte die Situation jedoch zu beschwichtigen.
>>Keine Sorge. Für Juliane und deinen Fackelträger waren es nur wenige Wochen. Der Fluss der Zeit, wie du sie kennst, umgeht Tenebra. Es ist der beinahe Stillstand der Existenz und genau das ist einer der Faktoren, die diese Ebene so mächtig machen.<<
Teana verstand nicht, warum ihr das erst jetzt mitgeteilt wurde.
>>Warum hast du mir das nicht früher gesagt?<<
Mortanius schloss die Augen und lächelte leicht.
>>Diese Information hätte dich nur irritiert, aus der Fassung gebracht und abgelenkt. Sie war zunächst nicht wirklich wichtig für deine Lehren, nicht wahr?<<
Nach kurzer Zeit musste sie ihm ein zustimmendes Nicken entgegen.
>>Deine Sorgen sind unbegründet. Du hast verstanden wer die Umbrae sind und was ihre Rolle hier ist und wie du sie für dich nutzen kannst. Deine Zeit in Britain – nein, in Tenebra sollte vorerst zu einem Ende kommen. Du wirst nun lernen müssen, die Umbrae als Mittel zum Weg auf der benachbarten Ebene – unserer Heimat – zu verwenden.<<
Unsicherheit zeichnete sich auf Teanas Gesicht ab.
>>Was ist mit dir? Wirst du mich begleiten?<<
Mortanius‘ Lächeln aber nahm nicht ab.
>>Liebes, du weißt, dass das noch nicht möglich ist.<<
Sie nickte stumm und verstehend. Mortanius wandte sich dann wieder zur Brüstung um.
>>Das ist jetzt auch einerlei und du solltest dich mehr auf deinen eigenen Weg als den meinen konzentrieren. Ich habe all meine Chancen durch mein damals schändliches Verhalten verwirkt.<<

Unweigerlich wurde Teana an den Kampf mit Mortanius erinnert. Der Kampf, in welchem sie damals ihr Leben lassen musste. Welch Ironie des Schicksals, dass sich beide unter solchen Umständen in einem dem Totenreich ähnlichen Existenz wiedertreffen würden und das unter solchen Umständen.
Doch je länger sie in Tenebra verweilte und der Stimme des Alten lauschte, desto klarer wurden ihr seine Beweggründe. In diesem Reich hatte sie nichts von dem damaligen Nekromanten wiedererkennen können. Die Kraft der Umbrae wurde genutzt, um ihrer Hilfe Materie in dieser Ebene zu formen und nicht etwa um tot und verderben zu bringen.
Mortanius sprach erneut.
>>Du kennst nun die Umbrae, weißt wie sie sich verhalten, wie sie allein und gemeinsam agieren, auf welche Arkana sie reagieren. Das Gespür für die Umbrae und diese Welt hast du gemeistert, doch nun gilt es gleiches in unserer Welt zu behaupten. Dort ist die Art der Kommunikation eine völlig andere. Die Zeiten fließen unabhängig voneinander, die Materien basieren auf unterschiedlichen Grundlagen und werden nach deiner Rückkehr anfänglich wie etwas fremdes wirken. Lausche ihren Klängen, beginne langsam damit ihre Kräfte zu dir zu rufen und erreiche den Einklang zwischen dem Licht in der Heimat und der Dunkelheit aus Tenebra. Fokussiere deinen Geist auf diese Ebene und versuche im wachen Zustand zu erreichen, was du hier schwer erlernen musstest – suche den Zugang, für den Ruf nach einem einzelnen Umbra, erreiche dessen Kraft und lerne sie kennen.<<
Zuversichtliche Worte ließ der alte dann am Ende aus sich heraus.
>>Sehe sich vor dir präsentierende Probleme nicht als solche an. Sehe sie als überwindbare Hindernisse deines Pfades, für die Kraft, Zeit und Geist aufgewandt werden müssen, um sie zu umgehen. Hindernisse, die dich nur stärker machen werden meine junge Schülerin.<<

Teana war bereit. Mit Vorsicht würde sie sich fortwährend von den Energien aus dem Schattenreich Tenebra bedienen – von den Lebewesen der Umbrae.
Nach so vielen Monaten war es an der Zeit zurückzukehren.
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VII - Julianes Weg zum Ewigen Ausgleich

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

Hoch oben am Himmelszelt von Nordhain verkündeten die flimmernden Sternenlichter bereits die eingetroffene Nacht über den ländlichen Gefilden des Nordens. Juliane konnte das erste Mal seit Monaten wieder frei und unbelastet durchatmen. Der feine Staub der Wüste in den südlichen Ländereien um Nalveroth hatte ihrem Körper letztlich schwer zu schaffen gemacht und ihr eine ruhige, angenehme und erholsame Nachtruhe bis auf weiteres verweigert. Keuchen und schweres Atmen waren die letztlichen Resultate der Versuche dort Schlaf zu finden.
Darum entschied sie sich dafür in einem der neuen Unterschlüpfe der Gemeinschaft zu nächtigen. Sie mochte den Nordhain und die Wetterbedingungen, die dort herrschten. Gerade im Moment hörte sie wie der Regen lautstark auf dem hölzernen Dach abprallte. Ein wohliges Geräusch, das sie an die Burg und ihr Gemach ihrer Kindheitstage erinnerte. Es war so lange her, dass sie Regen hören durfte. Gleichzeitig brachte der Regen zwischen den Bergen eine deutliche Kühle mit sich. Auch diese wusste Juliane zu schätzen und zog die Decke bis zum Bauch hinunter. Tief atmete sie ein und seufzte dann etwas erleichtert.

Ein ungutes Gefühlt hatte versucht sich in Juliane zu graben. Dafür gab es mehrere Gründe. Die Begebenheiten letztlich hatten nichts Gutes verheißen wollen. Der Rat wollte die Gemeinschaft wegen der Ablehnung eines Kriegsbeitrittes gegen die Drow, nicht mehr willkommen heißen. Das einstig aufgebaute Ansehen des Equilibriums war nicht mehr.
Doch es war mehr als das. Teana war verschwunden, hatte sich allem Anschein nach dem Nekromanten verpflichtet und gab keinerlei Lebenszeichen mehr von sich. Das letzte Mal als sie ihre Stimme gehört hatte, war einige Mondgänge her.
Sie musste sich an das letzte Gespräch von Teana und Isarius erinnern. Die beiden diskutierten als kannten sie einander schon ein Leben lang – der Alte Erfahrene und die Junge Wissbegierige. Gut und Böse, Licht und Dunkel, Recht und Unrecht und all die damit verbundenen Gegensätzlichkeiten kamen zur Sprache und sorgten für rege Diskussion.
Vor allem aber waren es die Zeichen des Krieges, die die beiden beschäftigten. Engel, die von einer Katastrophe verkündeten? Weder für Teana noch für Juliane waren die Götter oder ihre Lakaien jemals eine Glaubensfrage. Viel mehr wussten sie durch die Lehren des Mor’dan, dass es diese Wesen tatsächlich gab. Sie existierten – auch wenn auf anderen Daseinsebenen. Mit einem Lächeln verabschiedeten sich Isarius und Teana.
Sie reichte dem Alten sogar Medizin gegen seinen Husten und beide gingen als wohlgesonnene Bekannte auseinander. Es war ungewöhnlich, nicht jedoch undenkbar. Mit dem Rat als potenzielle Feinde, hätte man eventuell anderweitig nach Beziehungen suchen müssen, um dem Ziel des Mor’dan – dem Auserwählten - entgegensehen zu können.

Juliane musste Lächeln, als sie an dieses Gespräch und ihre Cousine Teana zurückdenken musste.

Unerwartet erklang dann die Stimme in ihrem Kopf.
>>Es ist an der Zeit.<<
Sie riss die Augen wieder auf, glaubte sich selbst kurz vor dem Einschlafen. Sie horchte auf, baute den Oberkörper auf, und saß aufrecht im Bett, den Blick aus dem Fenster in Richtung Wälder blickend. Es war ruhig – hatte sie sich von ihren Sinnen betrügen lassen? Sie ließ sich wieder nieder, schloss die Augen, wurde fast von der Müdigkeit überwältigt, als sie erneut die Stimme hörte.
>>Du musst gehen, um Vollkommenheit erfahren zu können.<<
Juliane war sich sicher, Teana war zurückgekehrt. Juliane flüsterte leise.
>>Du bist zurück?<<
Spät, nach einigen vergehenden Herzschlägen kam die Antwort.
>>Du wirst diese Welt verlassen und Vollkommenheit genießen dürfen.<<
Julianes Herz schlug etwas schneller, nachdem sie diese Worte vernommen hatte. Sie spürte das unaufhörliche Pochen in ihrem Brustkorb. Die Vibration durchwanderte ihren gesamten Oberkörper.
>>Der Weg des Auserwählten liegt hinter dieser Welt Juliane, Cousine, meine Schwester. Nur dort wirst du wie ich auch die Wahrheit erkennen.<<
Schwerfällig schluckte Juliane, zock die Decke etwas nach oben. Dann wieder die Stimme der Cousine.
>>Es war die ganze Zeit offensichtlich. Weder Augen noch Ohren hätten Kunde davon tragen können. Die Dunkelheit war es, die wir gesucht haben, aber nicht sehen wollten. Darum und nur darum hat sie uns nach so langer Zeit erreicht.<<
Julianes Herz schlug schneller und schneller. Sie wollte nicht, was Teana von ihr verlangte.
>>Das ist der falsche Weg.<<
Teanas Stimme ertönte erneut mit gewachsener Zuversicht im Kopf von Juliane.
>>Ich werde dir helfen diese Welt loszulassen, um nach der Unendlichkeit greifen zu können.<<
Noch ehe Juliane etwas sagen konnte, merkte sie wie das Pochen in ihrer Brust beendet wurde. Keinerlei Vibration, die ihren Körper berührte. Sie lauschte tiefer, hoffte darauf die Antwort eines beruhigten Herzens zu hören. Doch dort war nichts. Ihr Herz schlug nicht mehr, gab keinen Impuls von sich.
>>Ich weiß wie sehr du es liebtest bei ihnen zu sein und doch ist es ist an der Zeit. Du wirst ihm näher sein als je zuvor.<<
Hörte sie die Stimme erneut und musste bereits nach wenigen Momenten die Augen schließen.
Sie sah das Gesicht von Mor’dan, vor sich. Anfänglich, als er und sie sich das erste Mal gegenübergetreten waren. Sein schelmisches Lächeln sorgte für ein schmales Lächeln, welches Julianes Lippen umwanderte. Sie hörte verschiedene Worte, die allem Anschein nach eine Erinnerung an Mor’dan waren.
>>Der Weg zur Selbsterkenntnis ist steinig und wirkt manchmal unpassierbar. Hab keine Angst Juliane.<<
Dann eine Pause und die Sequenz in ihrem Kopf wechselte sich durch eine neue aus.
>>Das Wort des Equilibriums, wird dich früher oder später zur Selbsterkenntnis führen. Unsere Rasse wird zurückkehren.<<
Ein anschließendes, hoffnungsvolles Lächeln des Mannes. Neben ihm standen Sion, der ihr nur stumm und ernst zunickte. Auch Codo war neben Mor'dan, der ihr zuwinkte und ihr sein freundliches Lächeln schenkte. Mahribar, der Barfuß neben den anderen auf dem Boden saß und seine nackten Füße unter dem Schneidersitz versteckte und Varanor, der Juliane nur einen ernsten und unsicheren Blick entgegensetzte. Dann war es Mor’dans Stimme, die allem Anschein nach unbestimmte, lose Worte von sich gab.
>>Die Menschen haben uns schlicht vergessen. Ihr Erbe versickerte solange bis nur noch ein einer von ihren übrig war. Erlöser und Zerstörer.<<
Es waren ein paar Tränen, die ihre Wangen hinabflossen. Ihr Herz schlug nicht mehr und die undeutlichen Bilder manifestierten sich mit einem starken Druck in ihrem Kopf. Ungewiss ob Traum oder nicht, sah sie durch die Augen eines Menschen, dem sie so lange gefolgt war. Sie befand sich in einem Gewölbe, das ihr fremd war und doch wusste sie, dass sie es kannte. Sie sah dem Licht über ihr entgegen. Und immer dann, wenn sie ihre Stimme erheben wollte, hörte sie den beruhigenden und zuversichtlichen Klang des Fackelträgers – Mor’dan.

Julianes Traum Bild
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VIII Zwischen den Welten / Interludium: Der Traumwanderer

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

VIII Zwischen den Welten 
Interludium: Der Traumwanderer

Die Kontrolle über ihren Körper wurde ihr entrissen, nachdem dieser durch den Stillstand des Herzens scheinbar starb. Einzig und allein eine gewaltige, ihr auf der Brust sitzende, unsichtbare Schwere spürte sie als Abdruck auf ihrem Geist.
Sie fühlte sich leichter an. Dort waren keine störenden Faktoren mehr, um die sie sich hätte sorgen müssen. Leere um sie herum und der Gedanke an ihre Cousine - Teana, die für all das hier verantwortlich war.
Verstand für Zeit und Raum wurden ihr geraubt. Wie viel Zeit seit dem letzten Gedanken vergangen war, konnte sie nicht mit Gewissheit sagen. Doch sie musste weit gereist sein. Sie war sich nicht sicher, erkannte die Zusammenhänge nicht.
Unerwartet wurden ihr all die fehlenden, sich als Last herausgestellten Begebenheiten ihres Menschseins wiedergegeben...


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(gif link: https://vimeo.com/514521273)
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Re: Aufstieg der Schatten

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

IX Verrat des Verräters

Die letzten Wochen stellten eine harte Bewährungsprobe für Teana dar. Sie versuchte immer mehr das ihr überreichten Wissen des Mortanius Varatum in der menschlichen Welt auszuführen. Langsam tastete sich an die erlernten Vorgehensweisen heran und versuchte durch die Mediation einen Ruf in die Schattenwelt durchzuführen. Sie wollte die Schattenwesen erreichen, ganz und gar so wie man es ihr in der Welt der Schatten – in Tenebra – gezeigt hatte.

Die Loslösung aller störenden Sinne.
Das Tasten musste abgelegt werden.
Das Schmecken musste abgelegt werden.
Das Riechen musste abgelegt werden.
Die Anpassung der Übriggebliebenen.
Das Hören musste durch ein Lauschen in die Ferne ersetzt werden.
Das Sehen musste durch das Gespür der benachbarten Existenzebene ersetzt werden.

Sie kehrte in die unterirdische Feste zurück, um diesen Sinneszustand zu erreichen. Das Lager derjenigen Gemeinschaft, nein Familie, die einst Equilibrium genannt wurde. Obwohl sie diesen Ort einst als Illusion der Ewigkeit abgestempelt hatte, unterstützte er sie bei ihrem Unterfangen.
Dort, im Zentrum der Anhöhe, wo unterirdische Bäche zueinanderfanden und im Klang der Einigkeit eines Rauschens einen See bildeten, fühlte sich Teana dazu in der Lage all die störenden Faktoren abzulegen.

Sie schloss die Augen, atmete tief ein. Einige der roten Strähnen reichten ihr vor das Augenmerk des gebräunten Gesichts. Es machte ihr nichts aus. Sie schloss die Augen und spürte diese Änderungen auch nicht. So sehr konzentrierte sie sich auf die Kontaktherstellung, dass sie nicht einmal den von der Decke der Höhle fallenden Tropfen auf der Stirn bemerkte. Sie versank völlig in den Tiefen der Mediation.
Nur noch mindere Nichtigkeiten um sie herum, die nicht weiter von größerem Belang waren. Die Dunkelheit, die Stille und die kontrastreiche Fremde um sich herum hatte sie bereits akzeptiert. Gewillt wurde sie von dieser akzeptiert. Mehr sogar, umarmte sie die Fremde. Sie hörte die lautlosen, wispernden Stimmen der Schatten. Sie sprachen zu ihr in fremden Klängen, die sie so noch nie vernommen hatte. Klänge die sowohl ihr Augenmerk als auch ihr Hörvermögen auf sonst unergründliche Art beeinflussten.
Es war der Willkommensruf, dessen war sich Teana absolut sicher. Sie hatte den Weg nach Tenebra durch die Mediation gemeistert, hatte die dort hausenden Wesen – die Umbra – erreicht.
In der Tiefe ihres Geistes, ohne auch nur an die körperliche Stimme zu denken, rief sie nach den Umbra, versuchte sie zu beschwören. Wie ein klirrendes Scheppern von aufeinanderprallendem Metall ertönten die durch Mark und Bein getriebenen Stimmen.
Wehrten sie sich etwa? Teana verstand diese Reaktion nicht, hatte die Umbra in Tenebra selbst anders kennengelernt und wusste nicht darauf zu reagieren. Im Innersten ihres Geistes wurden sie lauter, störender und gar quälend. War dies die Bürde für den Ruf in die Unendlichkeit? Musste sie diese Pain ertragen, um mit diesen Wesen kommunizieren zu können?

Das Rufen wurde lauter und das Unbehagen mutierte zu einem unnachlässigen Schmerz, der nicht mehr von ihr weichen wollte.
Er berührte ihren physischen Körper. Sie fühlte eine anwachsende Last. Stoßweise nahm sie zu, wurde mehr und erfüllte ihren menschlichen Körper. Die schwere in ihrem Geist wurde auf den Körper übertragen und ließ sie auf der Brücke des Flusses auf die Knie gehen.
Wie durch verrichtete Schläge wurde ihr Körper immer wieder gestoßen. Unsichtbare Energien, die ihren Körper direkt trafen, jedoch nicht zu verletzten.
Bilder in ihrem Kopf wurden sichtbar. Sie sah Varatum auf dem Dach des Bergfrieds des Equilibriums nahe Britain. Er sah Teana direkt an und lachte amüsiert.
»Jämmerlich.«
Teana spürte ihre Atmung wieder, bemerkte wie unrhythmisch diese war. Sofort versuchte sie sich zu beruhigen, sich einzureden, dass es alles nur ein Trugschluss war.
»Dein Flehen nach Macht öffnete Tore.«
Kam die Stimme bedrohlich aus Varatums Mund. So hatte sie ihn vor seinem Ableben als nekromatischen Meister des Übels kennenlernen dürfen. Dann wieder Stimmen, die sie in ihrem Kopf hörte. Dieses Mal jedoch anders. Ein Wimmern, ein Flehen, ein Betteln.
Juliane, ihre Cousine, die sie bereitwillig nach Tenebra geschickt hatte, um das zu erlernen, was sie durch Mortanius erst in Erfahrung bringen durfte.
Sie sah ihre Cousine – Juliane auf einem Thron in der Dunkelheit gefesselt. Die schattenhaften Gestalten der Umbra schlängelten sich um sie und schienen sie auf diesem eisernen Gefängnisthron festzuhalten. Wie ein Blitz durchschoss sie der Gedankengang an Verrat.
»Sie hatte dich gewarnt.«
Ertönte erneut die Stimme von Varatum, die von purer Arglist erfüllt war.
»Naives Mädchen.«
Die unsichtbaren Schläge nahmen zu, setzten Teanas Körper zu. Sie hatte keine Kontrolle über diesen, so sehr sie es auch versuchte. Den Verrat hatte sie enttarnt. Doch wohl zu spät, wie sie feststellen musste.
»Die Schatten waren nie dafür gedacht dir zu helfen.«
Nein, sie war sich absolut sicher gewesen. Sie spürte die Verbundenheit zu diesen Wesen als sie in Tenebra war. Eine Verbundenheit ohne die Sinne nutzen müssen, die sie ihr entgegenbrachten. Konnte es wirklich eine Lüge sein?
»Sie waren und waren immer nur das bereitwillige Tor.«
Teana wusste es besser. Die Schatten hatten sich ihr nicht etwa hingegeben, sondern umgarnten sie und schenkten ihr Kraft, Zuversicht und Gleichgewicht. Das Schreien der Schatten war nicht etwa von Wut, Aggression oder Böswilligkeit geprägt. Es war Angst. Dieselbe Angst, die auch sie empfand. Unsicherheit, nach Hilfe flehende Schreie. Sie bekam die Kontrolle über ihren Körper wieder und wollte die Schatten beruhigen. Doch die Zeit dafür blieb ihr nicht. Man hatte sie benutzt, ihr sämtliche körperlichen und geistigen Energien geraubt. Es war zu spät. Das Bewusstsein wurde ihr entrissen, sie schloss die Augen und hatte keine Kräfte mehr, um ihren Körper am wachhalten zu können. Kräfteentschwunden ließen die Muskeln nach und sie viel mit einem dumpfen Schlag auf der Brücke auf.
Aus ihrem Körper entfernten sich sichtbare Fragmente der Schatten – nein, sie hatten sich geändert – blassgrau wirkten die aus ihr entweichenden nebelartigen Schlangen aus Schatten. Sie schossen in verschiedene Richtungen des Geländes, verwurzelten sich allem Anschein nach in Boden, Mauerwerk und Höhlengestein.
Laut bebte der Boden des Geländes. Gesteinsbrocken fielen von der Decke des Höhlenhimmels hinab.

Dann kehrte Stille für eine lange Zeit ein.
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Bürde des Schattenfluches

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

X - Bürde des Fluches
 
Süßer, schmachbringender und läuternder Verrat offenbarte sich durch die freundgeglaubte Stimme des Magiers Varatum.
Teana war sich unschlüssig darüber für was sie den freundgeglaubten Feind den halten sollte.
War er ein Nekromant der mit den Toten paktierte? So lernte sie dieses Wesen vor vielen Sonnenwenden kennen. Einst der Lehrmeister von Juliane, quollen die schleimigen Lügengeschichten, begleitet von seiner alten, freundlichen und netten Art, erneut aus ihm heraus und erreichten Teanas tiefste Sehnsüchte.
Zeitgleich mit dem ersten Aufeinandertreffen auf Varatum, vor mehr als 10 Sonnenläufen, traf sie das erste Mal auf diese Schatten.
Und nun glaubte sie die Schatten und die ihnen innewohnenden Kräfte endlich erreicht zu haben. Das Ziel war viel näher als nur griffbereit.
Sie spürte die Kräfte, durfte von ihnen Kosten und verstand sie als neugewonnene Wahrheit für sich.
Die Wahrheit brachte einen üblen, ja vielleicht sogar einen fauligen Nachgeschmack. Sie sollte genutzt werden, als kanalisierendes Bindeglied zwischen den Welten.

»Die Schatten waren nie dafür gedacht dir zu helfen.«

Erinnerte sie sich an die ernüchternden Worte, welche vor Mondläufen von ihrem Scheitern Kunde trugen. Unangenehm? Sehr.
Doch zumindest war es eine Wahrheit. Sie musste sich nicht damit anfreunden, sondern lediglich damit abfinden.
Seit dem Ereignis gab es eine Verbindung zu Teana und der Schattenwelt. Sie selbst hatte keinerlei bewussten Einfluss darauf und rief sie der anderen Seite entgegen und das immer wieder.
Es waren die arkanen Silben, die magischen Verbindungen durch die Kräuter und die Kanalisierung des Manas, die ein Tor zur anderen Seite öffnen würden.
Miteinher kamen die von Varatum gelenkten Schatten. Unkontrollierbar und scheinbar ohne Ziel versanken sie Boden und Wänden, verweilten dort und verschwanden nicht nur einfach. Sie begaben sich auf die Suche. Eine Mission, die vergangenes Leben suchte, um es wieder eins mit der Gegenwart werden zu lassen und davon gab es auf der neuen Welt mehr als genug.
Ein unbeugsamer Fluch, der mit der in seiner Ausführung einzig und allein von der Stärke des Zaubers bestimmt wurde.
Zauber, welche nur wenig Fokussierung von Mana benötigten, schienen die Verbindung zu öffnen, jedoch nicht weit genug, um die Schatten durchdringen zu lassen. Doch mit steigender Intensität, wurde der scheinbare Tunnel breiter und bat sich somit als Fluchtpunkt für die durch Mortanius befehligten Schatten.

Am Ende war es dieser Fluch, der ihr als Belohnung übergeben wurde.
Der Weg, den sie für sich eingeschlagen hatte, kostete sie Juliane, ihre Kräfte und ihre einst jüngsten Jahre.
Seither minimierte Teana die Ausübung ihrer arkanen Fähigkeiten, schloss sich in der nordhainer Villa ein und mied den Kontakt zu anderen. Niemand um sie herum sollte der Gefahr ausgesetzt werden, indem sie das Arkanum befähigte.
Während sie zu Tische, am Kamin der Stube saß, versank der Blick in den lodernden und knisternden Flammen der Feuerstelle. Sie trank Wein, welcher im oberen Saal für die Gäste verstaut wurde.
Sie hatte bereits aufgehört zu zählen. Was war Mortanius Arthemias Varatum nun also schlussendlich? Der Vorhang war gefallen und die Fassade dahinter war nun deutlich zu erkennen, wer oder was Mortanius immer schon gewesen war.
Er hatte seine eigenen Pläne, die er nun verwirklichen wollte. In der Stube wurden die Gedankengänge von Teana wurden weicher und die Bedürfnisse dank des Alkohols schwächer und das Gesicht des Intriganten wurde mit jedem Schuck blasser und undeutlicher. Sie dachte nicht mehr an Rache, Genugtuung oder gar einen Sieg. Der Rückzug war allumfassend wohl die beste Art sich gegen dieses Monstrum verteidigen zu können.
Trotzdem war dort immer noch der allgegenwärtige, faulige Nachgeschmack.
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