Erlösende Ohnmacht

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Golga/Kendor
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Erlösende Ohnmacht

Beitrag von Golga/Kendor »

Golga von Assuan


Ein kaum zu ertragendes, schrilles Piepen in seinem Kopf weckte Ihn auf. Er lag bäuchlings auf den Boden und zog seine Beine näher an sich, um so mit Hilfe seiner abgestützten Arme auf seine Knie zu kommen – ein Fehler.

Golga riss die Augen weit auf, nur sie im nächsten Moment wieder zu schließen, denn der Kopfschmerz, der ihn jetzt in Empfang genommen hatte, zwang ihn dazu, die Hände fest an seinen Kopf zu drücken und er landete mit der Stirn gen Boden zurück und riss sich sogleich wieder hoch, um einen schmerzertränkten Schrei aus seiner Kehle entweichen zu lassen. Das Blut schoss ihm in sein Haupt und verfärbte seinen Hals und Kopf in ein warnendes Rot. Bei diesem Schrei war die Muskulatur seines Halses so angespannt, dass selbst seine Venen zu sehen waren.
Er konnte die Tränen nicht mehr aufhalten, konnte den Speichel, den er über seine Lippen verlor, nicht stoppen. Sein Schrei wechselte ins Stumme über und in dem Moment war es ihm nicht mehr möglich seine Lungen mit Luft zu befüllen. - Zeitlos erschien ihm diese Pein.

Doch die Ohnmacht schenkte ihm Gnade und ließ ihn zusammengekauert auf dem kalten Boden zurück. Seine Umwelt konnte er nicht mehr wahrnehmen, und so bemerkte er nicht mehr wie eine kleine klauenartige Hand eines Teufels sich seinem angespannten Gesicht näherte und ihm das lange, dreckige und verschwitzte Haar aus dem Gesicht vorsichtig strich...

„Meister“ kam es mit sorgenvoller Angst. „Meister, wach auf... Meister.. bitte“ piepste es schluchzend. Die Augen des Teufelchens füllten sich mit Tränen. „Meister...“
Ein wärmendes Licht, welches immer mehr an Intensität dazu gewann, umgab die Hand des Vertrauten. Das Teufelchen berührte ihn und die heilende Energie ging auf den Magier über. In Schüben pulsierte das wohltuende Licht von der kleinen Kreatur zum Menschen über. Und langsam wollten sich auch Golgas Gesichtszüge entspannen.
Sizzil schmiegte sich an die Brust seines Meisters, nahm seinen Arm und legte es um sich. „Sizzil passt auf seinen Meister auf...“

Ein Bild, ein Gedanke, für den Bruchteil eines Augenblickes sah er eine Frau, sah er ein Kind. Dies holte ihn aus seiner Bewusstlosigkeit zurück ins Jetzt.
Golga rührte sich nicht, sondern erfasste erst schweigsam sein Umfeld. Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren, denn ein Schwindel erlangte immer wieder Besitz von ihm.

>Ich lebe< war sein erster Gedanke >oder doch eine Illusion,...<

Er versuchte die Verwirrung in seinem Kopf zu bekämpfen, machte sich immer mehr von seiner Umgebung bewusst. Der Magier bemerkte das an ihm geschmiegte Teufelchen. Unbewusst drückte er es etwas enger an sich ehe er sich vorsichtig von ihm trennte.

„Sizzil“ krächzte es gedämpft über seine trockenen Lippen. Er wollte sich wieder aufrichten, doch musste er feststellen, dass es ihm an Kraft mangelte und er um einiges langsamer, und mit mehr Unterstützung seiner Glieder sich aufrichten konnte.

Das kleine Teufelchen blinzelte erst einige Male und rieb sich mit der kleinen Faust den Schlaf aus den Augen. Als Sizzil dann klar wurde, dass Golga wieder erwacht ist, konnte es seine Gefühle nicht mehr zurück halten und sprang den Magier förmlich an.

„Meister, Meister, du lebst, Meister du bist wach, Meister, Sizzil hatte Angst um Meister, tu das nie wieder Meister, hörst du, nie nie niemals nie nicht wieder!!“ Es schluchzte und drückte sich wieder an seinen Herren.

„Uff sachte“ so kraftlos wie er war, fiel es Golga schwer sich zu halten. „Gib mir etwas Zeit... und Raum“ .. für den Moment herrschte Leere in seinen Gedanken, denn eine Form der Verwirrung hatte ihn erfasst. Er sah sich um und erkannte im ersten Moment den Ort nicht. Ein Pentagramm, Runenzeichen... aus hochwertigem Material. Dabei strich er mit seinem Handrücken über seinen verdreckten Mund und wischte sich mit Blut verschmierten Speichel ab. Seine Augen bemerkten die raue, durch das Alter gezeichnete Hand. Er betrachtete sie einen Moment, um sich bewusst zu machen, wem diese Hand gehört.

Aus den Augenwinkel erhaschte er eine silberschimmernde Schale. Golga nahm diese an sich und betrachtete sein Spiegelbild.

Tiefe dunkle Augenringe, ein durch die Jahre hin geformtes Gesicht welches umrahmt von einem dreckigen mitgenommenen Bart ist. Seine Linke fuhr hinauf zu seinem rechten Auge als er die Gesichtsbemalung registrierte...

„Wer bin ich“ fragte er sich selber

Und das kleine Teufelchen neben ihm schaute zu ihm auf „oh nein...“




Kehlig, leise, wie ein schwacher Windhauch kam es tief irgendwo in seinem Unterbewusstsein bedrohlich
„Mein...“
Zuletzt geändert von Golga/Kendor am 05 Feb 2021, 09:36, insgesamt 4-mal geändert.
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Pandor Vildaban
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Re: Erlösende Ohnmacht

Beitrag von Pandor Vildaban »

Tage vorher …
Golgas verschwinden machte nicht nur der Familie Assuan zu schaffen, sondern auch dem einst herrschaftlichen Anwesen des nordischen Clans. Waren es Tage, Monate oder doch schon Jahre seit dem der mächtige Magier verschwunden war?

Wie Sisyphus an den Felsen gebunden, war es nun Pandors Aufgabe geworden, dem Chaos und dem Zahn der Zeit, die das Haus befielen, Herr zu werden. Und so fand er sich ein weiteres Mal in den tiefen Gewölben des Kellers und kümmerte sich, man kann sagen … fast schon liebevoll, um die „(un)freiwillig“ Gäste in Golgas Sammlung.

Sie wurden über die Jahre, die einzigen vertrauten Geräusche des Kellers. Geräusche, die Pan an die frühere Zeit erinnerten. An die gute Zeit. Die Zeit als Golgas, Arurunus und Zargons - Präsenz so allgegenwärtig waren.

Pandor war kein Zauberer. Von Runen und Paraphernalien hatte er genauso wenig eine Ahnung wie von Magie. Naja, bis auf die wenigen Grundlangen, die er von Golga aufgeschnappt hatte. Wissen das Pandor brauchte um im unwirklichen Clan der Assuans überleben zu können. Bis heute waren sein Handwerk … Mirja, die Zwillinge und das einfache Leben eines Kämpfers.
Zum Glück hatte der Magier damals die Geduld aufgebracht, Pandor, Stunden über Stunden die einzelnen Schutzrunen des Kellers einzubläuen, sodass dieser nun mit den Instruktionen und dem hart erlernten Wissen die mächtigen Siegel prüfen konnte.

Was würde Pandor wohl machen, wenn eines Tages die Schutzrunen schwächer werden, oder gar brechen würden? Dann müsste man wohl Nordhain von der Landkarte streichen und mit einer Armee aus Erzmagiern und Kriegern anrücken, um die Tore zum Dämonenreich zu schließen. Fraglich, ob dieses Unterfangen jemals gelingen könnte, denn niemand auf der Welt wusste so viel über die dämonische Natur wie … Golga von Assuan.

Zugegeben, diese Vorstellung eines Tages seine Heimat und vielleicht sogar seine kleine Familie „an Golgas Erbe“ zu verlieren, beunruhigte den Nordmann. Doch immer wieder schafften es die Alltagsroutinen auf dem Gelände diese Sorgen zu verdrängen.

Seit Golga nicht mehr da war, verhielten sich die „Gäste“ der unterirdischen Gewölbe für gewöhnlich "still", doch an diesem Tag war  alles anders. Eine Unruhe machte sich unter den dämonischen Geschöpfen breit. Manche von ihnen kauerten eingeschüchtert und zitternd in den Ecken ihrer Zellen, andere verfielen Hass, dämonischen Flüchen und manischer Raserei. Wie Tiere ein Erdbeben im Voraus spüren können, schienen die Wesen der unterschiedlichsten Höllen die Ankunft ihres Meisters vorauszuahnen.

*wird fortgesetzt*
Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 05 Feb 2021, 08:16, insgesamt 3-mal geändert.
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Golga/Kendor
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Re: Erlösende Ohnmacht

Beitrag von Golga/Kendor »

Er legte die kleine Schale wieder zurück. Sein Blick suchte die nähere Umgebung ab. Eine dunkle Höhle die hier und da von einigen Runen erhellt wurde. es war eine recht große Höhle, Stalaktiten hingen bedrohlich von der Decke hinab. Auch ein kleiner Bach fand gemächlich seinen Weg durch diese Höhle.
Golga schaffte es dann langsam sich aufzurichten. Jede Bewegung kostete ihm Kraft und lies ihn etwas schwerer atmen. Und als ihm bewusst wurde, wie anstrengend es für ihn war so etwas banales wie Atmen zu vollziehen, hielt er kurz inne, konzentrierte sich auf seine innere Energie und begann dann seine Magie zu sammeln.
Nicht mehr als ein Flüstern im Wind „Rel Sanct“, ohja, er fühlte sich besser, schien wieder mehr Kraft zu haben und wirkte auch etwas erholter.
Er drehte sich noch einmal um und betrachtete das Pentagramm auf dem Boden. Vertraute Runen, bekannte Muster, edle Materialien, Perfekt gezogen. Sein Werk. Erinnerungen kamen wieder hoch.

Dann vernahm er dämonische Laute, Flüche wurden ausgesprochen, geballter Hass kam ihm entgegen. War das vorhin auch schon da? Golga war sich nicht mehr sicher ob er das einfach nur nicht gehört hatte, oder es jetzt neu ist.
Schnell durchgeführte Handbewegungen, mehr eine Erinnerung seiner Muskeln als dass er bewusst darüber nachdachte was er wie zu tun hatte. Seine Magie erfüllte ihn mit neuer Lebenskraft.
Er kannte in dieser Höhle die Runen, die sichtbaren sowie die versteckten – wieder lösten sich ein paar Knoten in seinem Verstand und die Erinnerungen kamen jetzt vermehrt zurück. Langsam aber stetig.

Auch wenn er nicht vollends bei Kräften war, fühlte er sich in seinen Bewegungen mit jeder zurückgewonnen Erinnerung sicherer.
Und als er am ersten „Dämonenkäfig“ vorbei kam, baffte er die Höllenkreatur mit kalter, ruhiger und bedrohlicher Stimme an: „Seid Ihr alle Still, oder ich werde euch zum Schweigen bringen.“ auch wenn seine Worte reichten, so hätten sonst die magischen Runen die Insassen dazu gezwungen ihre Mäuler zu halten.
Oh welch unterdrückte Feindseligkeit ihm entgegen geworfen wurde - Golga musste unwillkürlich lächeln.

Er wusste jetzt zum Teil wo er war, wer er war und was er hier zu tun hatte, doch was passiert ist, und wieso er in diesem Zustand ist, wollte es sich ihm noch nicht offenbaren. Ein paar der dunklen Schleier in seinem Verstand waren noch nicht bereit preiszugeben was sie zu verbergen hatten.
Zielsicher nahm er die nächsten Schritte und bog bei der ersten Gabelung nach links, bis zum Ende vom Gang und dann durch die schwere, runenverzierte Metalltüre.

Golga musterte den Raum „Hm, hier hat wohl jemand aufgeräumt“ fast schon könnte man meinen dass er sein Durcheinander vermisst. Doch weiter wollte er sich damit nicht beschäftigen und ging stur stracks zu einer bestimmten Truhe.
Die magischen Fallen wurden entschärft und die Schutzzauber deaktiviert. Es wanderten ein paar Gegenstände in seine Tasche und andere wiederum wurden in das Behältnis gelegt. Der Deckel wurde verschlossen.

Er richtete sich auf und sein Weg führte ihn zurück zum Gang...
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