Angespannt stand er neben Skadi, und konnte förmlich den Atem des Weragers hinter sich spüren, Rashka's kritische Blicke lasteten auf den beiden Stammesanwärtern.
Gromtar der Sjaman wies sie an Wasser zu besorgen, vom Fluss "Quell des Lebens" im Westen, und vom Fluss "Schimmerstrom" weit im Südwesten. Auf dem Rückweg sollen sie mit bloßen Händen einen Wolf erlegen, und dessen Fell als Beweis mitnehmen. Nur mit ihrem Vänkniv, und einer leeren Flasche ausgerüstet hieß es sich zu beweisen. Ein leichtes Spiel, dachte sich Skogvar - und da er der geborene Wanderer ist, entschied er sich für den langen Fußmarsch zum Schimmerstrrom Fluss.
Skogvar hatte entgegen Skadi's Ratschlag sich warm anzuziehen, nur einen Kilt und eine Fellweste angezogen, barfüßig würde er den Weg bestreiten. So fühlte er sich näher zur Natur verbunden, und erhoffte sich eine noch größere Herausforderung für seine Reise - immerhin wanderte er durch den Mooswald, weiter bis zu den heulenden Bergen (Ansilon umging er), den Landstrich bis zum Ogerberg nach Süden um flussabwärts zur kargen Steppe zu gelangen, von dort aus musste er sich nur noch bis zum Dschungel hindurchplagen und anschließend wieder zurückkehren, ach und den Wolf umhauen.
"Kann jau nej so schwer sein!"
Tag 1 war verstrichen - der Sjaman gab ihm 3 Tage Zeit für die Prüfung. Recht früh, noch vor Sonnenaufgang als die letzten Kohlereste noch glühten machte sich Skogvar sogleich auf in Richtung Dschungel..
Der Dschungel / Goldene Stadt - "Wasser hol'n und Weiber an Land ziehn"
Der Dschungel war für Skogvar ein bisher nie dagewesener Anblick. Hier sprudelte das Leben, die verschiedensten Farben, Tiere und Pflanzen waren ein Zeichen für ihn, dass die Götter es gut meinten mit den hier lebenden Bewohnern. Er ist vermutlich 3 Stunden durch die dichte Flora gewandert, ohne auch nur auf einen einzigen Pflasterweg oder Steingebäude zu stoßen. Keine flächenartige Abrodung und Schändung der Natur - hier ist alles noch im Gleichgewicht, und so versuchte er auch so wenig Schaden anzurichten wie ihm möglich war.
So war er endlich am Ziel angekommen: der Schimmerstrom, ein malerischer Fluss, unberührt und auf eine Art und Weise beruhigend, dass selbst der Barbar für eine Weile eine stoische Ruhe erlangte.
Das Wasser war nun im Fläschchen, und so konnte er sich nach einer kurzen Verschnaufpause, in der er sich einige Früchte zuführte, wieder auf den Rückweg machen.
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Gerade als er sich vom Fluss abwandte, hörte er ein leises wimmern, gefolgt von einem Plätschern. Es kam vom anderen Flussufer, er schnellte sofort hin und erblickte eine Frau, vermutlich Amazonin - mit zerfetzten Klamotten, Schürfwunden und blauen Flecken lag sie am Ufer.
Sie war sehr geschwächt, und konnte die Augen kaum offen halten. Alle versuche sie ganz wachzubekommen scheiterten, und er dachte sich
"Verflucht! die Bransla, jeg darf ney zu spät zurück kommen, sonst ist alles umsonst!" Hätte er sie einfach sterben lassen sollen..?
"Gol..golden.." kam es fieberhaft aus ihr heraus.
Ihre Arm zeigte schwächlich nach Nordwesten.
"Gold-en..Stadt...."
Der Barbar runzelte verwirrt die Stirn?
"Was sagst'? Goldne Stadt..Hier ist weit und breit nix außer Urwald!"
seufzte er
"Nagut Weib, Skog' bringt dich nach Haus!"
So hob er die leblos wirkende Amazonin über die Schulter und ging Richtung Nordwesten. Das sollte für ihn nicht allzu schwer sein, sie war sehr mager und zierlich, die Eber die er im Mooswald nach der Jagd auf die Schulter nahm waren sogar schwerer.
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Nach ungefähr 30 Minuten Marsch durch den Dschungel erblickte Skogvar ein leichtes Schimmern in der Ferne, jedoch nicht allzuweit entfernt. Er vermutete die "Goldene Stadt" gefunden zu haben und legte einen Zahn zu, immerhin musste er noch rechtzeitig seine Bransla absolvieren.
Das Schimmern aus der Ferne war nun eine deutlich sichtbare Stadt vor seinen Augen, sie war prächtig, jedoch keineswegs unpassend platziert - Natur und Stadt verschmolzen ineinander.
Und schon recht bald kam ihnen eine Frau entgegen, welche sich später als Samira vorstellen würde. Hilfsbereit und ohne zu zögern brachte sie Skogvar und das verletzte Weib in die Stadt, die Wachen wies sie an die beiden passieren zu lassen.
Schnell fanden sie den Weg zu einer Heilerstube, Samira versicherte ihm dass sie sich um die Verletzte kümmern wird. Dabei betrachtet sie ihre Wunden, gab ihr etwas zu trinken und legte sie zur Bettruhe hin - sie würde durchkommen.
Beiläufig fällt dem Barbar eine Fußfessel auf, "Aerez" sei dort eingraviert - lesen konnte er das aber sowieso nicht.
Aerez wurde in die Obhut der Heilerin übergeben, welche sich von nun an um ihre Gesundheit kümmern sollte.
Erleichtert war der Barbar, und zugleich erstaunt - ohne seine Bransla wäre er nicht vor Ort um sie zu retten - er wüsste die Ahnen würden ihn leiten und dieser armen Frau helfen.
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Skogvar's Magen fing an zu knurren, so laut dass ihm Samira gleich eine warme Mahlzeit und 2 Flaschen Met am Lagerfeuer anbot. Dies konnte er nicht ausschlagen, obwohl er in Eile war - sollte er nicht ungestärkt den Rückweg antreten, denn dort wartet ein Wolf auf ihn, der wohl noch hungriger war als er selbst.
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Nach einiger Zeit des Freundlichen Wortwechsels (so schwer es ihm auch fiel dauerhaft die Handelssprache zu sprechen), verabschiedete sich der Barbar von Samira und machte sich gestärkt auf den Rückweg.
Das tropische Klima im Dschungel machte ihn so durstig dass er die Wasserflasche für die Bransla unterwegs leertrank, und deshalb nochmal zum Fluss lief um sie vollzumachen.
"Diesmal verdurst jeg lieber bevor ich davon sauf.. Sjaman Gromtar will unbedingt diese Plörre, er soll sie bekommen!"
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Und wieder durchquerte er den Dschungel, um in der Steppe anzukommen. Diesmal nahm er einige große Pflanzenblätter mit, und machte sich provisorisch ein Paar Schuhe daraus, damit die Skorpione seine Füße nicht nochmal kneiften.
Gut eine Stunde marschierte er diesmal durch das Ödland, und endlich am Grün angekommen, drehte er sich noch einmal um, um dieses unwirtliche Land zu betrachten, froh darüber dass der schlimmste Teil des Marsches vorbei ist, entspannt atmet er dann tief aus.
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Gerade in diesem Moment spürt er einen einen stechenden Schmerz in seinem Bein und sackt auf einer Seite ein.
"AU! Ogerscheiße!..." brüllte er durch die Steppe, als er gerade einen Skorpion davonkrabbeln sieht - diesmal hat er mit seiner Giftstachel zugestochen.
Mit geballter Faust, leicht humpelnd und den Skorpion verfluchend macht der Barbar sich auf den Weg in die Heimat.
Der Mooswald - "Der mit dem Wolf rauft"
Ab und an fühlte sich Skogvar ein wenig schwammig, so ein kleiner Skorpionstich würde den starken Kerl aber nicht von den Beinen fegen meinte er, um wichtige - echte Gegner muss er sich noch kümmern.
Die letzten 3 Tage gingen ihm nochmals durch den Kopf. Hatte er es echt geschafft? Nagut, dem Wolf müsste er noch den Hals umdrehen, dies hat er aber schon mehrmals getan, das könnte zwar blutig werden aber nichts woran er scheitert. Ewig hat er die Wölfe studiert, ihre Gewohnheiten, ihr Rudelverhalten, wann und wo sie Beute reissen.
"Wenn du'n Wolf töten willst, musst' zum Wolf werden!"
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Würde er sich als würdig erweisen? Er, der einen Bogen im Kampf benutzt und nicht, so wie es der alte Kodex vorsieht in den vordersten Reihen der Berserker Auge um Auge gegen den Feind kämpft. Würde er, einen ehrenvollen Tod sterben und an Sarmatijasch' Tafel speisen können? Das würde sich noch zeigen.
In Gedanken vertieft schlenderte er durch den Wald, der irgendwie anders wirkte als bei seinem Aufbruch. Die Farben waren viel kräftiger, und irgendwie zischte es immer in seinen Ohren, als würde ein Wind durch den Wald peitschen - doch das Blattwerk rührte sich kaum.
Dann hörte er plötzlich Rufe, aus verschiedenen Richtungen, hinter ihm, vor ihm und sogar von oben - er drehte sich im kreis und die Bäume schienen näher zu kommen, und gleich wieder in der Ferne zu verschwinden.
"Was en' verdammter Fluch lastet auf mir! Was soll das?!" fasste sich der Nordmann verwirrt mit beiden Händen an den Kopf.
"Jeg wollt Släkting werden, ney verrückt! Ahhhhh!"
Das Skorpiongift sollte nun doch seine Wirkung zeigen, doch daran dachte Skogvar überhaupt nicht mehr - denn vor seinen Augen bildete sich ein Scheusal aus einer Art Rauchverwirbelungen. Diese formten sich zu einer schrecklichen Wolfskreatur, die er sich nichtmal in seinen Alpträumen vorstellen könnte.
Wie festgewurzelt blieb er auf der Stelle stehen und traute seinen Augen nicht. Das Biest schaute ihn mit seinen Roten augen direkt an und sprach mit einem ohrenbetäubenden Lärm.
"DU WURM! ICH ZERFLEISCHE DICH! DU WILLST EIN JÄGER SEIN, BEZWINGER DER NATUR? VIELE VOR DIR SIND GESCHEITERT! WEIL IHNEN DER BLUTDURST FEHLTE! SIE ALLE SIND VERWEICHLICHTE TIERE! UND DU WIRST GENAUSO SCHEITERN!"
In diesem Moment trat Skogvar einen Schritt zurück und fiel nachhinten, der Wolf stürzte sich auf ihn, beide rauften sich hin und her über den Moosboden. Immerwieder dreschte er mit seiner Faust auf den Wolf ein - schrie der Wolf, so schrie Skogvar noch lauter - mehrmals wurde er an Armen und Beinen gebissen, viel spürte er in dem Rausch aber nicht, vielleicht lag es am Gift, oder am Adrenalin.. aber je häufiger der Wolf ihn biss und ihm wirklich teilweise schwere Verletzungen zuführte, umso wütender und aufbrausender schlug er um sich. Der Wolf weichte dann nach hinten um etwas Schwung zu holen und sich auf ihn zu stürzen, dabei kratze er ihm mit der Pranke das Gesicht auf, grade so konnte Skogvar den Kopf zur Seite ziehen, sodass der Wolf ins Taumeln gerät und neben ihm landet. Blutüberströmt und wutentbrannt wirft der Barbar sich auf den Rücken des Wolfes, fletscht seine Zähne und beißt ihn mit all seiner Kraft in den Hals - das Blut strömt über das Fell, er beißt so sehr zu und lässt nicht ab - bis er kraftlos nachlässt und nach hinten faellt. Schwer keuchend liegt er neben dem Wolf - dieser verblutet. Der Kampf ist vorbei.
Von oben bis unten mit Blut verschmiert, erhebt sich der Barbar - kann sich jedoch aufgrund der Verletzungen kaum halten.
Die Halluzinazionen lassen nun zusammen mit seiner Wut nach. Stolz holt er sich seine Trophäe die Wolfsmaske.