[Quest - Status: Abgeschlossen] Der gefallene Stern

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Leonhard Dracon
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Leonhard Dracon »

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Leon überprüfte seine Drachenlederhandschuhe, bevor er ein Stück weit in die Hocke ging um nach den Blättern einer Nachtschatten-Pflanze zu greifen. Seine Vorräte waren in den letzten Tagen zur Neige gegangen. Zwar hatte er jederzeit die Möglichkeit auf die großzügig gefüllten Rohstoff-Truhen der Bewahrer zuzugreifen, aber er fühlte sich besser in dem Wissen, über eigene Notfall-Rationen zu verfügen.
Am letzten Tag der Sonne war es endlich soweit gewesen, man hatte den jungen Rotschopf vor die Wahl eines magischen Pfades gestellt und ihn für weiterführende Vorlesungen zugelassen. Paradoxerweise gab es solche für das Druidentum kaum - es stand wohl im Klapptext, dass Druiden ihr Wissen nicht in den stickigen Lehrsälen der Akademie teilten. Es gab allerdings einen Bereich unter freiem Himmel, umringt von Natur, vielleicht würde Leon ja selbst einmal dort…

Er stockte und schüttelte mit einem sachten, fast bitteren Lächeln den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Gerade einmal Lehrling geworden und schon stieg es ihm zu Kopf. Es galt auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, seine Energie ins Hier und Jetzt zu stecken. Ein falscher Schritt und Alles konnte vorbei sein. Natürlich, an jenem Abend als sie gegen Morgun den untoten Drachen gezogen waren, war er nervös gewesen. Ängstlich sogar. Aber auch sicherer in seiner Sache, in seine Fähigkeiten, als jemals zuvor. Für Andere hatte es vermutlich einfach so ausgesehen, als würde er sich einfach hinter einer Wand aus Stein und Erde verkriechen um dem Kampf zu entkommen, doch er wusste, was sein Ziel gewesen war. Raviell beschützen, den anderen Magiern und Kriegern eine Verschnaufpause, einen Rückzugsort zu schaffen. Unterstützung aus der zweiten Reihe - in gewisser Weise der Weg der Druiden, aber auch die Position, an welcher er zu Hause war.
Der junge Magier wusste, er war nicht geschaffen für das dichteste Kampfgetümmel. Er verfügte nicht über das Talent, nicht über die Stärke um im Auge des Sturms zu bestehen. Das war ein Fakt über den es nichts zu Diskutieren gab, denn nicht alle Menschen wurden gleich geboren. Warum sollte man sich deshalb Grämen? Viel sinnvoller war es seinen Platz im Leben zu akzeptieren und mit den Dingen zu arbeiten, die man in die Wiege gelegt bekommen hatte.

Mit einem nachdenklichen Brummen besah er die abgerupften Blätter des Nachtschattens auf seiner in Leder gehüllten Handfläche, bevor er sie vorsichtig in einem dicht gewebten Beutel verstaute. Alraunen wären sein nächstes Ziel und danach galt es sich, endlich, mit fruchtbarer Erde auseinander zu setzen. Vielleicht würde er auf dem Weg ein wenig wilde Minze finden, oder eine frische Zitrone am Markt erstehen...ein passendes Potpourri mochte der armen Luna bei der Genesung helfen. Ein prüfender, ernster Blick wanderte über das umliegende Morast, bevor er zielsicher in eine Richtung los schlenderte. Ein Gesichtsausdruck, den viele Personen in Ansilon sicherlich ungewohnt gefunden hätten auf den Zügen des Magierlehrlings...doch sie kannten ihn nicht. Niemand tat das, wirklich.

Ja, er mochte nicht stark, nicht mächtig sein...aber es war ihm egal. Darin waren Andere gut. Leon wollte nur seinen eigenen Weg gehen.

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Ba'thal
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Ba'thal »

„Sein Name lautet übrigens Eostycal.“
 Simple Worte, die doch uraltes Wissen hervorbrachen würden.
 Der Ithron Livius Quintus bat um ein Treffen, da es Neuigkeiten bezüglich des Dracheneis gab. Natürlich stimmte der Fürst zu und so erschienen noch am selben Tage Livius, Shira’niryn und einige andere Bewahrer auf Ivren’mir. So saßen sie nieder im Ratssaal der Insel, der für solche Angelegenheiten doch etwas repräsentativer wirkte als die Schmiede, die eher für informelle Treffen geeignet war.
 Offensichtlich war es Shira gelungen, auf der Astralebene mit dem Drachen, der im Drachenei heranwuchs, Kontakt aufzunehmen – oder umgekehrt. Der Drache, ein Abkömmling der achten Brut und entsprechend mächtig, sollte er schlüpfen, übermittelte ihr Bilder der Vergangenheit. Grundlegend stellte sich zuerst jedoch die Frage, wie der Drache auf der Astralebene als dermaßen mächtig abgebildet wurde, während er eigentlich noch in einem Ei war, doch das sollte sich später noch aufklären.
 Wichtig war der Name. Eostycal.
 Ba’thal kannte diesen und wichtiger, er erinnerte sich an diesen Drachen. Der Letzte der caledhil sprach, sobald der Name fiel, und der Fürst hörte zu, er hörte dem Ithron selbst nicht mehr zu. Als sein Blick zu Ba’thal wanderte, der für ihn hinter Livius zu sehen war, war wohl zumindest für ihn und Shira zu erkennen, dass etwas ungewöhnlich war.
 Und langsam sprachen sie – Naeldir und Ba’thal –aus, was dereinst gewusst und gesehen wurde. Vor Jahrtausenden - und was heute wichtig sein möge: uraltes Wissen, in die Gegenwart getragen und erst dort Klarheit gebracht.
 Sie – der Fürst sprach der Bequemlichkeit halber oft im Plural, wenn er Ba’thal meinte – wussten, dass der Drache vor Jahrtausenden lebte – wie vielen genau, war ihnen entfallen, denn für einen Lichtelf war die Zeit nicht sonderlich von Bedeutung - und vor allem im Bereich der Astralmagie mächtig war. Und das es ziemlich sicher eine Verbindung zwischen den Himmelskörpern und Eostycal gab, stammte dieser doch vom Sternenschmied ab, was, wie vermutet, auch der Ithron und die Drachin schon dachten.
 Doch sie konnten auch die Bilder erklären, zumindest zum Teil, die Shira von Eostycal erhalten hatte – und diese Bilder erklärten auch das, was sie dereinst sahen. Es war eine gegenseitige Hilfe, denn die caledhil konnte niemals gänzlich lösen, was geschehen war, und so wussten auch Ba’thal und Naeldir nicht alles.
 Sie sahen, wie am Himmel neue Sterne bleich in all ihrer Pracht aufleuchteten, doch ebenso schnell wieder verblassten. Natürlich wussten sie, dass es keine Sterne waren, denn Sterne sterben nicht so schnell, doch gab es auch keine andere Erklärung für das, was dereinst zu sehen war. Heute, so lange später, dass es kaum noch Augenzeugen dessen geben dürfte, konnte dies aufgeklärt werden. Shira sah Bilder, wie Eostycal und ein anderer Drache gegeneinander kämpften. Shira sah Bilder, wie ein Teil des Monds herausgerissen wurde – sie sahen, wie ein Meteorit auf diese Welt niederstürzte. Sie sahen, wie drei kleinere Objekte herunterfielen und eines davon konnten sie dereinst finden.
 Im Trolleichenwald. Dort, wo es niederging, gab es nur noch verbrannte Erde, doch die caledhil beobachteten die Situation noch einige Tage und sahen, wie die Natur sich dieses Gebiet zurückeroberte. Viel schneller als möglich – drei, vier Tage vergingen und dort, wo nichts mehr leben durfte, sprieß wieder ein Grün hervor. Die Lichtelfen untersuchten diesen Ort damals, denn natürlich stieß das ihre Neugier an, und so fanden Ba’thal und andere ein Teil eines Horns – eines Horns, welches Shira in den Bildern von Eostycal gesehen hat. Es besaß mächtige Naturmagie, doch die caledhil entschieden sich dafür, das Horn wieder zu vergraben, nachdem sie es untersuchten, denn es brachte dem Ort Leben zurück und für sie war es nicht weiter von Interesse, denn ein jeder von ihnen war mächtig genug.
 Und dort, wo sie es hinterließen, hat sich im Laufe der Zeit der braune Angol gebildet. Ob es damit zusammenhängt? Unbekannt. Aber Naeldir und Ba’thal würden die Bewahrer begleiten, wenn sie zu dem Angolquarz aufbrechen.
 Für sie war es eine Art Reise in die Vergangenheit, die doch so sehr im Dunkeln liegt. Jahrtausende zurück. Ein Abschluss.
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Livius Quintus
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Livius Quintus »

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Ruhe. Hier sitze ich, in der Bibliothek des Drachenturmes. Direkt vor dem grossen Fenster. Mein Blick führt hinaus, fährt über das Blättermeer der Bäume, die sich vor dem Eingang in die Höhe erstrecken und den Blick auf den moosbewachsenen Boden rauben. Das Rascheln der Blätter erinnert entfernt an die tosende See, was durch das Plätschern des Drachenflusses im Hintergrund nochmal bestärkt wird. Ein entspannender Moment. In diesen Tagen eine Seltenheit.
Abgelenkt huscht mein Blick zur Seite, als Shira’niryn an mir vorbeigeht und die Finger über die Rückenlehne meines Stuhls führt. Sie schenkt mir ein Lächeln. Ich erwidere es auf meine Art. Die Drachin fragt, was ich tue und ich antworte mit ehrlicher Stimme, dass ich mich ausruhe. Ihr vorwurfsvoller Blick trifft mich und erinnert daran, dass ich keine kostbare Zeit verschwenden darf. Mit einem genervten Knurren drücke ich mich auf und werfe einen letzten Blick in die friedvolle Natur, die sich vor dem Turm erstreckt. Vorbei ist es mit der Ruhe.

Seit wir auf Ivren’mir zu Besuch waren und der Tarcil vermochte unsere Fragen zu Eostycal zu beantworten, befinde ich mich auf der Suche nach den anderen Hornfragmenten. Die Bibliothek in Silberburg konnte uns trotz mehrmaliger Durchsuchung und Unterstützung durch Shira keinen Erfolg bescheren.
Aus diesem Grund befinde ich mich nun in der Magieakademie. Mein Weg führt mich an vielen der Regale vorbei. Ich erinnere mich, wie Shira mir am gestrigen Abend sagte, ich solle mir Bücher vornehmen, die so aussehen, als würden sie seltener gegriffen werden. Zielstrebig steuere ich daher eine der hinteren Regale an, der mir auf dem ersten Blick bereits verrät, dass sich nicht viele für die Bücher interessieren.
Es wirkt aufgrund der vielen Bücher überwältigend, doch ich entscheide mich dazu, Stück für Stück vorzugehen. Die ersten Bücher weichen, wo ich bereits nach den ersten Zeilen wusste, dass sie nicht das sind, wonach ich suche. Andere Stücke hingegen erhaschen meine Aufmerksamkeit durchaus länger. Darunter ein vergilbtes Pergamentstück, dass mir ins Auge fällt, als es hinter einem den Büchern hervorkommt, dass ich hinauszog. Es muss dort hineingerutscht und nicht wiederentdeckt worden sein, so verstaubt wie es ist. Vorsichtig wische ich den Staub weg und entferne das lederne Band, dass das Pergament eingerollt hält. Mit wachsamem Blick inspiziere ich das Niedergeschriebene, dass in der alten Sprache verfasst wurde.
Jahr 425 nach neuer Zeitrechnung, 23. Tag des 2. Mondlaufs
Happirya-Aruna

Wir schreiben das Jahr 425 nach der Etablierung der neuen Zeitrechnung. Vor wenigen Tagesläufen erreichte uns die Nachricht, dass ein magisches Artefakt in den Tiefen des Dschungels gefunden wurde. Es war mehr Zufall, dass man auf das Objekt stiess. Einer Gruppe an Forschern stiess bei der Untersuchung eines Kraters bei der Entnahme einer Bodenprobe auf das Bruchstück eines Hornes. Dafür, dass es zerstört war, wirkte der Gegenstand relativ robust.
Es scheint sich um ein Bruchstück eines Horns zu handeln, dass mit Magie infundiert ist. Unsere ersten Analysen ergaben, dass eine Verbindung zu Astralreisen besteht. Womöglich stehen wir vor einer neuen, grossen Entdeckung! *Der Rest der Nachricht scheint absichtlich geschwärzt worden zu sein.*

Jahr 427 nach neuer Zeitrechnung, 14. Tag des 6. Mondlaufs

Das Scheusal tauchte vor zwei Jahresläufen auf. Unsere Nachforschungen kamen zu einem abrupten Ende, noch bevor wir richtig beginnen konnten. 
Inzwischen hat er die meisten Ländereien vernichtet und den Grossteil unserer Bevölkerung ausgelöscht. Wir können nicht mehr das Leiden mit ansehen und sind am Rande unserer *Die nächsten Zeilen scheinen von Blutflecken bedeckt* …die letzten Überlebenden verstecken sich bei den Luftschiffen, mitsamt des Hornstücks. Unsere Hoffnung liegt in ihnen.

Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass ich nicht Freude in diesem Moment verspüre. Meinen Erwartungen nach hätten wir mehrere Jahresläufe gebraucht, um Hinweise zu den verbliebenen Splittern zu finden. Jetzt aber stehe ich hier, mit einem alten Pergamentstück in der Hand, dass sich uns wie von selbst zuspielte. Wie sagt man so schön? Glück im Unglück.

Nun gilt es aber, zunächst die beiden Hornstücke zu bergen. Die Chancen liegen gut, dass auch das dritte Hornfragment auf diesem Kontinent zu finden ist, wenn die anderen hier entdeckt wurden. Daher gilt vorerst keine Eile – auch wenn das nicht bedeutet, dass wir uns ausruhen sollen. Ganz im Gegenteil. Anstelle nur eines Stücks, nutzen wir das nächste Treffen, um gleiche beide zu bergen.
Mit einem zufriedenen Ausdruck wende ich mich von den Regalen ab und spreche die Worte der Macht, mithilfe derer ich mich kurz darauf um Drachenturm materialisiere, um dort Nachrichten aufzusetzen.

An das Volk der Echsenmenschen und dem Elfenfürsten entgehen folgende Nachrichten, die der Einfachheit halber allgemein gehalten wurden.
Wissen und Weisheit, [Ansprache]
 
Der Grund dieses Schreibens ist jener, dass es neue Informationen zum geborgenen Drachenei gibt.

Es handelt sich um einen Drachen der achten Brut, der von Firmanon dem Sternenschmied, einem Drachen der zweiten Brut, abstammt. Sein Name lautet Eostycal und es handelt sich um einen ‘Sternendrachen’, der in der Lage ist, mächtige Magie zu wirken, die uns als gemeinhin ‘Astralmagie’ bekannt ist.

Der Drache bat uns, durch einen Weg den er fand, um mit uns zu kommunizieren, dass wir etwas für ihn suchen mögen. Es handelt sich dabei um ein Horn, ohne den er offenbar nicht leben kann. Dieses Horn wurde vor Jahrtausenden in drei Stücke geteilt, wovon der Aufenthalt zweier uns inzwischen bekannt ist, sofern uns niemand zuvor kam.

Am Abend des zweiten Wochenlaufes, zur achten und einer halben Stunde nach dem Mittagsläuten, sind diejenigen, die daran interessiert sind bei der Bergung der Stücke dabei zu sein, aufgerufen sich beim Museum in Ansilon einzufinden.
Gez.
Livius Quintus
Schlüsselhüter der Bewahrer


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Tyvurn Dracon
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Tyvurn Dracon »

Es war nun einige Tage her. Dennoch waren die Erinnerungen eindrucksvoll genug um noch frisch in seinem Gedächtnis zu bleiben. Tyvurn saß auf der Bank vor seinem Haus, sah auf die See hinaus. Gedankenverloren wirkt er, als würde er jene in der Ruhe der frischen, kalten Morgenluft und des Geruchs der See ordnen wollen.
 
Wenige Mondläufe war er nun in diesen Landen. Und doch hatte er einiges erlebt. Sein Leben war ein recht chaotisches geworden, seit er und sein Bruder den Fuß auf diesen Kontinent gesetzt hatten. Aber die Erlebnisse rund um dieses Drachenei gehörten wohl zu den Eindrucksvollsten. Nachdem sie das Ei aus den Klauen von Morgun befreit hatten, dachte er, dass es etwas ruhiger werden würde.
 
Wie er sich doch geirrt hatte. Das Drachenei war ein besonderes. Der Drache der in jenem schlummerte war ein mächtiger. Und die bloße Existenz von ihm in Form eines Eis warf zahllose Fragen auf. Und als ob dies noch nicht gereicht hätte, bat er die Bewahrer um Hilfe. Es galt ein Horn zu finden. Was dieses Horn war, was es für den Drachen Eostycal bedeutete, wozu es diente – all dies blieb für den Augenblick unbeantwortet. Aber er war ein Brutdrache. Und Shira’niryn und Livius wollte ihm helfen.
 
Unweigerlich erhob sich Tyvurn von der Bank. Die Schritte, unruhig und von den zahllosen Fragen die ihm im Geiste brannten geprägt, lenkten sich auf und ab am Pier. Er war nicht überzeugt, dass es eine gute Idee war einem Drachen von dem sie kaum etwas wussten zu helfen. Ihm einen Gegenstand auszuhändigen von dem sie nicht wussten was er tat. Und doch, wenn Shira’niryn und Livius sich dazu entschlossen würde er die Beiden selbstverständlich unterstützen.
 
Er versuchte sich zu erinnern. Das Horn war aus irgendeinem Grund in 3 Stücke gebrochen. War auf diesem Kontinent, Kometen gleich, nieder gegangen. Und sie hatten 2 von den Bruchstücken bereits bergen können.
 
Unaufhaltbar kam die Erinnerung an jenen Abend hoch als sie beide Stücke geborgen hatten. Wenn er es mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es wohl: Eindrucksvoll. Er hatte von den Magokraten gehört. Sogar ein wenig gelesen über jene. Wusste um ihre Macht, ihr Wissen. Und doch: Als sie sich aufmachten um in eine verlassene Höhle zu gehen hatte er mit vielem gerechnet. Aber nicht mit dem was wirklich gefolgt war. Die Magokraten waren vorsichtig gewesen. Hatten ihre Hinterlassenschaften abgesichert. Er hatte es gelesen. Doch es dann zu sehen, zu spüren, war etwas vollkommen anderes. Angefangen von einem sprechendem Schädel, über die Rätsel und andere Sicherheitsvorkehrungen. Unweigerlich spannte sich der Körper des Mannes an. Livius hatte gesagt das es gefährlich werden würde. Shira’niryn hatte gesagt, dass ihm eine Rüstung wenig helfen würde. Und wie beide doch Recht gehabt hatten.
 
Das Gefühl der Enge, die Anspannung, die so stark war das man sie mit einem Schwert hätte durchschneiden können – es war noch zu Frisch in seinem Kopf. Als die Gruppe, bestehend aus Bewahrern und Elfen, durch die Gänge geschlichen war hatte er es gespürt. Sie alle hatten es gespürt. Die Gefahr die von diesem Ort ausging. Tyvurn war auf seine Art damit umgegangen. Zumal er sich so nutzlos gefühlt hatte wie selten zuvor in seinem Leben. Die Magier hatten ihr möglichstes getan um die Leben der Gruppe zu schützen. Und es war ihnen zu verdanken, dass wohl niemand als Leiche in jenem Gewölbe zurückgeblieben war. Er hatte nichts machen können außer es ertragen, schweigend zu folgen. Und zu trinken.
 
Doch irgendwie waren sie an ihr Ziel gekommen. In jene, gigantisch wirkende Höhle. Er hatte nie zuvor davon gehört. Doch er sah sie: Luftschiffe. Ein Anblick der ihn beeindruckte. Und ihn sich unweigerlich Fragen ließen, was für Wissen, was für Macht mit den Magokraten untergegangen war. Doch am Ende waren sie nicht wegen der Luftschiffe hier.
 
Er hatte etwas gefunden. Verdächtig wirkende Felsen. Natürlich war Leon als Erster an seiner Seite gewesen. Und natürlich, kaum das er kurz weggeblickt hatte, war er verschwunden. Auch wenn er es mit einem Spruch abgetan hatte: Etwas in ihm hatte sich verkrampft. Hatte geflucht, geschrien, ohne die Gedanken je herauszulassen. Und so, nach einer kurzen Beratschlagung mit den Anderen, war er im Versuch seinen Bruder zu finden an die Stelle gegangen wo er verschwunden war. Nur um selbst, irgendwie, an anderer Stelle wieder aufzutauchen.

Ein Turm, mitten in der Höhle. Und wie sich herausstellte der Lagerort des Horns. Ein Rätsel der Magokraten. Natürlich über Angolquarze. Und wenig später, hatten sie es in der Hand. Das erste Bruchstück des Horns. Unscheinbar war es gewesen. Hatte so harmlos, unbedeutend gewirkt. Und doch schien es im Augenblick das wichtigste zu sein, was es nur gab. Nach all den Strapazen und Gefahren die sie auf sich genommen hatten. Doch war damit der Plan für jenen Abend nicht vorbei.

 
Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Von dem Gewölbe der Magokraten, der Höhle mit den Luftschiffen, ging es weiter in den Trolleichenwald. Hinab in eine wesentlich kleinere Höhle. Soviel unscheinbarer. Soviel natürlich. Und doch, nicht minder beeindruckend.
 
Er hatte Splitter und Kristalle von den Angolquarzen gesehen. Aber in der Höhle des Vorkommens von braunen Angolquarz zu stehen, war etwas vollkommen anderes gewesen. Eine Ehrfurcht hatte ihn ergriffen. So unscheinbar wirkten auch diese Kristalle. Und so wichtig waren sie für die Magier hier. So voller Macht, so voller Bedeutung, dass es für ihn schwer war. Unweigerlich keimte die Neugier auf, zog das Vorkommen seinen Blick in den Bann. Gar eine kleine, kurze Berührung mit der Hand wagte er.
 
Aber wie auch bei den Luftschiffen: Sie waren nicht deswegen hier. Das zweite Bruchstück war wesentlich einfacher zu finden. Ein Blick von Shira’niryn genügte um eine verdächtige Stelle auszumachen. Und er begann zu graben. Die großen, kräftigen Pranken des Mannes die eine Schaufel in Größe gut ersetzten, wühlten durch das lockere, feuchte Erdreich. Und da, mit der Hand tief in dem Schoß der Erde, spürte er etwas. Zog es hinaus, jenes, was hunderte Jahre wohl in der Erde verborgen lag. Erneut: Es schien so klein. Nur ein erdbeflecktes, altes Bruchstück eines Horns. Und doch, als er es Livius übergab, war es wieder da: Jenes Gefühl von Ehrfurcht. Dazu das Gefühl von Stolz. Sie hatte an einem Abend zwei Stücke gefunden die zuvor scheinbar ewige Zeiten verborgen gewesen waren. Vielleicht noch ewige Zeiten verborgen gewesen wären, bis der Zahn der Zeit sie vielleicht irgendwann ganz zermahlen hätte.
 
Er riss sich aus der Erinnerung. Der Geist, die Aufmerksamkeit kehrten ins Hier und Jetzt zurück. Zwei Stücke hatten sie gefunden. Von dem dritten hatten sie bisher scheinbar keine Spur entdeckt. Und unweigerlich kam die Frage auf: Was wenn sie es finden würden? Was dann? Wie würde es weiter gehen? Die Zukunft war unklar. Ebenso war unklar ob es zum Guten oder zum Besseren sein würde dem Wunsch des Brutdrachens vorzukommen. Bedeutungsschwer seufzte Tyvurn auf, rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht. Soviel war bereits geschehen. Und soviel würde noch geschehen.
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Shira'niryn
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Shira'niryn »

Einige Umläufe waren nun vergangen seitdem sie das Drachenei aus den abscheulichen Klauen Morguns befreit hatten. Der Drachenleichnahm war seither wieder ruhig gewesen - zu ruhig. Plante er etwas? Da war eine gewisse Unruhe in den Energieflüssen des Kristalldrachens, gepaart mit einer grundlegenden Gereiztheit, die jedoch auf vielerlei Dinge derweil zurückzuführen war. 

Zu viele Dinge nervten sie.

Insgeheim hatte sie gehofft, dass der Drache der diesem Ei entspringen würde, von älterer Generation war - doch nicht so alt. Das beherbergte durchaus ein gewisses Risiko, auch wenn die Kommunikation zwischen ihr und dem astralen Abbild des Drachens, der sich als Eostycal herausstellte, durchweg ein positives Gefühl vermittelte. Sie war jedoch nicht naiv und auch wenn sie den anderen Teilnehmern versuchte mit ihrem Optimismus die Sorgen zu nehmen, behielt sie die Ihren für sich. Drachen die so wenig Generationen zwischen sich und den Götterdrachen hatten, waren gänzlich andere Wesen. Wesen die stärker waren, als alles was für gewöhnlich den Menschen vor die Augen kam und das wussten sie in der Regel. 

Sie hatte die Bilder noch klar vor ihrem giftgrünen Blick, wie der Sternendrache mit einem anderen seiner Art gekämpft hatte und dabei dem Himmelskörper, den sie als Mond identifiziert hatten, zu nahe kamen. Ein Stückchen der hell, silbernen Scheibe brach heraus und krachte hinunter. Sie fühlte die Reue, die Eostycal offenbar verspürt hatte und wenige Begriffe hatte sich noch in ihren Gedanken verfestigt: Mondwächter. Sternendrache. Firmanons Nachfahre.

Und dann war da die erneute Kommunikation, wenige Tage später. Wieder Bilder, wieder Namen. Namen die sie zum Hochelfenfürsten führten, der Kontakt zu einem der Lichtelfen aufnahm. Ein Horn musste gefunden werden. Ein Horn welches Eostycal etwas bedeutete, jedoch in drei Stücke zerbrochen war. Diese drei Stücke mussten sie finden.

Durch die Hinweise des Drachens und Naeldirs Lichtelfen, der sich offenbar an Eostycal zu erinnern schien, fanden sie ein Stückchen des Hornes zwischen den Vorkommen des braunen Angolquarzes und eines zwischen den Luftschiffen der alten Magokraten. Beide Stücke hatten eine sehr eigene Signatur der Magie, was verwirrend und interessant zugleich war.

Das letzte Stück fanden sie bei einem, von Banditen getöteten, Händler zwischen Ansilon und Winterberg, wobei das Finden dieses Händlers mehr als Nervenaufreibend war und die Bewohner Winterbergs sie gefühlt in jeden Winkel des Ortes geführt hatten. Auch dieses Hornstück war von markanter Magie.

Aber wie sollten sie diese Hornstücke nun zusammenfügen? Ein wenig Leim würde da nicht großartig etwas anrichten können. Jedes Stück pulsierte vor magischer Kraft, jedes Stückchen war individuell. Drachenfeuer wurde angesprochen und etwas in Shiras imaginären Magengrube hatte sich schmerzlichst zugezogen. 

Sie hatte nie gelernt ihren Odem zu nutzen.




 
»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
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Livius Quintus
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Livius Quintus »

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Mit einem Seufzen lasse ich mich auf meinen gepolsterten Sessel innerhalb des Versammlungsraumes des Museums nieder. Der Blick meiner bernsteinfarbenen Iriden geht durch den vagen beleuchteten Raum und landet schlussendlich auf der violett gefärbten Kiste, in dessen Innerem die ergatterten Hornfragmente ruhen. Die Gedanken beginnen zu kreisen.
Wir haben es geschafft. Vorerst. Nach langer Suche und der Aussetzung gewisser Gefahren, konnten wir alle drei Stücke des zerstörten Hornes wiederfinden. Es ist ein erlösendes Gefühl zu wissen, dass die Stücke damals nicht auf einem anderen Kontinent oder gar in die Meere herabfielen. Insofern können wir uns glücklich schätzen, dass wir fündig wurden.

Der Umstand der Suche des letzten Hornfragments war jedoch alles andere als erfreulich oder abenteuerlich. Noch jetzt kocht die Wut in meinem Inneren herauf, wenn ich daran zurückdenke, wie wir von einem Bürger zum nächsten gelotst wurden.
Bei diesem Gedanken stehe ich auf und schreite zur Kommode hinüber, aus dem ich eine kostbare Flasche an Elfenwein herausnehme und mein Glas befülle. Ein Schluck des Weines später, den ich in meinem Mund mit der Zunge umherrolle, um den Geschmack besser zu ergründen, geht es mir schon besser.
Doch wofür haben wir all das auf uns genommen? Nur um dann doch gesagt zu bekommen, dass der Händler am vorherigen Tag bereits abreiste. Allesamt blind und taub, niemand sah den Händler weiterziehen! In diesem Moment hätte ich am liebsten die Stadt dem Erdboden gleich gemacht. Glücklicherweise bin ich aber nicht impulsiv, sondern pragmatisch. Die Konsequenzen hätten den Nutzen nicht aufgewogen.

Die weitere Suche nach dem Händler und der Weg nach Ansilon war aufgrund der eisigen Kälte des Nordens kräftezerren und raubte zusätzlich Nerven. Glücklicherweise trafen wir nach einigen Stunden einen Mann an, der den Eindruck machte, dass er erst vor kurzem wertvolle Güter von dem gesuchten Händler erwarb. Nach einigen Worten, die wir austauschten und Gedränge Mahribars, der es auf die Pfeife des Mannes absah, offenbarte sich uns, dass wir getäuscht wurden. Die Gestalt zeigte ihr wahres Ich, als es sich plötzlich in ein Lich wandelte und uns angriff. Ohne zu zögern töteten wir die widernatürliche Gestalt, um mit der Frage zurückzubleiben, ob das eine Falle des Händlers war, um gierige Räuber abzuschrecken.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich inmitten des Zeltes stand. Wir haben das Lager der Banditen, die den Händler aufhielten, ausraubten und töteten, gesäubert. Leblos lag der Händler vor mir auf dem Boden, das Haar lila gefärbt, wie viele in Winterberg berichtet hatten. Eingesperrt in einer eisernen Zelle. Ein erbärmlicher Tod. Mitleid hatte ich nicht. Sein Reichtum, von dem er prahlte, muss die Banditen auf ihn aufmerksam gemacht haben. Ein spöttisches Lächeln konnte ich mir daher nicht gänzlich verkneifen. Die Gier und Prahlerei wurde zurecht bestraft.
Nachdem ich das Hornfragment in einem der Kisten ausfindig machen konnte, verliess ich das Zelt. Nicht aber, ohne davor mithilfe meiner magischen Begabung das Zelt in Feuer aufgehen zu lassen. Keine Hinweise zu dem Horn sollten entdeckt werden.

Während ich meine Gedanken schweifen lasse, fällt mir auf plötzlich auf, dass ich das Weinglas bereits ausgetrunken habe. Wissend, dass ein Wein wie dieser wertgeschätzt gehört und ich es gerade verschwende, lasse ich ein verärgertes Schnaufen von mir ausgehen. Mit einem Seufzen und dem Gedanken, dass es nun ohnehin zu spät ist, kippe ich den Rest hinunter und drücke mich von meinem Sessel hoch.
Mithilfe der Magie begebe ich mich nach Glaedi, wo ich aus sicherer Entfernung das Drachenei auf dem Balkon des Akademiegebäudes fixiere. Zweifel kommen in mir auf. Die Hornfragmente wurden zwar gefunden, aber am Ende sind wir dadurch noch lange nicht. Ein Gefühl sagt mir nämlich, dass der schwierigste Teil noch bevorsteht. Wir wissen noch nicht, wie wir die Stücke zusammenbauen können und anders wie der Hochelfenfürst denke ich, dass es mehr als nur Leim brauchen wird. Und selbst wenn es uns gelingt, das Horn zusammenzusetzen, was würde uns erwarten? Durch   Shira’niryn wissen wir, dass Eostycal keine feindselige Art an den Tag legt. Doch das könnte auch nur vorgetäuscht sein. So viele offene Fragen, aber keine Gewissheit. Doch das ändert nichts an unserem Entschluss, ihm zu helfen. Die Hoffnung bleibt aber, dass er die Welt nicht in Chaos stürzen wird.

Für den Moment schiebe ich die Gedanken aber beiseite. Der Grund, warum ich herkam ist nicht das Drachenei, sondern Shira, nach der ich suche.
 
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Livius Quintus
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Livius Quintus »

In den frühen Morgenstunden werden diverse Boten in die tiefsten Ecken des Kontinentes geschickt. Das Volk der Echsen und auch Mahribar werden aufgesucht. Überreicht einer der Boten den gesuchten Personen den Briefumschlag, werden sie folgendes lesen können:
 
Wissen und Weisheit [entsprechende Anrede]

Am heutigen Abend werden wir einen wichtigen Schritt gehen und, so hoffen wir, die Hornfragmente zusammenfügen.

Die Reise wird uns nach Ivren’mir führen, wo wir als Gäste von dem Fürsten der Hochelfen empfangen werden. So ihr daran interessiert seid, an diesem Ausflug teilzuhaben, seid ihr aufgefordert, euch entsprechend zu benehmen.

Das Portal in den Westen wird zur achten und einer halben Stunde nach dem Mittagsläuten vor dem Museum der Bewahrer geöffnet. Seid pünktlich, so ihr euch anschliessen möchtet.

Wir wissen nicht, was uns erwarten wird, macht euch daher auf alles Mögliche gefasst.

Gez.
Livius Quintus
Schlüsselhüter der Bewahrer

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Wissen und Weisheit, Fürst des Hauses Tir'Daer

Unser Dank für Eure Einladung und Unterstützung sei Euch gewiss. Wie von Euch gewünscht, möchte ich Euch vorab darüber informieren, wer sich dem Vorhaben womöglich anschliessen wird.

Neben den Mitgliedern der Bewahrer wurde das Volk der Weltenschlange kontaktiert und auch einzelne Personen zusätzlich eingeladen, wie den Druiden 'Mahribar', der zuletzt an den Ausflügen teilnahm. Aufgrund der unbekannten Gefahr und der Tatsache, dass wir uns nicht erdreisten wollten, Euch eine Hand voll unbekannter Personen zusätzlich einzuladen, verbleiben wir vorerst dabei. Sofern sich kurzfristig etwas daran ändern sollte, versuche ich Euch vorab zu informieren.

Wir werden zur achten und einer halben Stunde nach dem Mittagsläuten vom Museum aus aufbrechen und dann vor den Toren Ivren'mirs warten.

Gez.
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Livius Quintus »

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Stillschweigend sitze ich hier unter dem Pavillon vor der Akademie Glaedis. Der Blick meiner bernsteinfarbenen Iriden fährt über die Umgebung. Hier und da hält es an, fixiert die Tiere oder Flora der Sphäre musternd. Von aussen betrachtet wirkt es lauernd. Dafür gibt es einen guten Grund. Denn seit kurzem sind wir im Besitz des intakten Himmelshorn. Doch das ist nicht alles. Unsere Vermutung bewahrheitete sich, denn mithilfe des Artefakts waren wir dazu in der Lage, Eostycal zu seiner Geburt zu verhelfen – den Sternendrachen, den ich nun im Blick habe und über dessen Schlaf Shira ich wachen.

Es geschah alles so schnell. Naeldirs erster Versuch, das Horn auf urtümliche Art und Weise zusammenzusetzen, scheiterte. Die Fragmentstücke froren vor unseren Augen zu Eis – inmitten des Hochofens! Etwas, dass keiner von uns zuvor beobachten konnte. Selbst die elementare Magie der Nyamepriesterin brachte keine Erklärung für das, was sich uns darbot.
Doch zu unserem Glück, hatte Shira’niryn die vergangenen Tagesläufe damit verbracht, die Kontrolle über ihren Ordem zu erlangen. Erfolgreich, wie sich zeigte. Nachdem der erste Versuch scheiterte, erklärte sich die smaragdgrüne Kristalldrachin bereit, zu helfen. Das Innere des kristallinen Körpers begann zu glimmen, erst schwach, dann kräftiger, als sie sich aufbaute und das Maul öffnete. Eine stechend grüne kleine Flamme, konzentrierte Energie ihres Kernes, schoss in Richtung des Horns und liess die Kohle sofort von neuem auflodern. Die Flammen loderten immer höher und wir konnten hören, wie es unheilvoll knisterte. Das Eis war sofort geschmolzen und die Esse begann mit einer unangenehmen Hitze zu brennen.
Dann geschah es. Mit einem Mal wurde jegliche Magie aus dem Raum abgezogen, nur um nach einigen Herzschlägen mit brachialer Gewalt zurückzukehren. Ein Ereignis, dass mich beinahe von den Beinen riss und reflexartig nach Luft schnappen liess.
Der Himmel verdunkelte sich, Wolken sammelten sich über der Insel. Es begann zu donnern und im Umkreis der Schmiede wurde der saftig grüne Rasen an den Stellen, wo die Blitze sich in den Boden entluden, verbrannt. Ich wusste in diesem Moment nicht, was wir tun sollen, wie erstarrt stand ich da. Doch wie sich herausstellte, ebbte der Sturm kurz danach endlich ab und Stille fand zurück. Vorsichtig, Schritt für Schritt, näherte ich mich der Schmiede und da lag es. Das Himmelshorn, auf magische Weise von selbst wieder zusammengesetzt. Jenes Horn, dass ich inzwischen immer bei mir trage.
 
Horn Zusammensetzung.jpg

Auch wenn wir dachten, der Abend hätte mit der Ruhe sein Ende gefunden, war der Höhepunkt noch längst nicht erreicht. Durch mein Drängeln, direkt nach Glaedi aufzubrechen, was Shira’niryn missfiel, brachen wir dorthin auf. Rechtzeitig, wie wir zu sehen bekamen. Denn als wir beim Drachenei ankamen, konnten wir sehen, wie ein schwarzer Schleier das Ei umgab und vor unseren Blicken versteckte.
Eostycals Stimme erklang in meinem Kopf, drängelnd und bittend zugleich, als er mich aufforderte, in das Horn hineinzublasen. Ich liess nicht lange auf mich warten und tat, worum er mich bat. Als das Horn das Brüllen eines Drachens erklingen liess, begann das Ei zu vibrieren und ehe wir verstanden, was geschieht, umgab ein Wirbeln das Ei und kreierte einen Sog, der uns allesamt in Eostycals Sphäre hineinzog. Seine Brutspähre, in der er sich all die Jahrtausende aufhielt.
Der Sternendrache klärte uns auf, dass diese kollabierte. Dass die dunklen Schlieren, die wir erkennen konnten, ein Einfluss Morguns wären. Und dass wir nicht hineingezogen hätten werden sollen. So brachte er uns zurück nach Glaedi – verstreut. Seine Kräfte reichten nicht aus, um uns alle gebündelt zurückzuführen und so dauerte es einen Moment, bis wir wieder beisammenstanden.

Eostycal ist geschwächt. Das zeigt sich seit der Wiedergeburt. Als er in Glaedi vom Himmel herabfiel und auf dem Boden aufkam, dauerte es nicht lange, bis er in einen schlafenden Zustand verfiel. Uns war allen klar, dass wir nicht nur zusehen konnten, wie der Sternendrache einen Kampf allein ausfechtet und so entschieden wir uns dazu, ihn zu unterstützen.
Mithilfe von Mahribar, Leonhard, Angolen und den Sternensplittern versuchten wir, den Drachen zu stärken. Druidische Heil- und Regenerationszauber wurden gewirkt und ich bin sicher, dass sie den Drachen zu Stücken Kraft geschenkt haben. Doch je länger ich hier sitze und Eostycal beobachte, umso mehr glaube ich, dass es nicht ausreichen wird.
 
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Noch am gleichen Abend finde ich mich in der Magieakademie, wo ich mit einem prall gefüllten Beutel das kleine Häuschen ansteuere, in dem sich der gierige Tor aufhält. Schon am Vormittag erhielt er eine Nachricht von mir, dass bestimmte Fokuskristalle gebraucht würden und so überreiche ich ihm etwas über hundertsechzig Kronen, um die bestmöglichen Kristalle zu erhalten. Zu meinem Pech lässt er sich nicht zu einem Rabatt überreden, doch im Anbetracht unserer Situation spielt Gold keine Rolle. Die Utensilien waren wichtiger für den Moment. Denn ich plane an einem Ritual, dass wir umsetzen müssen.

So werden diverse Personen, darunter die Mitglieder der Bewahrer, aber auch Mahribar, eine Nachricht erhalten.
Wissen und Weisheit

Ruht euch für den morgigen Abend gut aus. Wir werden ein Ritual durchführen, dass einiges an Energie benötigen wird, wenn alles klappt, wie ich es mir vorstelle.

Genaueres werdet ihr morgen Abend erfahren. Ich bereite derweil alles vor.

Gez. Livius

~•~
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Ba'thal
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Ba'thal »

Es waren zwei anstrengende Tage gewesen und so entschied der Elf sich dazu, in Glaedi zu verbleiben, statt nach Ivren’mir zurückzukehren, und einen für die Elfen typischen, meditativen Schlaf zu nutzen, um seine Gedanken zu ordnen und sich zu erholen, bis sie sich wieder treffen würde. Ihm machte es nichts aus, in Rüstung zu schlafen – oder angelehnt an Stein. Die Eluvren-Grotte war auch nicht sonderlich bequemer, bis zuletzt jedenfalls, und dort hatte er unzählige Male geruht.
 Im Vorfeld des Treffens auf Ivren‘mir überkamen ihn einige Gedanken, die durchaus an der Richtigkeit des Tuns Zweifel hätten aufkommen lassen können. Er verwarf diese. Sie hatten sich bereits entschieden. Und was auch kommen möge, würden sie überstehen, da war er sich sicher, denn ein Impuls, der von Ba’thal kam, würde ihn nicht in den Tod führen.

 Hoffentlich.

 Feuer sollte es sein. Eigentlich eine eher seltsame Wahl, aber an ihm sollte es nicht sein, das zu beurteilen – Livius wusste deutlich mehr über Drachen und konnte sich notfalls auch auf die Expertise von Shira verlassen.
 Er empfing die Bewahrer auf Ivren’mir, als Shira und Livius ihm sagten, dass sie eingetroffen waren, um der Wache Bescheid zu geben, dass sie passieren durften. Sie besprachen vorher noch einmal den Plan und welche Konsequenzen es geben könnte, aber etwas wahrlich Gefährliches erwartete der Fürst selbst auch nicht. Für ihn – vielleicht, er stand immerhin dann direkt bei dem Horn… aber für andere? Die Schmiede selbst war stabil genug, da war er sich sicher.

 Während die Hitze langsam anstieg, platzierte er die einzelnen Hornteile in den glühenden Kohlen mithilfe einer Zange, was zwar etwas umständlich war, aber am Ende doch noch das gewünschte Ergebnis mit sich brachte. Zurück am Blasebalg wurde die Hitze noch weiter gesteigert, bis er sich sicher war, keine höhere Temperatur mehr erreichen zu können. Nun warteten sie.
 Und sahen, wie sich Eis bildete und die Kohlen abkühlten. Voller Inbrunst musste er Shira, die offensichtlich selten in die Nähe einer Esse kam oder ihn einfach nur ärgern wollte, erklären, dass sowas normalerweise nicht passierte. Dieser Versuch schlug also fehl, auf eine ganz unerwartete und kuriose Art und Weise, aber immerhin ohne Katastrophe.

 Sie diskutierten kurz, ob sie den gegenteiligen Effekt versuchen sollten – die Hornteile in Eiswasser legen und Hitze zu erwarten, denn wenn es schon Eis bildete, schien recht viel möglich – doch verwarfen diese Idee, um ihren vorher aufgestellten Alternativplan zu nutzen. Wenn viel Hitze nicht half, half vielleicht noch viel mehr Hitze. Und die Tatsache, dass es wohl auch eine Art Drachenmagie war, würde wohl auch nicht unbedingt schaden.

 Für Naeldir war der Moment gekommen, sich besser einige Schritte von der Esse zu entfernen, denn ihm war klar, dass die Hitze, die dort erreicht werden würde, deutlich stärker sein würde, als er es mit Kohle zu schaffen vermochte. Er wollte sein Glück nicht herausfordern. Trotz des Abstands merkte er die enorme Hitze dennoch, aber sie war aushaltbar, zumindest für jemanden, der es gewohnt war, und der Schutz, den die Priesterin des Amazonenvolks ihm vor dem Feuer gewährt hatte, tat seinen Teil dazu. Sie alle sahen und spürten, wie Magie entzogen und ausgestrahlt wurde und was für Effekte es mit sich brachte. Es sah eher nach einem heillosen Chaos aus, durch plötzliche Blitzeinschläge um die Schmiede verstärkte sich dieser Eindruck nur umso mehr. Draußen Blitze, innen magische.. was auch immer. Es war jedenfalls weder gut, draußen, noch drinnen zu sein, also konnten sie lediglich möglichst weit weg von der Esse ausharren.

 Nach einiger Zeit lichtete sich das Chaos und es kehrte Normalität ein. Nichts hätte den Tarcil dazu bringen können, selbst zur Quelle all dessen zu gehen, nachdem es kurz zuvor noch dermaßen tobte, und so drückte er dem Ithron Livius unumwunden die Zange in die Hand. Sein Horn, seine Verpflichtung.
 Es war nicht unbedingt verwunderlich, dass es funktioniert hatte. All das Geschehene hatte teils darauf hingedeutet. Ein Fehlschlag hätte sicherlich katastrophaler geendet. Überraschenderweise verlangte der Ithron den sofortigen Aufbruch nach Glaedi. Noch viel mehr sollte geschehen an diesem Abend, doch in der Kurzform kam es so, dass der Drache Eostycal aus dem Ei „befreit“ wurde, doch von Morgun verflucht, stark geschwächt und wohl eher dem Tode als dem Leben nahe war.
 Es war kein gutes Ende, aber auch nicht das schlimmste. Noch hatten sie Zeit. Und schon am nächsten Tag kam es erneut zu einem Treffen. Es sollte ein Ritual werden. Naeldir wusste nur zu gut, dass er nicht würde helfen können, schließlich war er ein Maethor, kein Ithron. Aber die Hochelfen besaßen etwas, was die Sache erleichtern könnte. Es würde ein langes, schwieriges Gespräch werden.

 Und das wurde es auch. Berion, seine rechte Hand und Hüter des Sternensplitters, nahm seine Versprechen so ernst, wie man es von einem Edhel erwarten konnte. Der Fürst hatte keinen Anspruch auf diesen Splitter und unter keinen Umständen hätte er Berion gedrängt, ihm diesen zu überlassen, nicht für eine Angelegenheit, die die Edhil kaum betraf, sondern eher ihn und Ba’thal. Nachdem er die Geschehnisse bis dahin zusammenfasste, bat er seinem Gegenüber um das, was zu bewahren er versprochen hatte. Und natürlich musste Naeldir sich dafür rechtfertigen. Es war mehr als verständlich und seine Bitte groß. Unter Zusicherungen, dass er den Splitter nur im Notfall aus der Hand geben würde, und diesen entsprechend verteidigen würde, erhielt er den Sternensplitter am Ende dennoch, wenngleich mit der Klarstellung, was geschehen würde, käme dieser irgendwie abhanden.

Er fühlte sich unwohl mit der Leihgabe. Gewiss hatte er dereinst nach solcherlei getrachtet, doch im Laufe der Zeit hatte er dahingehend Demut gelernt. Schnellstmöglich kehrte er pünktlich bei den Bewahrern auf und zeitig brachen sie nach Glaedi auf, wo das Ritual nicht nur geplant, sondern am selben Tage noch durchgeführt werden sollte.
 Es war eine interessante Erfahrung für den Elfen. Er war bei einigen Ritualen dabei gewesen, als sie durchgeführt wurden, aber niemals bei der Planung eines solchen, weil er schließlich nicht wirklich etwas dazu beitragen konnte. Er mischte sich nur wenig ein und lauschte eher.
 Bei dem Ritual selbst war seine Rolle sehr beschränkt. Er hielt den Splitter fest, denn dies war nicht der Notfall, um ihn aus der Hand zu geben. Mahribar konnte seine Hand einfach auf den Splitter drauflegen. Es war etwas anstrengend, Ba’thal davon abzuhalten, während des Rituals in den Energiestrom einzugreifen, und so fühlte er sich nach dem – durchaus erfolgreichen – Abschluss geschwächt.

 Nein, er würde nicht nach Ivren’mir zurückkehren, die Ruhe war ihm wichtiger. Eine kurzzeitige Abstinenz seinerseits fiel weder auf, noch schadete sie. Und so zog er sich zurück, um an einer Felswand zu schlafen, bis die Zeit gekommen war, zu erwachen und tätig zu werden.


 
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Livius Quintus
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Re: [Quest - Status: Läuft] Der gefallene Stern

Beitrag von Livius Quintus »

Das Schauspiel, dass sich den Anwesenden zeigte, schien für die Aussenstehenden nur wenige Minutenläufe anzuhalten. Während Livius sich inmitten des Pentagramms schmerzerfüllt wandte, kämpfte er innerhalb seines Kopfes mit dem Sternendrachen Eostycal, dem inneren Wolf und dem Einfluss Morguns um die Vorherrschaft. Für den Magier fühlten sich diese Momente wie eine Ewigkeit an. Eine Ewigkeit erfüllt mit unbeschreiblichen Schmerzen, die sich im Leib und Verstand ausbreiteten. Das Gefühl, auseinandergerissen zu werden machte sich im Körper präsent.

«Freiheit! Endlich Freiheit! Zu lange habe ich auf diesen Moment gewartet.» erklang die unnatürlich tiefe und hallende Stimme Eostycals in Livius’ Kopf und ein zufriedener Laut folgte, der Erleichterung gleichkam.

«Freue dich nicht zu früh, Eostycal. Denn du wirst MEIN sein.» zischte es aus dem Hintergrund, Morguns Stimme war zu hören.

«Morgun!» rief die erboste Stimme des Sternendrachens. «Was fällt dir ein, dich an meiner Existenz laben zu wollen?»

Ein hämisches Lachen erklang, dann ein verärgertes Grollen. «Wirke ich auf dich, als müsste ich mir deine Erlaubnis einholen? Du bist nichts, als ein einfacher Wurm.»

«Und doch hast du dich von einfachen Sterblichen bezwingen lassen.» quittierte Eostycals Stimme die Worte Morguns mit einem spöttischen Klang, der mitschwang.

Morgun, dessen Stolz durch die Niederlage gegen den Erzengel ohnehin schon angekratzt war, brüllte verärgert auf. «Sie werden schon noch früh genug meine Rache zu spüren bekommen und dann werde ich mir dich holen!»

«Selbst deine Zeit ist begrenzt und die Gier nach mehr Macht wird dich verschlingen. Dein Name wird vergessen werden, jener meiner Vorfahren und meiner jedoch ewig bestehen bleiben. Denn wir schufen die Himmelskörper, die sie anbeten. Sie nennen uns Götter – doch du, du bist so vergänglich wie das Leben der Sterblichen selbst.» zischelnd und unterschwellig drohend spuckte Eostycal Morguns Einfluss die Worte entgegen, wissend, dass dieser dadurch nur weiter erzürnt werden würde. Eine Schwachstelle, die er nutzen wollte. Denn versteckt vor Morgun, verbündete er sich mit Livius.

«Du bist ein grosses Risiko eingegangen, meinen Geist in dich aufzunehmen, Sonderling.» ein nachdenklicher Laut begleitete die Worte. Von Dankbarkeit war aber nichts zu hören.

Livius erwiderte mit einem wissenden Klang: «Dessen bin ich mir bewusst. Doch du dürftest inzwischen meine Absicht durchschauen können, nun da wir einen Körper und Bewusstsein teilen.»

Einige Herzschläge lang herrschte Stille zwischen den Beiden. Nachdem Eostycal in Livius Verstand hineingeblickt hatte, antwortete er jedoch: «Ja, ich erkenne deine Bewunderung der Brutdrachen und Willen diesen zu helfen, die in deinem Inneren wohnt, wieder. Für Sterbliche eine noble Aufgabe, die aber mit deinem Tod enden wird, wenn du nicht aufpasst.»

«Ich stehe zu meinem Wort, komme was wolle. Die möglichen Konsequenzen sind mir bewusst. Wir werden dir mit den uns verfügbaren Mitteln helfen, Eostycal. Die einzige Bedingung, die ich stelle ist, dass du meine Seele verschonst.»

Ein amüsierter Laut entwich Eostycal, der die Stimme im Anschluss erhob: «Schliesse dich mir gegen Morgun an und ich werde dafür Sorge tragen, dass dein Körper diese Zeit unbeschadet übersteht.»

«Einverstanden.» schoss es von Livius hinüber, ohne darüber nachzudenken. Ihm war in diesem Moment nichts lieber, als Morguns Einfluss zu vertreiben.

Der untote Drache indes versuchte seinen Einfluss auf die beiden Geister zu erweitern und umgarnte sie mit falschen Versprechen: «Schliesst euch mir an! Ihr werdet unermessliche Macht erlangen und der Tod selbst wird euch nichts anhaben können. Ewiges Leben soll euer Geschenk sein, wenn ihr euch meinem Willen beugt! Werdet zu meinem höchsten Dienern und regiert an meiner Seite die Welt.»

Doch sowohl Eostycal, als auch Livius durchschauten die Lügen und liessen sich nicht verlocken. Sie wussten, dass der untote Drache sie in Glaedi nicht erreichen könnte.

«Deine leeren Worte werden zu Staub zerfallen, während meine die Ketten brechen, Bruder. Du schmiedest Lügen für deine Mängel. Doch du bist nichts, als ein Fehler der Natur! Mein kosmischer Wille wird dein Überdauern, wie es all die Jahrtausende schon tat.» Dem Klang der Stimme des Sternendrachens nach hatte er genug.
Ein Kampf zwischen den beiden Fronten entstand, auf der einen Seite Morgun, auf der anderen Eostycal und Livius und dessen wölfische Seite. Das war das, was die Aussenstehenden beobachten konnten. Und dann, als Eostycal letztendlich siegreich hervorging und Morguns Einfluss mithilfe von Livius vertrieb, herrschte Stille.


Das Ritual war vollbracht. Sie waren erfolgreich, wie sie früh genug erfuhren. Livius Hülle erhob sich, doch es war nicht der Magier, der zu den Anwesenden sprach, sondern der Sternendrache. Eostycal liess es sich nicht nehmen, die wiedererlangte Freiheit zu geniessen. Die Bewegungen fühlten sich zwar merkwürdig und durch den geschwächten Zustand schwerfällig an, doch gelang es ihm, diese schnell zu kontrollieren.

Natürlich war die erste Frage, die er zu hören bekam, ob Livius noch lebte. Nichts anderes hatte der Drache erwartet. Er nahm ihnen die Sorge und unterhielt sich noch eine Weile mit den Sterblichen und seiner Schwester, ehe er zunächst den Drachenturm mit Shira’niryn aufsuchte, um sich zur Ruhe zu begeben. Die Macht Eostycals war zu viel für den Körper. Livius konnte von Glück sprechen, dass seine Regeneration ihm zunächst half, diese Kräfte zu halten – mithilfe des Drachenangols in seiner Brust. Doch wie sich wenig später herausstellte, brachte die Aufnahme der Drachenseele ernstzunehmende Konsequenzen mit sich. Ein Wettkampf mit der Zeit begann, denn der Körper begann zu schwächeln. Selbst seine regenerativen Kräfte liessen nach und so war recht schnell klar: Eostycal müsste schnellstmöglich zurück in seinen Körper, sonst würden beide sterben.
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